Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-24
- Monat1885-05
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1885
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Ledaltion und Lrprdition Johaunesgasje 8. APrechftvnden der Uedaclion: Bonnittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Flu dl« Riuigodk emgclaudrcr M»nulcr>»te m»-t Sch du dtitauion nildl «rdmolud. »n««tz«e »er sür »>e nächstfolgende Nn««er bestimmten Inserate a» «ochentagen bi» 3 Uhr NachmittaaS, an Sonn- und Aefttaaen früh bi»' ,S Uhr. 3« den Filialen für Ins.-Annahme: ktt« Klemm, Universitätsftraße 1.. Lonts Lösche, Katharinenstr. 23, p. nnr bis '/,8 Uhr. Anzeiger. Organ sür Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage IköZIOO. ^vonnementshreis viertelt. 4', Mk. incl. Briiigrrlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2V Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gejalzt) ohne Postbeförbrrung 30 Mk. mit Postbesvrderung 48 Mk. Inserate Lgejpaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach höherm Tarif. Nerlamrn unter dem Redactiousstrich die4gesvalt. Zeile 50 Ps., vor den Familien »achrichte» die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Jnierale find stets an die Vrprdition zu icnden. — Rabatt wird Nicht gegeben. Zahlung priieuumeranilo »der Lurcy Pest- uaaiuahmc. 144. Sonntag den 24. Mai 1885. 79. Jahrgang. Jur gelillligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Montag, den 2». Mai, Bormittags nur bis S Uhr geöffnet. Lxptzältloi» lies l elprlxer ^aAvIrlattes. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da» 14. Stück des diesjährigen ReichsgesetzblatteS ist bei uns eingegangen und wird bis zunr IZ. Juni diese» Jnhre- aus dem RalhhauSsaale zur Einsichtnahme össent- lich auShängen. Daffelbe enthält: Nr. 1601. Gesetz, betreffend die Steuervergütun«, sür Zucker, sowie die Verlängerung der Frist für die Ent richtung der im BetriebSjahre 1884/85 creditirten Rübensteuer. Vom 13. Mai 1885. Nr. 1602. Bekanntmachung, betreffend eine Abänderung deS Verzeichnisses der gewerblichen Anlagen, welche einer besonderen Genehmigung bedürfen. Vom 24. April 1885. Leipzig, den 21. Mai 1885. Der Ratk der Ltadt Leipzig. Ilr. Gevrgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Unter Verweisung aus unsere Bekanntmachungen vom 26. Mai 1884 und vom 11. August und 24. October 1883 bringen wir hierdurch in Erinnerung. datz Kinderwarterinnen, d h. dienende Personen, welche Kinder unter ihrer Aussicht haben, sofern sie sich nicht in Begleitung ibrer Dienstherrschaften befinden, nur aus den eichenholzartig angestrichene«, mit der Aufschrift „Kinderbank" versehenen Bänken in den öffentlichen Anlagen sich niederlassen dürfen, sowie daß es verboten ist, in den Anlagen, ebenso wie aus Straße» und Plätzen Papierstücke oder andere Gegenstände wegzuwerfen und baß erwachsene Personen, welche mit Kindern die Anlagen besuchen, bei eigener Verantwortung dafür zu sorgen haben, daß die Kinder diesem Verbote nicht zuwiderhandcln. Uebertretungen dieser Bestimmungen werden unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 60 .L oder mit Haft dis zu 14 Tagen geahndet werden. Leipzig, den 18. Mai 1885. Der Rath der Etadt Leipzig. I)r. Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung, die AuSloosung Leipziger Stadtschuldfcheine betr. Tie AuSloosung von 15,000 Capital der Anleihe vom 1. Juli 1850, von 18,600 Capital der Anleihe vom 1. Juli 1856, von 35,100 Capital der Anleihe vom S. April 1864, von 10,800 .Kk Capital der Anleihe vom 2. Januar 1865 (Theateranleihe) und von 31,500 Capital der Anleihe vom 4. September 1876 soll den 4. Juni diese» Jahre» Vormittags ui» 10 Uhr im Stadthaus«, Obstmarkt Nr. 3, Zimmer Nr. 105. öffentlich erfolgen. Leipzig, am 23. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndtin. Hentschrl. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer ZinSboge« für die Schuld scheine der Anleihe der Stadt Leipzig von, I. Juli 18SV betr. Die Ausgabe »euer Zinsbogen sür die Schuldscheine der Anleihe der Stadt Leipzig vom 1. Juli 1850 findet gegen Rückgabe der bisherigen Talons vom iS. Juni ds». IS. an in unserer Stadtcaffe Vormittags von 8 bis 12 und Nach mittags von 2 bis 4 Uhr statt. Aus briefliche Zusendung der neuen ZinSboge», sowie überhaupt aus diessallsige Csrrespondeoz können wir un» nicht einlaffen, cS haben vielmehr alle auswärtige Inhaber den Umtausch selbst oder durch Beauftragte bei unserer vor genannten Casse zu bewirken. Leipzig, den 23. Mai >885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndl in. Hentschel. , Königliche Kunstakademie «nd Kunügemerbeschnle zu Leipzig. Hn Akademirslll,cl der Plethendnr» sind aus kurze Zeit die Lchiiler. Arbeiten der hiesigen Königlichen Kunstakademie und Knnstgewerbeschule au-gestelli. Zum Besuche dieier Ausstellung beehrt sich im Namen deS Lehrer» Collegiums hierdurch ergebenst emzulaven Leipzig, den IS. Mai 1885. Der Tirector: vr. Ludw. Nicper. Der Zutritt zu dieser Ausstellung ist unentgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10—I Uhr. Hausverkauf in Kochsburg. DaS zum Nachlasse der Frau Marie Anna Kühn gehörige» tn der Nähe de« Schlosses RochSburg gelegene HauSgrundstück Nr. 8 deS Brandkalaster- und Fol. 54 des Grund- und Hypoihekeutuchl für RochSburg, mit 2880 .a iu der LandeSdrandcasse versichert »>d nach dem Flurbuche 31 LW. groß, wird am II. I>»t iMh V«r»tttck>s II Uhr an hiesiger Gerichisitelle unter vorher b«> könnt zu machenden Bedingungen au den Meistbietenden vrrft«I-trt. Prnig, am 22. Mai 1885. Königliche« >»l«»»rlcht. Heinzmaan. Bekanntmachung. Tie Lieferung mir das Verlegen vo» Granilschwellon in der Südstraße, ans deren Strecke von der Kant- bis zu der Kaiserin Augusta-Straße, soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Beringungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhaus. II. Etage, Zimmer Nr. l l, auS und könne» daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Granitschwellen in der Südstrafie" verseken ebendaselbst und zivar bis zum 3. Juni 1885, Nach' mittags 5 Uhr, einzureichcii. Leipzig, am 15. Mai 1885- DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Auf sein Ansuchen ist Herr Gymnasiatoberlehrer B. A. Geliert, Sternwartenstraße Nr. 45, hier aus dem von ihm bisher bekleideten Amte eines Arinen- pflegerS im 35. Disiricte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung auS. Leipzig, den 2l. Mai >885 Das Arniendirectoriun». Ludwig-Wolf. A. Bon dem Unterzeichneten Amtsgericht toll das zum Nachlaß deS Graveurs Gustav Hermann Julius Hcitniniin in Reudintz gehörige, daselbst an der Schulstraße unter Nr. 4 gelegene, auf Folium 021 deS Grund» und Hypothekenbuches sür Reudnitz und mit Nr. 235 im Brandcaiafter sür diesen Ort eingetragene Hausgrundstück Erb» theilungs halber aus Antrag der Grundstückseigner am 2«. Mai 1885 freiwillig versteigert werden. Es haben daher Diejenigen, welche dieses Grundstück unter den am GertchtSbret aushängenden Bedingungen zu erstehen gesonnen sind, an dem vorgedachten Tage Mittags vor 12 Uhr, widrigenfalls sie zum Bielen nicht mehr werden zugelassen werden, an der im Schloßkellererablisjement zu Reudnitz hierzu gewählten Gerichtsstelle sich anzumelden, über ihre Zahlungsfähigkeit sich auSzuwcisen, ihre Gebote zu thun und zu gewärtigen, daß Mittags 12 Uhr »ach Auctionsgcbrauch werde veriahren, beziehentlich das Grundstück unter de» im Termin noch besonders zu eröffnenden Bedingungen dem Meistbietenden werde zugeschlagcn werde». Leipzig, den 6. Mai 1885. Königliche« Amtsgericht. Abtheil. V, Sect. 2. vo» Eli erlein. S. Der Schneidergeselle Friedrich Wilhelm Hermann Roland, geboren zu Rötha bei Leipzig am 16. Juni 1860, zuletzt hier wohn haft, z. Z. wahrscheinlich n, London, wird beschuldigt, als Wehr pflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte i» de» Dienst des stehende» Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem inilitairvstichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes ausgehalten zu haben. Vergehen gegen ß. 140 Abs. 1 Nr. I Slr.-G.»B. Derselbe wird aus den 11. Juli 1885 Vormittags 0 Uhr vor die Strafkammer deS Künigl. Landgerichts hier zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigteni Ausbleiben wird derselbe aus Grund der nach ß. 472 der Strasvroceßordnung von der Königlichen Amts, hauptmannichail zu Borna über die der Anklage zu Grunde liegenden Thalsachen ausgestellte» Erklärung verurthcilt werden. Erfurt, den 23. April 1885. Königliche Staatsanwalt,'chaft. Bekanntmachung^ Die der hiesigen Eoiiiinuiie gehörigen Kirschplantagcn an de» Straßen noch Golzen, Balgstäd« und Kirchi'chcidungcn, sowie aus dem Tanrplane sollen Montag, de» I. Juni er., vormittags 11 Uhr in unserem Geschäftszimmer aus dem Rathhause öffentlich und meist bietend verpachtet werden. Die Plantage an der Golzener Straße hat einen Bestand vo» ca. 800 großen Bäumen mit edle» Sorten und in diesem Jahre einen sehr reichlichen Anhang. Laucha a. U., den 21. Mai 1885. Der Magistrat. Nichtamtlicher Theil. Zur russisch-englischen Streitfrage. Die Verhandlungen über die Feststellung der afghanischen Grenze sind inS Stecken gcratbca und werden auch voranS- sichtlich nicht so bald zum Abschluß gelangen: das ist die Lage seit länger als drei Woche» »ach dem Tage, an welchem daS russische und englische Cabincl angeblich im Princip einig geworden waren. Eine Ucsereinstiminung ist noch nicht erzielt, ei» Schiedsrichter ist noch nicht ernannt, aber die beider seitigen Regierungen nähern sich dem Abschluß des Ucbcr- cinkonimeiis langsam, wie die „Daily NcwS" sagt. Besonders inS Gewicht fällt das Zurückbleiben der englischen Garde in Alcranbricn, über besten Gründe sich die Regierung im Par lamente nicht äußern wollte. „Daily NcwS" ist weniger zurückhaltend, das Blatt erklärt gerade heraus, daß die Absicht niemals bestanden habe, die Garde vor der Beendigung der Unter handlungen mit Rußland nach England zurückkehren zu lasten. Die Stellung Englands zum Emir von Afghanistan ist unklar, man weiß nicht, ob beide in der Grenzsrage zusa», mengehen; es wurde aber gemeldet, daß der Emir gar nicht daran denke, die russischen Forderungen zu bewillige» Sein Vertrauen zu England ist durch die Vorgänge der letzten Wochen nicht be sonder- gestärkt worden, man schreibt ihm deshalb die Absicht zu, sich mst Rußland zu verständige». DaS ist nun allerdings eine Wendung, welcher die englische Regierung mit alle» Kräften entgegenwirken muß, und deshalb hat sie sich endlich entschlossen. DaS zu tbun, was bereit» von eng lischen Blättern als gefährlich bezeichnet wurde, nämlich Herat mit einer englischen Besatzung zu belegen. Nach einer Meldung von „Reuters Bureau" auS Simla vom 22 Mai sind die sür Herat bestiniinlen englischen Ossiciere dort an- gekonimc», dort freundlich ausgenommen worden und haben die Beseitigungen des Platzes für stärker erklärt, als sie er wartet halten. Daß Rußland diese Vertheidigungsmaßreacl nicht gerade gern sehen kann, liegt auf der Hand; aber andererseilS ist eS auch nicht in der Lage, dagegen Einspruch zu erheben, da ja Afghanistan nach der eigenen Angabe der russische» Regierung außerhalb der russischen Interessensphäre liegt Damit begnügt sich aber England nicht, svnccrn ist be müht. sein Eisenbahnnetz von Indien niit der afghanische» Grenze i» Verbindung zu setzen. DaS Unterhaus hat am 2l. Mai lO Millionen Psd. Stcrl. in zweiter Lesung sür diesen Zweck bewilligt. Nach der Angabe deS StaatssccrctairS Ervß wird die Hälfte der bewilligten Summe zur Herstellung einer bessere» Ve» binkung mil Ouckl ah verwendet werden. Insbesondere werden zwei Eisenbahnen im Westen unk Osten des Indus angelegt, eine Mililairsiraß: und eine neue Eisenbahnlinie durch den Bola» paß. lieber kiese Maßregeln kann sich Rußland nicht wun dern. da cS seinerseits mil dem Ausbau seines Eisenbahnnetzes in TranskaSpicii beschäftigt ist und mit dem Gouverneur vv» Khvrassan sich über den Durchzug seiner Truppen nach Mcrw verständigt hat. Sehr friedlich klingen alle diese Maßnahmen nicht, man kann daraus nur entnehmen, daß sich Rußland und England aus den unvermeidlichen Kamps aus jede denkbare Weise vor- bereircn. Wenn nun die Grenzverhandlungen von der Stelle käme», so wäre daraus wenigstens die beiderseitige Absicht zu entnehmen, den Kamps zu vertagen, aber auch das ge schieht nickt, und darum ist die Besorgniß wobt begründet, daß der Friede an der afghanischen Grenze aus sehr schwache» Füßen steht. DaS englische Volk ist wegen deö Abschlusses der Ver handlungen aus den Juni vertröstet worden, weil erst die Ankunst Lumsdkn'S cibgewartet werden müsse, aber was kann inzwischen Alles geschehen! Man denke »nr an die Verleih ung des Ebrensäbels au den General Komarvss und an seinen Stabschef Zakrzewski. Der General hält die Stellung am Zusammenfluß von Kuschk und Mnrghab und Al Tcpe, seiner hindert ihn nichts, Pensckdeh und Mcruscbak zu besetzen, sobald die Afghane» die geringste verdächtige Bewegung machen. Tie Ankiliisf der englischen Ossiciere in Heral könnte den General leicht aus seiner bisherigen Zurückhaltung ausstören, und ein kühner Handstreich würde ihn in den Besitz von Herat bringe». An gegebene Zusagen halten fick die Russen i» Asien nicht, davon legt der gesammle bisherige Verlaus des russische» Eroberungszuges nach Südwcstasicn Zcngniß ab, eS hauvelt sich nur um die Erfassung des gün stigen Zeilpunctes, und der ist sür Heral noch kaum verpaßt. DaS englische Parlament hat sich bis zum 4. Juni ver tagt, bis dahin kann sich die Lage gänzlich geändert haben. Die Schlußverhandlungen der beiden Häuser am 22. Mai trugen »icbk mehr jene Friedenszuversicht zur Schau, welche dem Parlament in den letzten 14 Tagen daS Gepräge verlieh, im Gegenlheil stimmen alle Anzeichen darin überein, daß die Uebereinkunst vom 1. Mai fchvn heute nur noch dem Namen nach besteht und daß sich allmälig wieder derselbe Zustank herauSgebilket hat. wie er am 27. April, am Tage der ein stimmigen Aniiahme deS Elsmillionencredits, vorhanden war. Grenzregulirung und Schiedsspruch sind in den Hintergrund gedrängi, dagegen sind die Kriegüvvrbereitungen wieder scharf im Gange. Der Scenenwechscl hat sich nicht schroff vollzogen, sondern die lhalsächlicbe Lage hat sich mit unwiderstehlicher Gewalt geltend gemacht. Es hat sich gezeigt, daß die eng lischen und russischen Interessen aus gütlichem Wege sich nickt vereinigen lasten. Rußland beansprucht Zulsikar, aber Ab- durrbaman Kban, den man anfänglich als so geneigt darstelllc, aus die russischen Wünsche einzugeben. erhebt Widerspruch, natürlich nur so lange, als er die Hoffnung hat, mit eng lischer Hilfe den Russen enlgegentrctcn zu könne». Die von den Aszhane» beim ersten Zusammenstoß mit den Russen am 50. Marz gemachten Erfahrungen sind freilich nicht sehr erinulmaent; die Ueberlegenheit der russischen Waffen bat sich klar herauSgesiellr, aber DaS hat vielleicht a» der Füh rung gelegen, die schon deshalb sehr mangelhaft gewesen sein muß. weil die Afghanen sich nicht bei Puliklnüi verschanzt Hallen, diesem strategisch so überaus wichligen Puncte. Aber in dieser Beziehung läßt sich ja Abhilfe schaffen und die Natur des Landes begünstigt die Verlheidignngsmaßrcgcln der Afghanen. Es ist nickt anzuiiehmen, daß die Engländer seit der Zusanimenkuiisl vo» Nawal Pmdi die Hände in den Schooß gelegt haben sollten; Lord Duffcrin hat gewiß gcthan, was a» ihm war, um die englischen Truppen in Indien in aclionssähigen Zustand zu versetzen. Das geht schon ans den Erklärungen des Unlcrstaatssecrelairs Croß hervor, welcher die Erlrakvste» sür die mililairische Rüstung in Indien aus 306 Lack Rupien und 385,000 Lstrl. bis zuin l. Juli ver anschlagt hat. Die Haltung, welche daS englische Cabinet im Parlament einnimmt, ist der Arl, daß sie einer Verhöhnung der Volks vertretung gleichkommt. Die Minister verweigern im SlaalS- intercffc jede Auskunst über den wahren Stand der Dinge und suchen den Glauben zu erkalten, daß die Unterhandlungen mit Rußland zum Frieden führen werten, während alle An zeichen sür das Gegeiitbeil sprechen. Glatstoue mag allerdings niemals die ernste Absicht gehabt haben, mit Rußland Krieg zu führen, aber die Dinge scheinen gegen seine» Willen einen Verlauf zu ncbinen, welche England de» nicht gewollten Kamps schließlich auszmiiiaen. Tic englische» Garden sind in Alexandrien des Befehls zur Abfahrt nach Indien gewärtig, Lord Dusserin rüstet aus Leibeskräfte», die Engländer fetze» alle Mittel in Bewegung, um die Eisen bahnverbindung mit Qnellah fertig zu stellen und Heral in verlheidigungSsähigen Zustand zu setze». Rußland wirst inzwischen große Truppcnmassen vom Kaspischen Meere nach Meriv und ist der freundlichen Neutralität Persiens sicher, während Abdurrhaman Khan uiientschlosscn zwischen England und Rußland hin und her schwankt, stets bereit, die größeren Vorlheile für sich zu benutzen. Die Lage ist kritischer wie je zuvor. * Leipzig, 24. Mai 1885. * Wohl nie hat eine gesetzgebende Körperschaft sich ein- gebender und vielseitiger mit der Arbeiterfrage beschäf tigt als der soeben geschloffene Reichstag. Nie aber ist auch die Lösung dieser bedeutungsvollen, Jahrtausende alten Frage schwieriger erschienen, als sich bei der Erörterung der in Betracht kommenden Emzelheikcn berauSstelltc Es trat auch hier wie stets zu Tage, daß unsere bürgerliche Gesell schaftsordnung sich begnügen muß. mildernd und lindernd cinzulrcten, daß cs daneben aber stets und vor Allem die Hauptsache bleiben wird, neue Arbeitsgebiete zu er schließen. die lobnende Existenz und menschenwürdiges Dasei» verbürgen. Die nationalliberale Partei des Reichs tages darf sich das Verdienst zuschreiben, aus einen Erwcrbs- zweig hingewiesen zu haben, der säst völlig in Deutschland brach liegt, anderwärts Tausende kräftiger Arme beschäftigt »nd uns so gut wie anderen Völkern offen steht. Sie hat durch ihre einhellige Unterstützung des Antrags Bissering - von Hülst, die Hebung der Hoch seefischerei betreffend, bewiesen, daß nicht allein aus dem Wege gesetzgeberischer Thätigkeit der Schutz der arbeitenden Classe» anzustrcbcn ist, um das Elend, welches alle Parlcien gleich nahe berührt, zu beseitigen, sondern daß sie tcr Meinung ist, daß Hand in Hand mit jener auch die Eröffnung neuer Arbeitsgebiete und ergiebiger Quellen des Volk-,robtstantcS zu gehen habe. Deutschland verbraucht für 50 Millionen frischer und gesalzener Fische. Fast ausschließlich, vielleicht mit Ausnahme von 2 Millionen Mark, wird diese Summe vom Ausland verdient, wir sind mit dieser Summ te»! Auslande: Großbritannien,Holland und Norwegen, tribut pflichtig. Wahrend Deulscbland etwa 8000 Fischer aus dem Meere beschäftigt, bat England 110,000 Mann, Holland 20,000 Mann, Frankreich t 00,000 Mann auf seinen Fischerei fahrzeugen in Thätigkeit. Die dreifache Zahl beschäftigt sich am Lande mil der Zubereikung der Fische, dem Bau der Fischereifahrzeuge, der Anjcrtiguiig der Fanggeräthe. Deutsch land bat eine KüstenauSvehnuiig von 50 deutschen Meilen und daher Grund genug, sich nicht mit so kleiner Betheiligung an der Ausbeute des deutschen MeereS, der Nordsee, zu begnügen, die in ihrer Fruchlbarkeit mit dem besten Weizenbodc» sich uiigeschent vergleichen darf. Wir klagen Uber den Rückgang der Segelschiffsahrk, über die Abnabmc deS Wohlstandes iii den kleine» Küslenorten, wir klagen über mangelnde» Recruten- material für unsere Marine. Die Klagen sind so berechtigt als begründet, die Abhilfe liegt in der Schaffung eines neuen lohnende» ErwcrbszweigeS aus dem Meere durch die Hoch seefischerei, nachdem der Dampf die Frachlsakrlen unren tabel sur die Segelschiffe gemackl bat. Dies bezweckt der An trag Viffering - von Hülst, der den Herrn Reichskanzler anries, seine »nächtige Fürsorge dieser brachliegenden Erwerbsthätig- keit zum Woblc des nationalen Erwerbes und der natio nalen Wehrhaftigkeit ans dem Meere zu leihen. Die Reichs- lagSgcschäsle haben sür diesen Antrag keinen Raum zu seiner Begründung und Verhandlung gelassen, er ist sür oiesc Session beseitigt. Wir hoffen, daß er zur nächsten Session so frühzeitig eingebracht werde, daß ibm oaS nämliche Schicksal nicht wieder erblühe. Tie Begründung jenes Antrags indeß und die Denkschrift, welche die Antragsteller über diesen Gegen stand deni Reichskanzler überreicht, scheinen nicht ganz ohne Wirkung geblieben zu sein. DaS früher vorgeschriebene SlkuerniannSeramen sür Führer von Fischereifahrzeugen ist erlaffen, die MusterungSgebübren für die stark be mannten Fischerschifse ermäßigt, cS darf hierin wiederum mit Dank die Hand deS großen Mannes erkannt werde», der dort nie zu schien pflegt, wo eS sich ui» Deutsch lands Wohlstand, Stärke und Einigkeit handelt. Allein cs liegt noch dringende Ursache vor, weit wirksamere Maßregeln zu wünschen als diese. Staatssubvcntioneii, Faiigprämicn, Fischereihäfen aus den Inseln und an der Küste. Schutz unserer Fahrzeuge aus dem Meere, Fischercibehördcn. beschleunigter Eisenbahntransport für die Früchte deS Meere« uns allen AufHeferuiigsstutioiien, FischtranSporlwagcn, zollfreie Einfuhr der Fanggerälhe, Befreiung der Fahrzeuge vo» der Zollrevision sind Maßregel», die dringend geboten sind, wenn wir ernstlich die Absicht hegen, mit jenen Nationen in Concurrenz zu trete», welche sang- und sccgewohiite Mann schaft seit Jahrhunderten in diesem Erwerbszweig beschäftigen. * I» der am Donnerstag unter dem Vorsitze de« Staats- ministers StaatssccrctairS deS Innern v. Boetlichcr statt- gehabicn Plenarsitzung erlhcilte der Bundesrath dem Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung deö Zolltaris- gesetzcS vom 15. Juli 1879 m der Fassung des Reichstags, dem vom Reichstag angenommenen Gesetzentwurf wegen Ab änderung des ReichSstempclgesetzes vom 1. Juli 1881 und dem Enlwurs eines Gesetzes sür Elsaß-Lothringen über die Verzinsung der Gelder der Sparcassen und Hilssgenoffcn- schaste» nach den Beschlüssen deS Laiidcs-Ausscknffcs die Zu stimmung, erklärte sich mit der bereits erfolgte» Uebcrwcisung deö Nachtrags zu der Denkschrift des Reichs-VersicherungS- aints, betreffend die Bildung von Berufsgenoffenschasteii auf Grund des UnsaUvcrsicherungsgesetzcS, an den Ausschuß sür Handel und Berkekr uno an den Ausschuß für Justizwesen einverstandei! und überwies die Vorlage über die allgemeine deutsche Volkszählung im Dccembcr 1885 den AuSschü>>eu sür Rechnungswesen, sür daS Landheer und die Festungen und sür Zoll- und Steuerwescn, den Antrag Preußens, betreffend die Thronfolge im Herzogthui» Braunscbweig. dem Aus schuß sür Justizwesen. Tie Anträge der Ausschüsse sür Zoll- nnd Stcuerwese» und sür Hanvel und Verkehr, betreffend das Entrippen von Tabak in Theilungsläger», und die Ergänzung des Verzeichnisses der Massengüter im Sinne deS Gesetze» über die Waarenstatistik wurden genehmigt. Hieraus wurde über die Bildung von Berussgenossenschasten aus Grund des UnsallvcrsicherungsgesetzeS Beschluß gefaßt. Dieselbe erfolgte im W scntlichen nach den Anträge» der Ausschüsse. Nachdem noch Eingabe», betreffend die Abtastung von Roggen, Weizen und Malz zu den srüheren Zollsätzen, eine Eingabe wegen zollamllicher Abfertigung vo» Krvstallzucker in Lacken, eine Eingabe, betreffend die bei Ausführung deS Gesetze» wegen Beseitigung der Doppelbesteuerung in Baden bervorgetretenen Mängel, sowie der Antrag Badens wegen Ermittelung des Nettogewichts des mit dem Anspruch ans Steucrvergütung in Kisten ausgehenden Candiszuckers Erledigung gesunden hatten, wurde die Sitzung mit ver Vorlegung von Eingaben ver schiedenen Inhalt« geschloffen. * Nachträglich ist noch der vom Abg. Struckmann erstattete schriftliche Bericht der PetitionS-Commission des Reichstags über eine Reihe von Petitionen wegen Bekämpfung der Prostitution erschienen. Die Commission bat beantragt, die Petitionen dem Reichskanzler thcilS zur Erwägung, lheilS zur Kenntnißnahme zu überweisen. * Wir lesen in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung": Vor der Ttraskammer der Landgerichts Bautzen ist in der BerusSinstanz kürzlich ein Fall verhandelt worden, welcher nicht blo« in juristischen, sondern auch in den weitesten Kreisen der Be völkerung wodl verdientes Ansichen erregt hat. (Wir haben den Fall au-süyrlich miigetheilt. Die Redaktion des „Leipziger Tage» blatteS'5) Und zwar mcht wegen seiner Erheblichkeit: denn cs handelte sich durchaus nicht um eine crunis cSlökre, sondrr» einfach um einen angebliche» Forstdiebstahl, wegen dessen ein Gutsbesitzer von seinem entlassenen Knechte dcmincilt worden war, aber wegen der Art und Weise, wie die Staotsanwaltichast, durch denGeacral» staatsanwalt Geh. Rath Held, welcher sür Freisprechung plaidirte, vertreten, den einzelnen Fall zum Anlaß principleller Er örterungen machte. Indem er Bezug nahm aus die weitverbreitete Uebcrzeugung von der Reiormbedllrsligkeit unserer Strafproeeß-Ordnung, welch« keine ausreichenden Garantien für die Entscheidung der Thatsrage biete, erkannte er an, daß das Gesetz den Echwerpunct der Ent-
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