Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 31.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-31
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188503316
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18850331
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- Saxonica
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1885
- Monat1885-03
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^§39. Wochenblatt 1885. für Zschopau und Umgegend. Amtsblatt für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Flöha, sowie für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Zschopau. «rlchrlnt DlMltto», Donn«r«t»g und Sonnabend und wird am Abend- vorher auigeaeben und versendet, viertelsahripret» 1 M. «xkl. Bolengebühren und Poftspesen. 53. Zakrgana. Dienstag den 31. März. Inserate werben für hier mit 8 Pf., für auswärts mit 10 Pf. pro gespaltene Korpuszeile berechnet und bis mittags 12 Uhr des dem Tage de» Erscheinens vorhergehenden Tages angenommen. Die Brandversicherungsbeiträge auf den I. Termin 1888, welche von den Gebäuden nach 1 Pfennig und von den industriellen und landwirtschaftlichen Betriebsgegenständen nach IV, Pfennig für jede Verstcherungseinhcit zu erheben sind, sowie die auf frühere Termine sich berechnenden Stückbeiträge sind vom 1. bis zum 8. April a. e. an unsere Stadtsteuer-Einnahme zu bezahlen. Zschopau, am 30. März 1885. Der Stadtrat. In Vertretung: Weber. Der I. Termin der diesjährigen Kommunanlagen ist den 1. April a. e. fällig und ohngeachtet etwaiger Reklamationen rechtzeitig abzuführen. Die durch letztere eventuell eintretenden Aenderungen im Steuerbetrag werden bei den späteren Terminen ausgeglichen. Zschopau, am 30. März 1885. Der S t a d t r a t. In Vertretung: - ^ Weber. Die Aufnahme der Ostern 1885 schulpflichtig werdenden Kinder erfolgt Dienstag den 31. März nachmittags. Es haben sich zu versammeln u) die für die angemeldeten Kinder 3 111)1 im Schulzimmer Nr. 11 im Schulhause, b) die für die H» Ällllseischllle angemeldeten Kinder llllchUllllUll^ 4 l^hl im Schulzimmer Nr. 17 im Rathause. Die von mehreren Anmeldungen noch rückständigen Zeugnisse sind beizubringen. « Otto Rade, Schuldirektor. Jum 70. Geburtstage des Mrsten Msmarck. „Auf die Postille gebückt, zur Seite des wär - menden Ofens saß der redliche Tamm". Dieser Anfang des bekannten, den 70. Geburtstag feiern den Gedichts fällt jedem Deutschen unwillkürlich ein, sobald von einem 70. Geburtstag die Rede ist. Unwillkürlich stellen wir uns einen Sieben ziger als mit vollem Rechte ausruhend von den Strapazen des Lebens vor, dank dem Psalmen sänger als einen Menschen, der die Lebensgrenze erreicht hat. Wie so ganz anders aber ist Fürst Bismarck, der deutsche Reichskanzler, als „der redliche Tamm" des Dichters, als der Mann, an den König David gedacht. Ein Sicbenziger — aber hoch aufgerichtet steht er da, und sein Donnerwort ergreift die ganze Versammlung der Erwählten der Nation, reißt hin das Publikum, das der Unterhaltung halber in den Reichstag gekommen ist, zu verbotenem und daher um so charakteristischerem Applaus, erschüttert den Leser seiner Worte in Palast und Hütte im ganzen deutschen Reich und wo nur die deutsche Zunge klingt und hat entscheidenden Einfluß auf die Ent schließungen fremder Regierungen. Ein Sieben ziger, und er faßt und führt aus Pläne, die, ob mehr oder weniger dem Vatcrlande nützlich, doch so außerordentlich und gigantisch sind, daß außer ihm kein Deutscher, selbst in der Blüte seines Lebens, sie auch nur zu denke» gewagt haben würde. Man mag über die Kolonialpolitik und über das, was mit derselben in Zusammenhang steht, denken wie man will, großartige, auch nicht entfernt an einen „auf die Postille gebückt, zur Seite des wärmenden Ofens" sitzenden Greis er innernde Kühnheit, Geistesschärfe, Genialität der Konception und Ausführung kann ihr kein Sterb licher jetzt oder in der Zukunft absprechen. Dieser Mann, der noch in seinem 70. Jahr die Geschicke eines ganzen Weltteils in noch nie dagewesener Weise geordnet, der dem deutschen Reiche mit einem Federzuge unermeßliche Gebiete unterwirft, der deutschen Unternehmungslust neue Bahnen eröffnend, den Horizont des ganzen Vol kes und jedes einzelnen Deutschen erweiternd, ist es, der Deutschland aus der Misere daheim und der schmachvollen Stellung, die es anderen Na tionen gegenüber einnahm und deren moralische wie materielle Nachteile jeder Deutsche, der für kürzere oder längere Zeit im AuSlandc weilte, zähneknirschend fühlte, befreit und zur tonangeben den Macht im Rate der Völker gemacht hat. Nicht einen Deutschen giebt es, der ihm das nicht dankte, nicht einen Menschen, der ihn nicht, er mag wollen oder nicht, deswegen bewunderte. Daß alle Welt, daß namentlich die Deutschen an dem Tage, an welchem dieser so überaus ver dienstvolle Mann seinen 70. Geburtstag feiert, das Jahr beginnt, in welchem er sein 50 jähriges Amtsjubiläum feiern wird, dieses Mannes mit Lob und Liebe gedenkt und seines Ruhmes voll ist, wer wollte sich darüber wundern? Das wahre Wunder ist vielmehr, daß eine so geniale Per sönlichkeit mit so glänzenden Verdiensten um Welt und Vaterland in seinem eigenen Vaterlande, unter seinen von ihm wie noch von keinem Staatsmanne mit Wohlthaten überhäuften und geradezu be glückten Landsleuten Anfeindung und Widerstand finden kann. Nun am 70. Geburtstage des Fürsten Bismarck kann alle Welt sich überzeugen, daß jeder Deutsche Wohl weiß, was er an seinem Bismarck hat, und kein Ruhmesblättchen wird ihm vom vorgeschrit tensten Oppositionsblatt vorenthalten werden. Daraus werden die Freunde und Förderer der Bismarckschen Politik hoffentlich entnehmen, daß die Gegner derselben Gegner sind, weil sie eben eine entgegengesetzte Ueberzeugung haben, sich ver gegenwärtigen, daß für seine Ueberzeugung nie mand kann und ihr geinäß zu handeln jeder die Pflicht hat, und nicht mehr diejenigen als Rrichs- feinde und Landesverräter verurteilen, die anders denken und anders handeln. Die Gegner der herrschenden Politik hinwiederum werden am 70. Geburtstage des Reichskanzlers in einem Maße wie noch nie Gelegenheit haben einzusehcn, wie vieles sie mit ihren politischen Gegnern gemein sam an ihm zu loben haben, wie viele Vorzüge und Verdienste sie bei dem einen Manne, vereint mit gleichem Enthusiasmus, mit gleicher Dank barkeit anerkennen. Am 70. Geburtstage seines großen Kanzlers wird vielleicht das 'deutsche Volk zu der Erkenntnis kommen, daß eS selbst einem Genie wie BiSmarck unmöglich gelingen konnte und niemals gelingen wird, allen alles recht zu machen. Aber am 70. Geburtstage seines großen Kanzlers wird daS deutsche Volk wie noch nie Zeugnis ablegen, daß derselbe vielen vieles recht gemacht hat, sehr vielen sehr vieles recht gemacht hat, und gleichzeitig auch Zeugnis für sich ab legen, daß eS schließlich doch nicht das undank bare Volk ist, das selbst mit einem Bismarck nicht zufrieden sein kann. Wird wirklich, wie zu hoffen und zu wünschen ist, am 70. Geburtstage des Reichskanzlers oder durch denselben ein derartiges Besscr-einander- verstehen, eine gewisse Annäherung der verschie denen politischen Parteien in Deutschland herbei- geführt, dann hat sich Fürst BiSmarck durch seinen 70. Geburtstag ein nicht geringe» Verdienst um das Vaterland erworben, um daS er sich ohnehin schon sehr verdient gemacht hat. Und eben weil er sich so sehr um sein Vater land verdient gemacht, wünschen ihm aufrichtigst alle Deutschen, gleichviel welcher Partei sie au- gehören mögen, daß er nicht nur noch lange lebe, sondern auch, daß er noch lange dem Staate, dem er bereits 50 Jahre gedient, und dem Reich, da rr selbst geschaffen, weiter dienen, noch lange, lange am schaumumspritzten, wogengepeitschten Steuer auszuhalten die Kraft haben möge, an welchem er so viele Jahre schon gestanden und viel Haß, aber noch mehr Liebe und unendlichen Ruhm er worben, dem Baterlande und der Welt genützt hat.
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