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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-15
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1883
- Autor
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ßehabt hat, haß der Herausgeber schon jetzt zur Herstellung der nunmebr vorliegenden zweite» Auslage hat schreiten tonne». Bei der Vorzüglichkeit und dem Werthe dieses topo graphischen Werkchenü Hallen wir ein näheres Eingehen aus dasselbe für geboten. Tie l. Karte enthält den neuesten, bis in die kleinste» Einzelheiten genauen, mit den Flurgrcnzcn versehenen Plan von Leipzig, zugleich die angrenzenden Ortschaften mehr oder weniger uinsassend. Durch ein bei- aegebencS alphabetisches Verzeichnis; sänimtlichcr Straßen, Plätze und Denkmäler Leipzigs, und durch ein vollständiges Straßen-Verzcickniß der Vororte Gohlis, Ncuschönefeld. Neustadt. Reudnitz, Neurcudnitz und Thonberg ist die schnellste und genaueste Orientirung aus dem in 88 Quadrate ein- getheilten Plane ermöglicht. Außerdem sind alle öffent liche» Gebäude, der Zahl nach 42. besonders ausgeführt. Dre 2. Karle zeigt die engere Umgegend von Leipzig im Maßstab 1 : lOO.OOO und reicht bisMerkwitz bei Taucha, BvrSdors, Störmthal, Markranstädt und Schkeuditz. Aus dieser Karte sind nicht nur alle Ortschaften. EommunicationS- wege. Feldwege. Fußwege, Kirchen, einzeln stehende Häuser, Windmühlen, Wassermühlen, Ziegeleien, sondern auch die Schlachtdenkmäler, Schlachtfelder, die Höhen über dem Meere, sowie nochmals die Flurgrenzen von Leipzig ange geben. Die 3. Karte enthält die weitere Umgegend von Leipzig im Maßstab von 1 : 200,000, reichend bis Eilenburg. Wurzen, Grimma (Mutdenthal), Lausigk. Pegau, Lützen, sowie weit über Schkeuditz hinaus und läßt außer den größeren Theil der aus der 2. Karte befindlichen An gaben noch die Distrikte der AmtShauptmannschasten und Amtsgerichte erkennen. Die 4. Karte aber giebt ein treue« Bild der Eisenbahnen Sachsens, im Norden reichend bis Wittenberg. Sämmtliche Kar ten sind in mehrfachem Farbendruck (Orte roth, Wege schwarz, Wälder grün» Berge braun. Grenzen blau) hergestcllt und sind so vortrefflich in Zeichnung, Stich und Druck, daß jede, auch die geringfügigste Angabe scharf und deutlich hervortritt. In keiner gebildeten Familie sollte diese« wahrhaft praktische, mit pädagogischem Berständniß hergestellte Heftchen fehlen, dessen Werth sich nicht allein bei Touren in die nähere und weitere Umgegend Leipzig«, sondern auch iu den Schulen bei dem Unterricht in der Heimathskunde und Geographie erkennen lasten wird. Mit diesem Hefte in der Hand gewinnen die An-fliige in die Umgegend erst da« richtige Interesse, denn über Alle«. waS man da zu wissen wünscht, geben die Karten die znverlässigste Au-kunst. Unserer Knabenwett aber insbesondere beschaffe man dieses Merkchen, damit dieselbe nicht allein die Karten in der Schule, sondern auch praktisch in Gotte- freier Natur gebrauchen und nach denselben sich richten lerne. In dieser Beziehung möchten wir aus eine treffliche Abhandlung des Oberlehrers llr. Lung- witz in dem diesjährigen Osterprogramm der hiesige» Real schule I. Ordnung .über HeimalhSknnde und deren Pflege, mit besonderer Berücksichtigung Leipzig- und seiner Umgebung- Verweisen, woselbst auch der Gäblcr'schcn Karten — damals handelte eS sich um die Karte von Leipzig und Umgegend zum Preise von 10 — in sehr anerkennender Weise gedacht ist. Eine weitere ausführliche und den Herausgeber ehrende Besprechung deS in Rede stehenden Heftchens sinden wir in Nr. >4 der diesjährigen .Zeitschrift für mathematischen und naturwistenschasllichen Unterricht-, nach welcher das kleine Kartenwerk unter Anderm als in jeder Beziehung muster- ailtig und besonders für die Heimathskunde als belehrend bezeichnet wird. Es sei darum an- voller Ueber- reugung LaS auch äußerlich elegant auSgestattete. bei Touren m der Brusttasche bequem untrrznbringende Hest. welche- für den geringen Preis von einer Mark in jeder Buchhandlung zu bekommen ist, zur allgemeinen Benutzung angelegentlich rnipsohlen. Chemnitz, 13. November. Heute Mittag gegen >/,1 Uhr stürzte sich in einem Hause der oberen Hainstraße ein 8 Jahre alte- Mädcke» aus einem Fcnster der Dach wohnung herab in den Hof und war nach wenig Minuten todt. TaS Kind hatte vielfach die Schule versäumt und war ihm deshalb beute von der Mutter angekündigt worden, daß sie eS am Nachmittag in die Schule führen würde. Jedenfalls au« Furcht vor Strafe ist das Kind zu diesem traurigen Entschluß gekommen. — Ta- 5jährige Töchkerchen de- Bahnwärter« Heinig in Niederwiesa befand sich am 10. d. mit seiner Mutter in einer Scheune de- ErbgerichteS. Plötzlich sgerieth daS Kind in daS Getriebe der Dreschmaschine und ein Theil de« linken Leine- wurde ihm abzetrennt. Die Wegnahme deS anderen stellte sich als eine bittere Rothwendigkeit heraus. DaS Kind übcrsland die Operation auch glücklich und fragte die Eltern, ob der liebe Gott wohl wieder ein neue« Füßchen wachsen lasse, spielte noch am 11. d. früh mit feiner Puppe, starb aber Nachmittag-, jedenfalls an Entkräftung in Folge d«S Blut Verluste-. — Stollberg, 13. November. Zu Neujahr kommt in Folge Weggang« deS bisherigen Inhabers die hiesige Bürger in eist er st eile zur Erledigung, welche mit 4000 .« Iahrcö- gchalt, einschließlich 600 für Verwaltung deS Standesamt«, verbunden ist. Bewerbungen sind bis zum 25. November rinzureichen. — In hiesiger Ephorie ist da« Lutherfcst dazu benutzt worden, für da« vom KreiSvcrein für innere Mission geplante RettungShauS zu sammeln. Sowohl bei den Gottesdiensten, als bei dem Familienabrnd de« LoralvcreinS für innere Mission, der daS herrliche Fest abschloß, ist zu diesem Zweck gesammelt worden, so daß einschlikßlich einer ansehnliche» Gabe de« Herrn Fabrikant Wolle: und besten Mutter hier gegen 300 -Al dem GründungSsondS überwiesen werden konnten. DaS Gesanimtcrgebniß auS der ganzen Ephorie kann erst später mitgcthcilt werden. — Um die Lasten und Ausgaben, womit die Ausübung deS GeschwornenamteS verbunden ist. einigermaßen zu erleichtern, hat sich unter der Leitung de« Herrn Bcrgdircctor Scheibnrr in Lngan ein Gefchwonren-Entschädigung-Verein für den SchwnrgericktS- bezirk Chemnitz gebildet, welchem bereits 50 Mitglieder bei- gclreten sind. DaS Eintrittsgeld beträgt 3 ^ und eben so viel der Jahresbeitrag. Jede« Mitglied erhält für jeden Tag seiner Thätigkeit beim Schwurgericht in, erste» Iabre 3 i« zweiten Jahre 4 -L. im dritten Iabre 5 Ent- schädiaung. Als Endtermin zur Anmeldung für 1831 ist der 15. November angesetzt, da die Bekanntmachung der Ge schwornen aus 1884 demnächst zu erwarten steht. -r- Adorf. 13. November. Dem hier stationirtcn Gendarm Mehlhorn ist e» kürzlich gelungen, einen Gauner hier fest zunehmen, welcher m den nahen bayerischen und böhmischen Ortschaften 14 Diebstähle nach einander verübt und in einem diesigen PfandleihgeschLste den Versuch gemacht hatte, die gestohlenen Maaren zu versetzen. In Asch hatte er au« einer Appreluranstakt Mebwaarcn im Wertbe von etwa 1500 fl. gestohlen und dieselbe» im Walde verborgen. Auch einen Bahnwageu hatte der Dieb erbrochen, daraus einen Ballen rothe« Garn entwendet und dasselbe in einem Park in Asch versteckt. Zum Jahrmärkte in Markncukirchcn war der Mensch al« Händler anfgetreten und hatte manches ver kauft. In Asch hatte die Polizei vergeblich auf de» Ein brecher gefahndet, denn die Maaren, großtenthcilö neue Muster, wurden von den Fabrikanten, welche dieselben zur Appretur gegeben hatten, nothwcndig gebraucht, und eS herrschte des halb dort große Freude, als endlich Licht in daS Dunkel kam. Einmal war der Dieb in Asch in eine Nestauralion ein- gckehrt, wohin auch der Bestohlene zufällig kam. Letzterer er zählte davon, daß ihm für 1500 fl. Maare» entwendet worden seien, und der stumme Zuhörer drückte sich eilend«. I» einem Gebüsche bei Elster, sowie im Walde bei Neuberg halte der Dieb förmliche Waarcnlagcr ausgestapett. welche er mit der Zeit in Geld umznsctzen gedachte. Seine Festnahme geschah M dem Augenblicke, als er im bieügen Piandl iss «tchisic einen Bündel Kleiderstoffe versehen wellte. Jetzt sitzt er in Plaue», wo seine Verurtheilung bald erfolgen wird. * Geyer im Erzgeb., 13. November. Wie allerwärt-, wo treue Protcstaiikcuhcrzcn schlage», wurde auch hier die Feier der 400. Wiederkehr deS Geburtstage- unseres großen Nesc rinator« durch Schulart»«, Festzug nach der Kirche, Kindergolteödienst. Illumination. Pflanzung einer Lutherlinde i» Gegenwart der Schuljugend, festlich begangen. Ter Kirche wurde aus Anlaß deS Festes von dem seit kurzer Zeit anö Leipzig hierher berufenen Bürgermeister Ur. Goldcnberg ein großes in Oel gemaltes Bild Ör. Marlin Luther'S geschenkt. Die ofsiciclle Feier wurde mit einem Lulherabend am N. No vember beendet. In dem dabei abgehaltenen Concert spielte ^rau Bürgermeister vr. Goldenberg, wie wir hören eine rühere Schülerin deS Leipziger ConscrvatoriumS, mehrere Clavierstücke und riß durch ihre große technische Fertigkeit in der Behandlung deS InstrnincntcS, sowie durch verstänbniß- innigen Vortrag die zahlreiche» Hörer zur Bewunderung hin. Der ziemlich hohe Reinertrag des ConccrteS war zum An kauf eines Geschenkes für die Kirche bestimmt. * Großenhain, 13. November. Die auS Anlaß der Lulhcrseicr am Abend deS 11. Novenibcr von über 60 Per- oncu hier ansgesührtcn lebenden Bilder auS dem Lebe» deS großen Reformators haben solchen Anklang und solche Anerkennung gesunden, daß gestern, Montag, eine zweite und heute, DieuStag. eine dritte Vorstellung erfolgen mußte. Zweifellos ist es nuu, daß die nicht geringen Kosten, welche auS dem Unternehmen erwuchsen, vollständig gedeckt werden. — Eine Reihe von Stiftungen ist der kiesigen Kirche au« Anlaß deS LnlhcrscstcS zngeflossen: So stiftete» der hiesige Fabrikantenvcrein zwei GaS-Candelaber für die zukünftige Sirchenbelcuchtnng, die Familie Zschille ein Fenster mit Glas malerei, Frauen und Innasraucn der Parvchie ein silbernes Taufbecken mit silberner Taiiskanne, ein Ungenannter ein eiserne« Lesepult für den Altar. Außerdem war eS durch reie Sammlungen möglich geworden, daS GotleShauS mit den Oclgemälden von Luther und Mclanchlhon, nach den Originalen LucaS CranachS angescrtigt, am letzten Sonntag zu schmücken. — Ein Act vandalischer Rohheit wird un« auS Groß- rvhrSdorf berichtet. Daselbst >var am Sonntag ans Anlaß der Lutherfeicr eine Luthereich, gepflanzt worden. Montag früh fand man sie von ruchloser Hand am Stamme durchsägt vor. 1t Zittau, 13. November. Die verflossene Woche hat auch für unseren Nachbarort Hainewalde ein Jubiläum zebracht, da« zwar m einfacher Weise gefeiert wurde, aber nr drei Gemeinden von wichtiger Bedeutung ist. ES war dies die 200jährige Jubelfeier deS Hainewalder ArmenessenS. Dasselbe ist eine Stiftung der am 19. Juli 1683 verstorbenen Frau Blandina von Temritz, verw. gcw. von GerSdors gcb. von Rudi» ger. einer Tochter deS kaiserlichen HosrathcS Felix vo» Nüdinger in Görlitz. Letzterer mar von Kaiser Rudolf mit den Besitzungen des im Jahre 1620 ermordeten Friedrich von WeigSdorf belehnt worden. Darunter befand sich auch Epitzkunnerödorf. welches die obengenannte Blandina nach ihres Vater- Tode von ihren Geschwistern lauste und somit ihrem dritten Gatten von Gersdorf als Eigenthum zubrachke. Ihr vierter Gatte ElentheriuS von Temritz überlebte sic. und er richtete nach dem Willen seiner verstorbenen Gattin im Herbste de- Jahre- 1683 daS erste Armenessen ein, bei dem 24 Arme auS SpitzkunnerSdorf gespeist wurden. Im Jahre 1717 vermehrte die unvergeßliche Wohlthäterin der Armen, die Stisterin de« dortigen Hospitale«, Vikto ria Tugcndreich geb. von Kyaw. die Gemahlin de« Obristcn von Kanitz, welchem da« schöne GotleShauS in Haincwalde zu verdanken ist, da« StistungScapital de« ArinencssenS so weit, daß nun auch 24 Arme an« Hainewalde gespeist werden konnten. Endlich 30 Jahre später, um« Jahr 1747, vcrmehrte dcr Neffe de- vorgenannten Obristcn.F riedrick von Kanitz, die Zahl der zu speisenden noch um 24 anS Oker» witz, so daß seit 1718 alljährlich 72 Arme aus de» obengenannte» drei Gemeinden gespeist werden. Sie erhalten je eine Mahl zeit vo» drei Geuiüscn, ein Pfund gekochte- Fleisch, ein Brod, sowie Vier und ein Geldgeschenk. Bei jeder Speisung wird abwechselnd von einem der drei Pastoren auS vorgenannten Orten eine Ansprache an die Armen gehalten. Auswahl der Armen sowie Bestimmung de« TageS fällt der jedesmalige» Majorat-Herrschaft aus Hainewalde zu und hat fick dieselbe seit 200 Jahre» in höchst dankcnSwerther Weise dieser nm- faugreicbkn Speisung mit Liebe und Sorgfalt unterzogen. DaS diesjährige Arnienessen hat am 7. November stattgesnnden und bat dabei Herr Pastor Leuner in Haincwalde die Armen auf die Bedeuluug de« TageS als 200jährigeS Jubiläum hingewicsen. 1-Dresden, 13. November. Nach seiner vor Kurzem erfolgten BolljäbrigkciISerklär»ng ist Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August nach Maßgabe de« tz. 63 der VcrsafslingSlirkliude als stiminbercchtigleS Mitglied in die Erste Kammer der Slä»dcverfai»»ilu»g eiugetrclen. — Ihre Durch laucht Fra» Prinzessin Friedrich von Hohenzollern ist gestern Abend lO Uhr von RegenSburg hier eiugetrvssen und in der königlichen Billa zu Strehlen abgestiegen. Vermischtes. — BrcSlau, 10. November. Der Kaiser hat die über den Kaufmann und srübcren Consul Robert Bcrtholv wegen Mißbrauchs einer Eisenbahn sreikarte verhängte Haftstrase im Gnadenwege in eine Geldstrafe von 5000 ^ umgewanbclt. — Mainz, 13. November. Gegen 2 Uhr heute Nach mittag wurden von dem Onintins-Thüriner innerhalb 5 Sccundcn zwei leichte, von Weste» »ach Osten gehende Erdstöße verspürt. — Coburg. lO. November. Dem Drechsler Inngengel zu Bamberg, dessen Söhnchc» seit einigen Tage» verschwun den ist. ging die Mittheilnng zu, in OelSdorf sei bei einer Zigeunerbande ein Kind gesellen worden, dessen Signale ment (blonde Haare, krumme Beine re.) genau aus das ver mißte Kind paßte. Der Baueröman». der den Knaben bei der Zigeunerbande gesehen, kan, erst später aus die Ber, niulhniig. daß dieser daS verschwundene Kind sein könne, eilte aber dann sofort mit einigen anderen den Zigeunern nach und holte sie wirklicb in Heßburg ein, de» Knaben jedoch traf er bei derselben nicht mehr an. Hieraus machte er den unglücklichen Eltern die Eingang- erwähnte Milthei lung. und infolge der letzteren setzte nunmehr der Vater in Begleitung seine- BruderS den Zigeunern nach, nicht ohne sich vorher von dem Staatsanwalt eine Vollmacht geben zu lassen, vermöge deren er die Hilfe der Gendarmerie öe seinen Nachforschungen in Anspruch nehmen kann. — Der Magistrat zu Neustadt hat eine Verordnung erlassen, nach welcher weiblichen Personen der Besuch öffentlicher Wirlh-Häuser verboten ist. Demnach darf sich auch die an ständigste Dame dort in keiner Restauration sehen lassen. Dem Vernehmen nach soll gegen diese Polizeiversügung, nack welcher ja auch fremde Personen weiblichen Geschleckt« b« kurzer Anwesenheit in Neustadt sich nicht in dortigen Restau rationen aushalle» dürfen, an zuständiger Stelle Beschwerde erhoben werden. ---- Cot he». 13. November. Der anballischc Dichter Nndols Bunge, dessen Festspiele sich seit Jahren eine« besonder« günstigen Ruse» zu erfreuen haben, folgte auch diesmal der an ihn ergangenen Aufforderung und schrieb ei» selcke« für daS Lulherirst zu Zerbst. Er schilderte darin in eckt krai.laliicker Weis« die Vorgänge in der de» irissci-de-, Stadt zur Zeit, al- Luther vo» Wittenberg kam um dort die neue Lehre zu predigen. Da» Publicum fühlte 'ich durck da« echte Localstück so begeistert, daß eS den Dichter rief, dem bei dieser Gelegenheit von den Darsteller» mit herzlichen DaukeSworten ei» wcrthvoller silberner Lorbeer kranz überreicht wurde. — WaS Fürstinnen nicht dürfen. In einer Be- prcckung von Schiller'- „Braut von Messina", die am 10. d. M. im Berliner Schauspielhaus in Scene ging, leistet sich der Kritiker eineö Berliner Blatte« die folgenden köstliche» Sätze: „Frl. Stollberg gab die Isabella und wußte Schmerz und Leidenschaft bei aller Wahrheit in de» der Fürstin geziemenden Grenzen zu halte». Nur einmal überschritt sic dieselben, al- sie nämlich an der Bahre Don Manuels ihrem Schmerze in einem anhaltenden Schluchzen Lust machte, wie eS derartig einer hochgeborenen Fra» wohl schon durch die Erziehung ein für alle Mal abgewohnt sein dürfte". Ihre Kinder zu beweinen, ist also einer Fürstin von nun an nicht mehr gestattet. — Augsburg, 1l. November. Klerikales. Gleich de» Priestern der Diöcese HildcShcim sind nun auch die Priester deS BistkumS Paderborn, welche in der Diöcese Augsburg in der Seelsorge wirken, ausgefvrdcrt worden, ihre Zeugnisse dem Bischof von Culm behufs Erlangung der DiSpens von den Erfordernissen der Maigesetze einzusende». Im BiSthum Augsburg befinden sich vier Priester auS der Diöcese Pader born, ein Pfarrer und drei HilsSpriester. Im BiSthum Augsburg sind jetzt mehr als 60 Pfarreien unbesetzt; davon müssen 48 auS Mangel an Priestern von benachbarten Geist lichen pastorirt werden. Außerdem sind nickt weniger als 94 Beneficien unbesetzt mid mindestens 100 Caplaneien. — Wien, lO. November. Der fouveraine Fürst Johann ll. von und zu Liechtenstein feierte am 12. d. daS 25 jährige Jubiläum seine- .Regierungsantritte--. Die „Deutsche Zeitung- gibt auS diesem Anlaß folgende Daten: Er surcekirte, 18 Jahre alt. am l2. November l858 seinem Vater Alois, welcher sich als Beschützer der Künste einen bleibende» Namen gemacht hat. Die 104 Qnadratmcilen einnehmendcn Besitzungen der Primogenitur, welche eben dem Fürsten Johann gehöre» (Chef der SccuuLogcnitur ist Fürst Karl Rudolf, der Sohn de- >865 verstorbenen kaiserlichen ObersthofmeisterS und General- der Cavallrrie, de« unter dem Namen „der schöne Ulane" in Wien populären iürst Karl), haben ihren Hauptstock iu Böhmen und Mähren, und datirt deren Besitz auS der Zeit nack der Schlacht am Weißen Berge (1621), wo ber zum ssirsten erhobene Gras Karl zum Lohne seiner Anhänglichkeit an den Kaiser und seiner Bemühungen um die Niederwerfung deS Protestantismus in Böhmen von Ferdinand II mit den Gütern deS Hingerichteten rebellischen Adels beschenkt wurde. Diese Linie deS fürstlichen Hause» erlosch bereits im Jahre 1712 mit dem Enkel deS vorgenannten Gencralstatthalter« von Böhmen. Die nun in den Besitz der Güter gelangte üngere Linie (nach Gundakar, dem Bruder deS genannten Statthalters^ erhielt 1719 die Erlwbnng threr Herrschaften Vaduz und Schcllcnberg zu einem Reichssürstentbum. Dasselbe überdauerte als souveränes Land von nicht ganz drei Quadratincilcn mit 8400 Einwohnern den deutschen Bund und bildet insoweit eine große Merkwürdigkeit, als bald »ach Auslösung deS deutschen Bundes auch da- dortige Scbars- 'chntzen-Eorpö aufgelöst und die Wehrpflicht gänzlich abgesch.ifst wurde. Der schon seil Jahren leidende Fürst ist unverbciralhet, und erscheint somit sein jüngerer Bruder Franz als Erbprinz. Seine jüngste Schwester, Therese, ist an den Prinzen Arnulf von Bayern vermählt. — Ter an Mineralien so reiche Ural ist bisher nur in der AuSdellnung vom 54. bis zum 6l. Grad nördl. Breite bergmännisch auSgebeutct worden, wiewohl noch mächtige Schichten jenseits de- 6l. GradeS ertragreich zu sein ver- prechcn. Der dortige WaldreichIlyin» würde der Entnickelung de» Bergbaues auch sehr zu statte» kommen. Der Grund nr die bisherige gänzliche Nichtbeachtung de» nördlichen lralS liegt in dem Mangel an Verkehrswegen nach deni- elben und innerhalb desselben, zum großen Theil aber auch an der noch sehr geringen Kenutniß der geognvstischcn Ver hältnisse jener entlegene» Gegend. Die russische Regierung hat sich »un entschlossen, eine Expedition znr Erforschung deö nördlichen Urals zu entsenden. Dieselbe wird aus einem Geologen, einem Berg-Ingenieur, einem Geodäten, wci Topographen, einem Naturforscher, zwei Steiger», einem !rzl und der erforderlichen Zahl von Arbeitern bestehen und oll ini nächsten Jahre ihre Tbätigkeit beginnen. Ihre Arbeitszeit ist auf vier bis süns Jahre berechnet. — Amerika» a. Elwas sehr Altes enthält die Erklärung de« General-ArnvalteS von Massachusetts, welcher in einem vom Gouverneur Butler verlangte» Gutachten sagte, daß die Frauen ln den Augen deS Gesetze- keine Personen, sondern nur eine Sache wären I Bor Jahrhunderten und auch schon vor Jahr tausenden hat man sich ernstlich darum gestritten, ob die Frauen vor dem Gesetze al» Personen oder Sache gelten, aber in diesem Jahrhundert nahm man doch an, daß die „Person" über die „Sache" gesiegt habe und in Amerika verfiel man in der neuern geil beinahe iu daS andere Extrem und stellte die Fra« über den Mann. Nun kommt der Rechtc-vcrtreter deS hochgebildeten Volkes von Massachusetts und sagt, daß die dortigen allen Gesetze noch in Kraft wären, welckie die weiblichen Wesen »och als eine „Sache" betrachteten! Da sollten die Stimm- rcchtsweibcr nunmehr einen Feldzug gegen Massachusetts eröffnen und sich dort zuerst das Pcrsonenrecht sichern, bevor sie anderwärts daS Stimmrecht verlangen. — Das verrückteste der Sonn- tagsgrsetze ist das von Eonnecticut. Dies beweist wieder folgender Fall: Aus Grund eines, au» dem Ansang des vorigen Jahrhundert» stammenden Gesetzes, welches da» Spazieren« fahren am Sonntag als Sabbathschändung stempelt und mit Geldbuße und Gesängniß strafbar macht, wurden a» einem der letzten Sonntage in der Nachbarschast von New Hauen alle Diejenigen von Constablcrn verhaftet, die daselbst aus der ösfcntliche» Land straße in Fuhrwerken sich blicken ließen. Die Ucbelthäter wurde» sammt und sonders in «ine zeitweilig »um Gesängniß etngerichlete Scheune gesperrt und daselbst bis zum Abend in traulicher Gemein- Ichast gefangen gehalten, um endlich einem Friedensrichter unter der Anklage der Sabbathschändung vorgesührt zu werden. Bon diesem wnrden sie vorläufig gegen Bürgschaft entlassen. Ein ähnlicher Fall kam erst vor einigen Jahren in einer anderen Stadt Connecticuts vor; ein sehr frommer Bürger daselbst wurde verhaftet, weil er mit dem alten Ex-Präfidenlen Hayes, der bei ihm zu Gaste war, am Sonntag in seinem eigenen Wagen eine Spazierfahrt gemacht batte. — Line „Rebellion" bedroht den alte» Odd Fellow-Orden. Es buben nämlich die älteren Mitglieder, die eine Stufe böher in der Verbindung stehen, sich Uniiormen mit vergoldeten Säbeln n»d wallenden Federbüsche» angeichasft, um bei öffentliche» Paraden nicht hinter den anderen Ordensrittern, al» da sind, „Phytios", Ehren- rttter v. s. w., zurückzubleiben und die StaatSgroßlvgen waren mit der „Show" einverstanden, ja man betrachtete die unisormirten Mitglieder als besonders „gut" stehend. Kürzlich fiel es jedoch dem obersten Lereinigte» St.-Rath der „So»derbaren Liüder Verbindung" ein» dieser Soldateuspielerei einiger Mitglieder seine Gutheißung zu versage» und er ging sogar noch weiter und verbot di« Benutzung der Uniformen. Bis zum Neujahr soll die militairische Organisation ausgelöst sein und wer nicht Ordre porirt, wird ausgrstoßen. Li» tiefe» Geiunrniel de» Unwille^ gehl uu» durch die Reihen der unisormirten „Sonder- baren" »ud einig« Hitzköpfe wollen sogar eine Trennung von« Mutterordeu und eine neue Organisation aus Grundlage der Uni form Vorschlägen. Eine Versammlung der Unzufriedenen ist »ach Milwaukee bcruftn worden »nd man ist in gewissen Kreisen sehr gespannt ans dir Dinge, die da kommen werden. A« helxtschn» Dtren». Noma» von Sophke v. Keller. Hermann Riejel L Co. Leipzig und Hagen. Diesem Buche fehl« es leider an einer einheitlichen Duecksührung- obgleich ei» Nama», hinlcrläßt eS de» Eindruck, als hätte der Leser zwei Erzählungen vor sich, von denen die eine aber unvollständig ist. Dir erste Hälfte dcS Werkes couiequent durch-, und beschränkt aus die darin dar« gestellten Personen, znm Schlüsse geiühu, würde eine ganz köstlich« Jdplle al gegeben haben. Im Ueb igen aber ist der Roma» interessant und anmuthig geschrieben und daS landschaftlich« Lalorit prächtig getroste». »l—a. « * » Näch berühmte» Mustern. Parodistische Studie» vo» Fritz Mauthner. Neue Folge. 15. Austage. Leipzig, Karl Garthe. Trotz des bedeutenden EriolgeS, den auch diese neue Folg« der varodistischrn Studien beim Publicum errungen, wollten uns dieselben doch nicht so znsagen, wie die erste Reihe derselben. Größeren W,rth als den eines literarischen Scherzes wird ihnen vor Verfasser selbst doch wodl nicht beilegen und ein lolcher verliert bekanntlich durch allzu große Ausdehnung an Werth. Die ersten Skizzen schienen von der Laune eines heiteren Momente» eingegeben, in einer solchen versaßt und wirkte» daher ungemein drastisch; den zweiten fehlt aber schon der aristophanische Zug. oder er wird vielmehr verdrängt d«ch die gesuchte Manier. Der Bcrsastcr schus hier »ach dem eigene» „be rühmten Must r" und parodtrte so sich selbst. Fritz Mauthaer würde jedenfalls bester thun, jetzt sich aus anderem Felde noch neue» Lorbeer» umzuseken. Um einem Werke dauernde» Werth zu verleiben reiche» M-'" und augenblicklicher Erfolg nicht au». U-«. Ktimtunngsbtldkr. von der Berfasseriu „Liner Idealistin". Zweite vermehrte Auslage. Leipzig, Karl Rechner. — Borliegendes Werk ragt aus der gleiche Ziele verfol genden Menge um ein Bedeutendes hervor. Tie Bersasterin hat mit glücklichem Geschick jede« trockenen, doclriiiairen Ton vermieden, sie plaudert unterhaltend, man fühlt sich interessirt und genießt den süßen Kern ohne durch die bittere Schale einer ausdringlichen Moral- Predigt belästigt zn werden. ES sind auch keineswegs eng« Kreise, welche ihr Geist beherrscht; mit kühnem Muthe wagt sie sich a» erhabene Ausgaben heran und löst diese mit großem Geschick. Ihre Aussätze: SirchhosSgedanken, Bersta»deSau-bildu»g und Sittlichkeit, Wirklichkeit-Philosophie re., erheben sich weit über da» Niveau de« sonst von weiblicher Feder Geleisteten, und so sind wir überzeugt, daß dem Werke die Theilnahme de» Publikums nicht versagt werde» wird. 11—«. Literatur. Drittln,>««« kür die reifere Äugend. (Maximiliane, kartbeasee. Baden-Baden, Emil, Somnlcrineyer). Tic Bersasterin hat ihre Aufgabe, der reiferen Jugend eine interessante »ad dabei doch moralisch fördernde Lecture zu schasse», wohl ver- standen »nd glücklich gelöst. Diese süns Erzählungen sind all.» Lftern und Erziehern der lieben Jugend angelegentlichst zu em- psehlen. äl—v. Die 8iiug«ttziere in Wort «nL Bild von Carl Bogt und Friedrich Specht. Foliosormal. In Prachiband 18^!, in Ear- tonband 45 >i. Berlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann in München. Ans etwa 450Groblolio ielien enthüll dasselbe 305 Illustrationen, darunter 40 ganzieitige Vildcr, alle von der Hand eines Künstlers gezeichnet und von der Haad eines Künstler» geschnitten; und dies« beide» Künstler sind Brüder! Nur aus dieses intime Zusammenwirken der in cincm Ort (Stuttgart) lebenden Brüder läßt sich die wahrhaft stupende Levens- wahrhen der Illustrationen zurückiühren. Niemals giebt der Maler Bilder au» Naiuraliencabinetten, nein, in voller Natmwahihkit und lebendiger Frische suhlt er uns die Thiere, sie i» dcivmidcrnSwn» diger Charakteristik inoividiiatisirend, in ihrem Gemüths- »»d Familienleben vor, so wie sie sich im freie» Zustande zwanglos bewegen in Freud und Leid, in Haß und Lied« und wie es der Künstler im emschsie» jahezehntclangcn Studium dem Leven selbst abgelauscht hat. Daß der Text den Bildern »ichiS uachgicbt, dasür bürgt Carl Bogt'S gefeierter Name. Jedermann weiß, waS er von dem berühmte» Genfer Zoologen zu erwarte» hat. Eine geist- reiche, meist vo» einem g ücktiche» Humor durchwehte interessante D»ctio» gleich weit entfernt von pendantijchcr Gcl. hrjamkc t w-e von obcrflLchll.ok» Gemcinplätzen. zeichnet de» Text aus, der i» luapver, präciser Fassung, wie sie der begrenzte Raum fordert, die Chniultere der Ordnungen und derjenigen Familien, Gattungen und Alten bring», die als hervorragende Tnpc» ei» vorwiegendes Juleiesse Anlpruch nehmen, die weientlichilen Züge des Leven» schildert, und diejenigen Beziehungen darlegt, in welche» die Thiere zu ihren L-or- eltern lowie zu den Erdstrichen stehe», die vo» ihnen bewohnt wer den. Und gerade dieser Theil des BncheS erimckl besonderes Jnbr- esse, denn Carl Bogt legt darin die Rejnltalc jenier ein Mcujchc»- aller hindlirch fortgesetzte» zeologiicheu Forschungen in einer edel populären Form nieder. Bor Allein, j» sagte sa-on bei», Eijchcmc» der erste» Hefte, ein hervorragender Fachgelehrter, dient l> erbet nicht, wie wir es leider bei der überwiegende» Mehrzahl jener Prachl- weite ersahrea mußten, die glänzende A»ßc»icile dazu, »m einen höchst werthlosc», phrasenhaften, in aller Hast jiisamuicngcschricbenen Text zu decke», vielmehr ist diejcr Text m» allen den Vorzügen ausgestattet, welche Carl Bogt seit langen (Zähren zn eine»: »rsscrer l^rvorrageudstc» populäre» Schriftsteller gemacht haben. Em halber Deutscher und ein halber Fanzose, vrreimgt er Gediegenheit des Wissen» mit leichter Darstellnngssorm und W.tz. Immer das Ge- sammtgebiet im Auge behaltend, schildert Bogt mit überlegener Meister schaft die Tdierc, und seine Schilderung wird von F. Specht mit zahlreichen höchst lebensvollen Bilder» begleitet; einer so gewaltige» plumpe» Fleiichniasse z. B. wie sie ei» ausgewachsene.' Nups. ro darstrllt, Leben einzuhanchen, ist unter allen llmständc» ei» kleines Meisterstück der Kunst, sowohl der zeichnende», als auch der gravireude». Denn so lebend'g und ineisterhasl mich die Welt der Asse» dargcstellt ist, so kommt hier doch dem Meister die Natur selbst und um so in hr entgegen, als der Asscnleib mit der Beweglichkeit seiner Extremitäten und seine» GcsichtSausdruckes nahezu ei» Coucurrent des Meuichc»- leibcS ist. Ans der schweren »»gesügigen und säst ungestalteten Masse deö Nilpferdes aber etwa» zu schasse», was unnnilelbar a»z>cht, das halten wir sür da» nuu plu, ultirr der zeichnende» Kunst, Robert Kretschmer, der berühmte Illustrator der erste» Auflage vo» Brehni'S Thierlcbcn, war sicher e,n Künstler von hervorragender Begabung »nd außerordentlicher TarsteUuiigSkrast, — allein, man vergleiche einmal sei» Bild vom Nilpferd in der zweite» Auslage von Breüni's Thierlebcn »üt dem zur Probe vorliegenden Fr. Spccht's und der Fortschritt von Kretschmer zu Ir. Specht wird sicher als ein höchst bedeutender e»>ps»»tc» werde» Damit soll dem Erstcren kein Blatt ans seiner Ktt»stlerkro»e ge nommen werde»; im Gegentheil gehöre» wir zu de» treuesten An hängern Krctschmer's. Jedenfalls war er Bahnbrecher und wer nach ihm kam, hatte es um so leichter. In dem dargkstellicn Nil- pserde aber (vgl. Brchm's Thierlebe», 2. Auflage, 111., S. 572) ist es ihm nur gelungen, ein Stück Fleischmasse als organisirt, d. h. mit Kops, Beineu und Leib begabt, darzustelle». Selbst das land- schastlsthe Element, i» das er den ttippupolaiinis versetzt, kan» sich mit dem Specht'schen nicht vergleiche». Hier wird man so unmittel bar in die tropische Wajjcrwildiiiß versetzt, daß die Phantasie gerade geling zu thun hat, das Gegebene sozusagen z» verdaue». Was wir sonst l» Schulotlanten und dergleichen Sammlungen vo» 7 hier- bilden, gesehen haben, verhält sich z» dem Specht'scheu Bilde etwa so, wie ein anSgcstopstcS Thier zu eine», lebendigen. Mil Einem Worte: wir habe» in dem Specht'schen Nilpscrde das Thier, nm eS kurz auSzndrnckr», wie eS „leibt und lebt". Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß u»S in dem B ruckin an»'scheu Verlags- Artikel ein zoologisches Bildwerk ersten Range- gegeben iit und ge geben wird; man wird eS mit Fug und Recht ein Evochc mnchendeS z» nenne» haben, nicht »nr weil die Zeichnung sich zur höchsten Natiirwahchkit erhebt, der wir bisher aus dem Gebiete der Thier- malcrei begegneten, sondern auch, weil die Naturiimgrbuiig künst lerisch in eine neue Phase tritt. Wir wisse» sehr gut, daß man dies vo» wisscnjchastlicher Seite her oft getadelt hat, weil man sich in seinen althergebrachte» Gleise» ein Geschöpf, nur losgelöst vo» der Natur, in eine», Museum al- wissciischastlicheS Od,ect vorstclle» konnte. Diese falsche Anschauung ist zuerst, bald glücklich bald un glücklich, vo» der sogenannten populären Naturwissenschaft durch- brocken worden, bi» wir in den Speckt'sche» Bildern, namentlich de» Vollbildern, welche die» am meisten vertragen, die klägliche DarstellungSweile zu höchster Bollendmig gebracht sehen. Wir habe» durchaus nichts dagegen eiiizmvcnden; schon ans dem wissenschaft lichen Grund nicht, weil das de», Künstler Gelegenheit giebt, daS Thier in verschiedene» Individuen und lo in verschiedenen Stel lungen abzubildeii. folglich derselben Art einen ihr angehörigen viel fache» Lebensausdruck zu geben. In dieser Beziehung weiß der Künstler manche» ergötzlichen Zug i» seine Bilder zu bringen, welcher sonst fehlen und da» betreffende Tbier eben nur zur Leich« machen würde. Eine solche überaus iorgiältige und kostbare Aus sührung der Illustration war wohl nur in Folge einer gleichzeitigen AuSnützung der Holzssöcke sür eine sranzösische, englisch.', italienische und russische Ausgabe mög ich, so daß dieses in D>uck und Parier gleich Vorzug! ch. Prechlwerk dem dcnis:l>cii Bnchl audcl auch im Aus lände Eme »i.ich.-n wird. Die KrUik dinkt ivm die in liiiierrr Zeit der Büche,sabrikilion iniiner seltener werdende Freude, >n>h einmal rin ,,Prack»l>,'rt" ans vollem und a srichl'gcm Herze.» lobe» zu lo»» nl und I iii» co mit Fug und N.cht als daS schönste Fcstgelcheuk Inr abc d e Familie», in denen Sinn sür die Natur und ihre Kunde heeri-hl, bezeichne». tv.
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