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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 22.11.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-22
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189411227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18941122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18941122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-22
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930 Crimmitschau, 17. Nov. In sein« letzten Sitzung erklärte sich daS Stadtverordneten-Kollegium mit einer Ratsvorlage einverstanden, wonach eine siebengliedrigr Kommission gewählt wurde, welche die Angelegenheit, betreffend die Erbauung einer elektrischen Straßenbahn zwischen den Städten Crimmitschau, Glauchau, Meerane und Gößnitz weiter verfolgen soll. Zittau, 19. Nov. AuS dem nahen Frieders- dors kommt die Nachricht von einem entsetzlichen Brandunglück ein. In der dortigen Mühle und Zwisterei von Rosenkrantz brach heute früh gegen */,6 Uhr Feuer auS, das in kurzer Zeit das Ge bäude bis auf die Grundmauern zerstörte. Leider sind auch drei Menschenleben durch die Flammen vernichtet worden, und zwar fielen denselben die Frau des Besitzers, seine 17 jährige Tochter und eine ältere Verwandte, die bei ihm wohnte, zum Opfer. Alle Versuche, sie zu retten, schlugen bei dem ungeheuer schnellen Umsichgreifen der Flammen fehl. Auch von dem Inhalte des Gebäudes konnte so gut wie nichts gerettet werden. Rosenkrantz hatte nicht versichert. Von den Leichen sind be reits zwei aufgesunden worden, während die der Frau noch unter den Trümmern begraben liegt. — Der „Naturarzt" Hermann Canitz, früher Lehrer in Chemnitz, der sich durch seine Vorträge über Naturheilmethode auch im Vogtlande bekannt gemacht hat, ist am Donnerstag im 59. Lebens jahre gestorben. Tagesgeschichte. Deutsches Reich Berlin, den 21. November 1894. — In der Kapelle der russischen Botschaft fand am Montag vormittag ein Traurrgottesdienst an läßlich der Beisetzung des Kaisers Alexander statt, woran der Kaiser, die Kaiserin, Prinz Friedrich Leopold, die übrigen Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, die anwesenden Fürstlich keiten und Würdenträger, sowie eine Kompanie des Alexander-Regiments in den Grenadiermützen mit den vier umflorten Regimentsfahnen und der Regi- mentsmusik beiwohnten. Der Kaiser trug die Uniform des Wiborg-Regiments mit dem umflorten russischen Ordensstern. Das Kaiserpaar und sämtliche An wesenden knieten während der Feier wiederholt nieder. Dir Feier.dauerte eine halbe Stunde; dann kehrten die Majestäten alsbald nach Potsdam zurück. — Der „Kreuzzeitung" zufolge würde in der am 22. d. M. stattfindenden Sitzung des Bundes rates neben dem Umsturzgesetze der Gesetzentwurf über die Bestrafung des Sklavcnraubes und Sklaven handels zur Beratung kommen. — Wie die „Voss. Ztg." mitteilt, bereitet der Vorstand des Bundes deutscher Gastwirte eine Petition an den Reichskanzler und die Bundes regierungen vor, die strenge gesetzgebende Maß regeln gegen den Boykott durch die Sozialdemo kratie verlangt. — lieber die gesetzliche Regelung der werk tägigen Arbeitszeit im Handelsgewerbe und einen einheitlichen Schluß aller Ladengeschäfte um 8 Uhr abends hatte in einem Schreiben vom 1. April 1894 der Reichskanzler die kaufmännischen Vereine und Verbände zur Aeußerung ausgefordert. Die weit überwiegende Mehrheit der Berichterstatter, alle Verbände und 46 Vereine, giebt der „Voss. Ztg." nach in ihren Antworten der gesetzlichen Festsetzung der Ladenschlußstunde den Vorzug vor einer gesetz lichen Beschränkung der Ladenzeit auf eine be stimmte Stundenzahl. Dabei haben 8 Verbände und 39 Vereine ein gesetzliches Vorgehen in diesem Sinne schlechthin empfohlen, während 1 Verband und 7 Vereine in erster Linie von einer gesetzlichen Regelung der Ladenzeit überhaupt abraten und nur, wenn eine solche dennoch beliebt werde, die Fest setzung der Ladenschlußstunde für den.richtigen Weg erklären. 13 Vereine sprechen sich schlechthin gegen diese Art des Vorgehens aus, und zwar 6, weil sie auch diese Beschränkung des Geschäftsbetriebs für undurchführbar halten, die anderen 7, weil sie der Meinung sind, daß ein ausreichender Schutz der Angestellten gegen übermäßige Ausnutzung da durch nicht gewährleistet werde. — Gouverneur Frhr. von Schele meldet aus Dar-es-Salaam, daß am 30. Oktober die Haupt stadt Kuirenga im Uhchegebiet gestürmt und nach mehrstündigem Kampfe genommen sei. Kliirenga wurde von 3000 Kriegern verteidigt; es war von einer steinernen bastionierten UmwallungSmauer umgeben und mit zwei Citadellen versehen. Auf deutscher Seit« wurden Leutnant Maaß und acht AskariS'getötet. 29 ASkariS schwer, Leutnant Kleist, Engelhardt und Unteroffizier Jähnke leicht ver wundet. Der Verlust der Wahahe ist sehr bedeutend. Eine große Menge Vieh, beträchtliche Elsenbeinvor räte, Geschütze und Gewehre der Expedition Ze- lewSki, sowie große Pulvervorräte fielen den Siegern in die Hände. 1500 geraubte Weiber und Kinder wurden befreit. Der Gouverneur trat am 3. d. M. den Rückmarsch nach Kilossa an. Er wurde am 6. d. M. bei Mage von 1500 Kriegern an gegriffen. Der Angriff wurde abgeschlagen. Die Haltung der Truppen am 30. Oktober und 6. No vember war vorzüglich. — Die am Sonntag in Straßburg dem Reichs kanzler Fürsten zu Hohenlohe-SchillingSsürst dar gebrachte Ehrung nahm einen überaus glänzenden Verlauf. Vom Statthalterpalais bis zum Bahn hofe bildeten gegen 200 Vereine aus der Stadt und dem ganzen Lande mit Fahnen und weit über 8000 Fackeln und Lampions, die Studentenschaft der Universität Straßburg und die dortigen Schulen in Doppelreihen Spalier. Ueber 10000 Zuschauer aus dem ganzen Reichslande füllten die Straßen. Nach 6 Uhr brachten 700 Sänger dem Reichs kanzler im Palaishofe eine Serenade dar. Danach empfing der Fürst den Festausschuß; der Bürger meister Back an dessen Spitze hielt eine Anrede, die der Fürst in tiefer Bewegung erwiderte. Aus der Fahrt zum Bahnhose war der ganze Weg ein gesäumt von der Bevölkerung, die dichtgedrängt hinter den Spalierbildenden stand; die Häuser an dem Wege waren reich beflaggt, alle Fenster besetzt. Lebhafte Hochrufe begleiteten den Wagen, in dem der Erbprinz, Prinz Alexander und Prinzessin Elisabeth sich befanden. Auf dem Bahnhose fand eine glänzende Schlußovation statt, welche der Fürst und seine Gemahlin vom Kaiserzimmer aus ent- gegennahmen. Es erfolgte der Aufmarsch des ganzen Zuges. In einen weithin wied-rhallenden Hochruf auf den Fürsten stimmten alle Anwesenden ein, welche dann das Lied „Deutschland, Deutsch land über alles" sangen. Die Ordnung und die Haltung der Bevölkerung waren musterhaft. Um 6 Uhr 30 Minuten reiste der Reichskanzler nach Baden-Baden ab. Weimar, 21. Nov. Der Erbgroßherzog ist gestern abend 11°/« Uhr gestorben. (Der Erbgroßherzog Karl August ist geboren am 31. Juli 1844. Er war k. preußischer General der Kavallerie ü la suite des 5. thüringischen Infanterie regiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) und des hannöverschen Husarenregiments Nr. 15, k. sächsischer General der Kavallerie L In suite des 1. k. Husarenregiments Nr. 18 und kaiserlich rus sischer General L in suite des 30. Drago.ierregi- nients Jngermanland; vermählt war er seit 26. August 1873 mit Prinzessin Pauline von Sachsen- Weimar-Eisenach.) Mannheim, 19. Nov. Eine zahlreich besuchte Versammlung von Tabakintercssenten des Mann heimer Bezirks nahm eine Resolution gegen jede höhere Tabakbelastung an. Ein Fabrikant erklärte auf Grund persönlicher Unterredung mit Berliner maßgebenden Stellen die Zeitungsmeldung über den Inhalt einer neuen Tabaksvorlage für zu treffend. Bei Ablehnung der Tabakssteuer werde voraussichtlich aus das Bier zurückgegriffen werden. Frankreich. — In Pont-L-Mousson sind abermals zwei junge Deutsche aus Metz als Spione denunziert. Sie vermochten jedoch zu entfliehen. Ihr Ver brechen hat anscheinend darin bestanden, daß sie in Gemeinschaft mit einigen von ihnen traktierten französischen Soldaten nach der Heimat schrieben. — Die Pariser Blätter sind voll der seltsamsten Spionengeschichten. Die „Petite Republique" bringt die Aufsehen erregende Meldung von der unmittel bar bevorstehenden Verhaftung mehrerer Beamten des Kricgsministeriums und der Waffensabriken in Chatcllerault und Tülle; nach anderen Blättern sollen die verhafteten deutschen Offiziere ein um fassendes Geständnis abgelegt und die Namen ihrer französischen Mitschuldigen verraten habe». Schließ lich meldet der „Radikal", Hauptmann Drcysuß habe nur bezüglich der Mitteilung der Namen jener französischen Offiziere, die im besondere» Aufträge ins Ausland reisten, ein Geständnis ab gelegt, leugne jedoch jeden weiteren Verrat. Rußland. Petersburg, 19. Nov. Heute mittag fand die Beerdigung des Zaren statt. Vertreter von ganz Rußland, sowie der Staaten Europas, Amerikas und Asiens, di« drei Könige von Dänemark, Griechen land und Serbien, die Thronerben dreier Groß mächte (von England, Italien und Oesterreich- Ungarn) waren erschienen. Ferner waren anwesend sämtliche russischen Botschafter im AuSlande, daS diplomatische KorpS in Petersburg und die General gouverneure. An der letzten Ehrenwache am Sarge . beteiligten sich die Vertretungen der inländischen und ausländischen Truppenteile, deren Chef der Kaiser gewesen war. Nach dem Totenamt verabschiedete sich der Kaiser und die Fürstlichkeiten von der Leiche; der Sarg wurde geschlossen, zu Grabe getragen und unter Gebeten und Ehrensalven versenkt. — Den Ehrendienst am Sarge des Zaren versahen heut« die Kommandeure der Leib-Regimenter deS Ver ewigten nach der Reihenfolge deS Patents. Da runter befanden sich dir Obersten von der preußischen Militärdeputation. Die Deputation wurde gestern vom Kaiser, der preußische Uniform angelegt hatte, empfangen und in huldvollster Weise ausgenommen. An der Trauerseier nahmen außerdem Botschafter General v. Werder, der Botschaftsrat Graf v. Rex und sämtliche übrigen Mitglieder der deutschen Botschaft teil. Prinz Friedrich August von Sachsen kehrt morgen abend über Moskau zurück. Vorher findet ihm zu Ehren ein Frühstück beim deutschen Botschafter statt. — Wie die „Franks. Ztg." auS Petersburg meldet, hätten der Minister des Auswärtigen von Giers und der Kriegsminister von Wannowski ihre Entlassung eingereicht. Dem letzteren habe der Kaiser geantwortet, eS sei noch zu früh. Die Ant wort an den Minister von Giers ist noch unbekannt. — Dem Vernehmen nach findet die Hochzeit des Kaisers nächsten Montag statt. Petersburg, 20. Nov. Der berühmte Klavier virtuose und Komponist Anton Rubinstein ist heute am Herzschlag in Jeterhof gestorben. (Rubinslein wurde am 28. Nov. 1830 in Wechwotynetz bei Jassy geboren, in Moskau, später (1839) in Paris unter Liszt, seit 1845 in Berlin unter Dehn ge bildet, ward 1848 Kammervirtuose der Großsürstin Hele.ie in Petersburg, 1858 kaiserlicher Konzert direktor und gründete 1862 das Konservatorium daselbst, bis 1867 und seit 1887 wiederum Direktor desselben, 1877 in den russischen Adelstand erhoben, machte seit 1854 bis in die neueste Zeit wieder holt Kunstreisen durch ganz Europa mit unerhörtem Erfolg.) Petersburg, 21. Nov. Prinz Friedrich August von Sachsen empfing gestern die sächsischen Mit glieder der deutschen Kolonie. — Wie die „Pol. Korr." meldet, ist von der französischen Regierung zu der Beisetzung des Kaisers Alexander III. entsendeten Abordnung, an deren Spitze der Chef des französischen General- stabS, General Boisdeffre steht, für die Fahrt von Köln bis Eydtkuhnen auf Befehl des Kaisers ein Sonderzug zur Verfügung gestellt worden. — Mehrere Krakauer Blätter veröffentlichen jetzt übereinstimmende Berichte über den Empfang, welchen eine polnische Abordnung am Sonntag vor acht Tagen bei dem Generalgouverneur Gurko in Warschau gesunden. Die Berichte melden im wesent lichen folgendes: Der Führer der Deputation war Herr Ludwig Gorski, unter den 30 Mitgliedern be fanden sich die Fürsten Lubomirski, Czetwertynski, Radziwill, Woroniecki, geachtete Aerzte und Advo katen rc. rc. Die Herren hatten ihr Erscheinen an gesagt und dem Adjutanten Gurkos Baron Medem mitgeteilt, daß Vertreter der Warschauer Bevölkerung zur Leichenfeier des Zaren nach Petersburg zu reisen und einen Kranz niederzulegen wünschten. Gurko ließ den Herren erwidern, es schicke sich, daß die jenigen, die nach Petersburg zu fahren wünschen, sich ihm vorstellen und um seine Erlaubnis zur Ueberbringung des Kranzes bitten. Am Sonntag, als die Herren bei dem Generalgouverneur er schienen- trat dieser, auf einen Stock gestützt, vor sie hin. Herr Gorski, der des Russischen nicht mächtig ist, richtete an den Gouverneur eine fran zösische Ansprache. „Wenn die Herren sich dem Kaiser vorzustellen wünschen, so frage ich: in wessen Namen, als wessen Vertreter? Welche Gefühle wollen Sie dokumentieren? Sie haben den Eid der Treue abgelegt: was könntet Ihr mehr er klären, als darin steht? Eure treu-unterthänigen Gefühle verstehen sich von selbst. Ich stehe dem Kaiser näher und doch belästige ich ihn nicht in dieser schweren Stunde. Wenn alle hundertzwanzig Millionen seiner Unterthanen ihm persönlich ihre Gefühle mitteilen wollten, dann bliebe ihm nicht die Zeit übrig zur Regierung des Staates." So-
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