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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188111227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-22
- Monat1881-11
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1881
- Autor
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Ll32 Wenn Herr Dagne, di« Bezeichnung» hör« kvnate, mit welchen er von sein» „Freunden" nn Parlament bedacht wird, so würbe er von seiner Empfindlichkeit gegen die Angrifte der liberalen Presse wahrscheinlich reumülhia ablafien. Daß ihm die Eonservativen Schmeicheleien wie „Ignorant" an den Kopf wcrsen, ist noch daS Geringste, wa- er hinnehmen mutz und uraS unter Wahrung de« gut» Tone- «itgrtheiu werden kann. Nach allen Nachrichten über die Lage ist die ge- sammte Action de« Reichskanzler« zunächst vertagt und e« sollen dem Reichstag socialpolilische Vorschläge nicht vorgelegt werden. Da aber auch die Vorschläge an den Kaiser, ob Ministerin,,, Franckenstein oder Bennigsen, von einer vorherigen Abstimmung de« Reichstag« abhängig gemacht werden sollen, so wird auch dieser Gedanke als „vertagt" angesehen; die Entscheidung würde erst nach den nächsten preußischen Landtagswahlen sallen. 2» diesem Sinn soll der Reichskanzler sich auch dem Kronprinzen gegenüber aus gesprochen haben. Die Vorbereitung der Auflösung de» ReichStage» wird nach der „N.-Z." al- der Mittelpunkt aller von dem Reichskanzler ausgehend» Züge betrachtet. Einige liberale Blätter deS Rheinland«« hall» an der Hoffnung fest, Fürst BiSmarck werde immerhin noch eine Verständigung mit den Liberalen hcrbeisühren und sich nicht aus die EentrumSdemagogie bei der Durchführung seiner Pläne stützen. So meint da« „Correspondenzblatt de» deutschcn Verein« der Rheinprovinz", bei der Wärme, niit der der Kaiser sür daS Programm seine« Kanzler« eintritt. ja dasselbe gleichsam als sein eigenes hinstellt, ließe sich er warte». daß Fürst BiSmarck zunächst wenigst»« einen ernstlich» Versuch machen wird, in Gemeinschaft mit dem Reichstage die 'chwierigen Ausgaben zu lösen, zu deren Anregung der Kaiser sich, wie er feierlich erklärt, „vor Gott und Menschen oline Rücksicht aus den unmittelbaren Erfolg derselben ver pflichtet" hält. Wenn eS trotzdem heiße, der Reichskanzler habe sich vom Kaiser die Ermächtigung erbet», mit den beiden Seilen der voraussichtlich» Majorität deS Reich«, tage«, dem Ecntrum und der liberalen Partei, in Unter handlung darüber zu treten, ob und unter welchen Bedin gungen sic vereint oder getrennt bereit sein würden, die Leitung der Reick'Sregicrung in die Hand zu nehmen, wenn er sogar im Kreise der BundeSrathomitglieder davon gesprochen haben soll, er werde dahin wirken, daß in Zukunft ein wirklicher Bicckanzler an seiner Statt die Geschäfte leite, so lküuie man der Auvjührung diese« Planes ohne alle Beklem mung entgegen sehm. Eine Bereinigung zweier Partei», von denen die eine seit Jahr» nur vom Kamps gegen die andere gelebt hat. zu gemeinsamer Leitung der Regier,mgS- gefchäste sei ein Ding der Unmöglichkeit. Daß eS den Führern de» Centrum« geling» sollte, ein Programm aufzustcUen. dem der Kaiser seine Zustimmung zu geben vermöchte und da« sie im Reichstage durchsetzen konnten, dürste mehr al- zweifelhast sein. Somit blieb« eine Vereinbarung der leiten den Persönlichkeiten mit dm Führern der liberalen Partei al« die wahrscheinlichste Lösung übrig. Ueberhaupt könne sür die Stellung eme« Bicekanzlers nur Eine Persönlichkeit ernst lich in Betracht kommen: Rudolf von Bennigsen. Der neue Reichstag biete somit der liberalen Partei wider Er> Wart» Aussichten, die keineswegs ungünstig sind. So erfreu lich diese Botschaft klingt, so wul uns doch der Glaube fehlen, daß der Kanzler dies» Weg betreten werde, h von Frciherrn von Kranckenstein wird erzählt, daß er die Mittheilung über da« jüngste politische Tischgespräch de« Kanzler«, sowie über die indirecte Einladung zu Ver handlungen mit schlecht verhehltem Unmuth ausgenommen und mit der Bemerkung abgelehnt habe, „erst möge Fürst BiSmarck für eine Hesse re Basis der Verständigung sorgen." Auch jme Einladung, zu deren Verbreiter „ach dem Bericht Paul Lindau'« in der „Köln. Ztg." der bairische Gesandte von Lerchenfeld auScrsehen Word» ist, gehört i» da« Gebiet der beabsichtigten Unklarheiten. Wen,, der Reichskanzler sich mit den Ultramontanen häuslich einrichten Will, wird er wohl eine geeignetere Mittelsperson ausfindig machen können, al» den erklärten Particularisten. Da« Uebergewicht der vereinigten Klerikalen und Con- fervativen erschien bei der Präsidentenwahl im Reichstage bedeutender als eS sich im Laufe der weiteren Verhandlung» Herausstellen wird. Tie höchste Ziffer hat Herr von Franckenstein bei der Wahl zum ersten Vicepräst deuten erreicht, 1S7; daS sind nur zwei weniger als die ab solute Majorität im vollbesetzt» Hause beträgt. DaS Pluö von 4 Stimm», welches er gegen Her» v. Levetzow erhielt, verdankt er den süddeutsch» Demokraten, welche den Anspruch de« Centrum» aus jme Ehrenstelle für gerechtfertigt hielten und sich erinnerten, daß der erbliche ReichSrath der Krone Baiern in der vorig» Session seine« Amte« mit Würde und Unparteilichkeit gewaltet habe. Den eigentlichen Maßstab sür da« Stärkcverhällniß der gegnerischen Parteien giebt die Wahl d«S Her» von Levetzow ab. Für ihn sind 193 Stimmzettel abgegeben worden und di« eine Stimme sür Herrn v. Scydc- witz müssen wir wohl ebenfalls der klerikal-conscrvativen Verbrüderung zuschreiben, daS sind also 194. denen auf der linken Seite 148 Stimm» für Herrn v. Stauffenbcrg und ein ungiltiger Zettel gegenüberstanden. Zu beacht» ist nun zunächst, daß das Ccntrum, welches am Eröffnungstage große Lücken auswies, diese zum Sonnabend überreichlich ergänzt hatte und auch die beiden eonservativen Fraktionen beinahe vollständig aus dem Platze erschienen waren. Dagegen war die Linke schon dadurch im Nachthcil, daß sie bei den Nach wahlen fast ausschließlich — wenn wir richtig zähl», in 14 von 19 Fällen — betheiligt ist, also 14 leere Plätze hat. den» auf der recht» und im Ccntrum nur 2 lMmden- Lübbcckc mit Her» Stöcker und AhauS-Tccklcnburg-Steinsurt mit Schorlemer-Alst) gegenübersteh». Dazu kommt, daß die Socialdcmokrat». von den» einzelne sich noch in Hast befinden nur sehr spärlich vertreten waren, die Polen hingegen, die für ge- wohnlich nur einen Doppelposten in den Reichstag schicke», der von Zeit zu Zeit abgelöst wird, diesmal ganz außergewöhnlich zahl reich erschienen waren, um ihre Stimmen für die conscrvativ klerikalen Candidat» abzugeben. Von den Abgeordneten der Reich-Stande wird behauptet, daß sie theilweise sür Her» von Staussenberg gestimmt hätten. Sollte wirklich der Eine vdcr Andere DaS gctban haben, so hat doch unzweifelhaft die große Mehrzahl Herrn von Levetzow ihre Stimm» gegeben. Rechnet man nun auf der einen Seite der Linken die Man date zu. welche sie erst in den Nachwahlen zu behaupten haben und rechnet man aus der anderen Seite Pol». Elsässer und Welfen, so steht die Waage ungefähr gleich und eine ans gesprochene cvnservativ-klcrikale Mehrheit ist nicht vorhanden Zur Motivirnng deS Verbalten- der Conservativ» und Klerikalen, welche bei der Wahl des zweiten Vice- pr äsidenten gegen den liberalen Candidat» Hänel, aber für einen anderen Liberalen.(v. Benda) stimmt», wird noch berichtet: T e Rechte und da» Eentrum wollten den Liberalen eine Stelle im P.'audiuin eniräumcn, aber da- Centrum wollte sür Herrn Hänel nicht eintreten, weil er ein „llulturkämpser" sei, die konser vativen Gruppe» nicht, weil sie keinen Fortschritt-mann im Präsi- dium haben wollten. So wurde denn Herr v. Benda mit 157 konservativen und klerikalen Stimmen zum zweiten Bicepräsidenten gewäiilt, während aus den Kandidaten der vereinigten liberalen Parteien Abg. l)r. Hänel 148 Stimmen fielen. Unter dem lauten Bestall der linken Seite lehnte Abg. v. Benda die Wahl ab. lo daß daS Hau« zu einem neuen Serutinium schreiten muß. Cs wird daraus Abg. Ackermann mit 158 Stimmen zum zweiten Bicevräfi- dente» wiedergewählt, während aus den Abg Hänel 138 Stimmen von allen Liberalen abgegeben wurden. Auch in der Ablehnung der Wahl seitens deS Her» v. Benda bekundete sich da« Zusammengehen der Nationalliberalen mit den beiden anderen liberalen Grupp». Man schreibt unS auS Berlin vom Sonntag: ..Heute hält Pros. 1)v. Günther auS Ansbach, der bei der letzten Wahl einem Soeialvemokat« unterleg»« frühere fort« christliche Abgeordnete für NLrnLera, seine Candidat»- rede vor den liberal» Wählern de« hiesig» fünften Wahl kreise». Da er bereits von einer BertrauenSmLnuerversamm- lung von etwa lOOO Personen einstimmig accrptirt Word» ist. so ist an seiner faktischen Ausstellung nicht zu zweifeln. Sein Gegenkandidat ist der „schwarze" Crem er, womit Herrn Günther'« Sieg so aut wie verbürgt ist. klebrigen« yat er nur nach längerem Zöge» und nur aus d» dringendst» Wunsch seiner fränkisch» Parteifreund« eine Berliner Caiitivatur angenommen. Im dr»Neu Berliner Wahlkreise wird IN. LanaerhanS ausgestellt werde», der in diesem Bezirke eit viel» Jahrzehnten angesessen und wohl auch geboren ist und denselben im Al>gcordnel»hause wie in der Stadtverordneten versammlung vertritt. Da die Antisemit» cm einem Erfolge ihre« früher» Candidat». de» vielgcwandt» Her» Jutiu« Schulze, verzweifeln, Hab» sie diesmal Pros. Wagner aus den Schild erhob», der aber durch den Lärm, der sich in den letzt» Woche» an sein» Nam» knüpfte, nicht gerade an Popularität gewonnm Hab» dürste. Sellen» der Socialdemokralen wird im dritten Bezirk Genosse Viereck ausgestellt. Auch in der Umgebung der Hauptstadt ist die Fortschrittspartei bei einer Nachwahl betheüigt. Da )ugo Herme-, der gestern zum Schriftführer gewählt ist. in Parchim «mgmommm hat. so muß sich sein alter Wahl- krei« Jüterbog- Luckcnwalde-Zauche-Belzig nach einem andern Vertreter umsehen. Wahrscheinlich wird man sein Augen merk auf Her» Wöllmer richten, der im angrenzenden Kreise Teltow dem Landrcllhe Prinz» Handjerry «ach tapserm Kampfe der liberal» Partei unterleg» ist." Gegenüber der Knechtung, welche von ungarischer und lavifcher Seit« dem Deutschthum in Oesterreich u Theil wird, ist Einigkeit daS erste Gebot der Nothwehr. der Noth gehorchend, find Schritte in diesem Sinne gelban wordm. Die Bereinigung aller deutschen und liberalen Zractionen de« österreichisch» Abgeordnetenhaus«» zu einer einzigen großen Partei ist yeute ein« Lhatsache. Richtig ist. der „Club der vereinigten Linken", wie die neu gebildete Partei sich nennt, wurde unter Schmerz» geboren, aber er ist, der politisch» Nothwendigknt wie dem aut geäußert» Wunsche der Wählerschaft» folgend, ru Stande gekommen, und so weit menschliche Voraussicht reicht, hat er sich durch sein Programm und seine Organisation Bürg- chasten de» Bestandes gegeben, die hoffentlich durch den Drang nach Selbstständigkeit — die große Tugend und den groß» Fehler der Deutsch» — nicht werden zerstört werden. DaS Programm de» neu» Club» ist kurz und der mit Händen zu greifend» politisch» Lage in Oesterreich entsprechend. Der Club hat sich gebildet zur Abwehr der Gefahr», „denen die geschichtlich begründete und von den Existenz-Bedingung» de» Staate» unzertresnliche Stellung der Deutschen auSgcsetzl ist", und sein nächste» Ziel ist die Bekämpfung der gegen wärtig» Rcgierung»-Politik. der Politik Taaffe. welche „die einheitlichen Interessen der Deutsch», sowie die jener anderen Volksstämme, welche in Verbindung mit dem deutsch» den freiheitlichen und culturellen Fortschritt anstreb», gefährdet". Wir beglückwünschen unsere Landsleute in Oesterreich zu diesem bedeutungsvollen Schritte, der sicherlich dem „jüngsten Culturvolke der Geschichte", d. h. dem „Bruder Tschech", viel Verdruß bereit» wird. Der Verlust Baron v. Haymerle'S scheint nunmehr ersetzt zu sein. Der am Freitag inWien eingclrofsene österreichisch ungarische Botschafter am Petersburger Hefe, Gras Kalnokv, ist am Sonntag vom Kaiser Franz Joses in längerer Audienz empfangen worden. Seine Ernennung zum Minister deS Auswärtigen gilt als eine beschloss»« Thatsacbe. Der „Post" wird darüber auS Wien vom Sonn tag geschrieben: Wie ich soeben höre, wurde Graf Kölnoky, der heute vom Kaiser in längerer Audienz empfangen wurde, zum Minister d«S Auswärtigen und de« kaiserlichen Hause» ernannt. Die amtliche Publikation der Ernennung dürste noch nicht sobald erfolgen, da sich Gras Kalnokn vor llebernahme der Geschäfte de« Auswärtigen Amte« nach St. Petersburg begiebt, dort persönlich seine Rccreditwe zu überreichen. Die Abreise nach St. Petersburg ersolgt wahrscheinlich nächste» Montag. Gras Kalnoky, der der mährischen Linie seines HauieS aiigehört, ist 1832 geboren. Er ist Ehrenritter deS Malteser-Ordens, koiserl. königl. Kämmerer, General-Major a. D.; er trat seine diplomatische Laufbahn 1854 als AltachS in München an, war 1856 bi« Ansang der sechsziger Jahre bei der kaiserl. königl. Botschaft in Berlin, später in London, verwaltete 1668 die Botichastsgcschäste in Rom. 1874 wurde er Gesandter in Kopen hagen, 1880 wurde er zum Botschafter in St. Petersburg ernannt, nachdem er die Geschäfte der Botschaft schon längere Zeit interi mistisch verwaltet halte. Die amklicke „Wiener Zeitung" bringt die Berufung deS Grasen Monlecucculi-Ladcrchi, deS Grafen Leopold Pov statzkv-Liechtenstein und de» Grasen Maximilian Trauttmann» korf-WcinSbrrg al« erbliche Mitglieder in da» Herrenhaus. Aus Lebensdauer wurden berufen: Graf Richard Bclcredi, Gras Ottokar Czcrnin. Gutsbesitzer Baron Dalberg, ScctionS- cbcs Fluck v. Leidenkroil. Landgraf Joses Fürstenberg, Abt Kalivokci, Graf Franz Lambcrg, Professor Malccki, ehemaliger Statthalter Toggcnburg, Graf Wvdzicki unv Gras Kurl v. Zedtwitz. Die Lage in Frankreich ist an einer ander» Stelle unsere« heutigen Blattes ausführlicher dargelcgt. Ergänzend bemerken wir hier noch, daß Gambetta vie Kammern so schnell wie möglich v e r t a g c n will. Vorher muß da» Parla ment aber noch die Creditc für Tunesien und Algerien, die mit Italien, Belgien und Oesterreich abgeschlossenen Handels verträge. sowie die Gelder bewillig», welche sür die zwei neuen Ministen» und die neuen UnterstaatSsecretäre nolhwcndig sinv, die im Ganz» blo- 300.000 Franc- im Jahre betrag». Auch beabsichtigt die Regierung bald- möglichst ihr neue« Projcct der Iustizresorm ein zubringen, wenngleich dessen Berathung erst im neuen Jahre beginn» sott. Der Justiz»,inistcr Cazot hat den Entwur fertig gestellt. WaS die Organisation betrifft, so will der Entwurf den Schwerpunkt der Justiz in die Friedensrichter versetz», während deZclbe bi» jetzt in den Gerichtshöfen erster Instanz lag; diese Aenderung bedeutet billiges und schleunige- Gerichtsverfahren, ja sie bedeutet säst die klnentaeltlichkeit der Justiz. Der GeschästSkreiS der Friedensrichter soll um Biele- erweitert. ibre Gehälter sollen aus 12 bi» 14.000 Franc- jährlich erhöbt werken. Natürlich muß der ZukunslS-Friev»-- richter auch einen höheren Grad von Fachbildung besitz», al» die« jetzt, namentlich aus dem Lande, der Fall ist. Wie weiter auS Pari« gemeldet wird, wurden am Sonn abend in Mar feilte während der Nacht zahlreiche Mauer anschläge angehestct, in welch» e» heißt: „Es ist Zeit, den erbitterten Kamps ohne Waffenstillstand und ohne Gnade wieder zu beginnen, weil man nicht mehr gleichgiltia bei der timesischcn Greulichkcit bleiben kann, in welcher unsere Sol daten zum Ruhme und zum Besten Gambetta'S. de- mein eidigen Bürger» n. f. w.. binge»,ortet werden." Der Aus» schließt mit den Wort»: „Arbeiter, laßt unS die Mittel an« wenden, welche die Wiffenschasl bietet, der» sich die Nihilisten und die Fenier zum Vorbild« bedien». E- ist eine Handlung der Menschlichkeit, den Ausbeute» und Meuchelmorde» deS Volkes den Tod zu geben." — Au« Tuni» wird vom Sonnabend telcgraphirt: Der Günstling de» französischen Residenten Rcustaii. General Elia« Muss au, wurde, dem Vernehmen nach, an Bacconche's Stelle zum Gouverneur von Suia, der Oberst Allegro zum Kaid der Elmrad« ernannt. Die Colonne Logerot. die aus dem Marsche von Kairuan nach Gabe- ist, schlug die Rebell» von denen sie angegriffen worden war. Die Circularnote. welche Herr Gambetta an die Ver treter Frankreichs im Auslande gerichtet bat, ist denselben bereit« z,«gegangen und dürste in all» europäisch» Haupt- fiädten gleichzeitig den Cabinelm überreicht werden. Wie man aus Pari» meldet, so in dieses Rundschreiben ganz in demselben Sinn« wie die den Kammern gegenüber durch Gambetta abgegebene mstiiftrrlelr Erklärung, in der Form I edoch viel kurzer und präcisrr abgesaßt. Die Note betont den hervorragend friedlichen Charakter der Politik, welche da» neue Eabmet verfolgen wird, indem sie erklärt, die ircue ranzösische Regierung werde e» sich zur besondere» Ausgabe iellen, die Ordnung im June» und einen würdevoll» frieden nach außen zu erhalten. Die während im Proccßverfabren gegen Ouiteau am Sonnabmd vorgenommeae Untersuchung de« durch dm Schuß verletzt» Theil» der Wirbelsäule Garsteld'S machte ei»» großen Eindruck. Das Benehmen Guiteau'S bei den Ver handlung» bleibt »ach wie vor ein aufgeregte». Bei der Zurücktran-poctirung desselben nack dem Gelangnisie schoß ein junger Mann zu Pierd« aus ihn und verwundete ihn leicht am Handgelenk. Man hält diesen jung» Mann, wie ein Telegramm ergänzt, sür „verrückt". Zwei Schlachtfelder L87L LS8I. Ms wir unsere Blicke aus die Wahlstätken fall» ließ», welche der Gotte-gericht-kampf zwischen Deutschland und frankreich mit Todt» besäet hatte, warm alle Herz» voll der Dankbarkeit sür die braven Helden, die freudig Blut und Leben verbürgt halt» sür de« Vaterlandes Ruhm und Ehre. Und al» die stolze Lutetia niedergeworf» und da- neue Deutsche -eich auf französischem Boden ausaerichtet worden war. auckzten Alle der hoffnungsreich», laug ersehnt» Zukunft »tgeg». Zehn Jahr« sind seitdem verschwunden. Noch steh» die ' Zaladinr de» Reich- um den geehrt» ritterlich» Kaiser, aber die Sonne vom 18. Januar 1871 hat sich verdüstert und tiefe Schatten ruh» 1851 über der deutschen Erd« und den Gräbern der Gefallenen. Dir große Zeit hat ein kleine« Äeschlecht gefunden; die Väter, die ihre Söhne für Deutsch land opfert» für den Sieg Über den äußer» Feind, sind unfähig, d» inner» zu bekämpf», und zerfall», uneingedenk de« vergossenen Blute», in unberechtigte, fahnenflüchtige, sich etbst bekämpfende Parteien. Statt da» Banner de» Reich- hoch zu halt», zieh» sie eS in dm Staub und drück» ihm dm Stempel unserer Zerfahrenheit aus. Kaum hakt» sich die Gräber der treu» Todt» geschlossen, da kroch» die Doktrinäre auS ihren sicher» Winkeln hervor, um dem n» erstanden» Reiche ihre Weisheit zu Gute kommen zu last». Da kam der ASmobi herbei, der sich ge» einnistet, wo e» Etwa- zu Verderb» giebt. Da» Volk war ihm zu einig im Hochgefühle seiner Errungenschaft»; er fäete sein Unkraut unter den Weizen unserer Hoffnung, die germanische Krank heit der Jndividualisirung fand an ihm einen thätiam Ge- silfm und die Parteien schossen wie Pilze au» der Erde. Wie klopften die Herz», als der mit dem Kaiser Ein» gewordene Kanzler de« Reiche« große Männer an seine Spitz« rief und daS große Wort: „Nach Canossa geh» wir nicht!" in die weite Welt schall» ließ. Wie heb sich die Stimmung, al» man glauben durste, daß i»e Macht, die eS gewagt hatte, die göttliche Unfehlbarkeit für sündige Menschen zu ujurpir», und die noch heule die Ketzer zu verfluch» kein» Anstand nimmt, unter die Herrschaft, de» Staate« gebeugt werden würde. Trauriger Jrrlhum! Männer wie Delbrück und Falk wurden verbraucht, Worte und Thal» erwies» sich al» biegbar, und der Geist beherrschter Freiheit warb verfolgt und verdächtigt und im berechtigten Cullurkampfc wurde eine Stellung nach der ander» ausgegeb». Die Reaclion gewann Schritt sür Schritt an Boden und der Reichstag ward ein Tummelplatz der Partei». So wurden wir von dem Reichskanzler, dem da» Volk ür seine Thal» und feine äußere Politik zu hobem Danke verpflichtet ist, durch seine innere vor ein neue» Schlachtfeld gestellt. wo in einem traurigen Wahlkampfe weniger da« Wohl deS Reiche- als der Egoismus der Partei» den Ziel punkt bildete, wo unnatürliche Verbindungen geschloffen wur den und aller Ehre und Würde zum Holm deutsche Männer in blinder Partcileidenschast den Feind» de« Reich» durch gegenseitigen Schacher zum Siege verhalfcn. Möge kaS Volk auf diesem Schlachtsclde erkenn», daß nur Einheit den Ausbau de- Dculs-r» Reiches zu vollenden, nur gemäßigte Freiheit eS zu menschenwürdigen Zielen zu ühren vermag. Möge aber auch der Reichskanzler seinem zreßcn Geiste die ernftc Lehre nicht verschliefen, daß die Ver bindung mit unlauteren Elementen kern» Segen bringt und daß die größte staatSmännische Weisheit erlahmen muß! wenn die Seele der Politik zu Gunsten gefügiger Maschinen be währte Kräfte und lautere Elemente aufopsern. bi. 0. Line prinzksfinarbeit in Leipziger Ateliers. ' IvJVK. Leipzig, lS. November. DaS GcburtStagS- album sür jedes Datum, das die jüngste Tochter der Königin Victoria von England, Beatrix, Herzogin zu Sachsen, in Wasserfarben gemalt hat und welches >n der hiesigen litho graphisch» Anstalt von I. G. Bach in Farbendruck repro- ducirt wurde, ist nun im Buchhandel erschienen. Die „Times" vom Mittwoch enthält eine Besprechung deS AlbumS mit edrenvollcr Erwähnung der Leipziger Firma. Nachdem auch wir da« Buch gesehen, können wir unS dem nicht übertrieben galant» engliichen Krittler in seinem Urtheile füglich nur anschließen. „Ein königliche» GcburtStagSbuch" ist der Time»-Artikel überschrieb». Ter Buchtitel laulct nämlich im Englischen ^ I! irrst ckax Look. Oemgneck dx Her llo^al lligüusüs krmces» veutrico. Ixmckou, Lmitk, Licker auck Oo. l88t." „Wenn auch die jüngste Tochter der Königin von dem -eaceotliv» »enboucki" (Juvenal's Ausdruck für eitle Schreib sucht) frei ist und sich zu dm „königlichen und adeligen Autoren" unserer Zeit mit Nichten gesell» wird, dennoch wird sich ihr Name wenigsten» mit einem Druckwerke unzer trennlich verbinden. Ihre königliche Hoheit ist ganz einge standenermaßen verantwortlich für die Zeichnungen enieS GeburtStagSbilcheS. daS soeben veröffentlicht worben ist. Wir glaub» aber nicht zu viel zu sag», wenn wir annehmen, daS Werk würde, auch wenn eS nicht unter so hohen Auspici» erschienen wäre, die allgemeine Aufmerksamkeit aus sich gezogen haben ES ist in der Thal eine Wicbcrausnahme der Albumsoriii. wie sie vor fünfzig Jabren Mode war. aber eine Wiedergabe in weit zierlicherem Gewände, al» irgend ein früheres Erzeugniß dieser Art an sich trug. Jeder Tag deS Jahre- hat eine Blaltseite sür sich mit einer phantastisch» unv zart empfundenen bunt» Einfassung. Für jeden Monat sind größere Zeichnung» beigegeben, welche sein» beson der» Ckarakter vornehmlich durch Blumen veranschaulichen und al» Rahm» um passende Verse einiger nicht unbekannter Dichter dimm. In dem Titelbild«, der am Meist» auS sich berauSgehendei, Skizze, stellt sich on< die ganze bo tanische Symbolik deS Jahres dar. Ein andere- ausfallende» Merkmal deS Buche» ist daS Monogramm der Prinzessin, welche» auf einer Rolle sichtbar wird, die rrliefartig sich kräftig abbebt von einem Hintergrund, besäet mit klein» Krön» und Devisen. Die Zeichnungen sind nickt alle von gleichem Wertb, wohl aber charakterisir» sie sich meist durch kein» geringen Grad von Pbantasie und künstlerischem Gefühl Die hübschesten von all» sind vielleicht die Embleme der Monate April und Juni. Uebrigm» ist die Ausgabe der technischen, polvgra- pbisch» Wiedergabe der Malerei von der Firma Back in Leipzig ausgezeichnet erfüllt Word» und der Einband liefert ein neue« Beispiel der gelungenen Mischung von Reicktlmm und gulrm Geschmack, welch« die .Herr» Burn L Co. so oft erreicht haben. Von den Bücbergeschrnken. die für den nächst» WeihnacktSmarlt bestimmt sind, dürste somit kaum irgend eine« mehr Kauflust erweck» al» die« GeburtStagSbuch." Volksbildungs-Verein. <VO Gesellige Zusammenkunft.) »r. Leipzig, 21. November. Anreihend an die Dichter gestalt» Theodor Körner und Wilhelm Müller gab am gestrig» Abend Herr Oberlehrer Karl Reuther in knapp», aber scharf gezeichneten Zügen ein Bild über Seume'S Charakter, Leben und Wirken. Obwohl Derselbe nicht, wie die bereit« besprechen» Dichter, uumittelbar aus u«S «in wirkt unv bei oberflächlicher Betrachtung mehr abstößt als anzieht, müssen wir doch den hohen kernia» und männlich» Charakter, mit dem er die schwer» Prüfung», die ihm be schicken waren, ertrug, sein treulwrzige« Gemüth und seine glühende Vaterlandsliebe bewundern. Seine LebenSschicklalc sind bekannt, und e» bedarf hier nicht de» genauer» Ein gehen» in dieselben. Seume war weder ein großer Gelehrter nock ein großer Dichter, aber geliebt und geehrt von sein» berühmten Zeitgenossen. Seine Größe liegt in seinem Charakter. Er zeichnete sich au« durch schlichte Grundehrlich keit. durch Treue und ManneSmutb, sowie seine Liebe zum Vaterland«. Ter Redner schloß seinen Vortrag mit der Mahnung an die deutsche Jugend: sestzuhalt« wie Seume an Wahrheit und Recht. uuä Vuuk-Lluluckuuge, aus voge« uud Kurie« tu reicher Auswahl und den uouesteu Muster« bei «. DI». Attierstraste ckl. Eine große Partie hochfeiner als Lavrtvi», L.«r»vl»t«r, prachtvolle L,»inpvi», 8utten«t»w«ii, und wütr«, mü> versch. Andere sollen S« Proc. unter Werth ausverkauft werden Brühl 1b. k'. kolUv. Knaben-Anzüge, Paletots, KutsermLutel rc. bft ». ILal,w«u-, N. SvLL»r- vooLsi» Ustss- riuoN- SopU»- riLrr- LLulisrsroirs «wvSekIt biUlgul Ott« Nuiu«tr»8»« >0. 25. Eine größere Partie I-LuksrutoSs, VvpploL«, SopüL-vvvstsll u. KeUvorl»s«l besauders uretswerth uvzugeb». Uelvnell Mile, Neichsüraße 44. !kiiW. Mllvaarell-sseulieltell. KL WI. vspottrir. Dächer, Talma», Rotunden m größter Auswahl ! zu Fabrikpreise». k. Natrclortk, Brühl 8. LvAäN-LbsokIisssor vorrki^lioües, leiekt »vieenckbaro« Nittel gep-eo OaNruz. ! (N. L. 84) Nit Oehr»uck»llivsi»uuL bei Otto 7'»pet«u- sieüedLft Uns,»! Zimmer-u. Ladeneinricht., Schnitzerei»,Zeich». ».Kostenauschl UIUvuI, lleiur. Lauer, Lolonnadenstr. 4. Tischler und Holzbildhauer. H. Lslvbsiitra,,« A, Lcü« 8ekul>o»»okeru>l»ek«», dk8l«!ii8 kmMIile». leb kaufe »ter« «eut« «ckarela« iVerke, «oreis gaare LldUo» tkelcen unck rakls für ckiesellx-n gut« Kreise. AntlquArlat, Xeulunrkt 41, tir»8,o beaerkugel. Tageskalruder. 1. K. Teiegraphen-Antt 1: «leine r>. U. Postamt 4 lMu>iü,asse). Feiicdergass« ö. 6. K. Postamt 6 (Westfirahe). 2. K. Postamt l lAuguituSvlatz). 7. K. Postamt 7 zRanfiädter Lteiu- 3.S. Postamt 2 (Leipzig-Dresdner weg. Babnvos). 8. K. Postamt 8 (Eilend. Vahnh.). 4. K. Postamt 3 (Boirisch. Babnb.).>9. K. Postamt ll (Körnerstraße). 1) Bei den Postämtern 5 (Reumarkt, Hohmann'S Hof) und 10 (Hospitalstrastc: findet Telegraobenbetrieb nicht statt: da» erster« Amt nimmt jedoch Telegramme zur Besorgung an di« «rächst« Telegraphenanftalt an. 8) Die Postämter 1—4, 6—8 vnd l l find für die Annahme rr. von Telegrammen außer während der Postdienststunden (Wochentags von 7 bez. 8 früh bis 8 Abends, Sonntags von 7 bei. 8 früh bis 9 Bonn, und von ü bis 8 Uhr Abends) auch an folgenden Stunden geöffnet: a. an de» Wochentagen: die Acmter 1, 2 und 3 von 8 bi» 9 Mir Abend-, Vst übrigen Aemter nur während der Postdienftstunden; b. an den Sonntage». das Amt 1 von 10'/, bis 12'/, Borm., die Aemter 8—4, 6—8 und 11 von II bis 1 Borm.: o. an den Festtage» find Post- und leleqrapdendienststunde» übcreinslimmend. nur wird da» Postamt 1 über Mittag für den Postdienst von II bi« 1 und für de» Ltlegraphe»- dienst von 10'/, di« 12'/, fthr off» geholt,». 8) Das Postamt Nr.ü iNaichmarkt, Börse»gebäude> ist n»r au Woche», tage» von 11—4 Uhr zur Annahme von Telegramm» geSfiaet. Luudweyr-Burran im Sedloffe Pleitzenburg, Tburmbaus. I. «t»g« links «über der Wache beffndlich). Die Bureauzeit ist Wochentag« von 8 bis '/,1 Uhr Bormittags und Nacknuittags von '/^ b»< '/.ü Udr, Sonn- und Festtags von 9 bis 13 Uhr Lormittags. Lessentliche Vibltotdeken: Universitätsbibliothek 2—4 Uhr. Stadlbibliothek 2—4 Uhr. Boltsbidliotbek 111. lalies Nieolaischulgebäud«) 7—9 U. Ad. «olksbibliothe« IV. /»losterg. 6. II.) 7—8',, Uhr Abend». Pädagogische «enrraldtdtiothrk lLoinemusstiitung- Lidonie» stroge 51. geöffnet Mittwoch und Sonnabend von 2—4 Uhr. städtische Sparkasse: Ervrdittonszei«: Jeden Wochentag Eia- zavlungen, Ruckzalilungen und Kiinbigungen von früh 8 Uhr »»unterbrochen bis Nachmittags 3 Ubr. — Efiectrn-Lombardaeschist 1 Treppe koch. — Filiale für Einlagen: Bernhard Waga«, Schsitzenftroste 17/18: Gebrüder Spiklner, Windmühlcustraß« 30; Linden-Avotkeke. Weststrafie 20. Städtisches Leihhaus: ExvcditionSzei«: Jeden Wochentag von frth 8 Uhr unuiiterdrochr» l»S Rachmitt. 3 Uhr, wahrend der Au»«»
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