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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.10.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19161011029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916101102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916101102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-10
- Tag1916-10-11
- Monat1916-10
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»rttvurr Nachrichten Nr.rsr ALrv ortr^zo <Lofsv am Dieuotag abend. Auch gestern führte der Feind stark« Angriffe auf der graben Kayipsfrout zwischen Ancre und Sommc aus: sie blieben sämtlich erfolglos. Am Stock» ob nordwestlich von Luek warfen wir dt« Russen aus einer vorgeschobenen Stellung und wiese» Gegenstöße ab. Deutsche Abteilungen stürmten das Dorf Hcrbutow westlicy der Narajvivka und »ahmen Mt Mann gefangen. Beiderseits von Kronstadt drängten die siegreichen Truppen den geschlagenen Rumänen hart nach: bisher sind aus der dreitägigen Schlacht eingebracht 1l7ä Gefangene. 25 Geschütze. zahlreiche Munitionswagen und Waffen. Ein neuer Kredit von zwölf Milliarden wird vom Reichstage gefordert werden. König F- ricdrichAug n st sprach dem Rcserve-Jäger- Bataillo» 12 telegraphisch seine Anerkennung ans. Im sächsischen K r i e g S m i n i st e r i n m wurde für die Dauer des Krieges eine Waffen- nnd Industrie- Abteilung gebildet. In der ei weiten Kammer des sächsischen Land tages begann die Aussprache über die Lebensmittel versorgung. Das endgültige ZeichnuiigsergebniS anf die '. Kriegs anleihe im Bezirk der Reich^bankhanplitelle Dresden be tragt 27Gl Millionen Mark gegen 2W>L Miüivnen Mark bei der vierten. Sen diplomatischen Berhandlungcn, die mit England cin- geleiter sind, oertangrn die Schweden die Feststellung, das; das neue Ursprungszeugnis nur für die Ausfuhr nach Eng land nnd den englischen .Kolonien gelten soll: dagegen bei der Ausfuhr nach neutralen Ländern nicht beigeürächt zu werden braucht, selb» wenn der Weg -er schwedischen Schisse au englischen Gewässern vvrbciführr. Der Kmtzicr nnd die Parteien. Aus Berlin wird geschrieben: Die Berhandtuiigen des Hauptausschusses über die aus wärtige Politik sind zu Ende, und der Reichstag wird nun mehr vor der Oesscntüchlcit die Schlußfolgerungen aus den Beratungen zu ziehen haben. Der Reichskanzler ist sich darüber klar, das; w c i t t r a g e ü d e Entscheidungen ^ bevor sieben, die unter Umständen einen Konflikt lierbei- fiihrcn rönnen. Um seine Anschauungen über die äußere und innere politische Gesamtlage noch eingehender als in einer vertraulichen Erörterung zm'aininensasscn zu können, hatte Herr v. Berhmaiin Hollwcg die Parteiführer in sein Haus an der Wilhelmstraße geladen. Wenn auch die Einzel heiten der Besprechungen nicht bekannt gegeben werden, so wissen wir doch so viel bestimmt, daß cineStimmungs- Wandlung bei den Abgeordneten, die anderer Meinung sind, als der .Kanzler, nicht cingctreten ist. Der tzieichstanzler hat sich den Parteiführern gegenüber zu ver schiedenen Zugeständnissen bereit erklärt nnd ist bedingungs weise damit einverstanden, daß ein ständiger Reichstagsaus- schnß für auswärtige Angelegenheiten eingesetzt wird, der auch während der Beringung des Reichstags jederzeit zu sammentreten kann. Es scheint aber, daß das Entgegen kommen des Kanzlers nicht dazu geführt hat. die Gesamt heit der Parteiführer sür seinen Standpunkt zu gewinnen. Die konservative und die nativnalliberalc Partei werden in der Ansicht verharren, daß die politische und militärische Stellungnahme gegenüber England geändert werden müsse, wenn Deutschland siegreich aus dem Kriege hervorgehcn soll. Nur wenige nativnalliberalc Abgeordnete dürsten sich aber mals von der Geiamtpartei trennen. Es ist Tatsache «trotz der Ausführungen der Zentrums- korrespvndenzs, daß ein Teil des Zentrums, nament lich so weit er sich aus süddeutschen Abgeordneten zusauimen- setzt, unter Führung des Herrn Groeber auf die Seite der Konservativen und Nativnalliberalen hinneigt. Auch aus der freisinnigen Bolkspartei dürften sich verschiedene Abgeordnete dieser Gruppierung anschlichen, wenn cs im Reichstage zu einer Abstimmung über die „englische Frage" kommen sollte. Bon allen Abgeordneten, die von der Meinung des Kanzlers abweichcn, wird mit Entschieden heit bestritten, daß es sich um eine „Fronde" handelt, deren Ziel es sei, den Kanzler zu stürzen, dessen Person in den parlamentarischen Kümpfen nur eine nebensächliche Rolle spielt. Ter nativnalliberalc Parteiführer B a s s e r m a n n hat soeben in einem süddeutschen Blatte ausgeführt, daß er für eine reinliche Scheidung der äußeren und der inneren Politik sei. „Herr v. Bethmann-Hollweg möchte der konservativste Mann sein. — wenn er gute aus wärtige Politik machte, würde er in dieser uniere unbedingte Unterstützung finden — iinbcschadct der innerpolitischcn Gegensätze, und Herr v. Bethmann-Hollweg möchte der nation-illiberalste Mann der Welt sein, wen» er eine schwäch liche oder verderbliche Politik triebe, so würden wir ihm leine Gefolgschaft leisten können." Ein führendes konser vatives Organ bemerkt dazu, daß das gleiche, auf die betreffenden Partciverhältnisse übertragen, auch von de» konservative» Politikern gelte. Bemerkenswert in, daß auch die freisinnige „B ossischc Zeitung" die Meinung vertritt, das von einer „Fronde" gegen den Kanzler keine Rede sei» könne, da es sich bei den augenblicklichen Kämpfen nur um sachliche Gegensätze, und nicht um Personalien handle. Es heißt dann wörtlich: „v» deveutet doch eine sehr eigenartig« «uifassung von den Rechten und Pflichte« mündiger Politiker, wenn gerade dteteiilge». die sonst »tchi geling von Demokratisierung unserer Politik zu spreche» ivtssen, das Verlangen stellen, man sollte diese ernste Sorge für sich behalten, falls man in einem Gegensatz zu dem veranlwori- ttche» Staatsmann steh«. Wlr dachten uns die zukünstlae poltttsche Aeuorientterung immer so, daß gerat»» in Stunden höchste» Ernstes tedcr seine LUmme erheben und, dnh sie in Zukunst auch Aussicht baden soll, gehört zu werde». Und wir sind auss höchste erstaun« gewesen, zu ersahre», bah man in den Stunde» der Gefahr selbst dann dem Führer Vertrauen bezeigen must, wenn man ihn ans salschen Wegen glaubt," Da» freisinnige Blatt ist ferner der Ansicht, bah i n n e r p v l i t i s ch r Beweggründe bei den jetzigen Kümpfen vollkommen auszn schalten feie», und sagt: „ES kommt daraus a», sich für oder gegen eine be stimmte auswärtige Politik anszuspreche», und davon, welche Politik der jetzige Kanzler i» Zukunst treiben ivlrd, must man cs unseres Erachtens nach abhängig machen, ob man th-.n Vertraut» entgegenbrlngt oder nicht. Der Relchötag ist sicher die berufenste Vertretung der Meinung de» deutschen Volker." Als die Kernpnultsrag« des ganzen StrelteS bezeichnet die „Boss. Ztg." die Frage, welche Stellung man zu England ein » eh »l c n will, das diesen Krieg aus wohl erwogenen Gründe» angcslistet habe. Auch wir sind der Meinung, daß der Reichstag, »»bekümmert um Nebendinge, zu H c u 0 c b r a n d ts Frage an den Kanzler Stellung nehmen muß: „Wie wollen wir denn eigentlich England besiegen und unsere Kolonien wiedergcwinnen?" In diesem Zusammenhang sind auch die Ausführungen des „Lok.-An z." bemerkenswert, in denen es heißt: „Es ist weder dem Reichstage >m ganze», »och densenige» Parteien, die den llnterseebootkrica mit der grüßte» Scharfe ge führt fetze» möchte», jemals et »gefalle», ihren Willen der Obersten Heeresleitung aufzn- nötigen. Von patriotischer Sorge geleitet, wollen sie nur a» vieler höchsten milüärischcn Stelle die Meinung der Nation zur Geltung bringen, das Vorrecht der kaiserliche» Kommandogewalt aber teldsiverständUch »»-»gelastet lassen. Ihr werden sich dann auch der Reichstag wie der Reichskanzler ohne iedes Zöger» anschließen, zumal es sich dabei ja überwiegend »in militärische Machtfrage» handeii, z» deren Beantwortung unsere militärische» Autoritäten in erster Reibe zuständig sind." Die „Kreuz-Ztg." bemerkt hierzu: Bemerkenswert ist, daß der „Lok.-Anz." jetzt den Freunden des scharfen Unterseebootkrieges zugeiteht, daß sie niemals der Obersten Heeresleitung ihren Willen hätten aufnötigen, oder die kaiserliche Kommandogewalt hätten antafteu wollen. Es bat Zeiten gegeben, wo sie von den der Regierung nahestehen den Blättern — und dazu gehört doch auch der „Lok.-Anz." — diesen Borwurf zu hören bekamen. Schließlich verdient es Beachtung, daß in der Betrachtung des „Lok.-Anz." der Reichskanzler die eigentliche Entscheidung sozusagen der Obersten Heeresleitung anheimstellt. Trifft diese Dar stellung zu, so müßte masi daraus schließen, daß Herr von Betlnnann nicht mehr der unbedingte und entschiedene Gegner des scharfen Unterseebootkrieges ist. für den man ihn früher halten mußte. Vielleicht werden uns die nächsten Reichstagsverhandluugen weitere Klarheit über diese Fragen bringen. Ein neuer Kredit von 12 Milliarde« Mark. Wie die „Köln. Ztg." aus parlamentarischen Kreisen erfährt, wird in der Tagung des Reichstages ein neuer Kredit von 12 Milliarden Mark gefordert. D^e Verhandlungen im Hauptausschnß des Reichstags. Der ReichshaushaltSausschnß des Reichstags trat, wie einem Teil der Leser bereits kurz gemeldet wurde, in der Nachmittagssitzung am Montag in die Beratung der An träge auf Einsetzung von Ausschüssen für aus wärtige Politik bzw. Wetterlagen des R e i ch s h a u s h a l t s a u s s ch u s s e s auch in der Zeit von Reichstagspausen ein. Der uationalliberale Antrag wurde mit dem Himvcis auf die Wichtigkeit der Frage in der aus wärtigen Politik begründet. Wenn der Reichskanzler die Zustimmung des Reichstages zu seiner Politik wünsche, müßten auch dem Reichstag die Unterlagen für eine Be urteilung, z. B. die Berichte der Gesandten, zugänglich ge macht werden. Es sollten einzelne Abgeordnete als Refe renten für die einzelnen Länder bestimmt werden. Diese sollen im GcsamtauSschuß Bericht erstatten. So würde eine wirksame Kontrolle der Führung der auswärtigen Politik möglich sein. Unglaublich sei, daß heute Köpfe feierten, die Mitarbeiten und mittatcn könnten, wie z. B. Fürst Bülow. Hätte das Par lament einen anderen Einfluß, als es tatsächlich der Fall, dann würden solche Kopse sich nicht vom parlamentarischen Leben zurückziehe». Uöber den Einwurf, daß es sich hier um einen Schritt zum parlamentarischen System handle, brauche man nicht zu erschrecken. Die Erfahrungen des Krieges hätten die Anschauungen in dieser Hinsicht ge wandelt. In parlamentarisch regierten Ländern bestehe zweifellos ein engerer Zusammenhang zwischen Regierung und Bolk als bei uns. Bon einem Mißtrauensvotum aus der gegenwärtigen Situation heraus könne nicht die Rede sein. Ein Redner der fortschrittlichen Bolkspartei stimmte der natioiialliberalen Begründung in der Hauptsache zu, unter Hinweis darauf, daß seine Partei schon immer eine Stärkung des Parlamentarismus angestrcbt habe. Tie Anträge der Nationalliberalen und der fortschrittlichen Bolkspartei unterschieden sich nur hinsichtlich der Frage des Zusammentritts des Ausschusses zu einem Zeitpunkte, in dem -er Reichstag nicht versammelt sei. Dem national- liberalen Antrag stünden verfassungsmäßige Bedenken ent gegen. die durch den fortschrittliche» Antrag vermieden werden könnten. Ein Redner des Zentrums lehnte cs ab, den Gedanken des parlamentarischen Systems in diesem Zusammenhang zu diskutieren. Ein Beirat für das Aus. wärtige Amt sei etwa» ganz anderes, als der in de» drei vorliegenden Anträgen geforderte Ausschuß. Bon einem Beirat könne keine Rede sei». Ein solcher würde selb- ständige Beschlüsse fasse». Es handele sich nur um eine er. weiterte Behnndlnkig auswärtiger Fragen im Haushalts- ansschuß oder i» einem besonderen Ausschuß. Die Heran- zlehuilg früherer Staatsmänner und Diplomaten würde eine Art Letchenkammer sein. Die llebertragung der Ein richtungen anderer Länder auf unsere Verhältnisse sei nicht zweckmäßig. Frühere Staatsmänner könnten sich ja in das Parlament wühlen lassen, wie es schon geschehen sei. Die auswärtige» Angelegenheiten gehörten tu de» Haushalts- anSjckuß. brr der Mittelpunkt des parlamentarischen Lebens sei. Auswärtige und innere Politik dürsten nicht getrennt werden, sie gehörten zusammen in dieselbe Kommission. Man könne ja den Haushaltsausschuß in Nebcnaufgaben entlasten. Notwendig sei, daß die K ommtssion nament- lich in politisch hochgespannten Zeiten jederzeit mit der Regierung in Bcrbin düng treten könne. Man brauche nur die Ermächtigung auszusprechen, Laß der Haushaltsausschuß auch ohne das Plenum zusammentreten dürfe. Er habe dann nicht formelle Beschlüsse zu fassen, sondern nur Informationen zu sammeln und Beschlüsse des Plenums vorzubereiien. Sei der Reichstag geschlossen, so falle damit allerdings auch der Haushaltsausschuß fort. Während einer Beringung könne dagegen der HanshaltS- ansschuß anstandslos zusammentreten. Weiter wolle das Zentrum nicht gehen. Der Reichskanzler könne nach Schlie ßung des Reichstags de» Zusammentritt des Ausschusses nur veranlassen, wenn dies vorher durch ein besonderes ermöglicht worden sei. er Staatssekretär des Auswärtige» er klärte, daß die Regierung vollkommen die Wünsche -es Reichstags verstehe. Kein Parlament werde so gründlich über auswärtige Fragen infor- miert, wie der deutsche Reichstag. Jeder Ab- geordnete erhalte die von ihm gewünschte Information, wenn er sich in das Auswärtige Amt begebe. Andere Re gierungen informierten ihre Parlamente weit weniger. In Frankreich herrsche Absolutismus und Terrorismus der Regierung. Der Haushaltsausschuß reiche sür die vor geschlagenen Aufgaben nicht aus. Welche Funktionen wolle man aber den Sonderausschüssen geben? Die Bcrani- wvrtung bleibe trotzalledem bei der Regierung. Wichtige Entschlüsse müßten schnell gefaßt werden. Höre man erst den Ausschuß an, so sei es nachher zu spät. Der Staats sekretär des Innern führte aus, daß der nationalliberale Antrag gegen die Verfassung verstoße. Was die national- liberale Partei wünsche, sei eine Art Milregicrung des Parlaments. Hiergegen sprächen aber zahllose Bedenken. Ein Redner der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft bezeichnte die vorliegenden Anträge als BerlcgenheitS- produkte. Um das parlamentarische System komme man nicht herum. Schließlich sprach er sich sür den Zcnirnms- anlrag aus. Ein Redner der sozialdemokratischen Frak tion meinte, daß nirgends der tatsächliche Einfluß des Parlaments in auswärtigen Angelegenheiten geringer sei, als in Deutschland. Der Reichstag müsse ein Mttbestim- innilgsrecht sür die ganze Richtung der auswärtige» Po litik haben. Ein konservativer Redner erklärte die liberalen Anträge sür unannehmbar: ebenso aber auch den Zentrnmsantrag. Bei einer Aussprache mit den leitenden Stellen komme nicht viel heraus. Geteilte Verantwortung märe vom Nebel. Ein Redner der Deut schen Fraktion erklärte sich für den Zentrnmsantrag. Nach dem ein nationalliberaler Redner nochmals die Gründe aellend gemacht hatte, die für die Schaffung einer Sonder- kvmmission sprächen, wurden die liberalen Anträge abge lehnt, dagegen der Z e n t r u m s a n t r a g <An- trag Gröber) gegen die Stimmen der Konservativen an genommen Die weiteren Beratungen waren wieder vertraulich. Der Reichskanzler ergriff das Wort zu längeren Ausführungen. Wciterberatung heute lDienStag) vormittag. Zu dem Erfolge der deutsche« Kriegsanleihe. Die „Neuen Zürcher Nachrichten" schreiben zu der Kriegsanleihe u. a.: Das Ergebnis hat alle Erwartungen übcrtroffen und zeigt Deutschland und das deutsche Bolk im Lichte einer nicht zu erschütternden F i n a nz k r a f t. Das deutsche Bolk hat in diesen Wochen mehr als eine Sicgcsanleihe zustande gebracht, nämlich eine F r i c d e n san l e i h e. Auch die letzte Hoffnung, Deutsch land finanziell nicderzuringen, muß nun erloschen. Lloyd George sagte, die letzte Milliarde werde der Sieg des Welt krieges sein. Vielleicht findet er heute, daß die letzte Milliarde nicht bei England liegen wird, sondern bei Deutschland. Unerschütterlich in seiner militärischen Riesenkraft zu Lande, zu Wasser und in der Lust, durch leinen Hungerkricg zu beugen, steht Deutschland sogar un- besicglich in seiner finanziellen Leistungsfähigkeit La. iW. T. B.) Die „Berlingskc Tidcnde", deren Ententefreundlichkcit bekannt ist, sieht sich doch gezwungen, angesichts des über wältigenden Ergebnisses der deutschen Kriegsanleihe darauf hinzuweiscn, daß diesmal Deutschland ein glän zender Erfolg beschieden sei. Sic gibt an erster Stelle in auffallendem Druck die Nachricht wieder und teilt gleich zeitig die Ansichten der dänischen Bankwelt und des dä nischen Geldmarktes mit, deren maßgebende Kreise beson ders hcrvorhebcn, daß Deutschland seine Anleihen zu einem Kurs von 5 Prozent untcrbruigcn kann, gegen 6 Prozent, die die Entcntclänöer bezahlen wüsten. Das „Deutsche Requiem" in der DreitSuigslirche. Ein weihevolles Kirchenkonzert setzte den Schlußstein der den Konzertmintcr io bedeutsam einleitenden Brahmsabcnde unserer Königlichen Kapelle. Es galt einer für diesen Zweck besonders glücklich gewählten Schöpfung. Denn das „Deutsche Requiem" hat nicht nur vor beiläufig einem halben Jahrhundert den Namen seines Komponisten über den engeren Berehrcrkreis zuerst hinansgetragen, sondern cs ist auch heute »och eines der wenigen Brahmswerkc, die selbst den den Idealen des Meisters sonst ganz Fernstehenden nicht unberührt lasten. Damit ist über den künstlerischen Wert des Werkes natürlich nicht das Entscheidende gesagt: Brahms hat manches minder Eingängige geschrieben, das an innerer künstlerischer Bedeutung unbedingt vorangeht. Man denke nur etwa an seinen instrumentalen Totensang, die E-Molt-Sinsvnic! Aber die bis zu einem gewissen Grade volkstümliche Wirkung ist eben doch ein Sondervortcil gerade des „Requiems", in dem Brahmsens ernste, schroffe Herbheit eine nngemcin glückliche Verbindung mit den zar- len. innigen Seiten seiner schöpferischen Fantasie cinging. Wie stark das Werl deshalb die Allgemeinheit auch Heine noch — oder vielleicht gerade heute wieder — bannt, zeigte das ergriffene Schweigen, das gestern nach dem Berklingen der letzten Akkorde über der die'Kirche dicht füllenden Hörerschar lag. Und dabei bringt eigentlich der Schluß des Werkes schon ein fühlbares Nachlassen des Ein drucks: denn darüber können wir «ns heute nicht mehr täu schen, daß der Höhepunkt des Ganzen mit dem gewaltigen Bild vom Jüngsten Gericht ikNd vom Sieg über Tod und Hölle erreicht ist. Was dann noch kommt: die Fuge .Herr, du bist würdig" und die ganze Seligpreisung der Toten, ist sehr vornehm und kunstvoll gearbeitete Musik, aber das Herz ist nicht mehr dabei. Tic Aufführung hatte viel Stimmung. Hpfkapell- meistcr Pembanr wußte als musikalischer Leiter dem Ganzen eine Linie von edler Schönheit zu verleihen, das Herbe abdämpfend, ohne ihm seinen Eharakter zu nehmen, das Innige, Empfindsame liebevoll hrrvorhebend. In diesem Sinne stellten gleich die beiden erste» Sätze, dir rührend« Seligpreisung -er Leidtraaeudcu und der mehr geheimnisvoll als wuchtig gegeben«, in seiner schlichten Holzschnittnatur geniale „Totentanz" („Denn alles Fleisch, es ist wie Gras") die musikalischen Grunbzüge deS Abends hin. Leider machte sich von Anfang an eine zu starke Deckung des Orchesters fühlbar, dessen feine Cha rakterisierungen durch die Klangfülle des namentlich in seinem weiblichen Teil sehr starken Chores erdrückt wurden. Es lag das wohl an der durch räumliche Verhältnisse be dingten Art der Aufstellung. Der Ehor selbst, aus etwa :M> Mitgliedern des Hofopcrn- nnd Sinfoniechores be stehend, sang, von kleineren Schwankungen, wie sie immer ci»mal passieren können, abgesehen, klangschön und aus drucksvoll. wennschon an dynamischer Schattierung noch etwas mehr hätte geschehen dürfen. Der Schluß des innigen ,^ch will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet" kann z. B. gar nicht zart genug kommen. Biel liebliche Poesie erhielt im übrigen gerade dieser, in seiner innigen Herzlichkeit auch zu den Perlen des Werkes zäh lende Teil durch Minute N asts Wiedergabe des Sopran solos. Die Baritonsoli sang Robert Burg, der sür Plaschte erngesprungen war, ohne sich in dieser Art Stil einstweilen so recht heimisch zu fühlen: die Tongebung hätte für die Kirche durchweg pastoser, mehr auf Brust- als aus Nasenresonanz gestützt sein dürfen. Immerhin war die hervorragende musikalische und stimmliche Begabung des jungen Künstlers keinesfalls zu verkennen. Und so trug auch er das Seine dazu bei, die Erinnerung an diesen abschließenden Brahinsabend schön und bleibend zu ge stalten. Dr. Eugen Schmitz. Kunst Md Wissenschaft. Mitteilungen der Königliche« Hostheater. König liches Opernhaus: Am 12. Oktober «Carmen. Anfang '/gS Uhr. Am 17. Oktober gelangen E. W. KorngolbS Opern „Der Ring des Polykrates" und „ Bi 0 lanta " l zur Aufführung. Dresden ist die erste Bühne in Deutsch- , land, welche die zwei neuen Opern nach der Münchner i Uraufführung bringt. Diese zwei Werke sind an zwanzig deutschen Bühnen für diese Spielzeit zur Aufführung an- > genommen worderr. Königliches Schauspielhaus: Morgen, Mitt- woch, gelangt Karl Slobodas Komödie „Am Tcctisch" zur Aufführung. Otto Erlers Drama „ Struensee", das am 12. Ok tober im Königlichen S ch a u s p i c l h a « s e zur N r - aufftthrung gelangt, ist in den Hauptrollen wie folgt besetzt: Christian VII.: Friedrich Lindncr, Caroline- Mathilde: Allee Bcrdrn, Iulianc-Maric: Melitta Leith- ner, Hoegh Gnldberg: Lothar Mchnert, Friedrich Strucn- sce: Paul Wieckc. Graf Rantzau-Aschcbcrg: Walther Iltz, Gras Brandt: Alexander Wicrth. Oberst Köller: Wilhelm Höhner, Kapitän Hamilton: Hans Wühlberg, Fräulein von Enden: Magdalena Bcrling, Fräulein von Söhlcnthal: Auguste Diacono. Spielleitung: Hanns Fischer. Anfang 7 Uhr. i* Mitteilung beö Albert-Theaters. Der Vorverkauf zu dem am lst. Oktober stattfindenden Gastspiel ovn Maria Fei» vom Deutschen Theater in Berlin, die die Maria Stuart spiele» wird, beginnt am Mittwoch. Die Sintrittöprcisc sind nur aus den bessere» Plätzen um ein geringes erhöbt worden. -s* Mitteilung des ventral Theaters. Die Operette „Das s ti ß e Mädel" von Alexander Itandeöbcrg und Leo Stet», Musik von Heinrich Net » hardt, wurde siir die Nachmittags vorstellungen erworben und gelangt nächsten Sonntag als tthr zur erstmaligen Ausführung. i * Dem Andenken von Marie v. Ebner - Eschcnbach galt ein Vortragsabend, den Friederike Stritt und Baron Carlo von der Rvpp bei sehr starkem Be suche im Europäischen Hof abhieltcu. Die Dichterin, die man mit der Verlebendigung einer Anzahl ihrer Werke ehrte, hat einmal de» Ausspruch getan: „Jeder Dichter und alle ehrlichen Dilettanten schreiben mit ihrem Hcrzblutc: aber wie diese Flüssigkeit beschaffen ist, darauf kommt cS an". Man sagt heute nichts Neues mehr, wenn man be hauptet, baß das Herzblut, mit dem Marie v. Ebner-Eschen- bach schrieb, jeder kritischen Analyse standzuhalten vermag. Cs zeigt jene glückliche Mischung von Wärme und Frische, von Reinheit und pulsendem Leben, von Abgeklärtheit und Kraft, die den echten Poeten vom schriftstcllernden Tage- ltthncr unterscheidet. Auch diese Unterscheidung stammt be kanntlich ans der Dichterin eigener Feder: in der Parabel „Zwei Gräber", die gestern wohl nicht ohne Beziehung auf die Persönlichkeit der österreichischen Schriftstellerin als einer echten Dichterin an die Spitze der Vorträge gestellt
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