Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188906208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890620
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-20
- Monat1889-06
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- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.06.1889
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Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Ber» ' mgende unparteiische Zeitung her Lande»«Anzeiger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllustr. Unterhaltungsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei de» Post-Anstalten 7S Pfg. «Lchsischev Mrs-Allschtt. Unparteiisch« tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Die Hauptblätter des „Sächs. LandeS-Anzeig-rS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sondcr-AllSgabe alS: „Chemnitzer General-Anzeiger" für monatlich nur SO Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz monatlich 57 Pf. mit Zutragcn. (Post-Zeitungs-PreiSliste: unter Nr-1277.) Donnerstag, Sü. L- Der Sächs. LandeS-An ' in der Post-ZeiluiigS-' FürAbonnentenerscheintjeeiumalimAlldrr eommer-Eiseubahnfal>yilai«-tft für Sachse», Winter-EisenbahnfahrMaheft für Sachie». Jllustr. Kalender des Sächsischen Landbote». JliustrirtesJahrcsbuch de- Laades-Snzeißer^ Verlags-Anstaltr Alexander Wied« Ehemnitz, Theaterstraß« Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. Telegr.-Adr.: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Amtliche Anzeigen. 18. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten Chemnitz, de» 20. Juni 1889 AbcudS 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilmigen. 2. Berichte des Aiiiaw.ausschusses über: a. die Nathsbcschlüsse, die Regulirung der Hartmann- ,md Leipzigerstraße betrcssend; l>. den Aalhsbeschluß, den Verkauf einer Bau stelle an der Promenadenstraße betreffend: o. den Rathsbeschluß, den Verkauf vom öffentliche» Stadtraum au der östlichen Seite des Neumarktes betreffend: <l. den NathSbeschluß, das Abkomme» mit den« Königlichen Militärfiscus wegen Ucbernahme der Schleiche in der Feldsiraße betreffend. 3. Berichte des Verfassuugsausschusses über: ». die Nathsvorlage, einige Zusätze znr Straßen- polizeiordmuig betreffend: d. die Rathsvorlage, den Zusatzvertrag zum Ver trage vom 19. April 1887 mit dem Königlichen Staatsfiscns betreffend; o. den Rathsbeschlich, die Bewilligung der erforderlichen Mittel für Zwecke des 2. technischen Fenerwehitagcs betreffend; ck. den Rathsbeschluß, die Ber willigung einer jährlichen Beihülfe a» den Verein zur Fürsorge für Straf entlassene betreffend. Der Stadtverordneten-Vorsteher. Justizratl, vr. Enzman n. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 496 verlautbart, daß dem Kaufmann Herrn Max Conrad Döring für die Firma Cdnard Gnauck in Chemnitz Prokura erlheilt worden ist. Chemnitz, um 17. Juni 1889. Königliches Amtsgericht, Abth. «. Nvhr. Tr Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 844 verlautbart, daß Herr Gottfried Max Fromm hold und Herr Alexander Frommhold in Chemnitz die Firma I. G. Frommhold daselbst von dem bisherigen Inhaber zur Fortführung über nommen haben, sowie, daß die Herrn Gottfried Max Frommhold er lheilt gewesene Prokura erloschen ist. Chemnitz, am 17. Juni 1889. Königliches Amtsgericht, Ahth. «. Rohr. Tr. Wittgensdorf. Ans Anlaß der im Monat Juni vorzunchmenden Revision der Land tagswahlliste wird auf das jedem Betheiligte» znstchcnde Recht der Einsicht nähme von letzterer und auf die Nolhwendigkeit, etwaige Einspüche gegen den Inhalt rechtzeitig anzubringc», hiermit ausmcrksam gemacht- Wittgensdorf, den 18. Juni 1889. Der Gemeindevorstand. Heinsius- Wittgensdorf. Die diesjährige Kirschennutzung in der hiesigen Gemeinde soll nächsten Montag, als de» 24. dieses Monats, Abends zwischen 7 und 8 Uhr in der Restauration des Herrn Franz Wcndekamm hier an den Meistbietende» vcr geben werden. Wittgensdorf, den 18. Juni 1889. Der Gemeindevorstand» Heinsius. Politische Rundschau. Chemnitz, 19. Juni. Deutsches Reich. In der letzten Reichstagssession ist bekannt lich der Nachtragsetat nicht erledigt worden» durch welchen die Ver waltung des Schutzgebietes der Neu-Guinea-Cvmpagnie auf das Reich übergeht. Die Reichsverwaltuug wird jetzt schvn in Kraft treten, weil die Neu - Guinea - Compagnie für alle Kosten haftet, und im Herbst wird dann vom Reichstage die nachträgliche verfassungsmäßige 'Genehmigung Rachgesucht werden. — In den vfficiellen Beziehungen zwischen dem deutschen Reiche und Rußland ist trotz der sensationellen Nachrichten in der Vorwoche keine Aenderung eingctreten. In den bereits getroffenen Abmachungen über den Gegenbesuch des Zaren hat kein Wechsel stattgefunden und man hat sich damit einverstanden erklärt, daß nach dein.Wunsche des Zaren die Begegnung der beiden Monarchen nicht in Berlin, sondern in Kiel oder einem anderen deutschen Hafen stattfindct. Zar Alexander Das Phantom. Criminal-Novelle von Gustav Höcker. Fortsetzung. Nachdruck Vorbote». Petersen's Anspielung, daß zwischen Moorländer und Made moiselle Duval denn doch gewisse Beziehungen bestanden haben könnten, Welche Beide Ursache gehabt, sich zu verbergen und hinter künstlichen Haß zu verstecken, wurde vom Cvmmcrzicnrathe mit Hol,»gelachter ausgenommen. Es mochte seine Eitelkeit nicht wenig kränken, wie der Commissar, der doch selbst Gelegenheit gehabt hatte, sich von der leidenschaftlichen Neigung der Französin zu dem Commerzicnrathe zu überzeugen, die heimliche Begünstigung eines Nebenbuhlers für denkbar halten konnte. Als nun auch die Cvmmerzienräthin, welche mit weiblichem Scharssinne errieth, was ihren Gemahl so empfindlich gemacht hatte, der Vermuthung deS Commissars beitrat, brach Hochfelder in Hellen Zorn aus, der sich aber nur aus die „Herren von der Polizei" wälzte, die das Gras wachsen hören wollten, überall geheime Verschwörungen und Hinterthürcn witterten und sich nur lächerlich machten. Das hinderte indessen den Commissar nicht, im Zimmer der Gouvernante eine Haussuchung vorzunehmen. TaS Resultat derselben schien ganz bedeutungslos ausfallcn zu wollen. Pelersen fand nur unverdächtige Sachen: Kleider, Bücher, Wäsche, Bänder- und Flittcrkram. Petcrsen hatte sich von seiner Nachsuchnng nicht viel versprochen. Dennoch sollte er, ziemlich zu Ende mit seiner Nachsuchnng, noch eine» wichtigen Fund thun. In einem Koffer lag, ganz zu unterst und offenbar hastig hineingezwängt, ein Bild. Es war die Photo graphie der Blondine, ganz so, wie Pelersen sie an jener Straßenecke gesehen halte, — auch die Firma des nämlichen Photographen war an den Rand gedruckt. Mit diesem Bilde verfügte sich Pelersen zum Photographen selbst, welcher einem solchen Beweisstück gegenüber seine frühere Behauptung, die Photographie vernichtet zu haben, nicht mehr aufrecht erhallen konnte, und überdies für gut erachtete, bei der Wichtigkeit der Sache die schlichte Wahrheit zu sagen. Er hatte sich damals nicht sofort entschließen können, dem Com missar die Photographie käuflich zu überlassen, weil diese die Zierde seines Schaukastens bildete, und ihn deshalb vorläufig auf Nachmittag wiedcrbestellt. Bald »ach Petersen's Entfernung war Moorländer gekommen und hatte einen noch höheren Preis dafür geboten. Weniger des materiellen VortheilS wegen, sondern weil ihm der Mqler befreundet war und schon mehrere Male interessante Phvto- hat keine Vorliebe für große Städte. Die Ursache davon sind wohl die traurigen Erfahrungen, die er in Petersburg hat machen müssen. Da mit dem Besuch in Deutschland auch die Reise nach Kopenhagen verbunden werden soll, ist die Begrüßung an einem deutschen Küsten- platze auch am bequemsten für den russischen Selbstherrscher. — Die Vorstellungen von Deutschland und Rußland in Bern über die Handhabung der Schweizer Fremdcupolizei haben, wie schon erwähnt, den Erfolg gehabt, daß eine Aenderung der bisherigen Bestimmungen von der Eidgenossenschaft zngestanden ist. Die Leitung der Fremdenpolizei geht von den cantonalen Behörden aus eine Centralstelle in Bern über. Ob damit der ganze Streit abgeschlossen ist, ist bisher nicht sestgestellt, doch ist es nicht unmöglich; jedenfalls hat die Angelegenheit zweifellos viel von ihrer Schärfe verloren, was sich auch daraus ergiebt, daß der Slaatssecretär des deutschen Aus wärtigen Amtes, Graf Bismarck, seinen Urlaub angetreten hat. Das einmüthige Eintreten der in der Schweiz lebenden zahlreichen Reichs deutschen für die Schweiz soll doch einen erheblichen Eindruck in Berlin gemacht haben. — Aus dem westfälischen Kohlenrevier schreibt man der „Köln. Ztg.": Mit nicht geringer Spannung sieht man in den betheiligten Kreisen dem Ergebniß der Erhebungen entgegen, welche über den Ausstand der Bergwcrksarbeiter angeordnct sind. Man nimmt an, daß auf Grund der erwarteten Berichte weitere Maßregeln angeordnet werden möchte», zu denen natürlich eine Verstaatlichung des Kohlen bergbaues nicht gehört. Man glaubt, die Angelegenheit werde in der nächsten Session des preußischen Landtags zur eingehenden Er örterung gelangen und würden dann auch Vorschläge von der Regierung gemacht werden, wie der Wiederholung einer Kvhlenmisere am besten vorzubeugen sei. — Aus Westfalen theilen dortige Blätter mit, daß noch ver schiedene beim Streik bctheiligt gewesene Bergleute ihre Entlassung von den Zechenverwaltungen ohne besonderen Grund erhalten haben. — Die Berliner Zimmerleute haben am Dienstag die Aufhebung des Generalstreiks beschlossen. Die Arbeit soll überall da wieder aus genommen werden, wo die Forderungen der Gesellen bewilligt werden. Die Maurer haben die Fortsetzung des Generalstreiks proklamirt, doch arbeiten schon wieder über 2000 Gesellen. — Aus Ostafrika heißt es weiter, Hauptmann Wißmann wolle in einigen Tagen Pangani angreifen, da die Kapitulationsverhand- lungen sich zerschlagen haben. Renter's Bureau meldet, drei der Wiß- mann'schen Dampfer seien verschwunden, wahrscheinlich untergegangen. Unsere Kriegsschiffe suchen nach den Fahrzeugen. Eine deutsche Be stätigung dieser Nachricht liegt bisher nicht vor. Italien. Bei der Weiterberathung des Kriegsbudgets in der Deputirtenkammcr hat das Ministerium wieder ein Vertrauensvotum erhalte». Gegenüber der Tagesordnung des Abg. Baccariuj, welche den Credit für Afrika auf 8 Millionen reduciren und weitere Besitz ergreifungen von der Ermächtigung d ^Parlaments abhängig machen will, vertheidigte der Ministerpräsident Crispi das Vorgehen der Regierung in Afrika mit entschiedenen Worten. Bei der Abstimmung wurde, nachdem Crispi die Bericanensfrags gestellt, der Antrag Baccarini verworfen und ein volles Vertrauensvotum für die Re gierung angenommen. Frankreich. Die Vermehrung der britischen Flotte liegt den Franzosen im Magen, eine Verstärkung ihrer Kriegsmarine wird ffrvhl nicht wehr lange auf sich warten lassen. Bei der Berathung des Marinebudgels förderte der Admiral Dampierre eine Erneuerung der Flotte, da viele Schiffe zu alt seien. Er sagte, Frankreich müsse sich den zweiten Rang unter den Seemächten wahren und eine ebenso starke Flotte haben, wie die vereinigten Flotten Deutschlands und Italiens. — Der Pariser Gemeindcrath hat einen Antrag ange graphien von ihm gekauft hatte, gab der Photograph Moorländer's Drängen »ach. Dazu erschien ihm der Zweck, dem das Bild in den Händen des Malers dienen konnte, klarer und harmloser, als die Absicht des Ober-Polizeicommissars. Ein fernerer Punkt, der ihn bestimmte, das Bild wegzugebcn, war das Aufsehen, welches dasselbe, nachdem es innerhalb so kurzer Frist bereits zwei Personen in sein Atelier gelockt hatte, in höherem Grade zu erregen versprach, als dem Photographen lieb sein konnte, da er den Abzug in der Thal ohne Wissen und Willen der fremden Dame angefertigt hatte. Um ganz unbehelligt zu bleiben, wies er später den Commissar unter dein Vorwände ab, das Bild vernichtet zu haben. Pelersen vergegenwärtigte sich klar das neugewonnene Resultat, welches außer Zweifel stellte, daß mit dem photographischen Bildniß der Blondine ein doppelter Mißbrauch getrieben worden war. Ohne Erlaubniß des Originals war die Photographie der Oeffentlichkeit prcisgegeben worden, um sodann von Moorländer, der mit Pelersen gleichzeitig vor dem Anslagekasten stand, als ei» trefflicher Fund erworben und als Modell zu der Hauptfigur eines Gemäldes benutzt zu werden. Aber noch war damit der Verdacht der Mordthat von dem Graveur Schrillweck nicht abgewälzt. Die intimen Beziehungen zwischen der Französin und dem Mater, die an ihr belausch len, durch ihre beabsichtigte Flucht nach Amerika vollends gereiften Symptome eines bösen Gewissens bis zur blutigen Thal selbst zurück zu ver folgen, — das blieb jetzt noch immer Petersen's Hauptaufgabe. Er verfügte sich wiederholt nach dem Hause des Cominerzienraths und nahm trotz der Schwierigkeit, die ihm der in seiner Eitelkeit ver letzte Banquicr bereiten wollte, ein Verhör mit der gcsammten Diener schaft vor, wobei er erfuhr, das Mademoiselle Duval während des Sommers sehr häufig in ber Ncichmittagsstunde von vier bis fünf ausgegangen sei. Die Commerzienräthin selbst, die auch zugegen war, hatte sich um die Ausgänge der Gouvernante wenig bekümmert, — eines Umstandes erinnerte sie sich genau: sie halte an jenem Sonntag Nachmittag, wo der Commissar ihr Tischgast gewesen war, die Gouvernante das Hans im Hut und Schleier nm die Dümmcrnngs- zeit verlassen sehen. Die besondere Aufmerksamkeit, welche die Cvmmer zienräthin nach jenem Vorgänge in die Galerie der Französin an diesem Tag geschenkt haben mochte, schien Ihrem Gedächtnisse zu Hülfe gekommen zu sein. Diese Aussage bot ein wichtiges Moment für Pelersen: um diese Zeit war Moorländer ermorde! worden. Eine Kammerju»gfer und ein Stubenmädchen wußten genau den nommen, wonach die Verwaltung der Weltausstellung aufgesordert werden soll, im Verein mit der Regierung die Mittel zu berathen, die Hauptgebäude der Ausstellung zu erhalten. Ferner wurde be schlossen, die Fuhrwcrksbesitzer zu verpflichte», den Forderungen dW streikenden Kutscher nachzugeben. Diese letztere weise Entscheidung ist nun freilich gegenstandslos geworden, denn die Kutscher haben be schlossen, die Arbeit zu den gestellten Bedingungen durchweg wieder aufzunehmen. England. Der »ilnisterielle „Standard" spricht wiederholt die Betheuernng aus, ein Krieg werde England unbedingt auf Seiten des Dreibundes finden. Rußland. Es giebt wieder einmal Zollerhöhungen im heiligen Rußland. Nach amtlicher Bekanntmachung sollen Wollenlumpe« und Wollcnabfälle mit einem Einfuhrzoll von einem Goldrubel, Schießpulver und Explosivstoffe mit einem solchen von 1,40 resp. 3 Goldrubelu pro P»d belegt werden. Der Zoll auf Rohwolle, Knnstwolle und aufgekämmte, gesponnene und gedrehte Wolle soll um 20 o/o bis 100 o/o, der auf Stärke um 7°/«, auf Wachs um 35°/, erhöht, dagegen der Zoll auf Reis um 20 »/, ermäßigt werden. — Die Stimmung in Petersburg ist dem deutschen Reiche wenig günstig. Ter „Köln. Ztg." wird von der Newa geschrieben: Es ist merk« würdig, mit welcher Hartnäckigkeit das von französischen Zeitungen erfundene thörichte Gerücht hier geglaubt wird, nach welchem jetzt eine besondere Militärkonvention zwischen Deutschland und Italien abgeschlossen sein soll, der zufolge die italienische Armee unter deutschen Oberbefehl gestellt wird. Dies Gerücht wird in Kreisen geglaubt welche gut unterrichtet sein könnten; die russiche Presse thut ihr Mög lichstes zur Verbreitung desselben. Der Glaube an diese- Märchen trägt viel dazu bei, die Mißstimmung gegen Deutschland zu erhöhen^ die sich jetzt wieder recht lebhaft bemerkbar macht. Die Zeitungen verleumden in geradezu niederträchtiger Weise die deutsche Politik und Niemand tritt diesem Verhalten entgegen. Orient. Wiener Blätter wollen wissen, die serbische Volks vertretung werde sofort nach ihrem Wiederzusammenlritt die Ver bannung des Exkönigs Milan beschließen. Das geht denn doch wohl nicht so ohne Weiteres. — Die Londoner „Daily News" halten trotz des Dementis aus Belgrad ihre Nachricht über eine russisch-serbische Militärkonvention aufrecht. Wahr ist die Sache indessen in keinem Fall. Afrika. Ueber Stanley meldete das Londoner Reuter'fche Telegraphenbureau, daß derselbe in Udjidji eingetroffen sei und Tippn-Tip getroffen habe. Er beabsichtige, mit Emin Pascha nach der asrikanischen Ostküste zu kommen. Diese Nachricht muß einiger maßen auffallen. Am 2. Dezember befand sich Stanley nach de» kürzlichen Meldung in Ururi an der Südostküste des Bictoria-Nyanzh während Emin noch an der nördlichen Küste desselben Sees wak Udjidji liegt an der Ostküste des Tanganjika-Sees, und ein Blick auf die Karte zeigt, daß der Weg von Ururi nach Zanzibar nicht an diesem, noch weiter im Innern gelegenen Gewässer vorüberführt. Nach den vorliegenden Nachrichten mußte man annehmcn, daß Stanley sich nach der südlich des Victoria-Sees gelegenen Station Msalala, tvo sich Borräthe befanden, wenden und dann dem üblichen Kar» waneuwcge nach dem Osten folgen werde. Statt dessen hat er sich westlich nach dem Tanganjika gewandt. Ob für diesen Entschluß allein die Absicht maßgebend sein mochte, Tippu-Tip zu treffen, läßt sich schwer beurtheilen. Bedeutsam ist, daß sich Udjidji ebenso wie Ururi und das ganze dazwischen liegende Gebiet innerhalb der deutschen Interessensphäre befinden. Am Tanganjika berührt sich dieselbe mit dem Kongostciate, und hier ist die Stelle, an welcher dir in England gesponnenen Pläne zur Herstellung eines binnen- afrikanischen Kolonialreiches Mt dem deutschen Anspruch zusammen- stoßen könnten. Anzug zu beschreiben, dessen sich die Gouvernante zu jenen Nach- mittagsausgängcn meistens bedient hatte, und fanden ihn sogar unter Jeanettens Garderobe heraus, welche sie zu diesem Zwecke im Beisein des Commissars in Augenschein nahmen. Am nächsten Tage schien, in Folge der erhaltener Vorladung der Colportenr Henne in Petersen's Büreau, nicht wenig bestürzt über das geheimnißvolle Verschwinden der schönen Jeanette, der er mit de» neuen Journalen das Gedicht Numero Drei hatte bringen wollen. „Trösten Sie sich," beruhigte ihn der Commissar, „sie wird schon wieder zum Vorschein kommen. Inzwischen habe ich eine, miserm ent worfenen Plane sehr günstige Entdeckung gemacht. Ich glaube nämlich jener geheimnißvollen verschleierten Dame auf der Spur zu sein. Beantworten Sie mir genau und nach bestem Wissen einige Fragen. Um welche Tageszeit Pflegte diese Dame sich in Moorländer- Atelier einzufiliden?" „Nachmittags zwischen vier und fünf Uhr," gab Henne bestimmt zur Antwort. „Sie sind der Ucbcrzeugung," forschte Petcrsen weiter, „daß sie nicht in einfacher Besnchsabsicht kam, sondern dem Maler wirklich zu jenem Bild als Modell gedient hat?" „Ja!" „Woraus schließen Sie das?" „Aus gewissen Fortschritten der Arbeit, die ich stets nach ihrer Entfernung wahrnahm." „Hm, sonderbar! Wie lange hat Moorländer an dem Bilde gemalt?" „Ungefähr acht Tage vor seinem Tode war cs vollendet, und auch über den Zeitpunkt, wo er es begann, kann ich zufällig genaue Auskunft geben. Er sagte mir nämlich eines Nachmittags, er habe an der Ecke der Hauptstraße meine Photographie ausgestellt gesehen. Ich konnte kaum die Fcierabendstniide erwarte» und eilte hin. Aber der Schaukasten war bereits geschlossen. Am nächsten Morgen erst wurde meine Ungeduld befriedigt. Es war gerade am ersten Juli und an demselben Tag stellte Moorländer die Ermordung Kotzebne'S, an der er bisher gearbeitet halte, bei Seite und entwarf jenes Bild, welches Sie bei dem Commerzienrath Hochfclder gesehen haben. Etwa zwei oder drei Tage später begannen die Besuche der Ver schleierten." Petcrsen hatte bereits vorher in der Fremdenliste nachgcschlagen. Das Dalum, wo Mademoiselle Duval aus Paris unter dem Fremden« vcrzeichniß des „Englischen HvfeS" fungirte, stimmte mit Henne'- Angabe. Fortsetzung folgt.
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