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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 23.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-23
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188003239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18800323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18800323
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: S. 107 [i.e. S. 170]
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-23
- Monat1880-03
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168 dringliche Mahnung an die Parteigenossen, bezöge lich der Verbreitung, sowie Correspondenz die größte Vorsicht obwalte» zu lassen. — Der Vor gang ist ein neues Zeichen dafür, daß Diejenige» Unrecht haben, welche von» Socialistengesetz alle Hilfe erwarten und der socialen Frage gegenüber in Gleichgiltigkeit verharren. — Eine treffliche Einrichtung, um welche Sach sen im Auslande vielfach beneidet wird, ist die Erziehungsanstalt für blödsinnige und geistes schwache Kinder, welche in de» vereinigte» Landes anstalten zu Hubcrtusburg unter der ausgezeich neten Leitung des Oberlehrers Pflugk besteht und mit unsäglicher Mühe manchen wenig be gabten Menschen, der unter ander» Verhältnissen elend verkommen wäre, zu einem nützlichen Gliedc der Gesellschaft hcrangcbildet hat. Daß bei so schwachen Geistesanlagen die Erwerbssähigkeit aber immer eine beschränkte bleiben wird, ist leicht cinznschcn. Uni so verdienstlicher ist es, daß die Anstalt, oder vielmehr der Leiter der selben, seine Fürsorge für diese unglücklichen Pfleglinge noch über den Aufenhalt in der An stalt hinaus fortsetzt, eine freundliche, berathendc Aussicht über dieselben ansübt und, wo cs Noth thut, unterstützend eingreift. Der für diesen Zweck begründeten Unterstützungscasse sind im vergangenen Jahre durch Gemeinden und Private 3067 M. an Liebesgaben zngeflosscn, womit 61 entlassene würdige und bedürftige Zöglinge unter stützt werden konnten. Vielleicht läßt mancher Vater beim Blicke auf seine wohlbcfähigten Kinder sich bewegen, auch diesem Liebeswcrke an de» Geistesschwachen seine thätige Thcilnahme zu widmen. Leipzig, 20. März. Ans unserer Nachbar stadt Halle kommt die Kunde von einem entsetz lichen Eisenbahnunglück, das sich heute Vormittag 10 Uhr ans dortigem Central - Bahnhof znge- tragen hat. In Folge falscher Wcichenstellung fuhr der um diese Zeit ankommeude Magdeburger Persvnenzug in den gleichzeitig von Kassel an- langeudeu Personenzug und zwar zunächst in eine» Wagen vierter Classe mitten hinein, während ein von Leipzig eintreffender Güterzng ebenfalls mit anrannte. Durch die Gewalt des Anstoßes wurde die eine Locomotivc total zerstört, ver schiedene Wagen zertrümmert, und leider auch schweres Unglück über Passagiere und Zugpersonal gebracht. Unter den im wilden Chaos durch einanderliegenden Trümmern wurde» alsbald 4 Todte und 7 Schwerverwnndete, unter erster» der Halbcrstädtcr Gepäckmeister, hervorgezogen. Noch weiß mau nicht, wie viel Menschen der Catastrophc znm Opfer gefalle», man befürchtet, daß noch mehr unter den Trümmern liegen. Der Weichensteller, dem die Schuld an dem Unglücke zur Last fällt, und stets als ein höchst zuver lässiger Mann bekannt war, hat sich der Ver antwortung vor dem weltlichen Richter entzogen und durch Erhängen seinem Leben ein Ende gemacht. Er hinterläßt 9 Kinder. — Eine weitere Mitthei lung besagt, daß leider zu erwarten stehe, daß von den am schwersten Verletzten mindestens noch zwei sterben werden. Namentlich gilt dies von einem Manne, welchem nicht nur beide Beine abgefahren, sondern auch die eine Hüfte ganz heransgerisscn und auch sonst noch eine ganz surchtbare Verstümmelung zngesügt ist. Zunächst sind sämmtlichen Verletzten nur Nothverbände angelegt worden. Erst heute Nachmittag gedenkt man zu Amputationen zu schreiten. — Von den nach der königl. Klinik überführten 21 Verwundeten sind, wie wir ferner erfahren, bis 3 Uhr Nachmittags 2 Männer, 1 Frau und 1 Kind ihren Wunden erlegen und circa 17 Verwundete, wovon 2 sehr schwer, an deren Aufkommen ebenfalls gezwcifclt wird, be finde» sich in Behandlung. — Das am Freitag Morgen in Chemnitz im Duderstädt'schen Hause stattgchabte Schaden feuer war in der ersten Etage des Niederlagcn- raums ausgckommen, der consorm mit dem neuen großen Hause gebaut, wie dieses 4 Stock hoch ist. In diesem Niederlagenranm, der rechts und links von dem Dnderstädt'schc» Wvhnhause, rcsp. Nnchbarhanse durch Brandmauern getrennt ist, brannte das Feuer, begünstigt durch einen bis nach oben gehenden Aufzug, schnell bis zum vierten Stock hinauf, verbreitete sich sodann über das ganze Dach des Dndcrstädt'schen Wohnhauses und brach in die bewohnte vierte Etage desselben ei». Die schnell zur Stelle geeilte Feuerwehr mußte vor Allen« die Bewohner dieser Etage retten, die herzzerreißend um Hülfe schrieen; ihre Rettung wurde mittelst der Rcttungsleiter» vollzogen. Dann erst konnte mit aller Kraft dem verheerenden Elemente begegnet werden. Früh uni 4 Uhr war die Hauptarbeit gethan; das Feuer blieb auf seinen Heerd beschränkt. Nichtsdestoweniger ist aber der entstandene Schaden ein großer, denn die Niederlage enthielt ein reiches Waarenlager von Materialien rc. Die Entstehungsursachc des Feuers ist noch unbekannt. Aagksgeschichte. — In demselben Moment, in welchem die religiösen und kirchlichen Kämpfe bei den Völkern romanischer Nacc, namentlich bei den Franzosen, heftiger denn je entbrennen, scheint der deutsche Cul- lurkampf einem friedlichen Ende znzngehcn. In einem Schreiben an den in der Verbannung le benden Erzbischof Paulus Melchers von Köln, welches erlassen ist anläßlich eines Comnicntars, den der Bischof zur päpstliche» Encyklika über den Socialismns geschrieben hatte, crklät der Papst den demokratischen Socialismns für eine „schreck liche und gefährliche Pest", zu deren Heilung die Kirche vorzugweise die Pflicht, aber auch die Mittel habe. Die Aufgabe sei um so dringlicher, als im Allgemeinen, trotz der „außerordentlichen und bewundernswcrthen Fortschritte der natür lichen Künste und Wissenschaften", doch „täglich die Verschlimmerung der Sitten in trauriger Weise zunehme." Die Kirche bedürfe aber der Freiheit, um mit vollem Segen wirken zu können, wie überall, so auch in unserm „berühmten Vater lande". Er, der Papst, habe die feste Hoffnung, daß der Friede zwischen Staat und Kirche in Deutschland wieder hergestellt werden könne, wenn nur „von beiden Seiten der geneigte Wille" dazu vorhanden sei. Er wolle seinerseits diesen Willen constatiren durch die Erlaubniß, „daß der preu ßischen Staatsregiernng vor der kanonischen In stitution die Namen aller Priester angezcigt werden, welche die Bischöfe der Diöcesen zur Teil nahme ihrer Sorgen in der Ausübung der Seel sorge wählen." Einer officiösen Berliner Corre spondenz der „Darmstädter Zeitung', zufolge gilt in dortigen unterrichteten Kreisen dieses Schrei ben als der unmittelbare Vorläufer des fest ab geschlossenen Friedens mit der Curie, „dessen nähere Bedingungen der Welt vielleicht gleichzeitig mit dem Klange der Osterglocken verkündet wer den dürften. Die „Kölnische Zeitung" spricht be reits von dem „Ende des Culturkampfes" und sagt: „Gelingt cs dem Papste Leo XIII., den Frieden mit dem Staate wicderherzustellcn — und mir zweifeln nun nicht mehr daran — so ist zu hoffen, daß er auch in manch anderer Hin sicht die Wunden wieder heilen werde, welche der katholischen Kirche namentlich in Deutschland geschlagen wurden, und daß der Friede nicht nur mit dem Staate erhalten, sondern auch der Geist des Zwiespalts und der Unverträglichkeit inner halb der katholischen Kirche selber endlich wieder gebannt werde. Wäre auch Das ihm beschieden, so wäre der jetzige Papst ein neuer und wahr haftiger Leo der Große. — Der f-Ztg. geht in Betreff der vom Papst gemachten Concession, wonach der preußischen Re gierung vor der kanonischen Institution die Namen jener Priester angezeigt werden, welche die Bi schöfe der Diöcesen zu Theilnchmern ihrer Sorgen in der Ausübung der Seelsorge» wählen, eine Mitthcilung zu, laut welcher über die hierdurch geschaffene Aenderung der kirchenpolitischen Lage bereits vertrauliche Besprechungen zwischen den einzelnen Ministern stattgefundcn hätten und daß sich das Staatsministerium mit der Frage zu be schäftigen haben werde, inwieweit eine Aenderung einzelner, nnlängbarer Härten der Culturkampf- gcsctzc zu erstreben sein dürfte. Berlin, 19. März. Se. Majestät der Kaiser hat gestern, nachdem Se. k. und k. Hoheit der Kronprinz bereits am Tage zuvor Ihren königl. Hoheiten den Prinzen Karl und Friedrich Karl vertrauliche Mitteilung gemacht hatte, laut einer Meldung der „N. Pr. Ztg.", vor Beginn der musikalischen Soiree im königl. Palais in Gegen wart Ihrer Majestäten der Kaiserin, den Prinzen und Prinzessinnen des königl. Hauses Kenntniß davon gegeben, daß mit Zustimmung seiner er lauchten Aeltern Se. königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen sich mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Augusta Victoria von Schleswig- Holstein - Sonderburg - Augustenburg verlobt habe, der erstgebornen Prinzessin-Tochter weiland Sr. Durchlaucht des Herzogs Friedrich und Ihrer Durchlaucht der Herzogin Adelheid von Schles wig-Holstein -Sondcrburg - Augustenburg. Da die fürstliche Braut wegen des vor wenigen Monaten erfolgten Ablebens ihres herzoglichen Vaters zur Zeit sich noch in tiefer Trauer befindet, so wird von der üblichen osficicllcn Berlobnißcrklärung wahrscheinlich bis nach der Tranerzeit Abstand genommen und die Verlobung bis dahin als innere Familienangelegenheit betrachtet werden. — Die „N. Prcnß. Ztg." schreibt: Die in der Donnerstagssitznng des Reichstags erfolgte Annahme des Antrages Richter-Laskcr, nach welchem die Reichsrcgierung aufgefordert wird, ganz unabhängig von der politischen Partci- stellung der Blätter die amtliche» Inserate den selben znzuwcnden, ist nur durch die vereinigten Stimmen der Linken und des Ccntrums inöglich geworden. Principiell haben dadurch das Cen trum und die Nationallibcralen von der Rcichs- regierung die Benutzung und Förderung einer fortschuttlichcn und — socinlvcmokratischen Presse niit verlangt. Aber bei diesem Verlangen wird cs auch einfach sein Bewenden haben. Weimar, 18. März. Die Nachrichten über die Gestaltung der Jndustrieverhältnisse Thüringens lauten im Ganzen nicht unbefriedigend. Die Wollwaaren- und Strumpswaarenindustrie hat auch unter den schlechtesten Conjuncturen wenig oder gar nicht gelitten. Anders sah es freilich mit der Spielwaaren-, der Glas- und Porzcllan- sabrikation aus. Die erstereerfreut sich namentlich infolge von amerikanischen Aufträgen, wie von Melde, dessen Bevölkerung znm großen Theil auf diesen Erwerb angewiesen ist, besserer Aussichten. Aber auch für Glas und Porzellan glaubt man einen Aufschwung erhoffe» zu dürfen. London, 19. März. Die heutigen Morgcn- blätter veröffentlichen einen Bericht de» aus Frank reich ausgewiescnen und augenblicklich in England weilenden Russen Hartmann, in welchem derselbe bekennt, der Hanptnrheber des Moskauer Atten tates gewesen zu sein. Hartmann beabsichtigt, in wenigen Tagen nach Amerika auszuwandern. Hermijchtes. * Nach den neuesten Berichten aus Teplitz^ sind die Thcrmalverhältnisse derartig günstig, daß der nun bald beginnenden Cursaison mit den besten Hoffnungen cntgcgengeschen werden kann. Im Stadtbade strömt eine solche Masse Thermal- wasser zu, daß man cs gegenwäriig mittelst zweier großen Pulsometer, welche durch Dampf kessel von 55 Quadratmetern Heizfläche betrieben werden, und mittelst einer durch eine 20-pferde kräftige Locomobilc in Bewegung gesetzten Cen- trifugalpnmpe bewältigen muß, um die Schacht- teufung fortsetzen zu können. Jede Minute wird eine Wassermasse von 3 Cubikmetern oder 93 Cubiksuß gehoben. Das Thermaiwasser hat die ursgrllngliche Wärme von 38" 1i. und wird ans einer Tiefe von 26 Metern unter dem Straßen- Niveau, d. i. ans der Seehöhe von 179 Metern gehoben und für das Stadtbad, die Hcrrenhaus- und Fürstcnbädcr und das Kaiserbad zur Speisung der Bädcrbassins verwendet. Die Teusung im Stadtbadc wird noch so lange fortgesetzt werden, als man im Stande sein wird, den Wnsscrandrang zu bewältigen. * Ans den an da» sächsische Vogtland grenzen den baicrischen Landstrichen wollen Tausende von Menschen auswandern. Um nämlich die Lage der ärmeren Weber aus der Gegend von Kon radsreuth und Leuboldsgrü» zu verbessern, beab sichtigte Freiherr v. Staff-Rcitzenstein auf Kon radsreuth, einige Hundert dieser Weber auf den deutschen Ansiedelungen in Südwest-Kansas auf den Ländereien der Atchinson-Topcka-Santa Fee Eisenbahngescllschaft anzusicdeln. Baron v. Staff nahm es zugleich auf sich, die hierfür nöthigeu Mittel aufznbringen. Es war zu vermuthen, daß bei der theilweise noch immer herrschenden Noth- lage in manchen Weberdistricten viele die Ge legenheit ergreifen würden, um drüben über dem Wasser eine neue Heimstätte zu suchen und bessere Verhältnisse sich anznbahnen — aber daß sich 3000 Menschen zur Auswanderung melden würden, hätte gewiß Niemand gedacht. Vor einiger Zeit betrug die Zahl Derer, die sich zur Auswanderung angcmcldet, schon 2706 und sie ist jetzt sicherlich auf 3000 gestiegen. * lieber die Art und Weise, wie die Wer-
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