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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-12
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188906121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890612
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-12
- Monat1889-06
- Jahr1889
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.06.1889
- Autor
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' Nr. 1S4. - S. Jahrgang. Die a» jedem Wochentag Abend (mit dem Datum der folgenden Tages) zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Sandes-Anzeiger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: i. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler 8 Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei b. Jllnstr. Unterhaltnnsisblatt 6. Sonntagöblatt ?. Lustiges Bilderbuch lostet bei den Ausgabestelle, monatlich 7t> Psg., bei de» Post-A»iialten 7ö Pfg. Sächsische» Mittwochs. JtzUi 188S. «iiiits-KilskiPl. Ul,parteiisch- tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen.^ DIeHaiipIlilättrr des „Sachs.Landes-Anzciaers"erscheine» (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch meiner billigeren Sonder-Au-gabeal»! „Themnitzee General-Anzeiger" für monatlich »iir 50 Pfg. mit Anträgen; außerhalb Chemnitz monatlich 57 Pf. mit Zntragen. (Post-Zeitnngs-PreiSliste: unter Nr 1377.) Der Stichs. LäiideS-Anz üi der PosstZritungS-P FürAbonnentr» erscheintjieinmaltmJ« Somwer-Kisenbahiifahrtilallbestfür Sasi ^ Winter-Nsenbahllfahrplanheft für Sachse». Zllustr. Kalender de- Sächsische» Sandbote». JllustrirtesJahrerbllch des LandeS-Anjeigerü.^ Verlags-Anstalt r Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 186. Telegr.-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. AiizcigcnprriS: Nanm einer schmal.-» Corvnszeile 15 Pfg. — Bevoruigts Stelle (lspaltige Pctitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von AnSwärtS wolle »UM den Eimnrlnngkbciiag (in Briefmarken) beifügen «je 8 Silbe» Cerpusschrift bilde» ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeige» ffudcu ohne Prcisanfschlag gleichzeitig Verdrehung durch den „Chemnitzer General.Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauptblätter des „Sächsischen Lander-Anzeigers* ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. des Amtliche Anzeigen. Für die am,16. dieses Monats in Chemnitz stattfindende Feier Wettiner Jubiläums ist die nachstehende Festordmmg ansgcstcllt worden: 1. Vormittags V?9 Uhr Fcstgottesdienst !» der Jacobikirche unter Be »Heiligung der städtischen Ccllcgie». 2. Mittags 12—1 Uhr Posanncnblasen vom Stadtthnrnie. 3. Nachmittags 3—1 Uhr Concert in de» Anlagen am Schloßtciche. 4. NachnciltagS IVe llhr Beginn des Volksfestes ans dem Festplatze am Kückwalde. Musik, Gesang und Turnen in mehrfachem Wechsel. Die c G-sa»gSa»sführ»»gc» werden ansgeführt vom Chemnitzer Sängerbund, Las Turnen von den Turnvereine» zu Chemnitz und Schloßchcmuitz. 5. Abends 9'/- Uhr Feuerwerk am Festplatze. Wir bringen dies hierdurch zur öffentliche» Kemitniß mit dem Bemerken daß Herr Branddirector Weigand mit Anfrechterhaltung der Fostordnung auf dem Festplatzc—abgesehen von dem Sicherhcitspolizeidicnste — beauftragt ist. Chemnitz, am 7. Juni 1389. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrü, vr., Oberbürgermeister. O. Drahtnachrichten unseres Anzeigers. Vom 11. Juni. Rom. I» der von den Dcpntirtcn fortgesetzten Berathung des Zwischenfalls Dnrando vcrtheidigte Crispi Dnrando und erklärte: alle Versuche, die Tripelallianz zu zerreißen, seien nutzlos. Hierauf wnrde eine der Negierung unbedingtes Vertrauen nussprcchcnde Tagesordnung angenommen. Paris. Dcronlcde, Laisant und Laguerre sind noch verhaftet und haben sich heute vor dem Zuchtpolizeigericht zuAngvnlem wegen Rebellion und Bedrohung von Beamten zu verantworten. Belgrad. (PrivatNachricht.) König Milan hat, indignirt durch die letzten Ereignisse in Serbien» die Absicht, nach Belgrad zu reise», aufgegebcn. Er begiebt sich direct auf dem Seewege von Konstautinopct nach Paris. — Es geht das Gerücht, Königin Natalie werde nach Serbien zurückkehren und dann werde durch den Metro politen Michael die Nichtigkeitserklärung der Ehescheidung erfolge». Petersburg. (Privatnachricht.) KricgsministerWannowsky ist auf zwei Monate beurlaubt. Man behauptet in diplomatischen Kreisen, der Zar wolle dadurch dem Ausland einen neuen Beweis seiner Friedensliebe geben. Rom. (Privatnachricht.) Die Giordano Bruno-Feier ist auf das Großartigste verlaufen, die Vorsichtsmaßregeln haben sich als vollständig unnöthig erwiesen. Der Republikaner Mostardi brachte bei einem Festbankett sogar einen Trinkspruch auf den König aus. Politische Rundschau. Chemnitz, 11. Juni. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist am Morgen des ersten Pfingstfeicrtages von seinem Jagdansflug nach Ostpreußen, der ihm vorzüglich bekommen ist, nach Potsdam zurückgckchrt. Am Nach mittage fuhr der Kaiser, zur Begrüßung des Schah Nasrcddin von Persien, »ach Berlin. Der Extrazug, welche den asiatischen Gast und sein Gefolge, sehr zahlreiche Personen, brachte, lief um 0 Uhr von Frankfurt a. d. Oder, wo ebenfalls ein feierlicher Empfang stattge funden hatte, auf Bahnhof Friedrichstraße ein. Der Kaiser, der von der gesammten Generalität, den in Berlin und Potsdam anwesenden Fürstlichkeiten, den Spitzen der Reichs- und Staatsbehörden umgeben war, begrüßte den mit glänzendem Ordensschmuck bedeckten Schah durch wiederholten Händedruck. Der Schah und sein ganzes Gefolge trugen die persische spitze Lammfcllmütze. Der Schah sieht im Ganzen nicht sehr verändert, nur etwas älter aus, er bewegt sich würdevoll und ziemlich sicher. Auch das Gefolge machte einen nicht unbe friedigenden Eindruck. Nach der Abschreckung der von den Garde- füsiliren gestellten Ehreiikompagnie, während welcher die Negimentsmusik die persische Nationalhymne spielte, begaben sich die beiden Herrscher Das Phantom. Criminal-Novelle von Gustav Höcker. Fortsetzung. V. Nachdruck verboten. Die Zeitungen der Residenz trugen den ausführlichen Bericht von der schrecklichen Mvrdthat in alle Welt hinaus, bald auch er schien er in auswärtigen Journalen, die man nur als Seltenheit in der Stadt antraf, wie ein rückstrahlender Reflex. — Acht Tage lang konnte man kein Lokalblatt zur Hand nehmen, ohne darin den Namen Moorländer oder Schrillmeck zu begegne», über welche man fortwährend noch Einzelheiten nachzutragen hatte. Eine noch viel grausamere Mvrdthat, die man aus England meldete, drängle zuerst das Ereigniß in den Hintergrund. Dann machte de: inzwischen hcrangebrochcne Spätherbst von sich reden, der in tollem Ucbermnthe alle Naturerscheinungen citirtc, die nur irgend im Bereich seiner Macht lagen. Ein Spätherbst war es, der sich mit seinem Sturm und Nebel, Reif und Schneegestöber nicht be gnügte, — er sandte vernichtenden Hagclschlag herab, ja, er streckte sogar seine Hand nach Douncr und Blitz aus. — Die Zeitungen berichteten von gestrandeten Schiffen, — von arg heinigesuchten Städten, wo der Hagel kein Fenster verschont hatte, — von cin- gcäschertcn Ortschaften, wo — bösartiger, als in der Glnth des Sommers — der Blitz gezündet hatte. Dazu wüthenden Thphus und andere Epidemien, welche diese giftgcschwängcrte Jahreszeit hervorgerufcn hatte, m» überall Unsicherheit und Schrecken zu ver breite». — In der Residenz wurde der Schrillweck-Moorländer'schc Raub mord kaum noch erwähnt, und selbst der kleine Farbenreibcr, der i» seiner Stammkneipe eine Zeit lang der Mittelpunkt des Interesses gewesen und nicht müde geworden war, die Geschichte immer wieder von Neuem zu erzählen, fand längst kein williges Ohr mehr. — So war denn die Mvrdthat so ziemlich in Vergessenheit gerathe». Nur in Peterscn waren die Acten noch nicht geschlossen. In Ihm arbeiteten Combinationen, welche die Logik der Vorgefundenen Thatsachcn allmählig »ntcrminirtcn, — wenn sic auch dem starren Gesetz gegenüber machtlos blieben, so lange sie eben nur Cvnjecturen waren. Einem Manne von der scharfen Beobachtungsgabe Petersen's mußte» die allzu häufig wiederholten spöttischen Anspielungen des zu dem vierspännigen Wage», der von einer Schwadron Ulanen cskortirt wurde. In einer größeren Zahl von zweispännigen Wagen folgten die Herren der Begleitung der beiden Fürsten. Das Wetter war schön, und unter den Linden begrüßte ein zahlreiches Publikum den Kaiser und seinen Gast, die zum Brandenburger Thor hinaus und imtcr dem Donner von 72 Kanouenschüssen »ach Schloß Bellevue fuhren. Auf dem Dache des Schlosses wehte die persische Reichsstandarte mit dem Drache». Nach der Besichtigung einer im Schloßhofe ausgestellten zweiten Ehreiikompagnie wurden die beiden Fürsten von den obersten Hofstaaten begrüßt und durch die Reihen der Schloßgarde nacy dem Enipfangssaale geführt, wo die Vorstellung der Umgebung staltfand. Später stattete der Schah dem Kaiser im Schlosse und den in Berlin anwesenden Prinzen und Prinzessinnen Besuche ab Am Morgen des zweiten Feiertages begab sich der Schah mit seinem Gefolge bei herrlichem Wetter nach Potsdam, wo das alljährlich am zweiten Pfingstfciertage stattfindende sogenannte Schrippensest für das Lehr-Jnfanterie-Bataillon in Gegenwart der gesammten fürstliche» Herrschaften stattfand. Das Fest wnrde eröffnet durch einen Feld gottesdienst unter freiem Himmel, welchem die Parade des Bataillons vor dem Kaiser und dem Schah folgte. Den Schluß bildete die Speisung des ganzen Bataillons; der Kaiser durchschritt mit seinem Gast die langen Tafeln, auf welchen bei jedem einzelnen Couvert die Schrippe lag, das Backwerk, welchem die militärische Feier ihren populären Namen verdankt. Nach einem Besuch des Grabes Kaiser Friedrichs und einer Umfahrt durch Potsdam fuhr die kaiserliche Familie Nachmittags, nachdem im Schlosse ein Frühstück eingenommen ivar, auf der Habel und Spree mit dein Dampfer „Alexandra" nach Charlottcnburg. Auch während dieser Fahrt wurden den fürstlichen Herrschaften lebhafte Ovationen dargebracht. Im Bellevue nahm der Schah das Diner ein. Abend sollte die Galavorstellung im Opern hause besucht wurden. Heute Dienstag findet bei Tegel eine militä rische Ucbung statt, am Abend ist Galatafel im Schlosse. — lieber die Rciscpläne des Kaisers vernimmt die „Post" in Bestätigung früherer Mittheilungen, daß derselbe in der zweite» Hälfte dieses Monats die deutschen Höfe Dresden und Stuttgart und andere besuchen wird, und daß darüber der Monat zu Ende gehen dürfte. Im Juli erfolgt dann die Reise nach England, zu Anfang August wird dem Besuche des Kaisers Franz Joseph in Berlin ent gegen gesehen. Möglicherweise dehnt sich, wenn der österreichische Herrscher den größeren militärischen Hebungen beiwohnt, dieser Besuch etwas länger aus, als ursprünglich geplant war. — Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht eine Zuschrift, in welcher über di: westfälischen Bergarbeiter ziemlich scharf geurtheilt wird. Es wird da wörtlich gesagt: „Nach der Art und Weise, wie sich die Sache entwickelt hat, zweifelt Niemand mehr daran, daß die Bewegung nicht eine Lohnfrage und nicht das Bestreben war, eine bestehende mißliche Lage zu verbessern, vielmehr von Außen hineingetragcn ist." Jetzt, wo der Streik glücklich zu Ende gebracht ist, haben solche Bemerkungen gar keinen Zweck. Sie tragen nur dazu bei, erneute Erbitterung unter den Bergleuten zu schaffen, die Niemandem wüuschenswerth sein kann. Friede ernährt, Unfriede verzehrt, das ist eine alte Geschichte. — Der von den Berlinern Maurern mit großer Zähigkeit bisher durchgcführte Ausstand hat schwerwiegende Wirkungen. Das Steingeschäft ruht fast ganz. Die Steinplätze sind voll, aber abge fahren wird nur sehr wenig. Die Steinschiffer haben nichts zu thnn und die Frachtsätze sinken. Auch die Ziegeleien beginnen ihren Betrieb cüizuschränkcn, da sie nicht mehr Platz für das fertige Material haben. Auf die sämmtlichen bei Bauten beschäftigten Handarbeiter übt der Streik bereits seinen lähmenden Einfluß; viele Maler, Tischler, Schlosser, Glaser und Bauarbeitsleute feiern. — Der deutsche Rcichsverein in Zürich, dem eine sehr große Zahl von Reichsdeutschen angehört, hat eine Erklärung an die Commerzienyrths auf jene EisenthürZ auffallend erscheinen. Dazu ent standen in Petersen allerlei, Vermuthungen darüber, daß Moorländer in einem Hause Hvchfelder's und gerade in diesem sein Atelier aufge schlagen hatte. Jene verborgene Thür war ganz vorzüglich geeignet, um heimliche Besucher, die den Bewohnern beider Straßen als Harm lose Passanten des Durchgangs erschienen, unbeachtet hereinschlüpfen zu lassen. Eine prächtige Gelegenheit für galante Rendezvous, — ein herrlich abgelegener Winket für einen geheimen Epikuräerbund, wie er zwischen dem Cvmmerzicnrathe und dem Maler wahrscheinlich bestanden hatte, — eine vortrefflich geeignete Lokalität auch für die Kunst des letzteren selbst, um schönen lebenden Modellen nngeuirten Zutritt zu bieten! Die Erinnerung an jenes fast Peinliche Tisch gespräch zwischen Hochselder und seiner Gemahlin kam dem Kommissar zur Hülse. Wohl mochten sich auch in der Cviuinerzieuräthin Bc denken gegen die Unverfänglichkeit dieses Ateliers geregt haben, weil sie die Besuche ihres Gatten dort so gewissenhaft zählte. Aus welchem Grunde endlich hatte der Cvmnierziciirath seinen Freund Moorländer so eifrig vertheidigt und die so wenig vorgeschrittene „Ermordung Kotzebue's" in die auffallende Lücke seiner künstlerischen Thätigkeit geschoben? War es etwa jene bildliche Darstellung der Orgie Colom- bines und ihrer heitern Genossen gewesen, welche die Zeit des Malers so in Anspruch genommen hatte? Fast blieb kein Zweifel! — Dann hatte auch sie ihren Weg durch die Thür des Durchgangs genommen, — dann wußte Niemand besser als der Commerzienrath, ans wessen Händen Moorländer jene verhäiignißvollcn 3000 Mark empfing, denn sie waren n,'streitig der Lohn für das Gemälde, dessen Anblick de» Kommissar im tiefsten Herzen erschüttert hatte! — — Immer neue Glieder fügten sich dieser Gedanleulctte an; aus dem Maleratelier war das verführerische Bild eines Weibes hervor- gegangcu, von dem sich der darüber wohnende, leidenschaflich liebende Mann schmählich enttäuscht und verlassen sah. Wer kann cs sagen, ob wirklich drückende Armulh ihre Hand nach dein Gclde des Malers ansstreckte! Petersen kannte die Sprache jener glühenden Augen, die damals im Waggon auch auf ihm mit eifersüchtigem Mißtrauen ge ruht halten; er kannte den mißgünsligen Egoismus, der im Gedränge des Bahnhofs die schöne Reisegefährtin seine» Blicken entzog. Wer kau» cs sagen, ob nicht wilde Leidenschaft den Dolch nach dem Herzen des Malers gezückt hatte und ob dem brütende» Kommissar hier nicht geheime Fäden in die Hand gegeben waren, die jenen Graveur wenigstens vor dem Namen „Raubmörder" schützen konntcn. Dann freilich sah sich Petersen die Aufgabe gestellt, jenes süße gcheiiiuiiß- „Nordd. Allg. Ztg." gerichtet, in welcher gesagt wird, daß die gegen M die schweizer Behörden erhobenen Verdächtigungen unbegründet find. Das Organ de- Reichskanzlers bemerkt dazu: „Der deutsche Rcichs verein, der unseres Wissen »och nie gegen die in seiner nächste» Nähe stattfindende Massenproduktion einer Kaiser und Reich un- ? flächig beschimpfenden Litteratur protestirt hat, erhebt sich zum Richter '-1 deutscher Zeitungen in einem Augenblick, wo die deutsche Negierung ^ mit der Eidgenossenschaft in einer ernsten Auseinandersetzung begriffen ist. Der Züricher Verein hätte besser die Entwickelung der That» sachen abgewartet, er segelt aber im Fahrwasser Aller, die seit 30 Jahren die höhere Einsicht des Reichskanzlers bekämpfe». Diese wird sich aber auch, so Gott will, in diesem Falle bewähren trotz des Eifers, mit welchem Parteigeist und Unkenntnis sich bemühen, das Recht zu verdunkeln." — Hauptmann Wißmann hat in Afrika einen neuen Sieg er rungen. Mit Hilfe der Schiffsgeschütze hat der Neichscommiffar die Orte Saadani und Uwindy genommen und verbrannt. Bei Saadanl stieß die deutsche Truppe zuerst auf ernsteren Widerstand» die Ein geborene» flohen aber bald. Ans deutscher Seite ist der Verlust: ein Man» todt, ein Officier, ein Unterofficier und 6 Schwarze leicht, Unterofficier Wille und ein Zulu schwer verwundet. Die Araber haben 50—60 Mann verloren. Folgen dürfte nunmehr die Besetzung von Pangani, dessen Bewohner sich freiwillig unterwerfen wollen. Oesterreich-Ungarn. Der Bergarbeiterstreik im böhmische»-Ä Bezirk Cladno ist definitiv zu Ende und kein Wiederertvachen zu be- fürchten. — Die ungarische Regierung wird eine sensationelle Reform ' im Eisenbahnbilletweseu einführen. Künftig sollen einfache Kilo- metermarken ausgegeben werde» und die Billets nach bestimmten Stationen fortfalle». Man kauft sich also einfach für so und soviel Kilometer Marken und reist wohin man Lust hat. Schweiz. Die Bundesversammlung in Bern soll noch in dieser Session die Einführung des kleinkalibrigcn Repetirgewehres in der Schweizer Armee beschließe». — Ihre Theilnahme an der inter nationalen Conferenz über Arbeiterschutz in Bern haben amtlich zu- gcsagt: Niederlande, Belgien, Oesterreich-Ungarn, Frankreich, Luxem burg, Italien, Portugal und Großbritannien. Eine Antwort steht noch aus von: Deutschland, Spanien, Rußland, Schweden, Norwegen» Dänemark. — In Luzern wird der internationale Antisclavereicongreß vom 4.-8. August tagen. Italien. Am Pfingstsonntag hat in Rom die feierliche Ent hüllung des Denkmals des 1600 dort verbrannten Dominikaner- Mönches und Philosophen Giordano Bruno auf der Executionsstätle stattgefunden. Trotz der Erbitterung, mit welcher die päpstliche^Partei gegen diese Demonstration auftrat, ist die Festlichkeit doch im Wesent lichen ruhig verlaufen. Zahllose Fremde waren in der festlich ge schmückten Stadl eingetroffen, darunter Deputationen ans fast aller Herren Ländern. Der Festzng war »/« deutsche Meile laug, an 50 Musikkapellen spielte» in demselben. Unter den Klängen der Gari baldi-Hymne fiel die Denkinalshülle, und nach sehr enthusiastisch auf- genommenen Reden wurde das Standbild der Stadt übergeben. Am Abend fand ein großes Bankett und Illumination der Stadt statt An dieses Fest knüpft sich das Gerücht, der Papst betrachte die Feier als eine ihm persönlich zugefügte Beschimpfung und wolle Rom ver lasse». So ernst ist diese Meldung wohl kaum zu nehmen. — In der Deputirteukaiiiiucr erklärte die Regierung, daß die Besetzung von Keren in Abessinien noch keine weiteren Truppensendungen nöthig machen werde. — In Mailand streiken an 3000 Bauinwollspinner. Da Ruhestörungen befürchtet werden, hält die Negierung Truppen bereit. — Das Appellativnsgericht in Rom bestätigte die Vernrtheilung des radikalen Abg. Costa zu 3 Jahren Gcfängniß wegen Theilnahme an irredentistischen Ausschreitungen. Frankreich. Die Untersuchung gegen Boulauger nimmt eine volle Weib als einen wesentlichen Faktor zu den Vorgängen dieses Hauses heraiizuzichcii, den dunklen Schleier von ihr herabznrcißen, — vielleicht Schuld und Schande anfzudecken! Bebte er vor dieser Ausgabe zurück oder mißtraute er seinen Combinationen, daß er so lange zögerte, Hand an's Werk z» legen? Es bedurfte erst einer Mahnung, einer nachdrücklich.-» Vergegen wärtigung des ganzen Jammers, unter dem ein armes Herz erliegen wollte, ehe Petersen sich zu thatkräftigem Handeln aufraffte. Diese» Anstoß gab ein Brief des Barons von Düren. Er befand sich seit vierzehn Tagen bereits wieder auf seinen Güter», wohin ihm auch Petersen's Schreiben, das ihn in Nom nicht mehr angetroffen Halle, von Stadt zu Stadt »achgcschickt worden war. Der Fall, dem der Kommissar in zarter Rücksicht hatte Vorbeugen wollen, war infolge dieser Verspätung leider schon cingctrcten: die ungeschminkte Darstellung öffentlicher Blätter war der "»glücklichen Tochter Schrillwcck's der erste Verkünder jener Vorgänge geworden, die sic so nahe angingcn. Der Schlag traf sie zu hart. Der lieb reiche Zuspruch des Barons und seiner Familie blieb ohne Wirkung. In der Zerrissenheit ihres Herzens, angewiderl von der Welt, suchte sie nur noch in entsagender Zurückgezogenheit ihre Zuflucht, und wünschte Diakonissin zu werden. Die Baronin konntc nichts An deres ihn», als diesem Verlangen Vorschub zu leiste», indem sie sich bei der ihr befreundeten Oberin des Diaconissenhanscs für das hart» geprüfte Mädchen verwendete. Seit acht Tagen bereits befand sich Magdalene in der Di'acvnisseuaustalt der Residenz. — — Das lvar der luigcfähre Inhalt des Briefes. Der Baron hatte cs für über flüssig befunden, auf Petersen's Heirathsantrag nur mit einer Silbe zurückzukommc», so fest schien er überzeugt zu sein, daß Petersen's Werbung an der Resignation der angehenden Diaconissin scheitern werde. Obwohl jener ernste Schritt Petersen's Gedanke» während der langen Zwischenzeit nur wenig beschäftigt hatte, so empfand er doch über die erfahrene Abweisung jetzt eine geheime Bitterkeit. Er sah über eine zarte Episode seines Lebens einen unglücklichen Aus gang verhängt. Von Allem, was in de» letztverflvssene» Monaten seinem Herzen näher getreten war und zarte Regungen erweckt hatte, — was blieb endlich zurück? Ein Glück lvar ihm verloren, »ach dem er zu spät seine Hand ausgestreckt hatte, bethört und verstrickt durch eine Unwürdige, die jetzt zum peinlichen Gegenstand seiner Ver folgung werden sollte. Nach beide» Seite» hin verknüpfte» ihn nur noch die Beziehungen seiner traurigen Amtspflicht. Und diese getreu zu erfüllen, beschloß er mit zerrissenem Herzen.
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