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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.07.1930
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-07-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300722025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930072202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930072202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-07
- Tag1930-07-22
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Nr. r«0 Seit» 2 fügung stehenden verfassungsmäßigen Mittel be> dienen werde. «Gelachter links.» Die Demokraten und die Volksnationalen seien es. die die Bildung einer marxisten- freien Regierung verhinderten. Die Nationalsozialisten würden an ihren Forderungen sesthalten. Dann wird im Hause bekannt, daß auch dir Nationalsozialisten einen Auslösungsaulrag etngebrach« haben. Abg Edel tSoz.j nennt die Verhandlungen um die Re» gterungsbildnug ein Marionettentheater. iDer Prä siden» bezeichnet diesen Ausdruck als zu weitgehend.» Dt« Ltrauchritterinethoden der sstationalsoztaltsten machten dal öffentliche Leben unsicher. Such die Katastrophenpoltttk der Kommunisten lehne die Sozialdemokratie ab. Diese ver schließe sich nicht der Mitwirkung bei der Regierungsbildung, wolle aber keine Regierung um jeden Preis. Mit der Bereitwilligkeit der Sozialdemokratie seien verbunden bestimmte Forderungen für die Arbeiterklasse. Die Sozial» demokratie sei anderer Meinung, als der heute vorge» schlagene Ministerpräsident, der eine Kürzung de» Sozial etat» wolle. Die verschleierte Subvention»politik der Wirt- schastSpartei mache seine, deS Redner». Partei nicht mit. Nur der Sozialismus sei in der Lage, Nutzen für die Allgemein heit zu schaffen. „BtzO-REk Rachrlchien" Ab». Laß« <Bolk»uat.» «tmmt zur Regierungsbildung Stellung. Gerade dart«, daß di« BolkSnattoualen nicht zu allem Fa und Amen sagten, zeige sich ihr Verantwortung», bewutztscin Nicht ste, sondern die Nationalsozialisten seien schuld daran, daß keine Regierung zustande komme. Die Bo »»nationale« wollten «in« Volksgemeinschaft, die alle umfass«. Der Ante« »er Nationalsozialisten aus Sanötassauflösu«, Die Fraktion der Rationalsozialifttschen Deutschen Arbeiterpartei hat folgende» Antrag im Landtag etngebracht: Dt« Unmögltchkett, eine dem Sillen der Mehr» heil de» sächsische» Volke» entsprechende auttmargtsttsche Regierunazu bilden, dt« dem Land« und dem Sand» tag für ihre Entschlüsse und Handlungen voll verantwortlich ist, beweist wieder einmal mit aller Deutlichkeit, daß die Parteien der Mitte ihre eigenen parteipolitischen Belange dem Bolkswohl voranstellen. Wir erblicken hierin einen Verstoß gegen die Pflichten eine» au» dem Willen de» Volke» gewählten Parlament» und beantragen beShalb, der Landtag wolle beschließen: „Der Landtag löst sich aus." Viev»tag. 22. ZuN 1830 Ser Aufruhr in Aegypten Der ägyptische Annenminisier über di« Unrnhe» Lond»«, 22. Juli. Der Innenminister der ägyptilchen Regierung hat am Montagabend eine Erklärung veröfjeni- ltcht, in der darauf hingewtcsen wird, daß die Regierung über die Vorbereitungen von Unruhen am Montaq rechtzeitig unterrichtet gewesen sei. Die Regler«»» sei außerordentlich bcsrtediat. daß dir Durchführung der revolutionäre» Uwftnr,plane sowohl in Kairo wie in Port Said «nd Suez fehlgefchlagen sei. Die niedrigste Klaffe der Bevölkerung, dt« stet» außer» ordentlich leicht zu Unruhebewcgungen zu verleiten sei, habe den Versuch gemacht. Eigentum zu zerstören und die Polizei anzugreisen. ohne jedoch gegen di« bewaffnete Macht irgend, etwas auSrtchten zu können. In der Erklärung wird der Haltung der Polizei bet der Abwehr der Unruhen hohe «». erkennung gezollt und darauf htngewiesen, daß die Truppen nur im äußersten Notfall eingesetzt worden seien. Das Ergebnis dieser vorsichtigen und besonnenen Haltung der Regierung habe darin bestanden, daß die Zahl der Todes opfer aus ein Mindestmaß beschränkt worden sei. Die Er klärung de» Innenminister» schließt mit der Feststellung, daß die Organisatoren dieser Unruhebewcgung außerstande wäre», eine Massenkundgebung unter der friedliche» ägnpttsche» Be völkerung hervorzurufen. Handwerk und Preisabbau vradtmaläuag uaoarar Sattln«» Sobrlttlattung Berlin. 22. Juli. In einer Zusammenkunft führender Per. souen des Handwerks hat der Vorsitzende de» Reich», verbände» de» Deutschen Handwerks seiner Lussaflung über die PreiSgebarung wie folgt Ausdruck gegeben: Jeder selb- ständige Handwerker sei wegen seiner Forderungen an die Be» steller an die Gestehungskosten gebunden, die sich zu- sammensetzen aus Einkauf der Rohmaterialien oder der Halb fabrikate, den Löhnen, Geschäftsunkosten und Verdienstanleil, Wegen der Rohmaterialien oder der Halbfabrikate könne nur ein einziger Grundsatz maßgebend sein, nämlich der. dem Sinken oder Steigen ihrer Preise sofort zu folgen. Unter keinen Umständen könne eine Rücksi-btnahme ans vorhandene Lagerbestände anerkannt werden, denn sie sühre nur zu Inkonsequenzen. Mit einer Senkung der Löhne könne nicht eher gerechnet wer den. al» bi» die Sanfkrast durch entsprechende allgemeine Preisermäßigung eine» Ausgleich sind«. Eine Milderung der Geschäftsunkosten sei leider vorläufig nicht zu erwarte», eher das Gegenteil. Die Mieten seien gestiegen, ebenso stehe ein« Steigerung der Realsteuern, sonstiger Steuern, der sozialen Lasten und der Retchsbahntarise bevor. Wa» schließlich den Gewinn oder Verdienst anlange, so hätten die schlechten Zeiten und die übergroße Konkurrenz längst dafür gesorgt, daß der handwerkliche Unternehmer seinen Verdienstantetl nur noch in bescheidenem Maße erhalte. Biele Handwerksmeister ständen sich heute schlechter alS voll beschäftigte Geselle». Uebrig bleibe schließlich nur die Hoffnung auf eine Senkung der VinkausSpreise sür Rohstoffe und Halbfabrikate. Die Führer des Handwerks stimmten dieser Auffassung einmütig zu und erklärten cS im übrigen für selbstverständlich, daß da» Handwerk einer Preissenkung in jeder Weise Vorschub leiste. Wieder Kirchenschandmis in Berlin Schießerei zwischen Kommunisten und Hitlerleute» Berlin. 22. Juli. Im Berliner Vorort Marien, dors kam es heute nacht zu Reibereien zwischen einer kommu» nistsschen „Klcbckolonne" und Nationalsozialisten, die die von den Kommunisten angeklebten Zettel wieder ahriflen. Im Verlauf deS Streites wurden mehrere Schüsse abgegeben. Ein Kommunist erlitt eine Kopfverletzung, die seine Uebersührung in das Krankenhaus notwendig machte. Außerdem wurden zwei Unbeteiligte, die gerade des Weges kamen, leicht verletzt. Da- Ueberfallkommando konnte einige Nationalsozialisten und Kommunisten fcstnehmen. I» der gleichen Nacht wnrden zwei Berliner Kirche«, «nd zwar die Chriftuskirche »ud die Melanchthou» kirchc. beide im Süden Berlins, durch große Aufschriften in weißer Oelsarbc: „Raus aus der Kirche!" beschmnßi Unterzeichnet waren die Worte mit „PFJ." (Proletarische Freidenker-Jugends. Bo« den Tätern fehlt jede Spur. Piraten überfallen einen Dampfer Hongkong, 22. Juli. Der von hier nach Saigon unterwegs befindliche chinesische Dampfer „Helikon" wurde von Seeräubern überfallen, die ihn nach ihrem Schlupfwinkel in der Bias-Bucht brachten, auSplünderten und svdana wieder sreigaben. Personen sind nicht zu Schaben gekommen. Die Befremnvsfeier in Koblenz «sudelnder Empfang »er RrichSvriisidenlrn Koblenz. 22. Juli. Der Rheindampfcr „M a i n z" ist um 11,35 Uhr am Deutschen Eck angekommen. Eine unübersehbare Menge begrüßte mit brausendem Jubel den Reichspräsidenten v. Hindenburg. der von den Spitzen der Behörden emp- sangen wurde. Eine Tochter des Oberbürgermeisters Russell überreichte dem Reichspräsidenten einen Blumenstrauß. Der Oberbürgermeister hielt eine kurze Begrüßungsansprache. Un gezählte Scharen von Kindern entboten Hindenburg einen be sonderen Willkommensgruß. Nachdem ein Schülerchor ein Lied vorgetragen hatte, schritt Hindeirburg die Front der Kinder entlang, aus den Dirigenten deS Schülerchors zu. dem er seinen Dank aussprach. Jungcu «ud Mädchen drängten sich zu ihm. so daß er sich kaum einen Weg durch die Sinder bahnen konnte. Dann bestieg der Reichspräsident das mit Blumen geschmückte Auto, das ihn nach der Stadt brachte. Beim Festakt in der Stadthalle hielt der Oberpräfldent der Rheinprovinz. Dr. H- Fuchs eine Rede, in der er ausführte: Schwerer Druck sei von der Rheinprovinz genommen. Not und Sorgen des Augenblicks hätten den Blick für die heroischen Leistungen unseres Volke» in den letzten 16 Jahren begreiflicherweise getrübt. Seien erst einmal die schlimmsten Folgen des Krieges und des Ver» sailler Diktats behoben, dann werbe hellstrahlend auch daS zur Geltung kommen, was die wehrlose Bevölkerung an Rhein und Ruhr unter der Besatzung erlitten, was sie mit einem starken und geeinten Willen für daS Baterland er» kämpft und erstritten habe. Der Oberpräsident dankte der preußischen Regierung und der Reichsregierung für die Hilfe, die sie währen- der Bcsatzungszeit der Westmark zukommen ließen und entbot dann dem Reichspräsidenten die ehrerbietigsten Grüße der Provinz. Im Anschluß an Oberpräsident Dr. Fuchs sprach Oberbürgermeister Dr. Rüstest. der den Reichspräsidenten als Ehrenbürger der Stadt unter Ueberreichung d«S Ehrenfchildes der Stadt begrüßte und den zur Feier erschienenen österreichischen Gästen, Vertretern auS Tirol, mit Bürgermeister Pembauer, Innsbruck, an der Spitze, einen besonders herzlichen Willkommengruh aussprach. Dr. Ruffel dankte der preußischen Staatsregierung für die Hilfe, die die preußische Regierung in schwerster Zeit der Stadt Koblenz habe zuteil werden lassen. Zur Erinnerung au den Tag der Befreiung habe di« Stadtverordnetenversammlung beschlossen, eine Straße nach dem Reichspräsidenten von Hindenburg, »ad eine andere nach dem verstorbenen Außenminister Dr. Itresemaun zu benenne«. Nach der Rede Ruffells gab der preußische Ministerpräsident Dr. Braun seiner Freude darüber Ausdruck, daß Reichspräsident v. Hin denburg die Mühe dieser Reise ins geräumte preußische Ge biet auf sich genommen habe. Durch seine Teilnahme an der heutigen Kundgebung werde die geschichtliche Räumung der deutschen Westmark vor der ganzen Welt kundgetan. Für die Abwehr aller Anschläge aus die Verbundenheit des Rhein lande» mit dem Deutschen Reich sei die Existenz de» preußischen StaatSverbandes von entscheidender Bedeutung gewesen. Für die Zukunft ergebe sich die Lehre, daß der vreußische StaatSverbaud nicht eher gelockert werden dürfe, bis in eine« einheitlichen Reichsvcrband etwas völlig gleich, wertiges an seine Stell« treten könne. Der Minister gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch die Saarländer bald sich der Rückkehr in ihr Vaterland er freuen möchten. Reichsverkehrsminister o. GuSrard. der den Dank, die Grüße und Wünsche der deutschen Reichs regierung überbrachte, betont«, daß mit der Räumung de» Rheinland«- «in neuer Abschnitt deutschen außen politischen Wirkens beginne. Wenn auch die sichtbare Kontrolle durch fremde Soldaten geschwunden und der demütige Druck der Ordonnanzen von un» genommen sei, so drückten aus dieses Land doch noch lastende Bestimmungen deS Versailler Vertrages. „Ist der Rhein außer Gefahr?" so sagt« der Minister. „Wer kann diese Frage bejahen?" ür da» Reich hat das rheinische Volk gelitten und geduldet, afür darf ich den Dank der Reichsregierung sagen. Einig u sein in dem Willen, zu arbeiten an des Reiches Br est igung nach innen und nach außen, daS sei unser Gelübde au diesem Tage der Freude. Reichspräsident v. Hindenburg erinnerte in seiner Ansprache daran, baß er als ehemaliger Koblenzer Bürger (Hindenburg wohnte al» Generalstabschef des 8. Armeekorps vor dem Kriege ln Koblenzs mit besonder» teilnehmendem Herzen da» schwere Schicksal empfunden habe, das die Nachkriegszeit über diese schöne Stadt am Rhein ge bracht habe. Er gedachte der vielen Opfer der langen LetdenS- zeit. Unvergessen würden jene Wochen und Monate sein, da verräterische Elemente versuchten, rheinisches Gebiet vom Vaterland loSzulösen und sich ln einmütigem, freiem Zu sammenschluß alle Schichten der Bevölkerung zusammen» fanden, um diese» verbrecherischen Anschlag auf deutsche» Land abzuwehren und die Einheit des Reiches zu retten. Der Rhein sei jetzt noch «ehr alS je zum Wahrzeichen der Siuheit unseres Willens zur Selbstbehauptung geworden. Nachdem der Reichspräsident geendet, sang die Versamm lung das Deutschlandlied. Die Feier fand ihren Abschluß mit einem Ehor „Hallelujah" aus „Messias" von Händel. Kein vergleich im Sinti Reich-Thüringen Berlin. 22. Juli. Zu den Pressemeldungen über angeb liche VergleichSvorschlägc in der Frage der Polizei- kostenzuschüffe wird amtlich mitgeteilt, daß von der thüringi schen Staatsregterung irgendwelche Anregungen zu Ver gleich-Verhandlungen weder an den Reichsminister des Innern Dr. Wirth, noch an das RetchSministerium des Innern hcrangekommen sind. Der RcichSmtnister des Innern hat daher bis jetzt keinen Anlaß gehabt, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Die vom Vorsitzenden deS Staats» gerichishofes bei der Leipziger Verhandlung gegebene An regung. für die Dauer des Verfahrens eine provisorische Regelung zu vereinbaren, ist bekanntlich gescheitert. Der Ver» treter des Reichs hatte damals eine solche Regelung als un» möglich bezeichnet, solange die gegenwärtigen politischen Verhältnisse in Thüringen fortbestehen. Dayreuther Toscanini Proben Zum Beginn der Wagner-Festspiele Aus Bayreuth wird uns geschrieben: Toscanini hat sich gegen Ende seiner Erholungszeit, die er an seine große europäische Konzertreise anschloß, alle Tage viele Stunden aus Bayreuth vorbereitet, indem er Wagnersche Musik auswendig am Klavier spielte. Vor seiner ersten Orchesterprobe hielt Siegfried Wagner eine Ansprache, worin er seine Freude darüber ausdrückte, baß der Maestro seinem Wunsche, in Bayreuth zu dirigieren, entsprochen habe. Darauf erhob sich das Orchester zu Ehren Toscaninis von den Plätzen, und dieser, der nur ganz wenig deutsch versteht, ver las ein in deutscher Sprache verfaßtes Konzept, worin er er klärte. daß es ihm größter Wunsch und hohe Ehre sei, an dieser Stelle wirken zu dürfen. Daß dies nicht nur eine Redensart war. ist schon daraus zu ersehen, baß er sich jede Bezahlung, auch die der mit seinem Aufenthalte ver bundenen Kosten, verbeten hat. Aus sein kräftiges Klopfen mit dem Taktstock tritt im Orchester gespannte Stille ein. Allein am Vorspiel zum „Tristan" wird wett über eine Stunde probiert. Die Par titur liegt vor ihm, aber er sicht nur hinein, wenn er den Spielern bei nötig werdenden Wiederholungen die etn- gezeichneten Buchstaben ansagen will. An manchen Stellen nimmt er die einzelnen Jnstrumentengruppen allein vor, for- dert von den Streichern genaueste Beobachtung gleicher Strichart. wobei es auffällt, -atz er trotz seiner starken Kurz sichtigkeit falsche Stricharten auch der entferntest sitzenden Geiger entdeckt, singt die Gesangsmelodie auf deutsch mit, spricht aber sonst nur wenige Worte — hauptsächlich die Zett- maßangabcn und an noch ungeklärten Stellen ein drohende» „Bitte, bitte!" — in deutscher Sprache, lobt mit einem ver bindlichen „dsns, dene!" und tadelt mit einem heftigen „no, no!" — weshalb ihm die Orchestermitglteder den Spitznamen „ToScanono" gegeben haben. Dies soll ich nur ganz leise weitererzählen: ebenso, daß es aus einem merkwürdigen Grunde zwischen dem Maestro und den Spielern einmal zu einer „Meinungsverschiedenheit" gekommen ist. Die Sache verhält sich so: Da das Orchester sich bekanntlich aus Musikern vieler Städte zusammensetzt, siird ihre Instrumente nicht ausS genaueste auseinander abgesttmmt und kommen erst im Lause der ersten Wochen ganz miteinander überein. DaS hat den mit feinstem Gehör begabten Dirigenten in einer der ersten Proben so erregt, daß er den Taktstock htnlegte und sortftürmte, hinaus in der Richtung der nahen Gaststätte Bürgerreuth ES gelang der liebenswürdigen, ausgleichen- den Art Siegfried Wagners bald, die betroffenen Orchester mitglieder mtt dem Hinweise zu besänftigen, baß es manch mal in Mailand bet den Proben zu noch viel heftigeren TemperamentSauSbrüchen des Maestros gekommen sei. Dieser Gtabführer ist eben ein Besessener, dem nur dt« mög- ltchste Vollendung der Wiedergabe Genüge leistet, der des halb auch da» Setzte von seinen Leuten fordert, ihnen gegen- über ein Tyrann werden kann, der damit aber nichts Per sönliches verknüpft, so daß er nach Schluß der Arbeit wieder die Herzlichkeit selbst ist. Ueber seiner intensiven Arbeit — er schlägt da» erste Taktvtertel in der Erregung häufig laut aufs Pult — zerbricht ihm nicht selten der Stock in der Hand, und der große Rhythmiker mit der glänzenden „Prä zisionstechnik" vergißt sich wohl auch etnmal selbst in seiner Mustkbegetsterung und läßt dann die letzte Deutlichkeit ver missen. Daß unter den verschiedenen Jnstrumentengruppen die vier Walbhornisten au» Wien, wie ein dortige» Blatt schrieb, allein ToScantni» volle Zufrtedeichett im ersten „Tristan"» Akte erlangt hätten, ist Wiener Waldhornistenlatetn. Biel Aufsehen erregte aber die gleichfalls au» Wien stammende sensationell« Nachricht, ToScantni habe mtt seinem feinen Gehör noch verschiedene Fehler aus den seit über 20 Jahren in Bayreuth verwendeten Stimmen auSmerzen müssen. Die Sache verhält sich so: Er hat nur dasselbe getan, wa» auch andere Dirigenten in den tatsächlich seit der ersten dortigen „rrtstan"-Aufführung gebrauchten Stimmen »och in den letz- ten Jahren getan haben. Diese» Stimmenmatertal ist ge schrieben, an massiv instrumentierten Stellen sind leicht überhörbare Fehler ln zweiten ober dritten Stimmen stehen- geblieben, und «» ist wohl dt« Frage, ob auch ToScantni den letzten beseitigt habe« werbe. nn. Kunst un- Wissenschaft s* Mstteilnna de» Sentraltheater». Carola Farma setzt ihr Gastspiel in Lehar» „Da» Land de» Lächeln»- allabendlich fort. Die übrige Nesetznna: Kammersänger Mar Retchard, Thar- lotte Schaedrich, Earl Fischer, Adolf Witt. Günther Sanders»«, Käthe Walbau. -s* Qtt» »rler» Dr««« „Marsa", da» vom Staatlichen Schau- sptelhaud zur Uraufführung für dt« kommende Spielzeit angenom men wurde, wird, dank dem besonderen Entgegenkommen de» Generalintendanten Dr. Reucker, am gleichen Abend auch im Deut schen Natlonaltheater in Welmar zur Ausführung kommen. -s* L-utraltheat«r. Der beispiellose Erfolg von Lehar» „Land de» Lächeln»" ist dauerhafter al» die Stimmbänder der Sänger und Sängerinnen. Nachdem Johanna Schubert an 185 Abenden hintereinander die für den aparten Chinesenprinzen schwärmende Wiener Gräfin Lisa stimmprächttg gesungen hat, darf man ihr wahrlich «tu Ausruhen gönnen. Seit Montag hat sie in CarolaFarma eine gastierende Nachfolgerin erhalten, die sie in repräsenta tiver wie in gesanglicher Hinsicht würdig ersetzt. Die Stimme der neuen Sängerin ist ungewöhnlich groß, schön und durch aus kunstgerecht durchgebtldet,- auch die Wärme des Bortrag» fehlt der neuen Lisa nicht, wie sie u. a. mit ihrer Glanz nummer: ,Ach mücht' noch etnmal die Heimat seh'n!" be kundete. Daneben erfüllte Carola Farma auch die schau- spielerischen Anforderungen der Rolle recht gut. Einige wettere Umbesetzungen verdienen noch der Erwähnung. Wie bei der Erstausführung (am 24. Januar d. I.), singt, spielt und tanzt jetzt wiederum zu aller Freude Charl. Schae brich die herzige chinesische Prinzessin Mt, während die Rolle ihre» Partners in Sang und Tanz, des Wiener Grafen v. Pottcn- stein, von Polbt HarlannS auf den jugendlichen Gerd Tel- l e r übergegangen ist, der allerdings die Routine und Schneid seines Vorgängers nicht erreicht. Recht gut neu besetzt sind de» wetteren die Rollen des Fürsten Lichtenfels mtt Carl Fischer (der jetzt auch als Spielleiter in die Bresche für den inzwischen Heimgegangenen Willy Karl eingesprungen ist), des Obereunuchen mtt Günther Sanberson, des chinesischen TrabitionShüterS Fürst Tschang mit Herbett Luderer und der fürstlichen Nichte Lori mit Friede! Witt lg. AlS Prinz Sou-Pong setzt der stimmlich wohl beschlagene Kammersänger Max Retchart, der jetzt auch darstellerisch besser als zu Anfang daS Exotische der Rolle zum Ausdruck bringt, sein Gastspiel weiter fort. DaS ver hältnismäßig gut besuchte Haus ergötzt sich nach wie vor. Wiederholungen über Wiederholungen heischend, an LehärS köstlicher Musik und an deren jetziger Interpretation, die vom Dtrigentenvulte aus von Heinrich Kunz-Kraus« umsichtig und feinfühlig geleitet wird. —ckt. ?* DaS ThomaS-Koschat-Ouartett in der Ausstellung. Dreifacher Widerstand stellt sich den Sängern aus der grüne» Steiermark am Montag entgegen: der schöne Sommerabend, der nur eine kleine Zahl von Zuhörern den Konzertsaal auf suchen ließ, die Militärmusik. daS Glockenspiel un- der Laut- sprecher am Lichtspieltheater, die ln lieblichem Wechsel von draußen heretntünten. und der eigene Unmut über solch« Störungen, der die Sänger anfangs „verstimmte". Daß st« alle diese feindlichen Mächte bald siegreich überwanden und die kleine Hörerschar zu um so herzlicheren BetfallSbezeugun- gen fortrtffen, beweist am besten die künstlerischen Qualitäten
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