01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.11.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926110401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926110401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-11
- Tag1926-11-04
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- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.11.1926
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, INS ««: «or».I Low mtdt. von R-r». > ,u H«, l« «l« 1 Janu->i «ober 7,rr akellartdil: 71. Jahrgang. O SIS Dv»«er»t«g, 4. November 1S2S »er »en Rem» beschriintl« ^ mder, vor. 1, l.. L°«> I erden: aul KL««! Retilidmarl. » Gebaud«, >et dt« Scki Mockiwttzki >te dauern» j «he» au»: n. Herren. > de tloqkn, Zustand di, ^ utzuna gm e» Herren-1 de» Hotel- auvl-autr«, > kl-, Eaal-, 7«» Reich». aut MIX« »ietil,»mark d au» S,. d biider tu Lrundliück,! und Laal- It und bi- ebiiuü« mii I hengcbäudi mit Wirt- lagerrau«, I die innen hör komm, ichinng te« intchiiedlich Totlclten. Porzcl«». I tetchtmark, > i. auf I de Grund-1 t mit de« renzl du,» ans »»-»> tcili>»»ia,l, I » benutzte I »arten un>> des ist diel ,« gesainti l tIbeirtcbe-,1 auf lSNW ieichemark, I Straße li l as tbm ei-I 'tsgcbäude, I iauimen »staltun-,'- ««9 Reich»- ,en-We«ß!iI lichen L«l-s ,cn Grund-1 i an ver-I Netamtdcitl Glatt ttl r.u.1 l«!«I Segründel 1858 DnchtemtehrV >«OXcht«» »„«»». S*nrt^»tz»r.Sam«»tn«mm»e 2V 241 Vor ttr «aehtaefpellch»! 20 Oll. B-,ug-.«eb«hr «tnzetnn»»« l» De» Aogeta«« ««»»«« noch Saldmar» »erechnat; d» ^»«pa«a» zu «» or»N» Anzetgen^Ireile: L »VS?« «LS»'»«: «cheebaid 2üaPit> 0Is»rI»ng«bUhr lÜPsg. «u»». tluttrtlg» »eg. vorou»d«v>dlung SchrtfNettuna und I1auptg,ich!isl,sl»li« »antenkteal,» 38 42 Dein» «. Varlag »an -!t»»Ich » «atchardt » Dreaden. Vottichach-Itoirlo 10«S Lr^da». Nachdruch >«» «dt dautllchar vuatlanangad» .Dreadner Rache "> rutililiq Unverlangt» Schrlnsttich» co»rk>«n nicht autdewadrt. O^ken unci Kerrie iraukt m»n prewvon im Sncüg«»LN>N l'kr korm« ^ Evkneck, 6k. rmngsfstr. 13 KIIII » U>n>» IIIm baraapr«»»«» ltSIle dILK» t>o,«pl»^ X«»«, io» a»»chch»r«i»>,« x»«,«»»- ,»«« a»». 8MÄÄNI Oake Hülkerl ?r»xer 8traüe, kvke 8iäonien8trLÜe. r»»»I m,»l I «» »«» rri.nl X« N!« i«x« ,u u»> M tN.« m« NI»I w.v »,1d re.o »o.o »,«r ro.o u.o w.o w.o ko.o »o.o k»,o rxF rü>! >.,» td 0 t«,0 »0,0 t.»» »,1i ,ß.0 >»,o >»,o >z,o >».o >1,» «o.o tl.o !0,0 «k.o «-»>?'l M'I »i-I Ä -Ä 'S Z tll'I ul -S»I bl«,«>'I s.o ».o Jas Urteil im Landsberger Prozeß. Oberleutnant Schulz sreigesprochen. — Zuchthausstrafen für Klapproth, Naphael «ni> Glaser. gnnehmende sranzöslsch-italienische Spannung. — Demokratische Wahlsiege in Amerika. - Die Leiser-er Attentäter im Kreuzverhör. Gefängnisstrafen für -ie Schinder Gröschkes. Landsbern, 3. Nov. Im Landsberger ffememordprozeß -egen Schulz, Erich Klapprvtl, und Genossen wurde heute abend folgendes Urteil verkttndet: Die Angeklagte« Rehm, Willi Slapproth «»- Sogrl werden sreigesprochen. Die Angeklagten Schibnrr, Sraetz nnd Frieke werden wegen ASrperverletznng «ittrlS gcsährlichen Werkzeuges: Tchibnrr zu 1 Jahr, Sractzzn 4 Monaten, Irickczu 8 Monaten Gesüngnis ocr» ««eilt. Becker wird wegen Anstistung zur gesiihrlichcu Sörperverlehung in Lateinhcit mit Nötigung zu 8 Monaten Gefängnis, Raphael wegen Körperverletzung mittels ae» sährlichen Werkzeuges in Tateinheit mit Nötigung, Meineids ««» Beihilfe zum Mord za 8 Jahren Zuchthaus «nd Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte aus K Jahre oernrteiltr Glaser wegen Beihilfe znm Mord z« 3 Jahren Zncht» Haas, Erich Slapproth wegen Beihilfe znm Mord zu 18 Jahre« ZnchthanS nnd Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ans 18 Jahre. Oberleutnant Schulz wird sreigesprochen. von der erlittenen Untersuchungshaft werden cmgerech- »et: Schtburr 4 Monate. Becker 8 Monate, Raphael 19 Monate, Glaser lö Monate und Erich Klapprvth 14 Monate. Bon der Anklage der Körperverletzung wird Raphael sreigesprochen. Soweit Freisprechung erfolgt, fallen die Kosten der Staats kasse zur Last, im übrigen den Angeklagten. Die Haftbefehle gegen Fricke, Willi Klapproth, Vogel und Schulz werden auf- gehoben Frtcke, Willi Klapproth und Vogel werden auf freien Kuß gesetzt. Gegen Paul Schulz laust in einer anderen Sache noch Untersuchungshaft. Strafaussetzung wird in keinem Falle für angemessen anerkannt. Die UrleilsbeKkün-mrg. Um 8,5 Uhr erscheint der Gerichtshof. Tie Angeklagten erheben sich. Landgerichlsdirektor Weßling verkündet daö Urteil und gibt folgende Begründung: DaS Schwurgericht mußte sich versetzen in den Juli deS Jahres 1928, wo das deutsche Volk unter besonderer Wirt» schastlicher Not und Zerrissenheit litt. In Küstrin war ein Nrbcitskommando errichtet. Die Zwecke dieses Arbcitskom- mandos bestanden darin, Waffen zu sammeln und instand zu setzen. I« L. und >. Linie war das Arbcitskommando nach Maßgabe der Denkschrift deS Rcichswchrministcrs in Aus sicht genommen, eventuell bei der Abwehr eines polnische« llnarisses oder bei der Abwehr kommunistischer Unruhen l Hilse zu leisten. Das Gericht ist aber der Meinung, daß nicht in diesem Zweck daö zu suchen ist, was zu den unglücklichen ^ Vorgängen geführt hat, die Gegenstand dieser Verhandlun gen gewesen sind, sondern daß die Bestrebungen es gewesen find, die gegen die Regierung sich richteten. Das Schwur- ! aericht ist der Ueberzeugung, daß die Angeklagten sich der RechtSwtdrigkeit ihrer Handlungsweise bewußt gewesen sind, denn gerade als Soldaten mußten sic sich bewußt sein, baß ihre Handlungsweise rechtswidrig war. Himmelweit ver schieden war das Tun deS ArbcitskommandoS in Küstrin, ins, besondere im Fort Gorgas, von dem Verhalten der NcichS- »ehr. Die Mißhandlungen an Gröschkc und die unberech tigte Grausamkeit mag durch einen Irrtum entstanden sein, ^ ist aber keineswegs zu entschuldigen. Es folgt die Auffassung des Gerichtes über die Straftaten i der Angeklagten Slhiburr, Graetz, Fricke, Becker und Raphael, s soweit es sich um Körperverletzungen handelt. Dann fährt her Richter weiter: Ich komme zu der Tat deS Mordes. !TaS Go-tcht ist überzeugt, daß ein Mord vorltegt, daß Büschiug den unglücklichen Gröschkc vorsätzlich und mit Ueberlcgenheit hingcrichtct hat. Tie Ueberlegung geht schon hervor aus den Vorbereitungen der Tat. Es fragt sich aber, ob auch der Angeklagte Erich Klapproth der Mittäter schaft schuldig ist. Manche seiner Acußcrungen sprechen wohl dafür, aber das Gericht hat anderseits berücksichtigt, daß Büsching alS ei» gewalttätiger Mensch bekannt mar. ES hat daher angenommen, die Willensrichtung des Klapproth konnte wohl dahiugchen: „Laß ihn sahrc»! Ich will ihm Helsen, soweit er das sür nötig erachtet." Deshalb hat das Gericht nur Beihilfe angcuvinme» und Klapproth zu der höchst zulässigen Zuchthausstrafe verurteilt. Das Gericht ist seiner der Meinung, daß der Angeklagte Raphael sich des Meineides schuldig gemacht hat, aber auch der Beihilfe zum Mord. Ohne sein Zutun hätte das ganze nicht ge schehen können. Er hat cs getan als Offizier, in einer Stellung also, wo er cS hätte verhindern müsse». Er hat nach Ueberzeugung des Gerichts besonders ehrlos gehandelt, und das Gericht hat deshalb bet ihm auch aus zeitweise Ab. rrkennung der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt. Auch der sAngeklagte Gläser ist der Beihilfe zum Mord »schuldig. Er hat zwar widerstrebend gehandelt, aber er hat 1 Mißlich auch gehandelt, weil er mehr einer angeblichen Pflicht folgte, alS seinem Gewissen und seiner Vernunft. DaS Gericht hat bei ihm die geringste Strafe ausgeworfen. Die Angeklagten Willi Klapprvth und Vogel hat daS Ge richt freigesprochen, weil cs nicht für erwiesen erachtet, daß diese lungen Menschen das, was da geschah, in seiner Furcht barkeit ausgenommen und dabei unmittelbar mitgcwirkt haben. Das Gericht hat endlich die Anstiftung bei Oberleutnant Schul, verneint. Zwar ist das Gericht der Ueberzeugung, daß daS, wa» von Zeugen gegen ihn ausgcsagt wurde, nicht einfach aus der Luft gegriffen ist. sondern daß etwas Wahres daran ist. Aber was Schulz nun im einzelnen gesagt hat. daS kann nicht festgestellt werden. Wenn auch Büsching und Klapproth dem Oberleut, nant Schulz treu ergeben waren, so kann das Gericht doch nicht genügend fcststellen, baß von ihm auf die beiden etn- gewirkt worden ist, insbesondere aus Büsching, daß diese die grausame Tat begingen. Das Gericht ist der Meinung, baß es auch sehr wohl möglich ist, daß irgendeine falsch verstandene Aeußerung deS Angeklagten Schulz den Büsching dazu ver führen konnte, diese Tat zu tun, oder daß er sie aus eigenem Antrieb tat in dem Glauben, daß er damit etwas tue. was vielleicht später die Billigung von Schulz finden würde. Eine moralische Schuld legt aber das Gericht dein An- geklagten Schulz aus, weil es der Meinung ist, daß er den beiden und auch anderen zu viel Vertrauen geschenkt hat. Die Angeklagten behielten sich ihre Entscheidung über Annahme des Urteils oder Einlegung des Rechtsmittels vor. Severing un- -ie Arbeiiskomman-os. Berlin, 3. Nov. Im Preußischen Landtage hat die völkische Fraktion eine Anfrage eingebracht, in der sie gegenüber der Behauptung des Amtlichen Preußischen Presse dienstes, daß es unwahr sei, daß die von Schulz geleiteten ArbcitSkommandoS mit Wissen des preußischen Innenministers ausgestellt worden seien, darauf hin- weist, daß der Reichswehrminister in seiner Denkschrift an den FemeauSschuß de» Reichstages vom L März 192« folgendes feststem: „von de« Bestehe» der ArbeitStruppe »ar die z«, stdndiae Zi»ilver««kt»ng unterrichtet. Dieprenßtsche Regierung hatte Kenntnis. Ein beauftragter Vertreter des prenstische« Innenministeriums hat etwa Anfang August 1SL8 in Begleitung von zwei Gcwerk- schaftSsckretärcn ans Spandau den dortigen Arbeitstrnpp besucht nnd dabei Einblick in dessen Tätigkeit genommen." In gleicher Weise, so wird in der völkischen Anfrage weiter gesagt, stellt der ErüsfnungSbeschlnß des vierten Straf- senats des Reichsgerichts vom 24. Juli 192« aus den Akten des preußischen Justizministeriums fest: »Die ArbeitSkommandos i« Bezirk deS Wehrkreis» kvmmandvS Nl waren mit Zustimmung deS Reichswehr. Ministeriums im Jahre 1822 errichtet und Reichsbehörden unterstellt. Dies war vom Reichswehr«inister auch dem prenstischeu Minister deS Inner« ge meldet worben, der hiergegen nicht« «inzn- wenden hatte. Ihre Einrichtung »ar notwendig." DaS Staatsministcrium wird nun gefragt, wie eS die Widersprüche dieser drei amtlichen Feststellungen erklären wolle. ——. Es wird weiter geprügelt! Wieder Ausschreitungen eines Franzosen in Nenstabt a. d. H. Renftadt a.d.H.. ».November. Am Sonnabendabend wurde ei« »8 Jahre alter Oberlehrer von hier ans dem Nachhausewege von einem von zwei entgegenkommenden französischen Unterofsiziere« mit einem schwere« Stock über den Kops geschlagen. Der Getrossene erhielt eine« heftige« Bluterguß. SS gelang ihm. die französische Gendarmerie z« verständigen, die de« Name« des Täters seststellte. Obwohl der Vorfall von einem anderen Dentschen beobachtet worden war. leugnete« die Franzosen die Tat «nb schimpfte« bei der Vernehmung ans die Dentschen. — Kurz vor dem Vorfall «ar ein anderer Deutscher, der sich bis fetzt «och nicht ge» melde« hat. von demselben Unteroffizier geschlagen worden. Keine Jnternationalisierunq -er europäischen Eisenbahnen. Berlin, 8. Nov. Zu der heutigen Meldung, baß bei der Tagung der Untcrkommission des Völkerbundes für Ber- kehrSfragen von dem deutschen Vertreter vorgeschlagen worden sei, die europäischen Eisenbahnen unter Leitung deS Völkerbundes im Kriegsfälle zu internationali sieren, wird der T.-U. authentisch mitgctetlt, daß diese Frage auf der Konferenz überhaupt nicht erörtert worben ist, so daß ei» derartiger Antrag von dem deutschen Vertreter nicht gestellt werden konnte und auch nicht gestellt worden ist. Politik, Charakter un- was dazwischen liegt. Von Dr. Franz Thierfelder. München. Fatale Kunde kommt aus dem Haag. So tiefgründig und geistvoll die Vorlesungen gewesen sein sollen, die an der mit den fast unerschöpflichen Mitteln der Carnegie-Stiftung ge gründeten Hochschule sür Völkerrecht gehalten morden sind, so wentq verständlich sind sie gewesen. Nicht etwa deshalb, weil die dort Vortragenden Rechtslehrer von Weltruf — Angehörige der verschiedensten europäischen Länder — von allzu erhabener Warte aus gesprochen hätten, sondern weil sie, wie aus einem Bericht der .^kölnische» Zeitung" hervorgeht, schlecht Französisch konnten. Denn so international auch die äußere Aufmachung dieser für Völker» Versöhnung wirkenden Organisation ist, so eindeutig ist ihr- geistige Prägung: Französisch ist die alleinige Vortrags sprache, und obwohl längst fcststeht, daß Englisch und Spanisch heute verbreiteter sind und Deutsch als Mittler zwischen de» Nationalstaaten Ost- und Südosteurvpas durchaus unent behrlich ist, ist es bisher nicht gelungen, einen Wandel des bestehenden Zustandes hrrbeizuführen. Man bedenke, was das bedeutet: der höchste deutsche Richter Reichsgerichts. Präsident Dr. Simons am VortragSpult, berufen, vor einer bunten internationalen -Hörerschaft von Juristen. Diplo- maten, Politikern und Rechtsbeslisscnen die deutsche Bölker- rrchtsauffassung zu erläutern nnd zu begründen, und dabei so hart mit der fremden Sprache ringend, baß die Au», fllhrungen auf die Anwesenden ohne jede Wirkung blieben: tm Hörsaale daneben aber reißt der temperamentvolle, ironische, geistreiche Professor Jäze aus Paris in seinen Vor trägen über die zwischenstaatlichen Finanzprobleme seine Hörer zu ungeivöhnlicher Begeisterung hin. weil er sich der vertrauten Muttersprache bedienen und in ihr seinen Ge danken di« wirkungssichcre, geschlossene Form geben kann. Sehen wir einmal ganz von der grundsätzlichen Sette der Dprachcnfrage ab, nehmen wir einmal an, Deutschland könne sich getrost mit einer Bestimmung abfindcn, die offenbar auch das geschärfte englische Natioualgcfühl nicht verletzt — welch ungeheurer praktischer Vorteil ergibt sich für die französische Politik, daß ihr ein mehr und mehr Bedeutung gewinnendes Institut auf neutralem Gebiete znr Verfügung steht, an dem jede Aeußerung zu internationalen Rechtsfragen französisch erfolgt, so daß den Vertretern des französischen Volkes vor den anderen Dozenten ein nicht wieder etnzuholendrr Bor- sprung eingeräumt wird. Und welch unwürdiger Anblick, den Vertreter eines Sechzigmtllioncn-Volkes stockend an den Schwierigkeiten einer fremden Sprache scheitern zu sehen, ob- wohl gerade er ganz wesentlich zu einer Klärung zwischen staatliche» NechtSbeziehungen beitragen könnte. Mag sein, daß das amtliche Deutschland heute weniger denn je geneigt ist, seine Stimme dort zu erheben, wo da» in Parts als Abweichcn von der Linie bedingungsloser Ver ständigungsbereitschaft ausgelegt werden könnte. Mag sein, daß der sublimierte Extrakt unserer Diplomatie so über- empfindlich geworden ist, baß die geringste Tonschwankung rtneS mit Inbrunst erwarteten reinharmonischen GleichklangeS qualvoll die Ohren schmerzt: dieses Zuviel an Politik »nd Zu- wenig an Charakter ist ebenso unerträglich wie bas Donnern auf Pultdcckcl und Protzen mit einer Ueberzeugung, die nie etwas dazulernen will. Ein grundlegender Irrtum, der sich durch uuscr ganzes öffentliches und privates Leben, durch Politik, Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft zieht, besteht darin, daß die meisten nicht glauben wollen. Internationales könne nur anS Nationalem erwachsen, und nicht umgekehrt. So begrüßenswert und unbedingt notwendig cS Ist, daß sich Deutschland fetzt und künftig keine Gelegenheit entgehen läßt, die Stimme vor der Welt wirkungsvoll zu erheben und damit sein brennendes Interesse an allen internationalen An gelegenheiten kundzugebcn. so entscheidend ist es aber auch, daß e» setne Stimme erhebt und charaktervoll an dem fest- hält, wa» eS als Voraussetzung seines staatlichen Dasein» erkannt hat. Wenn Frankreich heute eigentlich in allen größeren internationalen Vereinigungen, namentlich knltn- rellcr Art, die Führung hat oder doch ausschlaggebenden Etn- slnß besitzt, so verdankt cs das seiner unvergleichlichen Fähig- keit, die Diplomatie als die Kunst des Möglichen mit der Kunst deS Notwendigen, der nationalen Charakterfestigkeit, zn verbinden. Ebensowenig wie man je gehört hat, baß der nationale Gedanke jcnsetts des Rheins durch die tnternatto-
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