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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 30.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-30
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189311304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18931130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18931130
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1893
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945 4n Zschopau und der hiesigen Gegend gewesen, hatte «ehrere Jahre in Wolkenstein gewohnt, wo auch zwei seiner Töchter geboren waren: Eleonore, die IV, Jahr alt starb, und Elisabeth, die später, den -4. Juni 1570, zu Heidelberg mit dem Pfalzgrasen bei Rhein Johann Casimir vermählt wurde. Noch inniger aber wurde» seine Beziehungen zu Zschopau, als im Jahre 1554 Cornelius von Rüxleben, der Sohn des oben erwähnten Haus Caspar von Rüx- lebcn, der ein Zeuge des Testamentes des Kur fürsten Moritz war, von ihm zum Jägermeister in Zschopau für den erzgebirgischen Kreis ernannt wurde. Der Bestallungsbrief ist datiert: Dresden, den 22. März 1554. Die Zschopauer Chroniken, sowohl die Simonsche als auch die Meinholdsche, find im Jrrtume, wenn sie sagen, daß Cornelius von Rüxleben erst von 1560 an dies Amt bekleidet habe. Außer dem erwähnten Bestallungsbriefe finden sickjm König!. Sächs. Hauptstaatsarchive weit überein halbes Hundert Erlasse an ihn vor aus den Jahren von 1554—1560. So erhält er unterm 7. Sept. 1555 Befehl, „er solle den Forst- Inechten keine Hasen sangen lassen, da das Nieder weidwerk in den Aemtern Chemnitz und Raben- stein dem Amtmann zu Chemnitz Georg Oesterreichern verschrieben sei"; unterm 24. Sept. 1555 „der Forstmeister zu Zschopau, Nikol Ohorn, solle zu Michaelis seinen Dienst abtrcten" u. a. ni. Auch «rhält der Schosser zum Schellenberg den 10. Juli 1556 dir Weisung, daß dem Jägermeister Cornelius von Rüxleben der Zins für das Fischwasser der Zschopau Zeit seiner Bestallung erlassen sei. — Dieser Jägermeister war 22 Jahre hindurch der Ver traute und Bevorzugte des Kurfürsten August. Aber «r verdiente es auch; der Kurfürst selbst erkennt seine Dienste als so hervorragende und treue an, daß er ihm einen Teil seines Landes nach dem andern aiivertraut, ihn aber auch dafür'immer reicher mit Gütern und Einkünften begnadet. Das ist es, was ganz wesentlich auf Zschopau und seine Um- -gebung eingcwirkt und Verhältnisse geschaffen hat, die bis in unsere Zeit hereinrcichen. Cornelius von Rüxleben wird uns geschildert als ein schöner Mann mit dunklen Augen, braunem Lockenhaär, von untersetzter, kräftiger Gestalt, gegen Untergebene mild und fürsorgend, gegen Seinesgleichen offen und ehrlich, gegen seinen Fürsten zuvorkommend und höflich. Nur eins könnte in seinem dem Kur fürsten gegenüber gezeigten Benehmen auffällig er scheinen und nicht recht gefallen: Bekommt er mehr Arbeit, so ist er auch schon da höheren Lohn zu erbitten. Doch nimmt der Kurfürst daran keinen Anstoß, wie wir später auch selbst sehen werden. Ein sicheres Zeichen, daß Cornelius von Rüxleben mit seinen Bitten nicht mißliebig wurde, sehen wir auch in der Erfüllung, vor allem aber in der Art und Weise der Gewährung derselben von seiten des Kurfürsten. . Cornelius von Rüxleben war ver heiratet mir'Martha von Bceittenbach, einer für die damaligen Verhältnisse hochgebildeten, liebens würdigen Frau. Die Ehe war eine überaus glück liche, ivie uns die folgende „Donatio intsr vivos"* ganz besonders zeigt. „Im Namen der heiligen unzerteilten Drei faltigkeit! Amen! Nachdem der Mensch und alles was da lebet, durch Gott den Allmächtigen darum geschaffen, daß er wiederum sterben und aus diesem Jammerthale abscheiden muß und also den Menschen nichts ge wisser denn der Tod und nichts ungewisser, denn die Stunde des Todes, deswegen und darum: Ich Cornelius von Rüxleben, derzeit des durch lauchtigsten, hochgeborenen Fürsten und Herren, Herrn Augusto, Herzogen zu Sachsen, des heil. Röm. Reichs Erzmarschall und Kurfürst rc. ge ordneter Jägermeister auf den Erzgebirgen und zu Zschopau: um etwaigem Zanke und Widerwillen, fo sich nach meinem Absterben zwischen meinen Freunden und meinem verlassenen Weib und Kindern begeben möchte, zuvorzukommen, bekenne ich hier mit öffentlich, daß ich der Edlen und Tugendsamen Martha, geborenen von Breittenbach, meiner lieben Hausfrauen mit wohlbedachtem Mut, zeitlichem, gutem Rat, gesundes Leibes, alle meine Güter, so mir von meinem lieben Vater, Caspar von Rüx- leben, angestorben und anererbet, auch die. so ich mit meinen Diensten erworben und noch die Zeit meines Lebens erwerben und bekommen möcht, be * Bei der Wiedergabe von Urkunden und Akten stücken ist in der Regel der Wortlaut beibehalten, die Rechtschreibung aber der jetzigen angepaßt, da die frühere wohl manchem Leser Schwierigkeiten bereiten Dürfte. weglich und unbeweglich, Ketten, Kleinod, Kleidung und allenthalben gar nichts ausgeschlossen, um der Treue und Ehr willen, so sie mir bishero erzeiget und ferner zu erzeigen schuldig, übergebe und zu eigne. Uebcrgebe ihr diese also, daß sie sich der selben neben meinen lieben Kindern ihr Leben lang, ungehindert von einigen meiner Brüder, Schwestern oder andern meiner Freunde zu genießen und zu gebrauchen habe» soll. Trüge sich aber zu, daß der allmächtige Gott über mich gebieten und von dieser Welt gnädiglich absorderte und gedächte mein liebes Weib, mich überlebend, sich anderweit zu verehelichen, und dann meine Kinder verlassen würde, so soll sie nicht mehr von meinen Gütern zu genießen und zu gebrauchen haben, denn unsere beider Heiratsberedung vermag und sollen alsdann alle andern Güter, beweglich und unbeweglich, meinen lieben Kindern, soviel derselben Zeit am Leben, wiederum anheim gehen und bleiben. Zu dem behalte ich mir auch hiermit zuvor, daß ich diese meine Uebergabe, es geschehe auch über lange oder kurze Zeit, dieselben zu bessern, zu mehren, zu mindern, oder gänzlich wieder aufzuhel en und gar abzuschaffe», »ach Gelegenheit und Schickung, Fügend Macht habe» soll. Ich thue auch hier- mitmieine hohe Obrigkeit und Regierung auch andere Genchtsherre», denen diese meine Uebergabe für kommen möcht, zum untcrthänigsten und ganz freund lich bitten, dieselben wollen, wenn cs sich begäben thäte, auf den Fall der Notdurft obgenannte meine liebe Hausfrau allergnädigst und günstig darüber schützen und handhaben helfen, daß ich mich auch also zu geschehen verhöffte. Urkundlich steter und unverbrüchlicher Haltung habe ich, Cornelius von Rüxleben, Jägermeister, mein angeboren Petschaft an diese meine Uebergabe wissentlich sürgedruckt und mich mit eigener Hand unterschrieben. — Ge schehen im Schloß zu Zschopau den zwölften Tag des Monats Juli, nach der Geburt Christi unseres Herren und Heilandes Tausendsünfhundert und iin neunnndsünfzigsten Jahre. Cornelius von Rüxleben meine Hand. Im Namen der heiligen Dreifaltigkeit! Amen. Nachdem und als wir armen Menschen durch Gott geschaffen, nichts gewisser denn den Tod und nichts ungewisser denn die Stunde des Todes vor uns haben, und aber sich »ach Absterben eines Menschen oft und viel thut zutragen, daß die Freunde des verlassen Hab und Güter halben in Unwillen wachsen; dem allen zuvorzukommen und sonderlich darum: weil durch Gottes allmächtige Schickung der gestrenge und ehrenseste 'Cornelius von Rüx leben, des Erzgebirgs und zu Zschopau Jäger meister, mir, Marthen, gebornen von Breittenbach zu einem Ehegemahl gnädiglich beschert, verordnet und gegeben, in welcher unserer stehenden Ehe Gott uns schöne, gesunde Kinder gnädiglich gegeben, darum wir Gott allezeit inniglich danken, verhoffend der gnädige Gott werde uns nach seinem göttlichen Willen noch mehr bescheren, deswegen, um der Treu, schuldigen Ehcpflicht und Lieb willen, so ich zu meinen, lieben Junkern und Hauswirt, Cornelien von Rüxleben trage, thue ich mit wohlbedachtem Mut, zeitlichem Rat, ganz freiwillig hier mit dieser Schrift meinem lieben Junkern und Hauswirt, wenn der Allmächtige über mich gebieten und mein lieber Junker und Hauswirt mich überleben würde, alle meine Hab und Gut, so ich von meinen lieben Elter» ererbet und bekommen, nämlich alle weib liche Zierde an Kleinodien, Bechern, Geld, Ketten, Kleidung, wie es auch den Namen haben mag; auch alles Andere, so ich mit Willen meines lieben Junkern und meinem Fleiß in unserer stehenden Ehe erzeugt und erworben, als Bettgewand, Federn, Leinengerät, Garn, alles Vieh und in Summa alles, davon nichts ausgeschlossen, was wir zu unserm Besten erzeuget und in täglichem Gebrauch und Nutz(en) gehabt, hiermit kräftiglich übergeben und austragen: Uebergebe und zueigne ihm dieselben bei meiner Fraulichen Ehren und Pflichten, wie mir denn Kaiserlich und Sächsisch Recht vergönne» und Nachlassen, daß gedachter mein lieber Junker und Hauswirt nach meinem Absterben alle meine Güter ohne einige Verhinderung aller meiner Freunde, auch derer, so ostgedachlen meinen lieben Junkern und Hauswirt derwegcn in Forderung und Anspruch nehmen möchten, innen haben und als unser beider anererbet und wohlgewonnen Gut genießen und gebrauchen soll. Und bitt deshalb die hohe Obrigkeit, auch männiglich ganz demütig und freundlich, dieselben wollten meinen lieben Junker und Hauswirt über diesen meinen Willen und Uebergabe auf den Fall der Notdurft, daß er von männiglich ungehindert und unangefochten bleiben möge, gnädigst und günstiglich schützen und handhaben. Des zur Beglaubigung habe ich, ob genannte Martha geborne von Breittenbach, an diesen meinen Willen und Uebergabe mich mit meiner Hand, dieses alles stets und unverbrüchlich zu halten, unterschrieben. Geschehen aufm Schloß zu Zschopau, de» zwölften Monatstag July, Anno Tausendsünfhundert und im neunundsünfzigsten Jahre. Martha von Rüxleben, geborne von Breittenbach meine Hand. Georg Beyer, Notar." Welch tiefe Religiosität, welch gegenseitige kind liche Liebe und innige Zuneigung spricht sich in dieser Urkunde aus! Welch treue Fürsorge beider seits! Welch ein Stolz auf die schönen, gesunden Kinder! und welch wahrhaft kindliche Offenheit! — Wie oft -wird das Mittelalter und die Zeit der Reformation verurteilt als eine äußerst rohe und lieblose und doch findet nian auch in dieser Zeit so manchen Beweis inniger Liebe und tiefen Fein gefühls. Man vergleiche nur einmal die Aeuße- rungcn über den Gemahl und die Gemahlin, über Eltern und Kinder mit den heute üblichen. (Fortsetzung folgt.) Abendsonne. Novelle von H. Rens. 14) (Fortsetzung und Schluß.) Wolf war in dieser niedergedrückten Stimmung jedem Begegnen mit alten Bekannten ausgewichen, selbst Neumann, de» Getreuesten, der, wie er wußte, hier glücklich verheiratet lebte, hatte er nicht aus gesucht. Um so freudiger war daher seine Ueber- raschung, als dieser plötzlich, den Zwicker wie ge wöhnlich auf der Nase, die Akten unter dem Arm, vor ihni stand. „Wolf, alter Freund, grimmer Hagen!" rief er ihn umarmend. „Laut Ministerialblatt nun wohl bestallter Amtsrichter in W. Selbstherrscher aller Reußen in dem kleinen Nest. Laß Dir gratulieren. Ja, so weit ist man noch nicht!" „Du hast als Assessor geheiratet, Neumann?" „Ja, wie Du weißt, arbeite ich in der Staats anwaltschaft, dort brauchen sie immer Leute. Weiß der Teufel, cs scheint doch mehr Spitzbuben auf der Welt zu geben, als ehrliche Menschen. Aber höllisch einrichten muß man sich mit den Diäten, obgleich meine Agnes ein wahres Wunder von Sparsamkeit ist. Eine kleine Hausfrau zum küssen." Wolf lächelte trübe. „Du warst immer ein Glücks kind, Ncumann. So gut wie Dir ist es mir nicht geworden." „Unsinn, .Prinzessin Eboli' wird sich doch wohl verschmerzen lassen. Uebrigens glaube ich sie neu lich gesehen zu haben in eleganter Equipage, Livree diener auf dem Bock, die passendste Folie für ihre königliche Schönheit." Wolf zuckte verächtlich mit der Schulter. „War sie mir jemals etwas?" „Nicht? Um so besser. Da wird uns das Blut der Rüdcsheimer Traube prächtig munden. Doch halt! Ich bin ja nicht mehr der Junggeselle, der das Wiedersehen mit einem Freunde im Wirtshause zu feiern braucht. Meine Termine sind zu Ende, ich nehme Dich gleich in unsere Vorstadt mit hinaus. Wir wohnen dort ländlich, billig. Ein allerliebstes Nest." „Und Deine Frau." „Du bist ihr kein Fremder. Schon als Braut kannte sie alle tollen Studentenstreichc des grimmen Hagen auswendig. Und wenn wir heute bei Tisch vom Fach sprechen, über schwierige Fälle, Grund buch, Subhastationen verhandeln, so hält sic tapfer mit, die richtige Juristenfrau." „Du bist sehr glücklich, Neumanu!" „Sehr. Doch hier kommt gleich die Pferdebahn vorüber. Zehn Minuten vor meiner Wohnung steigen wir auS." Wolf staunte über die, selbst jetzt am hohen Nachmittag, fast menschenleeren Straßen. „Als ob der wüste Lärm, der giftige Atem der Millionen stadt hier nicht heranreiche," meinte er. „Nicht wahr? Die Riesenschlange faucht, aber verschlingt uns nicht. Doch dort," setzte er mit fast zärtlichem Lächeln hinzu, „ist mein Tuskulum." Als sie nun die kleinen Vorgärten, auS denen Reseda und Nelkenduft ihnen entgegenwehte, passierten, war cs Wols, als habe er unten am Fenster einen kahlen Schädel mit einem Kranz dünner grauer Haare bemerkt. „Eine flüchtige Aehnlichkeit. Du glaubst die, die Du suchtest,
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