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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-18
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1885
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314 peussonSgesetze rückwirkende Kraft gegeben »erden möge, wurde alS zur Erörterung »in Plenum ungeeignet erklärt, da eine betreffende Gesetzcdvorlage bislang nicht eingegangen ist. Der Negierungscommiffar erklärte, daß die Erwägungen darüber, ob dem gegenwärtigen Neich-tag eine solche Vorlage gemacht werden solle, noch nicht abgeschlossen seien. Eine Petition von Tohrmann, Hottendors und lHenossen wegen Verwendung zoll freier Petroleumveslillate soll der Negierung zur Erwägung überwiese» werden. * Zn Ergänzung unserer Mittheilungen über die jüngste Sitzung der DampserromMission geben wir noch die folgende Correspondenz der »Kölnischen Zeitung" auS Berlin vom l5. d. M.: Trotz der eingehenden Darlegung, welche in der gestrigen Sitzung der Dampsercommission deS Reichstags der Regierungscommissar Geh. Legalionsratd v. Kusserow über die Vor gänge in der LommissionSsitzung vom 27. Juni v. I. gab und worin er jeden Zusammenhang zwischen der Dampservorlage einerseits und von dem Vorgehen der deutschen Handels- und Plantagen- gesellschast am den Samoa-Jiljel» und dem Unternehmen in Neu-Guinea anderseits bestimmt i» Abrede stellte, glaubte der Ab- geordnete Bambergcr, wie wir schon mitgethcil», am Schlüsse der gestrigen Sitzung gleichwohl aus einer vor Kurzem von unS ver- osskiitlichten Nachricht, wonach die Hamburger Plantagen- Gesellschaft an der Ausführung des Neu-Gutnea-UnternehmenS bethciligt sei, den Schluß ziehen zu dürfen, daß dennoch die Mit« »Heilungen seines Gewährsmannes vom vorigen Jahre nicht ganz unbegründet gewesen wären. Zur Beseitigung avch dieses letzten Streitpunkte« wollen wir dir Geschichte der ersten Ent- flehnug deö Neu-Guinea »Unternehmens selbst etwas näher, n!S wir das vor einigen Wochen gethan haben, auseinander- setze». Schon seit einer Reihe von Jahren hatte der deutsch« Handel in hervorragenden Kräften versuch!, sich das Gebiet des fünften EontinentS mir seinem reichen Juselarchtpel zu erschließen. Die Versuche verliefen zum Theil mit außerordentlichem Erfolge, aber in grösster Stille. Bei Gelegenheit der Weltausstellungen in Sydney und Melbourne traten sie zum ersten Male an die große Oeffeut- llchkeü, und unser Svecialberichterstatter, den wir damals zu einer Reise um die Welt ausgejandt hatten, konnte über die neuen Absatz gebiete und ihre AusvehnungSsähigkeit für deutschen Handel und deutsche Industrie das Erfreulichste berichten. Die Verwerfung der Samoa-Vorlage bewies gleichzeitig, wie die Unfähigkeit des damaligen deutschen Reichstags in der Beiirtbeilung wichtiger neuer colonial- politiicher Ausgaben, so nicht minder deS ernste Bestreben deS Fürsten Bismarck, dem deutschen Handel and der deutschen In dustrie neu« Weg« zu bahnen und ihnen den Platz auf dem Welt- markt zu verschonen, der ihnen kraft ihrer Leistungsfähigkeit gebührt. Zu jener Zeit vereinigten sich hier unter Leitung de« Geheimen EonimerzienruthS v. Hauscmann einige hervorragende Groß- tanfleure, um tu der Südsee an einige» geeigneten Punkten festen Fuß zu fassen und neue Absatzgebiete der deutschen Ivdustrie zu erMstrßen. Die Herren bereiteten das Unternehmen anss Beste vor nnd verstanden es, einen dichte» Schleier Darüber za werfen, um nullt den Neid und die Mißgunst fremder Nationen und ausländischer Kauslente zu erwecken. Wie weise sie in dieser Ver heimlichung gehandelt ksabea, beweist am beste» das jetzige Verhallen einzelner australischer Regierungeu der jetzt vollzogenen Thatsachr gegenüber. Eine vollständige G- hcimkaltung konnte aber nur erzielt- werden, wen» jene Berliner Vereinigung ihre ersten Handlungen und Besitzergreifungen st» der Südsee nicht unter eigenem Minen, sondern rhiralichst durch Vermittlnngen einer in der Südsee bereit« Ihätigrn Firma vollzog, deren Schritte von dm Loiicurrenten nicht allzu sehr verfolgt war den. Van diesem Standpunkte auS inachte die Berliner Vareinigung Lade April 1883 unter der Be dingung strengster Geheimhaltung den beiden deutschen Firmen, welche am meiste» in der Südsee Handel treiben und Ländereien wie Niedcrlassaagcn besitze«, nämlich der Deutsche» Handels- uud BaMageustejeSkschasi sowie der durch Herrn HernSheim vertretenen Firma Robertso» K HernSheim in Hamburg, den Vorschlag, beide Finne» machten gemeinsam bei der äußere» Durchführung des neu- gevlonten Unternehmens auf Neu-Guinea mitwirk«». HernSheim sagte bt^r Mitwirkung für seine Firm« allem zu, lehnte »brr ei» Zusammen gehen mit der Plantagrngesellfchaft ab. Er machte auch verschiedene Vorschläge der Ausführung, die ober, weil sie zu sehr auf de» ge- schiftlichän Bortheil der Firma Robertson L HernSheim Bedacht »ahme», abgelehut wurden. Len letzten Vorschlag «achte Herr Fr. HernSheim unter der Erklärung, daß im Falle der Ablehnung seine Firma, die sich schon die Geldmittel dazu gesichert habe, selbstständig Vorgehen »erde. Hierauf brachen die Berliner Hern» die Verhandlungen mit Herr» HeruSheim ab und über- trugen im Aoi v. I. die äußere Durchführung ihre» Unter- nehmen» ausschließlich der deutsche» Handel»- und Plantagengescll- schast. die denn auch in der That Namen« der Berliner Bereinigung die Rordostküsi« Ncu-GuineaS und die anliegenden Inseln in Besitz genommen und daselbst eine Reih« von Factoreie» errichtet und unter deutsche» Schutz gestellt hat. Die Firina Robertson Sr Hern«, hei« hat dagegen ihrerseits die Ausdehnung deS deutschen Einflusses auf Rru^ttrmea nicht gefördert. Sie gilt vielmehr als die einzige Quelle, die bei ihrer vertrauliche» Keuntniß der geheimen Pläne jener Berliner Herren und bei ihren geschäftliche» entgegengesetzten Interessen den Abg. Bamberg er von der Sachlage, freilich unter Hinzufügmig mancher Jrrthümer und Mißverständnisse, in Keantniß gesetzt hat. und Herrn Bambergens Leichtgläubigkeit uud Kurzsichtigkeit wäre eS» wie der Regier» ngSvertreter gestern richtig hervorhob. fast gelange», dieses nationale Unternehmen zum Scheitern zu bringen, wenn nicht dir Thatkrast unserer Reichs- rcgierung dasselbe schnell uud vorsichtig »ater dir Fittiche des Reichs adlers gestellt hätte. * Die „Rorb-eutfche Allgemeine Zeitung" schreibt: Ja der Presse, sowohl hüben wie drüben, »sich mit vielem Eifer die Gesetzmichigkeit und Opportunität einer Clrcularversügung der Regierung in Köln besprochen» die eine Sperrung der geistlichen Functionen solcher Geistlicher in der Di Sr es« Köln angeordnct babea soll, welche nach erlangtem DiSpenS von der wissenschaftlichen Vorbildung sich in verwaisten Gemeinden niedergelassen haben. Etliche ulrramontaue Blätter wußten eS sogar genau, daß diese Ver- süguug aus direkte Anweisung des Lulkn-ministerS ergangen sei, und knüpften daran die üblichen Bemerkungen von dem Wieder- erwachen de» sogenannten Culturkampfe» und dem Wachsen der Verbitterung der katholischen Bevölkerung. Wir sind in der Lage, diese Erörterung dahin berichtigen z» könneu, daß eine derartige allgemeine Verfügung überhaupt nicht ergcrngen ist, daß die Regierung in Köln vielmehr nur tu einen, Specialfalle auf eigene Verantwort»»g eine Verfügung ge. troffen hat, die sich auf den Gegenstand bezieht, bei der aber zugleich die Frage, ob der betreffende Ge.stliche nicht die Stellung eine« Psarrverweser» im Sinne der Nr. 3 de« Art. 1 der letzte» kircheu- politischen Novelle vom 11. Juli 1883 eingenommen habe, zur Erörterung stand. Di« Nachricht der ultramontaneu Blätter ist also eine falsche und nur ein Vorwand» Capital für ihre Politik de« UnsriedenS zu schlagen. Wir mochten empfehlen, ruhig die thatsächkiche Entwickelung der Dinge abzuwarte» und sich aicht dnrch tendenziöse Alarmnachrichte» deuaruhigen zu lassen. * Die preußische Thronrede ist wieder einmal be» merkenSwertber durch Da«, was sie verschweigt al« darch Da?, was sie ankündigl. So fällt eS auf, daß weder von der Zagdordnung, noch von der Canalvorlage die Rede ist; die allgemeine Redewendung über die Verbesserung der Wasser straßen läßt gewiß nicht auf die Absicht schließen, die große Vorlage über Verbindung der westfälischen Kohlen- und Zn- dustriebezirke mit der Nordsee in nächster Zeit wieder einzu bringen. Ganz besonders bemerkenSwerth ist aber da« Fehlen jeder Anspielung aus die kirchenpolitische Lage. DaS Eentrum versteht sehr wohl diese Schweigsamkeit und ist offenbar darüber in nicht geringem Grad entrüstet. ES ist zwar auch früher schon dagewesen, daß eine in der Thronrede nicht angelündigte kirchenpolitische Vorlage hinterher doch eingegcmgen ist, allein diesmal liegt nicht der leiseste Anhalt vor, daß «ine neue Revision der Maigesetzgebung beabsichtigt ist. Weder hat au» neuerer Zeit irgend etwa» Uber Ver handlungen mit der Curie verlautet, noch ist die qesammt- politische Lage derart, nm die Regierung zu Concessionen an die Mtramoatanen geneigt zu machen. Wenn r« die Regie« rungemterläßt, ihrerseits diese Frage zu berühren, so wird das Zentrum um so eifriger beflissen sein, da» Abgeordneten haus zum Schauplatz kirckenpolitischer Verhandlungen zu ,nachen und seiirem Unwillen über die „Versumpfung de« Culturkampfe«" Ausdruck zu gebet,. * Zn Betreff der Erbsoigefrage im Fürstenthum Lippe bringen..Weser-Zeitung" und Hessische Morgenzeitung" folgende Wtttheiluugcn au« Detmold, die wir wiedergeben, ohne eine Bjzrgsthüst für sie übemehmen »u wolle», - E« tritt hier mit großer Bestimmtheit die Nachricht auf. daß Wei hiesige Arrzte im höchsten Aufträge nach Bayreuth >gereist eieu, um dort genaue Beobachtungen über de» geistigen Zustand de« in einer dortigen Heilanstalt befindlichen Prinzen Alexander ur Lippe-Detmold anzustellen. Im Aufträge de« Fürsten Zoldemar habe der fürstliche «ammerherr von Blomberg die beide» Sachverständigen als Zeuge begleitet. Diese drei Herren sollen nun sehr eingehende Beobachtungen über den geisteskranken Prinzen angestellt, sich mit demselben in Gespräche über die jetzige politische Lage desFürftenthumS Lippe, insbci'ouderr dieMinisterkrisiS und die Thron- olg.-sragc eingelassen und dein Prinzen die Möglichkeit seiner Succejsion (Nachfolge) aus dem Lippesche» Throne uahe gelegt haben. Der Prinz sei hierüber anfangs nicht wenig erstaunl gewesen, habe dann aber, und nachdem ihm die Anjsiruche der erblichen Linie» Lippc-Biesterseld und WeißenselS ausführlich dnrgelegt worden, erklärt, daß er im äußersten Falle wohl zur Thronfolge bereit sei, daß er aber niemals einen Wobnsiv in der Residenz Detmold oder in einem auderen Orte der Fürstenlhums nehmen werde, welche Erkläruag der Prinz mehrmals und mit größter Bestimmtheit wiederholte. Die beiden Aerzte sollen daraus dem Fürsten ihr Gulachten dahin erstattet habe», daß Prinz Alexander vollständig von seiner griftigru Schwache genesen und ihrer Ansicht nach bei fortlaufender anfmerkjamer Pflege und körperlicher und geistiger Schonung vollkommen zur Thronfolge fähig sei. — Falls sich diese« mit größter Be- timmiheit austretende Gerücht bewahrheitet, so liegt die Absicht» dem Chef der Linie Biestcrfeld, Grasen Erust, die Hoffnung aus die Thronfolge nicht nur für die Dauer de» Leben« de« Prinzen Alexander, sondern für immer zu vereiteln, klar am Tage, indem man höchsten Ort- sogar die Hoffnung aus eine eventuelle ver- Mahlung deS Prinzen Alexander hegen soll. Letzterer ist der letzte männlich« Sproß der regierenden Linie, derselbe ist seit frühester Jugend leidend und hat in Folge desse» nur eine lückenhafte Bildung genossen. Zunächst bleibt abznwarten, wie weit das Gerücht Auspruch aus Wahrheit hat, unwahrscheinlich ist ein solches Vorgehen bei den Verhältnissen uud Beziehungen der beiden Linien zu einander, die nicht- weniger als intim sind, eben nicht, und eS ist Thatsache, daß eS ans dem hiesigen Hofmarschallamte zwischen zwei hohen Hos- beamten eine heftige Auseinandersetzung darüber gegeben hat, wie eS möglich sei, daß schon jetzt die Nachricht von den oben geschilderten Vorgängen „in der Stadt herum" sei. * Ueber die luxemburgische Ministerkrisis wird der „Frankfurter Zeitung" gemeldet: „Herr von Biochhau'en, der jetzige StaatSminister, wird, obgleich er feine Entlassung in Folge deS Vertrauensvotum- der Kammer nicht cinzu- renben sich bewogen gefühlt hat, sein Portefeuille doch an einen Nachfolger abtreten müssen. Ter frühere Staats minister, jetzige Bürgermeister der Stadt Luxemburg, E. Ser- vaiS, ist trotz aller Abieugnuugen dennoch, vom König von Holland berufe», im Haag gewesen. Er selbst soll das Prci- idium deS neuen Ministeriums abzelehnt baden, sein hohes Alter vorschützend, und ist nunmehr vom König-Großberzog beausiragt, innerhalb eines engen, vom König bezeichneten Kreises ein neues Ministerium zu conjrituiren." * Die italienische Expedition nach Assab, welche schon vor mehreren Tagen ihre Fahrt antreten sollte, dann aber, deS ungünstigen WctterS bald«. Anfschubordre erhielt, scheint noch immer im Golfe von Neapel sestruiiegcn, mindesten« hat der Telegraph bi- jetzt über ihren Ausbruch noch nichl- gemeldet. Statt dessen berichtet er desto umständlicher über die jüngste Sitzung der Deputirtenkammer. in weicher Mancini aus eine Anfrage betreffs eben dieser Expedition antwortete. Die öffentliche Meinung jenseit« der Alpen nimmt an den projcctirten überseeischen Maßregeln der Regierung den leb haftesten Antheil, dergestalt, daß sie sich mit den abenleuer. iichften Vorstellungen plagt und die leitenden Persönlichkeiten in nicht geringe Verlegenheit versetzt. Herr Mancini ließ eS demgemäß seine vornehmste Sorge sein, die Expedition nach Assab de» um sie gespannten Legeudenkranze» zu entkleiden and sie m ibrem wahrheitsgemäßen Charakter darzustellen, nämlich al» einen Schritt, gethan behus« Wahrung deS Prestige» der italienischen Flagge, Aufsuchung und Bestrafung der Mörder des ForschungSreisendcn Bianckl und seiner Genossen. Der Eifer und Nachdruck, womit die italienische Regierung in dieser Affaire vorzugchen sich anschickk, gestattet dabei den naheliegenden Schluß, daß die Interessen, welche durch Bianchi'S Ermordung tangirt wurden, wichtig genug sein müssen, um einen so bedeutsame» und folgen- schweren Entschluß, wie die AuSsendung einer bewaffneten Macht nach politisch höchst exponirtcn Gegenden, unter allen Gesichtspunkten zu rechtfertigen. Schon sind andere Reisende im Begriff, das Werk Biancki'S sortzufetzen, und auch um dieser Willen ist eS von Wichtigkeit, an den Horden, die den Zugang von Assab nach dem Znnern de« Lande» verlegen, ein Erempel zu statuireu. Uebrigen» ist da» letzte Wort betreffs der Assad-Expedition noch keineswegs gesprochen. Herr Mancini verwies selbst auf die weitere Entwickelung der Dinge und ersuchte den Ansragesteller, mit der Bildung eine» abschließenden Urtheil» sich bis dahin zu gedulden. Die politische Neugier der Italiener dürfte durch Mancim'S Erklärungen, (statt befriedigt, nur noch um so lebhafter angestachelt worden sein. * General Lewa!, dessen erste» Erscheinen in der fran zösischen Kammer auf der Tribüne natürlich ein lebhafte» Interesse erregte, ist ein schöner Mann, von ausgeprägt militärischem Aussehen, distinguirter Haltung, mit einer mächtige» Stimme begabt, während seine Beredtsamkeit noch zu wünschen übrig läßt. Die Programmrede de» GeneralS Lewal lautet nach dem stenographischen Berichte unter Anderm wie folgt: „Man hat von einer Politik der Sammlung gesprochen. Man sagte, daß man beständig nach unserer Grenze Hinblicken müßte. Ohne Zweifel; sollte e« aber i» Ihrer Absicht liegen, eine vollständige Enthaltung anzurathen? Soll eine so zahlreiche, eine so gute, tüchtig« und zur energischen vrrtheidiguug Frankreichs bereite Armee unbeweglich bleiben, niedergehackt uud gewissermaßen hypnotisier durch die bestäudige Betrachtung .... (Unterbrechungen auf der Rechte» und aus der äußersten Liukeo, Lärm. Während der siena- graphische Bericht de« „Journal officiel" eiue durch Puocte be- zeichnete Lücke läßt, heißt e< tu anderen Berichte», daß der Kriegs- minister von der „beständigen Betrachtung" der Vogesen gesvrochen habe. — Ein Deputirter der Rechten ries: „Also deshalb geht mau »och Toukin? E- ist eine militairische Promenade." Der Kammerpräsident bemerkte to Folge der Unterbrechungen: „Ich bitte unfern College», den Kriegsminister mit Aufmerksamkeit auhören zu wollen. ES scheint mir, daß in Allem, wa« er bisher sagte, nicht« enthalten ist, wa« nicht für Frankreich o»d für die französische Armee durchan» beruhigend wäre." Der KriegSminister fuhr hieraus fort: „Ich Verde mich kurz fassen; gestatte» Sie mir, meine Rede za beenden. Es handelt sich um keine bestimmten Verpflichtungen, auch verlauge ich keine Res», lntion: ich will Sie nur ftn Hiobkick aus die Thatsache beruhigen, daß die Operationen in Toukin die Mobilisirung nicht gefährden. Alle großen Nationen haben solche ferne Erpeditionen; eS ist da« zeitgenössische Geschichte, ja sogar Aetualität. Blicken wir noch unseren Nachbaren hin; betrachten wir Rußland und England. Seit einer bestimmten Anzahl von Jahren unternehmen sie ferne Expe ditionen, weiche ihre Sorgen in Anspruch oehmen, zugleich aber ihr Anseben und ihr Wohlgedeihen erhöhen. „Wir köunen dasselbe für unser Vaterland thun, ohne unsere Mobilisirung und unsere Interessen zu gefährden. Ich sage noch mehr: wir müsse» dies sogar tbun. Niemand würde mir hier eine Politik anrathen, welch« da« Preisgeben Tonkin» bedenten würde. Wir müssen also da« begonnene Werk vollenden. Wir befinden unS in der Alternative, welche uns der Couseil-Präsiden« soeben sehr klar bezeichnet Hot: Rückzug oder Netto». Sir wollen sicherlich uichl den Rückzug, Sie wolle, also die «ction. Wir werde, Ihue» Folge leisten." (Beifall im Centrum uud aus der Liukeo.) * Ein Pariser Correspondent der „Kölnischen Zeitung" macht aus einen widerwärtigen Skandal aufmerksam, der sich im .Antiprussien" damit aufsützrt, daß ein Deutscher, oder wenigsten» einer, der sich für einen solchen auSgiebt, mit seiner vollen Namen-unterschrist in diesem Blatte Artikel ver öffentlicht, die» da sie von einem Deutschen auSgehen, alS eine ganz besondere Unwürdigkeit bezeichnet werden müssen. .ES ist Zeit", so schreibt er unter Anderm, .die Kaiserbude zu- znmachen und die Götter de» Tage» ihrem wohlverdienten Schicksal zu überliefern. Daß Zahr >885 bringt die Hoffnung. ES wird ohne Zweifel die UnglückSsälle von 1888 bi« 1870 »wieder gut «ach«". Solche» und andere» schreibt «Baron E. v. Linden" in seinen au» München stammenden „Briefen au« Deutschland". Der Correspvndenl macht dazu folgende Bemerkung, für die ihm natürlich die volle Lerantworlung überlassen bleiben muß: „Man nimmt hier an, daß dieser Mitarbeiter deS ..Anliprussie»", Baron E. von Linden, identisch ist mit einem in München oder Salzburg wcbncnde» Baron v. Linden, der al» fanatischer Uitramoiilaner bekannt ist mid angeblich seinerzeit in den Proceß der „Reichsgiccke" verwickelt war " * Vor einiger Zeit unterhielt man sich hinter den poli tischen Coulissen vielfach über die Möglichkeit eine» Thron wechsel» in Egypten, Gerüchte, die indeß wieder ver- stuniiuten. Dieser Tage jedoch wurden dieselben durch da» anssallende Wohlwollen der ossiciösen türkischen Presse gegen den „regierenden" Khedive Tewflk wieder geweckt, und die „Times" brachte in einem Konstanlinopeler Telegramm An deutungen in diesem Sinne. Zahlreiche Klagen, bieß eS. seien seiten« einflußreicher Personen in Egypten beim Sultan über die Unfähigkeit Tewfik Pascha», ohne Hilfe einer fremden Heeres- macht das Land zu regieren, eingclausen. Nun erhält die „Neue Freie Presse" eine Depesche ihres Londoner Correspvn- denten, welche die Ersetzung Tewsik'S durch eine andere Persön lichkeit geradezu al» einen der Hauptzwecke der Mission Hassan Zehmi'S und Hobart Pascha'S bezeichnet. Dem Anscheine nach wäre der Sultan gewillt, dem neuen Khedive die alten Privilegien wesentlich zu beschneiden. Welche Zustände übrigens in Egypten herrschen müssen, geht auS einer Alexandriner Mel dung der .Politischen Corresponvcnz" hervor, der zufolge der legislative Rath zu einer außerordentlichen Session ein- berufen wurde, damit derselbe über die geeignetsten Maß nahmen zur Unterdrückung deS Räuberunwesens in Egypten schlüssig werde. Rede des Reichskanzlers Fürsten Lismarck ln der Sitznng des Reichstages vom Donnerstag. Reichskanzler Fürst v.Bismarck: Ich hatte nicht geglaubt, daß bei dieser Gelegenheit die Frage der GctreideMe von dem Herrn Vorredner in die Diskussion gezogen und in der Art und Wesse gekennzeichnet werden würde, wie eS am Schluß seiner Rede ge schehen ist. Ich habe ihm daraus nur in Kurzem zu erwidern, daß die verbündeten Regierungen, wenn sie Ihnen Vorlagen wegen Er höhung der Gctreidezölle machen, dabei eben von den arbeitcrsrcund- lichcn Gesinnungen, von denen sie beseelt sind, geleitet werde». Diese Vorlagen sind gemacht, einmal im Interesse der Arbeiter, die bei der Landwirthschast thälig und die vom Gedeihen derselben abhängig sind — ich glaube, daß in keinem einzigen Gewerbe mehr Arbeilcr betheiliat sind, als in der Landwirlhschaft —, dann aber auch im Interesse aller Geschäfte, die überhaupt Arbeit und Brot geben; sie olle werden gedeihen. Es ist ein altes Sprichwort: Hat der Bauer Geld, so hat'S die ganze Welt. Retten Sie die Landwirtdichast vor Dürftigkeit, vor der Nothwendigkeit, ihre In tensität, ihre Arbeiterzahl zu vermindern und immer mehr Arbeiter nach de» Städten bineinzuwerfen, die auf dem Lande ihr Brod nicht finden könne», weil es nicht mehr lohnt, die Landwirthschast in dem Umsauge zu betreiben, wie bisher; erhalten Sie de» Landwirthcn und dem groben Grundbesitz, also der Majorität — ick meine nicht den Großgrundbesitz, sondern die große Masse des Grundbesitzes, den bäuerlichen sowohl wie den aiisgedehntco — die Kanfsähigkeit. von der allein die übrigen Arbeiter leben, uud Sie werden die ganze Industrie und die ganze Arbeilerdevölkernng dadurch unterstützen und ihr Gelegenheit zu dauerndem Verdienste geben. Thun Sie das Gcgenthcil — wie der Herr Vorredner eS zu meinem Bedauern am Schlüsse seiner Rede gethan hat, die sonst viel Ansprechendes sür mich hatte, — fassen Sie eS von der Seite aus, so kommen Sie dadio, durch Verarmung der Landwirthschast die Industrie zu schädigen, weil ihr die Abnehmer fehlen. Wird die Industrie ge schädigt, so ist der erste, der darunter leidet, der industrielle Arbeiter, weil ihm die Henne, die ihm die Eier legt, stirbt oder ausgeschlachtet wird. L« giebt keine größere Lalamität lür die Arbeiter, als der Niedergang der Industrie überhaupt, mag er hcrbeigesührt sein, aus welche Weise man will. Ich bin mit dem Herrn Vorredner über die Uumöglichkeit eine« Normalarbcitstage« ganz einverstanden. Ich will daraus nicht ein- gehen, weil ich wiederholen müßte, was der Herr Abg. vr. Buhl gestern gesagt hat. Was der Herr Vorredner, ehe er auf die Jrrthümer seiner Partei über Getreidezölle gerieth, auch seinerseits gesagt hat, das will ich nicht hier wiederholen, sondern nur in kurzen Sätzen zusnmmcnsasscn. Ein Maximalarbeilstag hat die Gefahr, daß nun ein jeder Arbeit geber sich berechtigt hält, bis aus das Maximum heraufzugehen, auch der, welcher es früher nicht getban. Wenn eS heißt: 14 Stunden — was ich für einen ungeheuerlichen Arbeitstng uud sür unzulässig halte — dürsten nicht überschritten werden, so wird auch der Arbeit geber, der bisher nur lO oder 12 Stunden arbeiten ließ, sich sagen: bis 14 Stunden kann ich gesetzlich gehen. Darin liegt die Gefahr sür eine Maximalbestimmung. Ein Norinalarbeitstag, wenn er sich erreichen ließe, wäre ja außerordentlich wüoichenswcrth. Wer empfindet nicht das Bedürsinß zu helfen, wenn er den Arbeiter gegen den Schluß des Arbeitstages müde und ruhcbeditrstig nach Hause kommen sieht, wenn er ihn mißmüthig, unter der Zumutbling von lieberstunden erbittert darüber findet, daß ihm die Ruhe nicht gestattet ist. die ihm lieber wäre al« das Geld, was er für die Ucberstunden noch verdient, — der müßte kein Herz im Leibe haben, der nicht de» dringenden Wunsch hätte, dem Arbeiter auS dieser Nolhlage berauszuhelsen. Wie dies aber gemacht werden soll, — ja. da hoffe ich, daß, weun eS dabin kommt, die Regierung sich mit den Arbeitern beschäftigt, die Herren, welche den Antrag aus Normalarbeitstag gestellt hoben, auch ihrer- sei» die Leitung der Thätigkeit der Regierung dabei übernehmen werden; denn di« Herren, welche diesen Antrag gestellt haben, wissen offenbar ein Mittel, wie eS zu machen sei (Heiterkeit), sonst würden sie den Antrag doch nicht gestellt haben. (Heiterkeit.) Sie würden der Regierung einen außerordentiichea Gefallen thun, wenn sic über die Art. wie da« zu machen ist, sich näher aussprechen und die Weisheit, in deren Besitz sie bisher sind und in deren Besitz sie den Antrag gestellt haben, der Regierung mittheileu wollten, damit wir unS danach richten könnten. Wir würden sehr dankbar sein. Bisher stoßen wir uns immer an dem ernsten Satz. De» will ich kurz nur reassumiren, and zwar dahin, daß eia NormalarbeitS- tag nolhwendig einen Normallohnsatz bedingt; sonst lausen wir Ge fahr. daß weun Sie den Arbeitstag um durchschnittlich 20 Proc. heruntcrsetzen, der Lohnsatz unaufhaltsam, ohne daß die Regierung «S hindera kann, allmälig oder schnell ebenfalls um 20 Proc. fällt. Wer soll nun diesen Ausfall tragen? Wer ersetzt da»? Wollen Sie da« aus Staatsmitteln dem Arbeiter ersetzen, was er durch Lobnverminderung erleidet? Der Arbeiter hat in den meisten Fällen jetzt gerade so viel, wie er bei seinen Bedürfnissen braucht; sinkt der Lohn, so hat er weniger. Also das muß ihm aus irgend eine Weise ersetzt werden. Wollen Sie eS dem Arbeitgeber aus- erlegen, wie ich au« dem Tenor der Rede des Herrn v. Hertliag schließ«, so ist eS möglich, daß eine Anzahl Industrien da« tragen können; ob sie es tragen wollen, ob sie sich nicht zurück- ziehen, ob nicht dadurch, wie ich vorhin sagte, der Tod der rier- legenden Henue eintritt. die Arbeit absolut oufhört, und der Arbeiter gar keine Arbeit mehr findet, — das ist eiue Frage, die kann durch Enqueten ermittelt werden, und ich bin gegen keine Enquete. Ver- gegenwärtigen Sie sich doch, daß sich im Augenblick in der Um gegend von Pari« 300,000 brotlose Arbeiter conccutriren, weil die französische Industrie sich nicht mehr in der Lage befiudrt» sie zu beschäftige». Könnte eS mit irgendwelchem Gewinn geschehen — daß sich irgend eia Fabrikant ausopsert uud mit Berlust arbeitet» da- erwarte» Sie doch wohl selber nicht —, könnte also die Industrie in Pari« und in Frankreich mit Gewinn betrieben werden, so würden diese 30V,OM Leute Arbeit haben, sie würden vielleicht kümmerlich und im Schweiße ihre« Angesicht- Brot haben uud eS vielleicht mit einer gewissen Verbitterung genießen, ober sie würden überhaupt Brod haben. Wa« jetzt daraus werden soll, da« weiß ich noch nicht. Ass» auch nach der Seite liegt eia Extrem, dem man nicht zu nahe treten muß. Die Loncurreuz im Julande kana durch allgemeine Bestimmungen beschränkt werden; aber die Spitze unserer Industrie ist die Exportindastrie; lassen Sie die Exportindustrie concurrenzuafähig werden mit dem Auslande, und unsere ganze Industrie wird darunter leiden; die Möglichkeit, die Arbeiter zu beschäftigen, wird sofort erheblich zurück- gehen, wen» die Exportindustric geschädigt und nicht mehr mit dem bisherigen Erfolge zu arbeiten im Stande ist. VaS sind Klippen, Scylla uud CharybdiS aus der einen und aus der anderen Seile; ei» allgemeines Rerept, bei jedem Sturm, bei jedem Wetter zwischen Scylla und LhardbdiS richtig burchzusahrea. wird Keiner geben können. ES ist ganz unmöglich, da« i» genereller Weise zu reglementiren. ES ist überhaupt, wie ich sch», vor eiaige» Wochen oder Monaten von dieser Stelle bemerkt habe, eine ganz außerordentlich gefährliche — »ad ich glaub« — undankbar« Ausgabe, die Illusion zu nähren, daß sich ein allgemeiner Normalarbeitlta- überhaupt seftlegea läßt. Die Fiction. d,e der Herr Vorredner auch schon berührte, daß Arbeit Arbeit sei, gletchvtek, wie biel werth sie iE. welchen Ertrag, welchen Lohn sie bringt, daß da gleich« Bezahlung, gleicher Lohn, gleiche Arbeitszeit aothwendig sei» solle», da« ist «in Jrrthum, und e« würde tu der Praxi« soior« sich mit dem grSßteu Schaden sür unsere Wohlfahrt bestrafen, wenn wir uu« diesem Jrr- rhum hnigebea wollten. Ich bedauert, daß der Antrag Hertlmg in dieser Richtung überhaupt gestellt ist; er macht den Eindruck, aK ob er daraus berechnet wäre, den Arbeitern zu sagen: wir Alle, die ihn unterzeichnen, habe» die Ueberzeugung. daß hier zu Helsen ist, »ad die Regierung soll eS machen, in zwei Monaten soll sie «in Gesetz derari vorlegen; sie kann eS. sonst würden wir eS ihr nicht zu- muthen; eS liegt also bloS an ihrem bösen Willen — wie einer der poinischeu Herren schon gestern sagte: „6i>sreker I« cdanceUarl" der ist allein schuldig, daß den Arbeiter» diese Wohllhat, die ihn«» >u gewähren in der Hand der Regierung log, nicht längst gewährt ,ft. Durch Ihren Antrag kündigen Sie öffentlich au: Die Regie rung kann da« leisteu! Das ist Ihr« Ueberzeaguug. Könneu Sie diese Ueberzeugung rechtsertigeo, daua ist eS wirklich eiue Härte gegen die Regierung uud eiue Lieblosigkeit gegen Ihr Later« laud, daß Sie da« Recept, mit dessen Keuntuiß Sie der Regie rung diese Zumuthung stellen, uicht offe,kundig hergeben. SW haben ja daS Recht der Initiative der Gesetzgebung; so schlage» Sie unS doch ein Gesetz vor, wie das ungefähr zu machen sei. Mein Latein ist Labei zu Ende, ich gestehe aufrichtig, daß ich nicht weiß, wie diese Schwierigkeiten, die Sie in wenigen Mouateu, iu dieser Session sür überwindbar halten und deren Lösung Sic von der Regierung verlangen — wie die gelöst werden sollen; ich bitte Sie aus das Dringendste darum, unterrichte» Sie mich» wie da« zu machen ist, und weun Sie daS nicht vollständig in den Wind ge redet haben wollen, so lege» Sir in diesen acht Tagen noch einen Gesetzentwurf hier vor. der DaS verwirklicht, war Sie vo» der Re- gierung wollen, wenigstens in der Skizze oberflächlich andeutet, wie diese Schwierigkeiten, di« ich anführe, zu umgehe» sein würde». So kommt mir die Sache vor. wie ich wohl von Sooveraiue» gehört habe, dir sagten: „Mein Wille ist. daß Jeder in meinem Staate glücklich, zufrieden, sret und gehorsam sei; wie da» zu machen ist, daS ist Sache der Schreiber den Ministern; darum habe ich mich als Fürst nicht zu bekümmern." Dos ist ougesähr die Stellung, die das Eenieum mit diesem Antrag« cinoimmt. Wir Schreiber von Ministern sollen unS etwas ouSdrukru, was Sie selbst uicht wissen. (Bewegung im Cenirum.) Wenn Sie eS wissen, so wiederhole ich meine dringende Bitte: Sagen Sie, wie da« zu machen ist. Behalten Sie Ihre Weisheit nicht sür sich als ein Patent, wa» geheim gehalten werden soll. Können Sie die Möglichkeit ichafscn, daß ein Rormalarbettstag in einer sür Alle annehmbaren Länge — sagen wir zehn Stunden — geschaffen werde, ohne daß der Arbeiter an Lohn verliert uud ohne daß eiue Industrie leistungsuasähig wird: daun thun Sie eS. Aber wenn Sie biete Ausgabe sür Deutschland ersüllt haben, dann haben Sic noch das Wenigste gethan; eS sei denn, daß Sie Deutsch- land mit einer chinesischen Mauer umgeben könnten, und daß wir unS in Consumtion und Produclio» gegenseitig rollstäudig genügten, die Nation in allen ihren Ständen und Abtheilungen. Das ist aber nicht der Fall. Die ganze Sache wäre uur dann au», sührbar, wenn wir durch ein Abkommen mit der ganzen Weit jo, wie der General-Postmeister einen Welt-Postverei» gcfufiet hat, einen WcltarbeitstagSvereiu herstelle» köauteo zugleich mit einem Weltlohnsatz-Berei.i der Amerika, England uud alle, die Industrien haben, kurz, alle Welt umfaßte, und daß auch Keiner sich uuter- siändr, seinen Beamten und sriur» AussichlSbeamtrn — oder diese ihren Arbeiter«, — zu gestatten, im Interesse der Loururreuz von diesem Satz« im Mindeste« abzuwetche«. Daß da« uicht möglich ist iu der Welt, ia der «vir leben, das werden Sie selbst mir zugebe». Wenn wir ab« allein aus diese Bahu unS begebe» werden, da»» habeu wir auch allein die Folgen unsere» Experimente« zu tragen, und ich glaube uicht, daß eS on« gelingen wird, auch nur eioen einzigen unserer Nachbarn zur Nachfolge zu bewege». Diejenige», die es getdaa haben, haben eS nur anscheinend möglich machen könneu. Nicht überall wird da« Befolgen der Gesetze so genau über wacht wie bei uns, uud in Folge desse» ist uicht überall dieselbe Gewissenhaftigkeit vorhanden. Der Arbeit-tag ist thatsächlich »irgend« durchgesührt, angeblich noch am Genauesten in der Schweiz. Daß er auch dort umgangen wird und toto clia umgangen wird, daß von den controiirenden Beamten überall die Unmöglichkeit eiagesehen wird, da« gegeben« Versprechen zu halte», daS ist Ihnen Alle» be kannt und ist hier von den Rednern auch schon gesagt «norden. Wir, die verbündete» Regierungen, wolle» aber keine Ver sprechungen gebe», die wir nicht glauben holte» zu könne»; je mehr wir von dem dringenden Wunsch beseelt sind, für die arbeitenden Clasjeu nicht blo», loaderu sür alle Nvthleidende «>d de» untere» Steuerclassca Angehörige durch den Staat zu thun, wa« irgend ia den Kräfte» uud der Möglichkeit de« Staates ist, um so weniger werden wir unS dazu hergeben, nach Popularität zu Haschen dadurch, daß wir Dinge versprechen» die wir nicht sür realisirbar halte». (Bravvk recht-S.) ——— Verkehrswesen. —r. Die spanische Regierung hat neuerlich miier Aushebaug der früheren Bestimmungen folgende neue Anordnungen zur Ver hütung der Verbreitung der Cholera erlassen: Beim Ueber- gang über Port Bou werden die Reisenden, gleichviel woher sie kommen, einer zehntägigen Quarantaine in Port Bou nnterworscn. sie erleiden vorab in Cerbäre einen Aufenthalt, welcher jedoch 24 Stunde» nicht überschreitet. Die Gepäck stricke werden einer Räucherung unterzogen. Pserdr und Maulthier« werde» ohne Weiteres zugelassen, andere Thicre indessen uur bau», weun sie von einem durch einen spanischen Tonsol avisirten Ursprungs-Atteste begleitet sind, verboten ist sowohl die Ein- als auch die Durchfuhr von Knochen, Fellen, Lumpen, Abfällen von Lederhandschuhen. Lederabsälleu, gefetteter Wolle, Leder mit Haaren, Matratze», Bettüberzügen, gebrauchtem Bettzeug, ia Fäulniß übergegangeaea oder ia Auslösung begriffenen thierischen oder vegetabilische» Stoffen. Waareu. deren Ein- und Durchfuhr nicht verbotea ist, unterliegen, wenn sie aus ougefieckten Orten kommen, der Desinfektion und Lüftung, doch werden dieselbe» nicht läng« als zu diesem Zweck« aothwendig zurückgehalten. Dem Fcaucoturzwange unterliegen beim Uebergange in Port Bou: Thunfisch, Kabeljau, Fleischadsälle, ge trocknete, gesalzene oder geräucherte Fieischwaarra, gesalzene Heringe. Servelatwurst, Fleischwaareu iu Därmen, Pökelfleisch. Schinken, ge salzenes Fett, getrocknete, gesalzene uud geräucherte Fische, ew- rae Waareu. FIrischwurst uud Speck, eim Uebergouge über Iran werde» die Reisenden, gleichviel woher sie kommen, ebenfalls eia« zehntägigen Quarantaine unterworfen uud z» diesem Zwecke vo» Heudaye an» nach den verschiedene» Lazareihea aus dem Wasserwege befördert. Pferde und Maulthiere werde» unr nach ein« vorherigen Wäsch« zugeiaffen, welch- 5 bi« 12 FrcS. per Kops kostet. Mit Ausnahme vou Pferden und Maulthier«» ist die Einfuhr von Geflügel und sonstigen Thieren aller Art nicht gestattet, ebenso ist die Einfuhr von Stroh in Bunden, gefettet« Wolle. Leder mit Haaren, Abfällen, Guano, gebrauchtem Bettzeug, Lumpen, ia Fäulniß übergegangeaea oder iu Auslösung begriffenen thierischen oder vegetabilischen Stoffen verboten. Alle anderen Maaren unterliegen rin« Quarantaine» deren Dauer vom SanilätSroth festgesetzt wird. Ausgenommen von d« Quarantaine sind nur Bretter, Hölzer, Kohlen, Eisen, unverpackte Maschinen, Kall, Ziegelsteine, leer« Fässer und auder« Saarn» derselben Art. Literatur. „Jutzuftrie-Vlätter". Wochenschrift für gemeinnützige Er« sinduogeo und Fortschritte i» Gewerbe, Haushalt und Gesundheit», pflege. HrrauSgegeben vou vr. S. Iacobsen (R. Gaertner'S Verlag, Berlin 3V., Kursürstenstraße 18). Preis vierteljährlich 3 .Sl Inhalt vo» Nr. 3, 1885: Ein Ose», io dem auch daS Höchst, schwerschmelzbare formlos zusammenfließt. — Ueber den gegenwär tigen Zustand der Beleuchtung mittelst Elektricität. (Schluß.) — lieber Weinverbefferung. — Ueber Aathracit, sein Vorkommen iu Leutichlaud und seine Verwendung. — Chronik der Verfälschungen von Lebensmitteln re. — UuverbrennlichcS Papier. — Druck vo» Ornamenten in Farben oder blind aus Holz. — Alkoholfreie Ge tränke. — Wa« entsteht au« dem im Spiritus enthaltenen Fuselöl bei der Essigbereitung? — Prüfung des KalkmörtelS. — Ueber Manganstahl. — Glyceeia-Sichel. — Deutsche ReichS-Patente. — Kaffeeconserve». — Entfernung von Rhabarbcrflecken ao« Wäiche. — Aufbewahrung von Teltow« Rübchen. — Steijen dunkln Kattuue. — Bereitung von Rübensyrup. — Ofeumörttk. SsL«t Siutrliriulltßvttsil. chra»tls»-l'r»p»r»t. Durch mein Präparat wird jede Haarkrankheit geheilt und wo noch Haarwurzeln vorhanden, neues Haar erzeugt. Beim Gebrauch lasse mau öfter» die Hoorjp pen beschneide». Erfolg wunderbar. 2.50 zu haben im Apdthrker- und Droguengeschäft, Ecke Salz- gäßchen und Naschmarkt. K»»sb«»eck»«»en, Vackbiermüüen n. Plakate. ». 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