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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 02.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-02
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188505020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18850502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18850502
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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«an sich hier, die vollständige Neutralität zu be- teuern. Im Grunde ist man so böse nicht, daß man zunächst nicht in Aktion zu treten braucht, denn Italien liebt e», sich nur mit solchen Alliierten rinzulassen, von deren Erfolg eS vorweg über zeugt ist, wie 1854 und 1866. Im gegebenen Fall aber hat daS Prestige Englands nicht so viel Leuchtkraft, um jeden Nebel der Ungewißheit über den AuSgang eines Zweikampfes derartig zu zer streuen, daß man a priori England als den Sie ger begrüßen und sich ihm blindlings anschließeu würde. London, 29. April. Der „Standard" will von einem hier eingegangenen Telegramm wissen, wonach die russischen Truppen Merutschak besetzt hätten. — 30. April. Der „Standard" erfährt, die englische Regierung betrachte die Besetzung von Merutschak durch die Russen als eine entschiedene Verletzung des Abkommens vom 17. März und habe von der russischen Negierung Erklärungen Verlangt. — Die „TimeS" will wissen, die Vor schläge England- seien nicht auf den Zwischenfall von Pendschdeh beschränkt, obwohl derselbe de» Hauptpunkt der Unterhandlungen bilde. Mit dem Vorschläge, wegen der Vorgänge vom 30. März eine Untersuchung vorzunehmen, sei gleichzeitig daS Anerbieten gemacht worden, die afghanische Grenze tatsächlich in der von Rußland vorge- schlagcncn Weise zu regulieren unter der Be dingung, daß Rußland vertragsmäßig eine deut liche und bedingungslose Garantie dafür gebe, daß es unter keinen Umständen versuchen Wolle, sich HeratS zu bemächtigen. Der Präsident des Handelsministeriums, Chamberlain, hielt bei einem gestern im Empiereklub stattgehabten Banket eine Rede, in welcher er auf die wegen eines Konfliktes mit Rußland überall herrschen den Besorgnisse hinwies und u. a. erklärte, selbst ein erfolgreicher Krieg mürde für alle Beteiligten ein so großes Unglück sein, daß jede patriotische Re gierung verpflichtet wäre, alle Mittel zu erschöpfen, um eine friedliche ehrenhafte Lösung herbcizufüh- ren. Glücklicherweise seien die Dinge noch nicht so weit gediehen, daß man jede Hoffnung au eine solche Lösung aufzugeben habe. Wenn die Regierung indeß zu einem Entschluß gekommen sei, sich einem Angriff gegenüber befinde und ge zwungen sei, die treue Unterstützung durch daS Land anzurufen, so würde, wie er glaube, die englische Demokratie dieselbe Geduld, denselben Mut und dieselbe Ausdauer bekunden, die den anglosächfischen Stamm zu allen Zeiten ausge zeichnet hätten. Petersburg, 28. April. Man zweifelt jetzt hier im Publikum mehr und mehr an einer fried lichen Beilegung der russisch-englischen Streitfrage und beginnt, sich auf einen drohenden Krieg ge faßt zu mache«. Doch muß man sagen, daß die Ruhe, mit der man in der Presse in militärischen, RegierungS- und Privatkreisen den kommenden Ereignissen entgegensieht, einen sehr vertrauen erweckenden Eindruck macht. Nur in Börsenkreisen ist die Angst groß, sie findet aber beim sonstigen ublikum nur geringen oder gar keinen Anklang, ergleicht man die jetzige Haltung der öffentlichen Meinung mit der sinnlosen und ungerechtfertigten Aufregung zur Zeit der Skobcleffschen Brand reden, so empfindet man einen äußerst wohlthuen- den Unterschied. Die Regierung ist diesmal in keiner Weise durch die öffentliche Meinung beein flußt und somit völlig frei in ihren Entschließungen. Daß man aber de» englische» Forderungen, nament lich der verlangten Desavouierung des General» Komaroff nicht nachgeben wird, steht zweifello sest. In dieser Beziehung ist Kaiser Alexander mit seinem Minister deS Auswärtigen völlig einig, ebenfalls hat die öffentliche Meinung die feste »Verficht, daß Rußlands Würde unter allen Um ständen gewahrt bleiben wird, und diese Ueber- zeugung bewirke die ruhige, selbstbewußte Haltung. Nur wünscht man allgemein eine baldige Ent scheidung, da der jetzige zweifelhafte Zustand' schwerer auf allen lastet, als ein selbst kriegerischer Entschluß. — 29. April. Bei dem deutsche» Botschafter tz. Schweinitz fand gestern eine Soiree statt, wel cher Minister v. Giers mit Mitgliedern des dip lomatischen Corps, darunter aüch der englische Botschafter Thornton, beiwohnten. Mos kau. 30. April. Die „Moskauer Zeitung" sagt, wenn England den Krieg nicht wolle, so müsse eS Port Hamilton räumtn, andernfalls sei Rußland genötigt, mit der Besetzung von Herat zu antworten. Die „Moskauer Zeitung" glaubt, die Frage ob der Friede erhalten bleiben oder Krieg auSbrechen werde, müsse sich in diesen Ta gen entscheiden. Kairo, 29. April. General Wolseley ist heute früh mit dem Generalstabe nach Suakim abgegangen; seine Rückkehr hierher wird am 11. Mai erwartet. — Nach einem Telegramm des „Reuterschrn BürcauS" sind die Bestimmungen des in der An gelegenheit de- „BoSphore" zwischen England, Aegypten und Frankreich vereinbarten Arrange ments folgende: Nubar Pascha stattet dem diplo matischen Agenten Frankreichs einen offiziellen Besuch ab, Frankreich läßt die Reklamation betreffs Bestrafung der Beamten, welche den Befehl zur Unterdrückung deS „Bosphore" ausführten, auf sich beruhen, die Ausübung des Preßgcsetzes in Aegypten wird Gegenstand sofortiger Verhand lungen, die Buchdruckerei und daS Büreau des „Bosphore" werden unverzüglich und bedingungs los geöffnet. Kopenhagen, 29. April. Es ist Befehl er teilt, eine schwimmende Panzerbatterie, ein Tor pedoschiff und zwei Schooner auSzurüsten, so daß dieselben in kurzer Frist in See gehen können. Hom Reichstag. S. v. 30. April. Der Reichstag erklärte entgegen dem KommisstonSantrage die Wahl de» Abg. LyrkowSki für gütig und erledigte die übrigen Wahlprüsungm nach den «onimissivn»anträgen. Vermischtes. * Dem Generaladjutanten deS Königs von Württemberg ist kürzlich auf der Reise von Nizza nach Stuttgart eine unangenehme Affaire zuge stoßen. In einem kleinen Koffer führte derselbe seine Orden und außerdem kostbare Hochzeitsge schenke. welche der König und die Königin für seine Tochter und Prinzeß Isenburg bestimmt hatten, mit sich. Als er in Genua ankam, war aber jener Koffer verschwunden. Es wurden so fort die umfassendsten Nachforschungen angestrllt, aber umsonst; der Koffer ist bis heute noch nicht wieder herbeigeschafft. * AuS Bayern, 29. April. Am vergangenen Montag sind im Tegernsee 6 Menschen ertrunken, nämlich 4 junge Männer und 2 Mädchen. Die selben hatten am Sonntage an einem Tanzver gnügen in Tegernsee teilgenommen, hatten sich nachts 1 Uhr in den Kahn gesetzt und wollten über den See fahren. Als sie am Montage nicht heimkamen, glaubten die Angehörigen, die jungen Leute feien noch in Tegernsee. Erst spät abends, als die Heimkehr noch nicht erfolgt war, hielt man weitere Nachforschungen. Dieselben ergaben leider, daß die 6 Insassen des Kahnes ertrunken sind. Die Leichen sind noch nicht aufgcfunden. An den Ufern deS See» herrscht darob große Bestürzung. * Eine große Volksversammlung wurde zu Hannover am 27. April aufgelöst und mit blanker Waffe auseinandergetrieben. Schwcnn- hagen auS Berlin sprach über Arbeit, Freiheit und Bildung und bezeichnet? zunächst jede Arbeit als eine verwerfliche, welche nicht auf notwendige Bedürfnisse deS Lebens gerichtet ist (predigte also den nackten Materialismus). * Ein Schutzengel wachte über das Leben eines 12jährigen Mädchens in Dutten brunn (bei Karlstadt in Untcrfranken) und breitete seine schirmenden Fittige ihm auS, als es in einen 50 Fuß tiefen Ziehbrunnen stürtzte. ES nahm keinen Schaden und wurde heraufgezogen. Fast dem Rande nahe, stürzte eS noch einmal hinab. Zum allgemeinen Erstaunen kam das Mädchen auch das zweite Mal ganz unversehrt heraus, ging nach Hause, zog von Kopf bis zu Fuß andere Kleider an und ging sofort wieder seiner Arbeit nach, ohne die mindesten Nachwehen zu verspüren oder auch nur die geringste Verletzung an den Händen oder im Gesichte zu haben. * Das 9jährige Kind der Witwe Guhl in Wittenberge hatse kürzlich auf der Eisenbahn während der Fahrt wiederholt aus dem Fenster gesehen und infolge deS heftigen ZugeS die Sprache verloren. Nach ärztlicher Aussage ist es unge wiß, ob das Kind jewal» wieder in den vollstän digen Besitz derselben gelangen wird. * Eine Warnung für leidenschaftliche Sammler von Cigarrenabschnitten enthält folgende Mittei lung auS WüstegterSdorf: ,,Ein Herr auS Sorau kehrte vor längerer Zeit in einem Gast lokale in Ober-Tannhausen ein, und als er dort auf einem Tische einen Cigarrenabschneider stehen sah, öffnete er mittels eines Messers denselben gewaltsam, entnahm die dort aufbewahrten Cigarrenspitzen und schenkte sie später einem hei matlichen Vereine zu wohlthätige» Zwecken. Die Zeiten deS heiligen Crispin sind aber vorüber. Denn als der Betreffende auf die beanspruchte Entschädigung seitens deS Wirtes nicht eingehen wollte, kam eS zur Klage und Crispin II. war nahe daran, 3 Monate Gefängnis, die der Staats anwalt beantragte, zu erhalten. Der Gerichtshof nahm aber nur Sachbeschädigung an und verur teilte ihn zu 30 Mark Strafe und in die Kosten." * Einen interessanten Beitrag zum Kapitel der Verfälschung von Nahrungs- und Gcnußmitteln liefert die Mitteilung eines Elsässer FachblatteS» wonach ein Bostoner Handelshaus künstlich Honig mitsamt den Waben dazu fabriziert und solchen als prima amerikanischen Bienenhonig in den Ver kehr bringt. Die Waben sind von Paraffinwachs und der Honig ein Gemisch von sehr dickem Trau- benzuckersyrup mit etwas gutem Honig. DaS Surrogat wird in die Zellen gefüllt und diese auf die Weise verschlossen, daß man rin erwärm te- Eisen darüber passieren läßt. * Eine verheerende Wirkung hat ein Blitzstrahl gehabt, welcher in ein Stallgebäude zu Paaren (Osthavelland) schlug. Es wurden 25 Kühe ge tötet und mehr oder minder auch die anderen im Stall befindlichen Tiere verletzt. * Ein schneidiger Radfahrer machte von Neu münster aus unlängst eine Tour in eine abgele gene Gegend Jütlands, woselbst dieser Sport noch noch gänzlich unbekannt war. Es traf sich, daß dem Reiter, welcher im Dunkeln mit angezündeter Laterne seinen Weg fortsetzte, an einer einsamen Stelle ein ehrbarer Landmann begegnete, welcher kaum den Belocipedisten in» Auge gefaßt hatte, als er zur Seite stürzte und auf den Knieen rin Bater-Unser zu beten begann. In dieser Situation fand ihn bald darauf ein Landbriefbote, welchem er auf seine Frage, was ihm denn passiert sei» bebenden Munde» antwortete, er habe soeben den Teufel auf einer Windmühle gesehen. * Die Besitzer der Grubenwerke von Ost rau in Oesterreichisch-Echlesien, wo kürzlich so schwere Unfälle vorgekommen find, haben beschlossen, einen Preis von 1000 Dukaten für den Erfinder solcher Einrichtungen auszuschreiben, welche einen minder gefährlichen Betrieb in Kohlengruben ermöglichen. * Eine schwere Katastrophe wird aus Mähren gemeldet. In Untertanowitz sind durch einen großen Brand 150 Häuser eingeäschert worden; 7 Personen sind verbrannt und 3 schwer verletzt. * Die polizeiliche Untersuchung über die Ent stehung des Theaterbrandes i» Szeged in hat keinerlei positives Resultat ergeben. Die städtische Generalversammlung beschloß einstimmig den Wie deraufbau des Theater» nach den früheren Plänen. * AuS Paszto(Ungarn) 25. April,-wird dem „E—S" berichtet: Das prachtvolle Kastell deS Grafen Koloman Almassy steht seit gestern nach mittag in Flammen. Blitzschnell verbreitete sich die Nachricht in der Stadt, und alles eilte auf den Schauplatz deS Brandes, welcher so rasch um sich griff, daß von einer Rettung keine Rede sein konnte. Das Teerdach war in dichte Rauchwol ken gehüllt, aus denen die dunkelroten Flammen weit emporschlugen und die nahen Beamtenwoh nungen und Stallungen in Brand steckten. Die erschreckte Dienerschaft eilte kopflos umher und rettete, was zu retten mar. Pferde und Horn vieh konnten noch in Sicherheit gebracht werden, doch das schöne Kastell wurde samt allen Neben gebäuden ein Raub der Flammen. Der Brand brach nachmittags um 5 Uhr auf dem Boden des Kastells aus. Der Verdacht lenkt sich auf einen Spängler, der seit einigen Tagen in Paszto ar beitet. Auch die schöne Terrasse, das prachtvolle Blumenhaus, der Stolz des Kastells, mit seinen prachtvolle» exotischen Gewächsen und blühenden Pflanzen, alles ist vernichtet. Graf Koloman Almaffy weilt gegenwärtig in Wien und wurde von den, Unglücke telegraphisch verständigt. Das Kastell wurde im Jahre 1873 erbaut und ist ver sichert. Der Schaden dürfte sich auf 200 000 fl. belaufen. * Seltene Treue eines Diener». Durch nahe zu vier Dezenien war der 59jährige Franz Stand bei einem Wiener Fabrikanten als Geschäftsgän-
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