Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188502187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-18
- Monat1885-02
- Jahr1885
-
-
-
924
-
925
-
926
-
927
-
928
-
929
-
930
-
931
-
932
-
933
-
934
-
935
-
936
-
937
-
938
-
939
-
940
-
941
-
942
-
-
-
-
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Erscheint täglich früh S'/.UHr. Nrdaction und Expedition Johanne»gasse 83. Sprechstunden der Hrüactisn: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. kt» «Nia-r», rt»»el»ndler M-iuiscrtpt, «och« ßch die Nedaclie» «tchl verb»»l»ch. >u««H«e »er für Sie ntchftf«l-e«», N«««er bestimmten Inserate an 8achenta>en bi» L Nhr RachmittaaS, an kann- un» Festtagen srütz bi» '/,-Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahme: Ott« Klemm, UniversitätSstraße 21, Loni» Lösche, Kalharineustraße 18, p. nur bis '/,1 Nhr. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18,780 Ädonnementsprris Viertels. 4'/, Mi. iricl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne 'Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen lin Dageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesvrderuiig 39 Mk. mit Postbesorderung 18 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preitverzeichnib- Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Krrlamen unter dem Redactionsstrich dielgcsoalt. Zeile öO Pf., vor den Familie» Nachrichten di« Ogespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die tsypedition zu »enden. — Rabatt wird nicht gegeben. ^ Zahlung praeouwvraullo oder durch Pvst- aachoahuic. 48. Mittwoch den 18. Februar 1885. 78. Jahrgang l Amtlicher Theil. Vekaniltmachung, die Anmeldungen der unfallverficherungS» pflichtigen Baubetriebe betr. Aus Grund der nachstehend anqesügten Bekanntmachung de» Königlichen Ministenum» deS Innern fordern wir die in Stadt Leipzig wohnhaften selbstständigen Unternehmer der bczeichneten Gewerbebetriebe aus, die vorgeschriebcncn An> Meldungen unter genauer Bezeichnung des Gegenstandes und der Art dcS GewervebetriebeS, sowie der Zahl der durchschnitt lich in letzterem beschäftigten Personen bis zum 2. kommenden MonatS in unserem Geschäft-local, Wcststraße 77, I., Zimmer 14, einzurcichen. AnmeldungSsormulare können daselbst in Empfang genommen werden. Leipzig, den 17. Februar 1885. Der Ruth der Stadt Leipzig. (KrantenversicherungSamt.) Wlnter. Bekanntmachung, die Anmeldung der «»fallvrrslcherlingSpflichttgen Baubetriebe betreffend. Laut Bekanntmachung im Reichs-Gesetzblatt Nr. 5, Seite 13 hat der BundeSrath aus Grund des 8- 1, Absatz 8 de» Unsallver- ficherungSgesetze» vom 6. Juli 1884, ReichSgesetzblalt Seite 69, be- schloffen: Arbeüer und Betriebsbeamte, welche von einem Gewerbe treibenden, besten Gewerbebetrieb sich auf die Ausführung von Tüncher«, Verputzer (Weibbinder-), Gnpser-, Stuckat'ur-, Maler- (Anstreicher-). Glaser-, Klempner- und Lackirer - Arbeiten bei Bauten, sowie aus die Anbringung, Abnahme, Verlegung und Reparatur von Blitzableitern erstreckt, in diesem Betriebe be> schöstigt werden, für versicherungspflichtig zu erklären. Gemäh ß. 11 des UnsallvcrsicherungSgesetzes hat daher jeder Unternehmer eines der vorgenannten Betriebe denselben unter An gäbe des Gegenstandes und der Art dcS Betriebes, sowie der Zahl der versicherungspflichtigen Personen binnen einer vom Reichs-Ver sicherungsamte zu bestimmenden Frist bei der unteren Verwaltung- behörde anzumelden. Diese Frist ist vom Reichs - BersicherungSamte aus die Zeit bi» zum S. März »ieses Jahre« etnschliestlich 4-pgesetzt worden. Indem Man Vorstehendes veröffentlicht, werden zugleich die zu folge Verordnung vom 19. Juli 1884 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 198) als untere Verwaltungsbehörden bezeichnet»» Amt-Haupt« Mannschaften und Stadträlhe angewiesen, in ihren Amtsblättern die Beiheiligten auf gegenwärtige Bekanntmachung, sowie aus den nachstehend abgedrückten 8. 11 des UnfallversicherungsgesetzeS und aus dos beigesügtc Anmeldungsformular aufmerksam zu machen. Dresden, am 14. Februar 1885. Ministerium de» Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Fromm. -. 11 de» UnfallversicherungsgesetzeS. Jeder Unternehmer eines unter den 8. 1 fallenden Betriebe» hat den letzteren binnen einer von dem Reichs-Versicherungsamt zu bestimmenden und öffentlich bekannt zu machenden Frist unter An- gäbe des Gegenstandes und der Art desselben, sowie der Zahl der durchschnittlich darin beschästigten vcrsicherungSpflichtigen Personen bei der unteren Verwaltungsbehörde anzumelden. Für die nicht ongcmeldeten Betriebe hat die untere Verwaltung» behörde die Angaben nach ibrer Kcuntniß der Verhältnisse zu ergänzen. Tieielbe ist besugt, die Unternehmer nicht angemeldeter Betriebe zu einer Auskunft darüber innerhalb einer zu bestimmenden Frist durch Geldstrafe im Betrage bis zu einhundert Mark anzulialte». Die untere Verwaltungsbehörde hat ein nach den Arupven, Elasten und Ordnungen der Reuhs-BerufSstatistik geordnetes Ver. zeichniß sämmtlicher Betriebe ihres Bezirks unter Angabe des Gegen, standes und der Art des Betriebes, sowie der Zahl der darin beschästigten versicherungSvslichtlgen Personen auszustellen. DnS Ver- zeichniß ist der höheren BcrwaltungSbcliörde einzureichen und von dieser erforderlichenfalls hinsichtlich der Einreihung der Betriebe in die Gruppen, Elasten und Ordnungen der ReichS-BerufSstatistik zu berichtigen. Die höhere Verwaltungsbehörde hat ein gleiches Verzeichnis; sämmllicher versicherungSpflichtigen Betriebe ihres Bezirks dem Reichs BerstcherungSamt einzureichcn. Farmnlar für »te Anmeldung. Königreich Sachsen. Regierungsbezirk Amtrhauptmannschastlicher Stadtgemeindc- Bezirk Bezirk ..... Anmeldung. aus Grund de» K 11 des NnsallversicherungSgesetze». Name de» Uuternehmer» (Firma) Gegenstand de» Betriebe»*) z-dl der durchschnitt lich deichäs- tizlcn ver- ücherunee- vnkcht>»en Versenk» ") Bemerkungen O . . , ,, den , . . . « 1685. (Unterschrift de» zur Anmeldung Verpflichteten.) *) Nur solche Betriebe, welche sich auf die Ausführung von Bau- arbeiten erstrecke», sind anzumelden: doch ist nickt erforderlich, da; die Arbeiter o>uSichließlich bei Bauarbeiten beschäftigt werden. al» . beamte, tausend Mark nicht übersteig») beschäftigt werden. Königliche Akademie -er bildenden Künste und Kunstgemerbeschule zu Leipzig. Die Ltndie» im Sommer-Semester 188S beginnen Dienstag, den 14. April c„ die Tageskurse früh 7 Uhr, die Abendkurse »m 5 Uhr. Der Lehrplan umsafft alle Unterricht-grbtrte »er »tldenden Unste «n» »es Knnftgemerbe» und berücksichtigt spectel »te Ausbildung tu den graphischen Künsten. Anmeldungen zur Ausnahme find In der Zeit vom 88. Februar Rt »tt 7. März ds». IS. in der Expedition der Akademie, westlicher Flügel der Plelhenburg, H. Etage, Nachmittag» zwischen 4 und o Uhr zu bewirken. Leipzig, den 1. Februar 188b. Der Direktor. vr. Ludw. Nieper. Holzauktion. Donnerstag, den II). Februar d. I., sollen von Vormittags 9 Uhr an im Grasdorfer Forstrevier, im ogenonnten Schanz 7 Eickcn- I Rothbuchen- 12 Birken- Nutzklötze, 1 Ellern- und 8 Kiesern- 200 Stück Böttcherreifen, 5 Rmtr. Eichen-Nutzscheite, Ki?s!rü-) Drennscheite und ca. 50 Wurzelhaufen unter den öffentlich ausbängenden Bedingungen und der üblicken Anzahlung nach dem Meistqebol verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Schlage im Schanz. Leipzig, am 27. Januar 1885. DeS RathS Forstdeputatiou. Vrkannlmachung. Anmeldung zum Anschluß an Vic LtaSl-Fcrnsprrchetnrichtung sür Leipzig und Vororte. Neue Anschlüsse an die Liabi-Fernspreckeinrichtung für Leipzig rc.. deren Herstellung iui laufende» Jahre gewünscht wird, sind pätestrns biö zum l.Mär; bei der Oier-Postdirection anzumelden. Für Anmeldungen, welche nach dem 1. März eingehen, kann aus die AuSsührung in der diesjährigen Bauperiode mit Sicherheit nicht gerechnet werden. Einer Erneuerung der bereit» vorgemerkten Anmeldungen bedarf cS nickt. Leipzig, A. Februar 1885. Lrr Kaiserliche Vber-Poftdirector. Walter. Nichtamtlicher Theil. Die Aussichtslosigkeit -er Socialdemokratie. i. * Unter diesem Titel hat der frühere österreichische Minister wie Sckäffle, der Verfasser des Buche- „Die Quintessenz deS SocialiSmuS" und eingestandenermaßen Einer derjenigen, welche die Socialpolitik dcS Fürsten BiSmarck durck ihre Worte und vielleicht auch persönlich mit angeregt haben, herbeiläßt, einen wissenschaftliche» Strauß mit der Social- kcmokratie auszukänipsen, so unterliegt eS keinem Zweifel, daß bei diesem Kampfe Manches sür die Praxis absäitt, daS 'ich gut verwerthcn laßt. Allein man soll die Erwartung einer solchen Ernte nicht zu hoch schrauben, man würde sich arg getauscht sinken. Die Socialdcmokratie, deren Aussichts losigkeit Herr Sckässle, wie daS zugegeben werden muß, schlagend nachweist, ist jedoch nicht die svcialdcmokratische Partei, und wenn vielleicht der Eine oder der Andere meint, daß eS nun aus sei mit den Wahlsiegen der Socialdemokratcn, so ist er gewaltig im Jrrthum. Das, was Schässle bekämpft, ist die Eonsequenz deS socialdemokratisckcn Gedankens, keineswegs aber sind eS die heutigen Forderungen der socialdemokratischcn Partei, wie sie z. B. sür diele maßvoll in dem Antrag auf Abänderung der Gewerbeordnung zu Tage treten. Darüber ist man sich ja am meisten im Lager der socialdcmokratischen Führer selbst klar, daß die halbe Million Stimmen, welche ihnen den Weg in den Reichstag geebnet hat, keineswegs bereit sein würde, min den Weg zum SccialiSmuö deS Herrn Bebel in seiner Consequenz zu ebnen; sie wissen sehr wohl, daß sie nicht die Führer von tbatsächlich überzeugten Anhängern der Socialdeniokr^ie, wie sie Bebel will »nd wie sie Schässle bekämpft' sind, sonder», daß ihre Gefolgschaft zum Theil auS Mißvergnügten, zum Theil aus wirklichen Socialdemokraten, zum großen Theil aber aus radikalen Arbeitern besteht, denen vor Allem eine Besstrung ihrer Verhältnisse näher liegt, als eine Reform des ganzen Staats. Sckäffle weiß dreS ganz genau und ruft angesichts der Wahlsiege der Social- Demokraten auS: „WaS beweisen denn diese Siege? Daß einige Huudert- tausende von Wählern unzufrieden sind, was allerdings alle Beachtung verdient; daß dieselben Hunkerttausende vom Liberalismus und von der bürgerlichen Demokratie Nichts mehr erwarten; daß die positive Bekämpfung des Svcialis- mus, die kaum erst eingeleitet ist — am 1. December trat die Krankenversicherung in Kraft — noch nicht fühlbar ist; daß da- Maulkorbgesetz die eigene und unausbleibliche innere Zersprengung der Socialdemrkratie in Atome verhindert bat. Dieß ist Alles! Lasten Sie getrost nochmal» soviel Social demokraten in die Reichstage kommen, und genvthigt sein, das positive Programm, mit welchem sie auch jetzt wieder binter dem Berge ballen wollen. i»S Einzelne zu entfalten, so wird erst reckt keine ernste Gefahr sein. Die ganze Fülle der »positiven Bekämpfung" wird bcranSgcnötbigt werden und daS socialdemokratische Princip bei den Proletariern selbst aus dem Felde schlagen. Vorsicht gegen Putsche und Wühlereien ist zwar am Platze, positive und dauernde Siege der Socialdemokratie halte ich mehr al» je sür unmöglich." Und nun fragt Schässle mit Recht, was denn eigentlich die positiven Forderungen der Socialdemokratie seien und wie sie sich die Gesellschastsorganisation nach ihren, Receptc vorstclle. Eine Antwort darauf kann er selbstverständlich nickt erhalten und nicht nur weil die Agitatoren ans Politik so zugeknöpft sind, sondern weil sie tbatsächlich ein solche» „AuSsührungSprogramm" nickt besitzen. „Tie Kritik ist ihre Stärke und ihr große» Verdienst", aber sollen sie „positiv aasknöpfen", so käme gewiß eine Fluth von Gegensätzen und Unmöglichkeiten zum Vorschein. Daß dies thalsächlich bei dem Antrag zur Gewerbeordnung der Fall war. das haben wir erst neulich nackgewiesen. Sckäffle muß sich also bei dem Mangel einer bestimmten Definition an seine eigene halten und so behauptet er Venn: „Der einzig denkbare unv daher discutirbare Lehrbegriff der Arbeiterpartei ist volkswirthschasl lich der Collect iviSmus der Socialdemokratie." *) Ti Au-sichtrlosigkeit der Socialdemokratie von De. Albert E. Fr. Schässle: Verlag der H. Laupp'sch-n Buch- Handlung in Tübingen. Prei» ch 1.80. Nach der „Quintessenz" bedeutet nun der EcllectivismuS: fernerhin kein Privateigeiithum und keine Privalbeerbnng an Len Mitteln der Production (Abschaffung deS Privatcapilals, „EapitalS" im Sinne der Socialisten); Einsührung deS ge- samnilbeitlichen („collectiven", staatliche») EigenthumS an den Produktionsmittel»; auf Grundlage diese» „Evllcctiveigen- lhumS" cinhcillichcr Betrieb der Production in öffentlichen (staatlichen, corporativsn, cominnnalen) ProdiictionSgruppe» und Gruppeiisystcinen; öffentlichrcchtliche Organisation auch der Zuteilung dcS (nach Befriedigung de» öffentlichen Be darfes noch vertheilbaren) Güter-Ertrages der Collcctiv- production — sei es nach Verhältniß dcS individuellen Arbcits- bcitragcS, wie die Socialdcmokratie will, sei eS gleich oder nach dem individuellen Bedürfnis;, wie das der „rigenlliche" gleichh-itSsanatische „EommnniSmuS" haben zu wollen scheint. Die Verwirklichung dieser Forderungen bedingt einteuchleiider Weise die Aushebung der ganzen prlvativirtbschasllichen Ord nung der jetzigen Gesellschaft: die völlige Abschaffung aller Privatdienstverhältniffe (des „LohnsystemS ' oder „Salariates"), die völlige Beseitigung deS privaten Verkehrs in Sackgütern, Dienstleistungen und Sackgüternutzungen, also die Auf hebung deS Handel«, dcS Markte-, dcS Hartgeldes, deS Credit?, die Ausschließung aller Arten von ZinS und Rente, unter Einführung der öffentlichen ArbeitSbesoldung als einziger Einkommensform. Tie Anarchisten wollen alle diese schönen Sachen auch, nur „ohne Regierung", da diese immer wieder Ausbeutung sein werde; gewisse „Mutualisten" wollen brüderliche Gegenseitigkeit, frei auS dem allgemeinen Gerechtigkeitssinn berauS. Beide sind consequent. aber consuS, sie wollen daS Ziel obne da» einzig mögliche Mittel. Ter allein denkbare SocialiSmuS ist und bleibt bis aus Weiteres die centraUstisch organisirle, allgemeine und ausschließliche Collcctioprcduction der Socialdemokratie. „Der EollectiviSmliü der Socialdcmokrati: bedeutet Cen- tralilation aller Production aus demokratischem Fuß zum Zweck gleicher oder wenigstens verhältnißmäßiger Austbeilung von Arbeit »nd Genuß, auSschließend, allgemein und plötzlich, mit Abschaffung deS LohnverhältnisseS. Die Ausbildung von CollcclivbauShalten zum Zweck der besten Ver wirklichung bestimmter gemeinsamer Zwecke unter festen Autoritäten ist nicht Sociatdemokratie, selbst dann nicht, wenn Staaten oder Gemeinden ober Corporationcn sür einzelne 'ster Zweige der Production CollerlivhauShalle errichten. Solche l)r. Albert Sckäffle 'ine Brockvre^/.i der Gestatt oon jAllec<!:.wirth,cl'ast steht im Gegensatz zur Zukunftsmusik De kret Briefen an emen Staatsmann geschnoben welche dm j . (loflectiviSmuS. Dieselbe besteht auch schon von n alten Auffehen macht. Wenn sich ein Mann wie Zeiten her und ist in fortwährendem Wachsthum begriffen Die BolkSwirlhsckaft ist längst ein Ganze» nicht blos von erwerbsücktige» Privatgeschäften, sondern auch von solidarischen Gegenseitigkeit-- und Gencffenschaftswirtbschaflen, von vercins mäßigeu Gemeinnützigkeit-Haushalten, von privaten und stistnngsmäßigen Woblthätigkeitszuwendungen, endlich und namentllch von Staat»-. Gemeinde- und CorporalionS- betrieben und von öffentlichen WirthschaflSsührungen. Es kann einst kommen, daß der Staat oder die Gemeinde sogar diesen oder jenen Productionsbetricb weiter an sich zieht, daß man die darin angestellten Arbeiter in neuen Betriebs-, Einkommens- und Abrechnungsformen zu ganz neuen nationalen Organisationen zusammcnzieht, was sich ja gar nicht ab- sehen läßt." „Das Wesen der Socialdemokratie ist nicht die Staats oder Gcmeinkewirthschast, nickt einmal ein Mehr oder Weniger Güterproduclion unter öffentlicher Autorität, sondern die ausschließliche und allgemeine Collectivproduclion und Collectivzutheiluiig der Güter mit Beseitigung der „kapita listischen Productionkweise" und de» Lohnverhältnifles, im Dienste der individuellen Freiheit und Gleichheit Aller, auch der Proletarier, mit demokratischer RegierungSsorm — kurz: der demokratische CollectivismuS. Eine stark öffentlickrecht- liche Güterprodnction ohne demokratische Organisation ist denkbar, für sehr späte Zeit vielleicht wahrscheinlich". ES kann nicht unsere Aufgabe sein, das ganze Buck aus zugsweise hier wiederzugeben (wir müssen Jedem den Ankauf empfehlen), indessen erscheint eS nvthwendig, den Gedanken- gang vvrzuführen. Schässle bespricht nun die politische Seile des CocialiSmu?, die Entstehung desselben, sein Ver- bältniß zum Liberalismus, die Anschauung innerhalb der Heer folge der socinldemokralischen Führer, berührt kurz seine Stellung zum Judenthum und präcisirt dann feine Stellung selbst mit folgenden Worten: „Als Systematiker der Nationalökonomie vertrat ich seit Jahrzehnten gegenüber der ausschließend und schrankenlos privatwirthschastlicken Organisation der VolkSwirthschast erst mals mit ganzen: Erfolg die Thalsache und die Nolhwcndigkcit deS JncinankerareifenS von Gemeinwirtbschasten. Privat- wirthschaften, GegenseitigkeilS- und Wikmungswirthschasken. Diese Ansicht hat gesiegt. Es ist heute mehr als je weine Ueberzeugung, daß nur aus Grund dieser Anschauung der Ausbau einer wahren VolkSwirthschast und DvlkswirthschastS- lehre möglich ist. Dabei habe ich auch daS Privatcapital als daS gesell schaftliche Organ der Productionslcitung zugleich gerechtfer tigt und umgrenzt. AIS ein Organ, welches auS eigenem Besitz und Reckt diejenigen Geschäfte immerfort zu führen hat, welche ;m Interesse der Gesellschaft selbst bester privat- alS gemein- oder widmungSwirlbschastlich oder qegenseitiglich (solidarisch) besorgt werden. Allerdings auch als ein Organ, welches sich den Bedingungen der Eristenz und Wohlfahrt deS Ganzen, einschließlich der Lohnarbeiter, unterwerfen und — gegen Entschädigung — selbst den gemeinschafllichen Organi sationen der GegenseitigkeilSgcnosseiischast und der Wohlthätia- keitSanstalten weicken, bezw. daran sich betheiligen muß, soweit im Interesse de» Ganzen diese nichlprivatwirthschast- liche Organisation als die vorzüglichere sich erweist. Wie weit die eine oder die andere OrganisalionSsorm zu gehen habe, kann über eine Generation hinaus durchaus nicht vorausgesagt werden. Für die Gegenwart und nächste Zukunft nahm ich. unv zwar nur sür Deutschland, zu dem ungeheuren Stamm öffentlich-rechtlicher und gegenseitiglicker Wirthschasten. welche die Jahrhunderte angesetzt unv hinler- lassen haben, weiter nur die großen BerkehrSansialten, dann im Jutereffe der Besteuerung dieTabakverarheitung und den Tabakverschleiß, endlich die allgemeine DersicherungSgenosscn- sckaft sür Krankheit, Alter »nd Erwerblosigkeit in Aussicht. Heute ist cS mir wahrscheinlich, daß auch die großen National zettelbanken verstaatlichungSreis werden. Möglich, ja wahr scheinlich. daß die Lieferung von Elektricität. Wärme, Lickt und Triebkraft mehr oder weniger einer Verstaatlichung und Communaltsirung — vielleicht unter Ausdehnung des öffent lichen Besitze- an Kohlenwerken und Wasserkräften — rascher entgegcngehk. Mehr Ausdehnung und ans weiter hinaus habe'ich au öffentlichen und an Gegenseitigkeits-Wirthschaslen nicht in Aussicht genommen." Leipzig, 18. Februar 1885. * Die neue Woche führt sich unter bedeutungsvollen Auspicien ein, sofern sie den Schluß der afrikanischen Conferenz zu verzeichnen berufen ist. In mehrmonatiger angestrengter Tbätigkeit haben die Vertreter der hervor ragendsten Culturstaaten beider Hemisphären in der deutschen RcichSbauptstadt an der ersprießlichen Lösung eines der wichtigsten und folgenreichsten internationalen Probleme der Gegenwart aearbeitet. Vor noch nicht gar so sehr langer Zeit hätte Europa kaum den Mnth gesunden, Zeit n: d Mühe an die gemeinsame Inangriffnahme einer Ausgatc zu wenden, die unter dem Gesichtspuncte der damals üblichen einseitigen, von engherzigem Eigennütze dictirten Jntercssen- politik immer nur Stückwerk bleiben konnte. Bevor die politische und wirtbschaftlicke Zukunft der »ngehenren Gebiete dcS äquatorialen Bmnenasrila. welche von den Strömen de» Congv und deS Niger bewässert werde», ihrer völkerrechtlichen Grundlage aus dem Wege der friedlichen internationalen Ver einbarung tbeilbastig zu werden vermochte, mußte sich erst die Idee der Jnteressensolidarität aller Eullurvölfer in der öffentlichen Meinung zum Durchbruch bringen. Wenn da» tbatsächlich geschehen ist, wenn sich ein ganz entschiedener Fortschritt von der separatistischen Politik nationaler Bor- urtbrile zu der Politik internationaler Interesse» Nachweisen läßt, so gebührt daS Verdienst hierfür in erster Linie dem Genius, dem vollendeten Tact deS leitenden deutschen Staats mannes. DaS geflügelte Wort vom „ehrlichen Makler" bat sich, seitdem eS zuerst vernommen, daS unbestrittene Bürger recht in den Sprachen wie in den Ueberzeugungen aller Völker errungen» die als Träger politischer Macht betrachtet werden können. DaS Vertrauen zu dem un eigennützigen und friedliebenden Charakter der in dem leitenden deutschen Staatsmanne verkörperten deutschen Reichs- Politik bildet heutzutage den stärksten moralischen Pfeiler der internationalen Eonjunctur und räumt von vorherein «ne Menge von Schwierigkeiten hinweg, deren Ueverwindung unter andere» Verhältnissen daS beste Tbcil der diplomatischen Thatkrast, die zu gemeinnützigen Zwecken verfügbar ist, ab-> sorbiren dürste. So konnte denn, im striel-n Gegensatz zu de» gänzlich resultatloS' verlaufenen Londoner Conierenz wegen EgYPtenS, die rv<> Berlin cinberusenr Afrikanische Conferenz ihre Arbeiten am- dem Bewußtsein heraus brstinnen, daß im Princip eigentlich das Schwerste schon überwunden war und eS sich nur darum bandelte, eine allseitig zufrieden stellende Formel für die Einfügung der jungen central- asrikamschen Organisationen in daS geltende System internationaler RecdlSsätze zu schaffen. Auch in dieser Fassung hat der Afrikanischen Conferenz die Lösung ihrer Ausgabe noch Mühe genug verursacht, da man sich aus fast gänzlich neuem und unbekanntem Terrain bewegte und stellcnwcis höchst subtile Bcsihfragen zur Erörterung und Beschluß- sasiung standen. Der diplomatische Tact, die maßvolle Hal tung der deutschen Conserenztkcilnehmer fanden ausgiebigsten Spielraum ihrer Betätigung, und trugen ganz wesentlich zur Aufklärung bervortretenker Mißverständnisse. zur Be gleichung vielleicht mehr scheinbarer als wirklicher Differenzen bei. Außer den; guten Willen aller Conserenztheilnehmer gebührt daher vorzugsweise der Art und Weise, wie deutscher seits die Leitung der Geschäfte gehandhabt wurde, da§ Verdienst, daß eS gelang, die Verhandlungen der Conferenz von Anfang bis zu Ende in den programmmäßigen Bahnen sestzuhatteil und dem gesteckten Ziele cntgegenznslibren. Die Beschlüsse des in Berlin versammelt gewesenen Diplomaten-RatheS legen ein glänzende- Zcugniß für die Macht dcS unter Deutsch lands Schutz und Schirm emporgewacksenen neuen Systems der internationalen Politik ab. Sie bilden einen abermaligen Triumph dcS Gedankens, welcher a» die Stelle kriegerischer Eifersucht zwischen den Völkern den friedlichen Wettstreit der Interessen gesetzt hat und dem Thatcndrange der Gegenwart würdigere Ziele zeigt, alü die Enlsachung blutiger Conflicle aus europäischem Boden. Der erfolgreiche Abschluß der Afrikanischen Conferenz fügt dem Ehrcn- kranze deS deutschen Reichskanzlers Fürsten BiSmarck ein neues unverwelk lich cs Lorbeerreis hinzu. * Die diesmalige NeichStagSsession dürfte, wenn nickt alle Berechnungen trügen oder der Arbeitösloff neck unerwarteter Weise bedeutend erweitert Werken sollte, an Ostern beendigt werden. In der lausenden Woche wird voraussichtlich noch die „Kamerunvorlage" »ebst der dritten EtatSbcrathung zu Ente kommen, die nächste Woche wird in erster Linie der DampsersubventionSvorlage gewidmet sein. AlSdann wird man erwarten dürfen, daß bereits einige Thcile der Zollvorlagc au» den Commissionen wieder an daS Plenum gelangt sein werden. Für das Postsparcassengesetz »nd die Unfallversicherung der lanvwirthschastlichen Arbeiter sind die Aussichten, in dieser Session zu Stande zu kommen, nickt groß. WaS die preußische LandtagSscssion betrifft, so wird deren Dauer und weitere Gestaltung vornehmlich davon abbängen, ob die in der Thronrede angekündigten Steuer Vorlagen wirklich eingebracht werden, was bis jetzt bckannllich noch nicht geschehen ist. «> -» * Zur Lage der Parlaments-Parteien in Oester reich schreibt die „Nationalliberale Corresvondenz" in ibrer deutsch-böhmische» Beilage: Wen« man durch Jahre unausgesetzt Sonne und Wind gegen sich hat. ist es nicht zu verwundern, daß man gerne beim ersten heiteren Sonnenblick in übergroßen Hoffnungen schwelgt. — Aus der Niederlage, welche die Regierung in der Ablehnung der Gcbührengcsctzesvorlage erlitten hat, glaubt man in Oesterreich Iielgehende Umwälzungen prophezeien zu dürfen; der eiserne Ring der Majorität, so heiß» es, sei klirrend zersprungen: der Deutsche Hobe sich wieder zum Deutschen gefunden, weil die Deutichklerikalen mit der „Vereinigten Linken" stimmten. — Der Freudenrausch aber »der den momentanen Erfolg muß der nüchternen Erwägung weichen, sonst könnte er leicht verhänguißvokle Folgen nach sich ziehen. Aus Hoffnung-sreudigkeit täuscht man sich in Oesterreich ja sonst so gern über die ernsten Gefabren lnnweg. — Das; eine Be>> rlnignng von slawisch-nationalen Verbündeten »nd klerikal-scudalen Großgrundbesitzern und de» Ullramontane» der Alpenländer die natürlichen Vorbedingungen zu Eonslicicn in sich birgt, war ja schon längst Jedermann klar; das; der „eiserne Ring" mir durch
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode