02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.10.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19151008027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915100802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915100802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-10
- Tag1915-10-08
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Weitere bentsch»uorweg»sche Verhandlungen. Ehristianla. DaS deutsche Auswärtige Amt hat der norwegischen Gesandtschaft in Berlin mitgeteilt, eS habe die Mitteilungen über den Untergang deS norwegischen Damp fer» „Mag da", welche die Gesandtschaft dem Auswärtigen Amte auf Grund der scegcrichtlichcn Verhandlung gemacht hatte, mit den dienstlichen Berichten der Kommandanten der jenigen Unterseeboote verglichen, welche sich zur Zeit deS Unterganges der „Magda" in dem betreffenden Gebiete be funden hätten. Keiner dieser Berichte gebe Anhaltspunkte dafür, daß der Dampfer von einem deutschen Unterseeboote versenkt worden sei. lW. T. BI Der «sernerbandsdvnck aus die Neutrale« Nmsterdam. Bor einiger Zeit hat. wie das „HandelS- 5laü" erfährt, der Ko l o n i.a l m i n t st e r einen größeren Vorrat von Äancazinn an Deutschland verkauft, um im Eintausch dagegen Anilinfarben sür Niederländisch- Indien au erhalten. Die deutsche Regierung hatte zu gesagt, diese» Zinn au-schtteßlich sür HandelSzweckc ver wenden zu lassen. Da das Zinn in die Niederlande ein- geführt worden war. bevor die neuen Beschränkungen der Wiederausfuhr in Kraft traten, konnten die Alliierten keinen Einspruch erheben. Sic weigern sich aber, künftig gröbere Mengen von Zinn i»S Land zu lasse». Nur die geringen, bereits unterwegs befindlichen Mengen dürfen etngesübrt werden unter der Berpslichtung, das; sic im Lande selbst verbraucht werden. Man befürchtet daher ernstlich, daß cS an Zinn mangeln könnte. In den Kreisen der Ovcrzec - Trust Matschappn wird die Trans aktion de» Kolonialministers gemißbilligt, weil sic die Ver handlungen mit der englischen Regierung erschwere, aber auch, da der Minister seine Kollegen vorher nicht befragt hat. Ein außerordentlicher Mintsterrat hat sich gestern mit der Angelegenheit befahl. lW. T. BI Flucht deutscher Kriegsgefangener. London. „Morning Post" meldet aus Madrid vom 5. d. M.: Nach einem Telegramm ans Barcelona sind dort ein deutscher General und zwei Offiziere ans Ville- sranche-dc-ConflenS angckommen, die mit neun anderen deutschen Kriegsgefangenem gefluchtet waren. Die anderen neun sind wieder sestgenommen worden. iW. T. B.l Ei» sranzüstsch-serbisches Flugzeug hcruntergcschosseu. Kl. Budapest. sEig. DrahtmeldI Aus Neusatz wird berichtet: Am Sonntag wurde ein aus Serbien kommendes Flugzeug herabgeschossen. Das Flugzeug war franzö sisches Fabrikat. Man fand im Inner» zwei in sranzösischcr Uniform steckende Leichen. Seit damals erscheint kein Flug zeug mehr über ungarischem Gebiete. Der amtliche türkische Kriegsbericht. Soustautinvpel. Tie Mitteilung des Hauptguar- tiers von gestern abend lautet: An der Dardanellciifrvnt nichts von Bedeutung anher dem gewöhnlichen Feuer von beiden Seiten an einzelnen Stellen. Drei feindliche Tor pedoboote näherten sich der Mündung des Kercmisdcrc und beschossen unseren linken Flügel. Durch das Gegcnscucr unserer Batterien qm asiatischen User entstand an Bord eines Torpedobootes ein Brand, worauf die Boote sich ent kernten. Im übrigen nichts Neues. (W. T. BI Abreise de» Fürsten Hobenlohc aus Konstantinoprl. Koustantinopcl. Ter G r o ß w c s i r m'ranstalletc zu Ehren des scheidenden stellvertretenden Botschafters Fürsten Hohenlohe ein Abjchiedsmahl, woran die Minister, Enver und Talaat, der Kammerpräsident Halit, der Oberzeremonlenmeistcr Tschcnani - Bei, der Sladi- präsekt Ismet, der deutsche Botschaftsrat Freiherr v. Neu rath, der österreichisch-ungarische Botichastsrat Gras Traut- mannsüorfs und hohe Beamte des Ministeriums deS Aeuheren teilnahmen. — Fürst -Hohenlohe ist gestern früh in einem bulgarischen Salonwagen mit dem sahrpla» mäßigen Zuge abgcrcist. Aus dem Bahnhof fand grohcr Abschied statt, wozu erschienen waren als Vertreter des Sultans dessen Adjutant Mehmcö Ali, Enver Pascha, Talaat Bei, der Kammerpräsident -Halit, der Polizeichef Beüri, ferner namens des durch Unwohlsein verhinderten deutschen Botschafters Freiherr» v. Waiigcnhcim Bot schaftsrat v. Neurath, das gesamte Personal der Botschaft, die Mitglieder der Marine-Etappe und des General konsulats, Vertreter der deutschen Kolonie, sowie die diplo matischen Vertreter Bulgariens, Rumäniens, Griechen lands und der Bereinigten Staaten. lW. T. BI Verbot des BcrkausS dänisck»cr Schisse. Kopenhageu. Die Regierung hat gestern ein sofort in Kraft tretendes Verbot des Verkaufes »vn ins Schiffs register aufgenommencn dänischen Schiffen und Schiffen mit vorläufigen dänischen Neitivnalitätszeiigiiinen an das Ausland, ausländische Staatsbürger, auswärlige Firmen usw. erlassen. sW. T. BI Die amerikanische „Neutralität". Amsterdam. Nach einer Reuter-Meldung guS Washington beschäftigte sich der NeiitralitätSausschns; des Repräsentantenhauses mit einer Beschwerde der deut schen Botschaft hinsichtlich der Verschiffung von sechs Motor booten von so Ist Fuß Länge nach England. Der Ausschuss einigte sich dahin. Sah für die Regierung kein Grund vorliege, gegen die Verschiffung rinzuschreiten. (W.T. BI Wilso« über die neue amerikanische Flottcnvorlagc. d. Amsterdam. sEig. DrahtmeldI Aus Washing ton meldet N-euter: Beim Empfang deS zur Beratung der neuen Flottcnvorlage eingesetzten Marine-AuSschusscS er klärte Präsident Wilson, das; die ganze Nation überzeugt sei, datz sie gclrörig vorbereitet sein müsse, nicht sür eine» Krieg, sondern zur Selbstverteidigung. Sertliches und SSchflscher. Dresden, 7. Oktober. —* Sc. Majestät der König ist heute mittag von Reheseld in die Villa zn Wachwitz zurückgekchri. —" GrafIvachtm von Schünburg-Glauchau hat auf dem westliche» Kriegsschauplatz« durch einen Aulo- mobilunfall schwere Verletzungen, bestehend in dreifachem Bruch des rechten Schlüsselbeins, Spaltung des Schulter blattes, einer Flcischwunbc am linken Arm und Quetschun gen, erlitten. DaS Befinden des Grasen, der in die Heimat beurlaubt wurde, ist den Umstände» angemessen befriedi gend. Graf v. Schünbura-Gtauchau ist am 30. Juli 1878 in Wechselbnrg geboren und gehört als Vertreter der Scüöu- burgschen Lehnsherrschastcn der Ersten Kammer dcö Sächsi schen Landtages an. Vom Reichsgericht. Heute feiert SenatSpräsidcnt Dr. Menge in Leipzig seinen 7 0. Geburtstag. An fang der Wer Jahre kam er als Hilfsarbeiter der Rcichs- anmeiltschast nach Leipzig. Er wurde dann als Kammer gcrichtsrat nach Berlin berufe», erhielt aber bald darauf t1803j die Stelle eines RcichSanwalts. Im Jahre 101« crsolatc seine Ernennung zum ScnatSpräsidenten. Er führt seit langer Zeit den Vorsitz im 3. Strafsenate und insbesondere auch bei den Landesverrats- und Spionagc- prozeh'en. - o Fünf Inhaber des Eisernen Kreuzes in einer Familie. Oberstleutnant v. Llchammcr und Osten, der als Vorstand de» Deutschen Flottenvcrctns, Ortsgruppe Dresden, in weitesten Kreiser; bekannt ist und vom König das Olsizierkrcuz vorn Albrechlsordc» sowie vom König von Bayern de» Militärocrdicnstordcn — unter anderem auch wegen früherer Verdienste um die Militärvercins- sachc — erhallen Hai, stchi mit seinen vier Söhnen, von denen der jüngste erst 18 Jahre alt isi, im Felde, und Vater wie Söhne sind mit dem Eise r n e n K > cuze ausgezeichnet worden. Zwei Löhne wurden schwer verwundet, sind jedoch nach ihrer Wiederherstellung wieder in den Dienst zurückgekchri, der zwcilc und der jüngste stehen vor Wern. —* Verleihung von Anerkennungsurkunden. Tie -Handelskammer Dresden verlieh dem Prokuristen Bernhard Martin bet der Firma Weigel ck Zech, hier, dem Verkäufer Richard Ecntner bei der Firma Woidc- mar Schmidt G. m. b. H., hier, dem Buchhalter Mar Morgenstern bei der Firma Gebrüder Klinge, hie/, dem Reisenden Adolf Freise bei der Firma Fr. Hescl- mann L Co., hier, dem Markthclscr Ernst Heinrich bei der Firma Moritz Schubert, hier, den Markthclfcrn Gustav Schönbcrg und Clemens Otto bei der Firma Weigel s- Zceh, hier, dem Wiegemeister Bruno Berger bei der Firma Friedrich Klotz G. m. b. H., hier, dem Markthclscr Oswald Iävel bei der Firma H. Schubert, hier, dem Vorarbeiter Franz ClauSnihcr bei der Firma Dyckcr- lwsf s: Widmann A.-G.. hier, dein Werkmeister Oskar Weber bei der Firma Vereinigte Hansschlanch- und Gummiwarcnsabriken zu Gotha A.-G., Zweignieder lassung Dresden, dem Konditor Carl Scholz bei der Firma Emil Ständiger, hier, und dem Werksührer Ferdinand Mai an sehe k bei der Firma Friedrich Birkenbusch Nach folger, hier, Anerkennungsurkunden sür 35- und mehr jährige Tätigkeit bei den genannten Firmen. -oll Die Schnlsreihcit bei Siegesfeiern. Das Sächsi sche .Kultusministerium Hai eine Beiordnung über die einheitliche Regelung der Feiern größerer mili tärischer Erfolge im ganzen Lande crlaisen. Danach sinder Freiheit vom Unterrichte am Tage der Schulfeier in jedem einzelnen Falle nur dann statt, wenn dies vom Kultns- mitnsterinm ausdrücklich verfügt wird. —* Ach» Verzicht aus gesetzlich zuklchende Militär- vcrsnrgungsgcbührnissc. Das Preußische Kriegsnnniste- rium teilte dem Rcichstagsabgcordnctcn Felix Marguart auf eine Eingabe mit. die in Befracht kommenden Dienst stellen seien darauf hingcwicscn worden, daß cs unzulässig ist, eine Verzichtleistung aus gesetzlich ziistehcndc Militär- vcrlvrgungsgcbührnissc zu fordern. —* Die Dresdner Handelskammer richtete an das Ministerium de» Innern eine Eingabe betreffend die Ein sührung von La gerb sichern für Gespinste und Wcbstoffc i in A l c i n h a u d c l . Die Kammer habe sich von der Zweckmäßigkeit der Einführung dieser Lagerbücher nicht überzeugen können und ersuche daher das Mini sterium des Innern, bei der .Kricgs-Rohstosf-Abtcilnng des preußischen KriegSminssteriumü nachdrücklich für Beseiti gung des Zwanges einzutretcn, im Kleinhandel Lagcrbüchce sür Baumwoll- und Bastfascrwaren zu führen. - * Städtischer Fleischkonservenvcrkaus. Der Verkauf der stadtscitig gestapelten, a»S der Fleischkonserncnfabrik Dr. L. Naumann in Dresden stammenden Flcischkonscrneu wird jetzt derart erweitert, daß außer den bisherigen Rindslcischkonscrvcn nunmehr auch noch Schweine fleisch ko n fernen, sowie Blut- und Lcbcrwur st und FlcischkIoß abgegeben werden. —Der Wasserstau!» der Elbe war beute vormittag am hiesigen Pegel mit 132 Zentimeter über Null verzeichnet, gegen 188 Zentimeter am gestrigen Tage. Am Altstädtcr Landungsplätze der Dampfschiffe ist es nur zu geringer Aus uferung gekommen. Von den Ncustädter Ufcrslächcn haben die Fluten in großem Umfange Besitz genommen. Durch das Steigen deS Wasserspiegels werden dort die Abbruchs arbeiten der noch vorhandenen Badeanstalten stark beein trächtigt. Während die Moldau nach den cingcgangcnen Meldungen noch steigt, sind Iscr und Eger in weiterem Fallen begriffen. Durch den erneut cingetretcncn starken und anhaltenden Niederschlag ist aber aus ei» nochmaliges Steigen der Elbe mit Bestimmtheit zu rechnen, da die son- während auftretenden Regenmengen von dem bereits vvll- gcsogencn Erdreich nicht mehr ausgenommen werden können, sondern zum größten Teile den Wasscrläiisen zugesNhn werden. Nach einer Ansage der Königs. Wasserbaudirektiun ist vorläufig für morgen, Freitag, abend sür Dresden eia Höchststand von 340 Zentimeter Uber Null zu erivarien. — Kalkstiikstoss-Preisbewerb. Der preußische Land ivirischaftsminister hat vor kurzem zwei Prcisaus schreiben Ü b e r K a l k st i ck st v f s erlassen. Ans das erste, dessen Fragestellung lautete: „Welche Wirkung Hai der Kalkstickstofs als Düngemittel bei Anwendung zu vcrschic- denen Jahreszeiten, auf den verschiedenen Bodcnarlen. bei verschiedener Bestellung und den verschiedenen Früchten?" sind zahlreiche Preisbewerbungen cingegangen. Das Pre, aeiichl hat die Herren Dr. M ü n z i n g c r - Hirschbcrg und Dipl, agrie. L i n t c r - Berlin-Schöneberg mit je einem ersten Preise ausgezeichnet. Beide Arbeiten behandeln das gestellte Thema in zweckentsprechender Weise und geben eine wertvolle praktische Anleitung iür die beste und zweck mäßigste Anwendung von Kalkstickstoss. Dir Preisichriftcn sind als gemeinsame Broschüre im Verlag von Paul Paren. Berlin K>V., Hedcmannstraßc 10/lI, erschienen und können von dort oder durch jede Buchhandlung bezogen werden. — Der Arbeitsausschuß sür Kricgsvcrlctztcnsürsorgc teilt uns mit, das; vom II. Oktober ab sür Kricgsver letzte, die gewerblichen Bernsen angehvrcn, ein Kursus in Handwerker- und gewerblicher Buchführung, Wechsel lehre. Poslschcckwesen »sw. von Herrn Gcwerbcschul Tbci lehrcr V l n m si o et abgehalten werden wird. Anineldn» gen werden Montags und Donnerstags von 4 bis 5 Uhr nachmittags in den festgesetzten Sprechstunden schon setzt cntgegcngenvinmen lim Gebäude der Königl. Kunstgemevbe Ichule, Eingang Diieerslrnsie. gcgcniGcr der Landesvei sichernngsanstaltj. Ferner hat sich Herr Tamms, Direl tor der Garlcnbauschntc des Gariciibauvcrbaiides sür da:> Königreich Sachsen in Lanbcgast, mit seiner Letnerichait be reit erklärt, Kricgsvcrlctzic am Unterricht ieilnchincn zn laste». Weiter hat er seine Mitwirkung ziigesagt, in» Vei mundete, die nur gewisse Teile des Gartenbaues prattiicii erlernen wollen, in dazu geeigneten Gärtnereien nnter- zubringcn. Weiter plant der Ausschuß sür Kricgsverlctzien sürsorge. Vorträge sür technisch vorgcbildclc Verwunde!: abzuhaltcn. Hierfür hat sich Herr Ober Ingenieur Ker sten, Lehrer an der Städtischen Gewerbeschule zn Dresden, zur Verfügung gestellt. Tie Vorträge werden den Eisen bctonbari zum Gegenstände haben und durch Lichtbilder unterstützt werden. Sic finden im großen -Hörsaalc der Städtischen Gewerbeschule statt. Tag »nd Stunde werden noch belanntgcgcbeii werden. Außerdem hat sich Herr Ge wcrbeschul-Lbcrlchicr Hager bereit erllärt, in der Zeit nor Weihnachten an gleicher Stelle Vorträge über Krippen und Wcihnachisbcrge zu halten. Er wird seine Ans sührunge» durch mustergültige Wcihnnchtsbcrge und Lickt bildcr uiitcrstützc». — Liebesgaben sür Pferde. Ter Alte T i c > i ch u tz « verein zu Dresden schreibt uns: Wie gern uniere Sol daten die Liebesgaben des Alten Ticrichutzvcreins T rcsden. Augustnsstraßc st, 1., für ihre Tiere cntgcgcnnehmeii, vc weisen die Dankschreiben, die uns säst täglich zn- gchrn. Einige aus der letzten Zeit gestatten wir »ns zn veröffentliche». Ein Soldat vom Etappen Train schreibt uns: „Empfangen Sic hiermit meinen herzlichsten Tank für die herrlichen Gcbrauchögcgcnstände, die ich gestern in Ihrem Paket erhielt. Kann meine ,Freude darüber kaum in Worten ausdrückcn. Nicht mehr tönntc ich mich freuen, selbst wen» cs sür meine Person Liebesgaben gewesen wären, kann ich doch nun sür wein wir ans -Herz ge machicucS Tierchen etwas tun, das wir stete- ein treuer und nie vertagender Begleiter gewesen ist. Am Anfang des Krieges wurde cs wegen seines schwachen Baues, und da cs erst sechs Jahre all war, zweifelnd angesehen, ob es das schwere Rcitcrgcpäck dauernd tragen wird, und seist ist es eins von denjenigen Pferden, dir trotz Entbehrung nicht versagen. Was man nun an einem solchen Irenen Pferde hat. weis; ein Reiter genau zu sagen und zn schätzen, und keine Mühe und Arbeit ist zuviel, wenn cs gilt, dem liebgeivorücnen Begleiter eine Erleichterung oder ionstigc Vergütung zu schassen. Keine größere Enttäuschung könnte cs für mich geben, wenn ich von meinem Pferde sollte getrennt werden. Bittend hebt mein „David" wieder den Vordcrfuß, um aus meiner Hand ein Stück LiebcS- gahcnzuckcr zu erhallen. In Freud und Lust, in Ent behrung und Leid, — Bleiben wir treue Kamcrgdcn alle zeit." — Ein anderer schreibt: „Ich hatte mir erlaubt, Sie um Sendung von verschiedenen Bedürfnissen sür unsere treuen Kameraden, die Pferde, zu bitten. Meinem Wunsche sind Sic ichnellstens nachgekommen: denn gestern abend konnte icb die Scndnng in Empfang ncbmen. Im Namen meiner Kameraden sage ich Ihnen hiermit meinen herzlichsten Dank. Haben Sic durch diese Gaben doch nickst allein den Pferden «Knies getan, sondern auch den Reitern: denn wir baben damit Erleichterung in der Pflege der Tiere. Alsa nachmals vielen Dank." — Ein anderer Brief lauten „Für die mir gsttigst zugeiandtcn Gegenstände für mein: Pferde herzlichsten Danl. Das Mehr habe ich an Kann raden abgegeben, deren Dank ich wähl überbringen dar'. Sämtliche Pferde »iiserer schweren Artillerie zeige» einen vorzüglichen Futter und Geiilndheitsziistaiid. Gerade in den letzten Wochen, bei der seit dein 18. Juli begonnenen „Rusicnhctzc", haben unsere Gäule bei den sehr mangel haften Wcgevcrhältnissen Staimenswcrtcs geleistet." Eine Postkarte: „Iiv Besitze -cS mir aütigst zngcdachien Paketes, sage ich allen Freunden »nd Gönnern des malst- löblichcn Ticrsehntzverein-.' meinen wärmste» Danl: es bat mich und meine Kameraden sehr gekrebst, in so reichlichem Vereinbarung Hervorgcht, wirb demnächst ein umfangreiches Werk erscheinen, eine „T o l st o i - E nz y k I o p ä d i c", die in 30 Bänden Leo Tolstois sämtliche Gedanke», nach Stich worten geordnet, enthalten wird. Die Inhaltsübersicht deS Werkes, die allein einen Band füllen wird, ist derartig an geordnet. das; man mit leichter Mühe unter beliebigen Stichworten alle Meinungen und Ansichten Tolstois ver einigt finden wird, die der große Dichtcrphilvsoph in seinen sämtlichen Werken ntedergetegt Hat: die übrigen Bände werden nicht weniger als 25 000 Tolstoi Zitate enthalte». Die Behauptung, daß die Russen bisher keinen echten Philo sophen hcrvorgebracht haben, kann man auch Tolstoi gegen über aufrecht erhalten. Als Dichter war er eine unbe strittene Grüße, als Denker aber hält er in all seiner Hei ligkeit nirgends ganz Stich. Aber ein noch so mageres Denksnstcm lediglich nach alphabetischen Gesichtspunkten auszugliedern, das bringen auch nur die unphilosophischcn Russe» zustande. Unsere Lrennde, die Spanier. Würdig und ritterlich benimmt sich Spanien, um das wir uns — eö sei mit Bedauern gesagt — lange Zeit doch recht wenig gekümmert haben. Wie viele von uns tonnen lagen, daß sic Spanien kennen? Italien mußte jeder ge sehen haben. Das verstand sich von selbst. Spanien da gegen war ei» fernlicgendeS Land, in dem cS aiischcincnd eine Alhambra und außerdem Stiergcfechte gab, von dem man aber sonst nicht viel wußte» und das auch die unter nehmenderen Reiseonkel und Wcltenbummlcr meistens nicht zu scheu bekamen. Bezeichnend ist, daß der allwissende „Meyer" es nicht nötig fand, einen Reiseführer für Spanien herauszugeben. Als ich selbst vor einiger Zeit daran ging, das Illustrationömaterial für mein Buch „Spanien - Reisebildcr" zu ergänzen, habe ich vollends mein blaues Wunder erlebt. Eine der berühmtesten und vollkommen sten Bildungsstätten Berlins hatte seit, ich glaube, zwei hundert Jahren keine neuen Bilder von Spanien mehr an geschafft. Erstklassige Firmen, die vorzügliches AuSlandS- material besaßen, tonnte» mit Spanien nicht dienen. Ich war schließlich schon ganz entmutigt von meinen über raschend rcsultatlosen Wanderungen, als ich im Kunst- gewcrbc-Muscum zn meinem Tröste auch endlich einmal eine gute Erfahrung machte. Dies nur nebenbei. Was wichtiger ist. Spanten ist in seinem Wesen, In seiner Eigenart, in der Bedeutung seiner Kultur, tn seinen heutigen Bestrebungen und Leistungen für die meisten von uns eine tcrrr ineognsts. Und vielfach mar man mir allzu geneigt, sich auf die Seite selbst der un gerechtesten Feinde Spaniens zu stellen, da man willig alles hinnahm, was an Entstellungen und Gehässigkeiten gegen Regierung und Volk auSgestrcnt wurde. Es sei nur an die grcuclvollc Revolution von Barcelona erinnert iIuli 1009), wo cs de» Anarchisten »nd ihren Bcrbttndctcn ge lingen konnte, durch wahrhaft himmelschreiende Lügen halb Europa weioznmnchcn, Fcrrer sei ein harmloser UnschuldS- knave »nd Märtyrer der Kultur, aber der König von Spanien ein Bluthund und Mörder. Und jetzt erleben wir das wunderbare Schauspiel, wie genau dieselben Kreise, die damals leider ein gar zu ge neigtes Ohr bei uns fanden, in brutalster Weise gegen uns Hetzen, während das wirkliche große spanische Volk nicht mit einer nur flaue», lauwarmen Neutralität, sondern mit glühender Begeisterung aus unserer Seite steht. Der Führer der Jcrrcristcn freilich fuhr mit seinem Anto durch Spanien, um den Krieg gegen das jedem Verneiner und Umstürzler naturgemäß grundverhaßle Deutschland zn predigen. Aber er kam an die falsche Adresse. Er wurde sehr energisch zur Ruhe gebracht. Ein verkommenes Subjekt von der Sorte d'Annnnzio vollends wäre irr Spanten nicht wie ein Halbgott verhimmelt, sonder» hätte die Züchtigung erhalten, die solchen Indtvi duen gebührt. In vorbildlicher Weise werden alle Veran staltungen unruhiger Elemente, die Feindschaft gegen die Zcntralmächte säen wollen, im.Keime erstickt. Neulich wurde sogar der sür zwei Städte geplante Vortrag über da», harmlose Thema „Belgien" verboten, weil man auf Aus fälle des französischen Redners gegen Deutschland rechnen konnte. Dagegen wurde bei einem Bankett der konier- vativc» Kreise, das bald danach in Madrid stattsand, eine Resolution angenommen, in welcher die wärmsten Snm pachten sür die Zentralmäckste zum Ausdruck gebracht wer den und geradezu bedauert wird, das; Spanien durch be sondere Verhältnisse verhindert ist. a»S seiner Nentrniitäi hcrauszutrctcn. Diese herzliche Teilnahme sür „die Sack,: des Rechts und der Gerechtigkeit", sür „Deutschlands heilige Sache", kommt auch in zahllose» Artikeln der große» Blätter, in den Kundgebungen führender Männer, in Unterredungen und Briefen zum Ausdruck, die einen vs: bis ins Innerste ergreifen und packen. Und Spaniens Politiker. Geistliche, Offiziere, Professoren, Kauflente halten cs nicht erst nötig, unsere herrlichen Liege über die nngchcnrc Mackst nnicrer verbündeten Feinde abznwarten, schon i» den allerersten Kriegslagen gingen mir ans den verschiedensten Teilen des Landes und ans den besten Kreisen der Bevölkerung Briese zn voll von Aeiißerungen klarster Urteilskraft »nd temperamentvollster Wünsche sn> Deutschlands Sieg. Und nicht etwa bloß Priester und fromme Damen, sondern angesehene Offiziere versicherten mir, baß sic für Deutschlands Triumph bete». Sic haben die rechte Wahl getroffen, an der Seite aller derer, denen die wahre Ordnung und Gesittung, Reckst »ist, Kultur am Herzen liegt, gegen Moskvwitertum und Bar barci, gegen eine hcruiitergekommenc sranzösiiche Regie rnng, die schon längst mit Füßen trat, was dem gläubigen Spanier heilig ist, gegen Frankreich, dessen »apoleonisclie Horden sich noch heute dem Spanienrciscndcn in übelste Erinnerung bringen durch die Spuren ihrer wahnsinnigen Zcrstörnngsivui, gegen England, das in seinem eisigen Egoismus nach allem die -Hand nuostrcckt, was wertvoll und erreichbar ist, das noch heute mit seinem kanvnen gespickten Gibraltarsclscn jeden echten Spanier in seinem innersten nationalen Empfinden kränken muß. Wir danken den Spaniern, wir ergreife», umringt von Feinden und verraten von denen, aus die wir Jahrzehnte gebaut, doppelt dankbar die Freundeshand eines nicht im Materiellen vcrinmpstcn, eines ritterlichen Volkes. Und nach dem großen Wcltbrnnd werden wir uns über Italien zu trösten wissen, wir gehen zn unseren Freunde». I o h a n ii c s»M a y r h o f c r. Iresdner Nachrichten Rr.278
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