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Dresdner Nachrichten : 01.06.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-06-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193006010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19300601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19300601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-06
- Tag1930-06-01
- Monat1930-06
- Jahr1930
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.06.1930
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MO LkichtmiIchNsl: Nachrichten vre«d«n Sernlprecher-Lamme,nummer: »ä»4l Rur sür Nachtgelpräche: Nr. rooil SchystteNung u. Hauptge,chSIt»st«Ue: Dresden - A. 1, Martenstrabe »s/42 Gegründet ItzSS ««»ugRievahr >»« I. iS» ca, Anat t»«o »«i »gNch M>etrnati<,«r Znstestunq sret Hau« ».»» VN. Postbe,ug«pret> sür Monat Juni ».«» Ms. etntchl. »a Psa. Postgebühr «ohne Post,uftellung»oebühr>. Stnzelnummer tü Psg., auberhalb Lrerdeni 20 Psg. An»eigcnvreise: Die An-ei gen werden nach Goldmarl berechnet: die ctistpallige litt mm breit« Zeile »S Psg., sür auswärts 40 Psg., ffamiiten- an-eigen und Stellengeiuche ohne Rabatt 1b Psg., aubechalb 2ä Psg., die sg mm breite ReNamezeste sng Psg., auberhalb 2S0 Psg. Ossertengebühr »u Psg. Auswärtige Aufträge gegen Boraubberahiunn Druck u. Verlag: Lievsch t Retchardt, Dresden. Postscheck-»,o. lUtib Dresden Nachdruck nur miideuti.Oueilenangabe lDreSd». Nachr.»-ulässtg. Unverlangt« LchriststNcke werden nicht ausbtwahri „Graf Zeppelln" in LMM gelandet Pernambuko - Neuyork m KN Stunden Reunork, 31. Mai. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist kurz vor 6,3« Ahr <12F« Ahr MGZ.) auf dem Flugplatz Lakehurft glatt gelandet. „Graf Zeppelin" verließ Mittwoch nachmittag um 13 Ahr den Ankermast in Pernambuko. Gr legte also die Strecke in 6«'/? Stunden zurück. Die letzte Flugstrecke Lakehurft, 31. Mai. Das Lustschiss ..«ras Zeppelin" Ist hier um 6 Uhr sriih gesichtet worden. >1L Uhr mittags MEZ.) Nachdem das Luftschiff am Freitag die Landung in Havanna endgültig abgesagt hatte, schlug es geradenwegs nörd lichen Kurs ein und flog östlich der Rahamainseln mit einer Dulchschnittsgeschwindigkeit von 129 bis 130 Kilometer in der Stunde seinem Ziele zu. „Graf Zeppelin" meldete dem ameri kanischen Marincamt durch Fnnkspruch um 3 Uhr nachmittags Lstnormalzeit (9 Uhr unserer Rechnung), das; er sich 614 Meilen östlich von 2t. Angustine (Florida) befinde. Infolge des starken Rückenwindes erreichte er eine Geschwindigkeit von IM ililomcter. Um Mitternacht war der 83. Breitengrad über haste». In der Gegend des Kap Hatteras, die dem Sce- maii» als Sturmzone bekannt ist, drückten Gegenwinde die tsseschwindigkeit bis aus 79 Kilometer herunter. Um 8,16 Uhr besand sich „Gras Zeppelin" etwa 80 Kilometer nördlich von Lap Hatteras. ig der am station besand sich „Gras Zeppelin" um 9,11 Uhr MEZ. über der Bucht von Delaware, um 11,19 Uhr MEZ. Uber A t l a n t i k-C i tq. Inzwischen hatte das Lustschiss das Rätselraten in Lakeburst über den genauen Zeitpunkt seiner Ankunft durch die Mitteilung beendet, daß es bestimmt «m 6 Uhr früh (12 Uhr mittags unserer Rechnung) über dem Flughafen cintresfen werde. Dort wurden 399 Marinesoldatcn bercitgcstellt, von denen aber nur »9 erfahrene Soldaten zur Hilfeleistung eingesetzt werden. In den Prcsscräumen herrscht das gewohnte Bild bewegten Lebens. Die Vertretung der an der International - Zepvelin- Tranoport-Eompann beteiligten Banken und Industrlc-Unter- nehmnngcn sind mit einem Extrazug nach Lakehurft abgcrcist. Es wird erwartet, das« Konferenzen mit Dr. Eckener vor der Abfahrt des „Gras Zeppelin" aus Lakehurft stattsinden werden. Wegen des überraschend sriih angesagtcn Eintrcssens des „Gras Zeppelin" haben sich bisher nur etwa 199 Auto mobilisten aus dem Flugplatz cingcsundcn, um bei der Lan dung anwesend zu sein. Als Vorsichtsmaßnahme wurden sämt liche Elektroapparate aus der Unterkunstohalle entsernt, um bi« Möglichkeit einer Explosion durch elektrische Funken aus zuschließen. AlS Vertreter des Botschafters ist Konsul Heuser aus Ncuyork cingetrossen. Das KabimN Bklming in schwierig« Lage Sezialresorm und WimichauMuer als geWrllche Klippen vradtmelilnng nnsoror Lsrliovr Sodrittloitang Berlin, 31. Mai. Der kommende Montag wird sür die deutsche Innenpolitik im allgemeinen »nd sür die deutsche Finanzpolitik im besonderen ein Tag weittragender Entschei dungen sein. Das Kabinett hatte sich bekanntlich im Lause dieser Woche dazu entschlossen, die Entscheidung über die Sanierung unseres Haushalts unter allen Umständen am nächsten Montag herbeizusührcn und inzwischen lausen bereits die verschiedenen Verhandlungen, die eine Einigung der Par teien darüber zum Ziel haben. Gestern hat der Rcichssinaiiz- ininistcr erneut ans das ungeheure Dcsizit im Haushalt hin- stcwiesen und den Anlcihebedars ans über 800 Millionen Mark bezissert. Für das, was hinter den Kulissen vorgeht, liegen einige Anzeichen vor, deren Sprache deutlich genug ist. Ter Besuch der Führer des Deutschen Beamtenbundes beim Reichspräsidenten hatte zweifellos den Zweck, an höchster Stelle die schweren Bedenken vorzutragcn, die man gerade in Beamtcnkretsen gegenüber der in Aussicht genommenen Sonderbesleucrung der Festbesoldeten hegt. Inzwischen hat die Linke geradezu eine Schlachtsront gegen eine durchgreifende Reform der Arbeitslosen versicherung ausgestellt und zieht gegen alle Sanic- rungsplänc mit unbekümmerter Demagogie zu Felde. Ei» weiteres Symptom ist die Rede des Reichsjustiz- minisierS Dr. Bredt in Rudolstadt, wo er sich auch zu dein heiklen Problem der W a r c n h a u s st c » c r geäußert hat. Bekanntlich hat das Zentrum aus Betreiben des Abg. Schlack von den Zentrumskvnsumgcnosscnschasten seine Haltung zu der Sonderumsatzsteuer sür die Großbetriebe des Einzelhandels geändert und gleich den Verbänden der In dustrie, des Großhandels und der Warenhäuser eine besristetc Aushebung dieser Warenhausstcuer verlangt. Dr. Brcdt hat demgegenüber unverhohlen mit De mission gedroht, was zweifellos einen Sturz des Kabinetts Brüning im Gefolge haben müßte, um so mehr, als auch aus dem rechten Flügel des Rcichs- kabinctts erhebliche Bedenken, insbesondere finanz politischer Art, bestehen. Da mit gewöhnlichen Mitteln der deutschen Finauznot nicht bcizukommen ist und auf der anderen Seite die Frage gestellt werden muß, ob Reichskanzler Brüning nicht bereits im Zeichen außerordentlichen Energieverbrauchs steht, kann man zur Stunde wenigstens dem Kabinett und seinen Be mühungen keine günstige Prognose stellen. Die einzigen, die am jetzigen Zustand im Rcichskabinett und im Parlament Freude haben, sind die Sozialdemokraten, und nie mand ist von der Entwicklung entzückter als Herr Hilser- dtng. der die nicht ganz unberechtigte Hossnung hegen kann, daß auch seinem Nachfolger im ReichSfinanzministcrium die Wogen des Defizits Uber dem Kops zusammenschlagcn. Das erste Bild vom deutsH - polnisHen GrenzzroisAenfall Das deutsche ipatzkontrollhaus in Dleuhöfrn aus dem rechten Weichsetuser, in dem sich der aufseheuerregeude Greuz- zrotschenfalt ereignet hat. Dieses Bild ist von der deutschen Seite ausgenommen. Die Straße führt an den Bäumen entlang nach Polen zur Weichselbrücke Münster walde, die bekanntlich zum Teil abgebrochen ist. Der Schlagbauin am Schilderhäuschen bildet die Grenze. Von hier wurde nach Aussage der deutschen Beamten das Paßkontrollhaus von den Polen unter Feuer gehalteg. Durch das vordere Fenster zogen sich die deutschen Beamten mit de» ver- mstcten Polen zurück und flüchteten nach dem Zollamt Kl. Graba», aas 500 Meter davon entfernt ist. Sisyphos Mol-enhauer Wie Sisyphos, so wälzt der Reichsftnanzminister Molden- Hauer einen großen, schweren Stein — das immer größer einen steilen Berg hinauf. Aber ach. harte Werk vollendet, so entgleitet der und am Abhang muß er sein schweres Scheinbar endlos. Sisyphos wurde aus vielfachen Freveltaten gegenüber de» gestraft, der Retchsfiuanzminister, zwei werdende Defizit — Kaum glaubt er das Fels seinen Händen, Werk neu beginnen, diese Weise für die griechischen Göttern fellos einer der klügsten, zähesten und kenntnisreichsten Köpfe, die Deutschland sür diesen unerhört schweren Posten zur Verfügung hat, büßt sür die Sünden seiner Vorgänger, namentlich des Sozialdemokraten Hilscrding. „Herr Minister, Ihr Nachfolger tut mir leidl" Diese prophetischen Worte, die der deutschnationaic Abgeordnete Hergt im Frühjahr 1926 an den damaligen Finanzminister Dr. Retnhold richtete, der das Elend unserer Finanzen mit dem Verbrauch der von seinem Vorgänger Schlicken angesammelten Kassenvorräte ctnlcitete, treffen in noch höherem Grade auf HilferdingS Erben zu. Schwerer fast noch als die Arbeit eines Sisyphos ist Moldcnhancrs Bemühen um einen geordneten Staatshaushalt. Denn das Defizit, mit dem er sich müht, erscheint nicht nur immer wieder, kaum bezwungen, von neuem, es wächst auch von Fall zu Fall wie eine Lawine au. DaS Kabinett Müller war an den unlösbar gewordenen Finanzschwierigkeiten zugrunde gegangen, nachdem es durch Wochen und Monate in der Agonie lag. Die Sozialdemo kratie als die Hauptverantwortliche hatte sich mit kühnem Sprung vom führerlos gewordenen Regierungsschtff auf dev sicheren Fels der Opposition gerettet, jetzt bereit, diejenige« mit allen Mitteln der Demagogie zu bekämpfen, die für ihre Sunden die Sisyphosarbcit abbüßen. Brüning, feste Füh rung versprechend, nahm das Steuerrad des Regierung», schiffcs in die Hand, und es gelang seinem Finanzminister Molden Han er, das neu erwachende Vertrauen, vielleicht auch die Angst des Reichstages, in 500 Millionen neue Stenern umznprägen. Innerhalb kurzer Zeit war damit der Etat 1930/31 fertiggestellt und schien zu balanciere». Allenthalben im Lande tiefstes Aufatmen. Der Weg zu Reformen und damit zur endgültigen Gesundung schien frei. Man erhoffte Nenbelebung der Wirtschaft, Steuersenkungen, Rückkehr der sechs bis acht Milliarden des vor HilferdingS Zugriff ins Ausland geflüchteten Kapitals. Aber nach kurzer Zeit bereits erklärte der Minister Treviranns, die Balancierung des Etats habe sich leider als ein Fehlschlag erwiesen. Es sei trotz der 500 Millionen zu sätzlicher Steuern mit einem erneuten Defizit von 675 Mil lionen zu rechne ,. Bald darauf bezifferte der Finanzminister Mvldenhauer selbst das neu entstandene Defizit auf die noch größere Summe von 737 Mil lionen Mark. Wie konnte in so kurzer Frist ein echter Fehlbetrag von so gewaltigem Ausmaße entstehen? Molden- Hauer gibt drei Ursachen an, die eng miteinander Zu sammenhängen. Einmal hat es sich erwiesen, daß selbst die vorsichtigen Einnahmeschätzungen Moldenhauers durch deu Rückgang der deutschen Produkttonskraft sich als zu opti mistisch erwiesen haben. Wir müssen heute bereits mit einem Steuerausfall von 137 Millionen rechnen. Aber auch diese Zahl wird sich nur aufrcchterhalten lassen, wenn es der Wirtschaft gelingt, in absehbarer Zeit die tiefe Depression zu überwinden. Als zweite Ursache des De fizits kommt ein erneuter Fehlbetrag der Arbeits losenversicherung von 450 Millionen Mark hinzu. Bei der Aufstellung des Etats hatte der Minister die durch schnittliche Zahl der Erwerbslosen mit einem „leider noch gerechtfertigten Pessimismus" mit 1,2 Millionen in Rech nung gestellt. Bald jedoch erwiesen sich durch die neuesten Berechnungen des Instituts für Konjunkturforschung auch diese Zahlen als zu optimistisch. Heute müssen wir sogar eine Durchschnittszahl von 1,8 Mil lionen Erwerbslosen für bas HauShaltjahr an nehmen. Den dritten Posten im Defizit bildet ein weiterer Zuschuß von 159 Millionen für die Krisen» f ü r s o r g c. Aus dieser ernsten Entwicklung unserer Rctchsfinanze» muß das eine gefolgert werden: den gegenwärtigen Ncichs- finanzministcr trifft keine unmittelbare Schuld. Die wahren Ursachen unserer Finanznot müssen aus tieferer Einsicht in die Zusammenhänge, die zwischen öffentlichen Finanzen und Wirtschaftsleben bestehen, gewonnen werden. Es ist sicher eine Binsenwahrheit, daß die Ansgabenwtrtschaft des Reiches, der Länder und der Gemeinden nur einen gewissen Betrag des Volkseinkommens in Anspruch nehmen darf, weil neben dem täglichen Verbrauch auch eine ausreichende Kapital bildung für das Funktionieren der Wirtschaft notwendig ist. Wenn bei einem Gesamtarbeitsertrag von 60 Milliarde» 23 Milliarden von der öffentlichen Finanzverwaltung be ansprucht werde», bann liegt ohne Zweifel eine Hebel steuerung vor, die eine ausreichende Kapitalbilbung unmög lich macht. Die Folge ist eine Erkrankung des Wirtschafts körpers, der seinerseits durch Rückgang der Produktion und vermehrte Erwerbslosigkeit nicht mehr in der Lage ist, die gesteigerten Lasten zu ertragen. Steuererböhungrn sind «ist
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