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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 05.05.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189405051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18940505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18940505
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1894
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4 ^ 2., » » da ihre Unglaubwürdigkeit allzu deutlich «uf der Hand lag. Selbst den blindesten Gegnern d«S Fürste» BiSmarck schien eS damals einzuleuchtev, daß ein erfahrener und geschickter Diplomat sich nun und nimmer eine derartige sichere Niederlage zuziehen würde. Inzwischen hat der frühere Reichskanzler wieder eine politische Ansprache ge. halten, in welcher er politische Anschauungen ent- wickelt hat, wie er sie vor dem 26. Januar d. I. Wiede»holt bekundet hat. Gewissen Leuten ist eine derartige gesinnungstreuc Haltung unfaßbar, die selbst so ungewöhnlichen kaiserlichen Gnadenbezeugungen gegenüber, wie sie letzthin dem Schloßherrn von Friedrichsruh zu teil geworden sind, unentwegt stand» hält. Darum holten sie jetzt daS von dem Kölner CentrumSblatte aufgewärmte Märchen, daS ihnen selbst vor Wochen ganz unglaubwürdig erschienen ist, für überaus wahrscheinlich. Wer aber ohne Voreingenommenheit die Dinge betrachtet, wird diese Erfindung heute für so abgeschmackt halten, wie damals, da es durchaus natürlich ist, daß ein Staatsmann von der Vergangenheit des Fürsten BiSmarck sein politisches Urteil und seine persön lichen Ansichten durch noch so eindrucksvolle äußer liche Vorgänge schlechterdings nicht beeinflussen läßt. — Nach einer Meldung der „Köln Ztg- auS London wird der Kaiser am 1. oder 2 August auf seiner Jacht in Cowes eintreffen und dort etwa zehn Tage zubringen. Am sogenannten „Pokaltage besucht er Goodwood und wohnt den Rennen für den Pokal bei; während der darauffolgenden Woche nimmt er an den Wettfahrten des Royal-JachtklubS teil. Der Kaiser wird während seiner Anwesenheit in Cowes auf seiner Jacht verweilen. Die Königin wird dem Kaiser zu Ehren mehrere Festmahle in OSborne veranstalten. — Das Lustschifferkomando, zu dem Mannschaften der verschiedensten Truppenteile zur Dienstleistung kommandiert zu werden pflegen, soll nach einer auS militärischen Kreisen stammenden Mitteilung im nächsten Jahre um mehr als die Hälfte seiner bisherigen Stärke erhöht werden. Es hat sich herausgestellt, daß im Verhältnis zur Heeresstärke die Ausbildung von Mannschaften für den wichtigen Luftschifferdienst zurückbleibt. — Die Ausdehnung unserer Militärfabriken hat einen außergewöhnlichen Umfang angenommen. In den drei Gewehrsabriken in Spandau, Erfurt und Danzig, sowie in der Munitionsfabrik zu Spandau werden zusammen 7090 Arbeiter, darunter 3650 weibliche, beschäftigt. Die größte technische Anstalt ist die Munitionsfabrik in Spandau, in der nur Jnsanteriemunition der verschiedenen Art hergestellt wird; 3700 Arbeiter sind dort beschäftigt darunter 3000 weibliche, die in einer zehnstündigen Arbeitszeit an den vielseitigen Maschinen und Ge räten thätig sind. Die sozialen Einrichtungen dieser Militärfabriken sind bemerkenswert: Arbeiter speisesäle, Kantinen und Badeeinrichtungen sind in allen vorhanden, die Munitionsfabrik besitzt außer dem noch ein Mädchenheim, worin 250 Arbeiterinnen Ausnahme finden. Alle Fabriken sind mit guten Wascheinrichtungen, Ankleideräumen und Bedürfnis anstalten versehen; ferner sind Pensionszuschnß- und Witwenkassen eingerichtet, auch findet eine planmäßige Ausbildung im Samariterdienst statt. Ein Arbeiterausschuß vertritt die Rechte der Arbeiter. Eine ansehnliche Zahl von Arbeiter wohnungen befindet sich bei den Fabriken in Spandau; sie werden den älteren Arbeitern über wiesen. Die meisten Arbeiter arbeiten schon mehr als zehn Jahre in den königlichen Fabriken, einige über vierzig Jahre, gegen 90 Arbeiter sind über 60 Jahre alt. Daß die Nachfrage nach solchen Arbeitsstellen eine große ist, versteht sich von selbst; jedenfalls gehören unsere Militärfabriken zu den mustergültigen Arbeitsanstalten. Großbritannien. — Die sozialistische Kundgebung im Hydcpark in London verlief äußerst harmlos. Der Zug be stand aus höchstens tausend Personen, Männer, Frauen und Kinder; letztere beiden fuhren auf blumenbekränzten Wagen unter Vortritt einer Musikbande. Während des Marsches durch Picadilly sangen die Arbeiter die Marseillaise. Im Hyde- park sprachen die bekannten Führer altes, abge droschenes Zeug. Zwei Gruppen Anarchisten ver suchten ebenfalls die Abhaltung einer Versammlung. Das Publikum nahm aber die Sache Übel und holte einen der Redner von der Tribüne herunter, zerstörte die rote Fahne und fing an auf die Anarchisten loszuschlagen, so daß die Polizei diese — 352 — «n. mutzte. Per Redn« entkam i« Ha -nha isel bestanden ffen-Därmstaöt, die schüfe gemen — Wenn irgend«» noch Z ob die Prinzessin Alix von Braut des Großfürsten-ThröüfolgerS, vor ihrer Vermählung zur griechischen Kirche übertreten werde oder nicht, so sinv diese durch eine richt gehoben, welche soeben bekannt wird. Der Probst Janyschew, Beichtvater deS Zaren, wie der sämtlichen Glieder des Kaiserhauses, reist in den nächsten Tagen nach Darmsladt, um den Uebertritt der Prinzessin Alix vörzubereiten und auch zu voll ziehen. Aus dem Umstande, daß der Probst Janyschew, der sich selten von der Person de» Zaren trennt, persönlich nach Darmstadt geht, glauben viele, daß die Firmung der Braut deS Zarewitsch bereits in Deutschland vor sich gehen wird, damit sie als „Orthodoxe- den Boden Ruß lands betreten könne. Es bestätigt sich, daß noch kurz vor der Abreise deS Großsürsten-ThronfolgerS einige ernste Schwierigkeiten in betreff der geplanten Heirat beseitigt werden mußten. DaS Haupt hindernis ist der erlauchte Bräutigam selbst gewesen, der, wie früher, so auch jetzt wenig Neigung zeigte, in den Ehestand zu treten. Erst eine ernste Aus sprache zwischen dem Zaren und seinem ältesten Sohne veranlaßt« letzteren, dem bestimmt ausge sprochenen Wunsche seines Vaters schließlich nach zugeben und die Verlobung in Coburg zu einer Thatsache zu machen. Als vor einigen Jahren Prinzessin Alix mit ihrem Vater und ihrem Bruder den Winter über in Petersburg weilte, erwartete man in russischen Hoskreisen täglich die Prokla- miernng ihrer Verlobung mit dem Zarewitsch. Als sie nicht erfolgte und die darmstädtischen Herr schaften wieder abreisten, hieß eS allgemein, der Thronfolger habe die Heirat nicht gewünscht. Es scheint demnach, daß der Großfürst die gleiche An sicht jetzt gehegt und nur dem festen Willen des Zaren nachgegeben hat. Bereinigte Maate«. — AuS Washington, 1. Mai, wird gemeldet: Ein Trupp von 400 Arbeitslosen mit Fahnen, auf denen gegen die Kapitalisten gerichtete In schriften angebracht waren, zog heute unter der Führung Coxeys nach dem Kapitol, wurde aber von der Polizei gehindert einzudringen oder irgend welche Kundgebungen zu veranstalten. Die Polizei griff die Menge an und nahm einige Verhaftungen vor, woraus die Menge sich zerstreute. In Cleve land (Ohio) fand eine Kundgebung von Arbeits losen statt, bei der mehrere Schüsse fielen und eine Person tödlich, mehrere andere Personen leichter verwundet wurden. Auch zwei Pferdebahnwagen wurden zerstört. Die Wirkungen des neuen Gewehres. Auf dem medizinischen Kongresse in Rom hat der Generalstabsarzt der Armer Professor vr. v. Coler einen Bericht über die Wirkungen des kleinkalibrigen Gewehres erstattet, der auf Grund sorgfältiger Versuche von den Schußverletzungen der neuen Waffe ein von allen bisherigen An nahmen stark abweichendes Bild liefert. Einer der Teilnehmer des Kongresses meinte, die Colerschen Schußtabellen mit ihren grauenhaften Resul taten seien eine bessere Friedensbürgschast als alle internationalen Verhandlungen über Abrüstung. Ein französisches Armeeblatt, die „FranceMilitaire", bringt jetzt einen ausführlichen Bericht darüber: Man schoß auf verschiedene Entfernungen von 200 - 2500 m mehr als 1000 Geschosse auf 13 lebende und 16 tote Pferde ab. Außerdem haben die Doktoren v. Coler und Schjerning die Wirkungen der neuen Waffe auf 22 Menschen beobachtet, von denen 14 einen Selbstmord begangen oder versucht hatten, während acht Opfer von Unfällen oder Verbrechen gewesen waren. Die auf allen Ent fernungen durch die modernen Geschosse verursachten Verwundungen sind ungleich schwerer als die durch die früher angewandten Kugeln verursachten. Aus kleine Entfernungen bis 600 m werden die Fetzen der Kleidungsstücke, die das Geschoß aus seiner Flugbahn reißt, nicht in die Wunde hinein gezogen Die Stoffe zersplittern so zu sagen bei der Berührung mit dem Geschoß, das noch von seiner ganzen lebendigen Kraft beseelt ist; sie lösen sich vor dem Geschoß in Atome auf. Dagegen sind die Wirkungen auf den Körper furchtbar; das Geschoß wirkt wie ein Explosivstoff. Man darf nicht vergessen, daß der Organismus eine Art geschloffenes, mit Flüssigkeit ungefülltes Gesäß ist. 2.5 . rsten Verletzungen entstehen nun, wenn durch til im getroffenen Gewebe hydraulische zu stände kommt. Die Wund« sieht wie wenn sie durch Explosion hervor- grbracht wäre. Feuchtigkeitsgrad deS Gewebe-, Geschwindigkeit deS aufschlagenden Projektil» und sein Querdurchschntttbtdingen diese Wittyng. Die Knochen werden nicht wie «it eilten, Locheisen, wie man fälschlich vorgab, durchbohrt, sie werden wie durch eine Dhnamitladung zertrümmert und in kleine Stücke zersprengt, die durch den ganzen Körper zerstreut sind. Die Leber, daS Herz, die Nieren werden pulverisiert, die Eingeweide in tgusend Stücke zerrissen, die Muskeln auSeinandergeriflen. Die Eintritt», öffnung deS Geschosse- ist sehr klein, kaum wahr nehmbar, die deS Austritts ist dagegen beträchtlich; sie gewährt den Anblick eines Trichter» von 12 bis 18 Centimeter Durchmesser. Wohl verstauben, daS Geschoß geht stets durch den Körper, der von Teil zu Teil durchbohrt ist; eS durchdringt sogar drei Körper und bleibt erst im Innern eine- vierten stecken. Ein Geschoß, dos eine der Extremitäten trifft und einem Knochen begegnet, zerstört sicher das getroffene Glied; wenn eS den Kopf, den Hal» oder Bauch trifft, tötet eS bestimmt. lieber 600 Meter hinaus sind die Geschosse weniger tödlich. Wenn sie den Bauch treffen, erzeugen sie noch große Verheerung. Auf weitere Entfernungen führten 12 Prozent der Geschosse Stofflapprn in die Wunde, was stets eine schwere Komplikation ist, da die Kleidung notwendigerweise mit einem reichen Wachstum von Mikroorganismen bedeckt ist. Von 1000 Meter an werden die Knochen glatt, aber mit strahlenförmigen Spalten von allen Seiten des Bohrloches durchschlagen. Selbst auf 1600 Meter erzeugt das Geschoß bei 40 Prozent von Fällen weite Brüche mit Knochensplittern, di« manchmal am Platz bleiben, aber zuweilen auch durch den Organismus getrieben wurden und in diesem Falle wie ebensoviel Scheermefferklingen wirken, so daß schon bei einer Geschwindigkeit von etwa 300 Metern in der Sekunde die Gewebe deS Körpers durchsetzt werden. Die Temperatur des Geschosses steigt im Augenblick, wo es den Körper trifft, etwa auf 70 Grad. Wenn man Schuß auf Schuß abfeuert, kann sie bis auf 350 Grad kommen. Generalarzt von Coler bedient sich zur Erklärung dieses Punktes der LegierungSgeschosie mit bekannter Schmelztemperatur. Auch hat er festgestellt, daß beim Abgeben von 100 Schuß in 27, Minuten der Bleikern der letzten Geschosse geschmolzen wurde, was eine Mindesttemperatur von 334 Grad vor- aussetzt. Das mit einem Stahlmantel umgebene Geschoß deformiert sich säst stets im Körper und zerspringt oft in kleine spitze Stücke, die alle ihnen begegnenden Gewebe auszacken und zerreißen. Im ganzen beweisen die stattgehabte» Versuche, daß die alte runde Kugel und selbst das längliche Geschoß von 1870 sozusagen gutmütig im Vergleich zu der undenkbaren Grausamkeit des neuen Nickelstahkgeschosses mit geringem Durchmesser und schlanker Form waren. vermischtes. * Das beste Gewehr. Man schreibt aus Paris: Das neueste, vollkommenste Gewehr hat ein Freund des Humoristen Alphonse Allais erfunden. Dieser, ein Alpenjäger-Lieutenant Clie Coldal, dem man bereits das GebirgS-Belociped verdankt, hat bemerkt, daß alle Anstrengungen der Erfinder neuer Gewehre darauf gerichtet seien, das Kaliber zu verringern; er kam deshalb aus den genialen Einfall, mit einem Schlage bis an die Grenze des Menschenmöglichen zu gehen und daS Kaliber von einem Millimeter vorzuschlagen. Die so konstruierte Kugel sieht nicht nur wie eine Nadel aus, sondern ist thatsächlich eine Nadel, durch deren Oehr ein Faden gezogen wird. Der Soldat, welcher mit dem Millimeter gewehr schießt, behält ein Ende des Fadens zurück. Da die neue Nadelkugel 15 bis 20 Mann nach einander durchbohrt, sind diese auf dem Faden ausgezogen wie Schnepfen, so daß man sie nur mit dem übriggebliebenen Faden zusammenbinden und direkt nach dem JnternierungSorte schicken kann. Allais ist für die Idee seines Freundes sehr begeistert, allein er giebt sich keinen eitlen Hoffnungen hin. weil dieser nicht der Artillerie, sondern der Jägertruppe angehört. „So weit sind wir nach 23 Jahren republikanischen Regime» gekommen!- seufzt der originelle Schalk. * Da» in der preutzischen Lotterie jüngst gezogene große Lo» hat eiqe besondere Geschichte. Der Ge-
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