Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-13
- Monat1885-04
- Jahr1885
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1885
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«krschetnt täglich früh 6'/,Uhr. Uk-arlim nnd LrPrdition Iodannesgasse 8. Sprkchttundk» -rr Prdacti««: Boemiitag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Fllr die Rtlü-ade rmsielandtcr Manuicriyte macht ßch d« Vtedaciwn n»chi »erd»»di«ch. An«a»«e »er skr Nie «Schstk-lgende liuiumer drftimmten Iuserair an Wochentagen b>S 3 N»r Nachmittag«, g» Sonn- und Festtage» sräh d>» Utzr. 2n drn /Uialkn für Ins.-Aunahme: Otto Klemm, UniversiiSlsstraße 1. Leuts Leicht, Kaiharineastr. 23, p. nur »iS '/»L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß Anflaqe IS,VS« ^voniirmlnthpreis vienclj. 4', 2tlii. iuel. Beingerlohn 5 Mt.. durch die Pest bezogt» 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pi Betegexnnpln- 10 Pi. Gebühren iür Extrabeilagen (in Tageblatt-Horinal gesalzt) »hur Postbciüroerung 3!» Mt. MI« Poftdetardeniag 48 Mt. Inserate 6gespaltcnc Petilzeile 20 Pf. Größere Schriften lam uni. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Zisserniay nach höherm Tarif. tlertamrn unter dem Redactionsstrich die4qesvalt. Zeile 50 Ps., vor de» Faini lien Nachrichten die Kgespallcnc Zeile 40 Pf. Initiale lind iiela an die (vrprültion za ienoen. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenuni>-r»,»io oder dnrm Pest. Nachnahme. - 103. Montag den 13. April 1885. 70. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die 4l«- uud Abmeldung der Fremden betr. Mit Rücksicht aus den demnächstige» Beginn der Oster- mefse bringt daS Unterzeichnete Polizeiaml die nachnehcuden Beslililmungeil des Melderegulntivs mit deui Beinerken in Erinnerung, daß b>e Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe bis zu 50 oder entsprechende Haslstrase »ach sich rieht. .Zugleich wird bekannt gegeben, daß die Erpcditionen der II. Ablhcüung deS Meldeamtes (ReichAstraHe Rr. 3) ivahrcnd der Vorwoche der Messe Vormittags von 7 Ins 12 Ubr und Nachmittags von 2 dis 7 Ubr, sowie an de» Sonntage» Vonnittagö von 9 bis 12 Uhr dem Publicum geöffnet sind. Leipzig, am II. April 1885. DaS Polizei - Amt der Dtadt Leipzig. Brelschneider. Daeguer, S. AuSzug au« dem Mrlöercgnlativ der Stadt Leipzig vom 10. Oktober 1883. 8 11. Jeder in einem (üastliofc oder i» einem mit HerbergS- bercchtigung versehenen ähnlichen Elablifiemenl einkehrende und über Nacht bleibende fremde ist vom Gastwirlh oder Quarliergeber und zwar, falls er vor 3 Uhr Nachmittags aiikomint, noch am Tage der Ankunft, nndeinialls aber am folgenden Morgen spätestens bis 10 Uhr beim Meldeamt des Polizeiamts, Abth. II, schriftlich mittelst des vorgeschriebenen und für jeden Fremden besonders auszufüllenden Formulars anzuiuclden. Befinden sich in Begleitung des Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben auf dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Ab meldung der inzwischen abgereisten derartigen Fremden zu bewirken. 8- 13. Die IN Privat Häusern absteigenden Fremden, söge- nannte Ucsuchöfrcmdc. sind, sobald sie länger als 3 Tage hier verweile», waleslens am 4. Tage, von erfolgter Ankunft an, vom Quariierwirlh beim Meldeamt, Abth. II, oder der betreffender. Palizeibezirkswache mündlich oder schriftlich mittelst des uor- geschriebenen Formulars anzumelden. Bei den elwa in Privat- Häusern Quartier nehmende» Metzfremden jedoch hat diese An meldung in jedem Falle, auch wenn sic nur eine Nacht hier bleiben, und zwar binnen 24 Stunden von der Ankunft an, beim Melde amt. Abth II, zu geschehen. Ja glc.cher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Mriifreiuvi n binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise des Fremden oder etwa eriolgtcr Wohnuiigsveranderung a» zu bewirken. §. 14. Beabsichtigt ein Fremder länger als drei Tage hier zu verweilen, so bedarf er dazu eines für die Zeit des Aufenthaltes vom Meldeamt, Abth. II, ausgestellten Meldescheins. Noch Ab laus der aus dem Meldeschein bemerkten Giltigkeitsdauer ist, dasern der Fremde »och Weiler hier verweilen will, beim Meldeamt um Verlängerung des Scheines nachzusuchen. Die Quarlirrlvirthe sind dafür, dafi dieser Bestimmung allen.- halben Iiachqegangen w rde, mitverantwortlich. HrunlkSücks-Brrltkigerung. Die der Stadtgemeinbe letztwillig hinterlasfenen beiden HanS- und Gartengrundstücke Löbr's Platz Nr. igZsg, Fol. 1273 des Grund und Hypolkekenbuches für die Stadt Leipzig, und Nordstraße 4kr. sz^g, Fol. 1268 des Grund- und Hypothekenbuches für die Stadt Leipzig, sollen in Gemäßheit testamentarischer Bestimmung und zwar zusammen als ein Ganzes Freitag, den 17. April dieses Jahre», Vormittags II Uhr, im Saale der Alten 28aäge, Katharineustraße Nr. 29, II Etage, zum Verkaufe versteigert werden. Der BerstcigerungSlermin wird pünellich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung selbst geschloffen werden, wenn nach dreimaligem Ausrufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Bcrsteigeriiilgsbediugungen liegen aus dem Ratbbaus- saale, I. Etage, zur Einsichtnahme aus und werden Abschriften davon ans Verlangen gegen Bezahlung der Schreibegebühr abgegeben. Wegen Besichtigung der Grundstücke wolle man sich an den Hausmann. Löhr's Platz Nr. 2, im linken Seitengebäude 1. Stock, wenden. Leipzig, Len 24. März 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Gruriilbe-Vermitllilllig. Das zur Zeit an .Perrn Kaufmann I. A. Wertheim bermieibete Gewölbe im alten Börsengebäude a» der Ecke des Salzgäßckens und Naschmarktes (Rathbausseite- nebst zugehörigen, antheiligen NiederlagSraum soll vom I. Oktober dsS. IS. an gegen einhalbjährliche Kündigung Donnerstag, den I«. dsS. MonatS, Vormittags II Uhr aus dem Nalbhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 16» an den Meistbietenden anderweit »ermiethet werden. Ebendaselbst aus dem großen Vvrjaale liegen die Ver- micthungS- und Verstcigerungsbedinguiigen nebst Jnventariuni des zu vermicthendcn Gewölbes schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, am 1. Avril 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Ör. Georgs. Krum bieget. 8it/unS <168 Ilenirks- vereins 6er 8lii6t övunerotvU, äeo l». Tvrll, 4dea«ln 6 Odr iw 8»olv »er Lniteo IU1rxer»ek»Ie. Tmeoaorcknane: 1) ?e«b»te»uru- einer llvnchLkcnoräouvc; küi üa» 8chie3sg;erickt »«och ,Iem vom 8t»näe»aui«chusso vorxel«clei. Li>tM»rke. — 2) Vvr»ehtL<re 3er Oamniiselon rur Xmcelexevkeib 'leo OolwimmiUesM«^«. — 3) Bericht 3ez 8iu>itLr«LU58ck»»!,e>> n Neker 3en Aoti^g; (3« Herrn llr. 8cdiI3dack), 3«o, Inotitu,. >Ier Ueiltsekilken vrieäer »brancliaiken: k Heber «len ^ntrice säe» Herrn Lr. lbickberi, ä»» »o mehreren stellen 3er 8t»3t 8c»tiansn rur nScktlieden ö«ck»tkuwr von Ko kein kür Kranke errichtet «eräeo. vr. klo,^ Vrkanntmachungc Die LoofungS Scheine der im Jahre 1885 in Leipzig, Stakt, gemusterten militatrpflichtigeii Mannsckasten sind ein gegangen und liegen aus unserem Oluarlicramle, Stadthaus. 2. Geschoß. Zimmer 107, zum Abholcn bereit, was hiermit zur Kenntnlß der Betbeiligten gebracht wird. Leipzig, am 8. April i885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. L. I. 8tü(1tl8clie I^ortdiltlunAssoIiule kür Knuden. Ois Tnmelckoox »eu elntretenäer Beblller, dor. elis ^d- melcliinx 3er in »n3ers Schulen tteder-r- Ken3en Kat im l-aufe 3er Wachs vom vlouta-; 3en 13. dis kreitag 3en 17. Xpril ru erkoluen, un3 ncvar sollen Vormittags von 10 — 1 Okr 3is ans Iiiesliren Lchnleo Xbgegangenen, hiacbmitlagii von 4—6 llbr 3ie von vasniltrt« Kommen-len sied mel-len. (lll. Lürgerscdole, ckoliaiinesplatr 6/7, 1 krage, kimwer 33.) Oeiprig, am 9. äpril 1885. vir. W. vilscdmann. Logis-vermikthung. In dem Nntvrrsitäts-vlrunvstücke, Hainstraße Nr. 28, ist im Ouergebäude, II. Obergeschoß, ein Logis, aus Porsaal, drei Stuben, vier Kammern, Küche, Speisekammer und übrigem Zubcüör bestehend, und in demselben Grundstücke, Große Fleischergasse Nr. 3, ebenfalls im Quergebäude, III. Obergeschoß, ein Logis, eine Stube, zwei Kammern und Küche, Boden und Kcllerraum enthaltend, vom 1. Juli 1885 an aus drei Jahre und dann auf vierteljährliche Kündigung, jede« Logis für sich, meistbietend, jedoch unter Bor- behalt der Auswahl unter den Bietern, anderweit zu vermiethea. Reileclanteu werden ersucht. Mittwoch, den 15. April 1885, Vormittags II Uhr im Universitäts-Rentamte, woselbst die Licitations-Bedingungen ein- gesehen werden können, zu erscheinen und ihre Gebote abzugebeu. Leipzig, am 8. April 1885. UniversitätS - Rentamt. Graf. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 13. April 1885. * Ueber die Frühjahrsreisevispositioneu Seiner Majestät des Kaisers ist, wie man aus zuverlässiger Quelle hört, bis jetzt noch nichts sestgestelll. Bvn einem Ausentbalte in Wiesbaden scheint in diesem Jahre, wie auch lin vorhergehenden abgesehen zu werden, da das Befinden des Kaisers ein vcrarliges ist, daß ein Wechsel deS KlimaS nicht alS eine Nothweiidigkeit erscheint, zumal das gegenwärtige ungiinstige Wetter zwischen Rhein und Spree in der Tem peratur von nicht erheblichem Unterschied ist. Weiter be stimmend für den hoben Herrn, in diesem Frühjahre Berlin bis zum Antritt der Sommerrciscn nicht zu verlassen, möchte auch noch der Entschluß Ihrer Majestät der Kaiserin sein, ihre Frühjahrskur in Baden-Baden später als gewöhnlich zu unternehmen. Im Mai, bei günsti^or Witterung, Wird der Kaiser jedenfalls mehrere Besichtigungen von Trupzentheilen des Gardecvrps vornehmen, sowie der hohe Herr, wie man weiter vernimmt, den Wunsch auc gesprochen bat, t.n H rbste, ehe er sich zu den Kaisermauövern nach Karlsruhe und Slult- art begiebt, einige von den größeren Truppenübungen des II. Armeecorps in der Nähe von Wittstock zu sehen. * Ein gau, besonderes Interesse scheint die Nachwahl im 10. Potsdamer Wah...cise Teltom-BeeSkow-Stor- kow erwecken zu wollen. Der bisherige Vertreter desselben, Prinz Hanvjery, hat in Fol^e seiner Beförderung zum Regierungspräsidenten von Licgnitz sein Mandat nicdcrgclegt, und die deutschfrcisilinige Parlet macht große Anstrengungen, den Kreis, den b.c der Legiölatucpc.wde 1878—8l der Fort schritllcr Wöllmer vertrat, zurna^-erobern. Leicht wird ihr die Sache allerdings nicht gemacht, indem neben dem conservativen Candivatcn auch ein socialdcmokratischec zu be kämpfen ist und zum Ucbcrfluß noch eine Spaltung in ihrem eigenen Lager ausgebrochen ist. Die mehr zu den Demo kraten neigenden alten Fortschrittler zweifelten nämlich an dem ausrichtigcn Liberalismus des früheren Scccssionisten Barth, den die Parteileitung dort ausgestellt ha!, und wollten, sich dem Machtwort der Berliner Eentralstelle nicht fügend, an dem bewährten Wöllmer seslballen. Man war mit der „susionistischen Misch.naschcandidatur" Barth höchst unzufrieden, scheint aber jetzt, nach dem eine in diesem Sinne zu Nowaweo abgehaltene Versammlung resultallos verlies, den Gedanken einer eigenen, nicht demokratischen Eandidatur ausgegcbc» hvbcu. Zur Beruhigung dieses Theiles der Parteigenossen bringt die ..Frankfurter Zeitung" die Zuschrift eines Mitgliedes des Charlottenburger liberalen Wahlcomitss, welche die „Ber liner Zeitung", das Organ des Herrn Richter, durch den Abdruck sanctionirt und worin es u. A. alS irrig bezeichnet wirb, anzunehmen, daß zum rechten Flügel alle .Heinaligen Sccessionisten und zum linken ein Theil der allen Fort schrittler unter Ricbler's Führung ybhvre. ^ Anzahl ehemaliger Sccessionisten." he'ßt cs in dein S-ch.eiben weiter, „die durch die Erfahrungen der lctztcu Jahre hart geworden sind und politisch der Nuancc deS Freisinns. Li« man gewöhnlick als tzr,. Ricbler'sche bezeichnet, näker ste>-en als manches Mitglied der früheren Fortschrittspartei. ihnen gehört neben Baumback, Schräder und Anderen auch Vt.Barkb. und es mag, da ja die Abstimmung über das Sociatinel.gefctz vielfach als ein Prüfstein der politische» Gesinnung inncrbalb der freisinnigen Partei ausgesaßt worden ist, constatitt sein, daß zu Denjenigen, die am energischsten in der entscheidenden Kractionssitzung gegen das Gesetz gesprochen habe,», dte beiden ebemaligen Seccssionistr» Schräder und Bartb gehörten." Man trifft hierdurch zwei Fliegen mit einem Schlag, indem den demokratischen Elementen des dculschcn Freisinns im dortigen Wahlkreis kein Zweifel mehr über den echten Lwer»- liSmus des Herrn Barth gelassen und zugleich den Svcial- demokraten, denen der inanchcslerliche Standpunkt des freisin nigen Candidalen wenig behagt, bei einer möglichen Stichwahl dieSackemundgercchter gemacht wirk. Mit weich eigenlhvmlichen Dassen auch bei dieser Wahl die fortschrittliche Presse aber wieder kämpft, erhellt u A. aus einem Artikel des „Reicho- sreund", worin man liest: „Am 28. Oktober 1881 siegte Prinz Hand^ery mit 15.916 Stimmen gegen Wöllmer (9380) und den Locialistcn Krolnn (4543 Stimmen) bei einer für diese» Wahlkreis nicht starken Betheiligung von64.l Procenl. Auch diesmal ward die Wahl aus sehr erheblichen Gründen an- gefochlen — aber eine UngiltiakeitSerklärung ist dadurch immöglich gemacht, baß der in Wahlsachcn bewährte Prinz Handzcry, zum Präsidenten deS freisinnigen Regierungsbezirks Licgnitz befördert, sein Mandat nieverlezte." Soll nun hierdurch nicht die Meinung erweckt werden, als habe der „rn Äahlsachen beivährte Prinz Handjerv" sein Mandat nur deshalb nicdergelegt, um eine Ungiltigrcitserklarnnq desselben llilmöglich zu machen? WaS konnte denn aber der Betreffende dem Artikel 2l der deutschen Rcichsvcrsaffung gegenüber Anderes lhun? * Am vergangenen Montag hat die Volkspartei der Pfalz eine General-Versammlung in Kaiserslautern abgchalten und ist aus derselben allgemein betont worden, daß eS Pflicht der Partei sei, „nach dem glänzenden Siege" in Kaiserslautern «Kirchheimbolanden für weitere Erfolge Bode» zu schaffen. Hierzu bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" sehr treffend: »Mit diesem »glänzenden Siege" verhält es sich aber also: bei 59 Procent Wahl- belheillgnng erhielten in der ersten Wahl die National- liberalen 7020, die Volkspartei 4833, Vas Centrum 2182 der Deutschjreisinn 499 — Herr Richter hat dort gesprochen — und die Socialdcmokraten 333 Stimmen, zusammen also gegen die NalionaUibcralen 7851 Stimmen. In der Stich wahl erbiellen die Nalionalliberalen 9474, die Volksparte' 10,327 Stimmen, so daß also offenbar die gesammle dem»' kralisch - ultramontane Brüderschaft den Sieg gemeinsam erfochten — und daS nennen in übergroßer Bescheidenheit die volkspartcilichen Herren heute einen „glänzenden Sieg" ihrer Partei. Oh, undankbare Welt!" * Wiederum bat der Bundes rath einen schweren Verlust erlitten. Cincr der hervorragendsten Persönlichkeiten desselben, derbra un sch wciglschc Mini st erresidenla m Berliner Hose und Bevollmächtigte zum BundeSrath, Wirklicher Ge heimrath vr. jnr. Fr. August v. Liebe, ist in der Nacht von Donnerstag aus Freitag dahier plötzlich ohne voraus- gcgangene Krankheit am Ncrvenscklage gestorben: — AlS Sohn des Buchhalters Liebe am 18. December 1869 zu Braun schweig geboren, besuchte Liebe das Marlineuin bis 1824, sowie VaS Collegium Karolinum, und widmete sich sodann in Göltingcn de» juristischen Studien. Im Jahre 1848 bewarb sich damals Hojsecrclair Liebe um einen Sitz im Parlament. Als er - sn der braunschweigischen Regierung als VunVeSlagS- gesalidter nach Frankfurt ernannt wurde. Al« Bevollmächtigter BraunlchweigS ivurpe er im Juli 1849 zum „Dre>-KonigS- bünvniß" nach Berlin und später als Mitglied deS Staaten Hauses von März bis Mai 1850 nach Erfurt gesandt. Rach Berlin führten ihn dann wieder die Verhandlungen, welche das „Dr.i-KöiiigSbündniß" mit sich führte, und nach Dresden /von Deeeiiiber 1850 bis Mai 1851) die dort gepflogenen Mlnistc.-Cvnscrenzen. . Für die preußische Regierung war Liebe Lurch sein Verhalten psrsonu xrut» geworden und cS erfolgte deshalb am 24. Jnm 1857 seine Ernennung zum Geschäftsträger am Berliner Hose. De« erblichen Adel verlieh ihm Herzog Wilhelm am 23. April 1355. Bier Jahre später kehrte Liebe von Berlin nach Braunschwcig zurück »nd über nahm (am 4. December 1861) nach Minister v. Geyjo's Tode eck» Geheunrath und Mitglied VeS Staatsministeriums die Lei tung des Finanz-Departcmenls. Nach Begründung des Norv- keuischen Bundes trat Liebe wieder m den diplomatischen Dienst (am 28. Februar 1867) und hat seit dieser Zeit am Berliner Hose daS Herzvzthu», alS Minfflcr-Resident und Bevollmächtigter zum Bnudcsralhc vertreten. Alü Jurist zeichnete sich Herr von Liebe durch einen genialen Scharfsinn aus, seine Tl-atur- keit im Bundesrath war eine ungemein ausgedehnte nnd die Bedeutung des StaalSwesen«, daS ihn abgeiandt hatte, weit überragende. Eine ungeinein große Erfahruug und ein scharfer Blick für Menschen und Dinge waren ihm eigen. Schon das Aeußere des Herrn von Liebe ließ erkennen, daß man eine ungewöhnliche Erscheinung vor sich hatte, groß, mit scharf geschnittenen edle» Zügen und feurigem Auge. Mtt seinen College» im Bundesralhe verkehrte Herr v. Liebe in offener herzlicher W«se und war er seiner seinen liebens würdigen Art wegen allgemein geschätzt. Sem Verlust re ßt Q len Bundesrath eine tiese Lücke. * Wie ein Privatteleyramnl der „Bossischen Zeitung" auS Petersburg meldet, ist imn die Wahl eines Nachfolgers des Grusen Orl«v definitiv entschieden. Gras Paul Schuwalow ist zum russischen Botschafter in Berlin er nannt worden. Seit 4849 Osficier, machte Schuwalow den letzten türkischen K als Stabschef der Garde mit und erhielt den Georzavrden dritter Classc; gu^ avartig ist er Generallieutenant. Da er bis jetzt nur mttitairischc Posten bekleidet hat, ist betreffs seiner diplomatischen Fähigkeiten nichts bekannt. - Der Vorsitzende des geschästssnhrendo.l Ausschusses L.o Ceulrack-Cvmitss für die Bismarck-Ehrengabe, Herzog von Ratrbor, hat einen vorläufigen Bericht über die Ab- lieseruNg der Gabe an den Reichskanzler erstattet. >n welchem die Dank es Worte de-s Fürsten wie folgt resumirt sind: „Wenn man Kleines mit Großem vergleichen könne und wenn daraus hinaewiese» sei, daß Deuischland über d-u Wicdcrgewmn von Elsaß-Lothringen Freude empiunden habe, so gestehe er, daß Ihm dc> Wiedcrerwerb der seiner Familie verloren gegangenen Thcilc von Dchönhauie« eine hohe Freude sei. Er könne sich nunnichr »ul Recht Bismarck von and aus Schöllhausen nennen. Gerade aus Händen des deuljchen Bolkes sein vaierliches Gut zurück zu erhalten, habe für ihn den höchsten Werth. Ueber die Benvendiing bei ihm zu freier Bcrsügung gestellten Summe habe er noch keinen seslen Plan. Er werde über die Bestimmung der Fonds Seiner Majestät dem Kaiser Bortrag zu halten haben. Eine Verwendung sür Arbcilcrzweckc würde die Summe zu sehr zersplittern. Er denke eher an eiuc solche sür das höhere Schulwesen, doch habe er, wie gesagt, noch keine bestimmte Idee". Die Saiiiiiiellisten baden dem Reichskanzler an dem 1. April »och nicht überreicht werden können, theils ihrer Umsänglich- keit wcac». thciis weil bei der späten Eliisenkung der »leiste», deren Zusammenstclluna und Ordnung in de» übrig bleiben de» wenigen Tagen neben den sonstigen Geschäften nicht zu ermöglichen war. ES wird die Ueberreichnng aber möglichst bald erfolgen. Z»m Zweck der Rechnungslegung, sowie der ausführlichen Berichterstattung über d»e ÄuSsührung deS ihm ertbeiltcn Mandats wird der Vorsitzende das Central-Comitv berufen, sobald der Abschluß der Rechnungen und die Er ledigung der noch lausenden Geschäfte dies gestattet. * Die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt osficiös: „In Folge der Nachricht von einer auS den Sammlungen zu dem 70. Geburtslage des Reichs kanzlers zu grünkcnven Stiftung sind bereits so viele Ge suche an den Fürsten Bismarck ciugegange», daß es schon jetzt unmöglich geworden ist, dieselben geschäftlich zu behandeln oder auch nur den einzelnen Petenten eine Antwort zugehen zu taffen. Bisher ist übrigens eine Stiftung noch gar nickt existent geworden. Es steht selbst noch nichts über den Zweck derselben fest. Nur so viel scheint unzweifelhaft. daß die ge sammelten Gelder nickt zu allgemeiner Mildtbäligkeil ver wendet werden nnd einer Erleichterung der Arnicnlasten dienen sollen. Die zahlreichen Gesuckstellcr, welche von dieser fatschen Voraussetzung auSgehcn, werden daher auch in Zukunft auf einen Bescheid nicht rechnen dürfen." * Nach Meldungen, welche der „Politischen Eorrespondenz" aus Rom von ibrem mit den vatikanischen Kreisen m Fühlung stehenden Correspondenten zugehen, ist die Nachricht, daß der heilige Stuhl die Berufung deS Msgr. Wanjura zun» Erzbischof von Gnesen-Poscn abgelehnt habe, durchaus unbegründet. Das Richtige sei, daß die Curie diese Ernennung bisber noch nicht acccptirt habe, waS einen wesentliche» Unterschied bedeute, da die Möglichkeit einer Verständigung noch immer offen steht. Des Weiteren wird von dem gleichen Gewährsmanne die Meldung, daß der Bischof von Ermelaud. Msgr. Kremcntz, zum Erzbischof von Köln ernannt und Erzbischof Melchers zum Car dinal erhoben werden soll, alS verfrüht bezeichnet. Die Be rufung des Msgr. Krementz aus de» Kölner Erzbischossitz sei allerdings nicht unwahrscheinlich und erscheine um so wüuschens- werlhcr, als dieser Kirckensürst im Batican sowohl wie in Berlin persona sei. Eine bestimmte Entscheidung sei jedoch bis zur Stunde in dieser Richtung noch nicht ge troffen worden. * Dem Vernehmen nach machen in den östlichen fran zösischen Grenzdistricten gegenwärtig die Werber sür die französischen Fremdcnreqimenter gute Geschäfte. Erst vor ganz kurzer Zeit gingen mehrere große Transporte von Bel- sv'.t nach Marseilic ab. Die Mannschaften werden zunächst in Algier gedrillt und später nach dem ostasialischen Kriegs schanplatzc geschickt. Leider sollen sich immer noch ziemlich vlr'.e Deutsche von den Franzosen anwerbcn lassen. Im Interesse unserer Landsleute können dieselben gar nicht ein dringlich genug gewarnt werden, sich zu einem Schritte ver leiten zu lasten, den sie in ' liudestenS 99 nntcr 100 Fällen n.ic ihrem Untergänge sühnen muffen ^ In de-. Erörterungen über dic auf dem Gebiete der Ardeiterschutzgcsetzgebuno gemachten Vorschläge wird stets aus daö Beispiel der Schweiz hingewicsen. Insbe sondere geschieht dieS in Beziehung aus den sog. Normal arbeitstag. Da die betreffende Commission des Reichs tags sich mit dieser Frage demnächst eingehender beschäftigen wird, so ist es ain Platze, aus den eben erschienenen Bericht de« Baseler Handelskammer hinzuwcisen. In demselben wird, b'si allem Einverständniß mit der wohlwollenden Absicht der Bestimmungen des schweizerischen Gesetzes vom 23. März 1877 über dic Dauer der täglichen Arbeitszeit in Fabriken, doch Klage darüber geführt, baß der schweizerischen Industrie durch dieselben die Ausnutzung der „Conjunctur" geradezu unmöglich gemacht werde. In der That ist dies der Hauptpunkt, auf den eS bei der Beurthciiung dieser Frage ankommt. Gegen eine Fixirung der täglichen Arbeitsdaucr in den auf Zeitlohn basircnden Industrie zweigen aus 11 Stunden, wie cs die Schweiz gcthan nnd das Centrum im Reichstage vorschlägt, oder auch aus 10 Stt.uden, wie die Soclaldemokraten wollen, ließe sich kaum etwas einwendrn, wenn diese Ziffern Dnrch- schnittSziffern wären. Aus den Angaben deS Fabrik- inspectorS sür Berlin und Charloltcnburg ergiebt sich, daß der eigentlich normale Arbeitstag in diesem so indnstricrcichen Bezirke tbatsächlich 10 Stunden beträgt, und daß dic Schwan kungen über diese Grenze hinaus nach oben noch nicht halb so groß sind wie diejenigen nach unten. Daö Schlimme ist nur, daß in dem ewigen Wechsel der Bedürsniffc die An- ftederungen an die Jiivnstric bald stärker, bald schwächer herantrctcn, und deiiigcmäß auch dis Kräfte zur Befriedigung derselben bald stärker, bald schwächer angespannt werde» müssen. Diese natürliche Wechselwirkung unterbricht der gesetzlich sestgelegte MarimalarbcilStag, und er unterbindet damit unter Umständen eine der Lebensadern der Industrie. Eine internationale Einigung über den Maximalarbeitstag. von welcher die Schweizer Abhilfe erwarten, würde in dieser b'Aä tling nur wenig nützen; die schwankende .Conjunctur" ,,..o damit nicht aus der Well geschafft. ^ Nachdem sie >. Z. ist der Stadt St. Gallen »»- flirten Anarchisten schon vor geraumer Zeit wieder in Freiheit gesetzt worden, vernimmt der „St. Gailcr Stadl -.nzeiger" von ncuc.i Verhaftungen, die in Mörschw'l, Norsckach und Horn gleichzeitig mit denjemgen in Zürich :.::d Winterthur vorgenoinmcn wurde». Ter letzter Tage in Horn verhaftete Anarchist ist ein Malergeselle und gehört nach den durch den eidgenössischen Untersuchungsrichter Dednat gepflogenen Erhebungen zu den weniger harmlosen Geselle» de» Anarchismus. Daß er eine» Revolver bei sich trug, b weist zwar nicht viel, allein daß er überdies ei» Quantum Gift besaß, daö binreicheud gewesen wäre, um einige Hunden Personen ins Jenseits wandern zu lasten, erscheint weniger harmlos. Ueber dic neue Verhaftung inRorsckach ist noch nichts Näheres bekannt. Der früher daselbst verhaftete Seilergefelle, Namens Klinger, gehört nach Allem, was bis jetzt verlautet, zu den Schwärmern des anarchistischen Glau bens und wird nur wegen Schristcnmangel aus der Schweiz auSgcwicsen werden. " JuleS Ferry hat dem Herausgeber der »Times" folgendes Schreiben zugeken lasten. „Mein Herr! Die letzten Arickel der „Times" über den Ver laus der Verhandlungen, welche soeben z» dem Friedcnsichluß mit China geführt haben, Wellen nur eine Rolle zu, die ebenso meinem Cbarakier, wie de» wahren Tbalsache» zuwihcrläui't. Es ist meine Pflicht, laut gegen Behauplunge» z» prolestireu. welche so weit gehe», die hochgeachtete Petto.» des Praiivcnten der Republik mit hincin- ziijiehen. Sie sind ichr ichlecht unterrichtet gewesen. Es ist fatsch, baß ich die eingeleileie» Unterhandlungen geheim gehalten und als mein Privategzentdum bewahrt habe. Ich habe sie in ihrer ganze» Ausdehnung und mit allen Details, wie ich cs mußie, dem Eonseil- vrasidcntcn und dem Minister des Auswärtigen milgetheilt, als die-' selben mir am 5. d. M. Nachmittags davon Kcnnttnß gaben, de.» sie ihre Aemler definitiv üaeenoinme» hätten. Ich loS ihnen da, zwei Tage vorher von Billot Unterzeichnete Protokoll vor. Wa die Depttche Hart'S angeht, worin dieser Campbell anzeigte» daß
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