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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-13
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1880
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4184 tme Lovcert el« ehrenvolles Zeugniß ab. Das reichhaltige Programm Wies eine ganze Reih« be- Uebter und ansprechender ChorgesLnae auf. Zu den Münnerckören gehörte«: „FrühlinpSnacht" von Fischer, „Singe du vvglein" rc. von Tauwitz, ..Mailied" von Rheinberger, „Der traurige Bua", Volkslied von Silcher, „Der verliebte Bua", Volkslied von Koschat, „Zwa Sterula»" lSteyrischeS Volkslied) von Kremser. I» diesen Liedern wußten die Sänger reine Intonation zu wahren, den Tönen Schmelz und Wohlklang zu geben, und verbanden mit technischer Glätte auch Leben und Gefühl. Daß das eine oder andere Lied im Saale nocb eine andere höhere Wirkung hervorgebracht hätte, ist selbstver ständlich. Die gemischten Gesänge („WaldeS- grvß" von Rheinberger — „Möchte gern ein Schwälblein sein" von Petzold — Soldaten-Ab- schied von Kücken — Waldvögelein von Abt — „I wois wo a Rösle". schwäbisch von Kuntze und „Die Eh' ist ein Taubenhaus", Volkslied von Kuntze) stellten zum Theil an die AuSsührenden nicht ganz geringe Anforderungen, die durch da- Singen im Freien noch gesteigert wurden; aber trotzdem errangen sie sich den lebhaftesten Beifall, da jeder Ton, leder Satz daS sorgfältigste Studmm offenbarte. Entzückend schön wirkte wieder der Soldaten-Abschied, waS besonders dem mit mili- tarrischer Präcision ausgesührten „Widibumm" zu zuschreiben war. Die beiden reizenden Lieder: „Kärntergmüath" und „BUaberl, mirk dirS sein" (von Koschat), mit ganzer Innigkeit und mit dem nvthigen Humor gesungen, bildeten den Schluß deS gelungenen ConcerteS. dessen Ertrag übrigen- für die nothleidenden Oberlausitzer bestimmt war. Mußte unS also schon der menschenfreundliche Zweck, dem die Aufführung diente, angenehm be rühren, so haben wir und dann noch besonders darüber gefreut, daß der „Phönix" daS Volkslied so eifrig pflegt und dem Publicum die edlen Schätze desselben erschließt. Ein guteS Volkslied im rechte« Geiste gesungen erquickt mehr als viele andere «eueren Stücke, die mehr an den Verstand als an daS Herz sich wenden. Da der Garten gefüllt war, so wird sicherlich auch daS Scherflein für die Lausitzer nicht ganz klein sein. Aus Stadt und Land. -s Dresden, 10. Juli. Die hiesigen Social demokraten haben eS nach vielen bisher miß glückten Versuchen endlich doch noch fertig gebracht, trotz de» Ausnahmegesetzes, ja sogar unter den Augen der Polizei, in aller Form eine Ver sammlung in Dresden abruhalten. Von einem namentlich nicht genannten „Einberuser" waren die „Arbeiter" Dresdens und — um die Sache nickt gar zu auffällig erscheinen zu lasten — auch die „Arbeitgeber" auf heute Abend 1^9 Uhr zu einer „großen Arbeiter - Versammlung" nach dem Etablissement „Centralhalle" auf der Palm straße hier öffentlich eingeladen worden. Als Deck mantel für das langentbehrte Vergnügen, die „Genoffen" wieder einmal möglichst vollzählig ver einigt zu sehen, mußte die heikle „Lohnsrage" her halten. Erschienen waren etwa 400 Personen, wovon etwa die Hälfte der socialistiscken Partei angehörten, während sich die andere Hälfte aus anderen Kreisen recrutirte. Die Versammlung wurde polizeilich überwacht. Der Einberuser ent puppte sich in der Person des socialistischen Agi tator- Thatenmuth au« Berlin. Die be kannten und unbekannten Größen der Dresdner Socialdemokraten waren im Saale geschickt ver- theilt, um die nöthige Stimmung zu machen. Das „Bureau" kam sehr rasch durch Namens aufruf zu Stande und ward ausschließlich aus hiesigen Socialdemokraten zusammengesetzt. Den Vorsitz übernahm derSociallst Paulsen von hier. Der „Einberuser" Thatenmuth erhielt zunächst daS Wort. Derselbe schilderte in grellen Farben die angebliche Nothlage der Dresdner Arbeiter, herbeigesührt durch die niedrigen Lohnsätze, die jeden Arbeiter zum „Lumpen" herabwürdigtcn, ihm nicht gestatteten, menschenwürdig zu leben und ein Glas Bier zu trinken, ihm vielmehr die Schnapsflasche in die Hand drückten, so daß Nolh und Elend die Reihen der Arbeiter lickten und die Arbeiterfamilien dem Verhungern preisgegeben seien. „Der Wurm krümmt fick, wenn er getreten wird; warum soll sich ein Wurm nickt treten, wenn man ihn krümmt?" — so äußerte sich Redner in drastischer Meise. Redner sprach weiter von den „bleichen Gesichtern", den „abgemagerten Gestalten" der Arbeiter, welche er in Dresdens Straßen habe dahinschleichen sehen. An all' dem Elend seien die Arbeitgeber sch«ld, welche zu viel Verdienst für sich beanspruchte», während sie ihre Arbeiter mit herzlich schlecvten Löhnen abspeisten. Die bleichen Gesichter der Mehrzahl der Erschie nenen beweise die Wahrheit jener Behauptung. — Wir und mit uns gar viele der Anwesenden konnten bei dieser hohlen Phrase ein laute- Lachen nicht unterdrücken, was von den Herren Socialdemokraten allerdings sehr unliebsam ver merkt wurde. Wir hielten Umschau im Saale nach den „bleichen Gesichtern", konnten aber ehr lich und wahr und beim besten Willen auch nicht ein einzige- Antlitz entdecken, das unser Lachen Lügen gestraft hätte. Neben und hinter uns stan den gar manche vierschrötige Gesellen mit strotzen den Wangen und stattlichen Bäuchen, deren Aeuße- res nichts weniger als Nolh erkennen ließ und die trotzdem der KraftsteUe von den „bleichen Arbeitergesichtern" rasenden Beifall klatschten. Mit alleiniger Ausnahme der schmächtigen Ge stalten einiger halbwüchsigen Sckneidergesrllen gab eS in der stattlichen Versammlung nicht Einen, der den Stempel einer dürftigen Ernährung, oder gar des Verhungern» an sich getragen hätte. —Zum Beleg fllr die Noth der Dresdner Arbeiter erzählte der Berliner Agitator die bereits widerlegte Mär, daß der Stadtgärtner Degenhardt in Dresden seinen verheirathetea Arbeitern gegenüber das Exempel ausgestellt habe, wie sie täglich mit I Mk. 10 Psg bequem auskommen könnte«, indem sie für die Ernährung ihrer Familie täglich nur 70 Psg. nöthig hätten, so daß noch 40 Psg. für Steuern, LogiSmirthe u. dergl. übrig blieben. Verschiedene derartige Beispiele wurden noch angezogen. Als Schlußtablea« für da» entrollte schreckliche Bild der Arbeiternoth in Dresden bezeichnet« Redner — den Strick, die Elbe und den Trost der Schnapsflasche; Redner war der Meinung, daß ein „Nothschrei" an die sächsische Regierung er lösten werden müsse, welche die Lohnfrage zu er wägen und für die Ausbesserung der Lage der Arbeiter im Interesse de- Staate- Sorge zu tragen haben werde. Die Löhne der Arbeiter müßte« unter allen Umständen andere und bessere werden, aber nicht durch Streiks, welche nach den gemachten Erfahrungen weniger die Fabrikanten als die Arbeiter schädigen, sondern durck ein enge- Zu sammengehen der Arbeiter. Der Einberuser mahnte die „Genoffen" eindringlich zu einer objektiven Aussprache Uber die Lohnfrage, unter Vermeidung aller Klippen, welche die Polizei zur Auslösung der Versammlung veranlassen könnte, und brachte endlich eine Resolution ein, dahin gehend: „daß die Versammlung eine Commission einsetzen möge, wozu aus jeder Industrie drei Mann (Arbnt- nehmer) gewählt werden, welche die Nothlage der Arbeiter »n Erwägung ziehen und die nöthigen Schritte zur Abstellung und Besserung der obwal tenden Verhältnisse an der geeigneten Stelle thun soll." — lieber dre Resolution des EinberuserS ent spann sich eine längere Debatte, an der sich lediglich Dresdner Socialdemokraten beteiligten. Der die Versammlung überwachende Polizei-> Commissar Paul hatte wiederholt Veranlassung, die Redner daran zu erinnern, daß eS nickl zulässig sei, die DiScussion aus das politische Gebiet hinüber zu spielen. Der bekannte socialdemokratische Agitator und ReichstagSabgeordnete Max Kaiser aus Dresden, welcher zur Zeit ein mit den Mitteln seiner Parteigenossen begiündetes Cigarrengeschäft hier betreibt, betheiligte sich sehr lebhaft an der Debatte. Derselbe schickte voraus, daß er nicht als „Agitator", sondern als „Kaufmann" das Wort ergriffen, stellte sich aber schließlich aus den Staudpunct des „Arbeiters" und gerieth nunmehr in eine Sackgaffe von Widersprüchen, wie sie bei dieser Art von Socialisteniührern, welche sich durch die mühsam ersparten „Arbeiter- groschen" ernähren lasten, um „hinter den Couliffen" zu opcriren, nun einmal gang und gebe sind. Der Genannte stellte den Antrag, daß die zu ernennende NothstandS-Commission berech tigt sein solle, sich durch Zuwahl von „Arbeit gebern" zu ergänzen, um die Lohnfrage nach beiden Seiten hin in befriedigender Weise zu lösen. Der Antrag Kaiser'« wurde mit großer Majorität an genommen. AlS nun endlich die Wahl der Com mission vorgenommen werden sollte, erk.ärte der Polizei-CommiffarPaul, daß er DaS nickt gestatten könne. Der Vorsitzende schloß hierauf die Versamm lung, in der ausgesprochenen Hoffnung, daß e« in einer nächsten Versammlung gelingen werbe, die Wahl zu vollziehen. — Die Versammlung dcr Herren Socialtsten verlief ausnahmsweise ruhig. Der Zweck ist erreicht — man ist „wieder einmal beisamm' gewest" und unter dem Dcckmantel eines Comilü für die „Lohnsrage" wird sich auch manch' Anderes zu Wege bringen lasten — wenn die liebe Polizei Nichts dagegen einzuwenden hat. -s Dresden, 10. Juli. Die vor Kurzem bereit- Gegenstand der öffentlichen Besprechung gewesene neueste Erfindung unseres berühmten Mitbürgers Friedrich Siemens, durch welche unter Anwen dung deS Regenerativsystems mit verbältnißmäßig ge ringeren Kosten der Lichteffect der gewöhnlichen Stra ßen- und Zimmerbeleuchtung zu einer den Wirkungen der elektrischen Flamme nahe kommendem Intensität erhöht wird, ist nunmehr in das Stadium dcr prak tischen Verwerthung getreten mit der Anfang dieses Monates unter zahlreicher Bctbeiligung der Kory phäen der Wissenschaft unserer Residenz erfolgten Be triebseröffnung der Fabrik für Herstellung der Sie- mens'schen Strahlenbrenner mit und ohne Regeneration. Die zur Fällung eines competenten NrtheilS vollauf beglaubigten Vertreter der technischen und mediciniscben Tisciplinen, von denen unter Füh rung des Rector- Geh. BergratbS Oe. Zenner die Professoren deS Polytechnicums Hofrath Töpler, Re gierungsrath vr. Böhmert, Baurath Gieße, vr. Zetzschs, Hempel sich eingefunden hatten, sowie unter anderen Notabilitäten auch der Generalarzt der Armee vr. Roth, Medicinalrath vr Brückmann, Hosrath Grass von der königl. Kunftgewerbcscbule und der städtische GaSanstaltSdlrector Haste zu bemerken waren, spra chen sich mit höchster Anerkennung und einstimmiger Befriedigung über die seit der letzten experimentellen Vorführung durch weitere eingehende Versuche und ConstructionSverbefferungen »um Abschluß gebrachte neue Erfindung aus. Nach oem übereinstimmende« LuSspruche dieser berufenen Autoritäten bestehen die inzwischen gemachten brillanten Fortschritte in einer weitgehenden Vereinfachung des s. Z. beschriebe nen Apparates und einer bei gleichem GaScon- sum durch Messung festgestellten Verdreifachung der mit der elektnschen Flamme vergleichbaren Lichtwirknna, wobei eine Kostenersparniß von zwei Drittel des üblichen GaSbedarfS erzielt wird. Vom hvgieinischen Etandpuncte auS empfiehlt sich das SümenS'sche Verfahren wegen der damit ver bundenen bez erreichbaren Ventilation in geschloffenen Räumen und der ermöglichten Abführung aller ge- sundheüSnachtheiligen VerbrennungSproducte aus den selben in die an dem Apparate angebrachte, noch durch künstlerisch auszuführende Nmkleidung zu maS- kirende Este. Aufsehen erregte die zugleich als Ofen wirkende Regenerativlampe, durch welche be» stünd lichem Verbrauch von 1500 Liter Gas zum Kosten preis von 33 ^ pro Stunde ein Lichteffect von bis auf 000 Normallichtkerzen hervorgerufen wird. Der übereinstimmenden Ansicht zufolge kann durch daS in verschiedenen Experimenten vorgesührte Regenerativ- verfahren ein nahezu so starkes Licht wie die eine weit heiklere Behandlung erfordernde elektrische, jedoch noch mit wecßerer, auf daS Auge nicht so grell blen dend wirkenden Flamme hergestelll werden, wobei gleichzeitig der nicht unwichtige Kostenpunct zu Gunsten der Sieruens'schen Erfindung spricht. Schon «in« Verhefferung des gewöhnlichen PetroleumbrennerS durch Anbringung eines äußeren und inneren Kam me- ergab ein gleichfalls beifällig beurtheilleS be deutend weißere» Licht. Für die gelungene Malki- rung der anfänglich beanstandeten Esse und für die leichte Ausführung der Bereinigung der in Brenner mit Esse, Cylinder mit Glocke nebst Reflektor be stehenden einzelnen Theile diese- im Beleuchtung-fach« epochemachenden neuen Apparate- »u einem harmo nischen Ganzen legten Zeugniß ab die bereit- in mehreren Werkstätten ausgestellten resp. aufgehänaten Lampen, welche sich bei der Prüfung in jeder Hin sicht bewährten. Diese auS einer Verbindung der technischen Wissenschaft und deS KunstgewerbeS her. vergehenden vollendeten Erzeugnisse deutschen Erfin- dungSgeiftes werden, wie verlautet, demnächst auch den Kreisen des consumirenden Publicums vorgeführt werden. -s DreS den, 10. Juli. Heute Nachmittag, zur selbigen Zeit wie gestern, ist abermals ein schwere - Gewitter im Dresdner Elbthale aufgetroffen. Ja Dresden schlug der Blitz zweimal ein, aber ohne zu zünden. Auf der CircuSstraße fuhr der Strahl m einen Schornstein und nahm von da seinen Weg durch sämmtliche Etagen, allenthalben die Oesen beschädigend und einen penetranten Schwefelgeruch verbreitend. In dem betreffenden Hause wurde v»rch den Blitz einer alten Frau der Arm gelähmt, einer anderen Frau daS Haar ver sengt. Im nahen Dorfe Strehlen setzte ein Blitzstrahl den sogen. Mühlhof in Brand. Eine Scheune und ein Theil deS Seitengebäude- gingen in Flammen auf. Im benachbarten Deuben traf ein Blitz in die Ziegelei, ohne zu zünden. Ein Mann und eine Frau wurden dabei erschlagen. In der nächsten Umgebung Dresdens hat eS noch an verschiedenen Stellen einqeschlagen. * Pirna, 11. Juli. Am heutigen Sonntag began« hier das 6. Mitteldeutsche BundeS- schießen unter überaus zahlreicher Betheiligung. Die freundliche Elbestadt hatte einen prachtvollen Flaggen- und Guirlandenschmuck angelegt, so daß hierin fast kein HauS unvertreten geblieben war. Gegen I I Uhr formirte sich der Festzug, der durch die Hauptstraßen der Stadt sich bewegte und ins besondere durch einige historische Gruppen im- ponirte, zudem aber auch durch die Vertretung der königlichen und städtischen Behörden im Zuge selbst eine Bedeutung erhielt. Nach der Ankunft aus dem Festplatze entwickelte sich daselbst ein reges Leben, da eine Unmaffe Fremde anwesend waren. Die Staatsbahn mußte von Dresden bis Pirna rc. Ertrazüge stellen. Nachmittags 4 Uhr begann daS Schießen nach dcu sämmtlichen Scheiben. Für Montag Nachmittag ist daS Eintreffen Sr. Majestät des Königs angesagt. — r. Osckatz, 11. Juli. In der Nackt vom 10. znm II. d. M. brannte da« Tiegel'sche Gut zu Reppen total nieder. Fast sämmtliches Mobiliar ist mit verbrannt. DaS Vieh konnte nur mit äußerster Anstrengung gerettet werden; ein Schwein fand in den Flammen seinen Tod. — Der hier stationirte Gendarm Otto verläßt mit dem 1. Aug. diese Stellung und kommt in derselben Eigen- sckaft nach Liedertwolkwitz. Der dortige Gendarm kommt hieher. Am gestrigen Nachmittag hatten die Mitglieder deS hiesigen Bezirkölehrer- vercin- mit Angehörigen sich reckt zahlreich zu einer geselligen Vereinigung auf dem Weinberg eingefundcn. Concert, Theater und Vorträge wechselten mit einander ab. Herr Bezirksschul- inspector vr. Winkler und Sup. Schäncke waren ebenfalls anwesend. — An die Stelle deS nach Annaberg versetzten Herrn Schmidt tritt in nächster Zeit Herr Schweriner, bisher Oberlehrer am Seminar zu Löbau. pk. Trcbsen, 10. Juli. Heute Mittag traf in unserer Gegend ein sehr schweres Gewitter auf. ES folgte Schlag auf Schlag. In dem be nachbarten Dorfe Seelingstädt schlug der Blitz in daS Wohnhaus des Gutsbesitzer- Sperling, welches total niederbrannte. Leider ist der Besitzer in mitten seiner Familie, welche sich gerade beim Mittagesten befand, vom Blitz erschlagen worden. Vor 2 Jahren schon hatte genannter Gutsbesitzer durch Blitzschlag die Scheune verloren. Zur selbi gen Stunde wurde durch den Blitz das Seiten gebäude deS Gutsbesitzer« Heyde in Gornewitz an gezündet und zu gleicher Zeit sah man auch ein Feuer in einem Dorfe bei Mutzschen aufgehen. Vermischtes. AuS Böhmen, 11. Juli. Immer trüber gestalten sich bei unS die Aussichten für die Böh men deutscher Nationalität; denn die Czecben und mit ihnen alle jene Creaturen. welche den Mantel nach dem von oben wehenden Winde hängen, suchen jetzt ih*e Stärke darin, die seit langer Zeit gang und gäbe gewesene» Einrichtun gen zu beseitigen und dafür neue, daS deutsche Element belästigende Bestimmungen aufs Tapet zu bringen. Prag, eine Stadt, die bisher von deutscher Sitte angehaucht war und von deutschem Geiste unv deutscher Bildung befruchtet wurde, ist fast völlig wieder czechisirt, und die deutsche Sprache wird gleichsam als fremde» Idiom betrachtet. Schlimmer noch ist es an jenen Orten, wo nur einige deutsche Beamte inmitten vom czechischer Bevölkerung zerstreut sind. Dort werden die Alleinstehenden von den Czrcben förmlich tyranni- sirt, und es ist nicht rathsam, sich dort de- Deut schen als Verkehrssprache zu bedienen. Jeder Czecke antwortet: „Nix dütsch", selbst wenn er Alle- ver steht. Der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen, welcher nach jahrelangem Arbeiten den Nachweis geführt hat. daß die Deutschen keine Eindringlinge in Böhmen sind, wie die Czecken behaupten, sondern daß sie auf Grund historischer Ereignisse da» Land südlich vom Erzgebirge als ihre rechtmäßige Heimath betrachten müssen, hat, wie es jetzt den Anschein gewinnt, vergeben» ge- wirkt. Gerade besten Bestrebungen haben der deutschen Sache viel genützt, und man hätte vor 6 Mortale» ppch nicht «glaubt. daß iu so kurzer Zeit Alles so gar»' anders werden könne, zumal ja ein deutsches (?) Herrscherhaus die Geschicke unserer Provinz regiert. Aber selbst i« der Los« dura zu Wien haben antideutsche Elemente einen großen Einfluß, so daß wenigstens vor der Hand keine Aussicht auf bessere Zeiten ist. Wer sich, wie die deutschen Geschichtsforscher es gethan haben, die Mühe nimmt, in dm dumpfen Gewölben den Moder und Staub von den Acten zu wischen und danach die ehemaligen Geschicke Böhmens zu ver folgen, Der findet ohne Mühe, daß die Czeche» unter ihrem CziSka und Prokop zwar tapfer ge stritten, aber auch unmenschliche Greuelthaten be gangen haben. Doch waren eS deutsche Männer, welche dre Cultur hier einführten, Deulsche, welche die heilkräftigen Quellen entdeckten und deren Wirkungen bekannt machten, Deulsche, welche die Industrie Böhmen» schufen, und wieder Deutsche, welche den in tiefster Unwissenheit schlafenden Cze- chen ein wenig Bildung und einen zum Nöthigsten hinreichenden Verdienst brachten. Und jetzt? Jetzt sollen die Deutschen an allem Unglück schuld sein und unter czechisches Joch sich beugen. Hoffentlich leuchtet unser Stern bald wieder Heller; denn noch sind die slavischen Stämme nicht gebildet genug, nm über das Germanenthum auch die geistige Herrschaft ausüben zu können. Franzensbad, 11. Juli. Wer jemals zur Cur oder Erholung hier weilte, Dem ist gewiß der Kammerbtthl bei Ezer, eia er loschener Vulcan, al» Ausflugsort bekannt. Der große Dichterfürst Goethe, welcher im Jahre 1808 zur Cur hier war und auch mehrere Male in Eger bei dem ihm befreundeten Rath Grüner wohnte, hatte diesen Berg zum Gegenstände ein gehender Untersuchungen erkoren; denn damals schwankte noch die Ansicht der Naturforscher darüber, ob derselbe als ein Vulcan oder nur als ein Erd brand zu betrachten sei Goethe glaubte zuerst, daß der Kammerbühl ein Vulcan gewesen sei, stimmte aber dann der Ansicht deS Professors Reuß, der ihn für einen Erdbrand hielt, bei. Als durch wiederholte Untersuchungen diese Meinung wieder erschüttert wurde, gab er sein kirtheil dahin ab, daß erst dann etwas Sicheres über dm merk würdigen Berg festgestellt werden könne, wenn man einen Stollen bis zur Sohle desselben führen könne. Dies geschah erst nach Goelhe'S Tode und eS ist nun erwiesen, daß man es hier mit einem erloschenen Vulcan zu thun hat. Zum Andenken an den großen deutschen Dichter wollen einige Männer von Eger im Verein mit hiesigen Cur- gästen dahin wirken, daß auf der Spitze deS Kammerbühl ein Goethedenkmal errichtet werde. Herr Baumeister Wicdermann hat den Plan dazu entworfen; auch ist durch Sammlungen schon ein kleiner Fond für die Verwirklichung dieser Idee zusammengekommen. In Eger ist schon ein Goethedenkmal errichtet und zwar im Garten des Hotel- „Kronprinz Nuvols", welche Besitzung früher dem Rath Grüner gehörte. * Teplitz, 11. Juli. Die Thermen in Teplitz und die inundirten Schächte. Man hört oft die Behauptung aussprechen, die Thermal- wäsier in Teplitz unv die m den Dux-Osiegger Kohlenwerken eingedrungenen Wässer stünden in einem unmittelbaren Zusammenhänge; es ist dieS ein großer Jrrthum. Die Entfernung der in undirten Schächte von Teplitz, in der Luftlinie gemessen, beträgt eine volle deutsche Meile, und eS liegen dazwischen die Ortschaften Ziegelhütten, Hundorf und Loosch-Setteng, Klemujest und Janegg. Trotzdem besteht eine Art Zusammen hang. der jedoch nur als physikalischer Begriff auf rufaffen ist; eS ist nämlich ein rein hydrostatisches Moment, welches zwischen de« beiden von einander so entfernten, im klebrigen außer allem weiteren Zu sammenhang stehenden Wasiermaffen eine Art Balance bedingt, das GleichgewichtSbestreben aller jener Jn- filtralionswäsier, welche die geologischen Gruppen zwischen Teplitz und Offegg ausfüllen. Es pflanzt sich nun der Druck von Gruppe zu Gruppe fort, etwa wie die durch daS Anschlägen eines Tones er zeugten Schallwellen in der Atmosphäre, ohne daß diese selbst quantitativ oder qualitativ eine Ver änderung erleidet, und der solchergestalt zwischen der Therme in Teplitz und den Jnundations- wäffern bestehende Zusammenhang ist ohngrfähr derselbe, wie etwa die eine deutsche Meile von ein ander entfernten Wasiermaffen deS Bodensees zwischen Constcm» und MeerSburg, oder bester — weil der Auftrieb deS ThermalwafferS in Teplitz um 12 Meter höher liegt als die Wasserspiegel und Offegg — wie die ebenso eine deutsche Mene von einander entfernten Wasiermaffen des Rheins zwischen dem höher gelegenen Bingen nach dem tiefer gelegenen Lorch. Wenn nun sowohl die Situations-Verhältnisse der hier in Rede stehenden Wasiermaffen wie ihre hydrsstatischen Beziehungen zu einander klar stellen, daß eine unmittelbare »der schädigende Einwirkung der Dux-Offegger Katastrophe auf die Teplitzer,Thermen, sei eS nun in qualitativer oder auch nur in quantitativer Rich tung, ausgeschlossen erscheint, so liegt eS d»ch auf der Hand, daß zeitweilige Störungen deSTbermen- waffer-Beruge- im Verlauf der Saison allerdings im Bereiche der Möglichkeit liegen — Störungen, welche durch plötzliche unvorhergesehene Senkungen de- QnellenspiegelS hervorgerusen werden könnten, und lediglich nur aus diesem Grunde wurden den Besitzern der inundirten Werke Beschränkungen bei ihren EntwäsierungSarbeiten seitens der Be hörden auserlegt. 1 LI <^Mi Zäh B, r» mode vorzib -Ute ^ fehle, «ptel Harm Musil Kinde Honoi Nac wachs leichte Eins., dopp. 1 f Waa Braue ckereyi vorzr Wechsc lebrt gi W. B Zur wiro e leistet. Ilüon«! Prir Erwart Ein (auch ii Werthe Eine bill. C> in fren Franzö werden Adresse «ud „'v Ue»e ans bei Jtal, 1 t). «0, Haar bill. Pr. ä bessert wendet k. l ir er Herr« ausW.d ir er w« Briefkasten. 8. Wir nennen Verfasser oder Einsender von Artikeln, welche im Tageblatte zum Abdruck gekommen, grundsätzlich nicht. Wünschen Sie mit de« Ver fasser de» betreffenden Bericht- Sich in Einvernehmen zu setzen, so geben Sie «n» Ihre genaue Adresse, welche wir dann Demselben zur beliebigen Beachtung übergeben werden. La«e nach ne und Da und billi Reu
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