Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-25
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
145. Erste Beilage M Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. Montag den 25. Mai 1885. 78. JahMNg. Neues Theater. Leipzig, 24. Mai. Heinrich Bulthaupt, dessen Trauerspiel „Gerold Wendel" gestern mit Erfolg in Scene ging, ist einer der strebsamsten unter den jüngeren Dichtern und Schriftstellern, von ihm rührt der Text der Rheinthaler'- schen Oper „Da- Käthchen von Heilbronn" her, er hat aus der Grundlage de- Schiller'schen Entwurfs ein mehrfach ge gebenes Trauerspiel „Tie Malteser" gedichtet und sich al- kritischer Schriftsteller besonder- durch seine Dramaturgie der Klassiker einen Namen gemacht. So durste man auch von seinem neuen Trauerspiel er warten, daß cS sich in Ton und Haltung über das Niveau der dramatischen Alltäglichkeit erheben werde, welche jetzt die Bühne so ausschließlich beherrscht, daß das Publicum fast deS boberen dichterischen Stil- entwöhnt ist und da» Dichterwort auf der Bühne fast mit Befremden vernimmt. Macht dock auch die landläufige Kritik kaum noch einen Unterschied zwischen den hausbackensten dramatischen Produktionen, die mit schablonenhafter Bühnenroutine den Sinn gefangen nehmen, und zwischen Schöpfungen, die nach dichterischer Bedeutung streben, und wenn sie solch einen Unterschied macht, so fällt er in der Regel zu Gunsten jener Bühnensabrikate auS, denn eS heißt ja nicht bloS im Faust: „du gleichst dem Geist, den du begreifst." So wollen wir denn gleich hervorheben, daß die Vult- baupt'sche Tragödie von echt dichterischem Geist durchdrungen ist und fraglose Schönheiten enthält in Bezug aus Schwung der Diction und bildlichen AuSdruck, wie z. B. die Erzählung Florian Geyer'S vom Opsertode de- EurtiuS. Freilich fällt oö schon bei dieser Erzählung, noch mehr aber an anderen Stelle» auf, daß der Ton. in dem diese Ritter und besonders die Bauern sprechen, doch im Ganzen zu hoch gegriffen, zu sehr mit den Arabesken elastischer Bildung verbrämt ist und durchaus nicht jenes meisterhafte Localcotorit der Liction zur Schau trägt, wie etwa Schiller'- ..Tell", wo die bäuerische Snnplicität sich mit dichterischem Schwung in mustergiltigcr Weise vermählt. Namentlich Gerold Wendel ergeht sich bis weilen in zu hochtönenden Allgemeinheiten, die nicht recht ;>'!» Standpuncle seiner Bildung und noch weniger zu dem seiner Genosten passen. Die Handlung spielt in einem schwäbischen Dorfe unweit WeinSberg zur Zeit deS Bauernkrieg-; die Erstürmung der Beste Weinsberg und das Schicksal LeS Grasen Helsensicin wird unS gleich im ersten Acte erzählt. Wir befanden unS mitte» in den blutigen Wirren jener Zeit und die Handlung se!hst. die u»S vorgesübrt wird, trägt durchweg diesen tumul- tii irischen Charakter. Gerold Wendel gerielh mit dem Schloß- Herrn, Ritter Balder, in Eoiifhct; die aufsässigen Bauern stehen aus seiner Seite Als Balder erfährt, daß die Bauern unter der Führung deS Ritter- Florian Geyer Weinsberg >:obert haben, bemächtigt er sich der Schwester desselben, die b i Benigna, Gerold's Müller, lebt, als Geißel, läßt sie rauben und aus sein Schloß schleppen. Gerold, der da- Mädchen liebt, stürmt die Burg mit seinen Bauern und als die beide» sich zu blutigem Kampfe gegenübertreten, da wirst sich Gerold'S Mutter zwischen sie mit der Enthüllung, daß Balder Gerold's Zwillingsbrudcr ist. daß sie durch Gewalt genölhigt, den einen Zwilling, als eben baS Kind deS Schloßherrn gestorben war, aufs Schloß zugeben, so daß er jenem Sohne untergeschoben und als Ritter und Schlvßcrbe nusgezogen wurde; den Eid der Verschwiegenheit, de» sic ge- gelobt, bricht sie in dieser Stunde höchster Gefahr, um den Brudermord zu vermelden. Gerold's Zorn gegen Balder wird durch diese Enthüllung gelähmt; gleichwohl beschließt er, den Bruder dem Gericht der Bauern zu überantworle». Eine Scene mit Maria zeigt ihm, daß diese mehr den Bruder liebt als ihn. Da tritt Florian Geyer auf; er bat den Ritter Balder befreit und nimmt die Schwester mit sich fort, auf Balder aber wird von einem handfesten bäuerischen Terroristen geschossen; schwerverwundet, wird er von Benigna gepflegt, reißt sich aber den Verband ab. als er erfährt, daß der Truchseß. de- schwäbischen Bunde- Feldherr, seine Rechte nickt schütze» will, da er die Anwartschaft aus Name und Besitz nach Enthüllung seiner illegitimen Geburt verwirkt hat. Gerold aber wird ebenfalls im Kampfe schwer verwundet, trotzdem will der eiserne Truchseß über ihn Gericht Hallen und steht davon erst ab, als er von Maria erfährt, daß, wie Thomas Münzer, auch Florian Geyer nicht mehr unter den Gebenden weilt. In den ersten Acten ist die Handlung dramatisch und theatralisch lebendig; der Dichter zeigt eine bühnenkundige Hand. Am wirksamsten ist der zweite Actsckluß und er würde noch wirksamer sein, wenn er schlösse mit der versöhnenden und entwaffnenden Rede der Mutter. Daß aber Gerold schon hier sich entschließt, den Bruder der VolkSjustiz zu über liefern, hebt zum Theil diese Wirkung wieder ans; denn daS mußte er wissen, daß daS Volk den Retter Balder verurthcilcn muß. Diese Wendung kommt ein Tempo zu früh; sie mußte erst iur dritten Acte eintreten, al- Gerold, in wilder Eifer sucht entbrannt, Maria» Liebe zu Balder erkannt hat. Smffi hat der dritte Act einen idealen Zug; da- Erscheinen Florian Geyer'S, der Sonnenaufgang — da» Alle- gemahnt stimmungsvoll und symbolisch bedeutsam. Die letzten Acte traten dagegen zurück; im vierten mag Ritter Balder, der als Enterbter nicht länger leben will, noch da» Interesse fesseln; im Zünften aber, wo Balder'S Leich« von Anfang an aus der Bühne liegt und der schwerverwundete Gerold da neben, wird man den Eindruck nicht loS, daß der Thespis karren sich zu sehr in eine Ambulance verwandelt hat. Die Titelrolle wurde vonHerrn Baxmann mit markiger Kraft gespielt, leidenschaftlich wild in den Sturmscenen der ersten Acle, mit gleicher Leidenschaftlichkeit, die in LiebeS- accenlen schwelgt, in der See«« mit Maria, ausdrucksvoll auch in der Stcrbescene. Die Rolle gehört zu den Ausgaben des Heldenfachs, welche diesem Darsteller wie ans den Leib gepatzt sind. Ter Ritter Balder de- Herrn Ho sin an n stand im entsprechenden Contrast; er war weicher und sanfter, wenn auch von edlem Feuer beseelt. Die Rolle gipfelt im vierten Act und diese elegisch beleuchteten Scenen spielte der Dar steller mit dem warme» poetischen Hauch, der ihm eigen ist. Im ersten Acte sprach er oft zu rasch und gab dem dich terischen Worte nicht sein volle- Recht. Die Mutter der feindlichen Brüder, Benigna, ist keine Isabella; eS ist im Grunde eine schwankende Gestalt. Frau Lewin-ky gab un» ein Bild ihre» innerlichen Kampfe», ihrer schmerzlichen Zerrüttung und trug besonder» die Er zählung der Vorgeschichte mit künstlerischem Verständniß und ergreifenden Accenten vor. Die Maria ist im Ganzen ebenso mit etwa« schwankenden Umrissen gezeichnet' mindesten- eine Scene zwischen ihr und Balder hätte der Dichter der Rolle gönnen sollen. Frl. Salbach spielte besonder» den Auftritt mit Gerold uicht ohne Innerlichkeit; im Ganzen will unS scheinen, als ob die Darstellerin sich auf dem Terrain, wo die dramatischen Trauerweiden wachsen, nicht mehr so heimiscki suhle, wie früher, sondern zu größere» tragischen Ausgaben binauSstrebe. Herr BorcbcrLt al» fanatischer Landjörg. Herr Teuscher al- warmbcgeisterter Matern, sowie die andern Bauern waren markige Gestalten; Herr Bischer al- Kanzler Neithammer halte eine trcssliche MaSke, sprach ver ständig und sinnvoll, nur im ersten Acte nicht verständlich genug. Herr Treutler (Schultheiß Adelmann) trug die Er zählung der W.iiiSberger Ereignisse mit Kraft nnd Wärme vor; mit der imponirenden Wucht gesihichtlicher Bedeutung tritt am Schluß der Feldhauptmann Georg Truchseß von Waldburg aus. Herr Meyer deckte die Nolle vollständig durch Spiel und Persönlichkeit. Sein ritterliche- Gesvlge war sehr glänzend, wie überhaupt die Ausstattung des Stückes, die Juscenirnng und Entfaltung der Massen seiten- des Herrn Getlke eine rühmenüwcrthe war. Florian Geyer, der Held socialer Dramen, hat in Gerold Wendel nur eure Scene, doch eS ist die dichterisch schwung basteste; die Gestalt deS opfermulhigen Ritter- tritt in idealer Beleuchtung vor uns hin. StimniungS- und ausdrucksvoller lassen sich diese Reden nicht sprechen, als eS von Herrn D vor geschah; schade nur, daß die behäbige Individualität dieses Darstellers zu solchen Zdealgestallc» nicht recht passen will, jedenfalls den sonst so erfreulichen Eindruck der künstlerischen Leistung etwa- herabstimmt. Rudolf von Gottschall. Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) lieber d m Begriff de» Feilhaltens in ß. 12 Nr. I d.S Nah rungSmittelgesetzes, welche- mit Gesängniß denjenigen bestrast, welche, wissentlich Gegenstände, deren Genuß die menjchliche Gesundhei zu beschädigen geeignet ist, al» Nahrungsmittel seil hau. enthält da- Urtheil de» HI. Strafsenat» des R.-G. vom 10 No- vember v. I. in der Strafsache wider den Fleischer G. in H., welcher vom Landgericht wegen Feilhaltens gefundheitsschäd- lichen Fleisches verurtheill war. Folgendes: Wie erwiesen, kaust» Angeklagter vom Landwirth E. ein gejchlachleleS, krankes Schwein, um es als Fleischnahrung an sein« Knuden zu verkaufen, obgleich er um die Krankheit wußte; aus dem Transporte in sein Ge- chästs local wurde jedoch das Schwein angehalten und dem Ab decker überwiesen. Fcstgestellt ist auch, daß der Genuß de» Fleisches von dem Thiere gesundheiisgesährlich gewesen sein würde; nicht sestgestellt, daß der Angeklagte außer der Krankheit der Thieres auch diese Gesundheitsgesährlichkeit gekannt hat. In Folge der von dem Angeklagten gegen feine Verurtheilung ein gelegten Revision, welche bestreitet, daß durch den Transport de» slcischeS von dem kranken Schwei» das Bergehen des Feilhaltens chon al- vollendet erachtet werden könne, hat daS R-G. die landgerichtliche Entscheidung aufgehoben unter solgcnder Begründung: Das Landgericht gicbt folgende Erwägung: Von dem Augenblick an, wo der Angeklagte die Waare zum Weitervcrkans an senie Kunden erworben, liege auch das Fcilhaltc» vor. da. wäre die Waare nicht angehalten und confiscirt worden, der Angeklagte jedem seiner Kunden davon gegeben haben würde, der Schweinefleisch bestellt hätte; ein Aushängen oder Auslegen desselben in seinem Laden sei zur Bollendung des Tdatbestandcs des Feil- Haltens deshalb hier nicht nöthig gewesen, weil »ach Hamburger Gewohnheit viele Consunienten das Fleisch ausAns rage bestellten und ins HauS geliefert bekamen, ohne es selbst im Geschäft des Schlächters zu jeden. Aus diesem Geschäftsgebrauch läßt sich indessen nichts weiter schließen, als daß in Hamburg das Feilhalten der- artiger Äaaren, welches stet» eine Offerte zum Kauf erfordert, nicht btos durch AuSHSugen oder Auslegen derselben in einem Verkaussladcn. sondern auch durch Anfrage bei de» Kunden, ob sie tauscn wollen, in die Erscheinung tritt, nicht aber daß es, um vollendet zu sein, weder aus jene noch auf diese Weise und. wie man hinzufüge» muß, da von einer anderen Weise in den Urtheilsgründen nicht die stiebe ist, gar uicht in die Er scheinung zu treten brauche. Auch hat man ein Vergehe» gegen ß. 12' des citirten Gesetzes erst dann als vollendet zu erachte», wenn das Feilhallen, Verlausen re. in Beziehung aus eine concreto, gesundhcilsgesährliche Waare stattgrsnuden hat, nicht schon dann, wenn Jemand eine solche Waare in Besitz hat. und zugleich n»t der Gattung von Waare», wozu dieselbe gehört, zu handeln pflegt; hieraus allein kann nur der Verdacht gcrcchlsertigt sein, daß er auch jene Waare zu verkaufen, seilzuhalten rc. beabsichtigt habe, während die bloße Absicht noch nicht den Thatbcstand des gedachten Vergehens erfüllt. An einer Handlung des Angeklagte», wodurch er seinen aus Verlaus des Fleisches gerade von dem kranken Schwein gerichteten Vorsatz bereit» gegenüber irgend einem Kauflustige» oder gegenüber dem Publicum aus irgend eine Art kenntlich gemacht oder dieses Fleisch aus irgend eine Art zum Kaus aus- oder angebote» hätte, fehlt «S nach de» Feststellungen des Landgerichts völlig. Bon einem vollendeten Feilhalten konnte daher nicht die Red. sein. Vielmehr stand nur die Frage zur Erwägung, ob in der Handlungsweise de» Angeklagten nicht wenigstens schon ein Ver such des Feilhaltens oder des sonstige» Jn-Verkehr-Bringens lag. Da mit dem Anbieten einer Waare, die der Anbietende vorräthig hat, zum Kaus bereits die Vollendung des Fell- Haltens eintritt, bedarf es selbstverständlich eine- solchen nickt zum Versuch. Andererseits läßt sich rin Anfang der Aussührung de- AnbietenS zum Kaufe nicht in dem bloßen Besitze der Waare erblicken, sondern man hat eine Handlung zu fordern, in welcher sich der aus Verkauf gerichtete Wille, und zwar an sich, nicht schon den Käusern gegenüber, derartig kenntlich machl, um eine Lage der Umstäiidc zu fordern, welche die AnSsührung diese- Willen- derartig ermöglicht, daß nur »och die wirk li che O sser t e hinzuzukommen braucht, um den Thatbestand de- Feilhaltens zu verwi klichen. Der Angeklagte wollte da- Fleisch von dem Schweine seine» Kunden verkaufen, und hatte eS nicht nur in Besitz, sondern hatte durch den von ihm begonnenen Transport des Fleisches nach seinem VerkausSlocale auch schon so gehandelt, daß sein Wille, zu ver kaufen, in Beziehung aus eben diese- Fleisch für hinlänglich manisestirt gehalten werden konnte. Zweiielhast erscheint eS jedoch nach der bisherigen Feststellung, ob da- Fleisch auch schon fertig zum Verkaufe war, oder ob. damit der Angeklagte eS in der Art, wie er beabsichtigte, oder wie e» sei» Geschäft mit sich brachte, zum Verkaufe stellen konnte, noch eine weitere Zu bereitung oder Behandlung desselben vorgenomme» werden mußte. Im letzteren Falle würde er bedenklich fein, in der Tran-Port- Handlung mehr als eine Vorbereitung zum Feilhaltcn zu sehen. Im erste«» Fall« dagegen konnte in dem beendigten Transporte in den Berkaussladen, wodurch da» Fleisch in die zum Verkaufe fertigen und zum Verkaufe bereit gestellten Borräthe ausgenommen worden wäre, die Vollendung, und eben deshalb in der angesangcneu Tran-Porthandlung, welche dieser Vollendung unmittelbar vocansging, ein Anfang der AuS- sührung de» Feilhalten- selbst, also eia strafbarer Ver- such desselben liegen. Sachsen. * Leipzig, 24. Mai. Da» königl. Ministerium de» Innern, Abthcilung für Ackerbau. Gewerbe und Handel, hat vom Rathe Berichterstattung darüber verlangt, ob die in Aussicht genommene, in Folge de» Zollvcreinigung-vertrage- vom 3V. März 1833 und de» hierzu getroffenen Separat abkommen- der Zustimmung der königl. sächsifchen Regierung bedürfende Kürzung der Messen zu Frankfurt a. O. aus 14 Tage seiten» de» Rathe« Bedenken entgegenzustellcn seien. Nach dem Anträge der HaudelSdeputation ist beschlossen worden, diese Frage zu verneinen. — Am künftigen Mittwoch, den 27. Mai. findet, wie auch bereit» au» dem Anzeigentheil bekannt geworden, da» Iahre»sest der evangelisch-lutherischen Mission zu Leipzig in der dazu, wie in früheren Jahren, gütigst überlassenen Nicolaikirche statt, und zwar besteht die Feier in einem Vormittag» 8 Uhr beginnenden Gotte-dicnst, bei welchem Herr HanplPastor Behr mann au» Hamburg die Festpredigt halten wirk. Diesmal wird sich übrizeu» die Feierlichkeit der Abordnung von mehreren jungen Missionaren, welche nach Ostindien entsendet werden, mit der Jahresfeier verbinden, »voraus wir. da seit dem Jahre >877 cir»! der artige Abordnung nicht stattgesunden hat. noch besonders ausmcrksam mache». * Leipzig, 24. Mai. Wir haben schon früher einmal daraus aufmerksam gemacht, daß der hiesige Samariter- Verein neue Lehrcurse über die erste Hilfe bet UnglückS- sällen veranstalten werde. Die Eröffnung derartiger Enrse oll, wie nunmebr vom Vorstand bestimmt ivvrten ist, Anfang Juni d. I. statlsinben, woraus wir, unter gleichzeitigem Hin weis auf die bereit- vorangegangenen Bekanntmachungen im Anzeigentheil, mit dein besonderen Bemerken ansincrksai» machen, daß diejenige» Herren, welche an dem Enrsu» tlnil- nehmen wollen, sich bis zum 27. Mai aus einer der beiden Sanitälswachen des Vereins (Hainstraße !4 und Kurprinz- sraße 9) einzuschreiben haben. * Leipzig, 24. Mai. Da-Pfingstfest brach mit einem chöncn FrühlingSmorgcn an und schon in den ersten Morgcn- tnnten ivankerten zahllose Bewohner der Stadt zu allen Thoren hinaus oder den Bahnhöfe» zu. In dem Bereiche der letzteren herrschte ein ungemein lebhafter Verkehr und daS Betrieb-personal hatte keine leichte Ausgabe, die Tausende und Abertausende von AnSflüglern zu besörtern; uinsomcbr. als die verschiedenen Züge eine» ansehnlichen Kindcrwagenpark init ausnehmen mußten. Besonders lebhaft ging eS aus dein Dresdner Bahnhof zu, da sich hier beständig neue Schaaren ansammellca, um Ausflüge »ach Dresden und der sächsischen Schweiz zu unternehmen; so war zu der veranstalteten Extra fahrt in der oben angegebenen Richtung hin eine Menschenmenge von rund 2500 Personen zu cxpedircn, so daß e» dazu zweier Exlrazüze bedurfte. H Leipzig. 24. Mai. Gestern Abend traf der Courier zug der Magdeburger Bahn, welcher fahrplanmäßig um 9 Uhr 52 Mi», hier ankommen soll, verspätet ein. E' wurde deshalb um 10 Uhr 50 Min. aus der Dresdner Bah» ein Extrazug zur Weiterbeförderung der DurcbgangSpassagieie abgelassen. — In der Klostergasse betraf gestern Abend eine Schuhmacherssrau der Unfall, daß ibr beim Verübe, gehen an einem Hause ein Dachziegel, welcher sich zufällig von dem Dache eines Grundstücks loslösie, aus den Kops siel. DieFrau wurde zum Glück nur uncrbebl'ch verletzt. — Gestern Abend wurden zwischen Frvbbnrg unk Borna zwei Knaben vo» tl und 9 Jahren, welche ihren Ellern hier entlausen waren, ausgegrissen und in derselben 'Nacht von einem Gendarmen hierher zunickgebracht. — Am Theatcrplatze stieß gestern Nach mittag ein Pserdebahnwagen mit einem anderen Ge birre zusammen. Dein Pserdebahnwagen wurde dabei das vordere Schutzblech zertlümincrk. — In der Südstraße wurde denselben Nachmittag ein 3jäbriges Märchen vo» einem Dioschkenpferve. dem eS bei», Spielen zu nabe gekommen war, zu Boden gerissen. DaS Kind blieb glücklicher Weise un verletzt. — In die in voriger Nummer enthaltene Mittheilung, Bestrafung wegen nachträglich Vorgefundener Ranpenncstcr betressend, hat sich ein unliebsamer Druckfehler cnigeschliche», indem cS am Schlüsse der Nvliz ansialt „Unzuträglichkeiten" heiß n muß: „Unanncbnilickkcilc»". * Plagwitz, 23. Mai. Die Ausstellung der Ent würfe für unsere zu erbauende Kirche, welche seil einigen Tagen im Nalbhause hiersclbst siatlsindet, bat sich bis jetzt eines ziemlich gute» Besuche- zu erfreuen gehabt, obwohl eie Zahl der cingegangenen Pläne (5) keine sehr große ist. Wie bereits gemeldet, ist der Enlwurj des Herr» Ärchilektei. Härtel (Leipzig) mit dem erste» Preise bedacht worden. Es ziemt sich daher wohl, daß wir kiesen Entwurf zuerst bespreche». Bedingung war bekanntlich möglichst treues Fest halten deS gollsischen Stil-, sowie ferner keine tteberschreuung der auf 2li0,»00 festgesetzte,, Baukosten. Letzteres ist von keinem der Herren Eoncnrrenten geschehen, und was daS >reu- Festhalten am gotbischcn Stile betrifft, so wird man nicht umhin können, hierin in der Thal Herrn Hartei de» Preis zuerkeiincn zu inüffen. Allerdings nimmt der Entwurf der Herren Pfeifer L Händel in Leipzig auf den ersten Anblick mehr ein, doch bei strenger Prüfung läßt sich gegen den letztgenannten Entwurf, der eine etwas mo dernere Aussiilirung beliebt, so Manche- cinwcnden. Der Hartci'sche Entwurf ist streng und ernst, je mehr wir ihn aber anseheu und betrachten, desto mehr befreunden wir uns mit ihm. Auch die Anordnung deS InnenraumeS ist eine olcbe, daß ma» den Prediger säst von allen Plätzen wird gut chcn könne». Der zweite Preis wurde dem Entwürfe der Herren Gicse L Weidner in Dresden zuerkannl. Fast ist hier die Platzvertheilung im Schiss der Kirche noch bester gelungen, doch sind li» äußeren Ausbau einige Mängel ent kalken, die jedenfalls dazu geführt haben, daß nur der zweite Preis zucrkaiuit wurde. Herr Baumeister Altendorfs iLeipzig) führt unS ebenfalls eine sehr einfache, doch zum Theil gerade deshalb imponirende Kirche vor Augen. Der letzte Enlwurf, von Herrn Architekt Zeisig (Leipzig), weist einen schönen Thurm aus, »lacht aber äußerlich durch da» zu nahe am Thurine befindliche Querschiff einen zusawmen- gerücklen Eindruck. Die Preise sämiiillichcr Herren Co»- currenten gehen bi» hart an 200,000 heran. Tie» muß die Befürchtung erwecken, daß diese Summe bei der Aussüh rung jedenfalls überschritten werden bürste. Und sieht man die stattlichen Pläne, so möchte diese Befürchtung fast zur Gewißheit werden. Schließlich seien noch die verschiedenen Preise für Maurer- und Zimmerarbeiten angeführt. Dieselben belragen bei den Herren Härtel 103,000 bez. 12,500 Gicse L Weidner 76,l0l bez. «0,183Pseiser L Händel 85,853 bez. 34.05« Altendorff 44,73t bez. Vt,75t und Zeißig 127,841 bez 45t« -ckl AuS diesem Ansatz der Preise läßt sich ein ungesähre- Bild gewinnen, wie die Bauausführung beabsichtigt ist. — Da die Ausstellung der Entwürfe nur noch bis Mittwoch geöffnet ist. dürste Jedem, der sich dafür intcrcssirt, ein baldiger Be such gerathen sei». * Markranstädt, 23. Mai. In der hiesigen Gegend sind neuerdings Handwagen von einem bi» jetzt leider noch nicht ermittelten Diebe gestohlen worden. In der gestrigen Nacht ist wiederum ein solcher Wagen und zwar au» dem Garten de» Gutsbesitzer» T. in Rehbach heimlich entwendet worden, und auch dre-mal ist der Dieb mit seiner Beut« entkommen. * Grimma, 24 Mai. Der königl. Oberförster Freiherr von Wirsing in Nimbschcn wird seit dein Himmett'ahrtS- tage vermißt. Man nimmt an. daß demselben ein Unglück zugestoßen ist. — Vom Polizeiamt in Chemnitz ist der dortige „Verein für demokratische Socialresor m", welcher früher den Namen „Fachverein vereinigter Berus-zweige" führte, auf Grund de» tz 20 de» Gesetze» vom 22. Novemvcr >850, da» Vereins- und Versammlung-recht betreffend, ver boten worden. Reichenbach, 23. Mai. Zur Säuberung de- platten Lande- von allem fragwürdigen Gesindel re. pflegen bekannter maßen von Zeit zu Zeit nächtliche Razzien stattzusinden, an Venen sich die gesamnite Gendarmerie de- jeweiligen be traffenden Kreise- zu bethciliaen bat. Eine solch« Razzia fand auch in der Nacht znm 22 Mai statt, nnd zwar unter per sönlicher Leitung de» KreisobergenkarinS Nagler-Zwickau. An derselben waren beteiligt die Gcndarmericbrigaden Erst» mitschau. Werdau, Licht-iilan»'. Obcrreicheubach, Greiz. TcichwolframSdors und Altenbnrz. Tie letztere Brigade batte für den ersten Tbcil der znrückznlegeiidcn Strecke die Eisenbahn benutzt. Das abseitige RcndezvonS jaud am 21 Mai früh 7 Uhr im Schießbans zu Franreuth statt, woraus man nach Ablegung de» Rapports nnd anderer tiensil che» Er ledigungen den Rückmarsch nach den jeweiligen Stand quartieren antrat. — Seit einige» Tagen bereits wurden die Bewohner von HarnStors und Hauptnrannögrün in höchst lästiger Weise gesiörl und beunruhigt durch eine in hiesiger Gegend sich a»shalte»de Zigen »er bau de. Die Folge davon war, daß die Cicberheilsorgans ihre »ngetheilte Auf merksamkeit daraus lenkte», bi- cS endlich dem Brigadier Menzel und der» Gemcinbediencr Weller vo» Ober- «ichenbach gelang, die an» 7 Köpfen bestehende Bande im Neurnarker Walde auszusinden. Sie wurde »ach dem AmtS« gerichtSgefängnisse tranSportirt, wo sic ihrer Vernehmung und Bestrafung entgegensicht. Elsterberg, 23. Mai. Zn der Nacht vor» Mittwoch zum Donnerstag wurden dem Schuhnracherincistcr K. hier eine Partie Gummrschäste gestohlen. Es gelang sehr bald, den Tbäter zu ermitteln, da ein kleiner Zufall hier eine vcr- rätherische Rolle spielte. E» hatte sich nämlich von ciner Rotte Hanfgarn, welche an dem Fenster hing, durch das ser Dieb gekommen und auch wieder entschlüpft war, der Faden an denselben gehängt, und auf diese Weise mit fort- genommen, bildete er einen directen Wegweiser, welcher über mebrere Zäune an da» Fenster eine- Schuh», acher- sukrle. Ebenso waren auf diesem Wege mehrere Fnßtritle ans den Beeten. Zufolge dieser übersührenden Beweise ge stand der Dieb seine That ein. — Aus eine seltene Weise ist dieser Tage, wie die „Oberl. Torsztg." mittheilt, daS 3 jährige Söhnchen deS Mühleu- beützers Ebrisloph im Niedcrdorse EberSbach ui»S Leben gekommen. Der Kleine bestieg in einem unbewachte» Augen blick eine» Mehlsack, glitt von demselben aber plötzlich ab, konnte sich nicht erhalten und stürzte in da- dicht daneben stehende, mit Sauerteig gefüllte Backsaß zuerst mit dem Kopse, so daß er darin ersticken mußte. Die angestelltcn WiederledungSversuche blieben erfolglos. Stadt Wehlen, 23. Mai. Der ungefähr 12 Jahre alte Sobn des hiesigen Restaurateurs Marx, Carolohöhe, bog sich gestern Abend über die den oberen Platz vor der Burgruine »mzännende Barri-re weil hinaus. Er glitt an-, konnte sich nicht mehr erhalten und stürzte den haushohen Felsen hinab. Man tranSportirte de» Herabgestürzten, der »och Lebenszeichen von sich gab. sofort :nS Elternhaus; der sofort zngezogene Arzt konnte jedoch nur den i» Folge de- SlurzeS eingelrelencn Tod constakircn. — AuS Niedercinsiedcl ist der Postexpebient, ein 20 jähriger Mensch, niit Hinterlassung eines Desicilö in der Po'tcasse spurlos verschwunden. — Am Sonnabend früh verunglückte die l2jährige Tochter des Tckubmacherincister Falitzfch in W a cb mi tz. Beim Wasserbotcn siel sie in eine im Backe angebrachte ziemlich flache Wasscrschöpse, nnd da nicht sofort H>lse da war, ertrank sie. Man bedauert allgemein da» hübsche sreundliche Kind. s Dresden, 23. Mai. Für die Tage deS 13. bi» >7. Juni wird hier die 7. Generalversanimlung des VereinS deutscher Blecharbeiter tagen. DieTageS- ordiung der Haup tversain niln»g, welche für Monlag. den 15. und TwnStag, de» I«. Juni angesetzl ist, »msaßt iicbe» gesil äsiliche» Berichten deS Vorstankes über die Tbalig- keit deS Verein» im letzlen Jahr den Eaffenbericbl, die Walfl veS Vorstandes und die Feststellung der nächsten Hauptver sammlung, auch den Antrag de» Vorstände-: „Der Verein o,u'scher Blccbarbeiler wolle beschließen, sich ans Grund dcs deutsbei» NeicbSgewerbcgesetzcS i» einen Verband deutscher Klcmpnerinnungen umzugestalten." — Der Staatsminister a. D. vr. Windthorst ist von Dresden über Regensburg nach Gmunden zu dem Herzog von Cumderland abgercist. Vr. Windthorst ließ dritten Personen gegenüber e» etwa» zweifelhaft, ob er bei Sr. Majestät dem König Albert eine Audienz gehabt habe. Im klebrigen war er höchst aiisgcräunil und voller Geniiithlichkcit. Telegraphische Depeschen. * Pari». 23. Mai. Der Senat hat de» Gesetzentwurf über daS Listenscrutinium mit der Abänderung genehmigt, daß bei der den Wahlen zu Grunde zu legende» Bcvölke« rung-ziffer die AnSländer nicht mitgezählt werde» nnd daß die Mitglieder der fürstlichen Familien, welche früher in Frankreich geherrscht haben, nicht wählbar sein sollen. Der zur Bestreitung der Kosten für die Beisetzung Victor Hugo'» geforderte Eredit von 20,000 FreS. wurde bewilligt. — Wie die Zeitungen mittheilen. glaubt die Familie Victor Hugo'S, e- sei besten Wille gewesen, aus dem The« la Obaiso beigesetzt zu werden und der Antrag Delasorge'S demzufolge gegenständ»!»-. Da- Lcichenbegängniß wird wahrscheinlich Freitag statlsinben. (Wiederholt.) * Bombay, 23. Mai. Der Herzog und die Her zogin von Connaught sind hier eingetroffcn und beab sichtigen, am 2«. d. M. nach England abzureifen. * Alexandrien, 23. Mai. Der Rest der englische« Garde-Infanterie ist heute früh von Snakim hier eia« getroffen. * Simla, 23. Mai. Oberst Stewart, Commanbaut Holdich und Capitain Peacocke sind am 7. d. M. in Herat eingetroffen und verweilten 5 Tage in der Stadt und de« benachbarten Ortschaften. Die englische Commission zur Feststellung der afghanischen Grenze hat ihr Hauptquartier in da» Gebirge nördlich von Herat verlegt. ro» 1«r 8«e^»rt« »» H»»d»rk, »w LZ. 1l»i 1885, Storren» 8 (Ibr. 8t»tioo» Knw«. «AZ r A Liodtuog nack 8Ulrke <I« Wiacke». IVetter. ! Slnlln^bwur«. . . . 747 IV «eik Keren ft- 8 c'brinvieamuaä . . 753 Molttemo»') ft- 4» Uo,Ic»n 76« ^ilt MuIIcealo» 1« kie«küirM»«er. . . 759 880 eckMned »ollcrulos 's ft- 1» Rnrlsnibe 757 80 leiser k«r«o ft- 18 Wiendncteo 757 still Keß«*) ft- 10 762 8 MoIlLSMvG 4 4L klirr» 76« 1VkltVIe«!r2nr »oläenlo«*) ft- 4« ') 8e« rnbir ') Ltir», Dunstig. *) k«rneri»cb. *) 8e« niblL. Meteorologische Seodachtun-en »nt««r 8ter»«»rt« ln l.elprtr. ltSu«: tlS U«l«r über ctew Ue«e. Zeit iter kexbacliluor >»nct> t,,N. ^ MI»-- rlcktoi»» o. Ntsrs». Simin»,»- 23 H äd. 8 V. 24. - Krr 8 V. 7>l.1 ft-11.1 ! 753.1 sft-14.3 82 73 84V 1 beMöllct 8 3 k»,t Iclnr 1l»rs „um äer 1ei»;>er»tar ft- 20".4. tlmimuii, ft- «'.8. Hübe >I>>r Xie>Ier«l>Iäre ----14 mm Rcta-Ieur Heinrich Udle in !»>»»>». g!Ir inniiUmwl, iZei, pr«1-I,-r t>l. Qscar p-ul » !«,»«>»
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview