Delete Search...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.08.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-08-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260806029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926080602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926080602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-08
- Tag1926-08-06
- Monat1926-08
- Jahr1926
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Poincatt will die Schuidenabkommen mtifiziere». Einversiän-nis -er Kammermehrheik. Paris, tt. -lug. Die Frage der Ratifizier»»- »«» Schuidenabkommen von London und Washington, die bisher «Gegenstand politischer Beunruhigung war. scheint nun mehr einer gewissen Klärung entgegenzugeben. Das „Scho de Paria" kündigt in bestimmter Form an. daß sich die Regie, rnng Poiiiears immer mehr von der Rotweudigkeit überzeugt habe, das, das Werk der sinanzielle« Wiederausrichtung die :>Iaiisi;iernng der Abkommen von London und Washington ersorderlich mache. Die Regierung habe die Absicht, die Kammer auszufordern, nach der Rationalversammlung von Versailles noch einige Tage zusammenzubleiben, um diese be» sonders schwierige Angelegenheit zu behandeln. Das „Echo de Paris" teilt mit, das; der Präsident der Fi n a n z k o m m ij s i o n der Kammer auf eine diesbezügliche Anfrage erklärte, das; die Finanzkommission einem solchen Wunsche der Regierung nicht zuwiderhandle und ihren Be richt schon in den ersten Tagen der kommenden Woche sertig- stellen werde. In R e g i e r u n g S k r e i s e n zeige man sich in der Frage sehr zurückhaltend, aber man dementiere die Rachricht nicht. Die Minister würden am Montag Uber diese Frage beraten. Wenn eS zu einer Einigung hierüber komme, so würde die Debatte am Mittwoch oder Donnerstag vor der Kammer beginnen, und Verenger, der Botschafter in Washing ton, am Sonnabend seine Rückreise nach Washington an- treten. Die Dinge lägen für die Regierung um so günstiger, alS das Parlament auch gegenüber der Ratifizierung dcS Abkommens von Washington, wenn sic mit gewissem Bor behalt »erlangt werde, keine ernsthaften Schwierigkeiten machen dürste, obwohl die Opposition gegen das Abkommen unter den Abgeordneten bisher außerordentlich stark gewesen sei. DaS Ergebnis werde jetzt wenn die Ratifizierung von Pvincar« vorgeschlagen werde, anders aussehen als vorher. Die Absicht der französischen Regierung, die Ratifizierung der Schuldeiiablommeii noch vor den Kammerferien zu ver langen, hat allgemein überrascht. „Onotidien" glaubt, Poineara sei dadurch nmgestimmt worden, das, in London, Amsterdam und Rennork Unterstützung versprochen worden sei. Poinearo habe den Be i npenden der Finanzkommission davon verständigt, das? er für die Durchführung des BerfahrenS die Dringlichkeit verlange. tTU.j Das Deoisenankaufsgeseh von -er Kammer angenommen. Paris, 6. August. Die DoiinerStagnachtsitzung der Kammer, die um 9,80 Uhr begann, war nur von kurzer Dauer. Auf der Tagesordnung stand das zweite Flnanzprojekt der Regierung, das die neue D e v i s c n k o n z e s s i o n an die Bank von Frankreich vorsieht. Gleich bei Eröffnung der Sitzung erklärte -er Ministerpräsident, das, das Finanzprojekt in keiner Weise einen inflatorischen Eharaktcr trage. Die Negierung werde bei der Abstimmung über die GesetzcSvvrlage in gleicher Weise wie bei den Abstimmungen über die übrigen Fiiianzprojckte die Vertrauensfrage füllen. Die Sozialisten und Kommunisten gaben eine Erklärung ab. nach der diese beiden Gruppen sich der Stimme bei den Abstimmungen enthalten würden. Daran! wurde die Diskussion über die vier Artikel dcS Projektes eröffnet. Nachdem ein sozialistischer Gegen antrag deS Deputierten Margaine, der eine sofortige Stabili sierung des Franken forderte, mit 860 gegen 16 Stimmen ab- gelchut worden war, nahm die Kammer das Projekt der Ne gier««». »«» der Bank »»« Frankreich »te Genehmig«»» z«» Ankauf von G«ld ««» Devise« «nd ,«r E«isit»» «o« Bank» «vte« für de« vege»«»«rt hierfür erteilt, «it »Sä gege» 181 Stimmen an. Der Senat wird am Frettagnachmittag »usammentreten, «m sich mit den beiden in der Kammer am Donnerstag an- genommenen Ftnanzprojekten der Regierung zu befassen. iTU.) ksranzvsische AnleiheadNchlen in Amerika? London, 6. Augiust. Tiner Routermeldung aus Neuyork zufolge werde» -te Gerüchte dementiert, dah die Bankiers in Wallstreet die Bekanntgabe der Auflegung einer fran- zöstschen Anleihe erwarten. In den Gerüchten heißt eS, daß -te Anleihe 6M Millionen Dollar betrag«. Nach anderen Gr- rüchten wird sie auf WO Millionen geschätzt. lW. T. B.) Mellon bei Mussolini. Berlin, 6. August. Die „D. A. Z." meldet aus Nom: Der amerikanische Schatzsekretär Mellon hatte gestern eine halb stündige Unterredung mit dem italienischen Fingnzminister Grafen Bolpi und wird auch ^von Mussolini empfangen. Paris, 6. Aug. Nach einer Meldung deS „New ?1vrk Herald" aus Rom erklärte Mellon, er sei Uber die Unter- redung mit Mussolini außerordentlich befriedigt, un feine Ansichten stimmten mit denen dcS italienischen Premier ministers vollkommen überein. Er wies weiter darauf hin, daß er keine offizielle Aktion durchführe, daß er aber für wesentlich halte, mit Mussolini und Graf Bolpi alle Finanz, und Währnngöprobleme sowie die Anlethefrage zu besprechen, um einen zusammenfassenden Bericht über die amerika nischen Interessen in Europa abgeben zu können. Deshalb werde er auch Brüssel, London »ich Parts aussuchen. Beschlagnahme russischer Gel-er in Frankreich. Paris, 6. Aug. Das Zivilgcricht deS Scine-DepartementS hat, wie Havas mittcilt, im Hinblick ans die von der Sowjet- rcgierung veranlafite Berschtebnng der Ausstellung sranzö- sischer Produkte, die im Monat August in Moskau stattfinden sollte, wegen des den französischen Veranstaltern der Aus stellung erwachsenen Schadens die Beschlagnahme aller bei französischen Banken deponierten BcrmögcnSstiickc der Gostorg «nd der Handelsvertretung SowictrußlandS in Frankreich angeordnet. Wie Havas wissen will, ist man in französischen amtlichen Kreisen der Ansfassung, dag die svwjetrussische Han- dclsvertrctung die gleiche Behandlung, wie die in Frankreich ansässigen ausländische» Kanslcutc zu erfahren hat und nicht aus Grund ihrer Stelluna als staatliche Organisation ein be- vnderes Privileg in Anspruch nehmen kann. (W. T. B>) Sine russische Proleslnole. MoSka«, «. Ang. Anläßlich der Beschlagnahm« der Bankdepots der Towset-Handelsvertretung in Frankreich hat die S o w j c t r e g i e r u n g eine Note an die französische Re gierung gesandt, in der die sofortige Freigabe der beschlag nahmten Ncrmögcnsstücke gefordert wird. Fm Falle der Richtersüllnng dieser Forderung wird die Sowjetregiernng alle russischen Handclscinrichtungen schließen «nd die Käufe in Frankreich eiiistellcn. Die Sowjctregieruug hat ferner Bot schafter Rakowski beauftragt, sofort Schritte znr Freigabe der Sowjetguthaben zu ergreifen. Die Bermögensstiicke der rus sischen Genossenschaften in Frankreich sind nicht beschlagnahmt worden. fT.-U.) Bevorstehende Räumung von Monlabaur. Koblenz, 0. August. Die Kreisstadt Montabaur, auS der am 1. April 1920 bereits eine französische Kompagnie zurück gezogen wurde, wird nunmehr auch von dem damals zurück gebliebenen Gendarmerie-Kommando verlassen werden, so daß die Stadt bald von jeder Besatzung frei sein wird. Nur noch Ilnoersteiralete als französische Besatzungslruppen. Mainz, !>. Aug. Ans Ersparnisgründen sollen demnächst alle verheirateten Offiziere, ttnterossizicre und Militär- beamten der iran;ösischen Besatznngstrnppen aus dem besetzten Gebiet zurückgezogen nnd durch Unverheiratete ersetzt werden, da die Berheirauten mit den ihnen im besetzten Gebiet zu- stehenden Mitteln -nsoige des Frankensturzes niiht anskommen. Die vom französischen Oberkommando geforderte Erhöhung der S o ii d e r z u l ci g c n ist in Paris mit Rücksicht auf die französische Finaiizlmze abgelehnt worden. Bei Durch führung dieser angeiündigten Maßnahmen wäre deutscherseits für die noch mit Besatzung belegten Städte und Gemeinden eine gewisse Erleichterung in der O.nartier- und Wohnungsnot zu erhoneii, Der jugoslawisch-bulgarische Konflikt. Belgrad, 0. August. Der gestern nach Belgrad zurück- gekehrte Außenminister Nintschitsch äußerte zu Jour nalisten, daß über die durch die bulgarischen Randeneinsällc ,-ntstandcnc Lage zwischen Jugoslawien und Rumänien volle ttebcreinstimmung bestehe. ES liege auch im Inieressc Griechenlands, gleichfalls mit Jugoslawien nnd Rumänien znsammeiizugehen. In später Abendstunde veröffentlichte gestern daS jugo slawische Außenministerium ein längeres Kommniiianc über die Einbrüche der bulgarischen Kvmitatschis. Die Ne gierung erklärt darin, daß sie auf Grund der Untersuchung über die Vorfälle veranlaßt worden sei, umfassende Maßnahmen zu treffen, um daS jugoslawische Staats gebiet ein für allemal gegen die systematischen Angriffe be waffneter Banden zu sichern. Das Kommnniauö fügt hinzu, daß in Belgrader politischen Kreisen die Lage als ernst be urteilt werde. Alle Nachrichten ausländischer Blätter über schon unternommene oder noch beabsichtigte Maßnahmen der Negierung seien aber unrichtig. Die Aktion der sugoslawischen Negierung werde nur den einen Zweck haben, alle ienc Mo mente auszumerzen, die bisher die Ruhe und den Frieden ans dem Balkan gestört hätten. tT. U.i Neue grrsammenslötze in Mexiko. R-«,«rk. «. «»«n». «IsvciqKtz »re» «6»««. »«» i, G«a»o»«jnra »ei ei»«« ,« Dienstag »wisch«« Soldaten «,» Katholiken ansgcbrochene» nächtlich«» Kanäle »ei »er Kirche Gnad^np« sechs Personen getötet ««» »ier^tz« «r, w««»et worben sin». — S« Torrea« s»T »et De»e«ftr-. tione», »te Sonntag nach« stattsande«, et» Verso» geiltet »»» acht «erw««»et worbe« sei«. <W. T. B.t Die Kolumbusrilier zum Kirchenstreii Katholischer Einspruch gege« »ie Passivität LoolidgeS. Re»„rk. S. Aug. „Associated Preß" meldet aus Philo, belphta: Der Jahrcskongreß des Ordens der KolumbuSrittcr hat einstimmig die eine Erklärung angenommen, in der gegen die Politik -eS Präsidenten Coolßdge gegenltver Mexiko Sin. spruch erhoben wird. Die Erklärung lenkt dt« Aufmerksamkeit der amerikanischen Regierung darauf, daß Vertreter von Calles amcrtkawtsche Bürger beleidigt, ihres Amtes entsetzt iiird vertrieben hätten unter Umständen, die -er Auffassung dez Ovdens von der verfassungsmäßigen Regierung völlig wider- sprächen. In der Erklärung heißt eS weiter: Wir »eite» «nscre amerikanischen Mitbürger warnend darauf hin, daß sie o«, mittelbar an ihrer Türschwelle eine Rnsfislziernna Mexikos nicht ungestraft dulden können. Wir machen darauf aiifmkrt- sam, welche Bedeutung es hat, daß diesen militärischen Des poten Schutz gewährt wird. Wir ermächtigen den Vorstand, von den Mitgliedern des Ordens Beträge in Höhe von einer Million Doll, einzuziehcn zum Zwecke -es A » fklärungS- feldzuges. damit di« Politik SowsetrnßlandS vom amert- kaiiisclzen Leben serngeha-lten wird und die ideale Gewissens freiheit und demokratischen Rechte auch unseren hart mit genommenen Brüdern jenseits des Rto-Grande gebracht werden können. Die einzige Aeutzerung des Slaalsdepar1eme«is war die Wiederholung, daß jede Vorkehrung getrogen sei, mn die vertragliche« Rechte amerikanischer Staatsangehöriger in Mexiko zu schützen. — Das Staatsdepartement erhielt Hun- dertc von Mitteilungen seitens katholischer Organisationen und Einzelpersonen, in denen von bestimmten Fällen die Rede isi, in denen angeblich die Rechte von Amerikanern in Mexiko ver- letzt morden seien. Diese Klagen wurden unverändert dem amerikanischen Botschafter in Mexiko, Sheffield, zwecks Untersuchung übermittelt. In vielen Mitteilungen wird irgendein Schritt seitens der Regierung gefordert. Soweit be- kannt, liegt kein Anzeichen dafür vor, daß die amerikanische Regierung von ihrer-bisherigen Politik abweichen wird, ihre Maßnahmen aus Schutz der vertraglichen Rechte der ameriko- nischen Staatsangehörigen zu beschränken. Polen sorderl ein Kolonialman-al. Warschau, 0. August. „Rceczpoöpoliti" erklärt, daß in dem Augenblick, wo die Frage der Zuteilung eines Kolo nial m a n d a t e S an Deutschland aktuell werden sollte, auch Polen den gleichen Anspruch erheben müsse. Angesichts der Gefahr der Entnationalisierung, der die polnischen Ein- Wanderer in fremden Staaten unterliegen, fei der Erwerb eines Kolonialgebietes eines der wichtigsten Probleme der pol nischen Politik. Englische Besorgnisse wegen der lkalienischen Kvlonlalpolilik. London. S. Ang. Wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Herald" berichtet, bereitet die abessintsche Frage in diplomatischen Kreisen in London nicht geringe Sorgen. Die faschistische Negierung Italiens nehme ihre kolonialen Bestrebungen zu ernst und verursache dadurch eine gewisse Besorgnis ^ London. Inzwischen sei klar zutage getreten, daß der geplante UeberfaN auf Smyrna «nd Adal von Italien nicht ansgegeben, sonder» nur verschoben morde» lei. Die diplomatischen Bemühungen Italiens auf dem Balkan seien das Borspiel für einen Vormarsch nach dem Osten. (T.-il.) Der Ritz im Reichsbanner. Berlin, 6. Anglist. Die Teilnahme von etwa 4000 Mit gliedern des Reichsbanners in Uniform mit schwarz-rot- goldenen Fahnen an der vom österreichischen republikani schen Sch » tz-b >u n d in Wien veranstalteten Kundgebung, di« in Wirklichkeit eine rein sozialdemokratische Demonstration war, hat zunächst in österreichischen Zentrmnskreiscn stark ver schnupft und berührt jetzt auch in deutschen Kreisen recht un liebsam. Das Zentralorgan der Zentrnmspartei, die „Ger mania", erklärt cs für die reichs-eutschen nicht sozlal-emo- kratischcn Mitglieder des Reichsbanners als unerträglich, datz starke Reichsbanncrkolouncn in einem sozialdemokratische» Znge in Uniform und mit Fahnen marschieren «nd so de» Eindruck erwecken, als seien sie ein Teil der sozialdemokra tischen Organisation. Das Reichsbanner müsse seine partei politisch neutrale Linie (?> unbedingt einhalten, wie es ja auch der Bundesvorstand mit lobenswertem Eifer anstrebe. Schauspielhaus. G a st spi c l c n s e m b l e Hans Kuhnert. „Meine Cousine ans Warschau." Zwischen Dresden und Berlin liegt ein Abgrund. In Theatcrdingen wenigstens. Wenn Dresdner Schauspieler von örtlicher Bedeutung nach Berlin verschlagen wurden, hatten sie selten Glück. Wenn Berliner Schauspieler nach Dresden kommen, enttäuschen sie oft und befremden meist. Die Gründe dafür sind verwickelt und liegen natürlich in der Grundver schiedenheit der Lebensart beider Städte. Der Berliner Theaterfreund macht Dresden den Borwnrs der Zurückgeblie benheit und Bcraltnng im Bühncnwesen und sieht unser Theater mehr oder weniger als Provinz an. Der Dresdner wirft dem Berliner Theaterlcben Scmationssucht. Uebcrhitzt- hcit, GeichäftSmache und dergleichen vor. Die Berechtigung beider Anssassungen ab zu wägen, bedürfte längerer Ausein andersetzungen. Jedenfalls: zwischen Dresden und Berlin liegt ein Abgrund. Zn den Enttäuschungen für die Dresdner gehört Maria O rS ka. Ihr Ruhm, von einer bestimmten Geschmacksrich tung hochgetricben. ist auch jn Berlin selbst nicht unangefochten geblieben. Immerhin gilt sic für eine Spezialität, für eine ausgezeichnete Wedekindiche Lulu und die geborene Darstellerin irgendwie entarteter oder perverser Frauengestalten. Berlin hat ja auch den Kultus des häßlichen Schauspielers betrie ben und den Geschmack für ausgefallene Menschenerscheinnn- gen auf der Bühne gepflegt. Auch hierin ist Dresden „zurück geblieben". In dem großen Tiergarten der Dramatik kann natürlich auch daS Absurde, Sonderliche, Häßliche seinen künst lerisch berechtigten Platz haben. Als eine „Farbe" dieser Art mag die Orska hier und da am Platze sein. Als Darstellerin einer pikanten, bezaubernden, im LiebcSreigen als Bnrtän- zerin tollenden Fran, wie es die „Cousine aus War schau" sein müßte, mn uns für das schwache und gewöhnliche Lustspiel von Louis B c r n c n i l zu gewinnen, stößt sie ab. Das Polnische, das Oestliche überhaupt, mag sehr echt sein an ihr, von der Art, die »ns sympathisch sein könnte, ist cs nicht. Die Reizlosigkeit ihrer kleinen, dürren Gestalt, die Grazien- Ivsigkeit ihrer Bewegungen, die Unfeinheit ihrer mimischen Einfälle sniich die Zunge konnte man im Ucbermut anmutig zeigens, das Fehlen des erotischen Dustes — das alles »nd manches andere läßt kein Behagen und keine Bewunderung aiiskommen. Nicht einmal ihr Geschmack in der Kleidung ist erfreulich. Tic Hurtigkeit des Plaudcrns stützt sich mehr auf persönliches Temperament als auf feinere Technik. Vieles blieb unverständlich, verschlissen, unpointiert. Die Rolle recht fertigt allerdings das Hineinzichen der französischen Causerte, und das war noch das Beste. Aushorchen ließ -er Versuch im letzten Akte, nach dem Muster großer Französinnen Anwand- lnngen zärtlicher Sentimentalität in -cn alten, burschikosen Ton Umschlagen zu lassen. Aber waS einer großen Künst lerin gelungen wäre, daß man aus einer Kitschfignr plötzlich ein Menschcnhcrz schlagen hörte, scheiterte an der Untiefe des Gefühls. Ter Typ OrSka mag in höherem Maße gls gewöhn lich Geschmackssache sein, dem Dresdner Geschmack — siehe oben! — dürfte er kaum znsagen. Verneuils Lustspiel verdient keine weitere Betrachtung, Es ist die übliche französische erotische Spielerei mit Ehe gatten und Liebhaber, nicht einmal richtig -iirchgeführt in dem Hauvtthema, daß die Cousine aus Warschau beide Männer nasführen soll. Aber wenigstens etwas Ergötzliches springi dabei heraus: der Trottelhumor des Gatten, den Hans Olden in den ersten beiden Akten mit wirklicher komischer Begabung herausbringt. Wie ihm der Schreck die Vokale ver schlägt, daß er kein Wort mehr richtig sprechen kann, ist ein Witz von Pallewbergischer Art, und die ganze Gestalt hat Lust- spiellebcn. Hilde Hildcbrandt and Hubert von Menrinck sind Schaulpicler von mittleren Graden. Die Aufnahme am ersten Gastabcn- - war Wohlwollen-: Maria OrSka bedankte sich wiederholt vor einigen gnSdanerndcn Klatschern. I?. 2. Kunst und Wissenschaft. Mitteilungen der Sächsischen StaatStljeater. Schau spielhaus: Sonnabend, den 7. August, Wiederholung des Lustspiels „Meine Cousine ans Warschau" von Louis Berncnil mit Maria Orska, Hilde Hildcbrandt, Hubert von Menrinck und Hans Olden. Anfang 8 Uhr. DaS Staatliche Schauspielhaus eröffnet die Wtnter- spielzcit Sonntag, den 16. August, mit Strtndbergs „Schwanenweiß": eS folgen am IN. August Shaws „Candida", am 28. Anglist Hebbels „HerodcS und Maria iiine", und am 29. August Fuldas „Jugend freunde" in neuer Einstudierung. s * Neue Verpflichtung MahnkeS. Der Maler Adolf Ma sinke ist ans wettere drei Jahre als künstlerischer Beirat nnd Leiter des DekorativiiswesenS für das Staatliche! Schauspielhaus verpflichtet worden. ' s-* Spielpla« des Albert-Theaterö vom 8. bis IN. Nilsiis». Sonn tag (8.): „Antonia": Montag: „Kapitän BrotzboundS Bekehrung": Dienstag: „Die fremde Frau": Mittwoch »nd Donnerstag: „Die Nacht der Jenny Lind": Freitag: „Die fremde Frau": Sonnabend und Sonntag lIS.i: „Tie Nacht der Jenny Lind": Montag: „Die fremde Frau." -f* Nlbert-Theater: Freitag, den 8. August, abend« 8 Uhr „An ton! a", Lustspiel In drei Akten von Melchior Lengycl, mit Hcrmine Körner in der Titelrolle. Sonnabend f^8 Uhr F c st v o r st e l l u ng anläßlich des 48. RundeSfcstes Deutscher Radfahrer „Antonia" im festlich geschmückten Hause. ck* Di« Komödie. Carola Toelle, die am Staatstheater er folgreich gastiert«, IN von dem Theater „Die Komödie" ab I. Oktober gastsvielweise verpflichtet worden. ck* Spielplan deS Refidenz-TheaterS vom 8. bis IN. August. Sonn- tag (8.): nachmittags „Der letzte Kuß", abends „Erigri": Montag bi» Sonnabend: „Grtgri": Sonntag ilö.i: nachmittags „Ter letzte Kuß", abends „Grtgri": Montag: „Grigri". Sptelplan de« Central-TheaterS vom 9. bis IN. August. Allabendlich 8 Uhr: „D i e t o l l « L o l a." 1'* Konzert. Zn wohltätigem Zwecke rief wieder einmal eine jener von Lotte Kreisler mit Geschick und Feingefühl ins Werk gesetzten, gediegenen Beranstgldungcn, Sie man von früher her schon kennt, ins Künstlerhnus. Bereits früher mii- gewirkt hat Herbert Scheu m a n n, -essen sorgfältige Bc- gleittechnik Anerkennung verdient und -er auch als Solist ent schieden Fortschritte macht. Zn Anfang spielte er ein älteres, tvnmalcrisch gedachtes Klavierstück, daS allerdings nicht die selbe denilich charakterisierte Tonmalerei erkennen läßt, wie an-ere Werke desselben Meisters, und das ebenso an di« Vraii-niig -es MccrcS, das Plätschern eines Sees oder da» Rauschen der Bäume un- Blätter denken läßt. Herbert Schcu- mann fand einen Mohns -er Auslegung, der jeglicher Vor stellung -es Hörers Spielraum ließ. Neu war im Nahmen dieser Veranstaltung Gu-r»n Hacnfch, deren Vortrags- stil — -aß bewiesen vor allem die Brahms-Lieder — sichtlich an Abrnn-niig, seelischer Durchdringung und technischer Reife gewonnen hat. Große Freude bereiteten schließlich die Bor- tragögabcn dcS feinsinnigen Dresdner Dichters Ernst K ö h l c r - H a u ß c n, -er ans eigenen Werken saus den „Schattenspielen", den „Galgenstrickltcdern", dem Jahrbuch „Lebe") Märchen. Gedichte, Sprüche vorlas: mit wohltönendcr, sonorer, behutsam gliedcrn-er »nd schnttiercn-er Vortrags weise. DaS an erster Stelle gebrachte Märchen läßt an die verwandte, musikalisch empsnn-enc »n- echt dichterische Art Will,. Mattlitesiens denken. Formschön und rhythmisch wohl- l lautend sind -te Gedichte, wie „Der Bltn-c", originell di« Galgenstrickliedcr, deren eines am die bekannte Nabcnstetnsage
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview