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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-187903081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18790308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18790308
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1879
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Tafel eine solche Müdigkeit, daß ich eine Stunde lang geschlafen habe." Der Wagen hielt vor dem Herrenhause. Artig wie immer sprang Helm zuerst hinaus und war Emmy beim Aussteigen behilflich. Sie wünschte ihm flüchtig gute Nacht und eilte in das Haus. „Ich fühle nicht die geringste Ermüdung," sprach Thenau zu Helm, indem sie langsam in das Haus eintraten. „Ich hätte Lust, auf das Feld zu reiten. Der schöne Morgen würde mir am schnellsten die letzten Reste des Weingeistes aus dem Kopfe treiben." „Thue das nicht," fiel Helm ein. Die Ab spannung würde eine doppelt große nachher sein, — Du würdest auch Deine Frau dadurch ängstigen." „Du hast Recht," gab Thenau zur Antwort. Sie trennte» sich, und Jeder begab sich auf sein Zimmer. Stunden waren verflossen; Helm lag noch in tiefem Schlafe, als Thenau zu ihm in's Zimmer stürzte. Helm richtete sich empor; Thenau's Ge sicht verriet!) Bestürzung und Schrecken. Er war kaum inr Stande, zu sprechen. „Was ist geschehen?" fragte Helm. „Ein entsetzliches Unglück — diese Nacht — mein Onkel — oh, es ist entsetzlich! Er ist er mordet !" „Wer, wer? Dein Onkel?" rief Helm. „Er — er!" bestätigte Thenau. „Unmöglich!" fuhr Helm fort, aus dem Bette springend. „Diese Nacht — unmöglich! Thenau, Du mußt Dich täuschen! Wer — wer sagt es?" „Baumann — so hieß des alten Majors Diener — kam soeben außer sich zu mir gestürzt, — er hat es eben erst bemerkt. Ich schlief noch, ich konnte es nicht glauben, — . ich eilte in des Onkels Zimmer — er liegt ermordet, erstochen in seinem Bette!" „Entsetzlich! Entsetzlich!" rief Helm, sich hastig ankleidend. „Thenau, weiß Deine Frau bereits davon?" „Sie weiß es," entgegnete der Gefragte, der sich auf einen Stuhl niedergelassen hatte, den» der Schrecken hatte ihm alle Kräfte geraubt. „Ich komme soeben von ihr, sie ist noch mehr entsetzt als ich. Oh, — oh, es ist zu schrecklich! Der alte Mann ermordet und beraubt, während wir auf dem Balle lustig waren!" „Auch beraubt?" warf Helm ein. „Die eiserne Kiste, welche unter seinem Bette stand, in der er sein Vermögen so sorgfältig auf- bewahrtc und hütete, steht offen, - ich habe noch nicht untersucht, ob Alles geraubt ist, es möchte geschehen sein, wenn er nur lebte. „Und wer — wer hat das Verbrechen began gen?" fragte Helm. „Ich weiß es nicht, — ich habe keine Ahnung und habe auch noch nicht darüber nachgedacht, — ich kann jetzt nicht denken!" erwiderte Thenau. „Die That ist zu entsetzlich. Ich habe nur de» einen Gedanken: der alte Mann ermordet, wäh rend ich auf dem Balle lustig war! Das quält mich!" „Sei vernünftig, Thenau," bat Helm. „Mache Dir nicht unnütze Vorwürfe. Du konntest dies ja nicht ahnen! Kein Mensch konnte dies." „Ich hätte nicht zugeben sollen, daß er sein ganzes Vermögen bei sich aufbewahrte! Das hat ihm sein Leben gekostet!" „Auch daraus kannst Du Dir keinen Vorwurf machen. Solche That liegt ja außerhalb jeder menschlichen Berechnung." „Das sagt mir auch mein Verstand!" rief Thenau, „und doch kann ich mich darüber nicht beruhigen!" „Wie ist das Verbrechen geschehen? Wie ist der Mörder in das Zimmer Deines Onkels ge kommen?" fragte Helm weiter. „Ich weiß cs nicht," entgegnete Thenau. „Alle Gedanken jagen mir wild und wirr durch den Kopf hin; ich habe noch keine Untersuchung an gestellt, ich wäre auch unfähig dazu. Das Zimmer habe ich verschlossen. Es soll nichts in ihm an gerührt werden, bis das Gericht kommt. Ich habe sofort Meldung machen lassen, — auch zu Ploto habe ich geschickt, — ich kenne das scharfe Auge desselben und weiß, daß er mir zu Liebe alle Kräfte aufbietcn wird, den Mörder zu ent decken!" Helm erwiderte nichts. Er trat vor den Spiegel, um seine Toilette zu beenden. Der Diener trat ein und meldete die Ankunft des Untersuchungsrichters Kugler, des Polizei- commissärs, eines Actuars und des Doctors Hel- big, der Gerichtsarzt war. „Gott Lob, sie sind pünktlich!" rief Thenau aufspringend. Er schien in ihrer Ankunft Be ruhigung zu finden. „Helm, Du kommst doch mit mir?" „Gewiß," versicherte Helm. „Es ist mir frei lich peinlich, bei solchen Scencn zugegen zu sein, ich begleite Dich indeß in jedem Falle." Sic verließen das Zimmer und eilten die Treppen hinab zu den Angekommenen. Diese waren nicht weniger bestürzt. Sie fanden kann, Worte, um Thenau ihre Thcilnahme auszudrücken. „Kommen Sie — kommen Sie," drängte Ploto den Untersuchungsrichter. Er hatte Thenau fest und theilnehmend die Hand gedrängt, Helm nur flüchtig begrüßt. Sie schritten zu dem Zimmer, in welchem der Ermordete lag. „Wann ist die That geschehen?" fragte Kugler auf dem Wege dahin. „Ich weiß noch nichts," erwiderte Thenau. „Es ist mir, als ob ich verlernt hätte, zu denken." Er fuhr mit der Hand über die Stirn hin. „Der Mörder wird unsere Abwesenheit benutzt haben," warf Helm ein. „Es war außer der Dienerschaft Niemand im Hause, die wird ge schlafen haben!" Sie traten in das Zimmer, in welchem der Ermordete lag. Ploto ließ seinen Blick schnell, und doch scharf beobachtend, durch das Gemach hinschweifcn. Als sein Auge über Hc'lm's Gesicht hinglitt, fiel ihm die Veränderung, welche in demselben vorgegangen war, ans. Der Ball hatte ihn stark angegriffen, — der Aerger über seine Worte vielleicht noch mehr. Der Ermordete lag noch in seinem Bette. Seine Gcsichtszüge waren ruhig. Sie hätten niiümer vcrmuthcn lassen, daß er eines gewalt samen Todes gestorben war. Nur die rechte Hand verriet!) ein Zeichen des Todeskampfes, sie hatte die Bettdecke krampfhaft erfaßt und hielt sic noch in, Tode fest. Sie hatte der Ermordete vielleicht in dem Augenblicke des Todes ausgc- streckt, um de» Mörder zu erfassen. Die Bett decke zeigte nur wenig Blutspnren. Das Hemd des Todten ließ deutlich die Stelle erkennen, an welcher derselbe einen Stich in die Brust erhalten hatte. Der Stich mußte sofort das Herz getroffen haben, denn allen Anzeichen nach war der Tod augenblicklich erfolgt. Ehe eine genauere Untersuchung des Todten vorgenommen wurde, fragte der Richter Thenau, ob er irgend einen Verdacht hege. „Keinen," brachte dieser mit Mühe hervor. Der Anblick des Todten hatte die ganze Größe des Entsetzens wieder in ihm wachgcrufen. „Hat der Major hier allein geschlafen?" fragte Kugler weiter. „Ja. Dort im Nebenzimmer schlief indeß sein Diener." „Ist derselbe ein zuverlässiger Mann?" „Er steht lange Jahre bei meinem Onkel im Dienste, — er ist treu, — ich stehe für ihn ein." „Bitte, lassen Sie ihn rufen." Thenau rief selbst den Diener. Derselbe trat ein. Der erste Blick auf den bereits bejahrten Mann, die Züge des Schreckens nnd des Schmerzes in seinem Gesichte vcrriethen zu deutlich, daß er mit dem Verbrechen in keiner Verbindung stand. Der Richter winkte ihn zu sich heran. „Wann haben Sie die That bemerkt?" fragte er. „Heute Morgen — vor einer Stunde unge fähr — kurz nach 7 Uhr." „Haben Sie sich die Zeit genau gemerkt?" „Ja, ich hatte ein- für allemal den Befehl, meinem Herrn gegen sieben Uhr den Kaffee zu bringen, — er trank ihn im Bette. Ich hatte heute Morgen die Zeit verschlafen." „Weshalb? Stehen Sie selbst so spät auf?" „Nein, nein," fiel Baumann ein. „Ich bin in der Regel zeitig auf, — nur gerade heute Mor gen mußte ich die Zeit verschlafen." „Wie kam das?" forschte Kugler. Er pflegte stets sehr genau zu inquiriren und langsam, Schritt für Schritt weiter zu gehen, weil er zu oft die Erfahrung gemacht hatte, daß der Richter die Untersuchung an scheinbar ganz geringfügige Ncbenpunkte anknüpfen kann, die häufig aus die Spur des Thäters führen. - „Mein Herr hatte mich gestern Abend, wie gewöhnlich, zeitig ans dein Zimmer hier entlassen, — er wollte schlafen. Die Herrschaften..waren zum Balle fortgefahren, ich machte mir mit Georg, dem Diener des Herrn von Thenau, ein Glas Punsch, und wir blieben etwas länger da bei sitzen. Später als gewöhnlich legte ich mich zu Bett." „Wann ungefähr?" „Es war elf Uhr vorüber. Heute Morgen, als die Herrschaften heimkehrten, erwachte ich. Es war noch zu früh zum Ausstehcn. Ich blieb liegen und schlief wieder ein. Erst um sieben Uhr erwachte ich. Ich war selbst darüber er schrocken, weil ich einen Tadel meines Herrn be fürchtete. Schnell holte ich aus der Küche den Kaffee. Als ich über den Hausflur eilte, blickte ich nach der Uhr, dieselbe war bereits ein Viertel nach sieben." „Wie fanden Sie cs hier im Zimmer?" forschte der Richter. „Die Thür, welche auf den Corridor führt, mußte ich jeden Abend abschließcn und den Schlüssel hier auf den Tisch legen. Des Morgens ging ich deshalb zuerst durch meine Kammer dort, so auch heute Morgen. Als ich mit dem Kaffee cintrat, sah ich den Herrn still daliegen. In dem Glauben, er schlafe noch, setzte ich den Kaffee auf den Tisch — er stand noch dort — und trat an das Bett, um ihn zu wecken. Da sah ich die Blutspnren an der Bettdecke. Ent setzen erfaßte mich, ich rief meines Herren Na men, ich rüttelte ihn, ich konnte niir nicht V0r- stellcn, daß er wirklich todt sei! Ich fühlte seine Hand erkaltet; da stürzte ich fort zu Herrn von Thenau, was ich ihm gesagt habe, lvciß ich nicht mehr, ich war zu bestürzt." „Die Bestürzung hatte ihm fast die Sprache geraubt," bestätigte Thenau. „Bitte, Herr von Thenau, wollen Sie mir nun erzählen, was weiter geschehen ist?" bat der Richter. „Meine Bestürzung war nicht geringer," be richtete Thenau. „Ich zweifelte noch immer an der vollen Wahrheit von Banmann's Aussage, ich hielt die That für unmöglich. Halb ange kleidet eilte ich hierher, und fand leider Alles be stätigt." „Wie fanden Sie den Todten?" „Genau so, wie er jetzt liegt." „Waren Sie allein hier?" „Nein — Baumann und auch mein Diener waren bei mir." „Haben Sie keine nähere Untersuchung vorge nommen?" „Nein." „Auch nichts bemerkt, was einen Verdacht des Thäters in Ihnen wachgerufen?" „Nichts. Ich war auch zu erschreckt, um zu beobachten. Ich verschloß das Zimmer und eilte zu meiner Frau, welche Baumann's Worte gehört hatte. Ich mußte sie beruhigen, dann ging ich zu Herrn von Helm." „Es ist Niemand wieder in dem Zimmer ge wesen, seitdem Sie dasselbe verschlossen haben?" „Niemand." „Aus welchem Grunde glauben Sie, daß der Todte ermordet ist?" fragte Kugler weiter. „Er ist beraubt. Hier in diesem eisernen Kasten bewahrte er sein Vermögen auf. Er war sehr besorgt darum. Der Kasten stand offen, als ich in's Zimmer trat, ganz so, wie jetzt. Ich habe nur einen Blick hingeworfcn, ohne ihn an zurühren." Der Richter trat an den Kasten und betrachtete ihn. „Wir wollen ihn nachher untersuchen," sagte er. „Bleiben Sie hier," fügte er, zu Baumann gewendet, hinzu. (Fortsetzung folgt) Marktpreise in Chemnitz am 5. März. Weih u. bunt. Weizen 8^75 Abis 9^40A Gelber 8 . - - 9 . — . Jnlünd. Roggen 6 . 60 - - 6 . 90 . Fremder - 6 . 6 - 25 . Braugerste 7 . 80 - - 9- Futtergerstc 6 - — - - 6- 50. Hafer 8 - 90 . 6 - 10 . Kartoffeln 2 . 80 . - 3 - 50 - Butter 2 - 2 - 40 - Redaclion, DiuU und Vertag von Paul Strebetow in Zschopau.
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