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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 30.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-30
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189303308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18930330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18930330
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1893
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238 Erfurt, Arnstadt, Ilmenau, Gehren, Coburg 11.44, in Nordhause», Sondershausen, Langensalza, Gotha, Ordruf, Zella, Suhl, Hildburghausen, Heldburg 11.43, in Mühlhausen, Schmalkalden, Meiningen 11.42, in Treffurt, Kreuzburg, Eisenach, Salzungen, Kalten-Nordheim, Ostheim 1I.4I, in Vacha, Geisa 11.40. Somit hätten wir für die von uns durch- messene Strecke von der sächsische» bis zur sächsisch- weimarischen Grenze einen Zeitunterschied von 20 Min. — Die Einführung der mitteleuropäischen Einheitszeit wird u. a. auch folgende unbeab sichtigte Folge haben: In unseren Kalendern sind insgemein für jeden Tag die Zeiten der Sonnen- und Mondauf- und Untergänge angegeben. Bekanntlich verändert sich die Länge des Tages, wenn man in nord-südlicher Richtung reist: im hohen Norden dauert die längste Nacht mehrere Monate, ebenso lange der längste Tag, während in unseren Breiten die Dauer des längsten Tags und der längsten Nacht je etwa 17 Stunden ist; die Kalender- auSgaben über die Sonnen- und Mondauf- und Niedergänge galten also schon bisher immer nur für solche Orte, welche gleich weit vom Aequator entfernt liegen, welche die gleiche nördliche Breite haben; die Angaben galten dann für die einzelnen so gelegenen Orte, wen» man in ihnen nach Orts zeit rechnete; in Zuknnst aber rechnet man eben nicht mehr nach Ortszeit; der wahre Mittag eines Ortes ist von dem nach Ortszeit bestimmten mehr oder weniger verschieden, und ebenso viel differieren die wirklichen Sonnenauf- und Untergangszeiten von den nach Ortszeit angegebenen; es wird also in Zukunft auch die Angabe der Sonnen- und Mondauf- und Niedergangszeiten in den Kalendern immer nur für einen bestimmten Ort gelten. — Die Ziehung der 4. Klasse der königl. sächs. Landeslotterie findet am 10. und 11. April 1893 statt. Die Erneuerung der Lose ist vor Ablauf des 1. April bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Lose aufgedruckt und aufge stempelt ist, zu bewirken. — An den Seminaren des Landes hat sich bei den diesjährigen Aufnahmeprüfungen ein be deutender Ueberschuß von aufnahmefähigen Aspiranten ergeben, deren Aufnahme in diejenigen Anstalten, für welche sie angemeldet und geprüft worden sind, wegen Raummangels nicht zu ermöglichen war. Infolgedessen hat das königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichtes die Errichtung einer Parallelklasse — zunächst nur einer sechsten Klasse — beim Seminar zu Löbau, zu Ostern d. I. beschlossen. Die wegen Raummangels an den Seminaren abgewiesenen Aspiranten haben sich daher unter Beifügung des Zeugnisses über die be standene Aufnahmeprüfung event. mit einem Ge suche um Berücksichtigung bei der Aufnahme in diese Klasse an die Seminardirektion zu Löbau zu wenden. — In recht erfreulicher Weise ist die Empfehlung der Herren Aerzte und sonstiger wissenschaftlicher Autoritäten, zur Ernährung kleiner Kinder, nament lich im Säuglingsalter, sich sterilisierter Milch bedienen zu wollen, beherzigt worden. Am besten giebt uns hiervon die Dresdner Molkerei Ge brüder Pfund in Dresden Zeugnis, welche über den Verkauf ihrer unter dem Namen „Pfunds sterilisierte jkeimfreie) Kindermilch (vr. Hesse's Verfahren)" bekannten sterilisierten Milch uns folgende Angaben macht: Im Jahre 1891 wurden 212790 Flaschen, 1892: 315 247 Flaschen, 1893 im Januar: 20 306, im Februar: 20 609, im März bis 25.: 17400 Flaschen, also im ganzen seit Beginn der Einführung ihrer sterili sierten Milch: 586352 Flaschen verkauft. Waldkirchen, 27. März. Durch Auffindung eines Brandbriefes im Briefkasten an der Hcymeschen Restauration hier ist die hiesige Einwohnerschaft in lebhafte Besorgnis versetzt worden. Um für alle Fälle Vorsorge zu treffen, ist deshalb hier eine aus vier Mann bestehende Nachtwache errichtet worden. Der erwähnte Brandbrief war in Spiegel schrift geschrieben und bezeichnete das Buttersche Gut als erstes Brandobjekt. Wolken stein, 26. März. Mit dem heutige» Tage konnte Or. M6«i. Kay 86». hier auf eine ierzigjährige reich gesegnete Thätigkeit als Arzt hiesiger Stadt und des Warmbades zurückblicken. Aus diesem Anlasse gestaltete sich denn auch der heutige Tag zu einem schönen Festtage für de» Jubilar, an welchem weite Kreise der Bewohner schaft von hier, dem Warmbnde und der weiteren Umgebung regen Anteil nahmen. Lengeseld, 27. März. Im benachbarten Dorfe" Niedersaida treiben Brandstifter ihr Unwesen. Nach dem vor einiger Zeit daS Roschschr Gut mit zwei benachbarten Wirtschaften zweifellos infolge bös williger Brandstiftung in Flammen ausging und auch daS Bryersche, aus drei Gebäuden bestehende Gut unlängst ebenfalls in Brand gesteckt worden ist, hat gestern ein« weitere FeuerSbrunst daS im oberen Dorfe gelegene Helbigsche Gut mit dem ge samten Inhalt eingeäschert. DaS Feuer brach nachts gegen 2 Uhr aus und griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß die Bewohner kaum daS nackte Leben retten konnten. — In der Nacht zum Sonnabend haben in Oederan Spitzbuben gehaust und an verschiedenen Stellen zu stehlen versucht, wobei sie jedoch nur in einem Falle Erfolg gehabt haben. Bei einen Kauf mann wurde der Rollladen in die Höhe geschoben und eine Scheibe der Ladenthür eingedrückt. Da jedoch ein Hund heftig anschlug, so entfernten sich die Diebe. Bei einem Fleischer versuchten sie dann die Ladenthür mit einem Stemmeisen aufzubrechen; allein auch hier mußten sie flüchten. Hierauf gingen sie zu einem zweiten Fleischer, stiegen durch daS Ladenfenster ein und stahlen aus einem Wand schränkchen, sowie aus dem Ladenkasten gegen 130 Mark in Gold, Silber und Nickel, sowie mehrere Schlüffe!. Zwei junge Leute im Alter von 19 bez. 25 Jahren, der elftere mittelgroß, hager und blaß, blauen Taillenrock und schwarzen Filzhut tragend, der zweite etwa gleich groß, mit blassem, vollen Gesicht, dunklem Schnurrbart, bekleidet mit grauem Ueberzieher, dürften die Thäter sein. Hohen sichte, 27. März. Seit Freitag nach mittag ist das fünfjährige Töchterchen Elsa deS Materialwarenhändlers Rümmler im benachbarten Dorsschellenberg verschwunden, ohne daß man die geringste Spur von dessen Verbleibe hat. Es wird vermutet, daß das arme Kind in die Flöha ge fallen und von- dem jetzt außergewöhnlich großen Wasser weit mit fortgeführt worden ist. Alle an gestrengten Nachforschungen waren bis jetzt leider erfolglos. * Dresden, 28. März. Auf der in Dresden stattgefundenen Hauptversammlung sächsischer Land wirte und Bauern, die äußerst zahlreich besucht war, wurden, nachdem das Programm des Bundes der Landwirte einstimmig angenommen, als Haupt delegierte für den hiesigen 20. Wahlkreis Herr Rittergutsbesitzer Gottfried von Herder-Nieder- Forchheim und Herr Erbgerichtsbesitzer Friedrich Schönherr in Nieder-Lauterstein ernannt. Der Beitritt und die Bewegung für den Bund der Landwirte ist mächtig im Wachsen begriffen. Ueber tausend Mitglieder haben hier bereits ihre vollste Zustimmung erklärt. — Ihre Majestät die Königin ist gestern vor mittag 9 Uhr 50 Min. von Baden-Baden wieder in Dresden eingetroffen. — Recht viele unternehmungslustige Spitzbuben scheint es in Meißen zu geben. Von den nächt licherweile an den Wasserleitungsbauten aufzustellen den Laternen sind bis jetzt 66 Stück gestohlen worden. Jede Laterne kostet 2 Mark. In »euerer Zeit werden die Laternen deshalb mit Ketten an gehängt. Der Erfolg ist der, daß seitdem über 100 Laternen von den entrüsteten Dieben zer schlagen worden sind. Außerdem werden auch die Bretter massenhaft gestohlen, welche über die auf- gcgrabenen Straßen gelegt werden müssen. Leipzig, 26. März. Der Wohnungsausschuß für die 30. allgemeine deutsche Lehrerversammlung hat bis jetzt 1100 Betten in Gasthöfen und 2000 Betten in Privathäusern zur Verfügung; doch reichen sie noch lange nicht aus, um dir Gäste unterzubringen. Erfreulicherweise haben sich auch viele hiesige Familien erboten, einen oder mehrere Lehrer unentgeltlich bei sich aufzunehmen. Wenn die noch fehlenden Betten nicht beschafft werden könnten, dann müßten Massenquartiere eingerichtet werden, die allerdings niemals beliebt sind. Colditz, 27. März. Zu der die Stadt wie Umgebung in Atem haltenden, mehrfach erwähnten Angelegenheit, das spurlose Verschwinden des Fräulein Lina Müller betreffend, was bis zur Zeit trotz energischer Maßregeln der Behörden noch in vollständiges Dunkel gehüllt blieb, teilen die „Leipz. Nachr." mit, daß das Rätsel gelöst ist. Gestern morgen ist der Leichnam der so lange Ver schwundenen in der Mulde bei Böhlen unweit Grimma aufgefunden worden. Mit einer gewissen Beruhigung kann man von dieser Meldung Notiz nehmen, ist doch die erdrückende Ungewißheit nun mehr aufgeklärt. Lina Müller scheint also durch Selbstmord geendet zu haben. — In der Nacht zum 27. d. M. ist daS an dem Wege Mischen Schlettau und Elterlein ge legene, und bei den sogenannten BrünnlaSgütern stehend« Restaurant zur Finkenburg abgebrannt. Oel-nitz, i. V, 28. März. Welche Waren mengen erzeugt werden können, wenn der betreffende Industriezweig flotten Absatz aufweist, ergiebt sich bei Betrachtung der hiesiegen Korsett-Fabrikation. Es werden nämlich in den drei hiesigen Korsett- Fabriken, welche außer einer großen Arbeiterzahl (1892: 1375 Personen) auch die Hau-industrie starkbeschäftigen, täglich800biS lOOODutzend Korsetts fertiggeftellt, sodaß sich die Jahresproduktion auf ca. 3 Millionen Korsetts beläuft. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, den 28. März 1893. — Die italienische Reise des Kaiserpaares soll die Zeit vom 20. April bis zum 1. Mai aus- süllen. In den ersten Maitagen wird daS Kaiser paar im Neuen Palais in Potsdam wieder an wesend sein. Der Kaiser wird dann die folgenden Wochen militärischen Besichtigungen sich widmen. Für die Frühlingsmonate sind weitere Reisen des Kaisers einstweilen nicht geplant. Im Sommer wird der Kaiser wiederum eine Nordlandssahrt unternehmen; ob in Begleitung der Kaiserin, wie dies vielfach gemeldet worden, ist durch aus noch unentschieden. Im Herbste sollen die Kaisermanöver in Süddeutschland so abgehallen werden, wie dies schon im vorigen Jahre geplant war. Es ist auch mit Bestimmtheit anzunehmen, daß der Kaiser im Zusammenhänge mit jenen Manövern für einige Zeit nach Elsaß-Lothringen gehen wird. — Für den von hier scheidenden bisherigen sächsischen Militärbevollmächtigten Generalmajor von Schlieben hatten die Mitglieder des Bundes rats gestern abend in dem großen Festsaale des Hotels „Der Kaiserhof" ein glänzendes Abschieds mahl veranstaltet. — Der englische Major Mac Donald hat jetzt in Berlin täglich längere Besprechungen mit dem Leiter des Kolonialamtes, Geheime» Rat Kayser; über die neuen Vorschläge Englands wegen Regu lierung der Grenze in Kamerun wird strenges Stillschweigen beobachtet. Vorgestern fand beim Geheimen Rat Kayser eine Festtafel zu Ehren Mac Donalds statt, der unter anderem auch Graf Pfeil und der englische Botschaftsrat Le Poer Trench beiwohnten. — Die Juden und die Militärvorlage. Sicher nicht gerade Freude werden die Herren vom „deutschen" Freisinn an einem Artikel der „Is raelitischen Wochenschrift", der „allgemeinen Zeitung des Judentums", haben, der die Frage, wen die Juden bei etwaigen Reichstagsneuwahlen wählen sollten, dahin beantwortet: einen Mann, der für die Militärvorlage eintritt. Diese Entscheidung müsse aus der Erkenntnis entspringen, daß der Antisemitismus eine Macht sei und daß daher bei einem durch Ablehnung der Militärvorlage ent stehenden Konflikt „die Juden die Zeche bezahlen" müßten: Ein Jude kann sich heute der Erwägung nicht entziehen: welche Folgen hat deine Abstimmung für dich als Juden, für das Judentum, für die deutschen Juden überhaupt. Gott seis geklagt, daß es so gekommen ist, aber es ist so gekommen. Was dem einzelnen Israeliten auferlegt wird durch die Bewilligung der Militärvorlage ist geringfügig gegenüber der Gefährdung der Gleichberechtigung, gegenüber der Steigerung des sozialen Unfriedens, wenn wir als die erklärten Feinde der Regierung auftreten. Wir haben ein lebhaftes Interesse, daß ein Ehrenmann wie Caprivi am Ruder bleibt; wir machen kein Hehl von den zum Teil durchaus selbstischen Gründen, die den jüdischen Wähler veranlassen sollen, falls er zur Wahlurne schreitet, seine Stimme zu gunsten der Regierung abzugeben; es sind freilich keine erbaulichen Zustände, die den Juden unseres Erachtens dazu zwingen, sei» Urteil bei einer militärischen Vorlage abhängig zu machen von religiös-politischen Erwägungen. Aber wir haben diese Zustände nicht geschaffen und können nicht aus Liebe zur Fortschrittspartei, so sehr wir die Verdienste der Partei und ihrer Führer ehren, unsere bürgerliche Existenz gefährden. Wir ver langen geradezu, die Juden sollen für die Ver teidiger der Militärvorlage stimmen und hoffen, daß unsere liberalen Freunde unsere Zwangslage zu würdigen wissen werden." Der letzte Gedanke wird dann sentimentaler noch einmal vorgebracht: „Schmerzlich wird es einen Juden, der sonst zu den streng Freisinnigen gehört, berühren, bei diesen
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