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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.10.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19151020029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915102002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915102002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-10
- Tag1915-10-20
- Monat1915-10
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rrerdner Nachrichten »r.Al ALLv orttgs Lsfov a« Dienstag abend. Die Bulgaren überschritten in Verfolgung des Feinde» dir Vrcgolnica,' sie würben im mazedonischen Gc- biet mit jubelnder Freude empfangen. Der Staatsschatz der serbischen Nationalbank und die serbischen Staatsarchive wurde» »ach einer Mel dung aus Athen nach Monaftir gebracht,' auch daS Haupt quartier wurde nach Nisch verlegt. Italiens M i t w i r t u n g a u f ü e nr B a l ka n gilt in unterrichteten diplomatischen Kreisen Roms heute alö völlig sicher. Infolge der UnterseebootSgcfahr im Mittel- n, eer weigern sich viele englische und französische Kapitän«, die Häfen zu verlassen. DaS französische Moratorium ist durch einen Erlaß um weitere sechzig Tage bis zum 81. Dezember ver längert worben. In Berlin fand im preußischen Abgeordnetenhause die erste allgemeine Versammlung der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik statt. DaS große Los der sächsischen Landes - Lotterie fiel auf Nr. 18 520 nach Leipzig. Alliierten und Griechenland betr. die Gewährung eines Darlehens von 500 Millionen Drachmen nntcr sehr günstigen Bedingungen wurde vor dem Ministerwcchsel abgeschlossen und wird durch diesen in keiner Weise ver ändert. Griechenlands Verpflichtungen sowie die Ver- sprcchnngen der Alliierten bleiben dieselben. In den diplo malischen Kreisen der Alliierten hat man deshalb eine sehr optimistische Auffassung über die griechische KrisiS. AlS Be weis für die Berechtigung des Optimismus weist man ans die kürzlich erfolgte Unterredung zwischen Venizelvs und Zaimis hin, die zugunsten der Alliierten geendet habe. IW. T. B > Der türkische Kriegsbericht. Das türkische Hauptquartier teilt mit: An der Dar danellen-Front bei Anasorta außer Scharmützeln zwischen Aufklärungs-Abteilungen und aussetzendem Ar- rilleriegefecht nichts von Bedeutung. Bei Ari-Burnu brach ten unsere Küstenbattcrien feindliche Torpedoboote, die eine Zeitlang wirkungslos unsere Stellungen beschossen hatten, zum Schweigen. Wir sprengten eine Mine, die der Feind bei Bault Tepe gegraben hatte. Bei Lcddul-Bahr schob der Feind am 16. Oktober in vierundzwanzig Stunden mehr als tausend Haubitzen ab. ohne irgendeine Wirkung zu er zielen. Sonst nichts von Bedeutung. sW. T. V.j Die Frage der Aufgabe des Dardanellen-Unteruchmcns. „Daily Telegraph" schreibt: MisncrS direkte Erklärung, daß das Expeditionskorps von den Darda nellen zurückgezogen werden solle, eröffnet eine Frage. über die es schwer ist, ruhig zu denken. Der Beschluß, daß eine so große und kühne Unternehmung, aus die so glänzender Mut und so viele unersetzliche Menschen leben verwendet wurden, aufgcgebcn werden sollte, wäre ein Beweis grober Unfähigkeit, für die keine Strafe hart genug wäre. tW. T. B.) Die Londoner „Daily News" schreiben in einem Leit artikel: Die Zahl der Verluste an den Darda nellen v o n 9 6 8 9 0 M a n n schließt vermutlich die Kolonialtruppen ein, aber nicht die Flotte und nicht die Franzosen, deren Verluste unbekannt sind. Ein Kommentar ist überflüssig. Tie Umstände lassen cs nicht angczcigt er scheinen, sachgemäße Betrachtungen zu veröffentlichen. T.'e Regierung kürt bereits eine schwere Verantwortung. Die Notwendigkeit, .betreffs der Zukunft zu entscheiden, er schwert sie noch. Das Blatt findet, auf die Debatte nn Oberhause anspielcnd. daß die Laiendebalic über Militär probleme einen triftigen Grund für das Stillschweigen liefere. Aber das Schweigen dürfe nicht mißverstanden rvcrderi. Die Nation habe den Feldzug auf Gallipoli längst mit größter Sorge und in einer gewisse» Hinsicht mit den schlimmsten Befürchtungen betrachtet. Der Entschluß, der Regierung keine Schwierigkeiten zu bereiten, werde durch daS Vertrauen gerechtfertigt, das nur durch die heillosen Kosten enttäuscht werden darf, dast die vitale Entscheidung getroffen werde» muffe, wobei die Regierung nur die An forderungen in Betracht ziehen darf, die der Krieg als lÄanzes stellt. Selbst die bisherigen Ovser dürfen der künf tigen Strategie keine Fesseln anlegen. IW. T. B.) Ter Londoner Mitarbeiter des Mailänder „Lccolo" nennt die D a r d a n e l l e n u n t e r n c h m u n g unter An führung der schweren englischen Verluste ein mißglück tes Unter n e h m e n und wiederholt, daß die Einstellung der Dardanellen-Expedition nicht ausgeschlossen sei, um io mehr, als die ans Gallipoli kämpfenden Truppen nutz bringender in Serbien verwendet werden konnten. Sicher lich könne man nur mit Schmerzen an dieses unglückselige Unternehmen, an die Irrrümer und die außerordentlichen Schwierigkeiten denken. Tie Dardanellcniinternehmungwar nicht etwa ein launiicher Streich Englands oder Frankreichs gewesen, sondern sic lei aus drei Gründen von Rußland dringend verlangt worden: l. damit es einen AuSsuhrweg für Getreide offen habe, 2. um den Druck der türkischen Truppen im Kaukasus zu vermindern. 8. um auch dort den Krieg mit dem seit Jahrhunderten von Rußland gehegten Traume, Konstannnopel zu beherrschen und eine Mittel- mcermachl zu werden, volkstümlich zu machen. Diese Zwecke seien natürlich nicht bekanntgegebcn worden. Wie und von wem das Unternehmen organisiert worden sei, sei »roch nicht ganz Uar. «her es sei sicher. Latz, bi« Durch führung nicht hätte schlechter sei« können. Biel« hätten Churchill verannvortttch machen wollen, der infolgedessen das Marinemintstertum verlassen Labe. (W. T. B.) Ki. Da» Wiener „Deutsche Bolksblatt" meldet aus Rotterdam: Auch die Londoner „Central Sdews" melden zensiert den Beginn der Zurückziehung der eng lischen Truppen von Gallipoli. Deutsche Gesellschaft sür «eVölkeruua-polittk. d. Die vor kurzem gegründete Deutsch« Gesellschaft für Bevölkerung-politik hielt am Montag abend tm großen Lttzung-saale de» Preußischen Abgeordnetenhause» ihre erste allgemeine Versammlung ab. die aus dem ganzen Reiche und besonders stark auch aus Sitddeutschland beschickt war. Zahlreiche Parlamentarier. Hochschullehrer, Geistliche. Aerzte, Juristen und Lehrer, Industrielle. Landwirte und Arbeiter batten sich eingefunden. Als Vertreter de» Reichs kanzlers war Geheimer Oberregierungsrat v. Eichmann. Vortragender Rat im Preußischen Staatömintstertum. er schienen. Der Vorsitzende Professor Dr. Julius Wolf- Berlin wies in seinen Einleitungsworten auf die Ziffern der russischen Bevölkerungsvermehrung mit 3—1 Millionen jährlich gegen 800000 vorläufig noch bet uns hin. Rußland zählt heute 180 Millionen Einwohner gegen 68 Millionen Einwohner in Deutschland. Die Erkenntnis von der Un- erschöpfltchkeit des russischen MenschenrcscrvotrS hat das Bild von der „Dampfwalze" geschaffen. Ohne das Ver trauen auf diese Dampfwalze wäre der Krieg kaum erklärt worden. Das Damoklesschwert der russischen lleberzalil hängt aber weiter über uns und senkt sich immer tiefer, da der deutsche Geburtenüberschuß zurückzugehen droht. Von der französischen Geburtenziffer trennt uns keine allzu grobe Distanz mehr. Trotzdem hat ein bevölkerungspoli tisches Eingreifen immer noch Gegner bei uns. und zwar einmal bet jenen, die eine Beeinträchtigung der Arbeiter- classe davon befürchten, und dann bei jenen, die an den Krieg als solchen die Hoffnung einer Umkehr der Geburtenziffer knüpfen, endlich aber bei den bevölkerungspolitischen Man chestermännern, die da meinen, gegen die Geburtenvermin- d-rung sei kein Kraut gewachsen. Daß der Krieg einen dauernden Ausstieg der Geburten bringen wird, widerspricht der Erfahrung früherer Kriege. Diesmal röird die große Zahl der Tcilinvaliden und das Umsichgreifen der Erwerbs- arbeit der Frau voraussichtlich ein noch rascheres und tiefe res Sinken der Geburten bewirken, als es sonst der Fall gewesen wäre. Professor Wolf erörterte weiter die Mög lichkeiten einer positiven Bevölkerungspolitik. Hierzu rech net er eine Einwirkung auf den Willen zur EheschC ng und zur Aufziehnng einer größeren Zahl Kinder. Eine Reform der Berussvorbildung mit früherem Geffaltsbczug ist nötig. Weiterhin kommt der Förderung der Wohnungs frage, der Mutterschaft-Prämien und überhaupt der Mutter- schaitssorge die größte Bedeutung zu. Die erforderlichen Mittel sind durch eine Steuerpolitik aufznbrinaen. die nicht, wie bisher, den Gesichtspunkt der Gerechtigkeit aus de» Kopf stellt, indem sie den Familienvater ein Vielfaches d-e Ver- h-">:chS>'-euern im Vergleich mit dem Iunggesc"-» zahlen läßt. Eine Reform ist hier unabweisbar. Vor allem aber muß eine positive Bevölkerungspolitik neue Lebensmöglich- teiten eröffnen. Hier kommt die Siedlungspolitik in Betracht, vor allem, wenn ihr im Osten und im weiteren Südosten jenseits der bisheriaen Reichsgrenzen neue Ge biete erschlossen werden. Die Gesellschaft sür Bevülkerungs- volitik will Gesetzgebung und Verwaltung mit populatio- nistischcn Rücksichten durchsetzen und durchtränken. — Pros. Julius Wolf gedachte am Schlüsse des Schreibens des Reichs kanzlers an die Gesellschaft und richtete an die Anwesenden den Appell, treue und tätige Helfer zu sein. Au den Kaiser, die Könige von Bayern, Sachsen und Württemberg, den Großherzog von Baden und den Reichs kanzler wurden Telegramme gesandt. ES sprachen dann in der Erörterung u. a. General v. Blume. Geheimrat N e i ß c r - Breslau, Gcheimrat Hofmeier-Würzbnrg, llnterstaatssckretär a. D. v. Mayr- München, Frl. Paula Müller-Hannover, die Abag. Freiherr v. Zedlitz, Basse rmann, Dr. v. Liszt, Friedrich stk auma n n. Zur Verlesung gelangten auch nach zahlreiche inzwischen eingelanfene BegrüßungStelegrammc und Zustimmungen hervorragender Persönlichkeiten, die zum großen Teil auch ihre Mitarbeit an Ser Gesellschaft in Aussicht stellen. Reichs- und Landtagsabgeordneter Dr. v. e n d c- brand sprach der Gesellschaft seine größten Sympathien aus: Ein völlig ausreichender Erfolg kann nur erreicht werden, wenn alle diese Bestrebungen und Ziele getragen sind vom vollen Verständnis unseres Volkes und der ver ständnisvollen Mitwirkung aller derjenigen, die an der Zu kunft unseres Volkes Anteil nehmen. Dazu gehört auch die Erkenntnis, daß der Besitz von Kindern auch eine mora lische und religiöse Pflicht ist. Es hat Kriege gegebeu, nach deren Beendigung die Jagd nach Genüssen und das Ueber- wiegen des Materiellen eine bedauerliche Rolle gespielt bat. Lauen Sie diesem großen Kriege, der in so vielen Be ziehungen anders ist wie alle bisherigen, auch auf diesem Gebiete ein anderes Ergebnis folgen, lassen Sie dieses Er gebnis eine Vertiefung und Stärkung der sitt lichen und religiösen Grundsätze unseres Levens sein, wovon ja genug Spuren in unserem herr lichen Heere und in unserem Volke schon jetzt zu erkennen sind, dann wird die Frucht auch auf diesem Gebiete dem Ziele zugute kommen, das hier behandelt wurde. Tic am Montag im Anschluß an die allgemeine Ver sammlung abgehaltenc Mitgliederversammlung der Deut- scheu Gesellschaft sür Bevölkerungspolitik hat zum Präsi denten de» «eh. Rat Prosefior Inltu» volf-verlt«. ,u Vizepräsidenten den Senat»präsu>enten v. Strauß und Torney-Berltn, Unterstaatssekretär Professor Georg von Mayr-München und den Vorsitzenden de» Deutschen AerzteveretnSbnnde» SanitätSrat Dttte . Leipzig ge- wählt. (W.T.B.) Dt« Maßregel« gegen die Teuer»»». d. Dem Bundesrat ist die Vorlage über Maßregeln gegen die Teuerung noch nicht zugegangen, doch ist er über deren Ärundzüge unterrichtet worden. Im Bundedrat legt man. wir der „Nat.-Ztg." mitgctetlt wird, den größten Wert darauf, einheitliche Bestimmungen für da» ganze Reichs gebiet zu treffen unter Berücksichtigung der verschieden artigen ErzeugungSgebiete deS Reiche». Dem Reiche soll der Charakter eines ein seitliche» Wirt, schaftsgebtete» gewahrt bleiben. Die Reichs- prüfungsstelle wird sich nicht nur mit der Teuerung der Leben-mittel, sondern auch anderer Bedarfsartikel de» täg. lichen Gebrauchs. Streichhölzer usw., zu beschäftigen haben. Di« Einzahl«»,«« ans di« tritt« Srirgsanleth« betrugen, wie einem Teil der Leser bereits gemeldet, bis zum 15. Oktober 7876,8 Millionen Mark oder 63H Prozent der Gcsamtzeichnung. (W. T. B.) Die Zeichnungen auf die österreichische Kriegsanleihe. Nach der „Krenzztg." überschritten die Zeichnungen auf die dritte österreichische Kriegsanleihe zuletzt 100 Mil- lionen tägltch. BtS zum 18. Oktober waren 826 Mil lionen gezeichnet. (W.T.B.) Die neuesten Meldungen lauten: Das Vordringen der Vulgaren in Serbien. Kl. Budapest. (Ela. Drahtmeld.j Aus Bukarest wird gemeldet: Eine», Berichte aus Turn-Severin zufolge haben die bulgarischen Truppen Radujcvac eingenom men. Am lö. Oktober nach Entfernung der Bevölkerung be gann die Beschießung der Stadt, die sehr heftig war und großen Schaden anrichtetc. Am 16. Oktober zogen die Bul garen in Radujevae ein. Die Bevölkerung flüchtete nach Krnja. An der Tonaulinie entwickeln sich die Kämpfe für die Bulgaren sehr günstig. Bei Negotin fanden heftige Kämpfe auch bei Nacht statt. lcl. Sofia. (Eig. Drahtmeld.j Die unter dem Kom mando des früheren Chefs des Generalstabs Generals B o - t.atiew gegen Serbien operierenden Streitkräfte haben sich nach de» Berichten vom 15. und 16. Oktober im sieg reichen Vormärsche den Weg nach dem Timok-Tal gebahnt. Tie Serben leisteten bisher an allen Punkten in gut vor bereiteten und ailsgebauten Stellungen den heftigsten Widerstand. Der Uebergang über die steile Grenze in der Linie Negotin—Strumitza kann als eine sehr gute Leistung der bulgarischen Truppen bezeichnet werden. Nur kleinen serbischen Resten gelang der Rückzug. Stcll- ungskämpse mit serbischen Abteilungen fanden in den Niederungen deS Timok im Osten von Knjazewac statt. Der serbische Widerstand wurde an allen Punkten von den vor- dringenden Bulgaren gebrochen. Tie aus der Strecke Cari- brod gegen Pirot vorrückcnden bulgarischen Truppen operieren mit bestem Erfolge. Der Fall von Knjazewac wird stündlich erwartet. Die serbische Armee wurde an ein zelnen Stellen durchbrochen. Es zeigt sich, daß die Serben in voller militärischer Vorbereitung an der bulgarische» Grenze standen. Es wird mitgeteilt, daß zahlreiche Frank tireure anslauchcn. womit sich bestätigt, daß die Serben die Zivilbevölkerung mit Waffen versehen haben. In solchen Fällen wird unnachsichtlich streng das KriegSrccht gehanb- habt. kk. Saloniki. lEig. Drahtmeld.j Nach der Meldung eines Blattes ist der infolge Eintreffens englisch- französischer T r u p p en'gestern abgebrochene Kampf zwilchen Serben und bulgarischen Banden bei Walan- dowo und Strumitza wieder ausgenommen worden. Die Bulgaren erhielten Verstärkungen an regulären Truppen und Artillerie. Der Kampf dauert mit Heftigkeit fort. kl. Budapest. (Eig. Drahtmeld.j „Az Est" meldet aus Sofia: Nach einer Meldung aus Saloniki wurde das serbische Hauptquartier nach Monaftir verlegt. Teuerung in Saloniki. l>. Saloniki. lEig. Drahtmeld.j Der Oberkommanbant der englisch-französischen Truppen General Sarrail hatte in Saloniki eine längere Konferenz mit dem serbischen Generalstab und dein Eiscnbahnininister. Er ist. einer Athener Meldung zufolge, heute nach Serbien weitergereist. Der inzwischen begonnene Abtransport der englisch-fran zösischen Truppen stößt auf gewisse Schmierigkeiten wegen deS Wagcnmangels. Auch gestattet die eingleisige Eisen bahnlinie nach Gewgheli trotz der in den letzten Wochen ein- qebauien Ausweichstellen nur ein sehr langsames Tempo. Die Verpflegungsschwierigkeiten nehmen zu. In Saloniki herrscht große Teuerung in Lebensmitteln, was bei der heimischen Bevölkerung große Mißstimmung hervorruft. Die Luftangriffe ans London. London. „Daily News" schreiben über die deutschen Lustangrisse: Die Bomben wurden in unglaublicher Geschwindigkeit ans dem Lustschiss abgeworfen, das in schneller Fahrt ankam, so daß keine Warnung erfolgen konnte. (W. T. B.j Znm Rücktritt Carsous. London. (Reuter-Meldung.) Ter Attorney-General Sir Edward Carlo» hat, wie verlautet, sein Amt wegen Kunst und Wissenschaft. c* Mitteiluna der Königlichen Hostheaier. Äünigl. Opernhaus: In der Donnerstag, den 21. Oktober, statt- nndenden Aufführung der Over „Carmen" singt Anja Horvat zum ersten Male die Titelrolle. Tic übrigen Haupt rollen sind wie folgt besetzt: Ios6: Fritz Bogclstrom. Esca- millo: Werner Engel, Micaöla: Minnic 'Nass. Anfang '49 Uhr. 7* Mitteilung des Residenz-Theaters. Das Reiidenz-Theatcr mird am kommenden Donnerstag eine schlichte Feier des KM jährigen Regterungsjubtläums des Hauses Hohenzollern ver- anlurlten. Eröffnet wird der Abend mit einem von Georg Müller-Heim verfaßten Prolog: „H o h e n z o l l e r n < A a r", gesprochen von Fräulein Ana Bergen. Hieraus ersolgt di« Sä. Aufführung des Bolksstückes „Tas Glücksmndcl" in derselben Besetzung wle zur Erstausführung. 7* Bortrag von Oökar Watzel. Innerhalb der Vor tragsreihe zum Besten des Roten Kreuzes und des Roten .Halbmondes, die in dem Festsaale der Technischen Hoch- ichnle siottfinden. sprach Geheimer Hofrat Professor Tr. Walzel über „I n n g ü st e r r c i ch i s che Dichtung". Tie Kunst der literarkritischen 'Analyse wurde da von Meister hand an einem säst überreichen Stoff geübt, aus Dichtungen der alten und jungen Wiener und Prager das Wesen des Oesterreicherinms abznleiien gesucht, durch Vergleiche und Umblickc die Wandlungen des seelischen Erlebnisses in ihrem Charaiter erhellt und manches Schlaglicht auf das Ver hältnis des deutschen zum deutsch-österreichischen Geiste ge worfen. Ob freilich diese Methode der Deutung dichterischer Erlebnisformen als des getreusten Spiegels einer ganzen Voltsscelc ganz allgemein sichere Ergebnisse zeitigen kann und nicht, um der Gefahr allzu literarischer Schlußfolge rungen zu entgehen, der breiteren Mitbegründung durch volkskundliche und ethnologische Erkenntnisse bedarf, sei hier wenigstens zweifelnd angemerkt. Ter Weg, den Walzels aus dem Vollen einer sich ständig selbst anregenden gelehrten Belesenheit schöpfende Analyfe ging, war aus- blicksreich und wettschauend und führte von einer prüfenden Betrachtung des Wiener „PhäakentumS" und einer kul turellen Charakteristik des Äieneriums der siebziger Jahre, wo der Geist Offenbachs die Herrschaft hatte, zu dem Em- porringcn des ernsten Realismus eines Anzengruber und dessen Verbindungswegen zum Naturalismus. Dann er scheinen Hosmannsthal und Schnitzler als Vertreter der seelischen Unruhe und beständigen Wandlungsfähigkeit des Impreisionismus, von denen Rilke zum Expressionismus der Iungösterrrichcr wie Ehrenstein und Werfel überleitet. 'Neben deren modernster Erlebenssorm liegt das Helle und grelle, temperamentvolle neue Barock der Enrika Hendel- Mazetti und Karl Schönherrs. Dl« großen Wandlungen des künstlerischen Zeitgeistes, deren feinster Stimmungs- mcsser jederzeit Hermann Bahr gewesen ist, stehen so mit der allgemeinen deutschen Entwicklung in immer inniger gewordenem Zusammenhang und bezeichnen auch die lite rarische Annäherung der beiden verbrüderten Völker. Auf breiter Basis gelangte der gelehrte Redner zu dieser schlanken und scharfen Spitze seiner Synthese. Sein feines Verstehen der letzten und neuesten Aeußerungen dichterischer Wellbewältigung muß als bemerkenswerte Unbefangenheit und Höhe der literarpsychologischcn Forschung gebucht werden. C. 2. 7* Die Kapelle des K. u. S. Infanterie-Regiments Nr. 78 iPragj bot im vollbesetzten Bereinshause gestern eine M u s i k a u f f ü h r u n g, die sich zu etnem stimmungs- vrächtigen Abend auswuchs. Es ging ein herzfrischer Zug durch die Veranstaltung, die dem Besten des Lanbesaus- ichusscs der Vereine vom Roten Kreuz im Königreich Sach sen galt. Deutschland-Oesterreich Hand ln Hand! Was man zu hören bekam, trug in vollen Zügen das Gepräge der Gediegenheit und entsprach den hochgestellten Erwartungen. Tie Orchestcrgemeinschast verfügt über vorzügliche Kräfte, deren Können das gewohnte Maß erheblich überragt. Geiger, die in klangedler Tonfülle schwelgen, und Bläser, die in bezug aus Zuverlässigkeit jeden Wettbewerb eingchcn dürfen. Dazu ein Kapellmeister. NudolfLorenz, der mit rhythmischer Bestimmtheit und zügiger Geschlossenheit zu gestalten weiß. Die Wiedergabe von LisztS sinfonischer Dichtung „Les Preludes" bedeutete einen Sieg auf ganzer Linie. In seiner AuSfeilung erstanden -je vier lyrischen Stücke von Grieg, dessen „Zug der Zwerge" zu einer Son- derlcistung von außergewöhnlichem Reize wurde. Und dann kam Walzer-Strauß' „An der schönen blauen Donau". Da quoll Musik in Haupt und Gliedern, die begeisterte Hörer schaft mit sich führend, die nach dem als Zugabe zweimal gespielten Egerländer-Marsch sich an BeiscrllSbekundungen nicht genug tun konnte. Am Schlüsse standen „Oesterretchische Märsche" mit Volksliedern, die Rudolf Lorenz wirkungs voll zusammengestellt hatte. Mit ursprünglicher Gewalt drängte es wiederholt znm Miteinstimmen unter Erheben von den Plätzen. Vaterländische Gefühle beschwingten die Seele. Zum Gelingen des eindrucksvollen Konzerts trugen die beiden Solisten das Ihre bei. Franz Wagner spielte Chopin mit gereifter Fertigkeit. Einen ebenso tüchtigen Künstler lernte man in dem Geiger BohuSlam Lhotsln kennen, der LarasateS Carmen-Fantasie zum Vortrag gewählt hatte. Des Beifalls war kein Ende. Älu- men und Lorbeer gab es in Fülle. Die glänzend gelungene Veranstaltung wurde durch den Besuch der Frau Prin zessin Johann Georg und der Prinzessin Mathilde ausgezeichnet. I!. I*. 7^ Wohltätigkeitskonzert des Striegler, Quartetts. Zum Besten der Dresdner Aunstgenossenschaft spielte gestern das Striegler - Quartett im Künstlcrhaus Werke von Haydn, Hugo Wolf und Beethoven. Mit der Art der Wiedergabe deS Haudnschen D-Dur - Quartetts, Werk 76 Nr. 5, machten cS sich bic Künstler etwas sehr leicht, und Hugo Wolfs Serenade verliert an sich als Streichquartett viel von den Reizen der ursprünglichen orchestralen Fassung. To rückte naturgemäß Beethovens große- Cis- Moll-Qnartctt in den Mittelpunkt des Interesses. In das Studium dieser musikalischen Sphinx hatten sich die Künst ler nun offenbar mit wirklicher Liebe vertieft und tatsäch lich vielt von ihren Rätseln gelüst. Den langsamen Sätzen wäre wohl noch mehr innere Wärme, desgleichen ein« sorg fältigere Abtönung der Dynamik und edler« Klangschünheit zu wünschen gewesen — wie denn die Künstler überhaupt, wa» Reinhett der Intonation anlanat, just nicht ihren besten Abend hatten. Dagegen zeigt« die Art des ZusaM- menspielS in dem mit feiner durchbrochenen Arbeit l>»
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