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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.11.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189411084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18941108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18941108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-08
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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend. Beilage zu Nr. 132 vom 8. November 1894. Tagesgeschichte. Deutsches Reich Berlin, den 6. November 1894. — In der russischen Botschaftskapelle fand am Montag nachmittag 2 Uhr ein Trauergottesdienst statt, dem der Kaiser, die Prinzen des königlichen Hause-, die Prinzen der deutschen Fürstenhäuser, der Reichskanzler, der Staatssekretär Freiherr Marschall v. Bieberstein, daS gesamte diplomatische Korps, die Staat-minister, di« Generalität, die Kommandeure der Berliner Regimenter, da- Osfizierkorps des Alexanderregiments mit den vier umflorten Fahnen beiwohnten. Eine Ehrenkompanie des Alexander- regimrntS war mit der Musik vor der Botschaft aufgestellt. Während de- Gottesdienstes hielten der Kaiser und die übrigen Teilnehmer Fackeln. Der Kaiser stattete darauf der Gräfin Schuwalow einen Besuch ab. — Der .Reichsanzeiger" veröffentlicht die Er nennung de- Fürsten v. Hohenlohe-Langenburg zum Statthalter von Elsaß. Lothringen. — Wie die .Nat.-Ztg." vernimmt, soll an Stelle de- Herrn v. Schelling der Reichsbankpräsident vr. Koch zum preußischen Justizminister ernannt worden sein. — Der .Reichsanzeiger" bringt folgende Be richtigung: .Man begegnet in der Tagesprefse häufiger Mitteilungen militärischen Inhalts, aus denen zwar zu ersehen ist, wie lebhaft im Lande der allgemeinen Wehrpflicht das Interesse selbst für militärische Einzelheiten ist, die aber anderer seits auch bekunden, welch seltenes Maß von Leicht gläubigkeit dem lesenden Publikum zugemutet wird. Hierzu einige Beispiele aus den letzten Wochen: Mehrere Berliner Zeitungen berichteten Ende Sep tember von einem Manne jüdischen Glaubens, der früher beim Garde-Schützenbataillon Offizier ge wesen sei, dann aber den Abschied genommen und als Bäckermeister in Berlin sich durch die Er zeugung vortrefflicher Pfannkuchen einen Namen gemacht habe. Jetzt sei der Mann gestorben, und eine Ehrenkompanie der Garde-Schützen mit der Bataillonsmusik habe ihn feierlich zu Grabe ge leitet. — An dieser Geschichte ist auch nicht ein wahres Wort. — Die .Volks-Zeitung" erzählt ihren Lesern in der Nr. 445 vom 9. Oktober, daß beim 4. Feld-Artillerieregimente in Magdeburg ein .sehr intelligenter Negerjüngling" als Einjährig- Freiwilliger eingetreten sei. — Diese Nachricht ist völlig erfunden. — Verschiedene Zeitungen hatten in Erfahrung gebracht, daß aus Anlaß der fünf- undzwanzigsten Wiederkehr des Sedantages sämt liche noch lebende Teilnehmer am Feldzuge 1870/71 Erinnerungsmedaillen erhalten sollten. — Die Zeitungen wissen hier mehr als die mit der Be arbeitung dieser Angelegenheiten betrauten Stellen. — Die „VolkS-Ztg." vom 6. Oktober (Nr. 441) druckt eine Mitteilung des „Wiesbadener Tageblattes" ab, wonach bei dem 4. Bataillone des 80. Regiments am letzten Manövertage mehrere Reservisten eine Meuterei begangen und gegen ihren Kompanie führer das Seitengewehr gezogen hätten. — Diese Nachricht, welche inzwischen auch ausländische Blätter entsprechend ausgenutzt haben, ist ganz und gar erlogen. — Die .Oldenburger Nachrichten für Stadt und Land" erzählen in ihrer Nr. 219 dem .Norddeutschen Volksblatte" nach, daß Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Oldenburg einen Wachtmeister des 19. Dragonerregiments zum Ge meinen degradiert habe, weil er im Manöver einen Soldaten zwei Stunden lang in einem mit Wasser gefüllten Graben hätte stehen lassen. — Auch diese Mitteilung beruht auf Erfindung. — Die „Kölnische Zeitung" vom 19. Oktober (Nr. 848) entnimmt dem „Hamburgischen Korrespondenten" eine Meldung auS Elbing, wonach in der dortigen Garnison Cholera festgestellt sei. Die Militärverwaltung habe sofort die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln getroffen, telegraphisch Baracken zur Unterbringung der erkrankten und krankheitsverdächtigen Soldaten herangezogen und die erforderlichen Absperrungs maßregeln getroffen. — Elbin hat gar keine Garnison. — Vorstehende Auswahl, die sich un schwer noch erweitern ließe, dürfte zur Genüge darthun, mit welcher Vorsicht Mitteilungen dieser Art auszunehmen sind." — Sehr Übel wird eS von dem Freisinnigen Richterschen Observanz vermerkt, daß die Anhänger der „Freisinnigen Vereinigung" sich bereit zeigen, Maßregeln zur Bekämpfung der Umsturzbewegung zu befürworten. Die „Liberale Korrespondenz", das Organ der letzteren Gruppe, hat nämlich dieser Tage hervorgehoben, daß die Freisinnige Vereinigung gegen die Maßregeln im Rahmen der Caprivischen Vorschläge nichts einzuwenden habe. — Gegen das von Deutschland erlassene Verbot der Einfuhr amerikanischen Viehes und frischen Fleisches soll, einer Nachricht der „Times" nach, die Regierung der Vereinigten Staaten entschieden protestiert haben. Der amerikanische Staatssekretär habe ein« Unterredung mit dem deutschen Botschafter gehabt, und es seien dem amerikanischen Botschafter in Berlin telegraphisch Instruktionen gegeben wor den. Die Angelegenheit habe eine beträchtliche Erregung in den westlichen Staaten hervorgerufen, und die amerikänische Regierung sei von ver schiedenen Seiten jaufgefordert worden, aktiv vor zugehen. Demgegenüber wird von verschiedenen Seiten der Hoffnung Ausdruck gegeben, die deutsche Regierung werde darauf nur die eine Antwort haben, daß für Maßregeln deutscher Behörden ledig lich die Interessen der heimischen Landwirtschaft, nicht die der amerikanischen Viehzüchter maßgebend sein können. — Nach Berichten aus Berlin soll die Ab berufung und Rückkehr des Gouverneurs von Kamerun, v. Zimmerer, binnen kurzem bevorstehen. Bestärkt wird, wie die „N. Pr. Ztg." hervorhebt, diese Vermutung dadurch, daß schon der Nachfolger v. Zimmerers genannt wird. Es heißt, daß der jetzige kaiserliche Kommissar von Togo, I. v. Putt- kamer, auf den Posten in Kamermrversetzt werden würde, den er schon einmal vertretungsweise ver waltet hat. Oesterreich - Ungarn. — In Böhmen sind die Tschechen jetzt eifrig dabei, die gemischten Gegenden, namentlich die deutschen Sprachinseln, auf dem Wege nationaler Aktiengesellschaften zu tschechisieren und die deutsche Industrie zurückzudrängen. In Budweis wurden mit Aufwand einer Million Gulden eine tschechische Emaillefabrik, eine Kunstdüngerfabrik, eine Pfand leihanstalt und ein Brauhaus mit* „nationalem Charakter" errichtet. Die ihnen von Taaffe be scherte „Landesbank", für welche die Landesmittel bürgen, die zahllosen nationalen Schaloschnas (Zaloznas — Vorschußkassen), Sparkassen rc. üben einen bedeutenden Tschcchisierungseinfluß und haben schon viel zur „Nationalisierung des Geldes" bei getragen. Doch das genügt nicht mehr. Es wird jetzt, um nationale Jndustriegründungen besser zu fördern und das Geld des „kleinen Mannes" gegen die deutschen Fabrikanten zu „mobilisieren", eine nationale Central-Aktiengesellschaft begründet. Es sollen zunächst 200000 Gulden in kleinen Anteil scheinen zu 10 Gulden (Teilaktien) aufgebracht werden, und „Narodni Listy" melde», daß 1178 Anteilscheine bereits gezeichnet, wenn auch erst 60 Gulden bar eingezahlt seien. Vielleicht wird der „kleine Mann" dabei sein Geld los, doch ist die Bewegung immerhin bei dem außerordentlichen nationalen Fanatismus der Tschechen beachtenswert. — Aus Wien meldet das „Bert. Tgbl." vom 5. November: Als in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses der Präsident Chlumecky des verstorbenen Zaren als Hort des Weltfriedens ge dachte und lebhafter Beifall seinen Worten folgte, ries der Pole Lewakowski: „Ich protestiere gegen diese Kundgebung namens der vom verstorbenen Kaiser so schwer bedrückten polnischen Nation!" (Großer Lärm.) Der Pole Krzanowski ries: „Sie achten nicht einmal einen Toten, Sie Barbar!" Von anderer Seite wurde gerufen: „Skandal!", .Ruhe!", .Aufhören!" Die Aufregung dauerte so lange fort, bis der Präsident über die Sache zur Tagesordnung überging. Rußland. Petersburg, 6. Nov. Der „Regierungsbote" veröffentlicht das Ceremoniell für die Ueberfiihrung der Leiche deS Kaisers Alexander aus Livadia nach Moskau und Petersburg. Die Leiche wird von Livadia nach Jalta getragen und von dort bis Srbastopol auf dem Kreuzer „Pamjat Merkurija" und weiter in einem besonderen Eisenbahn-Trauer zuge geführt. Vorher wird die Leiche in der großen Kirche von Livadia ausgestellt werden. Am Kondukt werden der Kaiser, dir Kaiserin-Witwe, der Groß fürst-Thronfolger Georg, die kaiserliche Braut, die Großfürstin Alexandra Feodorowna, die übrigen Mitglieder des Kaiserhauses uud die in Livadia anwesenden Fürstlichkeiten teilnehmen. In Moskau wird die Leiche für einige Zeit in der Erzengel- Kathedrale ausgebahrt werden. Auf allen von dem Eisenbahn-Trauerzuge berührten Stationen werden sich die Geistlichkeit, die Vertreter der Behörden und der Stände einfinden und Trauermessen daselbst gelesen werden. In Petersburg wird die Leiche vom Bahnhof zur Peter-PaulS-Kathedrale gebracht. — Wie ein Telegramm des „Regierungsboten" aus Livadia meldet, werden in den drei Städten, wo der Eisenbahnzug mit der Leiche des Kaisers Alexander halten wird, aus Rechnung des Kaisers die Armen gespeist werden. Petersburg, 6. Nov. Bei der Besprechung der glänzenden, einmütigen Beweise der Sympathie, die von Souveränen, Staatsoberhäuptern und Regie rungen fremder Völker anläßlich des Todes Kaiser Alexander III. gegeben wurden, führt das „Journal de St. Petersbourg" aus: Rußland nimmt die Beweise der Sympathie mit aufrichtiger und be wegter Dankbarkeit auf. Mit gerechtem Stolze konstatiert es überall den Rückschlag der schreck lichen Erschütterung, welche die Seele deS russischen Volkes betroffen hat. Nicht minder gerührt und dankbar ist Rußland für die Wünsche, die man allerorten für das Wohl der neuen Regierung und für das Glück unseres jungen Kaisers ausgesprochen hat. dessen erstes an sein Volk gerichtetes Wort ein Wort des Friedens war. Ganz Rußland umgiebt unseren jungen Kaiser mit seiner Liebe und setzt aus ihn seine ganze Hoffnung. Vom japanisch'chinesischen Krieg. — Aus Schanghai wird vom 5. Nov. gemeldet: Die chinesische Armee unter General Sung, die Kin- ling-tscheng räumte, hat jetzt den Bergübergang aus der Landstraße nach Peking besetzt, mit dem Befehl, ihn unter allen Umständen zu verteidigen. Eine Kolonne japanischer Truppen ist auf dem Marsche nordwärts begriffen, um die Armee des Generals Sung im Rücken anzugreifen. — Aus Tientsin verlautet abermals, daß die japanischen Truppen im Golfe von Ljaotong, 40 Meilen nördlich von Schang-hai-kwan, gelandet sind, wo sich eine starke chinesische Truppenmacht befindet. Die Ausländer dürsten binnen 14 Tagen aufgefordert werden, Peking zu verlassen. In Nanking ist ein Dekret des Kaisers eingetroffen, welches den Vizekönig der Liang-kwang- Provinzen aufsordert, sich sofort nach Tientsin zu begeben, um die Amtszügel als dienstthuender Vize könig von Petschili von Li-hung-tschang zu über nehmen. — Aus Aokohama wird dem „Reuterschen Büreau" unterm 6. d. M. gemeldet: Eine Ab teilung der ersten japanischen Armee traf in dem Hafen oberhalb der Talien-Bai ein, wo die zweite japanische Armee gelandet war; somit ist die be absichtigte Verbindung beider Armeen hergestellt. — Der von den Japanern mit Beschlag belegte Post dampfer „Sidney" ist wieder sreigegeben worden. vermischtes. * Eigenheiten und Spitznamen der Ober lausitzer Sechsstädte. Man rühmt den Wohl- thätigkeitssinn der Bautznrr, den Ernst der Görlitzer, die Bildung der Zittüuer, die Betriebsamkeit der Laubaner, die Sparsamkeit der Löbauer und die Gastfreundschaft der Kamenzer. Dagegen hat der Volkswitz den Bewohnern von Bautzen die Be zeichnung Träbersäcke beigelegt, die Görlitzer nennt er Wendehüte, die Zittauer Kühtreiber, die Laubaner Zwiebelfresser, die Löbauer Krautmaler und die Kamenzer Riecher. Diese Scherznamen sind sehr alt und haben folgenden Ursprung: In Bautzen wurde in früheren Jahren ein weit und breit be rühmtes Bier gebraut, Klotzmilch genannt, und da sich die Bautzener sehr gut dabei standen, nannte man sie Träbersäcke. Ein anderer den Einwohnern dieser Stadt beigelegter Spitzname lautet Luchs stecher, und diese Benennung hat allerdings einen
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