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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-190106080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19010608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19010608
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1901
- Monat1901-06
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472 Gedenktage. 8. Juni. 1781. George Stephenson, der Begründer des Eisen bahnwesens, in Whlam bei Newcastle geboren. 1794. Gottfried August Bürger gestorben. 1815. Hamburg tritt dem auf dem Wiener Kongreß errichteten Deutschen Bunde bei. S. Juni. 1672. Peter der Große im Kreml zu Moskau geb. 1842. Graf Ernst zur Lippe-Bicsterseld geboren. I«. Juni. 1190. Kaiser Friedrich I. Barbarossa beim Uebergang über den Fluß Saleph in Kilikien gestorben. 1886. Prinz Luitpold wird Verweser des Königreichs Bayern. Junker Hans. Roman von Felix von Stenglin. (Nachdruck »rrbolt».) (22. Fortsetzung.) „Andre haben wichtigere Dinge zu thun," be merkte der Rittmeister. „Projekte machen, 'ne Thor- heit, Hopfen zu baue». Wird den ganzen Sommer regnen, dann ist alles zum Deubel." HanS bewahrte äußerlich vollkommene Ruhe. Aber seine Nasenflügel blähten sich aus, während er ant wortete, und das war immer ein Zeichen seiner inneren Erregung. „Das kann man doch vorher nicht wissen. Du prophezeist immer. Warten wir's doch erst ab." „Hm!" machte der Rittmeister und schluckte die Antwort herunter. „Hans!" rief Tante Klärchen vorwurfsvoll aus. Nun blinzelte der Rittmeister in die Sonne und sagte dann: „Warum die Markisen noch nicht an gebracht sind, weiß ich auch nicht. Das geht wohl alles nach dem Kalender. Schreiberwirtschast!" „Es kann ja noch heute geschehen," meinte Frau von Lewitz, und zu Hans gewandt setzte sie hinzu: „Ist Merkenthin entbehrlich?" „Heute nicht," erwiderte Hans, indem er mit den Schlüsseln in seiner Hosentasche klimperte, „er hat an den Wirtschaftsgeräten zu thun, aber morgen vielleicht!" „Vielleicht! Hm!" Der Rittmeister nahm die Zeitung vor und blickte hinein. Er that jetzt eigent lich nichts mehr als die Zeitung lesen und hin und wieder in den Wald fahren. Sein Sohn hatte ihm ja alle Thätigkeit sortgenommen. Hans dachte: ,Sollst du jetzt hinausgehen? Es wäre vielleicht besser? Dann aber wieder bäumte sich der Trotz in ihm auf, und er wartete förmlich auf eine Gelegenheit, dem Vater wegen seiner Ein mischungen ein Wort zu sagen. Frau von Lewitz wandte sich zu ihrem Mann. „Hast Du heute früh bei Deiner Ausfahrt Wild gesehen?" „Paar Rehe!" erwiderte der Rittmeister mißmutig. „Hirsche sieht man ja heutzutage nicht mehr." Tante Klärchen hielt sich die Hand vor die Augen. „Die Sonne sticht wirklich schon recht unangenehm. Ich werd Dir meinen Schirm holen, lieber Karl." Der Rittmeister lochte kurz auf. „Mir? Was schadet mir die Sonne? Sonnenstich? Wenn ich den auch bekäme! Wäre ja nichts verloren an mir." Niemand bemerkte hieraus etwas. In dem Ritt meister wirkte wohl der Acrger nach über die ab schlägige Antwort, die Hans wegen Anbringung der Markisen erteilt hatte. Er sagte, ohne von seiner Zeitung aufzublicken: „Mich wundert überhaupt, daß wir den Merkenthin noch haben. Im Wirtschafts- Hause sind ja wohl nun bald alle Leute entlassen." „Nur die entbehrlichsten," erwiderte Hans und sah über die Rasenflächen hinüber nach den hohen Eichen. Frau von Lewitz wollte vermitteln. „Laß nur, Karl," bemerkte sie freundlich, „ich arbeite ein bißchen mehr, und darin hat Hans recht: wir müssen uns in allem einschränken." So gut diese Worte aber auch gemeint waren, sie erinnerten den Rittmeister an unliebsame Dinge. „Ja, das hätt' ich mir vor Jahresfrist nicht träumen lassen, daß man beim Sohn betteln muß und dann noch abschlägig beschicken wird." Jetzt wandte Hans den Kops schnell herum. „Papa, nun ist's aber genug!" sagte er heftig. „Wenn Du willst, daß ich die heillos verfahrenen Verhältnisse ordne, mußt Du Dich auch der Verpflichtung fügen, die Du freiwillig übernommen hast." Der Rittmeister sprang auf, Zorn im Blicke. Ein paarmal atmete er schwer, dann ließ er sich wieder aus die Bank fallen. „Du siehst ja," sprach er matt und resigniert, „ich thu' cs schon." Aber Hans wollte nun vollkommene Klarheit und Sicherheit haben. „Leider thust Du cs nicht," fuhr er fort, „Du erschwerst mir mein Amt auf jede Weise. Dies Bleigewicht in meiner Thätigkeit ertrag' ich nicht länger. Schon wieder hast Du in eine meiner An ordnungen hineingeredet. Ich habe den Wirnitz ent lassen, weil ich ihn für entbehrlich halte, und Du sagst Herrn Michels, er könne noch bleiben. Da müssen ja die Leute verwirrt werden. Ich bitte Dich, mir hier in Gegenwart von Mama und Tante Klärchen die Versicherung zu geben, daß Du Dich künftig jeder Einmischung enthalten willst, sonst lege ich noch heute meine Ausgabe in Deine Hände zurück." Der Rittmeister saß mit niedergeschlagenen Augen da und sprach kein Wort. Tonte Klärchen war aufgesprungen und hatte sich wie schützend über ihn gebeugt. Entsetzt sah sie aus ihren Neffen. „Hans! Wie sprichst Du mit Deinem Vater!" Und Frau von Lewitz, ebenfalls ausgestanden, hatte des Sohnes Hand ersaßt, um ihn von weiterem zu rückzuhalten. Hans aber stand aufgerichtet da, sah seinen Vater an und wartete aus Antwort. „Noch heut leg' ich sie zurück!" wiederholte er mit äußerster Bestimmtheit. Und nach kurzer Pause erwiderte der Rittmeister leise: „Ich verspreche es." „Ich danke Dir," sagte Hans und ging ins Haus. » Abends war Versammlung im Schulzimmer. Männer und Frauen waren zugegen. Sie lauschten dem, was Hans ihnen erzählte. Er hielt ihnen einen praktischen Vortrag über verschiedene Dinge. Zunächst wies er sie daraus hin, wie sie ihre Hühner zucht in weit nutzbringenderer Weise als bisher be treiben könnten, und sicherte ihnen Bruteier von guten Rassen im Umtausch gegen ihre kleinen Landhuhneier zu. Dann forderte er sie auf, besonders die Frauen, ihre Wohnstätten ein wenig freundlicher zu gestalten durch Anlage kleiner Vorgärten. Er setzte einen Tag fest, wo sie sich vom Gärtner Pflanzen und Pflanzensamen holen könnten, und bestimmte einen Preis für denjenigen, der im Sommer den schönsten Vorgarten aufweisen könne. Noch allerhand andre praktische Dinge wurden besprochen, und zuletzt gab's Kaffee mit Zubrot für die Frauen und Bier für die Männer. Hans wollte künftig in regelmäßigen Zwischenräumen solche Abende veranstalten. Es war halb zehn geworden, als Hans die Schule verließ, nachdem er mit dem Schullehrer, der zugleich Schneider war, noch eine kleine Unterredung gehabt hatte. Der Regen, der sich am Nachmittag eingestellt hatte, war vorübergezogen, ein lauer Wind trieb die letzten Wolken fort, und die Sterne blinkten freund lich vom Himmel hernieder. Die Dorsstraße war leer geworden;'Männer und Weiber hatten ihre Häuser bereits ausgesucht. Aus einigen Fenstern schien noch Licht, in andern Wohnungen war auch das schon erloschen. Da sah Hans eine Männergestalt die Dorsstraße Herabkommen. Es war Friedel, in Jagdjoppe und Mütze, das Gewehr über der Schulter. Hans stellte sich hinter einen Baum und wartete. Drüben aus das Haus, wo LiSbeth Stöwer wohnte, ging Friedel zu. Und doch war eS schon dunkel im Hause. Da, als er an der Thür war, blickte Lisbeths Kops heraus, und sie öffnete. Hans wurde zornig. Was hatte der Fremde sich hier in den heimischen Bau zu schleichen? Der sollte doch daheim oder in Berlin treiben, was er wollte, aber nicht hier! Seit wann war er über haupt wieder in Hohendorf? Und warum hatte er sich im Herrcnhouse von Neuhaus nicht blicken lassen? Weil er unbemerkt krumme Wege gehen wollte? Hans machte einige Schritte auf das HauS zu, dann blieb er wieder stehen. Es war doch nicht Eifersucht, was ihn so erregte? Nein! In dieser Beziehung war sein Herz erstorben, und wenn cs eine besaß, so weilte sie weit von hier ... Er hatte Lisbeth gern, hatte sie von Kindheit an gern gehabt; ihre ebenmäßige Schönheit, ihr ruhiges, stolzes Wesen hatten ihn für sie eingenommen. Und später — nun ja, manchmal hatte er sie auch mit den Augen des Mannes angeblickt — aber jetzt war er froh, der Versuchung nicht erlegen zu sein. Er wollte sich auch fernerhin die Achtung seiner Dors- insassen bewahren. Deshalb aber brauchte er noch nicht unthätig zu zusehen, wie des Nachbars leichtfertiger Sohn das Mädchen dort umgarnte und vielleicht ins Unglück riß. So ging Hans entschlossen auf das Haus zu, öffnete und trat ein. Im Dunkel des Zimmers er kannte er zwei Gestalten, die nebeneinander standen. Friedel kam ein paar Schritte aus ihn zu. „Guten Abend," sagte HanS, ohne dem andern' die Hand zu geben. Lisbeth war in eine Ecke ge gangen und hielt die Hände vors Gesicht gepreßt. „Guten Abend," erwiderte Friedel leise. „Du wolltest uns wohl besuchen?" „I — ja, ich war aus dem Wege." „Dann gehen wir also zusammen." „Es ist zu spät geworden." „Allerdings, es ist ein wenig zu spät für Be suche. Aber ich will Dich wenigstens bis an den Ausgang des Dorfes begleiten." „Hm. Adieu, Lisbeth." Und Friedel verließ mit raschen Schritten daö Zimmer, gefolgt von Hans. (Fortsetzung folgt). vermischtes. * Man schreibt der „V. Z ": Die „Voss. Ztg." erwähnte bereits die parlamentarische Thätigkeit de- verewigten Oberpräsidentcn Grafen Wilhelm Bismarck», der eine Tagung hindurch Mitglied des Reichstages war und im Anschlüsse daran ein Landtagsmandat innehatte. Es war das in der ersten Hälfte der achtziger Jahre, zu welcher Zeit nicht weniger als drei Träger des Namens Bismarck in der preußischen Volksvertretung zu finden waren, und zwar außer dem zweiten Sohn des Kanzlers der ältere Bruder des großen Staatsmannes, Landrat Bernhard von Bismarck-Külz, und ein Neffe Bismarcks, Amts richter v. Bismarck-Flatow. Aber wenn auch alle drei ihre Mandotspflichten getreulich erfüllten» rednerisch sind sie alle so gut wie gar nicht hervor getreten. Wir erinnern uns nicht, den Grafen Bill oder einen seiner Verwandten jemals reden gehört zu haben. Hatte das alte winckelige Haus am Dönhoffplatze seinen großen Tag, galt es ein blutig Streiten des alten Kulturkämpfers Otto v. Bismarck mit den Führern der Centrumspartei, Windthorst und Freiherr v. Schorlemer-Alst, dann war unfehlbar der erste, den der eiserne Kanzler im Sitzungssaale begrüßte, sein älterer Bruder. Zuerst eine Ver beugung gegen den ihm gegenübersitzenden Präsidenten v. Köller hin, dann erfolgte die Begrüßung der beiden Brüder. Mit langsamen Schritten bewegte sich die gebückte Gestalt des alten Herrn von seinem Platze auf der äußersten Rechten aus zur Minister bank, wo schon der Kanzler aus seinem Eckplatze den Bruder erwartete. Ein kräftiger Händedruck, eine kurze Unterhaltung, dann trennten sich die Brüder, bei denen die Familienähnlichkeit unverkenn bar war. Graf Wilhelm, Bernhard v. Bismarck und v. Bismarck-Flatow, alle hatten sie den mächtig gewölbten Bismarck-Schädel und bei allen dreien derselbe spärliche Haarwuchs, den der alte Landrat durch eine gewaltige eisgraue Perrücke zu verdecken suchte. An Gestalt jedoch überragte sie alle — Sohn, Bruder und Neffen — der erste Kanzler des Deutschen Reiches. Bernhard v. Bismarck-Külz und v. Bismarck-Flatow sind schon längst dem großen Kanzler ins Jenseits nachgesolgt, nun haben sie auch den letzten der damaligen vier Bismarcks in Varzin zu Grabe getragen. * Ein interessanter Tag für Karlsbad war der letzte Dienstag: beim dortigen Meldeamte wurde die größte Zahl Badegäste seit Bestand der Stadt gemeldet, nämlich 673 Personen. Nächsthohe Tages ziffer an einem Tage war 532, die Summe aller Gäste betrug 14 773 gegen 13 950 am 4. Juni 1900. Zur Zeit sind 9448 Badegäste gleichzeitig dort, am 4. Juni 1900 waren es 8520. — Die Schäden- des Wetters vom Sonntag sind weit geringer, als angenommen wurde. Die geringen Uebelstände sind gänzlich behoben und alle Promenaden in Ordnung. * Ein Kind von Ameisen getötet. In einem Dorfe auf Alsen legte eine Arbeiterfrau ihr kleines Kind aus die Tennendiele zum Schlafen hin. Einige Zeit daraus hörte die Frau ihr Kind jämmerlich schreien. Als sie hinzukam, bemerkte sie, daß das Kind im Gesicht von Ameisen wie übersät war, die dem Kinde in Augen, Ohren und Nasenlöcher eingedrungen waren. Der hinzugerusene Arzt ver mochte nicht, das Kind zu retten; es verschied kurz darauf. * Am Sonntag wurde in Flensburg aus der Kanzel während der Frühpredigt der Pastor Nissen zu St. Nikolai vom Schlage getroffen. Er fiel plötzlich nach vorn über und schlug so heftig mit der Stirn aus den Kanzelrahmen, daß eine stark blutende, klaffende Wunde entstand. Einige Chor knaben liefen rasch herbei und benachrichtigten den
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