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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19160618022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916061802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916061802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-06
- Tag1916-06-18
- Monat1916-06
- Jahr1916
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e» lind in de« verwaltungLgebieten alle «aßnatzmen »«- troffen worben, dies« Obsternte voll und ganz zu verwerten. Lin Teil des Obstes wird wahrscheinlich im Verwaltung»' gebiete selbst verwendet werden, wti-renb ein großer Teil Obst aller Lorten in da» HetmatSgebtet ab geführt und daselbst verwertet werben soll. LS wird dadurch ein wertvoller Zuschuß für unsere BolkSeraährung geliefert. Da» Obst soll, in Waggon» geladen, an die Hauptmarktplühe Deutschlands geführt werden. lW. T. B.) Englisch« Lüg«« und Hetzereien in der Schweiz. Reuter verbreitet in der Schweiz ein Telegramm de» englischen Gesandten in Bern über den Empfang der englischen Kriegsgefangenen in der Schweiz, worin er die einfachen Sympathiekundgebungen der Menge, die zum kleinsten Teil au» Schweizern bestand, als gran diose Kundgebungen zugunsten Englands darstellt. Das Telegramm enthält auch abfällige britische Bemerkungen über die Leibcnszrtt der Gefangenen in Deutschland. Hierzu bemerken die »Neuen Zür. Nachr.": Etwas objektiver hätte diese Kundgebung des englischen Gesandten schon sein dürfen. Es handelte sich da nicht um eine politische Kund gebung für England, sondern um einen Akt der Teil nahme sür schwer betroffene Krieger, die das wärmste Mitgefühl aller verdienen, gleichviel, welcher Nation sie an gehören. Ausfälle auf Deutschland hätte Se. Exzellenz füg lich unterlassen dürfen. Gott gebe, die verwundeten deutschen Kriegsgefangenen fänden diejenige Pflege in den VerbandSstaatcn, wie sie die verwundeten Kriegsgefange nen des Verbandes in Deutschland finden. lW. T. B.) Die neueste« Meldungen lauten: Die »Times" gegen Asquith. London. Die „Times" erklärt in einem Leitartikel die Acußcrungen ln der Rede des Premierministers As- auith in Laüybank Über den Krieg für übertrieben optimistisch. Man könne wenigstens in Italien und an der Westfront nichts erblicken, was die Ansicht recht- fertige. -ah eine entschiedene Wendung zugunsten der Ver bündeten etngctreten sei. lW. T. B.1 Casement im Tower. Amsterdam. Sir Roger Casement, der seinen Prozeh im Londoner Tower erwartet, hatte am Dienstag eine Unterredung mit seinen Anwälten. Die Verhandlungen werden am 26. Juni beginnen. lW. T. B.) Die Teuerung i« England. London. »Daily News" meldet, dah alte Kar toffeln auf dem Londoner Markte Covent-Garden jetzt 17 Pfund Sterling kosten. Der gewöhnliche Preis war S bis 6 Pfund Sterling. lW. T. B.) Wechsel in der japanische« Botschaft zu Loudo». London. Der japanische Botschafter Jnvuye tritt zurück. Der Botschafter in Washington, Chinda, »otrö zu seinem Nachfolger ernannt. lW. T. V.i Die Nierverbaudshctzer i« Rumänien. Bukarest. Am Sonntag werden FtlipcScu und Take Jone Sen in einer agitatorischen Bolksversamm- lung sprechen. IM den Artikeln der vterverbandsfrcund- lichen Presse wird betont, d,rh angesichts der russischen Offensive der Augenblick zum Eingreifen Rumä niens in den Krieg gekommen sei. Die öffentliche Meinung bleibt aber vollständig ruhig. Es fanden auch Kundgebungen gegen den Krieg statt. Dabei wurden zwei vierverbaridSfrcundlichcn Zeitungen die Fenster ein- geworfcn. <W. T. B.) Das französische Schreckeusregiment i« Saloniki. Kk. Athen. (Eig. Drahtmclö.) Aus Saloniki wird gemeldet, dah das dort verkündete Standrccht schwer auf der Bevölkerung lastet. General Sarrail erlässt täglich neue Verfügungen, die keinen anderen Zweck haben, als die Be wohner zu bedrängen. Jede Tätigkeit der griechischen Kauf- leute rnht. In den Straßen patrouillieren Tag und Nacht starke Wachen. Es wurden neuerdings unter dem Ver dachte der Sväherci zahlreiche Verhaftungen vor genommen. Im Hafen wurden neue Kolonialtruppen ge landet. Das Gefecht auf dem Schwarze» Meere. Kt. Sofia. <Eig. Drahtmcld.) Ueber das Gefecht auf dem Schwarzen Meere wird berichtet: Am Donners tag um 2 Uhr nachmittags lag ein r u s s i s ch e r D a m p f e r mit Soldaten für Beharabien an Bord in einer Entfernung von 20 Kilometern vor Sulina. Neben ihm kreuzte der russische armierte Handelsdampser „Xenia". Plötzlich kamen von der bulgarischen Küste zwei Torpedoboote. „Xenia" begann zu feuern, wurde aber von Torpedos ge troffen sind beschädigt. Auch der andere Dampfer wurde be schädigt. Die beiden Russen flüchteten endlich in der Rich tung gegen Odessa. Englische Kricgsgcsaugcnc der Türken. Zürich. Ende Mai passierten Jerusalem 800 eng lische Kriegsgefangene, darunter 28 Offiziere, ein Major und ein Oberst, von den Kämpfen am Suczkanal. Die Offiziere wurden nach Damaskus gebracht. lW.T. B.) Die Kämpsc in Ostafrika. Loudou. Amtlich wird gemeldet: Eine der Kolonnen des Generals Smuts ist nahe Handcni, dem Endpunkte der Zweigbahn von Mombo, augelangt, wo starke deutsche Kräfte verschanzt sind. Eine andere Kolonne, die entlang der Tangabahn vordrang, hat die wichtige Station Ko ro g w c besetzt. Die Briten besetzten Ukercwc am Biktoria- Nnanza. lW. T. B-1 SrrMcher «ch «chsffcher. Dresden, 17. Juni. —* Der König hat genehmigt, daß der Kaufmann und Fabrikbesitzer Julius Paul Augustin in Leipzig den ihm vom Herzog von Sachsen-Kovurg und Gotha verliehe nen Titel „Herzoglich Sächsischer Hoflieferant^ annehme und führe und baß die Oberin Klara Marte Bauer in Bad Reichenhall da» bayrische König Ludwig-Kreuz an- nrhme und trage. —* Landtagserlatzwahl. Infolge Beförderung de» Ab geordneten Dr. Mangler zum OberlanbesgerichtSrat macht sich für den 27. Wahlkreis des platten Landes eine Ersatzwahl nötig, die DtenStag, den 4. Juli, stattfinden soll. Als Wahlkommissar ist der AmtShauptmann Dr. Drechscl in Dübeln und im Falle seiner Behinderung der Negie- rungSrat Hardraht in Dübeln bestellt. Die Wahl ist auf Grund der tm Jahre 1909 für die damalige LandtagSwahl aufgestellten Wählerliste vorzunehmen. —* I« der Sitzung b«S LebeuSmittelansschusseS vom 1ö. Juni wurde u. a. folgendes behandelt: Der Ausschuß nahm Kenntnis von der Zuwahl de» Herrn Direktor» Hörich und von der Einberufung beS Herrn Hartmann lOrts- kartell christlicher Gewerkschaften) zum Heeresdienst. Letzte rem Herrn wird der Dank des Ausschusses für seine bis herige Mitarbeit ausgesprochen. Die Neufassung der Vor schriften über Butter- und Kettversorgung nach dem vom Krtegsernährungsamte angeordneten neuen Be stimmungen wird beraten und beschlossen. Die Frage der Abgabe von Kaffee und Tee an Auswärtige wird geregelt. Es wird wiederholt festgestellt, daß es -war verboten ist. die Abschnitte der Brotkarte eher zu verwenden, bevor sie gelten, baß eS aber nicht verboten ist. die Abschnitte später innerhalb der vierwöchigen Ausgabczcit zu ver wenden. Die Frage der besseren Versorgung mit Quark wirb besprochen. Cs soll versucht werden, die hierzu nötigen Schritte cinzuleiten. —* Bestattungsfeier. In der Städtischen Feucr- bcstattungsanstalt zu Tolkewitz fand sich heute mittag eine zahlreiche vornehme Trauerversammlung ein, um dem in Sedan im Lazarett plötzlich aus dem Leben gerufenen Oberarzt Dr. med. Otto Burckhardt die letzte Ehre zu erweisen. Man gewahrte unter den Leidtragenden viele Zivil- und Militärärzte und Offiziere. Aus Sedan war auch die Oberin des von Dr. Burckhardt geleiteten Haupt lazaretts eingetrosfen. Der Sarg, den die Pietät nach Dresden übergcführt hatte, war eingcschlagcn in sächsische und deutsche Fahnen und mit kostbaren Blumen bedeckt. Das „Parsifal"-Vorspiel eröffnete weihevoll die ernste Stunde. Dann hielt Pfarrer Dr. Warmuth von der Christusktrchc die ergreifende Trauerrede auf Grund von Sprüchen Salomonis 28. 20: „Ein treuer Mann wird viel gesegnet." Unter dem Geläut der Pfingstglocken sei Dr. Burckhardt in Sedan heimgegaugen, mitten aus rastloser Tätigkeit herausgerufen, in der er sich so glücklich fühlte. Freiwillig habe er sich dem Kaiser zur Verfügung gestellt und sich losgcrissen von seinem hiesigen großen Wirkungs kreise. Am 18. September 1914 sei er nach Rethcl ge gangen, wo er zunächst im Hauptlazarctt an den Ver wundeten chirurgisch tätig war. Er sorgte sür seine Kranken, und sie, sowie die Schwestern, ja das ganze Pfleger-personal hingen an ihm. Ein halbes Jahr leitete er dann als Chefarzt das Lazarett für ansteckende Krank heiten, wo unter seiner Oberleitung Diakonissen und Nonnen in friedlicher Zusammenarbeit standen. Er suchte den Kranken Freude zu bereiten, wo er nur konnte. Im September 1916 kam er nach Sedan, wo er die große Mac- üonald-Kaserne zu einem schönen Krankcnhause mit 2000 Betten umgcstaltete. Dort leitete er außerdem drei kleinere Lazarette mit etwa 1000 Betten. Mit größter Hin gabe sorgte er für die Schwer-kranken und kümmerte sich persönlich um die Verpflegung, indem er jeden Tag in die Küche ging und das Essen selbst kostete. Er hatte Herz und Ohr für alle seine Pflegebefohlenen. Zank und Zwist ließ er in seiner Umgebung nicht aufkommen: er wirkte auS- gleichcnd durch seine harmonische Persönlichkeit. Er war treu gegen die Menschen, pietätvoll in der Liebe zu den Eltern, fürsorgcnd sür die einzige Schwester, treu in seinem Berrrsc. Er war -er Hausarzt vieler angesehener Fami lien Dresdens, er war einer der gesuchtesten Kinderärzte. Weil er treu war. habe Gott ihn gesegnet. Nach Gebet und Segen des Geistlichen sprach im Namen und Aufträge des Vereins Sächsischer und Thüringer Kinderärzte Scncitäts- rat Dr. Brückner und legte zugleich mit herzlichen Worten sür die Kinderhcilanstalt einen Kranz nieder. Für die Freie Bereinigung der Dresdner Kinderärzte widmete Dr. med. Flachs dem Hcimgcganaenen gleich falls einen höchst ehrenden Nachruf nnd schmückte mit Blumenspcndc den Sarg. Im Namen des Hauptlazaretts in Sedan feierte in begeisterten und begeisternden Worten Lazarettinspcktor Dr. Ru pp von dort den Entschlafenen als Menschen und Arzt. Nachdem das Largo von Händel und der Lieblingöckoral des Heimgegangenen: „A-8, bleib mit Deiner Gnade" verklungen waren, nahm die Trauer- versammlung, voran die einzige Schwester, die große Liebe mit dem Bruder verband, tiesergriffcn von dem Mann Abschied, dessen Gedächtnis allezeit in Ehren bleiben wird." —* Sondrrzüge zum Fcrienbcginn. Die sächsische Staatsbahnverwaltung wird zur Erleichterung des Besuchs des Erzgebirges, der Sächsischen Schweiz und des Lausitzer- Gebirges zum Beginn der Sommcrfcrtcn einige Souöer- zügc zu ermäßigten Preisen von Dresden aus ablasscn und zwar: «onntaa, de« IS. Suktr vo« Dresden »ach Zittau lmit Anschluß nach Vybtn und JonSdorf), ferner Sonntag, den 2«. Juli, einen Gonderzug von Dresden nach Srauzahl—Oberwiesenthal. -* Feststellung Ueberetnsttmmung m verbände» sind vom _ ^ . , Stallhöchstpretse für Rinder für da» Königreich Sachsen mit Wirkung vom 18- Juni ab festgesetzt worden: ») für ansgemisiete oder »ollfleischigr Ochsen bis zu 7 Jahren » „ » -- v ? » ch » „ » „ » » d E 6) » „ _ » . Färsen höchsten» 11« Mark sür 50 stg Lebendgewicht Für beftauSgemästete Tiere sFrtträger» dieser Preisklasse dürfen dt» z» 1« Mark für je 50 i<k «ehr gezahlt werden. ch sür auSgemästete ober vollfleischige Ochsen über 7 Jahre ^) » „ „ » B ^len * 5 " n) » angcflelschte Ochsen, Kühe, Bullen und Färsen jeden Alters und zwar für alle unter II genannten Tiere bet einem Lebendgewicht über: 10 Zentner höchstens 100 Mark für 50 l<L Lebendgewicht 8>/,-10 7-8»/, 5'/,-7 bis zu S'/r 98 „ 90 „ «. „ 80 » III. genährte Rinder „ 80 80 „ 80 . 80 » Für mäßig genährte Rinder einschließlich der Fresser höchstens 7V Mark für 50 >«x Lebendgewicht. Für geringwertige Rinder isogenannte Ausputzer) jeden Gewichts und Alters, die noch hinter der unter lil genannten Wertklaffe zurückbleiben, sind angemessene Preise zu vereinbaren, die stets weniger alS 70 Mk. sür 80 Kilogramm Lebendgewicht betragen müssen. Die Fest stellung des Lebendgewichtes hat am Standort des Tiere? zu erfolgen. Dabei sind 8 vom Hundert deS Gewichte- bei der Preisfeststellung unberücksichtigt zu lassen. Ist die Gcwichtsfeststcllung am Standort nicht möglich, so unter bleibt die in Absatz 1 vorgeschricbene Gewichtskürzung, wenn das Tier zur Wage einen Weg von mindestens 5 Kilometer zurückzulegen hatte. Der Viehhandclsverband oder die von ihm beauftragten Händler können die unter 1 festgcstellten Preise für die dort unter n bis 6 genannten Tiere nur fordern, wenn diese beim Ankauf mit einem gurtartig hinter den Schulterblättern guer über den Rücken gezogenen Haarschnitt in Form eines Stabes ver sehen wurden. Für die unter I zweiter Absatz genannte» Fctträgcr kann der sür sic zugelassenc besondere Zuschlag nur gefordert werden, wenn diese Tiere beim Ankauf a» Stelle des vorhergehend vorgeschricbenen Haarschnittes einen anderen erhalten haben, der die Form eines recht winkligen Kreuzes hat und auf dem Rücken (Rückgrat) des Tieres so angebracht ist, daß keiner der Kreuzbalkcn im rechten Winkel zum Rückgrat steht. Die Vorschriften deS Viehhandclsvcrbandcs und die den Kommunalverbänücn in der Verordnung vom 26. April 1916 — 854II ft III — gegebene Anweisung über die Feststellung deS Kaufpreise? nach dem Schlachtwcrt werden durch die obigen Vor schriften nicht berührt. Die Verordnung vom 24. März 1916 über Höchstpreise für Rindvieh wird mit dem Inkraft treten der gegenwärtigen Verordnung aufgehoben. Diese Verordnung tritt sofort in Kraft mit der Maßgabe, daß alle bis zum 18. Juni 1916 nachweislich nicht schon ab- genommencn Rinder von diesem Tage ab zum neuen Höchstpreis zu bezahlen sind. —* Zweite Gcsangsausführung der vereinigte» Dresdner Sängerbünde. Tic für morgen, Sonntag, ge plante Aufführung zum Besten des Noten Kreuzes im Garten des Linckcschcn Bades ist infolge ungünstiger Wit terung endgültig abgesagt und auf Sonntag, den 25. d. M., nachmittags 4 Uhr, verlegt worden. Tie bereits gelösten, Karten behalten ihre Gültigkeit. — Verstehenlernen zwischen Stadt und Land! Einen wie groben Wert das gegenseitige Sichvcrstchcnlernen zwischen der Stadt- und Landbevölkerung namentlich in der Kricgszcit hat, ist wiederholt betont und daraus hin- gcwicscn worden, wie gefährlich das Ausspiclcn der stndti-, schcn Bevölkerung gegen Sic ländliche und umgekehrt in der gegenwärtigen Zeit ist. Verallgemeinerte Vorwürfe gegen einzelne BcrusSstände und gegen die Wahrheit verstoßende Uebertrcibungcn während des Krieges dienen nur unseren Feinden und müssen sic in ihrem Widerstande gegen »nS bestärke». Diesen Gegenstand behandelte auch der kürzlich in der „Germania" erschienene Artikel des Geh. RegierungS- rats Professors Dr. Martin Faschender „Durch Kenntnis zum Verständnis unserer Landbevölkerung". Der Ver fasser weist darin nach, wie unberechtigt die gegen die Land wirtschaft erhobenen Vorwürfe find, daß sic ihre Stellung als Erzeugerin von Nahrnngsmittcl» im Kriege miß. brauche, indem sie die Zwangslage der Verbraucher zu un berechtigter Bereicherung durch Forderung unverhältnis mäßig hoher Preise sür die landwirtschaftliche» Erzeug nisse auönlitze. Mit Recht betont der Vcrsasscr, wie bei manchen Großstädter» alles kaufmännische Denken aiifhöri. wenn cs sich um ein Urteil über die Landwirtschaft handelt. Bei jedem anderen Gewerbe halte man die Forderungen be züglich der Leistungsfähigkeit innerhalb der Grenzen der Rentabilität, von dem Landwirte aber verlange man nicht selten eine Festsetzung der Preise für seine Erzeugnisse ohne Kenntnis der Erzeugungsbedingmigeit einseitig nach eige nen Wünschen. Der Verfasser fordert, daß sich der Städter oorragelidc Werke aus Dichtung, Geschichte und Kunst. — Mit der Aufsuchung eines deutschen Namens ist man noch beschäftigt. -j* Die Krakauer Universität hat Professor Johann RvzwadvwSki zum Rektor gewählt. Goethe und die MM. In der Hauptversammlung der Goethe-Gesell schaft in Weimar hielt der Geh. Regierungsrat Professor Dr. Max Fricdlaender, Berlin, den Festvortrag über „Goethe und die Musik". Der rühmlich be kannte Musikforschcr hat schon einmal der Gorthc-Gcscil- ichaft Ergebnisse seiner Forschungen dargcboten: als er sür sie die wichtige Schrift „Gedichte von Goethe in Kompo sitionen von Zeitgenossen" hcrausgab. In seinem heutigen Vortrage legte Friedlaendcr der Gesellschaft die Ergebnisse seiner Forschungen vor, die das ganze große Gebiet „Goethe und die Musik" umfassen. Ein unermeßlicher Segen hat sich von Goethes Werken gerade auf die Ton kunst und die Tonkünstler ergossen nnd ergießt sich noch bis in die allcrjüngste Zeit. Goethe hatte eine tiefe Neigung zur Musik, und er hat über sic Aussprüche getan, die an Schönheit und Bedeutung nur von denen Shakespeares er reicht werden. Die Liebe zur Musik mag Goethe von sei nem Großvater, dem Schneider und Gasthaltcr ,Lum Wcidcnhof", Friedrich Goethe, geerbt haben, von dem be richtet wird, daß er „die Musik wohl verstanden" habe. In Goethes Elternhaus wurde die Musik liebevoll gepflegt. Als Knabe hörte Goethe ein Konzert des siebenjährigen Mozart: überhaupt war das musikalische Leben Frankfurts im 18. Jahrhundert sehr rege. Noch reicher als in Frank furt strömte aber die musikalische Quelle in Leipzig. Hier war zwar vom Geiste Johann Sebastian Bachs wenig mehr zu spüren, aber der junge Student besuchte wohl die Konzerte Hillers, aus denen die späteren Gcwandbaus- kvnzerte hcrvorgegangcn sind. Bei SchünkvpfS hörte Goethe Sie Lteder Zachariacs, vielleicht aus KätchenS Munde, und er emMna besondere musikalische Anregungen im Hanse des Musikverlegers Brettkopf. In Straßburg wies ihn Herder auf die Einfachheit und Schönheit des Volksliedes Pt«. Dort widmete sich Goethe auch kurze Zeit dem Lello- spicl. In den ersten Jahrzehnten der Weimarer Zeit stand das Musikleben unter dem Einfluß unbedeutender Musiker, bis die Zustände sich von 1809 an unter Müller und später unter Hummel besserten. Eine andere Welt als bei den Hofkapellmeistern eröffnete sich Goethe in der Hofgesellschaft, die mit hohen Idealen und reger geistiger Kultur sich der Mnsikübung hingab. Zur Vertonung seiner Singspiele zog Goethe den Frankfurter Jugendfreund Kayscr heran. Später war es der Berliner Hofkapellmcistcr Neichardt, der über hundert Lieder Goethes kompo nierte, worunter sich manche schöne Arbeit befindet. In Goethes letzten dreißig Jahren war dann Zelter sein musikalischer Vertrauensmann, ein Musiker von altem Schrot und Korn, als Mensch und Freund Goethes würdig. Freilich mutz man bedauern, datz dem Dichter kein fort schrittlicher gesinnter und wciterblickendcr Künstler zur Seite stand. In sehr interessanten Ausführungen charakterisierte Fricdlaender nun das Verhältnis, in dem Goethe zu den grotzcn Musikern seiner Zeit stand. Goethes Wort, Mozart lei der einzige gewesen, der den Faust hätte komponieren können, beweist sein allmähliches Hincinwachscn in die Welt Mozarts. Beethoven spielte ihm 1812 in Teplih vor, stietz ihn aber durch sein ungestümes Wesen ab. Schubert sandte an Goethe einige Lieder, wurde aber von Goethe nicht be achtet, obwohl kaum ein anderer Musiker Goethes Lieder zu lo tiefer Wirkung gebracht hat. Auch Karl Maria v. Weber wurde von Goethe weder verstanden, »och gewürdigt. Ebenso wenig Glück erblühte Spohr und dem jungen Karl Locwe. Goethe verließ sich in musikalischen Dingen auf den Rat des Freundes Zelter, und dieser war der modernen Musik ab geneigt: durch die Brille der alten Theorie sah er in den neuen Morgen. Nur einem einzigen bahnte er den Weg zum Aufstieg und auch den Weg zu Goethe: seinem Schüler Felix Mendelssohn-Vartholdy. Der unerschöpfliche Reich tum aber, den Goethe der Nachwelt überließ und der sich weiter und weiter ausbreitete, wirkte und wirkt in der Musik fort bis in unsere Tage. Als spätere Komponisten Gocthcscher Lieder sind insbesondere zu nennen: Schumann. Robert Franz, Jensen, Raff, Brahms mit 14. Hugo Wolf mit 52 Kompositionen, Richard Strauß. Max Reger, ferner als Komponisten anderer Werke Richard Wagner mit der „Faust"-Quvertttre lund den unlängst zum erstenmal ver. öffentlichten „Faust-Kompositionen" aus der Jugendzeit, darunter einer ganz hervorragenden Vertonung von Grct- chcns „Meine Ruh' ist hin". Red.), Franz Liszt mit Liedern, Chören und der „Faust"-Sinfo»ic, Max Bruch mit „Clau- dinc von Billa Bella" und „Icrn und Biftcly". Professor Friedlacuder wies darauf hin, daß von allen Völkern der Welt nur das deutsche eine so innige Verbin dung genialer Dichtung mit genialer Musik aufzuweisen hat, wie sie sich in der Vertonung Gocthcscher Lieder durch Mozart, Beethoven, Schubert ». a. bietet. Neben dem Liede lag Goethe das Singspiel besonders nahe. Der Oper gewann er nur gelegentlich stärkeres Interesse ab. Die neue Gattung deS Melodramas machte auf ihn einen nachhaltigen Eindruck. Seine Ideen über das Melodrama weckte er im „Egmont" und im zweiten Teil des „Faust" zum Leben. Auch der Kirchenmusik brachte er warmes Empfinden ent gegen. Nur einer musikalischen Form stand er fremd gegenüber: der reinen Instrumentalmusik. Goethe wollte beim musikalischen Hören begrifflich angeregt, seine Phantasie belebt werden und durch die Mustk geweckte, bildliche Ein drücke empfangen. Auf fast ollen Gebieten der Musik hat er a»f ein tieferes Verständnis ihrer mannigfachen Pro bleme gedrungen. Wenn verschiedentlich vorwurfsvoll darauf hingcwicscn wird, daß Goethe Beethoven eine nur geringe Anteilnahme erwiesen, Schuberts Brief gar nicht beantwortet habe, so warnt Fricdlaender davor, aus diesen Tatsachen voreilige Schlüsse auf Goethes Stellung zur Musik zu ziehen. Goethe war 68 Jahre alt, als er Beethoven und seine Mnsik kennen lernte, 76 Jahre alt, als Schuberts Brief rintraf. Wie wenigen ist es gegeben, in diesem Alter ihre Kunstanschounng zu ändern und sich in eine ganz andere, neue Welt cinzulcben! Goethes Stellung zur Musik war den verschiedensten Einflüssen unterworfen. Sie hat aber in dichterischen Worten und Werken künstlerischen AuSklang gesunden, welche die Entwicklung der Musik mitbcsttmmt und zu un vergänglichen Meisterwerken geführt hoben. Immer wie der werden die Musiker unwiderstehlich durch Goethes Werke angczogcn, a»S denen uns von den frühesten Liedern an musikalische Lockrufe entgegcntönen. — Der Vortrag Prof. Fricdlacndcrs. den er durch musikalische Erläute rungen noch reizvoller gestaltete, fand starken Beifall. v,-. l^. 5i.
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