Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 12.12.1901

1901. Nr. 147. Wochenblatt für Zschopau und Amgegeud. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Flöha, sowie für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Zschopau. <rl-ktnt Dtentlaz, vünnrriiag und Sonnadknd und wird -m «bnid d»rher uudgegrbm und verjendei. Vr-rirliahrlvrri« 1 Mark audlchlieblich Boten- und Postgebühren. 69. Jahrgang. Donnerstag, den 12. Dezember. Jnlerale werden mit 10 P>g. sür diel aetpallen« ikorpudzetl« der«chne> und dt» mittag« IL Uhr de« dem Lage de« tkrscheinen« vorhergehenden . Tage« angenommen. Bekanntmachung, Kirchenvorstandswahlen betreffend. Nach Abschluß der Arimeldelisien wild hiermit bekannt gemacht, daß der Wahlakt für die Kirchenvorstandswahlen am Sonntage, den IS. Dezember d. I., stattsindet, und zwar sür die Stadt Aschvpüll vormittags nach dem Hauptgottesdienste bis um 12 Uhr innerhalb der Ttadtkirche, desgleichen sür die emgepiorrien Ortschaften Gornau und Schlöhchen-Porschendorf ebendaselbst. In Witzschdorf findet die Wahl in der dasigen Kirchenkapelle ebenfalls nach dem Hauptgottesdienste bis um 11 Uhr statt. Stimmberechtigt sind diejenigen Herren, welche sich bis zum 11. Dezember d. I. tür die Wahlliste angemeldet haben, und deren Berechtigung nicht angefochten worden ist. Wählbar als Kirchenvorstände sind nnr stimmberechtigte Gemeindeglieder von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung, die das SV. Lebensjahr vollendet haben. Indem wir betreffs der Zahl und Namen der Ausscheidenden aus die erfolgten Bekanntmachungen vom 2. Dezember ab verweisen, fordern wir alle Stimmberechtigten aus, sich an dem Wahlakte zu beteiligen. Zschopau, den 12 Dezember 1901. Der Kirchenvorstand, k Wolf, Vors Freitag, Sen 13. Dezember d. I., nachmittags S Uhr. Aus Sachsen. Zschopau, den 11. Dezember 1901. — Am Montag Abend ging hier ein Gewitter nieder, noch dem Schneesall eintrat. Auch aus Chemnitz und Dresden wird von Gewitter um die selbe Zeit berichtet, das von starkem Schneesturm begleitet war. In Leipzig trat dos Unwetter in gleicher Weise aus. — Der kürzlich zusammengetretene Landtag ist bekanntlich der erste, in welchem die Zweite Kammer aus Grund des Dreiklassenwahlrechts zusammengesetzt ist. In der Ersten Kammer haben Sitz und Stimme 3 Prinzen von königlichem Geblüt, 1 Würdenträger der Landesuniversität, 2 geistliche Würdenträger, 2 Staatsbeamte, 9 Bürgermeister, 5 Kausleute und Fabrikbesitzer, die zum Teil auch Großgrundbesitzer sind, und 27 Großgrundbesitzer. Die Abgeordneten in der Zweiten Kammer setzen sich zusammen aus 19 Großindustriellen, 1 Bergwerksbesitzer, 10 Kauf leuten, 1 Handelskammersyndikus, 2 Direktoren von landwirtschaftlichen Kreditorganisationen, 5 kleineren Gewerbetreibenden, 12 Rittergutsbesitzern bezw. -Pächtern, deren Zahl übrigens noch dadurch er höht wird, daß einige Großindustrielle und Direktoren ebenfalls Rittergutsbesitzer sind, 12 Gutsbesitzern, deren Güter übrigens öfters die Größe von Ritter gütern erreichen (zu diesen wären auch noch einige Industrielle hinzuzuzählen), 10 Gemeindebeamten, 2 Staatsbeamten, 1 Richter, 4 Rechtsanwälten und 3 Rentiers. — Das Reichepostamt richtet auch in diesem Jahre an das Publikum das Ersuchen, mit den Weihnachtsversendungen bald zu beginnen, damit die Paketmossen sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Beförderung leidet. Bei dem außerordentlichen Anschwcllen des Verkehrs ist es nicht thunlich, die gewöhnlichen Besörderungsfristen «inzuhalten und namentlich aus weitere Entfernungen eine Gewähr sür rechtzeitige Zustellung vor dem Weihnachtssesle zu übernehmen, wenn die Pakete erst am 22. Dezember oder noch später eingeliesert werden. Die Pakete sind dauerhaft zu verpacken. Dünne Pappkasten, schwache Schachteln, Cigarren kisten rc. sind nicht zu benutzen. Die Aufschrift der Pakete muß deutlich, vollständig und haltbar hergestellt sein. Kann die Aufschrift nicht in deutlicher Weise aus dos Paket selbst gesetzt werden, so empfiehlt sich die Verwendung eines Blattes weißen Papiers, welches der ganzen Fläche nach fest aufgeklebt werben muß. — Am Sonnabend Nachmittag fand im Gast hose »zum Löwen" in Flöha unter Vorsitz des Herrn Bürgermeisters Roscnseld aus Augustusburg die diesjährige 4. Vierteljahrsversammlung der Ver einigung der Gemcindcvorstände aus dem amts- hauptmannschastlichen Bezirke Flöha statt, welche wiederum Herr Amtshauptmann vr. Morgenstern mit seiner Gegenwart beehrte. Als stellvertretender Vorsitzender wurde Herr Gemeindevorstand Fischer in Hausdors gewählt. Durch rege Aussvrache über Erfahrungen aus der Praxis gestaltete sich die Ver sammlung zu einer recht interessanten. — Am Sonntag Vormittag in her 11. Stunde war in dem Möbelgeschäft von Höps und Glaser in Chemnitz, Holzmarkt 9, aus dem Dachboden ein Brand ausgedrochen,welcher, durch den herrschenden Sturm angesacht und durch die oufgestapelten großen Möbelvorräte reichlich genährt, schnell einen erheb lichen Umfang nnnahm. Bald schlugen nicht nur die Flammen zum Dache hinaus, sondern das Feuer wurde auch durch die Lust- und Lichtschächte nach den unteren Geschossen — das Gebäude ent hält fünf Stockwerke, von denen das Erdgeschoß den »Kulmbacher Brauhos" enthält, während die übrigen Räume der Firma Hopf und Glaser dienen — verpflanzt. Die Feuerwehr, die den Brand mit sechs Schlouchspritzen (darunter der Dampsspritze) bekämpfte, hatte einen harten Stand, aber gegen Mittag war dos Feuer gedämpft. Die sogen. Be- räumungsarbeiten dauerten noch bis gegen 3 Uhr nachmittags. — In der Nacht zum Montag ist in An nabe rg nach kurzem Krankenlager Herr Redakteur Erwin Bauer, Leiter des »Annaberger Wochenblattes", am Herzschlag gestorben. Bauer, der nur ein Alter von 44 Jahre» erreicht hat. war früher Oberlehrer an der Ritter- und Domschule in Reval, legte diese Stellung aber schon 1883 nieder und begann ein wechselvolles Leben als Schriftsteller. In Annaberg war er seit dem 15. Februar 1900 thätig. — Eine schwere Gasexplosion hat in einem größeren Verkaufsladen an der Buchholzerstraße in Annaberg stqttgesunden. Der Ladeninhaber betrat denselben frühmorgens mit Licht, als plötzlich eine weithin vernehmbare Detonation erfolgte. Sofort stand der Laden über und über in Flammen, die großen Schausensterspiegclscheiben zerborsten und selbst dir schweren Fensterläden wurden durch die Gewalt des Luftdruckes aus ihren Lagern gerückt, außerdem aber auch der Ladeninhaber selbst an Gesicht und Händen bedeutend verbrannt. DaS Feuer, dem große Bestände Von Herrenkleidern zum Opfer gefallen sind, wurde unter großer Mühe, ehe eS weiter um sich greisen konnte, durch Feuerwehrleute gelöscht. — An der Frankenberger Realschule mit Progymnasium tritt mit nächste Ostern ein Wechsel in der Leitung dieser Anstalt ein. Direktor Professor Schirlitz ist vom Ministerium des Kultus berufen worden, das Direktorat der Realschule zu Meißen zu ürernehmen und wird dem ehrenvollen Rufe Folge leisten. — Infolge der herrschenden Arbeitslosigkeit hat auch die Postverwaltung in Dresden in diesem Jahre von der Anstellung von Militär zur aus- hilssweisen Beschäftigung in der Weihnachtszeit Ab stand genommen, hingegen sind die zahlreichen Meldungen von Civilpersonen berücksichtigt. Am Dienstag wurden bereits 200 Personen eingestellt, denen ein täglicher Lohn von 2,50 M. zugesichert worden ist. Diese Arbeitsgelegenheit wird nament lich von zahlreichen beschäftigungslosen Kausleuten und anderen Personen mit Freuden begrüßt. — Vom Rektor der Universität Leipzig wird ein Anschlag veröffentlicht, wonach aus Grund einer Verordnung des Kultusministeriums das Reifezeugnis von russischen Mädchengymnasien ausnahmslos nicht mehr als genügende Grundlage sür die Erlangung des Hörerscheins angesehen wird. — Am Montag Abend in der 10. Stunde drang in Leipzig ein Mann in das Trödlergeschäst der Frau Lory, Fleischergasse 6, ein und verwundete die Frau durch Hiebe aus den Kops. Es handelt sich unzweifelhaft um Raubmordvcrsuch. Frau Lory wurde ins Krankenhaus gebracht. Der Thätcr ist noch nicht ermittelt. Die überfallene Frau Lory, deren ganze Schädeldccke zertrümmert wurde, ist im Krankcnhause gestorben. Nach dem Mörder wird gefahndet. Auf seine Entdeckung sind 300 Mark Belohnung ausgesetzt. Der Raubmörder eignete sich die Tageseinnahmen und den größeren Teil der Uhren an. — Einen eigenartigen Reiz üben jetzt zurWeihnachts- zeit au, den Beschauer die Auslagen der Buchhandlungen und Popierwarengeschäste aus. Unter den mannig fachen Ausstellungsobjekten sind es vor allem die Abreißkalender, welche durch ihre zumeist reizende Ausstattung das Auge fesseln. Einer ungemein