Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-26
- Monat1885-05
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1885
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Erscheint täglich früh S'/,Uhr. Nrdaklion und LrprdiUo» Johanuesgasje 8. -»rechkun-r» der Krdaltion-. Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. gur d» Nkck,»d, «m^eloudlrr Manulcruit« m-cht ftch d« Sied«»»» nudl »crduldlich. <lnuah«e her für »te nächstfolgende Nummer bestimmte» Inserate an Wochentagen bis L Uhr Nachunttags, a» kann- und Arfttagen früh bis '/,!> Uhr. In den /Malen für Ins.-Annahme: Ltta Klemm. Universitätsstraße 1. Louis Lösche, Kathariueustr. 23, p. nur bis '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgejchichte, Handels- und Geschüftsvcrkchr. Auflage Jhonnemriltspreis Viertels. 4'/^, Mi». i»cl. Bringenohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen lin Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Poslbejürderuug 30 Mk. M»t Postbesorderung 48 Pik. Inserate 6grspaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichiuß. Tabellarischer». Ziffernsatz nach hoher,» Tar,s. Lrrlamen unter dem Redactionsstrich die4qesvalt. Zeile bOPs., vor den Familien na chrichlen die Kgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets au die GxpcSltion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumorauäo oder dura, Post. Nachnahme. 148. Dienstag den 26. Mai 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Der diesjährige Leipziger Tvollniarkt wird am 17. und 18. Juni auf dem Flcischerplatze abgehalten, cS kan» jedoch die Ansuhre und Auslegung der Wolle m hergebrachter Weise bereit« am 16. Juni erfolgen. Maschinen und Gerätbe. welche Beziehung zur Landwirth- schast und zur Wvllproducticn habe», können während des Wollmarkte» daselbst in der Nähe der Waagebude, soweit S vorhanden, ausgestellt werden, tzeipzig, den 18. Mai 1885. Der Nath der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Bei unserer Gasanstalt II ist die Stelle eines Gas- «etsterS zu besetzen. Mit derselben ist ein etatmäßiger Gehall von 1200 .L, 90 jährliches BekleidungSgeld und Pensionsberechtigung verbunden. Erfahrene, mit den Obliegenheiten ihres Berufs völlig vertraute Bewerber werden veranlaßt, ihre Gesuche unter Beifügung ihrer Zeugnisse und eines kurzen Lebenslaufes biS z« dein «. Juni dsS. IS. bei unS schriftlich einzureichcu. Leipzig, den 4. Mai 1885. Der Nath der Ttadt Leipzig. 1)r. Georgi. Krumdiegel. Aufforderung. Die Netteste« der Kaufmannschaft von Berlin beabsichtigen — unter der Voraussetzung, daß das Unternehmen i» den Kreisen der Bethciligten hinreichenden Anklang findet — für die Ver anstaltung einer allgemeine« deutschen Wkwerbe-Ausstellung t» Berlin tm Jahre 1888 rinzutreten. Bon denselben ersucht, über die Stimmung in unserem Bezirke diesem Unternehmen gegenüber Auskunft zu geben, richten wir, um solchem Ersuchen cntsvrcchen zu können, an die Industriellen unseres Bezirks hierdurch die Ausfordcrung, uns über ihre Geneigt heit zur Theilnahme an einer solchen Ausstellung, andererseits über ihre etwaigen Bedenken baldmöglichst und längstens bis zum LI. -. M. gefälligst Mittheilung zugeveu zu lassen. Leipzig, den 21. Mar 1885. Die Handelskammer. vr. Wachsmnth, Bori. vr. Gensel, S. .Zur Nathskeüer-Verpachtung. Verpachtung der RathSkeller-WIrthschast in hiesiger Stadt haben wir einen Termin aus Freitag, den 5. Juni er., Mittags 12 Uhr, an Rathtiausstelle Hierselbst anbcraumt und werden zu demselben Pachtlustige mit dem Bemerken hierdurch cingeladen, daß die Bedingungen schon vor dem Termine in unserem Büreau eiugesehen werden können. Lützen, den 23. Mai 1885. Der Magistrat. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 26. Mai 1885. * Man meldet aus Berlin: Aus der Commission zur Bearbeitung eincS bürgerlichen Gesetzbuches verlautet, daß die Arbeiten jetzt — wie -S heißt, auf Be treiben des Fürsten Bismarck — mit besonderem Elser ge fördert werden. * Ueber die Entstehung deS preußischen Antrags beim BundeSrathe in Sachen der braunschweigischen Frage gelangen jetzt einzelne Andeutungen in die Öcsfcntlichkeit. ES ollen vor einigen Monaten lebhafte Bemühungen statt- gesunden haben zwischen Preußen und dem Herzog von Eumberland, auf der Basis der Lerzichtleistmig des Herzogs aus Hannover eine Beistäiivigung hcrbeizusührcn. In drcser Richtung sollen namentlich der König von Sachsen und der Erbgroßyerzog von Oidcnburg thätig gewesen sein. Eine Zeit lang Halle es auch den Anschein, als ob diese Bemühungen erfolgreich sein würden, die Verhandlungen haben sich jedoch an der Weigerung des Herzogs zerschlagen, eine bestimmte und unzweideutige Berzichlleistung auf Hannover auSzusprcchen. In Bezug aus die Frage, in welcher Weise die Ordnung der staatsrechtlichen Verhältnisse in Braunschweig nach der förm lichen Ausschließung deS Herzogs von Eumberland von der Sucoession erfolgen solle, wird in den Kreisen der Regierung zur Zeit stricte Reserve beobachtet. * DaS „Braunschw. Tagebl." sagt über den preußischen An trag betreffs der Ausschließung des Herzogs von Eumberland von der braunschweigischen Thronfolge: „Unserem Lande ist in dem allerwichtigstcn Punkte seiner Sorgen und Befürchtungen die so lange ersehnte Klarstellung nunmehr ge- worden. Diese aber wird Freude und Beiriediguvg in allen auf richtig deutsch sühlendcn Herzen wachrusen und, wie wir zuversichtlich hoffen, dazu beitrage», daß. nachdem die Wcliensraqe einmal aus- gehürt hat, eine Rolle zu spielen, auch die übrigen Pbaien unserer Thronsolge-Angelegenheit, die sich jetzt ja nur noch in positiver Richtung bewegen können, in einem dem Lande Braum'chweig und dem große» deutschen Baterlande zum Segen gereichenden Fortgang sich weiter entwickeln und endgiltig regeln." * Zu dem Besuche Lord Roseberry'S in Berlin bemerkt der Londoner „Standard", daß Lord Nosebcrrh zwar keine cssiciclle Mission auSzusührcn habe, allein nia» glaube, die Regierung bade ihn ersucht, sich Kunde von der allgemeine» Nalur der Politik deS Fürsten BiSmarck in der egyptischen Frage zu verschaffen. Die Regierung sei davon überzeugt daß e-nutzlos sei. aus ein freundliches Entgegenkommen Frank, reich» bei der Regelung der egyptischen Schwierigkeit zu rechnen, und sie wünsche daher, mit Deutschland zu einer Verständigung zu kommen. * Der kaiserlich« Statthalter Feldmarschall von Manteussel hat in diesen Tagen die Bezirke Unter-Elsaß und Lothringen aus einer Rundreise besucht. Ueber den Empfang, welche, dem Vertreter de- Reich-oberhaupte» zu T^eil wurde, wird Folgende« berichtet: „Der Statthalter, welcher bei der cliässiichcn Landbevölkerung unzweiselhast eme gewisse persönliche B.'liebiheit sich erworben hat, Kat diesmal hauptsächlich Landgemeinde» deS Unier-Eliast mit seine», Beiuche beehrt, in denen er früher »och nicht gewesen war. Der Empfang -seitens der Bevölkerung deS platte» Landes war ein über aus hctzlichcr. Selbst die Einwohner der Lns,basten, in deren Nähe der Statthalter vorbcisuhr, halten sich meist zur Begrüßung an der Landstraße ausgestellt. Die dargebrachren Huldigungen, bei denen nicht selten das „Heil Dir im Siegerkranz" von der ganzen Gemeinde gesnngcn wurde, waren jo sehr srciwillige und ungekünstelte, daß sie einen unbedingten Schluß aus die deutsch srcundliche Gesinnung deS Landvolkes zulassen. Es käme nur daraus a», bei politischen Ereignissen, wie Wahlen und dergleichen, ein heimische angeskhenc Männer zu finde», welche vsfen und ehrlich säe die deutsche Sache eintreten und die Führung übernehmen. Bis jetzt haben sich die sogenannten Notabein dazu nicht verstanden: io lange aber deren übermächtiger Einfluß andauert, ist an eine Besse rung nicht z» denken. Unter de» Notabel» ncliuic» die Notare eine hervorragende Stellung ein, da dieselben nicht nur Beamte zur Ausnahme öffentlicher Urkunden, sondern auch die Bertraiienspcrsonen »nd Bankiers der Landleute sind, freilich sehr oft zum Schade» der Bivölkerung. Erst kürzlich wieder hat ein Notar, Rösch in Altkirch, welcher zugleich Landesausschuß. Mitglied ist. Bankerott gemacht, wodurch zahlreiche arme Leute ihr Vermögen verloren haben." * AuS Weimar wird gemeldet: Die Regierung hat, wie bereits erwähnt, beschlossen, über die Frage, ob eö angezeigt sei, der Zerbröckelung deS Grundbesitzes gesetzliche Schranke» zu ziehen, Gutachten einzuzieken. In Folge dessen sind nicht nur die laiibwirlhschasllicheii Vereine, sondern auch die Bezirksdirectoren, die Bezirksausschüsse, die Justizämler veranlaßt wurden, fick Uber die Frage zu äußern. Ein eigent licher Gesetzentwurf wird indessen erst ausgestellt werden, wenn kiese Gutachten, die zur agrarischen Frage in Thüringen ein sehr interessantes Material bieten werde», eingcgangen sind. In dem landmirtbschastlichen Verein des Eisenacher Ober landes wurde bei Erörterung der Frage ein bemerkcnswerthes Moment gegen die Beschränkung geltend gemacht; man wies daraus bi», daß nur durch die Möglichkeit, einen kleinen Grundbesitz zu erwerben, den Handwerkern die Möglichkeit, aus dem Lande zu leben, gesichert werbe. * Man berichtet aus Karlsruhe: Die national liberale Partei bat sich am letzten Sonntag zu Baben in einer größeren Dclegirlenversaniinlung aus allen LanbeS- thcilen mit der neuen Parteiorganisation beschäftigt. Wir gehen für den Herbst einem sehr heftigen Wahlkampfe um 33 von den 63 Mandaten zur zweiten Kammer entgegen. Es gilt, dem Bunde der Ultramontaiicu und Conscrvcttivcn eine strammere als die bisherige liberale Parlciversasiuug entgegenzustellen, nämlich eine an die Gruppen der liberalen Bezirkkvereine anlebnende Gesammtleituug durch einen ständigen Ausschuß. Man hat diesmal den Kampf mit einen, neuen Element, den von katholischen Geistlichen als angeblich unpolitisch und „farblos" in daS Leben gerufenen Bauernvereinen, auszunehmen. * Zur Wahlbewegung wird auS Wien gemeldet: vr. Herbst hat die Milthciluiig. baß das deutsch-liberale Wablcvmilv der innern Statt Wien ibn als Candidaten sür diesen Bezirk nominirt habe, mit folgendem Telegramm beantwortet: Herrn vr. v. Gunesch, Obmann des WahlcomllSs für die innere Stadt Wien. Der gestern vom vereinigten Wahlcomilü sür die innere Stadt Wien einstimmig gefaßte Beschluß Hai mich tief ergriffen und wahr- halt gerührt. Denn es läßt sich keine glänzendere Anerkennung vieljähriger Thätigkeit im öffenllichen Leben denken, als die in so überaus ehrenvoller Weise ersolgte Ausstellung als Candidat sür den hervorragendsten österreichischen Wahlbezirk, sür untere Reichshai,pt- und Residenzstadt Wien, meine tbcure Vaterstadt, deren treuer Sohn ich immer war und bis ans Ende meiner Tage bleiben werde. Nehmen die geehrten Herren meinen vom Herzen kommenden Dank sür die hochehrende Auszeichnung, in der ich den schönsten Lohn sür meine stets pflichlqetreue parlamentarische Wirksamkeit erblicke und die als eine unschätzbare Kundgebung des Vertrauens meiner Mitbürger meinen Lebensabend verschönert und beglückt. Herbst. » « * Tie Frage, welche die politischen Kreise jetzt in erster Reihe beschäftigt, ist die de- nächsten Schicksales des eng lischen Ministeriums; zu der Reihe von Mißgeschicken, welche England in der letzten Zeit betroffen haben, gehört auch die große Unsicherheit über die nächste Wendung in den inneren Angelegenheilen, die ja auch bestimmend für die äußere Politik sein würde. Das Zustandekommen einer Ver ständigung zwischen Rußland und England ist in hohe,» Grade wahrscheinlich, wenn Gladstone am Ruder bleibt, sein Kall würde Alles in Frage stellen. Es wird angenommen, daß, wenn das jetzige Ministerium seine Demission in Folge der irische» Frage einreichen sollre. Gladstone von der Königin mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut wird, woraus dann demnächst die Auslösung des Unterhauses er folgen würde, dessen Mehrheit dann über die Zusammensetzung deS definitiven Cabinets entschiede. Indessen giebt die Ver tagung des Parlaments bis zum Schluß der ersten Juni- Woche dem jetzigen Ministerium Zeit zu Verständigungs- Versuchen. Zur diplomatischen Lage meldet man der „Nat.« Zeitung" auS London: Die letzten Eröffnungen Rußlands brücken, wie jetzt zuverlässig verlautet, den Wunsch aus, wegen Einbeziehung von Merulschak in daS russische Gebiet zu ver- bandeln, sie erklären sich gleichzeitig bcrcil, eventuell über eine Entschädigung für Afghanistan zu unterhandeln. Ueber Herat finden keine Verhandlungen statt. AIS die Pnncle, welche Lord Roseberry in Berlin zur Sprache bringen wird, gelten nament lich der Wunsch Englands, Kaiser Wilhelm möge den Schiedsspruch in der afghanischen Angelegenheit übernehmen, und die Ausführung der egyptischen Finanzconvention. * Mit Bezug aus die englisch-russischen Unter handlungen hat sich Gladstone in der letzten Sitzung des englischen Parlaments wie folgt vernehmen lassen: „Das Abkommen mit Rußland ist nicht Io rasch vorgeschritten, als nur gewünscht hatten; ich vermuihe ,edoch, daß es in Rußland wie auch in England mächtige und einflußreiche Personen giebt, die es nicht zu ihrem Zwecke machen, die Harmonie Europas zu fördern. Ich hoffe, die Opposition im Hause wird aus ihrer Hut sein «egen die Gciehr, die Hände dieser Partei in Rußland zu stärken. Ihrer Majestät Regierung verfolgt beständig eine nationale Politik. Wir haben keine Ursache, das geringste Mißtraue» in die Worte oder Handlungen des Emirs von Asgbanistan zu letzen. Es ist unmöglich, »u sagen, wenn die UnlerhandMnqci, mit Rußland ihren Abschluß finden werden. Wir sind heutzutage so an die telegraphische Schnelligkeit der Ukbcrmitteliniq von Nachrichten g-wönnt, daß wir glauben, die Gehirne von Menichen beschleunigen ihre Bewegungen i» demselben Maße. Das «ft nicht der Fall. Da« Land muß Geduld haben. Ich kann Rußland wegen der Verzögerung nicht tadeln, denn eS labarirt zuweilen mangels hinlänglicher Insormatton und guter Karten unter denselben Schwierigkeiten wie wir selber. Die Zwecke, die wir verfolgen, sind einfach, ehrenhasl und wohlbekannt, und da die Grundsätze unseres Handelns sich leicht verthcidigcn lassen und ohne Schwierigkeit nicht verleugnet werden können, hat deren An- Wendung nicht eine große Menge Fragen involvirt." Schließlich protestirt der Premier gegen die unpatriotische Haltung und Sprache gewisser Journale und Redner, welche der russischen Regierung täglich versichern, daß sie durch Ausdauer und Festigkeit der eng lische» Regierung irgendwelche Zugeständnisse erpressen könnte. * Aus Paris wird vom 20. Mai geschrieben: ES ging daS Gernchk, daß die Unterhandlungen in Tientsin in Folge eine- Zwischcnsallcö inS Stocken gerathen seien. Nichts der gleichen ist jedoch geschehen. Die Negociationen zwischen Herrn Patenütre und Li-Hung-Tschang schreiten allerdings langsam vor und sie sind sogar ziemlich mühselig, da die Chinesen von Natur aus und durch Gewohnheit langsam und durchtrieben sind. Trotzdem entwickeln sich die Tinge so gul als möglich. Einen Beweis dafür. Laß Herr v. Fr che inet nicht beabsichtigt, die Fischerinscl-Frage auszuwersc», bietet auch der Umstand, daß daS sür diese Insel bcstiinmle Material in Toukin gelandet werden wird. Dem 23. Mai wird hier mit einer gewissen Spannung entgegengesehen, da bis zu diesem Tage die Räumung der wichtigen Position Tban- Quan seiten- der Schwarzflaggcn vollzogen sein soll. Der Vertrag von Huc wird soeben von einer Scnatscommiisivn geprüft, welche zu feiner Ralisicirung geneigt sein soll. Man glaubt, das; Herr v. Freycinct, sobald dies erfolgt ist, gegen die hohen Mandarine von Hue mit mehr Energie Vorgehen wird, da alle Welt ihrer unansgesctzlcn Jntriguen gegen die Franzosen satt ist. Die Regierung wird sür das Expedi- tionScorps ni Toukin eine Dcnkmedaille prägen lassen. * Vom Congogebiet ist eine wenig erfreuliche Nachricht cingegangcu. Die Araber sind am Congo erschienen. DaS Mitglied der Association Amelot Kat — obwohl Stanley stets davor gewarnt hat, sich der Hilfe der Araber zu be dienen — sich Len Arabern von Tipou-Tib anvertrant, um den Tanganikasce und von da auS Zanzibar zu erreichen. Tipou-Tip, welcher sich den Repräsentanten des Sultans von Zanzibar nennt, den« allein nach seiner Ansicht der ganze Congo gehört, hat 3000 Araber hinter sich, alle mit Per cussionsgewehren bewaffnet. Man darf sich darüber nicht täuschen, daß dieses eine Avantgarde deS nach Westen mar- schirenden JslamismuS ist. Die Stationen der Association an den Ufern des Stanlcysalls sind damit den Arabern augen blicklich preiSgegcben. * D 's langst geweckte Mißtrauen desKönigSJohannes von Abessinien gegen di« von Italien eingel-iteto Colonialpolitik in Afrika äußert sich in immer unver kennbarerer Weise. Arabische Blätter melden ^ctzt, König Jobaimes babr aus Anratbcn seines Generalisiunus Ras- Allula beschlossen, zwischen Massauah und Keree ein Bcob- achtnngScorpS von 3000 Mann zusammcnzuziehen, welches die Bewegungen der Italiener in Massauah und Keren über wachen soll. Der König selbst habe die Hauptstadt Adoa verlassen und sich in das Innere deS Landes, nach Tebra- Tabor, begeben, mn dort, falls die Italiener neue Gebicts- tbeile aus dem Festlande besetzen und sich so Abessinien immer mehr nähern und dasselbe bedrohen ssollten, ein Heer zur Vcrtheidigung seiner Reckte und seiner Besitzungen zusainmcn- zuziebcn. Unterdessen besichtigt ein höherer abessinischcr Mili- Icur die von der Küste in daS Innere deS Landes führenden Straßen und Pässe, da auf und in denselben Befestigungen angelegt werden sollen. Königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Der Schlosser Heinrich Christian Wilhelm Riemenschneider aus Barienrode und der Eijeudreher Hermann Friedrich Mink aus Essen waren >n der Nachl vom 7. zum 8. April dieses JahrcS im Grundstück des „GasthosS zu Plagwiy" mit dem Schlaffer R. von dort in Differenzen und schließlich inS Handgemenge gerathen, bei welcher Gelegenheit Beide den Letztgenannten mit Fäusten bearbeitet und mit einem Stocke geschlagen hatten. Kurze Zeit danach erneuerte Riemcm'chncidcr allein die Thätlichkeiten gegen R„ indem er diesmal aber sein Taschenmesser zog und damit dem R. mehrere Stiche in de» linke» Oberarm versetzte. Hinsichtlich der ersterwähnten, gcmcinlchasllich begangene» Körperverletzung war der Schuldbewcis nicht zu erbringe», vielmehr beschloß das Gericht insoweit Einstellung des Verfahrens; dahingegen wurde Rieinenichneider wegen der von ihm allein verübten schweren Körperverletzung sür schuldig befunden und deshalb zu 3 Monaten Gesängniß verurtheilt, ans diese Strafe aber ein Zeitraum von 6 Wochen als durch die Untersuchungs haft verbüßt i» Anrechnung gebracht. II. Der Handarbeiter August Wilhelm Rost aus Bauchlitz, im Sinne des tz. 244 wegen Diebstahls wiederholt rückfällig, iras am Abende de- 6. December vorigen Jahres mit dem Tischlergcscllen M. in einer hiesigen Restauralion zusammen und bald war Freundschaft geschlossen worden; ja, Rost war so freundlich, den guten Freund, nachdem noch eine andere Wirthschast srequentirt worden war, ein Stück Wegs nach Hause zu begleiten; unterwegs, beim Abschied« nehmen, war Rost sä zärtlich, daß er den guten Freund umarmte, jedoch nicht aus wahrer Freundschaft, sondern »in dein M. durch einen kühnen Griff die Uhr nebst Kette im Gcsammlwerthe von 18 abzunehmen. Rost gestand den Diebstahl ein, »ahm aber zu seiner Entschuldigung daraus Bezug, daß er längere Zeit hindurch keine Arbeit gehabt und in der Noch die Entwendung begangen bade. Der Gerichtshos sah denn auch in Berücksichtigung dieser Umstände von der Bestrafung mit Zuchthaus ab und nahm mildernde Umstände an, so daß danach Rost zu Gesängniß und zwar in der Dauer von 1 Jahr verurtheilt wurde. III. Am 28. April d. I. erhielt der Inspektor eines Versorgung-- Vereins sür entlassene Sträflinge, Herrn A.. den Besuch ein-- jungen Mannes, der ihm einen Brief überbrachte, in welchem Folgendes geschrieben stand: „Geehrter Herr A.! Ersuche Ihne» sreundlichst, mir durch Ueberbringer die genaue Adresse des Herrn Anion Karl Sch. in Neusiricße» zu schicken; ich bitte bei» Ueberbringer ein anständiges Trinkgeld zu geben, oder ich verratbe Jbr Treiben mit Sch. 20 .si können Sie gebe», denn ich weiß, daß Geld bei Ihnen keine Rolle spielt. K. St." Bei dem Adressaten brachte dieses überraschende Schriftstück jedoch keinerlei Wirkung hervor und er crlhciltc daher dem Ueberbringer den Bescheid. cS sei gut. Nun war ober die Ueberraschung aus Seiten des Letzter» «nd nach wenig Augnlblicken kehrte er nochmals zu Herrn A. zurück und theilte demselben mit, daß er selbst der Brieilchreiber sei. Selbstverständlich machte jetzt der Adreslat mit dem Burschen kurzen Proceß und bald darnach befand sich derselbe in den Händen der Polizei; eS wurde in ihm der Eisendrehcr Heinrich August Hilmar Reichenbach aus Ariern ermittelt und wegen versuchter Erpressung die Untersuchung gegen ihn eiogeleiiet. In der Hanptverbandlung bekannte sich Reichenbach sür schuldig; er gab Mangel an Arbeit als Beweggrund zu dem vernngiückten Manöver an und nahm, über die Sachbewandluiß befragt, daraus Bezug, daß ihm ein Schornsteinfeger Weithaas gen. Meyer — eia. wie constaliri wurde, mehrkach bestrafter Mensch — mit dem er im Kraiikenbauie bekannt geworden, Mittheilungen darüber gemacht Hab , daß jener Herr A. von der von dem obengenannten Sch. in Neu stra ßm betriebenen Falschmünzerei Kenntmß besitze. Aus Vorhalt mehrerer, in seinem Besitze gesundenen Zettel mit Adressen von Leuten in Roßwein, Reinsdorf, Chemnitz — u. A. auch der Eheninitzee Aclienlpinnerei — re. erklärte Reichenbach, diese Adressen habe ihm gleichfalls WcuhaaS mit dem Bemerken gegeben, es seien dies „Filialen" von dem bezichtigten Sch. in Ncustrießen. Den Aries habe er geschrieben, um z» ermitteln, ob Das, was ihm Weithaas über Herrn A. gesagt habe, auch wirklich wahr sei; das Geld habe er zur Veröffentlichung der Falschmünzerei verwenden wollen; würde er das Geld bekommen haben, dann hätte ec auch aanehmen dürfen, daß die Sache doch nicht ganz richtig sei. Auf den weiteren Vorhalt dieser ganz und gar unglaubhafte» und unmotivirlen Behauptung erklärte Reichenbach schließlich, er habe in seinen dummen Gedanken so gebandelt. Durch die Auslagen deS Herrn A. wurde die Anklage vollends untcrsliitzt und das Resultat der Verhandlung war die Vcrurthcilung Reichendach's zu 3 Monate» Gesängniß. Ter Gerichtshos bestand aus den Herren Landgerichtsdirector Bartsch (Präsid.), Laudgerichtsrälhen Adam, Siegel, Höffner und Assessor Schuberlh-Engelschall; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Meißner. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Gegen Len Gutsbesitzer G. in H. war Anklage aus ff. 2 lO Str.-G.-B. wegen fahrlässiger Körp erverletzu n g erhoben, das Landgericht halte jedoch auf Freüvrechung erkannt. Als Thatbestand ist Folgendes festgestellt. Am Nachmittage des 21. November 1883 stellte sich bei dem Betriebe dar, durch ein Göpelwcrk in Bewegung gesetzten Häckselmaschine des Angeklagte» in Goullonshof heraus, daß vier Schueidciucsser vom Schmies S. nicht gehörig eingesetzt waren. Der Betrieb wurde eingestellt, der Riemen vom Schwung, rad genommen, und der Schmied S., dem der Angeklagte aus dein Hof wegen der schlechten Arbeit und> Verzögerung Vorhaltungen machte, zur besseren Einsetzung der Messer veranlaßt. Er bewirkte dieselbe und bejahte die Frage des Wirihschafisclcven G., ob er fertig wäre, mit dem Zusatz, daß gefahren werden sollte. Ter Riemen wurde aufgelegt, der Betrieb begonnen. Nachdem die Pferde bereits mehrere Male herumgegange» waren, auch 4 bis 5 Mal der Scharwerksjunge P. geschnittenen Häcksel abgcscharn halte, ries der Schmied S.: „meine Hand". Dessen rechte Hand war gequetscht. Derselbe hatte mit einem Schraubenschlüssel an dem im Gange befindlichen Räderwerk der Schneidemaschine eine Schraube anzichen wollen, war aber am Aermcl gesaßr und mit der Hand in das Getriebe gezogen. Er hat dadurch deren Finger ein- gebüßt. Diesen Hergang hat das Landgericht sür erwiesen erachtet, ist aber in Erwägung der Einzelheiten der Sachlage zu dem Schluß gelangt, de.ß an der Verletzung des S. nur pieser, aber nicht der Änocftagi.' eine Schulo träge. Die Liaaisanwallschast hat gegen das sreisurechcnde Urthcil Re vision eingelegt, und Verletzung beü 8 230 des Slrasqesctzbuchs, sowie der Verordnungen der königlichen Regierung zu Guinbinncu vom 19. Juli 1859 und vom 10. Februar 1865 geltend gemacht. Es ist auSgesührt, daß in der Nichtbeachtung dieser Verordnungen an sich noch nicht eine Fahrlässigkeit im Sinne des 8- 230 Sir.-G.-B. gesunde» werden könne, daß »ideß die besonderen Umstände des Falles hinzutreten, welche vom Landgericht nicht genügend ge- würdigt worden seien. Bei der Erörterung dieser Umstände geht die R-visionsschrist davon auS, daß der Angeklagte nach dem Beseitigen der Messer durch S. angeordnet habe, die Maschine wieder in Betrieb zu setzen. Das R.-G. hat die Revision verworfen und Folgendes auSgesührt: Das Landgericht ist in Erwägung der Umstände des Falles zu dem Ergebnis, gelangt, daß trotz Anwendung der gewöhnlichen Sorgfalt und Vorsicht der Angeklagte de» hier cingetretenen Erfolg einer Verletzung des Schmieds S. bei Gelegenheit der ihm aus- getragene» Reparatur nicht vorhersehen konnte. Es ist eine Verschuldung des Unfalls in der Unterlassung, sür Beklei- düng der schädlich gewordenen Räder während des Betriebes der Maschine zu sorgen, nicht gesunden, weil deren Bekleidung durch die Polizeiverordnungen nicht klar vorgeschriebcn, auch ander- wärt« nicht angcwendct werde, und dem Angeklagten Glauben zu schenken gewesen sei, wenn er behauptete, sie deninach nicht sür erforderlich gehalten zu haben. Es ist eine Verschuldung auch in der Abwesenheit de« Angeklagten während der Reparatur und nach derselben nicht gesunde», weil die Reparatur einfach ge wesen und Angeklagter als Gutsbesitzer anderweitige Beschäftigungen wahrzunchmcn hatte; überdies von ihm seinen Wirthschaftsbcamicn ein für allemal aufgetragen war, dafür zu sorgen, daß bei Reparaturen die Maschine stille stehe »nd der Treibriemen abgenommen werde. ES ist endlich daraus Gewicht gelegt, daß, wenn der Angeklagte bei der Reparatur — dem Festmachen der Messer — zugegen gewesen wäre, keine Verpflichtung sür ihn bestanden haben würde, nach derselbe» noch im Raum der Maschine zu bleiben; er habe nicht vorausiehen können, daß der bei ihm seit Jahren beschäftigte, erfahrene Schmied S. so unverantwortlich leichtsinnig handeln würde, wie geschehen, indem er eine Schraube dicht neben den Rädern anziehen wollte, nachdem aus seine Veranlassung die Maschine wieder in Betrieb gesetzt werden war. In diesen Erwägungen des Landgerichts ist ein Rcchts- irrthuin nicht erkennbar; insbciondere ist der Begriff der Fahr- lässt gkeit im Sinne deS §- 230 Sir.-G.-B. nicht verkannt. Zwar erkennt das Landgericht ausdrücklich an. daß, wenn die Be deckung deS Räderwerks hätte erfolgen können und erfolgt wäre, nachdem die Messer eingesetzt waren, der Unfall nicht hätte Vorkommen können; allein dem tritt die Erwägung entgegen, daß der Angeklagte außer Stande gewesen, die Annäherung an die Räder, während sie kreisten, sür möglich, also eine Be- deckung sür rathsam zu achten, um den Folgen einer solchen Annäherung vorzubeugen. Sachsen. * Leipzig, 25. Mai. Aus BreSlau meldet die „Scklesische Zeitung": Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen treffen am Dienstage, den 26. d.. wahrscheinlich Nachmittag- um 4 Uhr von DreSoen mit größerem Gefolge aus dem hiesigen Central-Bahnhöfe ein. um von da alsbald zu Wagen die Reise nach Schloß Sibyllenort sortzusctzcn. Königin Carola wird Sibyllen ort zum ersten Male scheu; König Albert war schon alS Kronprinz wiederholt als Gast deS verstorbenen Herzogs Wilhelm von Braunschweig in Sibyllenort anwesend. Die königlichen Herrschaften werden, vorläufiger Festsetzung zu- folge, bis zum Mittwoch, den 3. Juni, in Sibyllenort ver bleiben. Das Schloß dürste während dieser Zeit, sowie auch schon am ersten und zweiten Pfingstseiertagc sür bas Publicum geschloffen sein; der Zutritt i» den Park wird wohl Niemanden verwehrt werden. Der Hausmarschall Seiner Majestät deS Königs von Sachsen, Wirklicher Geheimer Rath Graf Vitztbum von Eckstädt, ist beute Nachmittag um 4 Uhr, von Dresden kommend, aus der Fahrt nach Sibyllenort hier durch- possirt, wo er die zum Empfange der Majestäten noch er forderlichen Vorbereitungen anordnen dürfte. — Am heutigen Dienstag sowie morgen veran stalten, wie auch aus dem Anzeigentbcil ersichtlich, das bergikchc Männcrquarlcll, oder wievsie noch anders
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