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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 15.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-15
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-187010156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18701015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18701015
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- Saxonica
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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340 — ordentlicher Ereignisse, etwa der plötzliche Fall von Paris und die alsbaldige Capitulation von Metz, könnte den Dingen eine Wendung geben, welche zu der Hoffnung berechtigte, unsere tapferen Krieger noch vor dem WeihnachtSfest wieder am heimathlichen Herde zu begrüßen. Die BelagerungSarbeiten von Paris sind so weit vorgerückt, daß das Bombardement sofort nach dem Eintreffen des Belagerungsgeschützes — eine erste Ab theilung ist bereits angekommen — beginnen kann. Der Feind hat kürzlich die Redoute von Pierrefitte ge räumt, die von ColombeS hält er aber noch besetzt. Die von der Marine bedienten Pariser Kanonen schießen ziemlich gut, jedenfalls viel besser, als die französische Feldarlillerie. Die Artilleristen kennen auch daS Terrain genau. In Anbetracht dieser Vortheile ist zu bewundern, daß unsere Arbeiten nicht ernstlich gestört worden sind und wir nur sehr wenig Todte und Verwundete haben. Die Bevölkerung zeigt sich ziemlich friedlich. Nur zeigt sich die Feindseligkeit einiger Individuen in dem Ab- schneideu der Tclegraphendrähte. Zwei, welche dieses gethan, wurden erschossen. Dieses strenge Verfahren schüchterte die Bevölkerung ein, und die Telegraphen drähte werden jetzt in Ruhe gelassen.— Mehrere Bat terien schwerer Belagerungsgeschütze sind auf den An höhen zwischen SövreS, St. Cloud und Bougival aufgestellt. In St. Cloud bedroht eine Batterie Hau bitzen die Champs Elysöes, die Avenue der Kaiserin und das Quartier Haußmann. Da die Redoute von Villejuif durch die Forts Bicstre und Jvry beherrscht wird, so ist sie von den Deutschen ausgegeben und von den Franzose» wieder besetzt worden. Paris wirb wahr scheinlich ausgefordert werden, sich zu ergeben, ehe das Bombardement beginnt. Die Belagerung von Verdun hat angefangen. Die Besatzung ist 4000 Mann stark." Der „Elbs. Ztg." wird auS Versailles vom 30. Sept. berichtet: Schloß Meudon, während des Empire dem Prinzen Napoleon gehörig, bildet einen detachirten Posten unserer Avantgarde und die von dem vormaligen Besitzer — jetzt ist es Eigenthum der Republik — ausge stapelten Vorräthe dienen zu ihrem Unterhalt. Vorgestern . entdeckte man im Keller ganz zufällig einen verborgenen telegraphischen Apparat, vermittelst dessen selbst während der Occupation durch unsere Leute noch immer Nach richten nach Paris gegeben worden waren; der Tele- graphenbeümte, der vermuthlich Lunte gerochen, hatte sich im letzten Augenblicke noch gerettet; der in das Geheimniß eingewcihte Kastellan des Schlosses wurde aber abgeführt. Ein zweiter telegraphischer Apparat wurde in Bas-Meudon aufgesunden; als unsere Leute (vom 59. Regiment) in das Zimmer traten, arbeitete der Beamte noch munter mit Paris. Natürlich wurde ihm das Handwerk sofort gelegt. Es ist anzunehmen, daß noch mehrere solcher Communicationsmittel existiren, die es den Bewohnern der Hauptstadt ermöglichen, Nach richten von außerhalb zu beziehen, und die Ausmerk- samkeit unserer Leute ist selbstverständlich ganz und gar darauf gerichtet, dieselben aufzufinden und zu zerstören. (Es ist damit manche der Luftballvnnachrichten aus na türlichere Weise erklärt.) Aus Versailles, 30. Sept., schreibt man der „A. A. Z.": Das herrliche Herbstwetter hat den all gemeinen Gesundheitszustand erheblich gebessert. Es fehlt freilich auch jetzt nicht an Dqrmkrankheiten von milder und bösartiger Form, welche außer vom Bwouakircn in den schon recht kalten Nächten und der ganzen un regelmäßigen Lebensweise, wie sie der Krieg bedingt, vornehmlich davon hcrrühren, daß die Soldaten viel Obst essen, und dann wieder das kalkige Wasser aus der Umgegend von Paris trinken. Im Lazareth im hiesigen Schloß liegen durchschnittlich an 1000 innerlich Kranke. Die Besetzung der Stadt Rambouillet hinter Versailles mit den großen kaiserlichen Schäfereien kann als eine wahre Wvhlthat für daS Heer bezeichnet wer den, welches seit einer Woche vornehmlich von Hammel braten und Hammelcotelettes lebt; zu Hunderten und aber Hunderten werden die Wolllräger hier eingetrieben. Ferner hat die Armee in den hiesigen Magazinen ganz unerschöpfliche Vorräthe an Hafer, Heu und Stroh vorge funden, welche der Cavallerie und Artillerie sehr zu gut kommen. Die französische Regierung hätte wahrhaftig Zeit genug gehabt, diese Vorräthe in Sicherheit zu bringen, aber an Fürsorge hat es die republikanische Verwaltung ebenso gut fehlen lasten wie die Napoleonische. Osficiell wird aus Versailles vom 9. Oct. gemeldet: Eine EScadron deS 16. Husarenregiments ist in der Nacht vom 7. zum 8. Oct. durch Verrätherei der Be wohner von AbliS überfallen worden. Der Ort ward zur Strafe niedergebrannt. Von der Loire vorgegan gene größere feindliche Abtheilungen sind am 9. Oct. von preußischen und baierischen Truppen südlich von EtampeS zersprengt worden. Die geflohenen Bewohner der nördlich von Paris gelegenen Ortschaften kehren in ihre Dörfer zurück. In Paris hat man eine Subscription zu einem „Ehrengewchr" für Den eröffnet, welcher den König von Preußen ermorden wird. Diese von Felix Pyat und Consorten erlassenen Proklamationen haben, wie die „Berl. Börs.-Ztg." schreibt, den König in hohem Grade aufgebracht, und läßt sich jetzt nicht mehr be fürchten, daß die weichen Regungen, welche mitunter bei ihm hervorgetreten sind und ihn zu dem Wunsche, daS Bombardement von Paris vermieden zu sehen, ge drängt haben sollen, die Oberhand gewinnen. Die größte Eile und Energie in den kriegerischen Operationen empfiehlt sich sehr, weil in Frankreich der Bewaffneten mit jedem Tage mehr werden, auch die Verproviantirung der Armee trotz des Falles von Toul eine äußerst schwierige ist. Nach Berichten aus dem Hauptquartier bei Paris ist gegenüber dem Unwesen bewaffneter Banden ange ordnet, daß jedem Departement, in welchem Derartiges verkommt, die Contribution von einer Million Francs auferlegt werde. Gleichzeitig werden die Gemeindeämter nachdrücklichst an ihre Pflichten erinnert. Von Epernay, 6. Oct., schreibt man dem „Fr. I.": Alle Bahnstrecken in der Richtung nach Paris sind mit Munitionsfuhrwerken und schweren Geschützen besetzt. Ich kann Ihnen übrigens als zuverlässig mil theilen, daß vor dem 14. Oct. ein combinirter Angriff auf Paris Seitens unserer Artillerie nicht zu erwarten ist. Auf einen in der Richtung Nogent abgehenden Zug war gestern Abend geschaffen worden, die Post geht daher diese Nacht unter starker Bedeckung ab. Auch auf Truppen, z. B. eine Abtheilung von 1500 Mann, die durch den Wald bei Montmirail marschirte, ist aus dem Hinterhalte geschossen worden. In Bar-le-Duc liegt sächsische Infanterie. Da die Bahn Remilly- Pont-ü-Mouston fertig ist, wird ein verstärkter Verkehr erwartet; den Zügen liegt bereits ein detaillirter Fahr plan zu Grunde. Seit einigen Tagen haben wir starke Nebel und kühle Nächte. Die Besatzung von Metz entwickelt seit dem 23. v. M. eine ungemeine Rührigkeit; es vergehen nicht zwei Tage, ohne daß nicht ein mehr oder minder be deutsamer Ausfall aus der Festung zu meloen wäre.. Ueber die Zwecke dieser fieberhaften Thätigkeit ließen sich mancherlei Vermuthungen aufstellen; unzweifelhaft geht aus denselben hervor, daß die Lage der Belagerten eine sehr unerquickliche zu werden anfängt. Wenn daS „Journal de Liege" in einem Schreiben aus Givet gut unterrichtet ist, so sind die Festungen Mezieres und Rocroy gut verproviantirt und ar- mirt; am 1. Oct. gingen noch 20 Waggons mit Pul ver und Kugeln von Givet nach Mezieres ab, denen 9 Waggons mit 55,000 Kil. Speck von Lille voraus- gcgangen waren. In Givet befinden sich an die hun dert (?) Locomotiven, darunter eine „gepanzerte," mit einem gleichfalls gepanzerten Fourgon, in welchem Schieß scharten angebracht sind. Die Ostbahn-Gesellschaft hat runde 600 Waggons und an 20 Locomotiven an die Preußen verloren: aber ihr rollendes Material besteht auS 1000 Locomotiven 4000 Paffagier- und 20,000 Gepäckwagen. Ist diese Angabe des genannten Blattes richtig, so verspricht die Einnahme der kleinen Festungen im Bereiche der Ostbahn noch eine gute Ausbeute. Aus Chalons wird gemeldet, daß der neuePrä- fect der Marne, der würtcmberg'sche Staatsminister v. Linden, eine ausdrucksvolle Proclamation erließ, worin er seinen Willen erklärt, die Verwaltung mit eben soviel Wohlwollen als Festigkeit zu führen, und die Lasten des Krieges soweit möglich zu erleichtern. Mit der Ankunft des neuen Präfecten wurde eine Contri bution von 4 Mill. Francs ausgeschrieben. Außer dieser Summe legte das Commando dem Departement noch die Lieferung von 200,000 Flanellhemden auf. Weiter fand der Präsect als schleunigst in Angriff zu nehmende Arbeit vor, die Herstellung des Rhein- und Marne- Canals. Mit Energie muß ferner der leider fürchterlich grassirenden Rinderpest entgegengetreten wer den. Im einzigen Bezirk Chalons wurden mehr als 1000 insicirte Stücke Vieh geschlagen, um der schreck lichen Seuche Herr zu werden. Die Beitreibung der ausgeschriebenen Requisitionen stößt auf vielen Wider stand, so daß Frhr. v. Linden schon mehrfach mit mi litärischer Execution drohen mußte. Ueber das Ge'fecht bei Raon schreibt man aus Karlsruhe, 9. Oct. Die badischen Truppen hatten wohl allein von allen deutschen Truppen bis jetzt noch keinen größeren Kampf im offenen Felde zu bestehen gehabt; in den Vogesen am 6. Oct. sollten sie in für sie sehr rühmlicher Weise auch diese Bluttaufe erhalten. Die badische Brigade unter Generalmajor v. Degenfeld, bestehend aus dem 1. Leibgrenadier-Regiment, dem 3. Regiment, einem Bataillon des 6. Regiments, 2 ES- cadronen Dagoner und 2 Batterien, welche am 1. Oct. von Straßburg abmarschirt und über Mutzig und Schirmeck in der Richtung Straßburg-Epinal-Langres vorgegangen war, begegnete in den Vogesen keinem ernsteren Widerstande. Am 6. Oct. jedoch stieß das 3. Regiment als Avantgarde bei Menil, etwas süd westlich yon Raon l'Etape, auf sehr beträchtliche, mehr als das Doppelte so starke feindliche Streitkräfte, etwa 15,000 Mann, bestehend aus 2 Linienregimentern und Mobilgarden nebst Artillerie. Wie es scheint, hatte daS 3. Regiment längere Zeit allein die feindlichen Offensivstöße auszuhalten, bis daS 1. Regiment durch einen Seitenmarsch dem Feinde in die Flauke kam, und dieser nach fast sechsstündigem blutigen Kampfe, wobei drei Orte mit dem Bayonnet genommen wurden, ge worfen wurde und sich aufgelöst und in voller Flucht auf Rambervilliers zurllckzog. Leider ist der Verlust der Unsrige» beträchtlich: 20 Officiere, 410 Mann todt und verwundet. Der Verlust des FeindeS ist wohl der dreifache; unverwundet fielen 6 Officiere und 600 Mann, meist Linie, in unsere Hände. Die hier im Gefecht gewesene Brigade gehört dem neugebildeten (14.) Armeccorps unter Generallieutnant v. Werder an. Dieses besteht aus den Divisionen Glümer und Laroche. ES gehören dazu zwei preußische (daS 30. und 34.) und sechs badische Jnfanterieregimenter, 2 preußische Reserve-Cavallerieregimenter (Husaren und Dragoner) drei badische Dragonerregimenter und ein combinirteS Artillerieregiment. Chef des Generalstabs ist General major v. Degenseld. Da» Corps, 30,000 Mann stark, hat die Bestimmung, alle Unternehmungen des Feindes vom südlichen Frankreich her zurückzuwetsen. Neubreisach ist cernirt und in Brand geschossen; so meldet ein, bereits in letzter Nr. mitgetheilteS Tele gramm, dem hoffentlich bald die Uebergabe der kleinen Festung folgen wird. Es bleibt noch viel zu thun im Elsaß, besonders die Einnahme von Belfort. Bel fert liegt in der Bodensenkung von Altkirch, welche sämmtliche zwischen den Vogesen und dem Jura nach Mittelfrankreich führende Communicationen aufnimmt und mit dem festen Schlosse von Montbeliard beherrscht. Belfort selbst ist ein starkes verschanztes Lager für 50,000 Mann, und es wird somit von der Aufopfe rung und Wtderstandstraft der Garnison und der Bevölkerung Belforts abhängen, ob es für die gegen Mittel- und Südsrankreich gerichteteten Operationen der deutschen Armeen ein größeres oder geringeres Hin derniß sein wird. Daß eS in der Absicht unserer Heeresleitung liegt, die Bildung von Reservearmeen in Lyon und an der Loire so viel als möglich zu ver hindern, kann nicht bezweifelt werden, und es darf als bekannt angesehen werden, daß Lyon als großer Waffen platz, mit der Gewehrfabrik von St. Etienne, welche jährlich 120,000 Chaffepotgewehre liefert, für fran zösische Rüstungen eine sehr große Stütze sein würde. Wie verlautet, sind in Straßburg außer 1070 Geschützen u. A. 12,000 Chaffepotgewehre, 6000 Ccntner Munition und 50 Eisenbahn-Locomotiven'ge funden worden. Der Gesammtschaden in Straßburg wird nach den bisherigen Anmeldungen 150 Mill. Frs. erreichen. Als AnhaltSpuncte wurde erzählt: Das Haus H. am Brodlie sei 1 Mill. werth gewesen mit allem Inhalt. Einem Spediteur in der Kronenburger Vorstadt ver brannten 30 werthvolle normännische Pferde und ein coloffales Waarcnlager. In eine Seidenhandlung, an der noch dazu kaum etwas zu sehen war, drangen Gra naten durch die Fenster und zerstörten für 30,000 Frs. Seidenwaaren. In der Nähe des Bahnhofs und in diesem selbst verbrannten unzählige Vorräthe von Mann» facturwaarcn rc. Die Zahl der Waisenkinder hat sich sehr vermehrt, daS Waisenhaus selbst ist von Ver wundeten besetzt. Gegen die Festungen an der belgischen Grenze will man jetzt ernstlich Vorgehen; die Festung Diedenhosen (Thionville) ist endlich cernirt von Infanterie und Cavallerie. Am 28. Septbr. gelang eS einem Haupt mann, mit seiner Compagnie 20 Proviantwagen, die von Mondorf und Beltenburg für Diedenhosen bestimmt
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