Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 18.04.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-04-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-186604189
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18660418
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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M.1«» L8««. Zschopau und Umgegend. A m t sblatt für das Königliche Gerichtsamt und den Stadtrath zu Zschopau. Erscheint Mittwochs und Sonnabends. AbonnementSpreiS r 1» Ngr. pro Vierteljahr bei Ab holung in der Expedition;. N Ngr. bei Zusendung durch den Boten; jede einzelne Nummer 5 Pf. Inserate werden für die Mittwochsnummer bis Dienstag früh 7 Uhr und für die SonnabendSnummer bis Donnerstag Abends 8 Uhr angenommen und die dreispaltige Cicero-Zeile oder ideren Raum mit K Pf. berechnet. Mittwoch, den 18. April. Angeführt! Eine Eisenbahngeschichte von I. D. H. Tcmme. (Fortsetzung.) Wiederfinden. „Eine Frau! Das hätte mir fehlen sollen! Als wenn man nicht ohnehin genug Aergcr und Verdruß, Mühe und Last in der Welt hätte! Eine Frau! So eine Gouvernante gar. Ich dürfte mich nicht auS- strecken, nicht fluchen. Ich müßte für ihre Sachen mit sorgen, ihr einen Platz verschaffen, sie gar in den Wagen heben! Jetzt sitze ich so bequem hier — kann thun und kaffen was ich will — habe mich um keinen Men schen zu kümmern! Pah, mein lieber Freund Neumann, so hatten wir nicht gewettet! Ich will mein Geld in Ruhe genießen. — Was für eine Person sie mir wohl zugedacht hatten, er und seine Frau, die so zärtlich besorgt für mich war, die sich mein Glück in den Kopf gesetzt chatte? Mein Glück! Helene Krone hieß sie? Gottbe hüte mich in Gnaden vor dieser Helene Krone! — Aber verdammt, was ist denn das? Hatte ich doch dem Menschen —. Ja, diese nichtswllrdigen verdammten Eisenbahnen! Keine Treue, kein Glaube! Und nun darf ich wieder nicht einmal mehr fluchen! aber ich will es! Ich will es! Hole der Teufel alle Eisenbah nen und alle Weiber!" Der Postsekretär Herr Anselm Sommer hielt dieses anfangs so gemüthliche und dann so zornige Selbstgespräch. Er war, nachdem er schnell sein Abschiedsbillet, dessen Inhalt leicht zu crrathen ist, an seinen Freund geschrieben hatte, sehr frühzeitig zur Eisenbahn gefahren, um ja nicht zu spät zu kommen, vielmehr mit recht voller Bequemlichkeit sich zum Einsteigen vorbereiten zu können. Er hatte sich dann den nächsten Zug ange sehen und die Schaffner, die zu dem Zuge gehörten. Einen von ihnen hatte er auf die Seite genommen. „Könnten Sie mich wohl in ein Coupö bringen, in dem ich so recht bequem säße?" „Gewiß, mein Herr. Wir stehen hier gerade an einem ganz bequemen." Der Mann schloß ein Coups auf, an dem sie standen. Der dicke Herr sah hinein. Es gefiel ihm. „Hm, hm, könnte ich wohl ganz allein darin bleiben? Nur für zwei Stationen!" Der Schaffner wollte die Achseln zucken. Der dicke Herr zeigte einen Thaler zwischen den Fingern. Geizig war er nicht. „I ja, es wird gehen," sagte der Schaffner. Er hatte den Thaler schon in seiner Hand. „Es muß gehen," sagte er. „Könnte ich sogleich einsteigen?" fragte der dicke Herr. „Auf der Stelle, mein Herr!" „Holten Sie mir auch wohl meine Sachen hieher? Sie liegen im Wartesaal, gleich an der'Thür." - „Zu Befehl, mein Herr." Der Schaffner eilte in den Wartesaal, kam mit den Sachen des wohlbeleibten Reisenden zurück, Pelz, Reisesack, Schirm und Stock, legte sie in das Coupö, hob hinter ihnen den dicken Herrn hinein, verschloß das Coup6 und ging weiter. Der dicke Herr war sehr zufrieden und vergnügt, machte cs sich sehr bequem, hielt dann sein Selbstge spräch und wurde in diesem unterbrochen. In dem Schlöffe des Coupb's drehte sich draußen ein Schlüssel. Der dicke Herr sah durch das Fenster. Ein Schaff ner stand an der Thür, hinter dem Schaffner eine Dame. Der Schaffner schloß die Thür auf, um die Dame einsteigen zu kaffen. Der dicke Herr war be trogen. Er wollte sich Überschlagen vor Zorn. Und er durfte nicht einmal etwas sagen; eS war ein ande rer Schaffner, der jetzt aufschloß, und er erkannte die Dame, und sein Zorn verwandelte sich in Entsetzen, die Dame war seine Reisegefährtin vom Morgen, in deren Gegenwart er nicht hatte stöhnen und nicht fluchen dürfen, und der er noch seinen Dank schuldig geblieben war. Nichts drückt mehr als die rückständige Schuld eines DankeS. Der Schaffner hatte aufgeschlossen. Die Dame stieg ein. Und auch die Lehrerin Helene Krone erkannte den Reisegefährten vom Morgen, der auf so unhöfliche Weise sich nicht weiter um sie bekümmerte, den sie einen Bären genannt hatte, vor dem Gott sie behüten möge, wie der Herr Anselm Sommer den lieben Gott gebe ten hatte, er möge ihn vor einer Frau behüten. Sie erkannte ihn in der Stimmung, in der sie war; sie hatte diese selbst eine säuerliche genannt. Daß sie sich hatten heirathen sollen, daß man sie hatte verkuppeln wollen, das wußten sie gar nicht einmal. Aber sie mußten gute Miene zum bösen Spiel machen. Beide, wenigstens unhöflich durften sie nicht gegen einander sein, namentlich der dicke Herr hatte nicht die geringste Veranlassung dazu. „Ah, da treffen wir uns ja wieder!" sagte er. Er hätte gern dabei gestöhnt, aber er wagte es doch nicht, und daß er eö nicht wagen durfte, ärgerte ihn schon von Neuem. „Ja," antwortete die Dame. Der „Bär" hatte nicht einmal gesagt, daß er sich freue, sie wieder zu sehen; wie hätte sie ihm da mehr erwiedern sollen? Fühlte er das trotz seines Aergers? „Sie haben sich nicht lange in der Residenz aufge halten," fuhr er fort. ^ „Auch Sie nicht, wie ich sehe." Damit hatte Jedes den Andern unmittelbar auf sein unangenehmes Abenteuer oder Nichtabenteuer in die Residenz zurückgefllhrt, und ihre Laune war Beiden noch mehr verdorben. Er antwortete nicht weiter; sie schwieg. Nach einer Wxlle sah man ihm zwar eine kleine Unruhe an; er sah nach ihr von der Seite hin; er wechselte gar einmal die Farbe; er war augenschein lich in einem Kampfe mit sich selbst; wahrscheinlich darüber, ob und wie er ihr noch jetzt seinen Dank ab statten solle, den er ihr schon seit dem Morgen schuldete. Aber wenn nicht der Zorn seine Kämpfe mit sich ent schied, so kam er zu'keinem Entschluß; und so war eS auch jetzt; in den Zorn konnte er sich wohl Hineinreden, aber nicht hineingrübeln. Die Dame schien seine Unruhe und seine Seiten blicke und den Grund derselben bemerkt zu haben. „Er ist ein Bär, ich sagte cs ja!" bestätigten ihre leise aufgeworfenen Lippen. , Sie hatten die nächste Station erreicht. Wie auf der Hinfahrt, so bekamen sie auch jetzt auf der Rückfahrt hier Gesellschaft. Es war wohl Beiden nicht unangenehm; der dicke Herr ärgerte sich nicht einmal mehr, daß er von Neuem betrogen wurde. Drei Herren stiegen ein, zwei jüngere und ein älterer. Der ältere nahm auf der Bank Platz, auf welcher der wohlbeleibte Herr und die Dame schon saßen; er setzte sich neben jenen, die beiden jüngeren ließen sich auf der Bank gegenüber nieder. Der Zug fuhr weiter. Einer der jüngeren Herren fing mit dem älteren ein Gespräch an. „Sie kommen aus der Residenz?" „Nicht unmittelbar. Ich war vor drei Tagen da. Seitdem hatte ich Geschäfte in der Umgegend." „Dann kennen Sie den köstlichen Spaß nicht, der seit heute Morgen die ganze Stadt unterhält." „Und der wäre?" Der ältere Herr fragte sehr neugierig. Er schien neugieriger Natur zu sein. „Ei, man hat in der Nacht und am frühen Mor gen nicht weniger als sieben Postbeamte arretirt." Dem dicken Herrn sah man an, wie ihm über die Nachricht der Schreck in alle Glieder fuhr. Dann mußte er sich zuerst nach der Dame, seiner Nachbarin, umsehen, die von Allen im Coup6 allein wußte, daß er ein Postbeamter war. Sie hatte sich, wohl über seinen Schrecken, des Lächelns nicht enthalten können. „Die Person ist ja boshaft!" rief eS in ihm, und sein Kampf, der vorhin nicht hatte zum Austrage kom men können, war entschieden; „die soll lange auf meinen Dank warten." „In der Residenz?" fragte der neugierige ältere Herr den erzählungslustigen jüngeren. „Gott bewahre! Auf der Reise! Alle auf Eisen bahnen und in Postwagen. Seit Mitternacht sind sie Alle in der Residenz eingeliefert." „Und was ist der Grund gewesen? Was ist ge schehen ?" „Der Grund die Klugheit unserer Polizei. Ja, mein Herr, wir haben eine sehr kluge Polizei." „Aber sie muß doch einen Grund, eine Veranlas sung gehabt haben! Sieben Postbeamte —" „Arretirt man nicht für nichts und wieder nichts. Sie haben Recht, mein Herr. Da kommt gestern oder vorgestern an das Generalpostamt von sechs oder sieben Postämtern in der Provinz die Meldung, daß ein Schwindler, der die Uniform eines Postbeamten getragen und sich für einen Beamten des Generalpostamtes auS- gegeben, auf den Namen dieser hohen Behörde bedeu tende Gelder erhoben habe und damit durchgegangcn sei. Das Generalpostamt theilte es der Polizei mit und unsere kluge Polizei argumentirt folgendermaßen: der Schwindler, dem die ersten Versuche so vortrefflich geglückt sind, wird weitere machen. I/uMstit visnb 6>i inunAsunt! Er ist also noch unterwegs und zwar in seiner Postuniform! Flugs sendet sie einige Dutzend junger Pokizeibeamte auf alle Eisenbahnen und läßt den Telegraphen durch daS ganze Land spielen, mit dem Befehle, jeden Menschen, der in einer Postuniform betroffen werde, sofort zu arretiren und zur Residenz zu schaffen. Und so sind heute sieben Postbeamte in die Residenz eiugebracht." „Und der Betrüger war darunter?" fragte der ältere Herr. „Behüte! Es waren sieben höchst ehrbare und unschuldige Postsekretäre." „Aber wie kann die Polizei —?" „Die Polizei kann Alles, mein Herr!" „Das muß wahr sein!" „Ja, das muß wahr fein!" wiederholte mit lang
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