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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 18.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188708187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18870818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18870818
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1887
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— In Adorf i. V. sollte nach Beendigung der Ferien am 15. d. M. der Schulunterricht wieder beginnen, die Kinder mußten aber auS sanitären Gründen wieder entlassen werden, weil der Kantor und Lehrer Walther, der im Schul hause wohnt, an der Genickstarre schwer erkrankt ist. — In den Thälern der wilden und roten Weißeritz, als bei Rehefeld, Seyde, Schönfeld, Ammelsdorf rc., sowie bei Bärenburg, Bärenfels, Kipsdorf, Schmiedeberg rc. hat es am 12. August morgens außerordentlich stark gereift. — Die Beitritts-Erklärungen zum „Sächsischen Jnnungs-Verbande haben sich in den letzten Wochen in recht erfreulicher Weise vermehrt. Im ganzen gehören dem Verbände jetzt 101 Innungen an und zwar: 14 in Dresden, 7 in Chemnitz, je 4 in Leipzig, Plauen i/V. und Zwickau, je 3 in Auerbach i/V., Bautzen und Treuen i/V., je 2 in Brambach, Dippoldiswalde, Frauenstein, Löbau, Oschatz und Stollberg, je 1 in Adorf, Altchemnitz, Annaberg, Borna, Brand, Brandis, Buchholz, Carlsfeld, Dahlen, Döbeln, Elterlein, Frankenberg, Grimma. Groitzsch, Großenhain, Großröhrsdorf, Hainichen, Hartenstein, Hirschfelde, Klingenthal, Königstein, Kötzschenbroda, Leisnig, Lindenan-Plag- witz, Löbau, Löbtau, Lohmen, Meißen, Mittweida, Mülsen St. Jacob, Neustädte!, Oederan, Oelsnitz i/V-, Ostrau, Pausa, Rabenau, Radeburg, Schnee berg, Schwarzenberg, Strehla a/E., Waldenburg, Waldheim, Werdau, Wermsdorf, Wildenfels, Wils druff und Wurzen. Diese Innungen haben zu sammen ca. 4500 Mitglieder. Außerdem liegt dem geschäftsführenden Vorstande eine Anzahl Bei tritts-Erklärungen vor, welche bis jetzt nicht als solche mit gezählt werden können, weil denselben die nötigen Beilagen fehlen. Der Beitritts-Er klärung ist bekanntlich eine Abschrift des Protokolls über diejenige Innungs-Versammlung, welche den Beitritt zum „Jnnungs-Verbande" beschloß, soweit sich das Protokoll hierauf bezieht —, sowie ein Mitglieder-Verzeichnis beizufügen. Tagesgeschichte. — Das ganze politische Interesse hat sich um den Prinzen von Koburg und seine Fahrt nach Bulgarien gedreht; auch in der nächsten Zeit wird dasselbe Wohl den Vorgängen in dem Balkanlande in erster Linie zugewendet sein. Die Stellung der Berliner Vertragsmächte gegenüber dem Vor gehen des Prinzen ist bestimmt und klar; sie konnte, wenn man sich mit dem Berliner Vertrage nicht in direkten Wiederspruch setzen und damit den Vertrag selber für zerrissen erklären wollte, nur eine ablehnende sein. Der Prinz soll sich mit einem Rundschreiben an die Mächte gewendet und in demselben die Gründe dargelegt haben, durch die er auch ohne vorgängige Zustimmung der Mächte bewogen worden sei, dem von Bulga rien an ihn ergangenen Rufe Folge zu leisten. Ist dem in der That so, so dürfte eine Antwort der Mächte darauf doch schon auS dem Grunde nicht erfolgen, weil keine der Mächte mit einem Privatmann, der der Prinz von Koburg den Mächten gegenüber bleibt, amtlich korrespondieren kann. Die Mächte werden das, was ihnen zu äußern etwa notwendig scheint, nur dem Sultan, als dem suzeränen Herrn Bulgariens, mitzuteilen in der Lage sein. Irgend welche größere diplo matische Aktion unter den Mächten selber, die ein größeres politisches Interesse erregen könnte, wird die Fahrt des Koburger Prinzen nach Bulgarien also nicht zur Folge haben. Um so größere Auf merksamkeit wird der weiteren Entwickelung der Dinge in Bulgarien selber zuzuwenden sein. DaS den Charakter eines Abenteuers von Haus aus tragende Unternehmen des Prinzen kann nur zu weiteren Abenteuern führen und dafür ist in dem von Parteien zersetzten Lande und bei der großen Zahl von durch Selbstsucht und Eigennutz gelei teten Strebern ein so fruchtbarer Boden, daß es des russischen Rubels kaum bedürfen wird, um die Verlegenheiten noch zu vermehren und etwa zu Putschen und Aufständen besonderen Anlaß zu geben. Mögen Vorgänge dieser Art, die schwer lich lange auf sich warten lassen werden, zunächst auch nur eine rein lokale Bedeutung haben und vorerst nur die Pforte berühren, die Kraft ihrer Suzeränetätsrechte die Ruhe und Ordnung in Bulgarien aufrecht zu erhalten hat, so bleiben doch die Zustände Bulgariens eine Quelle dauernder Beunruhigung, welche nur zu leicht und zu rasch zu europäischen Verwickelungen führen kann. Berlin, 16. August. Se. Maj. der Kaiser hat auf Schloß Babelsberg seine altgewohnte Lebens weise in vollem Maße ausgenommen, er erledigt alle laufenden Regierungsgeschäfte, erteilt Audienzen und nimmt die üblichen Vorträge entgegen. Das Befinden des Monarchen ist das allerbeste. — Ihre Majestät die Kaiserin ist von Hom burg vor der Höhe am 1b. August mittels Son derzuges abgereist und hat sich über Eisenach nach Babelsberg begeben. — In Berliner politischen Kreisen wird ange nommen, bei der bevorstehenden Begegnung des Reichskanzlers mit dem Grafen Kalnoky handle es sich nur um einen Meinungsaustausch über meh rere Punkte bezüglich der Entwicklung und Be festigung der Vereinbarungen zwischen Deutschland und Oesterreich, ganz wie es in früheren Jahren geschehen. — Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael Nikolajewitsch von Rußland wird voraussichtlich am 22. d. M. mit seinen beiden jüngsten Söhnen, den Prinzen Alexis und Sergius, aus Petersburg in Berlin eintreffen und sich demnächst zum Besuch beim Großherzog und der Großherzogin von Mecklen burg-Schwerin nach Ludwigslust begeben. — Die „N. A. Z." schreibt an erster Stelle be treffs der Proklamation des neuen Fürsten von Bul garien (s. Bulgarien) an das bulgarische Volk: „Es unterliegt keinem Zweifel, daß schon die Reise des Prinzen Ferdinand von Koburg nach Bulgarien und die Uebernahme der Regierung durch ihn eine Ver letzung des Artikels III. des Berliner Vertrages involvierte, wonach die Wahl des Fürsten erst nach erfolgter Bestätigung desselben seitens der Pforte und der Mächte perfekt wird. Sollten die tele graphischen Nachrichten sich in ihrem ganzen Um fange bestätigen, so würde damit ein verstärkter Bruch des bestehenden Vertragsrechts konstatiert sein, den die deutsche Politik nicht gutheißen könnte. Die Thatsache, daß dies der dritte Sommer ist, in dem rechtswidrige Vorgänge in Bulgarien die Ruhe und die Friedensaussichten, deren Befestigung allen Großmächten am Herzen liegt, in Frage stellen, kann dem bulgarischen Volke und seinen Führern die Sympathien der Mächte, welche für die Erhaltung des Friedens thätig sind, unmöglich erwerben." — In der letzten Zeit ist wiederholt über Grenzverletzungen an der russisch-deutschen Grenze berichtet worden. Von deutscher Seite wurde ge klagt, daß russische Grenzsoldaten und Zollbeamte Verhaftungen auf deutschem Gebiete vorgenommen hätten, während man von russischer Seite einwen dete, daß an vielen Stellen die Grenzlinie zu un- gunsten Rußlands verändert sei. Wie verlautet, sollen gegenwärtig zwischen der deutschen und der russischen Regierung Verhandlungen schweben, die voraussichtlich eine neue Festsetzung der beiderseitigen Grenzen zur Folge haben werden. — Wie die „Lothringer Zeitung" meldet, wurde am 15. August der Professor am Lyceum in Nancy Jenot unter dem Verdachte der Spionage auf dem Glacis des Forts „Alvensleben" in Metz verhaftet. Er wurde nach dem Gouvernement gebracht, wo seine Personalien festgestellt wurden, und dann ins Untersuchungsgefängnis abgeführt, ist aber am 16. d. wieder aus der Haft entlassen worden. Belgien. Im Lager der Sozialdemokraten ist offene Fehde ausgebrochen. Das „B. T." er fährt hierüber folgendes: Am Sonntag trat in Mons der fünfte belgische Sozialistenkongreß zu sammen; derselbe führte zu einer endgiltigen Spal tung der Partei. 45 Delegierte Südbelgiens ver ließen den Kongreß und beschlossen, eine besondere, den anarchistischen Tendenzen zuneigende Partei unter Führung des Advokaten Defuisseaux zu grün den. Der Rest der Delegierten verblieb auf dem Kongresse und beriet die Frage eines allgemeinen Streiks, ohne einen bestimmten Beschluß zu fasten. — Wie aus Brüste! gemeldet wird, begann der Arbeiter-Kongreß unter Tätlichkeiten. Die An hänger Defuisseaux' wollten den Kongreß der Ar beiter Brüssels sprengen, mußten sich schließlich zurückziehen und konstituierten sich in einem an deren Lokal. Allen jenen Delegierten, die den monatlichen Beitrag von 10 Centimes nicht ent richtet hatten, wurde der Eintritt im offiziell relativ gemäßigten Kongreß untersagt. Beide Kongreste bereiten republikanische Resoluttonen vor. Die Be hörden ließen das Handgemenge der Sozialisten in ihren Lokalen ruhig gewähren. Niederlande. In den Niederlanden haben die Beratungen der Generalstaaten über die Ver fassungsänderung ihren Abschluß erreicht. Nach den Bestimmungen der niederländischen Verfassung müssen nunmehr die Generalstaaten aufgelöst und Neuwahlen vorgenommen werden. Der neuen Vertretung des Volkes wird die Entscheidung über Annahme oder Ablehnung der Verfassungsänderung zustehen. Die meisten Abänderungen werden weder von den Liberalen, noch von den „Antirevolutio nären", den vereinigten Ultramontanen und pro testantischen Orthodoxen, bekämpft werden, nament lich nicht die Erweiterung des bisher durch einen sehr hohen Census außerordentlich beschränkten Wahlrechts, sowie die Festsetzung der Thronfolge ordnung für den Fall, daß die jetzt siebenjährige Kronprinzessin Wilhelmine vor dem Könige oder vor erreichter Volljährigkeit sterben sollte. — Die Auflösung beider Kammern ist nunmehr auf den 17. August festgesetzt, die Neuwahlen für die zweite Kammer finden am 1. September, die jenigen der ersten Kammer am 8. September statt. Die Eröffnung der neuen Kammern erfolgt am 19. September. England. In Cowes auf der Insel Wight wurde am Sonnabend unter dem Verdacht, daß sie gegen die Residenz der Königin, Osborne, ein Attentat beabsichtigt habe, eine Französin verhaftet, die sich im Besitze von Stoffen befand, welche man für Sprengstoffe hält. Die Verhaftete wurde gestern bei verschlossenen Thüren vor dem Polizei gericht verhört. Die Angelegenheit wurde sodann auf zwei Tage vertagt. Inzwischen sollen die Stoffe, welche man für Dynamit hält, untersucht werden. Die Verhaftete nannte sich Mathilde Drouin, will Gouvernante sein und bezog sich zu ihrem Ausweise auf Personen in Rouen und Paris. Ein Geheimpolizist ist dorthin abgesandt worden, um Ermittelungen anzustellen. Rußland. Das Ausländergesetz, welches die Ausweisung oder Naturalisierung der bei Handels unternehmungen beschäftigten Ausländer verfügt hat, ist aufgehoben worden. Bulgarien. Der Prinz Ferdinand von Ko burg, welcher in Sistowa nur eine einstündige Rast gemacht hatte, ist am Sonnabend abend in Tirnowa eingetroffen, woselbst am 14. August in der Kathedrale ein Tedeum stattfand, an welches sich die Eidesleistung des Prinzen auf die Verfas sung anschloß. Der Prinz, welcher sich mit den Regenten, den Ministern und zahlreichem Gefolge nach der Kirche begeben hatte, nahm dort in dem Fürstenstuhle Platz. Der Klerus hatte vor einer in der Nähe des Prinzen befindlichen Tafel, auf welcher die heiligen Bücher lagen, Aufstellung ge nommen. Nach dem Absingen des Tedeum begab sich der Prinz zu Wagen, von der aus Sofia eingetroffenen Leibgarde gefolgt, nach der Sobranje. Der Prinz wurde beim Eintritt mit stürmischen Hurrarufen begrüßt und nahm auf einer Estrade Platz, zur Rechten des Prinzen standen Stambu- low und Stoilow, zu seiner Linken Offiziere und die anderen Mitglieder der Regierung, das Gefolge des Prinzen bildete Spalier. Der Exarch, welcher ein Kreuz in der Hand trug, richtete eine Ansprache an den Prinzen, in welcher er ihn dazu beglück wünschte, daß er den Wünschen der Sobranje Folge gegeben habe. Darauf sprach ein Pope mehrere Gebete und verlas die auf die Eidesleistung des Fürsten bezüglichen Bestimmungen der Ver fassung. Der Prinz hatte inzwischen den Hand schuh von seiner rechten Hand gezogen und ein Schriftstück in die linke Hand genommen, von welchem er seine Antworten auf die vom Exarchen an ihn gerichteten Fragen in bulgarischer Sprache verlas. Hierauf küßte der Prinz das ihm von einem Popen dargereichte Kreuz und begab sich dann zu einem Tische, an welchem er die Textes worte des Verfassungseides Unterzeichnete, die Stambulow alsbald mit seiner Gegenzeichnung ver sah. Nachdem der Prinz auf seinem Sessel wieder Platz genommen hatte, verlas Stoilow eine an die Versammlung gerichtete Proklamation. Die Ver sammlung nahm dieselbe mit begeisterten Zurufen auf, der Prinz aber erhob sich und rief: „Es lebe die bulgarische Nation!" Hierauf verließ der Prinz unter unausgesetzten Hurrarufen der Depu tierten die Versammlung. — Die Proklamation, welche der Prinz an die Sobranje erlassen hat, lautet wie folgt: „Wir Ferdinand I., durch Gottes Gnade und den Willen der Nation Fürst von Bulgarien, erklären, nachdem Wir den feierlichen Eid vor der großen National versammlung in der alten Hauptstadt von Bulgarien
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