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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 18.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-190106187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19010618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19010618
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1901
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tücher und sieben neue Kleider waren da neben vielerlei anderm zum Vorschein gekommen, meist Geschenke der Herrschaft, die sie nie gebraucht hatte. Sie hatte sich damals hartnäckig geweigert, den Koffer zu öffnen, bis die gnädige Frau endlich kam und eS ihr anbesahl. Seitdem nun aber ihre Schätze einmal prosanen Augen enthüllt worden waren, wachte sie mit noch größerer Sorgsamkeil darüber, und jetzt gar, wo die Stellung der in ihren Augen am höchsten stehenden Menschen ins Wanken geraten war, glaubte sie ihr Eigentum am besten zu sichern, indem sie möglichst viel draus saß. Mamsell erzählte von der Zeit, da sie in den Dienst der Herrschaft getreten war. Ihr Mann war früher Inspektor in Neuhous gewesen. Als nun der Rittmeister — vor fünfzehn Jahren — von dem Tode ihres Mannes hörte, hatte er ihr geschrieben, „Min Mann." so erzählt sie, „wier in grote Achtung bi'n Herrn Rittmeister, dat könnt ji glöwen. Ick wert't noch, as ick den Breiw kreg! 't wirr 'n schönen Breiw. .Durch den unersetzlichen Verlust/ schrew hei, ,den des Himmels Fügung über Sie verhängt hat, ist Ihnen nicht nur der treue Gatte und Ihrem Kinde der liebende Vater geraubt worden — ich selbst habe den Verlust eines treuen Mitarbeiters und Freundes zu beklagen . . Schulz nickte gewichtig mit dem Kops, August drehte ungeduldig seinen Bart — denn er hatte den Wortlaut deS Brieses schon öfter gehört — und Marieksch war in tiefes, wehmütiges Nachsinnen ver fallen. Sie verstand die Worte nicht recht, aber sie klangen so schön und wohlgesetzt. „Un so 'ne Herrschaft möt nu von hier weggohn!" setzte Mamsell hinzu, indem sie ihr Taschentuch her vorzog. Jetzt öffnete sich die Thür, und Frau von Lewitz trat ein. Erschöpft hielt sie sich mit der Hand an der Wand fest. ,O gnäg' Fra»! rief Mamsell mitleidig aus und wollte einen Stuhl holen. Doch Marieksch' Truhe stand näher, und Frau von Lewitz nahm dort Platz. Marieksch stand aus und blickte mit besriedigtem Stolz aus die Truhe und dir gnädige Frau, die daraus zu sitzen nicht verschmähte. „Ich kann nicht mehr," sagte nach einer Weile Frau von Lewitz. „Ich will Euch jedem die Hand geben, und dann mag'S gut sein. Ein kleines An denken bekommt Ihr noch von meinem Sohn. Laßt eS Euch alle gut gehen und denkt manchmal an Eure alte Herrschaft." Mit aller Energie stand nun Frau von Lewitz auf und gab zuerst Mamsell, daraus Schulz und August, schließlich noch Marieksch und dem Küchen mädchen die Hand. Keiner sagte ein Wort. Frau von Lewitz wandte sich zur Thür. Da stürzte Mamsell nochmals vor und erfaßte die Hand der Herrin von neuem. Thränen stürzten aus ihren Augen während sie die Worte sprach: „Für Leben und Sterben! Vor Gottes Thron sehn wir uns wieder!" Da sank Frau von Lewitz an die Brust der treuen Frau, gab ihr einen Kuß und verließ, sich gewaltsam loSreißend, die Küche. Frau von Lewitz wollte noch das Haus obgehen, aber sie vermochte es nicht mehr. Sie hielt sich ruhig in ihrem Zimmer aus bis zum Abend. Dann brachten die Füchse sie zum letztenmal zur Bahn. Da — als sie Haus und Garten hinter sich hatte und die weite Welt vor sich sah - da löste sich der Druck von ihrer Brust, sie atmete freier und dachte: ,Gott sei Dank, das alles liegt hinter uns. Und nun mag daS neue Leben beginnen!' (Fortsetzung folgt). vermischtes. * Eine der schwierigsten Ballonlandungen hatte am Mittwoch Abend Gras Henry de la Vaulx, ein bekannter französischer Lustschiffer, zu bestehen, näm lich eine Landung mitten in Paris, an die er denken wird. Er war nachmittags 5 Uhr in der Clichy- Vorstadt mit seinem Ballon „Le Reve" ausgeftiegen. In der Gondel befanden sich noch zwei Freunde und eine Dame. Madame Dugn6 de la Fauconnerie. Der Ballon stieg über 1500 Meter hoch, konnte aber keine Luftströmung finden, die ihn über das Weichbild der Stovt dahingctragen hätte. Es herrschte säst vollständige Windstille, und er schwebte daher unausgesetzt über dem Häuscrmeere von Paris, so daß sich der Lustschiffer, um noch vor dem Anzünden der Gaslaternen anzukommen, schließlich zur Landung in der Stadt entschließen mußte. Bis zu dem Augen blicke, wo die Gondel den Boden berührte, ging alles gut. Dann konnte sich der Gros aber vor den in Menge herbeigeeilten, hilfreichen Personen nicht mehr retten, die olle ein Trinkgeld verdienen wollten und sich schon vor dem Empfang um das selbe prügelten. Glücklicherweise kam die Polizei und brachte die Lustreisenden in Sicherheit, wobei letztere von der Menge ausgepfiffen wurden. Eine solche Landung, äußerte der Gras, sei ihm weder in den Steppen Ungarns, noch in den wildesten Gegenden Rußlands und Deutschlands (!) jemals vorgekommen, wie diejenige in dem civilisierten Paris. * Am Untersberg bei Salzburg ereignete sich ein Unglückssoll, dem ein Menschenleben zum Opfer fiel. In der Nacht von Mittwoch aus Donnerstag bestiegen mehrere Touristen den UnterSberg und trafen uw 3 Uhr früh im Schützhause ein. Kurz vor Sonnenaufgang begaben sie sich auf das Geiereck, den höchsten Punkt, um von dort das Noturschauspiel zu genießen. Aus dem Wege entdeckte einer der Touristen, der 22 jährige Tischlergehilse Franz Fink aus Hallein, am Ostgrat des Geierecks einige Blumen, die er, obwohl ihn seine Kameraden davon abricten, holen wollte. Plötzlich verlor er den Halt und stürzte mehrere hundert Meter tief zum sogenannten Surgraben ab, wo er mit zerschmetterten Gliedmaßen tot liegen blieb. * Märchenhaft klingt die Geschichte von einem Märchenbuch, welche Berliner Blätter wie folgt erzählen: Zwei Mädchen, die am Dienstag Mittag aus der Gemeindeschule in der Zehdenickerstroße zu Berlin kamen, betrachteten sich unterwegs die Bilder in einem Märchenbuche, welches dos eine Mädchen von einer Freundin geliehen hatte. Indem sie in dem Buche blätterte, fiel dem zweiten Mädchen ein darin liegender Gegenstand aus. Wie sich nun heraus- stellle, waren es neun zusammengesolteteHundertmark scheine. Was aber dos Erstaunlichste dabei ist, das Buch war bereits in dritter Hand verliehen, aber weder die Eltern der Kinder, die das Buch geliehen hotten, noch die Mutter jenes Kindes, dem das Märchenbuch gehörte, waren die Besitzer des Geldes, und niemand hatte dos Geld beim bisherigen Umherwandern des Buches entdeckt. Sämtliche Leute, um welche cs sich handelt, leben in sehr einfachen Verhältnissen. Jenes Buch ist dem be treffenden Mädchen bei einer Weihnachtsbescherung in der Schule geschenkt worden. Das Geld ist der Polizei übergeben worden. * 5 Wogen, aus welchen sich 15 Arbeiter be fanden, rollten in der Nähe von Chailland (Frank reich) eine stark geneigte Strecke einer im Bau be findlichen Straßenbahn mit so gewaltiger Schnellig keit herab, daß sie bei dem Anprall am Endpunkte zertrümmert wurden. 7 Arbeiter wurden getötet, die übrigen 8 verletzt, davon 3 tödlich. * Ein angeblicher Raubmordversuch aus offener Straße beschäftigt die Berliner Kriminalpolizei In früher Morgenstunde sahen Arbeiter am Reichs tagsuser einen älteren Herrn zur Hälfte im Wasser liegen, der die Besinnung fast ganz verloren hatte. Ins Krankenhaus gebracht, erholte er sich bald wieder und gab an, aus dem Heimwege von zwei Männern angefallen, beraubt und über dos Geländer gestoßen worden zu sein. Es handelt sich um den Sprach lehrer Professor Leries aus Paris. Die Polizei setzt in die Angaben des Professors Zweifel und glaubt, daß er nur die allgemeine Aufmerksamkeit aus sich richten wollte. * In einer Patronensabrik in Issy in der Um gegend von Paris ereignete sich eine heftige Explosion. In dem Augenblicke, als die Arbeiter gerade die Fabrik verlassen wollten, um zu frühstücken, stürzte ein 10 m breites und 25 m tiefes Gebäude der Fabrik ein. Es wurden sofort Rettungsarbeiten be gonnen. Aus den Trümmern sind 15 Tote und 18 mehr oder weniger schwer Verletzte hervor gezogen worden. Die meisten Opfer sind Frauen. * Die Cigarren, die der deutsche Kaiser raucht, werden für ihn in der Havana besonders hergestcllt. Der Kaiser raucht Cigarren, die ein Format von 17 ow Länge haben. Sie kosten, wie der „Konfektionär" erfährt, in der Havana das Stück 23 Cents (1 M. 1b Pf ). In Kisten werden dieselben in New-Aork und anderwärts, wo hoher Zoll aus Cigarren lastet, für circa 3 M. daS Stück verkauft. — In derselben Fabrik werden auch die Cigarren für den König von England hergestellt. Derselbe raucht gern große und starke Cigarren. Die für ihn angesertigten Cigarren sind 22 om lang, haben an der dicksten Stelle einen Durchmesser von 5'/, om und werden auS den ausgesuchtesten Tabaken gemacht. Der Arbeiter, welcher diese Cigarren für den KönigEduard herstellt, erhält als Arbeitslohn sür jede Cigarre 25 Cents (1 M) Die Cigarren werden in der Havana sür 1 Dollar (4 M.) pro Stück verkauft; sie kosten versteuert in New-Aork das Stück 2'/i Dollar (9 M ). Erst vor wenigen Wochen hat der Sekretär deS Königs Eduard an die Fabrik einen Scheck von 200 Pfund Sterling gesandt sür Sendung von 1000 Cigarren. Einige solcher Cigarren werden übrigens als Andenken an den Aufenthalt in der Havana an Reisende verkauft und aus diesem Wege kann auch ein nichtköniglicher Raucher in den Besitz einer solchen königlichen Cigarre kommen. * Die Polizei verhaftete einen der Einbrecher, die kürzlich in einem Juwelengeschäst in Berlin Waren im Werte von 50 000 M. gestohlen haben. Bei der Verhaftung wurden Waren im Werte von 20000 M.wiedererlongt. Der Verhaftete, anscheinend ein Amerikaner, nennt sich Ende. Er verletzte einen Kriminalbeamten durch Dolchstiche erheblich an der Hand. Seine Ergreifung erfolgte, als er den Laden des Hehlers Wolfs betrat, der nebst einem Gehilfen ebenfalls verhaftet wurde. Der Verbrecher scheint an größeren auswärtigen Einbrüchen beteiligt ge wesen zu sein. Gewerbliches Schutzwese«. Wichtigkeit des Widerspruches bei Warenzeichen - Anmeldungen. Originalmitteilung vom Patentanwalt Otto Sack*), Leipzig. bekanntlich werden die Warenzeichen-Einreichungen nach dem Gesetz seitens des Patentamtes einer ein- gekenden sorgfältigen Prüfung unterzogen, und zwar nach verschiedenen Richtungen hin. Ganz besonders erstreckt sich die Prüfung auch darauf, ob ein gleiches, oder auch nur anscheinend verwechsluugs- sähiges Zeichen für gleiche Waren bereits schon früher eingetragen steht, oder nach früherem Gesetz eingetragen gewesen ist. Der Gang der Verhandlungen, wie solche hierbei vom Patentamt zur Durchführung gebracht werden, ist kurz gesagt folgender: Das Patentamt vergleicht neu ein- gereichte Zeichen mit den bereits vorhandenen und gicbt bei Gleichheit oder Ähnlichkeit mit früheren Zeichen den Besitzern der letzteren Nachricht von der erfolgten Ncueinreichung, hieran die Aufforderung knüpfend, gegebenen Falles Widerspruch gegen die Neu anmeldung zu erheben. Diese Widerspruchserhebung ist ancinebestimmteFrist, einen Monat nach Zustellung der patentamtlichen Auf forderung gebunden. Unterbleibt ein Widerspruch, so wird das betreffende Zeichen unfehlbar, auch wenn es mit früher bereits eingetragenen völlig gleich und für gleiche Waren bestimmt ist, eingetragen. Hierin liegt sür ältere Zeichcninhaber die Gefahr, daß ihr Zeichen völlig gesetzmäßig berechtigt, von einem anderen benutzt werden darf, ohne daß an diesem Zu stand etwas geändert werden kann. Die Unterlassung eines förmlichen Widerspruchs kann nach dem Gesetz als ein Zugeständnis sür die Mitbenutzung eines bereits eingetragenen Zeichens aufgesaßt werden, und ist dieses Zugeständnis nur unter sehr großen Schwierigkeiten wieder auszuheben. ES kommt nun zuweilen vor, daß aus Unachtsamkeit oder aus Unkenntnis der Folgen, welche ein solch' unter lassener Widerspruch mit sich bringt, letzterer überhaupt unterbleibt und dann der oben angegebene Fall der DoppeleintragungdessclbcnZeichens sürgleicheWaren zu stände kommt. Es sind deshalb die Mitteilungen des Patentamtes betreffs Widersprucherhebung bei Zeichenanmeldungen sehr wohl als von hoher Wichtigkeit zu beachten. *) Der Verfasser ist gern bereit, den Abonnenten des Wochenblattes kostenlos Auskünfte auf dem Gebiete des gewerblichen Schutzwesens zu erteilen. Marktpreise in Chemnitz vom 15. Juni. Weizen, fremde Sorten 9-F— H'bis sächs. Roggen, nieder!, sächs. - preußischer - hiesiger - fremder Braugerste, fremde - sächsische Futtcrgerstc Hafer, sächs. Hafer, preuß. Erbsen, Koch- Erbsen, Mahl- u. Futter- Heu Stroh Flegeldrusch Stroh Mafchinendrusch Kartosf',,, Butter Ob 65 65 35 50 50 70 50 25 80 50 60 20 9^25^ 9 - 20 - 7 - 80 - 7 - 80 - 7 - 50 - 7 - 65 - 7 8 II 8 4 3 3 2 2 75 75 60 30 60 50Kv I Ko. 18. Juni. Sonnenaufgang 3 Uhr 45 Min. Sonnenuntergang 8 Uhr 29 Min. Mondaufgang 6 Uhr I Min'. V. Monduntergang 9 Uhr 40 Min. N. IS. Juni. Sonnenaufgang 3 Uhr 45 Min. Sonnenuntergang 8 Uhr 29 Min. Mondausgang 7 Uhr 15 Min. V. Monduntergang 10 Uhr II Min. N. ierantwvrtlicher Redakteur: A. Raschle in Zschopau. — Druck und Verlag von F. A. Raschle, Paul StrebelowS Nachfolger in Zschopau.
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