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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 12.11.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-11-12
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185911123
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- Saxonica
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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183 „Immer noch viel zu wenig für einen Mann, wie mein spectndllls war!" Ehrlicher Sauer, waS würdest Du heute am Grabe eines deutschen Dichters sagen? Friedrich von Schiller, Hofrath und Professor der Geschichte in Jena. (Fortsetzung.) Schiller widmete sich mit Eifer den medicinischen Studien, die ihn am Anfänge nicht wenig anjvgen. Dabei las er viel Geschichtswerke, endlich nahte sich ihm gar häufig, wenn auch schüchtern, die Muse der Dichtkunst, die ihn später nicht mehr verlassen sollte. Die ersten von ihm noch erhaltenen Gedichte fallen in die Jahre 1776 und 1777, nämlich „der Abend" (in Klopstockscher Manier gedichtet) und „der Er- oberer." Eine Arbeit Schillers aus dem Jahre 1777: „Morgengebct am Sonntag," liefert, wenig ge kannt, doch einen wesentlichen Beitrag zur Charak- terisirung seines damaligen GemüthSzustandes. Am Jahrestage der Academie im Jahre 1779 sollen Schillern 3 Preise zuerkannt worden sein. Durch seine Probeschrift erlangte er Ende 1780 daS Recht zur ärztlichen Praxis und bald darauf eine Anstellung als RegimentSmedicuS bei dem Regimente Augv in Stuttgart mit einem monatlichen Gehalt von 15 Gulden! Er soll sich als practischer Arzt durch Geist und Kühnheit ausgezeichnet haben. — Der nach Freiheit ringende Geist des Dichters stieß sich an die engen Wände seines „Gefängnisses" (denn etwas derartiges war die Carlsacademie für ihn), ohne sich die Schwingen zu verletzen. Dies zeigte er durch seine „Räuber," diesem Product genialer jugendlicher Ungeduld und Unwillens über eine» harten Erziehungsdruck, diesem Resultate des geistig wie kör perlich ausgeübten Zwanges auf ein unbezwingbares, vom Feuer des Genies entzündetes Gcmüth. Die erste Veranlassung zur Annahme des Stoffes kam dem Dichter durch eine Geschichte, welche er im schwäbischen Magazine las, nach welcher ein Vater von seinem verstoßenen Sohne gerettet wird; das Trauerspiel entstand zumeist noch auf der Carlsschule im Jahre 1780 unter vielen äußeren Hindernissen; zu jeder Scene mußte die Zeit mit aller List erstohlen werden; war eine Scene fertig, so wurde sie wiederum unter allerlei Gefahren den vertrauten Freunden vor gelesen und von denselben mit lebhaftestem Beifall begrüßt. Dabei ereigneten sich mitunter komische Vorgänge. Als Schiller z. B. seinen Freunden den Beginn des 5. ActeS mit laut schallender Stimme vordeclamirte, da öffnete sich die Thür und der Auf- seher rief dem im Zimmer wild auf- und «brennen den Schiller zu: „ei so schäm man sich doch, wer wird denn so entrüstet sein und fluchen." Schiller fand für seine „Räuber" nicht einen Verleger und mußte im Jahre 1781 den Druck auf eigne Kosten veranstalten. (Die erste Auflage erschien anonym.) Doch noch in demselben Jahre forderte ihn der Buch händler Schwan in Mannheim zu einer Umarbeitung jenes Werks für die dortige Bühne auf; einen ähn lichen Antrag, der zugleich auf künftige dramatische Producte gerichtet war, erhielt er kurz darauf von dem Director des Mannheimer Theaters selbst, dem Freih. v. Dalberg, und so wurden „die Räuber" im Jan. 1782 in der veränderten Bearbeitung in Mann heim aufgeführt; bei dieser und der 2ten Aufführung im Mai dcss. I. war Schiller gegenwärtig, aber die Reise nach Mannheim hatte heimlich geschehen müssen und blieb nicht verborgen. Ein 14 tägiger Arrest war die Strafe. Auch »och durch eine» andern Umstand wurde ihm sein Aufenthalt in Stuttgart verbittert: durch eine Stelle in den „Räubern" fanden sich nämlich die Graubündtner beleidigt und führten deshalb Beschwerde bei'm Herzog von Würtemberg, worauf dieser Schillern verbot, außer medicinischen Schriften irgend etwas drucken zu lassen. Dies war für ihn eine desto drückendere Beschränkung, je gün stigere Aussichten sich für ihn durch den glücklichen Erfolg jener Räuber eröffneten. Der Regiments- medicuS Schiller bewohnte in Stuttgart im Hause des Prof. Haug ein kleines Parterrezimmcr, im An fang sogar mit einem Freunde zusammen; dieses Zimmer wird von einem Zeitgenossen so geschildert: „man fand sich in dem größte» nichts weniger als eleganten Negligee, in einem nach Tabak riechenden Zimmer, wo außer einem großen Tisch, 2 Bänken und der an der Wand hängenden schmalen Garderobe nichts anzutreffen war, als in einer Ecke ganze Ballen der Räuber, in einer andern ein Haufen Kartoffeln mit leeren Tellern, Bouteillen und dergl. unter einander." — Der Erfolg der ersten Aufführung der Räuber war «in außerordentlicher; namentlich spielte der damals erst 26jährige Jffland die Rolle des „Franz Moor" vortrefflich. Mit durstigen Züge» sog der Dichter den Rausch ein, welche das Zujauchzen der Menge dem unbekannten Verfasser bereitete; von diesem Augenblicke an war er sich der innewohnenden Kraft bewußt; mit ihm beginnt Schillers Größe. — Schil ler vereinigte sich mit Professor Abel und Bibliothekar Petcrsen in Stuttgart, um eine Zeitschrift unter dem Titel „Würtembergisches Repertorium der Literatur" herauszugeben, zu deren ersten Stücken er einige Auf sätze, als: „über das gegenwärtige deutsche Theater," „der Spatziergang unter den Linden." „eine groß- müthige Handlung aus der neuesten Geschichte" und vorzüglich eine sehr strenge und ausführliche Selbst kritik der Räuber lieferte. Auch in der „Anthologie für das Jahr 1782" finden sich mehrere Gedichte Schillers, z. B. „an Laura," „der Triumph der Liebe," „die Kindesmörderin," „eine Leichenphantasie," „die Schlacht," „Semele;" die meisten dieser Gedichte find wahrscheinlich "schon in der Academie erzeugt worden. Der Herzog Carl, welcher wohl gern gesehen hätte, daß auch ein vorzüglicher Dichter aus der Carlsschule hervorgegangen wäre, ließ Schillern zu
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