Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-12
- Monat1885-01
- Jahr1885
-
-
-
206
-
207
-
208
-
209
-
210
-
211
-
212
-
213
-
214
-
215
-
216
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
>«Zo i«»L0 -^7 U!7 0 LL iSIN !«.7k> !si ^ :b>L0 Ü!H, M»N M8. lOl^ L-7-« LU-, so «L- 87 K0 ^a»7s V.76 b.78 Älts 70.»-> r«ro !1L»0. st Ili» » ^l. «'">- - >l ^l. 8U«l »bül 1 » -1l»i ekr,) luni- <vo<l » » - eü»- tür t»»I- gxnt !>«». Il«u>. oeri- »te« 10^: 1100 »uK. I»«: i die vfir ipk" ida" U»sch-i»t täglich früh »»/.llhr. 1k»«tto «r «rpe»m»» IohamirSgasse SS. Aprechlkn-nl trr LetsrNr« Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—S Uhr. ^-Vll«-LUSLr--' «»«Wer »ektt»«ten Ans»rate a, Hache»tage» 2t» 2 U»r Nach»ttta§», a» «»»»-»»» Krft«»e, srntz bi»'/,» Uhr. 3, d»> äMalen für Ins.-Annahmn 2tt» AI«««. UniversitätSsttaße 21, »t» Lösche, üatharincnstraß« 18, P. «»r »t» '/,» Uhr. 12. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels - »nd Geschäftsverkehr. Montag den t2. Zeumar 1885. «aslag» L8,7»0 Adonnnnrntspreis Viertels. 4'/, MN. iacl. Bringerlohn 5 Mt., durch die Post bezöge« 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegcurm-lac 10 Pi. Ledübrrn für Extrubeilagen (in Tageblatt. Format gesalzt) ahne '1-ostdelörderung:I9 Mt. «it Postdes.'rderung 4« Mk. Inserate SgespaitmeHrtitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uai. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Zifsernsap nach döherm Tarif. Nerlirmm «ater dem Rebaettonsstrich dleSgesvalk. Zeile 50 Pf., vor den Fomilirnnachrickten die Sgesvalteae Zeile 40 Pi. Inserate sind stels an die 8rprS»ttoa zu iendcn. — Rabatt wird Nicht gegeben. Zahlung praavuraenui-la oder burcy Pust- Nachnahme. „»-I "> -".--„,>,»-1, 7^^ 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. vkllniitmlilhmlr. Sn Se«äNeit de» Gesetze«, gewerbliche Lchutr» betr.. vom 3 April 1880, unterliege» alle gewerblichen Lehr- «mstalteu, emschtießlich der landwirthschastlichen Dckulen, der Handelsschulen und der Lehranstalten für Musik. Malerei und ähnliche Unterrichtsgegenstände, der staatlichen Beaussichligung. Dagegen fällt Privatunterricht in gewerblichen Fächern, iasosern derselbe nur von einzelnen Personen mit oder ohne Mit wirkung von Familienmitgliedern, unter Ausschluß anderer Lehrkräfte, ertheilt wird, nicht uoter jene» Gesetz. Da nun seit Erlaß de» letzteren neue Lehranstalten der gedachten Art in hiesiger Stadt möglicher Weise entstanden sind, ohne daß wi, davon Kenntniß erlangt haben, so werden di« Vorsteher, bez. Leiter derselben hierdurch veranlaßt, bei Lermeidnng eiuer Geldstrafe von 15 ihre Anstalt unae- sänmt und spätesten« bist zu« 2V. dsst. Mtst. schriftlich bei nn< «mzumelden. Zn ihrer Jnsormatioa können dieselben von der zur Au»sührnng de» gedachten Landesaesrtze» von dem Königt. Ministerium de» Innern erlassenen Verordnung aus unserer Schulespedition (Xalhhau» II. Etage) Einsicht nehmen. Ferner ist. wie 8. 7 de» Gesetze« vom 3. April 1880 bestimmt, von den Inhabern, Vorstehern »nd Leitern gewerb licher Lehranstalten alljährlich der Oderaussickt-behörde (Kvnigl. Ministerium de» Innern) und der Aufsichtsbehörde (Stadtraly) ein Verzeichniß der Unterrichtsstunden, der Lehrer »ad der Schüler einznreichen, nnd e« hat die« in Gemäßheit der vorerwähnten Ausführung«. Verordnung in der Weise zn erfolgen. daß die Schulverwaltungen, d. h. die Direktoren. Leiter und Vorsteher der gewerbliche» Schulen, an die Aufsichtsbehörde Jahres berichte, und zwar w mindesten« 2 Exemplaren, erstatten, welche die Eutwukclnng der Schule klar erkennen lasten, und jedensall» folgend« Angaben enthalten wüsten: n. de« Stundenplan mit Bezeichnung der Tagesstunden, zu welchen der Unterricht stattgesundeu hat, und der Lehrer, welche ihn erlheilt haben. b. eiu Berzeichniß der Lehrer, eiaschließlich de« Direktor», »ach ihren vollen Name«, und s. eine llebersicht über die Zahl der Frequenz der einzelnen Elasten und Adtheiluage». sowie die Zahl der Personen überhaupt, welche die Schul« besucht haben. Diese Berichte der Schulverwaltungen über d«n Stand der gewerblichen Schulen im nüchstvorhrrgehendett Kalenderjahr sind spätesten- Anfang Januar jeden Jahre» bei wl» ew- zureichen. Indem wir diese vorerstchtkichen Bestimmungen hiermit in Erinnerung bringe», werden diejenigen Inhaber, bei. Dar steller »nd Leiter von gewerblichen Schulanstalten, welche die gedachten Berichte über den Stand derselben im vorigen Jahre noch nicht haben an un» gelangen lasten, hierdurch ausgesorvert, ihrer Verpflichtung schleunigst Genüge zu leisten. Im Uebrigen wird hierbei noch daraus hingewirsen, daß in jedem einzelnen Falle Abänderungen der genehmigten Regulative, sowie die Anstellung von Lehrern, welche die im Gesetz vom 3. April 1880 vorgeschriebenen Bedingungen nickt vollständig erfüllen, der vorherigen Genehmigung durch da« königl. Ministerium de» Innern, und bei Schulen, für welche for melle Regulative nicht bestehen, alleAbänderungen der augezeigten Bestimmungen über Ziel« und Verfassung, sowie die An stellung neuer Lehrer, soweit sie ohne besondere Genehmigung erfolgen darf, in letzterer Beziehung schon wegen de» Nach weise» ihrer Unbescholtenheit und Würdigkeit, der vorherigen Anzeige an die Aufsichtsbehörde bedürfen, ehe die Einführung der Abänderung, bez Anstellung de» Lehrer- geschehen darf. Leipzig, den 9. Januar 1885. Der Math der Dtadr Leipzig. vr Georg». wllisch, »sf. Dkkaimtmchiiilg. Wir machen hierdurch öffentlich dekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften -nabe». Welche Ostern 1883 und Ostern 1884 au« einer der hiesige» Volks schulen entlassen worben oder von einer höheren Schule adgkgangen sind, ohne i« letzteren Kalle da» 15. Leben«- iahr vollendet und die Elaste erreicht zu habe«, welche diesem Alter nach dem Plane der Schul« entspricht, zu dem Besuche der Fortbildung-schnele für Kmade» verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselbe», wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Püschmann, dasern sie sich aber im Bezirk der II. Fort bildungsschule aushalten, bei Herrn Direktor vr. Storrl zu erfolgen hat; 3) da- a»ch di,je»ige» Knaben anznxeelöen find, »etebe an» irgend ei»e« Gr««de »»« de» Besuche der städtische» A»rtdtld«»g»sch«le eatd»«de» z» sei» glaube«; 4) daß hier einziehende Knaben, welch« Ostern 1882. 1883 und 1884 au» einer auswärtigen Volksschule entlasten worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fortbildungsschule verpflichte! und sofort, spateste»- aber diaueu drei Lage« «ach de» Einzuge, bei dem Direktor der Fortbildungsschule ihre« Bezirk« anzumrlde» sind; 5) daß Eltern. Lebrherren, Dienstherrschasten und Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi» zu 30 die im Falle der Nichterlegung in Hast umzuwandeln ist. die schnlpstichtige» Knude» ,« dieser Auueel- duug aazudaltea odrr letztere seidst »orzu- aedmen habe«. Leipzig, den 7. Januar 1885. Der Stutd der Stadt Leipzig. Vr. Georg,. Lebnert. Holjmrclion. Muutag, den IV. Januar «. sollen im Forstrevier« E»u»e»itz von Vormittags 9 Uhr an aus dem Mittcl- waldschlage in Abth. 35» und 3K o ca. 8 Rm„ Eichen.Vtntzschette l. Elaste und » 27 « » - II » sowie -1-9 » Eichen-nnd 3 Rm. Rüstern-Breuu-Scheite unter den öffentlich au«hängenken Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. AusaueueeuLuuft: aus dem Holjschlage in der Conne- witzer Linie an der -ISdelbrLeke. Leipzig, a» 2. Januar 1885. Des -Rath- Aorstdeputatio«. Hol.ranction. Montag, de« SV. Januar <r, sollen aus dem Mittelwaldschlag«, inAbtheilung 31a nnd 35n deSBurgaoer Forstrevier«, im sogenannten -tlederholze, dinier dem kenen Schützeuhause, auf der rechten Seite der Aluthrinne »nd de« A«-»ege von» Mosenthal nach dem Schützenbau» ISO Langhanfen und L7V Ävraumhaufen unter den öffentlich auShängcndcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft früh 9 Uhr aus obigem Schlage an der,i>ulhn»ne. Leipzig, am 9. Januar 1885. De» Rat-S Forstdeputation. Döhrre Schule für Mädchen. Anmeldungen zur Osterauinadme erbitte ich mir Freitag, den 1k. und Sonnabend, den 17. d. M. von 9—12 Uhr. Geburtsschein, Impfschein und MlchaellScensur sind Vorzvlegrn. Pros vr. W. NSldeke. Vekannlmachllllg. 8» der zwettrn und dritte» Eloge dcS neuerbauten Rathhaule» » Plagwip sind fünf Familienwohnungen vom 1. April diese» jahreS an zu vermiethen. Davon besieht von drei Wohnungen eine jede an» 1 Salon. 5 Stuben, 1 Kammer, Lüche mit Speise kammer, 1 Bodenraum «nd Keller, während von de» beiden anderen Wohnungen ei« jede au» 5 Stuben. 8 Kammern, 1 Küche. Keller nnd Bodenraum besteht. Nähere AaSkuujt wird im hiesigeu Ge meindeamt (Rat-Hau«) gegeben. Plagwttz, am ö. Januar 1885. Der Gewelirdeborttand. Uhlig. Rhdt. Nichtamtlicher Theil. Der Aegerausstand in Kamerun. Au» den Mil l Heilungen, welche Fürst Bismarck am Sonn abend im Reichstage über die EnlstehungSgründe deS Aus landes in Kamerun gemacht hat, geht hervor, daß unsere Bermulhunz, nach welcher die Engländer die Hand dabei im Spiele gehabt haben, richtig war. Der Pole RotrosinSki bat für die Aufrichtung der englischen Scbutzherrschast an Stelle der deutschen gewirkfl und schließlich Halen diese Beniiiiiung!.-? den Erfolg gehabt, daß die den Engländern freundlich ge sinnten Neger den unter deutschem Einfluß stehenden König Bell verjagt nnd Belltown verbrannt haben. Da« deutsche Geschwader langte noch rechtzeitig an, um größere« Unglück zu verhüten. Leider ist eS nicht gelungen, den Agenten de« Kaufhauses Woermann, PanleniuS, aus den Händen der Ausrührer zu befreien, die Bewohner von Foßtown rächten ibre Niederlage durch die Ermordung desselben. Die Kämpfe sind nickt unbedeutend gewesen; denn 400 Neger mit Schußwaffen standen den deutschen Schiffsmannschaften gegenüber und machten ihnen viel zu schaffen, weil ihnen die Kenntniß de» Terrains Portheile gewährte. Admiral Knorr hat einstweilen die Functionen de« Gouverneurs übernommen, den Wafscnverkaus verboten und die Weißen, welche mit den Empörern gemeinschaftliche Sache macken, mit Ausweisung bedroht. Die Rolle, welche die englische Regierung dabei gespielt hat, ist die denkbar kläglichste. Der Aufforderung, den englischen Eonsul zur Unleritüyung de« deutschen Ver treter« bei Herstellung der Ordnung anzuweise», hat sie llntbätigkeit entgegengcktzt und schließlich die Schlichtung deS Streite- Deutschland allem überlasten. Bon deutscher Seite hat man dann auch nicht gezögert, die geeigneten Maßregeln zu ergreifen, und damit der Empörung em schnelle» Ziel gesetzt Abgesehen von de« Verlusten, welche die Kämpfe verursacht haben, sind die Folgen derselben die allererfreulichsten. Nicht nur, daß da» Ansehen Deutschland« in Westasrika dadurch sehr erhöht worden «st, hat sich auch im Reichstage eine ganz entschiedene Wendung zum Bessern vollzogen. Die deutsch freisinnige Partei hat zwar schon am 14. Dccember die Ge nehmigung der Forderungen für den Gouverneur von Ka merun beschlossen, aber di« fast einstimmige Annahme der "osition ist doch erst durch die veränderte Stimmung im entrum ermöglicht worden. Windthorst bemühte sich ver geblich, die Verweisung der Forderung an die Budgetcom« Mission durchzusetzen, alle seine Bedenken bliebe» ob».-Wider hall selbst bei seinen Parteigenossen, und daS Ergcbniß der Sitzung war die Bewillig»»«. Der Führer des EentruuiS, welcher dieses Mal an Stelle deS Abgeordneten Bamberger die Ausgabe übernahm, vor Kriegsgesabren zu warnen, batte damit kein Glück; denn Fürst Bismarck erwiderte daraus so fort, daß, wenn auch England sich wundere, die Karle zu seinen Ungunsten verändert zu sehen, deSbalb noch kein Zwie spalt einzutrelen brauche. Uebrigen« ließ der Reichskanzler doch durcbblicken, daß wir die Annexion der Samoainseln, welche Neuseeland empfiehlt, nicht ohne Widerstand hin- nehmen werden. Lord Derby scheint auch eingesehen zu haben, daß Deutschland- Ansprüche aus diese Inseln die näheren sind, und deSbalb hat er die allzu eifrigen Neusee länder daraus ausmerksain gemacht, daß sie bester thun, von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen. Auch die Frage wurde erörtert, ob e« nöthig sein Werde, eine Garnison nach Kamerun zu legen. Der Abgeordnete Windthorst bejahte diese Frage, der Reichskanzler verneinte sie nur theilweise, indem er e» für unnölhig erklärte, eine große Garnison nach Kamerun zu legen, und gleichzeitig rielh er dem Reichstage, weniger dem Abgeordneten Windthorst al» dem Abgeordneten Woermann zu folgen. Woermann sagte aber, daß nach seiner Ansicht die beständige Amvesenheit eine« Kriegsschiffe- an der Küste nöthig sein werde. DaS kommt dann schließlich aus Eins heran«, ob die Garnison sich in Kamerun oder an Bord eine- im Hasen liegenden Kriegsschiffes befindet. Woraus es ankommt, ist, daß die deutschen Ansiedler in Kamerun gegen weitere Angriffe der Eingeborenen de« Schutzes bedürfen, und daß ihnen dieser gewährt werden muß. Woermann hat den Zweck der am Sonnabend für den Gouverneur von Kamerun bewilligten Damvsbarkaste dahin erklärt, daß der Gouverneur dcs Schifje- bedarf, um geographische Forschungen zu machen und sich zur Ausrechthallung seines Ansehens von Zeit zu Zeit im Lande sehen zu lasten. Fürst Bismarck fügte dann noch hinzu, daß die Annahme der Vorlage die Einbringung eine» weiteren Nachtragsetats für den Gouverneur von Kamerun zur Folge haben werde. Die Verhältnisse liegen eben dort so, daß der Gouverneur mit allen Mitteln auSgrstattet werden muß, um vollständig Herr der Lage zu sein. Damit bat sich der Reichstag durch Annahme der Borlage einverstanden erklärt. Der frische Luftzug, welchen die Astaire von Kamerun im RrichStage angefachl hat, äußert seine Wirkungen auch bereits in den Commissionen. In der Sonnabendützung der Budget- Eomwission äußerte der Abgeordnete von Gagern. daß unsere Marine nach Maßgabe de« Fortschritts in anderen Staaten entwickelt werden müsse, unsere Flagge sei durch die Erk>c,niffc in Kamerun cngagirt, und unter diesen Umständen würden er nnd seine Freunde die geforderten Schiffe bewilligen. Auch der Abgeordnete Rickcrt gab für sich und seine Freunde die Bereitwilligkeit zu erkennen, die vom Chef der Admiralität gestellten Mchrsordermigen von K Millionen zu bewilligen, tontzte jedoch nicht umhin, den Vorbehalt zu machen, daß De«sckland nicht reich genug sei, um gleichzeitig ein großes Heer und eine große Flotte zu erhalten; man müsse deshalb sparsam Vorgehen. Nur in drr Commission für die Dampfervorlage, welche zuletzt am Freitag Sitzung hielt, konnte die günstige Stim mung für die Cvlomalpolitik noch nicht zun, Durchbruch kommen, dort hat man den Beschluß gefaßt, eine Sub- commisnon zu ernenne», welche Bedingungen über die Leistungen seststellen soll. Zwar war auch der Abgeordnete Woermann für die Ernennung einer Subcominission zu dem gedachte» Zwecke, aber wohl nur auS dem Grunde, weil er glaubte, dadurch am sichersten zum Ziele zu gelangen; hätte die EoinmissionSsitzung einen Tag später stailgesunden, so wäre wohl auch die Postbampscrvorlage heute weiter gefördert. ES ist nicht ausgeschlossen, daß sich die Wirkung dis Umschlages noch nachlräglich auch in dieser Frage geltend macht. Endlich kam auch in der Gonnaiwnvsitzung des Reichtage« noch die Angelegenheit de« DirectorS im Auswärtigen Amt zur Sprache, in welche Beziehung Fürst BiSmarck erklärte, daß er >m Falle der Nichtbewilligung zwei neue Beamte anstcllen müsse, die mehr kosten würden als der Direktor» und daß er Vieser »ruen Arbeitskraft selbst für den Fall bedürfe, daß der Reichstag die Eolonialpolilik ablehne. Die Anzeichen dafür mehren sich, daß der Reichstag auch in seiner gegenwärtigen Zusammen setzung schließlich Alle- bewilligen wird. waS ker Reichs kanzler zur Durchführung seiner auswärtigen Politik, ein schließlich der Cvlomalpolitik, gebraucht. Wenn auch der Abgeordnete Winvlhorst am Freitag dagegen Einspruch er bt 4 v hqt. daß man die im Volke vorhandene Bewegung in den Reichstag übertragt, so hat er gut protestiren; dieze Uebertragung hat sich bereit« trotz seines Widerspruchs voll zogen, und er selbst ist von ihrem Einflüsse nicht frei- geblieben. Die Bewegung hat sich so mächtig erwiesen, daß Niemand sich ihren Wirkungen zu entziehen ver mochte ; um so abgeschmackter erscheinen unter solchen Umständen die Versuche von Leuten, die sich wichtig macken wollen, ihre gänzliche Nnfälngkeit in politischer Be ziehung öffentlich darzuthun. Der Bamberger'icbe Stand- puncl in der Colonialfraae ist heute als überwunden zu betrachten, der gesunde Instinkt deS Volkes hat herauS- gcsühlt. von wie großer Bedeutung die Eolonialpolilik Deutsch land« in diesem Augenblicke ist. Hat doch selbst Windthorst zugestandcn, daß wir im Begriff stehen, von einer Landmacht zu einer Seemacht ersten Range« zu werden. Da« ist nun ireilich eine zu sanguinische Auslassung der Sachlage nnd Fürst BiSmarck entgcgnete deshalb auch sofort, daß wir einst werden damit zufrieden sein können, wenn wir als Seemacht un mittelbar hinter England und Frankreich figuriren. Auch daS ist schon ein Fortschritt, der vor zehn Jahren noch kaum für möglich gehalten wurde, aber deutscher Kraft und deutscher Beharrlichkeit ist eben Vieles möglich, was weniger gesund angelegten Nationen unerreichbar bleibt. * Leipzig, 12. Januar 1885. * Zur parlamentarischen Lag« wird officiöS aus Berlin geschrieben: Dte Majorität drr Herrin Windthorst.Richter ist geschlagen. Sie hat sich ausgelöft vor dem nicht mehr zu ver- kennende» Willen der Nation, di» Colonialpolitik des Reichskanzler- uitterslübt zu sehen. Die für dies« Politik au-gesctzte Position des Etat» mir 180,000 ^ für einen Dampfer und eine Damvsbarlasse zum Gebrauch deS später zu erncuacnden Gouverneurs von Kamerun ist fast einstimmig bewilligt worden. Es bednrstc allerdings der glänzenden und schlagenden Beredsamkeit de- Kanzlers, der von ihm aus secreten Acte» des Auswärtigen Amtes angeführten Mitthrilungen üver Umtriebe polnischer Emissäre, welche selbst dort nn fernen Afrika die deutschen Interessen zu Gunsten englischer bekämpfen. und auch der gerade »iugelausenen telegraphischen Nachricht von dem herzhaften Austreten unserer braven Marine gegen die von „weißen" Rädels führern aufgeheytcn Neger, um den, Willen der Nation gegenüber einer widerwillige,i Majorität Gehör zu verichassen. Im Anfang der Sitzung konnte man eine Prophezeiung über den DuSgang der- s-lben noch nicht wagen. ES war nur unter den Führer» deS Centrum» und des DeutschsreistnnS eine große Erregung wahrnehmbar. Sichtlich schienen selbst Mitglieder des Centrums dem welfischen Heer» sührer diesmal den Gehorsam verweigern zu wolle», weil die Stimme der Nation auch bei ihnen Widerhall finden mußie. Auch die Herren Richter-Rickert glaubte» sich ohne Gefahr für den Ausfall späterer Wahlen dem Sturm nicht mehr enigegenstellen zu können; man sah sie zu ihrem Lommandeur, dem Führer deS LentrumS, lausen, um densclben wahrscheinlich zu beschwören, doch diesmal von dem unheilvolle» Kampfe abzustehen. Ein lakonisches Kopsschütteln de- Welsen war die Aniwort, welche sie mit auf ihren Platz nahmen. Aber selbst Windthorst fühlte sich in seiner ersten Rede bewogen, der Situation Zugeständnisse zu machen und nationale Saiten aus. zuziehen, um allerdings am Schluß zu dem bereits üblich gewor- denen Antrag aus Berweijung an die Commission, also aus die bekannte Obstructiv» zu kommen. Seine Reihen hielten ober nicht zusammen; seine fortschrittlichen Hilssiruppen sielen ab. und selbst Richter, seinem Groll in heftigen Ausfällen gegen die Naiionollibcralen Lusl machend und zu allerhand Lautelen Zuflucht nehmend, erklärte sür die Annahme der 180,000 X und gegen die Bciwcisung in die Budget- commilsion stimmen zu wollen. Der Aerger des kleine» Heerführers war nicht zu verkennen: „Wenn auch diese Herren", Io schloß er seine Rede, aus die Deutschsreisinnigen zeigend, „sür die Vorlage stimmen, so kann ich mich der Abstimmung auch nicht mehr enigegenstellen" — ober wie eine Kassandra fügte er hinzu: „Einst wird konnneu der Tag. wo man an mich und meinr Prophezeiungen denken wird!" Da« deutsche Volk wird den Ereignissen furchtlos entgegen- sehen und inuthig den Bahne» folgen, welche die ReichSregierung für die LolonialpolNik vorgelchlagen und aus welche» sie heute dco ersten großen parlamenlarischen Sieg errungen hat. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" be merkt an leitender Stelle: Der Reichstag hat in seiner vorgestrigen Sitzung die Position i von 150,000 .Sl, welche seiten» der ReichSregierung znr Förderung der auf Erschließung von Lentralasrika gerichteten Unternchmungcn gefordert worden war, sn die Budgetcommission zurückverwiesen. Der StaatSininister v. Boetttcher machte da» HauS wiederholt daraus aufmerksam, daß ein solcher Beschluß jeder Berechugung entbehr,, vällig willkürlich let, da nicht der Schatten eines neu » Arguments in der Plcnarsitzuny betgebracht worden sei. „Ich setze", sagte der Herr Minister, „die höchste Prämie aus für De», welcher nur beweist, daß heute auS dem Hause oder vom RegierungStiich auch nur der Schatten eines ueucn Gesichtsrmnctes aiisg'sielll worden wäre" — und von keiner Seite konnte deni wideriproche» werden. Niemand wagte auch nur, den Versuch der Bewerbung um die angeborene Prämie zu mache». Aber — der Reichstag bcsch ok: nichts desto iwcniger Zurückverweisung der Position in die Budget comnnsstvn, nachdem Herr Windthorst den Sinn diese» Beschlusses dahin interpretrrt hatte, der Reichstag wolle mit demselben der Forderung Ausdruck geben, daß der Reichskanzler persönlich in der Commission erscheine und dort der Volksvertretung Rebe und Ant wort stelle. Entweder Fürst BiSmarck erfüllt diele Forderung öder er thut es nicht; im letzten Falle kann er sich aber auch nicht be klagen, wenn wir dir Forderung ablehncn. Das war der rolhc Faden, der durch alle Rede» Herr» Wi, dthorst'S hindurchging. Nach Canossa den Reichskanzler zu citirc», ist dem CcntrumS- führcr nicht gelungen; nun mutz er sich damit begnügen, ihn vor eine Parlamcntscommission zu fordern. Die öffentliche Meinung wird aber auch darin nur eine Frivolität sehen. Ter Herr Reichs kanzler hatte Herrn Windthorst ausdrücklich erklärt, er würde der Commission nichls weiter miltbeilen können, als was er bereits ge sagt habe; er sei jedoch bereit, jede Frage, die ein Mitglied des HauseS etwa noch zu stellen habe, soweit möglich, sofort im Plenum zu beantworien. Er hatte hinzugesügt, daß cs bei dem leidende» Zustande, in dem er sich befinde, grausam wäre, ihm eine solche Zumuthutig zu stellen; er habe noch vor Kurzem die Erfahrung emachl, daß cine Theilnahme au den nächtlichen CommissionS- tzungco über seine Kräfte gehe. Nicht imt einem Wort ist Herr Windthorst darauf eingegangen. Er wiederholte einfach seine Forderung, der Reichskanzler solle in der Conliii'ssion erscheinen. Herr Windthorst, der zwar selbst nur sein parlr.iiiciitarilcheS und etwas Cumbcrland-Bcschäft betreibt, weiß doch sehr wohl, wie der Reichskanzler mit Geschäften überladen ist; ihm ist bekannt, daß die Gesundheit des Fürsten BiSmarck unter der Last seiner Bcrus-pflichten immer mehr zurückgeht. Se. Matz der Kaiser diLpensirt drn Reichskanzler von allen denjenigen Leistungen, sür die nicht eine absolute Nothwendigkcit vorliegt. Aber Herr Dmdthorst kennt diese Rücksichtnahme nicht. Wir sind geneigt, zu glauben, daß Fürst BiSmarck dem Führer de- LentrumS noch immer viel zu arbeitsfähig ist, und daß die Litatton des Letzteren darin ibre Erklärung findet. Die frivole Art und Weise, io drr Herr Windthorst alle seitens de- Reichskanzlers ihm entgegen gehaltenen Argumente einsach überschwiea und immer wieder aus >eine For deruug zurückkam. drr Fürst mußie vor drr Bndgetcommijfion erscheinen, schließt jede andere Auslegung au». Wir hoffe», daß di« letzten Reichstag-Verhandlungen aas die Ent- schli-ßnngen de- Reichskanzler» einci. bestimmenden Einfluß oaSüben werben. Cr wird, hoffen wir. sich davon üderzrugt Hobe», daß der Reich-tag kein Verständnis) für da» Entgegenkommen besitzt, weiches er demselben durch sein tägliche« Erscheinen >n den Plenarsitzungen erwiesen hat, daß man dort keine Schätzung für den Werth seiner Zeit und seiner Gesundheit hat. Fürst Bismarck steht, wie er in einer seiner gestrigen Reden Hervorbob. in erster Reihe im Dienste seines Kaisers und im Dienste deü Reiches. Wir hoffen, daß er sich aus diese zurückziehen und seine Thätigkcit im Reichstage ans das denkbar geringste Maß einschränken wird. Er ist es seinem kaiser lichen Herrn und seinem Baierlande schuldig, sich nicht weiter in den unehrlichen Kamps mit dem Crntrum und drn „Deutschfreisinnigen" cinzulassrn. » * » * Der Kaiser von Oesterreich residirt gegenwärtig, selbstverständlich al« König von Ungarn, in der Hofburg zu Ose«. Bor einigen Tagen fand daselbst ein Hosball statt, dem »Pesii Naplo" einen Leitartikel widmete, worin, wie Wiener Blättern telegraphirt ist. unter Anderm gesagt ist: „Der Monarch erblicke in Ungarn die beste Basis seiner Politik, sowie die Garantie für seines SolmeS, des Kron prinzen, Zukunft, indeß der fortwährende Streit in der anderen Neickshälsle ihn habe verstimmen müssen." DaS genannte Blatt bat Verbindungen mit Kreisen, die wohl über die Ansichten und Wünsche des Kaisers unterrichtet sein können; schon darum darf man seiner Mittbeilung einigen Wertk beimessen. Dazu kommt nocb, daß der Name dcö Kaisers auch in den Gerüchten genannt wird, welche sich auf die Ministerkrisiö beziehen. Eö wird nämlich behauptet, Gras Taasfc besitze nach wie vvr das Vertrauen vesKaisrr«. unter seinen College» aber hätten mehrere de- Kaisers Erwartungen nicht cntlpreche» und wünsche dieser nun, daß Taasse einige Personalveränderungen im Cabinet vornehme. Cs läßt sich nicht verkennen, daß dies Gerücht die Mitlheilung von „Pesii Naplo" gleichsam ergänzt, somit deren Bedeutung erböbt. Und dicke dürste man darin suchen, daß an höchster Stelle die Auffassung durch;»drecken beginnt, daß mit der Begünstigung des SlawiSmnS die innere Politik Oesterreichs in bedenkliche Bahnen geleitet ist. eine Auffassung, welche im Kriegöminisseriiim schon einige Male sehr bestimmte Vertreter gesunden bat. Wenn Franz Joses heute schon Uber den Gang der öffentlichen Angelegenheiten in Oesterreich verstimmt ist, so wird die Wahlbewegung in: Frühjahr sicher die Verstimmung noch steigern. Tw Czecke» sind entschlossen, ihre Forderungen energischer ;u wiederholen. Be zeichnend dafür ist eine Rebe, welche ver Abgeordnete Eouaro Grrgr am V. Januar Vor seinen Wählern in Randnitz hiess. Nach seiner Meinung ist. waö die Czechen bisher sür ibre Autonomie durch Unterstützung deS Ministeriums erreich: haben, von geringem Werth, weshalb sic in der neuen Legislaturperiode die Erweiterung der Autonomie fordern müssen. Die Angelegenlscitcn, welche die czecbische Sprache. Nationalität nnd cnlturelle Entwickelung betreffen, sollen dem Wirkungskreise deS NeickSrathS entzogen, die österreichische Verfassung mit dem historischen böhmische» Staatsrecble in Ewklang gebracht werden und Franz Joses dieses letztere durch dir Krönung in Prag anerlenncn. Vom Staate Oester reich wird dann wenig übrig bleiben. Daß Gregr'S Pro gramm von allen Czechen angenommen wird, steht außer Frage. Bei der Krone aber wird es, wenn die Annaben im „Naplo" richtig stob, aus stärkeren Widerstand stoßen, da Franz Joses durchaus nickt geneigt zu sein scheint, das Haupt einer Föderation zu werden. * ES wird nicht mehr lange dauern, nnd Italiens militairiscbe Etablirung am Rothen Meere rangirl unter den vollendeten Thalsacbcn. D.iß ausgedehnte Vor bereitungen zur Sickerung zunächst AsiabS im Gange sink, wird außer von der „Agenzia Stcsani" nun auch von dem Armee-Fachblatt „Italic» milttarc" zi:gestanden, welches sogar schon von einem „Expeditionskorps" spricht, welches als „Garnison" nach dem genannten Pnncte entsendet werde» soll. Hand i» Hand mit dem Erick'-inen ila'.icnischer Land truppen an dein Küstenstriche der Ro!bcn McercS geht ein »insangreiche Flottendemoiistrcttion, a» welcher etwa ein balde. Dutzend italienischer Kriegsschiffe lheilzunehmen bestimmt ist.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode