Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-03
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Vinte Vellage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 210. Sonnabend den 3. Juli 1880. 74. Jahrgang. Vermischter. II. Prag, 8. Juli. (Special-Telegramm des Leipziger Tageblattes.) Der Handels minister hat der Prag-Duxer Eisenbahn den Serundairbetrieb auf der Theilftrecke „Brüx- Klostergrab" bewilligt. — „Narodnilisty" zu Folge hat den Fürst Fürftenbergischen Montan stes itz die „8<>cietö saonzme äee mine» Krüssel" um 3'/, Millionen Gulden angekauft. * Leipzig, 3. Juli. Der Bundesrath hat in seiner letzten Plenarsitzung be^ Kosten, daß an folgenden Orten gemischte P .oattransitläger für Ge treide rc. ohne amtlichen Mitverschluß ge stattet werden dürfen: Memel, Tilsit, Königsberg i. Pr., Elbing, Danzig, 2Horn, Jnowrazlaw, Breslau, Stettin, Hadersleben, Lübeck, Legesack. München, Lindau, Rosenheim, ÜudwigShafen a. Rh., Dresden, Leipzig, Mannheim. *— Im Jnseratentheile der gegenwärtigen Nummer befindet sich eine amtliche Bekanntmachung des Ver- waltungsratheS der Leipziger Creditbank, wo nach sich die Organe dieses Institutes von Neuem in Gemäßheit der Statuten constituirt haben. Vor sitzender deS LerwaltungSratheS ist nach wie vor Herr Kaufmann Bruno Sparig, Stellvertreter desselben Herr Buchbindereibesitzer Fritzsche, während Herr Rechtsanwalt kr. zur. Erd mann und Herr Professor kr. Heym ebenfalls wieder die Aemter eines Vor sitzenden bez. stellvertretenden Vorsitzenden des Auf- sichtSrathcs bekleiden. Die Wahl deS Herrn Rud. Madack zum vollziehenden Direktor haben wir bereits früher gemeldet. *— Leipziger Cassenverein. Die Geschäfts- Uebersicht vom 30. Juni, sowie der Giro-Verkehr vom 1. bis 30. Juni resp. vom l. April biS 30. Juni d. I. befinden sich unter den Inseraten der gegenirärtigen Nummer. Leipzig-BorSdorfer Bau-Gesellschaft. Die Bilanz am 31. December, sc'oie das Gewinn- und Verlust Conto befinden sich unter den Inseraten der gegenwärtigen Nummer. 0. Chemnitz» 1. Juli. Amtlicher Bericht über die Ausfuhr aus dem Consulatsbezirk Chemnitz nach den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika im 2. Quartal 1880. ' 2. Quartal Z«s. 1. u. 2. >S8». Quartal lt>8u. 3,605.41 8.784.35 1,767.09 . /3.39 8,808.31 2-,638.08 C'.mrikalien . . «-^rumw.-Garn Damaste. 236,737.96 333,591.76 289,809.69 539,184.03 41,402.40 85,966.38 — 1,345.53 Zus. I. u 2 Qua tal 187». 217.75 4,906.50 14,825.06 105,021.48 125.960.97 97,934.44 4,938.47 513,966.241,247,903.51 587,736.76 25.475.69 62,551.80 43,828.25 5,270.35 29,494.70 24,025. lO 64,091.76 64,396.03 19,663.14 780,448.93 2,051,776.19 1.470,849.64 3,248.54 10,200.84 4,980.50 9,216.07 9,381.73 4,549.40 17,823.46 42,522.34 19,645.79 1,988.02 8,150.93 238.00 3,287.50 4,729.30 1,792.81 113,668.09 143,063.46 28,846.00 28,215.47 49,658.15 12,687.32 Kleiderstoffe . Kleiderbesätze . Stickereien. . Modewaaren . Baumw. Hand schuhe . . . Leder do. . . Seidene do. Wollene do. Baumwollene Strümpfe . Seidene do. Wollene do. Spitzen . . . Maschinen . . Verschiedenes . MusikalischeJn- strumente . Spielwaaren . Zusammen 2,146.881.51 4,690,049.79 2,593,459.53 Voriges Jahr 922,480.34 2,593,459.53 2,524,115.44 Zunahme 1880 1,224,401.17 2,096,590.26 69,344 09 DaS Exportplus in den ersten 6 Monaten 1880 beträgt also 8,096,590 Doll, oder mehr als 8*/, Mlll. Mark. ff Königin-Victoriahütte zu CainSdorf bei Zwickau. Auf der Tagesordnung einer auf den 24. d. M. nach hier einberufenen außerordentlichen Generalversammlung der Actionaice deS vorgenann ten Unternehmens steht als einziger Gegenstand die „Abänderung der Statuten". In der Hauptsache baden die vom Aussichtsrath beantragten Statuten änderungen den Zweck, die säumigen Mitglieder des Verwaltungsrathes, welche nur sehr spärlich zu den VerwaltungSraths-Sitzungen erscheinen, des Be zugs der Tantiemen verlustig gehen zu lasten, so daß künftighin die auf den Verwaltungsrath entfallende Tantieme nur nach Maßgabe des wirklichen Er scheinens der einzelnen Mitglieder zur Vertheilung gelangt. «anaberg, 1. Juli. Die directe Ausfuhr von Waaren nach den Vereinigten Staaten von Amerika während des Quartals vom 1. April bis init 30. Juni d. I. betrug von Annaberg 764.171.04 X, Buchholz 563,193.36 X, zusammen 1,327,364 40 X. Mehrbetrag über vorhergehende- Quartal 288.597.82X ff Dresden, l. Juli. Dre Landwirthschaft- liche Feuer - Versicherung- -Genossenschaft im Königreich Sachsen hat in dem verflossenen Vierteljahr vom 1. April bis 30. Juni 1880 einen Zugang von 633 neuen Versicherungen mit einer Versicherungssumme von 4,214,579 X zu verzeichnen gehabt. Am l.Juli waren somit in Kraft 9818 Ver sicherungsverträge mit 93,029,044 X Versicherungs summe. ff Ketten-Schleppschifffahrt der Ober- Elb« zu Dresden. Dre Schlepplohn-und Frachten- Einnahmen der vorgenannten Actiengesellschaft be trugen im Monat Juni , e.: 196,805 X oder 56.225 X mehr als in demselben Monat deS Vor- lahreS. In der Zeit vom 1. Januar biS 30. Juni e,reichten die Betriebs-Einnahmen die Höhe von 808.442 X, d. i. 67,602 X mehr als in der gleichen Zeit deS vorigen JahreS. ff Vereinigte Fabriken englischer Sicher- beitSzünder zu Meißen. Mit Bezugnahme auf den in der letzten außerordentlichen Generalversamm lung am 2. April d. I. über die Verwendung deS 1879er GeschäftS-UeberschufleS gefaßten Beschluß for dert der Vorstand der vorgenannten Actiengesellschaft die Inhaber der Aktien l.it. 8, welche zum freihän digen Verkauf ihrer Stücke zwecks deren Amortisation geneigt sind, auf, den Preis und die Zahl der ver käuflichen Stücke dem Vorstande anzuzeigen und zu gleich zu erklären, daß sie sich biS Ende Septem ber d. I. an ihre Offerte gebunden erachten. -u- Actiengesellschaft zur Verwerthung der Herrschaft Stolzenburg. Nachdem die Ge sellschaftsvorstände beschlosten haben, auf d>e Actien eine fernere Quote in Höhe von 13.50 X per Stück z-lr Auszahlung zu bringen, so erfolgt dieselbe von heute ab bei der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt gegen Abstempelung der Actien, jedoch nur wäh rend der Vormittagsstunden. Die Frage, ob die durch Hochfluthen an Mobilien und Immobilien verursachten Schäden nicht durch Versicherung gedeckt werden könnten, beantwortet der Direktor der Landwirthsckastlichen Feuer - VersicherungSgenostenschatt im Königreiche Sachsen, Herr Würkert, dahin, daß die- bizüglich der Mobilien erheblichen Schwierigkeiten unterliegen würde. Entweder müßte dazu eine besondere Ge sellschaft inS Leben gerufen werden, oder die Privat- Feuer-Versicherungs Gesellschaften hätten ihren Ge- schäftszwcck auch auf den Schutz gegen Hockfluth- Sckäden auSzudehnen; beide Modalitäten lasten sich indessen nicht leicht auS- und durchführen. Anders liegt jedoch die Sache bezüglich der Immobilien in solchen Staaten oder Provinzen, wo, wie im König reiche Sachsen, eine Landes-Brandcaste besteht (in Preußen die Provinzial-Societäten), ber welchen jedes Gebäude gegen Feuer- und Blitz-Schäden versichert werden muß: in Preußen jedoch nur bedingungs weise. Hier ist eS bloS nöthig, die Haftpflicht der LandeS-Brandcaste oder Societät auf Hochfluth Schäden auszudehnen, wozu es in Sachsen der verfassungs mäßigen Abänderung des BrandversickerungS Gesetzes, in Preußen der Landesherrlichen Genehmigung be dürfte. Eine solche Erweiterung des Geschäftszweckes ist technisch bei den öffentlichen Anstalten ohne Schwie rigkeit und besondere Kosten ausführbar, weil der ganze erforderliche Apparat, Verwaltung, Kataster und Beamte, vorhanden ist. Die durch Vermehrung der Haftpflicht entstehende größere Inanspruchnahme der Cafle wird nicht sehr erheblich sein und läßt sich der ungefähre JahreS Bedarf annähernd ermitteln, wenn die Gemeinde-Obrigkeiten zur Aufstellung und Einreichung einer Uebersicht der ^Hochfluth-Schäden an Gebäuden während der letzten 20 oder 25 Jahre angehalten werden. Was endlich die Versicherung gegen diejenigen Hochfluth-Schäden, welche durch Ver schlämmung der Felder und Wiesen, sowie durch Fortschwemmen der Boden Erzeugniste entstehen, an langt. so glaube ick, daß die Lösung dieser Aufgabe in erster Linie der Hagel-Versicherung zufaüen dürfte. (Dr. Anz.) *— Die Gesammtabfuhr von Steinkohlen aus den drei sächsischen Abbaubezirken Zwickau, Lugau-Oelsnitz und Dresden auf den Eisen bahnen im I. Quartal 1880 betrug (in Wagenladungen ä 5000Kilogr.) nach dem „Dresdn. Journ." 141,273.7 Ladungen: davon kamen 100.001 Ladungen --- 71 Proc. auf den Zwickauer, 24,259 Ladungen ---- 12 Proc. auf den Lugau-Oelsmtzer und 17.013.7 Ladungen -- 11 Proc. auf den Dresdner Bezirk. Gegen daS gleiche Quartal des Vorjahres ist dre Gesammtabfubr um 14,744 8 Ladungen -- 11.65 Proc. gestiegen. Die Zunahme betraf Zwickau mit 7026 Ladungen — 7.56 Proc., Lugau-Oelsnitz mit 6584 Ladungen -- 37.25 Proc. und Dresden mit 1134 8 Ladungen -- 7.15 Proc. Aus allen 3 Bezirken wurden durch schnittlich jeden Tag abgefahren: 1704 Ladungen im Januar, 1595 im Februar und 1361 im März. Ter stärkste Consument in diesem Quartale war Leipzig mit 11,420 Ladungen und zwar 10,184 für die Stadt und 1236 für die Bahnhöfe; dann folgten Chemnitz mit 10,644 Ladungen, davon 3653 von Zwickau und 6841 von Lugau Oelsnitz oder 28 Proc. der Gesammt- absuhr von dort; ferner Dresden mit 9777 Ladungen, davon 2503 von Zwickau und Lugau-OelSnitz; Crim milschau mit 4510, Reichenbach i. V. 4137, Werdau 3304, Plauen i. V. 2969, Freiberg 2568, Glauchau 2393, Meerane 2080, Altchemnitz 1619, Ostrau 1559, HainSberg 1410, Siegmar 1062 rc. — Die wichtigsten Absatzorte im AuSlande waren: Nürnberg mit 3480, Gera 3434, Hof 2623, Greiz 2129, Bamberg 1894, Fürth 1318, Bayreuth 1314, Erlangen 1126, Unter wellenborn 1050. Köstritz 914, Triptis 806, Lichten felS 719, Schkeuditz 714, Pößneck 606, Buckau 582, Kulmbach 576, Neuenmarkl 570, Gotha 568, Tors 562, Koburg 532, Schweinfurtb 476, Eilenburg 470, Saatfeld 446, Eger 425, Erfurt 408, Ronneburg 399, Weiden 398, Rudolstadt 382, Halle 358, Altenburg 344, Schmölln 340, Ansbach 330, Gößnitz 310, Selb 308 rc. -u Thüringer Gasgesellschaft. Seit gestern (I. Juli) hat sich der Betrieb dieser Gesellschaft wesentlich erweitert. Am genannten Tage wurde die käuflich erworbene Gasanstalt in Suhl übernommen. ferner fand die Uebergabe der städtischen Gasanstalt in Torgau statt. Die Thüringer Gasgesellschaft führt den Betrieb der Torgauer Gasanstalt auf eine Reihe von Jahren pachtweise weiter. -1- Thüringische Eisenbahn. Dem Verneh men nach hat sich der Personenverkehr in neuerer Zeit außerordentlich lebhaft gestaltet, so daß für den Monat Juni ein erhebliches Plus in Aussicht genom men werden kann. Von der Ausgabe der Familien- billetS, wie solche nach einer Vereinbarung der An baltischen Eisenbahn mit der königl. General-Direc- tion der sächsischen StaatS-Bahnen und den Direk tionen der Thüringischen Bahnen für die Zeit des Sommerverkehrs auf Grund von um 20—30 Pro cent ermäßigten Taxen von Berlin ab erfolgt, verspricht man sich eine weitere Steigerung der Personenfrequenz. Die Ermäßigung beginnt beim gemeinsamen Reiseantritt von 4 Personen in II. und 5 Personen in lll. Elaste und steigert sich je nach einer gröberen Anzahl von Personen progressiv. Die höchste PreiSermäß gung wird gewährt, wenn gleichzeitig 8 Personen in II. und 10 Personen III. Elaste die Reise gemeinsam antreten. Die BilletS sind Relour hllletS II. und III. Elaste mit 40tägiger Gültigkeit welche zur Fahrt mit allen Zügen, welche die ent sprechenden Wagen führen, berechtigen, auf welchen aber eine Fahrtunterbrechung nicht gestattet ist. — Uebrrgens werden vom 1. Juli ab auf der Station Leipzig Rundreisebillets nach dem Rhein auSgegeben 1t Eisenach, 1. Juli. Für die Betriebsverwaltung der Feldabahn dürste bald eine erhöhte Anforde rung an die Güterbeförderung herantreten. Nach einer Mittheilung der Besitzer der Zeche Friederike ist eS endlich gelungen ein mächtiges Flötz guter Braunkohlen anzufahren. Der Fundort befindet sich an der Eisenach-Vackaer Straße, 20 Minuten von Dorndorf und 30 Minuten von Bahnhof Dorndorf der Feldabahn. Dem Vernehmen nach soll die Förde rung so leicht sein, daß ganz enorme Quantitäten zu Tage gebracht werden können und sollen die ange- teilten Brenn- und Heizversuche sehr befriedigende Resultate ergeben haben. Dieser Fund würde für den Eisenacher Kreis sammt angrenzenden Distrikten eine recht große Bedeutung erlangen Der Centner fieser Kohle soll sich z. B. für Eisenach nur auf 60 ^ tellen, ein Preis, der allerdings bei uns noch nicht da war. *— Zollfreie Rücksendung von AuSftel- ungsgegenständen. Nach der Weltausstellung, welche im Jahre 18-6 zu Philadelphia stattfand, batte der BunbeSrath die zollfreie Rücksendung der Äus- tellungsgegenstände gestattet. Auf diesen Vorgang gestützt, hat der Reichscommistar für die internatio nale Ausstellung zu Sydney bei dem BundeSrath wantragt, auch für die dort ausgestellten Gegenstände deutscher Gewerbeneibender die zollfreie Rücksendung u bewilligen. Wie man hört, hat der Bundesrath ^schlossen, diesem Anträge zu entsprechen, wenn die ^treffenden Güter vor ihrem Abgänge von Sndney unter amtl cher Aussicht mit Zetteln beklebt werden, auf welchen der Name des Empfängers, der Bestim mungsort, sowie Zeichen und Gewicht des Gegen- tandes vermerkt sind. -u- Ein weiterer Schritt zur Monopolisi- rung des Tabaks. Die Ansicht, daß demnächst alle größeren Städte Deutschlands mit Niederlagen der „Kaiserlichen Tabaksmanufactur zu Straßburg" gesegnet würden, hat sich für Kiel bereits bewahr heitet. Von doit wird geschrieben: „Ein Kaufmann S. hat auf sein Persönliches Gesuch in Ttraßburg das Depot für Schleswig-Holstein erhalten und wird demnächst durch Reisende in dieser Provinz das Reicbssabrikat verbreiten. Das ist also der zweite Schrüt zur Monopolisirung de- Tabaks. Ohne den ersten, die Einführung der Tabakssteuer, wäre eine Concurrenz der Privat-Jndustrie mit der kaiserlichen Manufactur vielleicht noch denkbar gewesen; jetzt scheint sie unmöglich zu sein. Die Erhöhung der Tabaksteuer hat den Ruin der kleineren Fabri kanten herbeigesührt, die kaiserliche Manufactur wird allmählig die großen Fabriken vernichten. DaS ist eine recht traurige Aussicht für die große deutsche Tabak industrie und die Hunderltausende ehrlicher Arbeiter." — Diese Anschauung möchte oenn doch als zu Pessi mist,sch zu bezeichnen sein, wenn auch nicht daran gc- zweifelt werden darf, daß der Staat den besten Willen hat, die Tabakmanufactur in Deutschland durch das Monopol zu beseitigen. Die „billigen Cigarren" der Straßburger Tabakmanufactur dürften den Vergleich mit guten billigen Cigarren in Hamburg, Bremen, Leipzig rc. noch lange nicht aushalten, und eins ist gewiß — der Reichskanzler raucht lieber die Jmportirten von Bremen und Hamburg, als die feinen „Sorten" und die billigen „Rauch Du sie" der Straßburger Ta bakmanufactur. -u- Die Eisencartelle in Deutschland. Der rapide Aufschwung, welchen zum Schluß des Vor jahres die Eisenindustrie in Deutschland genommen, bat hier so wie in England wieder die Inbetrieb setzung der seit Jahren stillgestandenen Eisenhochöfen zur Folge gehabt. Man ging von der Ansicht aus, daß nicht nur der heimische Bedarf durch die mit der Verstaatlichung der Eisenbahnen in Zusammenhang stehenden größeren Bestellungen wesentlich gesteigert, sondern auch die Versorgung deS amerikanischen Murklcs einen andauernden erhöhten Eisenconsum im Gefolge haben müsse. D e Erfahrungen der letzten drei Monate haben nun gezeigt, daß die Erwartungen sich nicht ganz erfüllt haben, so daß die Gefahr nicht ausgeschlossen erschien, daß eine Ueberproduction an Eisen stattfinde, welche dann als natürliche Konse quenz ein Herabgehen der Preise nach sich ziehen müsse. Es haben sonach, sollten nickt alle günstigen Folgen der Wiedereinführung der Eisenzölle und des vermehrten Bedarfes ganz in Frage gestellt werden, sich sowohl die oberschlesischcn als rheinisch-westfälischen Werke geeinigt, ihre Production an Roheisen und Stabeisen zu restrrngiren. Nachdem der Verein der deutschen Eisen- und Stahl-Industriellen sämmtlichen Gruppen des Vereins die Reftringirung der Pro duction aufS Dringendste «„empfohlen hatte, fand Ende vorigen Monats in Kattowitz unter Vorsitz des Generaldirectors Richter der Königs- und Laurahütte eine Versammlung der Eisenwerksbesitzer statt, um über die Art und Weise dieser Productionseinschränkungen schlüssig zu werden. Von allen Mitgliedern wurde die Nothwendigksit dieser Maßregel anerkannt und als Basis der Reftringirung die PioductionSziffer von 1879 angenommen. In Rheinland und Westfalen haben die diesbezüglichen Vereinbarungen erst im Laufe deS Juni begonnen und sind seit einigen Tagen insoweit perfect geworden, daß die Roheisenproduction zufolge einer in Düsseldorf abgeschlossenen Convention um 15 Procent gegen das Vorjahr restringirt wird und im UebertretungSfalle eine Strafe von 10 X per Tonne bezahlt werden muß. Die Convention ist rechtlich vollständig perfect. Bezüglich der Reftringirung der Stabeisenproduction sind die Verhandlungen der Walzwerke noch im Zuge. Erft der Erfolg muß eS lehren, ob dieser Maßstab der Herabsetzung der Pro duction der richtige ist, vorläufig genügt das Factum selbst «IS ein Beweis, daß endlich der Gedanke zum Durchbruch gelangt ist, daß die Anomalie zwischen verringertem Conium und gesteigerter oder unver änderter Production ein Ende nehmen muß. In Oesterreich sind bei Gründung der Cartelle schon über Jahr und Tag diese Restringirungen durchge führt worden. Die weitere Folae der nunmehr rn Deutschland getroffenen Maßregeln wird die Fixirung der Verkaufspreise sein. Q II. 0. Daß der Stand der Getreidepreise auf die Höhe der Brodpreise wenig oder gar keinen Einfluß habe, ist eine Behauptung, die in den vor jährigen Verhandlungen über den Zolltarif immer wieder und wieder ohne Beweis aufgestellt worden ist. Angcsichts der jetzigen hohen Roggenpreise muß natürlich allen Tenienigen, welche durch die Wieder herstellung der Getreidezölle die eingetretene Steige rung künstlich gefördert haben, besonder- daran ge legen sein, diese bequeme Theorie, die selbst über die ungeheuerlichsten Zölle leicht hinweg helfen würde, nach Möglichkeit fcstzuhalten. und so »ft denn auch b«>i der jüngsten Debatte über den Roggenzoll der Abz. v. Heydebrand mit Ester dafür eingetreten. Nach ihm sind die Brodpreise seit langer Zeit un verändert geblieben, und er berief sich dafür auf da- Resr-'tat der Erkundigungen, die er an Ort und Slellc bei verschiedenen Bäckern angeftellt habe. ES ist nur zu bedauern, daß Herr v. Heydebrand diese Bäcker nicht genannt, ja nicht einmal ihren Wohnvit angegeben hat, denn Geschäftsleute, welche eS fertig bringen, bei einer Steigerung deS Rohstoffs um ca. 60 Proc. ihr Product dauernd noch immer in gleicher Qualität zu früheren Preisen zu verkaufen, verdien ten in den weitesten Kreisen bekannt zu werden. Andere Bäcker sind jedenfalls nicht in dieser glück lichen Lage. So liegen unS z. B. die Angaben einer großen Berliner Bäckerei vor, welche ein ehr umfangreiches und solides Geschäft macht. Diese Bäckerei konnte im August 1879 bei einem Roggenpreise von 128 X pro 1000 Kilogr. gutes Koggenbrod zu 19,», pro Kilogr. liefern; jetzt, wo der RoggenpreiS bis auf 200 X pro 1000 Kilogr. ge stiegen ist, kann das gleiche Brod nicht unter 25 pro Kilogr. abgelassen werben. Auf daS gleiche Quantum Brod berechnet stellt sich diese Preissteige rung so. daß man für 50 H im August 1879 ein Brod von 5 Pfund Gewicht erhalten konnte, während man jetzt für den gleichen Preis sich mit einem Brode von '« Pfund Gewicht begnügen muß. Dabei ist wohl zu beachten, daß, wie in anderen Gewerben, die Preissteigerung deS Rohstoffes nickt sofort voll im Preise des Fabrikats zum Ausdruck kommt, so auch hier die Erhöhung deS Brodpreifes der letzten Steige rung deS RoggenpreiseS noch keineswegs vollkommen entspricht. Ein Heraufsetzen des BrodpreiseS, daS meist durch Verringerung des Gewicht- bewirkt wird, läßt sich freilich scheinbar dadurch vermeiden, daß die Qualität der Waare verringert wird, und dieser Weg scheint allerdings bei uns vielfach e,„geschlagen wor den zu sein. Im Reichstage wurde bereits vor einigen Monaten hierauf aufmerksam gemacht, und weitere Nachrichten über daS Mehlgeschäft besagen, daß in auffälliger Weise sehr geringe Sorten zum Backen gesucht werden. So macht sich der hohe Rog- aenpreis in der einen oder anderen Weise dem Con- sumenten fühlbar und daran wird durch Behaup tungen, wie sie Herr von Heydebrand wieder einmal vorgebracht hat, sicher nichts geändert werden. Nachdem die Sachverständigen-Commission der Berliner Börse beschlosten hat, daß wegen der großen Anzahl circulirender gefälschter 25-Rubelscheine in Zukunft die 25-Rubel-N»ten nicht mehr als liefer bar betrachtet werden sollen, so hat auch der hiesige Börsenvorstand sich dieser Maßregel angeschlosten. Die im Verkehr befindlichen 25-Rubel-Noten werden deshalb nach Rußland zurückfließen müssen, da sie für die Börse 6e lsclo beim Abschluß von Geschäften in russischen Noten nicht mehr als lieferbar anzu sehen sind. -u Erfurt-Suhl-Ritschenhausener Eisen bahn. Mie man unS mittheilt, hofft man mit den Vorarbeiten dieser bekanntlich auf preußische Staats kosten zu erbauenden Bahn bis Anfangs August so weit zu sein, daß um diese Zeit der Bau in Angriff genommen werden kann. *— Ein Bericht aus Cincinnati, welcher über die Lage deS nordamerikanischen Handels sich ausspricht, bemerkt am Schluffe seiner Ausführungen, daß der gegenwärtige Stand des Marktes und die Anzeichen für die Zukunft nicht gerade vielver sprechender Natur sind, und daß daher schon jetzt genugsam zu erkennen ist, daß die zur Zeit in über aus großer Zahl eintreffenden Auswanderer in ihren sanguimschen Hoffnungen sehr rasch enttäuscht sein werden. Die „N. A. Z." bemerkt dazu: Es ist das eine neue Warnung für Diejenigen, welche ihr Vater land in dem guten Glauben verlassen, die Misöre (Vertheuerung der nöthigften Lebensmittel durch die neue WirthschastSpolitik rc.), die sie hier nach ihrer (!) Meinung erdrückt, jenseüs deS Oceans mit einem bessern Loose vertauschen zu können. 1'—. II. 0. Eine dem Anschein nach osficiöse Notiz sucht die von uns gebrachten Mittheilungen über die Ab nahme des Verkehrs in den EmShäfen, welche sich in der Hauptsache auf die Angaben der dortigrn Localblätter stützten, zu widerlegen. Diese Notiz be sagt, daß in der Zeit vom 16.—31. Mai d. I. in den Emshäfen, zumeist in Leer, an Getreide, Hülseu- früchten, Oelsaaten und Mehl nicht weniger als rund 74,000 Ctr. seewärts eingegangen seien, darunter etwa 35,500 Ctr. aus Königsberg und Danzig, daß ferner in derselben Zeit mit der Eisenbahn in das Inland befördert wurden 87,000 Ctr., darunter 60.610 Ctr. nach der Provinz Westfalen, 10,000 Ctr. nach der Rheinprovinz. Es liegt auf der Hand, daß mit diesen Angaben der Kern der Sache absichtlich umgangen wird. Denn nur durch eine Vergleichung der Zahlen aus diesem Jahre und an deren Jahren kann constatirt werden, ob der Verkehr sich erhalten oder verringert hat. Daß man mit einem solchen Vergleich nicht herauskommen wollte, ist freilich sehr erklärlich, denn derselbe würde leider d«e Abnahme deS Verkehrs in eclatanter Weise nach gewiesen haben. Wie unS mitgetheilt wird, sind nämlich in den ersten vier Monaten d. I. über die EmShäfen noch etwas über 100.000 Ctr. Getreide importirt worden, aber dieS ist noch nicht die Hälfte deS Imports im gleichen Zeitraum des vorigen Jahres; im Mai d. I. hat sich ferner allein beim Import über Leer ein Ausfall von 80,000 Ctr. her- auSgeftcllt. Und diese Thatsachen such/. man dadurch zu verdecken, daß man einige Zahlen über den dieS- lährigen Import beibrinat, welche doch allenfalls nur beweisen, daß der Verkehr noch nicht ganz aufgehört hat! Da eS sich um einen Import handelt, ist unseren Zoll- und Eisenbabntarif-Polilikern vielleicht auch dieser Rest von Verkehr noch viel zu groß. — Warsteiner Grubenverein. Die General versammlung beschloß auf Antrag eines stark belhei- ligten ActionairS, dem VerwaltungSrath eine durch greifende Reorganisation der Gesellschaft zu empfehlen. Der Abschluß per 31. December 1879 ergiebt, daß sich im verflostenen Jahre die Unterbilanz um 106,000 X vermehrt hat und nunmehr 522,000 X beträgt. Von diesen 106,000 X entfallen 55,300 X auf Abschreibungen. -u- Ein Opfer der Börse. An der Hamburger Börse brachte gestern d e Nachricht von der Selvft- entleibung des Fond-Händler- 1. (von der Firma 1. L k.) einen peinlichen Eindruck hervor .1 zahlte noch am Ultimo seinen Gläubigern 50 Procent, die kleineren Beträge sogar für voll, und vermuthet man, da er mit einem solchen Accord sehr leicht hätte zu
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview