Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 25.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-25
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189303251
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18930325
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1893
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^ Wochenblatt " für Zfchopa» und Amgegend. Amtsblatt für die Königliche Amtshanptmanns ckast zu Flöha, sowie für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Zschopau. Erscheint DienSta», Donnerstag und Sonnabend und wird am Abend vorher ausgegeben und versendet. BtertelsahrSprel« 1 Marl ausschließlich Bolen- und Postgebühren. 61. Jahrgang. Sonnabend, den 25. März. Inserate werden mit 10 Pfjs. sür bi- gespaltene K-rpuSteile berechnet ' " " ' 12 Uhr de» dem Tag- de» Erscheinen« vorher- und bis mtltags gehenden Tages angenommen. Die aus Sonnabend d. 25. d. M. ander. Versteigerung der 4 St. Kühe in Krumherinersdorf wird vorl. sistirt. Hering, G.--V. Zschopau, den 24. März 1893. Zum Palmsonntage. „Viel Volks, das auss Fest kommen war, da es hörete, daß Jesus konimt gen Jerusalem, nahmen sie Palmenzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna, gelobet sei, der da kommt iin Name» des Herrn, ein König von Israel." So berichtet der Jünger und Evangelist Johannes über den Einzug Christi in Jerusalem, und die Kirche hat von jenem äußeren Zeichen der Ver ehrung und Huldigung, daS das Volk seinem himm lischen Könige entgegenbrachte, diesem Tage, dem letzten Fastensonntage, den Namen Palmsonntag verliehen und ihn zu einem Feste erhoben. Noch jetzt hat die griechische und römische Kirche die Gewohnheit, Palmzweige zu weihen, um damit die Kirchen zu schmücken, und die Prozession zur Er innerung an de» Einzug Christi in Jerusalem abzuhalten. In unserer Kirche wird mit diesem Festtage meist eine andere Feier verbunden: wir bringen unserm himmlischen Könige Christus lebendige Zweige dar in den jungen Christen, die nach Be endigung ihrer Schulzeit und nach besonderer Vor bereitung durch den Geistlichen öffentlich Rechen schaft von ihrem christlichen Glauben ablegen, sich zu ihrem Tausbunde bekennen »nd sodann durch Gebet und Handauslegung in die mündige Gemeinde ausgenommen, daher auch zum Abendmahle zuge lassen werden. Dadurch aber hat dieser Sonntag eine ganz besondere Bedeutung für jeden Einzelnen wie für die gesamte Gemeinde gewonnen. Im Leben eines jeden spielt der Palmsonntag eine große Rolle, bildet einen der hervorragendsten Marksteine in seiner ganzen Lebensgeschichte: er ist der Schlußstein der fröhlichen, seligen, sorgen losen Kindheit, er ist der Anfangspunkt des reiferen, ernsteren Daseins mit seinen vielen Klippen und Gefahren.» War bisher das Haus mir seine» schützenden Mauern und Schranken die Welt des Kindes, so wird nun mehr und mehr die Welt zum Hause des jugendlichen Erdenbürgers. Für viele ist der Palmsonntag zugleich die Zeit des Abschieds vom Elternhause, mag nun der junge Christ in die strenge Lehre der Vorbereitung zu seinem künftige» Berufe eintreten, oder die junge Christin ihre Arbeitszeit und Arbeitskraft in den Dienst einer andern Familie oder der Fabrik stellen, für viele ein ersehnter Zeitpunkt wegen des locken den Verdienstes und der geträumten Freiheit und Selbständigkeit, für viele der gefürchtete Augenblick schmerzlicher Trennung von denen, die mit ihrer Liebe bisher den Pfad des Kindes geebnet haben. Aber auch die ganze Gemeinde nimmt lebhaften Anteil an dieser feierlichen Handlung. Die treuen Paten, die einst den Täufling über das Taufbecken hielten, Gott um die Taufgaben für das Kind baten und versprachen, nächst den Eltern sür die Er ziehung desselben zum christlichen Glauben und Leben zu sorge», sie bringen herzliche Glück- und Segenswünsche dar und verbinden damit wert volle Geschenke; ihnen schließen sich die .Ver wandten- und Freundeskreise, Geistliche und Lehrer an, und je größer die Teilnahme ist, die den Be teiligten von allen Seiten entgegengebracht wird, um so weihevoller und unvergeßlicher wird dem jungen ChriMn dieser Tag sür sein ganzes Leben sein und bleiben. Und die Teilnahme der ganzen Gemeinde zeigt sich auch in dem starken Besuche des Gotteshauses, daS in diesem Tage bis auf den letzten Platze gefüllt zu sein pflegt; es wird kaum eine Familie geben, die dieser Feier fern zu bleiben es übers Herz brächte. Und in der That, der Anblick dieser jungen Christen und Christinnen, die um den Altar versammelt sind, muß aus jeden Menschen, der nicht allen tieferen Gefühles bar ist, einen eigenartig ergreifenden Eindruck mache». Bis hierher hat euch Gott gebracht, ihr lieben jungen Mitchristen, die ihr aufgewachsen seid in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Eure Andacht, eure leuchtenden Augen, eure Begeisterung, mit der ihr euch zu dem Glauben an den drei einigen Gott bekennt, könnten uns beruhigen über eure Zukunft. Aber wir können doch nicht so ganz ohne Sorge sein! Das Leben bietet der Ver suchungen so viele, und ihr seid noch so jung, so unerfahren und ungefestigt! Tausende und Aber tausende haben vor euch aus dem heiligen Altar platze gestanden, mit gleicher Inbrunst wie ihr gebetet und ihr Bekenntnis abgelegt, gleich gute Vorsätze wie ihr gefaßt. Und fragt ihr nach dem späteren Leben derselben, so möchte man sich scheuen, euch Antwort zu geben. Was ist aus so vielen geworden? Verlorne Kinder der menschlichen Ge sellschaft. Ja, mein junger Christ, auch an dich werden Versucher. Wölfe in Schafskleidern, herantreten und dir zuflüstern, daß alles, ivas du über Gott und seinen Sohn, über Sünde und jenseitiges Leben gehört und gelernt hast, nur ersonnen worden sei, »m dich in Dummheit und Unterdrücktheit zu er halten; das wahre Evangelium sei: „Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot". Siehe dir doch solche Leute an, ob sie wirklich glücklich sind in dieser armseligen Anschauung, und dann vergleiche damit die deinige, die dir sagt, daß ein liebender Gott im Himmel für dich sorgt, der seinen einzigen Sohn dahingegeben hat, damit du selig werden kannst, der auch das Leiden dir nur aus Liebe schickt, um dich zu erziehen für die Freuden seines Himmelreichs. Willst du solch un gleichen Tausch eingehen? Andere werden dir einen nebelhaften Zustand von Glückseligkeit vor die Augen malen, der nach Zertrümmerung der jetzigen staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse einem jeden gleichen Anteil an den Gütern dieser Welt verschaffen würde. Du aber weißt, daß die Obrigkeit von Gott geordnet ist, daß die Unter schiede in der Welt nach Gottes Willen bestehen, der eben die Menschen mit verschiedenen Anlagen geschaffen hat und sie verwendet, wie er sie braucht im großen Haushalt der Welt und ihrer Ge schichte. Darum höre nicht auf die verführerischen Reden solcher Glückseligkeitsapoftel, sie wollen nicht dein Wohl, sondern dienen nur ihrem Eigennutz; sie leben in Fülle, während du dir deine schwer verdienten Groschen für sie abdarbst. Halte dich an das Wort eines wahren Apostels: „Thut Ehre jedermann. Habt die Brüder lieb. Fürchtet Gott. Ehret den König." Und wenn wir euch, ihr lieben jungen Mit christinnen, ansehen, so möchten wir euch zvrufen: vergeht auch ihr nicht, daß ihr geschaffen seid nach Gottes Ebenbild, daß ihr darum Leib und Seele rein erhalten möget in allen Versuchungen dieser Welt. Eure Stätte ist das Haus, ihr sollt Pflegerinnen des häuslichen Lebens und Hüterinnen der edel» Sitte werden; ihr sollt in stiller Arbeit die Wunden heilen, die in den Kämpfen des Lebens geschlagen werden, aber euch fernhalten von der Oeffentlichkeit und von dem Lärm der häßlichen Parteikämpse: das ist edle Weiblichkeit; möge sie euch erhalten bleiben für euer ganzes Leben. Seid eingedenk, o teure Kinderschar, Vergiß der Stunde nicht, Da du gekniet am festlichen Altar Im heil'gen Morgenlicht, Da fromm geneigt mit glüh'ndcn Wangen Den Segen du aufs Haupt empfangen. Seid eingedenk! Seid eingedenk! Ein gut Bekenntnis klang Aus eurem Kindermund. Gott hat's gehört. O stehet lebenslang Auf diesem Felsengrund. Was ihr in göttlich schönen Stunden So laut bezeugt, so tief empfunden, Seid eingedenk! Seid eingedenk! O großes Hirtenherz, Du hast sie dir erkauft; Du blutetest um sie im Todesschmerz. Auf dich sind sie getauft. Wir lassen sie in deinen Händen: Du wollst das gute Werk vollenden. Seid eingedenk! ' Aus Sachsen. Zschopau, den 24. März 1893. — Zufolge Natsbeschlusses soll die von der Langestraße nach der Zschopaubrücke führende neue Straße des Namen „Bismarckstraße" führen; die Genehmigung hierzu ist von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Bismarck in bereitwilligster Weise durch folgendes eigenhändig unterzeichnetes Schreiben gegeben worden: Friedrichsruh, 15. Mürz 1893. Euer Hochwohlgeboren und die Herren Mitglieder des Stadtrats bitte ich, für die freundliche Zuschrift vom 8. d. M. und sür die Ehre, welche Sie mir durch Be nennung der neuen Straße erzeigen, meinen verbindlichsten Dank entgegenzunehmen. v. Bismarck. Dieser Brief wird eingerahmt der Stadtbibliothek übergeben werden. — Dem von hier scheidenden, vom 1. April an zum Direktor des königl. Seminars in Nossen er nannten Herrn Seminar-Oberlehrer Rietschel brachten gestern Abend die Schüler des königl. Seminars einen feierlichen Fackelzng. Der Zug bewegte sich vom Seminar aus nach der Wohnung des Herrn Rietschel; vor derselben gruppierten sich die Fackel- und Lampionträger im Halbkreis und brachten unter der Leitung des königl. Musik direktors, Herrn Oberlehrer Höpner, dem Scheiden den einen musikalische» Abschiedsgruß. Nachdem das Lied verklungen, dankte der bisherige Primus, Herr Schulamts-Kandidat Schröder, in warm empfundenen Worten dem verehrten Lehrer für seine reich gesegnete Thätigkcit am hiesigen Semi nar und schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Scheidenden. Tiefbewegt sprach Herr Rietschel seinen herzlichen Dank für die ihm bewiesene große Liebe und Anerkennung aus und ließ seine Worte in einem dreifachen Hoch aus das königl. Seminar, dessen Lehrer und Schüler ausklingen. Der Zug bewegte sich hierauf durch mehrere Straßen der Stadt nach dem Marktplatze, woselbst die Fackeln unter den, Absingen des „tZrwüerrmus i°;>tni" zusammengeworfen wurden. ^
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