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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 04.06.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-04
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189206040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18920604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18920604
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 421-422 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-04
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424 , k selbst nicht der Fall gewesen, so würde man sich doch durch harte Maßregeln gegen sie einer Grau samkeit schuldig gemacht haben, denn sie war noch lange nicht soweit wiederhergestellt, um das Zimmer verlassen, geschweige denn, um eine weite Reise unternehmen zu können. So begnügte man sich denn, die Nachforschungen unter der Hand fortzusetzen, Mary Withe leben zu lassen, wie es ihr gefiel, und den Vorfall zu jenen Ereignisse., zu zählen, die niemals oder viel leicht erst in späteren Zeiten durch einen Zufall aufgeklärt werden. ' Wer sich aber damit nicht begnügte, das war Frau Schöne. Sobald Mary soweit hergestellt war, um während des ganzen Tages außerhalb des Bettes sein zu können, hatte sich die Krankenpflegerin verabschiedet und das junge Mädch" i hatte an ihre Wirtin die Frage gerichtet, ob diese sie gegen angemessene Ver gütung so lange in ihrem Hause behalten wolle, bis sie im stände sei, Berlin zu verlassen. „Aber, Fräulein, das versteht sich von selbst!" wav Frau Schönes Antwort. „Es kann aber noch Monate währen." „Je länger, je lieber!" „Ich danke Ihnen, meine gute Frau Schöne!" sagte das junge Mädchen, die Hand der Wirtin ergreifend, und ein sonniges Lächeln erhellte ihr anziehendes, trauriges Gesicht. „Sie haben sich gegen mich wie eine echte Samariterin benommen, und ich bin tief, tief in Ihrer Schuld." „O, lassen Sie das doch," wehrte die gute Frau. „Außer der Schuld der Dankbarkeit, die ich nie, nie abzutragen vermag," fuhr Mary fort, „haben Sie auch sehr bedeutende Auslagen für mich ge macht." „O, das hat gute Wege," lachte Frau Schöne, „Sie haben ja heidenmäßig viel Geld und können alles bezahlen." „Aber," fragte das junge Mädchen ängstlich, „wird es denn auch reichen, wenn ich noch lange hier bleibe und später — " Dg sie sich nicht weiter ausließ, was später werden sollte, so glaubte Frau Schöne, hier einmal wieder den Hebel ansetzen zu können. „Auf Jahre hinaus," versicherte sie; „ich schicke Ihnen meinen Mann, der hats damals mit dem Herrn Polizeidirektor gezählt, ehe dieser es in Verwahrung genommen, und auch alles ausgeschrieben, was für Sie ausgegeben ist; da werde» Sie erfahren, daß Sie ganz ruhig sei» können und nicht wieder auf so unglückliche Gedanken zu kommen brauchen." „Auf unglückliche Gedanken; wie meinen Sie das?" fragte Mary erschrocken. „Nun, ich meine — ich meine, Sie werden nicht wieder Hand an sich legen," sagte Frau Schöne. „Nein, nein, darüber können Sie unbesorgt sein," versicherte Mary lebhaft; „ich habe auf meinem Krankenbett erkannt, welche Sünde ich begangen habe, und thue es nicht noch einmal." „Sie haben es ja gar nicht gethan!" rief Frau Schöne schnell, denn sie hatte es sozusagen aus eine Ueberrumpelung abgesehen. „Frau Schöne!" Frau Schöne faßte ihr unter das Kinn und hob ihr den Kopf in die Höhe. „Es wird Ihnen schwer, mir die Unwahrheit zu sage». Sie können mir dabei nicht in die Augen blicken," sagte sie. „Die kleine, schmale Hand da soll das Terzerol abgeschossen haben? Das machen Sie mir nicht weis." „Ich bin ja auch ungeschickt genug zu Werke gegangen." „Na, wenn man Sie auf die Probe stellte, so würden Sie's wahrscheinlich noch viel ungeschickter machen. Wäre ich von der Polizei, ich ließe Sie jetzt einmal schieße», da würde sichs mal zeigen, daß Sie's gar nicht können." Sie weidete sich einen Augenblick an dem Schreck, der sich in den Zügen ihrer Zuhörerin malte, und fuhr dann gutmütig fort: „Sie brauchen sich nicht zu ängstigen, ich behalte meine Weisheit für mich; was liegt mir denn daran, ob die hochweisen Herren vom Gericht hinter die Wahrheit kommen oder nicht. Aber mir könnten Sie dieselbe doch sagen." „Liebe, liebe Frau Schöne, quälen Sie mich nicht," bat Mary, in Thränen ausbrechend, und warf sich in die Arme der Wirtin. „Ich kann, ich kann Ihnen nichts anderes sagen." „Aber es verhält sich nicht so," beharrte Frau Schöne eigensinnig. „Ich kann Ihnen nichts anderes sagen," wieder holte das junge Mädchen, stärker schluchzend, „treiben Sie mich nicht aus dem Asyl, das Sie mir großmütig zugesagt haben; ich muß gehen, wenn Sie mich unablässig befragen." . Frau Schöne versicherte ihr unter Liebkosungen, daß sie nie wieder auf die Angelegenheit zurück kommen werde, mit dem stillen Vorbehalt, dies doch einmal wieder zu thun, wenn sich eine ihr schicklich dünkende Gelegenheit dazu biete. „So viel hat sie mir aber doch zugestanden, daß es sich anders verhält und sie es mir nur nicht sagen will oder kann," rühmte sie sich später gegen ihren Mann, dem sie die Unterredung mitteilte. „Sie kann nicht, Tinchen," erwiderte der ver ständige Mann, „Du darfst nicht weiter in sie dringen." (Fortsetzung folgt.) Stadtbibliothek Geschlossen. Kirchliche Nachrichten. Am 1. Pfingstfetertag, de» 5. Juni 1882. Mcttengottesdienst früh 6 Uhr. Herr tzilfsgeistlichcr Dittmann. Vormittags '/,9 Uhr predigt Herr Pastor Wolf über Joch. 14. 23—27. Kirchenmusik. Motette: „Wie lieblich sind auf den Bergen" von E. F. Richter. Nachmittags 1 Uhr predigt Herr Diakonus vr. xl> Mosen über Apostelgesch. 2, 1—13. In Witzschdorf vormittags '/,« Uhr predigt Herr Diakonus vr. xt>. Mosen. Am 2. Pfingstfetertag, den 6. Juni 1882. Allgemeine Beichte und Kommunion früh >/,8 Uhr. Herr Pastor Wolf. Vormittags '/»« Uhr predigt Herr Diak. vr. xd. Mosen über Luk. 13, 18—21. Kirchenmusik. Chor aus „Paulus": „Herr, der Du bist der Gott" von F. Mendelssohn-Bartholdtp- (Kantorei und Chorgesangschulc.) Nachmittags 1 Uhr predigt Herr Hilfsgeistlicher Ditt- mann über Apostelgesch. 2, 14—18. An beiden Tagen wird auch eine Kollekte für den Kirchen fand der evangelisch-lutherischen Landes» kirche stattfinden. Wochenamt: Herr Diakonus vr. xd. Mosen. Getaufte: Klara Irene, H. H. Hergcrts, ans. B. und gepr. Hufbeschlagmeisters T. — Karl Ernst Max, der A. M. Schmidt vorehel. S. — Gornau: Anna Marie, der I. A. Hesse unehel. T. Getraute: K. E. Mann, Posamentcnarb. in Bärcn- stein mit A. L. Winkler in Gornau. — H. O. Haase, Strumpfw. in Gornau mit CH. W. Beyer in Krum- hcrmersoorf. Beerdigte: K. T. Nietzel, B. u. Schuhmachermstr., 73 I. 4 M. 13 T. — Fr. A. W. Schrcitcr. I. F. Schreiters, Strumpfwirker in KrumhermerSdors Ehefr., 56 I. 25 T. — Witzschdorf: A. H. Lißners, Fabrik- arb. ältester S., 7 I. 4 M. 27 T. — Gornau: F. O. Hösels, Strumpfw. j. T., 2 M. 17 T. — Der M. I. Linke unehci. S-, 2 I. 6 M. 15 T. Am 2. heil. Pfingstfetertag, 8. Juni 1882, werden kirchlich aufgcboten: Karl Theodor Sprotte, Kaufmann in Leisnig, weil, Karl Sprottcs, B. und Posamentiermeisters daselbst hinter!, ehel. Sohn und Luise Klara Krenzel in Leisnig, Hermann Frenzeis, Bauexpcdienten hier, ehel. Tochter. Marktpreise in Chemnitz vom 1. Juni. Weizen, russische Sorten 10 ^ 10 ^ bis 10 80 ^ - weih und bunt ----- — - — - sächs. gelb ».weiß 10-30 - - 10 - 50 Weizen — N - 85 - - 10 - 25 S - 65 - - 10 - 5 10 - — - - 10-40 Roggen, preußischer - sächsischer - russischer - türkischer Braugerste Futtergerste Hafer, sächsischer - 75 - - 15 75 25 Erbsen, Koch- I0-50-- >1 - 50 - Erbsen-, Mahl-u.Futter- 8-75-- 9 - — - Hcu 3-30-- 4 - — - Stroh 2-80-- 3 - 10- Kartoffeln 3 - 20 - - 3 - 75 - Butter 2 - 20 - - 2 - 70 - - 1 Ko. Abfahrt dn WnbiihnM Von Zschopau nach Chemnitz: 643 1023 112 Z57 ?s 102« nach Annaberg: 747 io? 1256 34i 728 1046 (Montags früh 4,38 Arbeiterzug nach Chemnitz) von WiNschthal nach Chemnitz: 63« lOw 15 Zso 72 10is nach Annaberg: 7«4 1015 14 349 735 1053 nach Ehrenfriedersdorf: 8« 1037 35s 750 Von Waldkirchen nach Chemnitz: 6«2 1032 121 4« 7l8 103« nach Annaberg: 738 957 1247 332 71« 1037 von Witzschdorf nach Chemnitz: 658 1038 127 412 724 1042 nach Annaberg: 732 951 1241 326 7>3 1<M von Flöha nach Dresden: 447 (8>i Eilzug) 9? 11«? 1«« 443 (623 8l4 Eilzüge) 827 Alls dem Fremdenbuche -es Greifensteins. Ein Sonntag auf dem Grcifcnstein! Kann etwas andres schöner sein? Man sicht in's tiefe Thal hinein Und fällt dann wie gewöhnlich 'rein! Aus Grciscnsteines Felsen Da stch'n wir wohlgemut. Wir woll'n schon feste stehen, Haltet nur euren Hut! Die schönsten Tage gewöhnlich zu schnell zur Neige gch'n, D'rum werden auch wir in kurzem uns aus der Heimfahrt seh'n, Und sind in Leipzig wir wieder, dann steigen wohl oft herab Zum Greifenstein die Grüße von Böhme, Hahn und Knaap. Im schönen Erzgebirge, hoch auf dem Grcifcnstein, Da hatten aus Leipzig drei Paare ein srob Beisammensein. Das eine Paar heißt Böhme, das andere Paar heißt Hahn, Des dritten Paares Namen ich noch nicht nennen kann. Doch nicht allein aus diesen besteht die Kolonie, Es dürfen in Sommerfrischen die Kinder fehlen nie; Darum zwei junge Böhmen, zwei Küchlein man nicht vermißt, Das dritte Paar bis dato noch in den Flitterwochen ist. Wirst hell auf Wald und Fluren die Sonne ihren Schein, So gicbts über Berg und Thäler gar lust'ge Streiferei», Ter eine bewundert die Aussicht, der andre liebt Waldesdust, Die Kinder schwärmen für Beeren, die Großen für die Lust. Doch wenn der Regen strömt, es windig ist, und kalt, Dann setzen sich die Männer zum Schafkopf hin alsbald, Herr Böhme ist bescheiden, der Räuber ist Herr Hahn, Vom dritten Mann ich leider Besonderes nicht melden kann. Dann sitzen die Frauen und häkeln, vergessen Speis' und Trunk Und wühlen in den Fächern der Jugenderinncrung; Die Kinder erfinden ein Spielchen, so lautlos, still und fein, Daß man es schier bedauert, nicht taub geboren zu sein. So wär'n wir denn am Greifenstcin — Bezweifeln kann das keiner, Nur könnt' die Witt'rung besser sein, Denn wahrlich die drei Steiner Sind ja am Hellen lichten Tag Totaliter benebelt: B Wohin man späh'n und blicken mag, Ist alles rings benebelt. D'rum höre Pluto, Racker du, Dir schwör'n wir ab, dem Bachus zu, Der auch, gleich dir, benebelt. O, länglich lang ist unser Durst, 'S giebt, Gott sei Dank, auch bayrisch Bier, Nun ziehen wir! (Wurst wider Wurst) — Bald sind benebelt nun auch wir, Totaliter benebelt. Zwei Herren waren hier oben. Die thaten die Aussicht loben, Da kam hinzu ein Dritter, Der fand sie auch nicht bitter. (Entnommen dem „Glück auf!" Organ des Erzgebirgsvereins, 1892 Nr. 3i)> Verantwortlicher Redakteur: A. Raschke in Zschopau. — Druck und Verlag von F. A. Raschle, Paul Strebclows Nachfolger in Zschopau..
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