Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.08.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-08-23
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188908238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890823
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-08
- Tag1889-08-23
- Monat1889-08
- Jahr1889
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- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.08.1889
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Nr. 196. — 9. Jalirsiang. beim Heimg« wgeßlichen, ft und vielgeprüft^ tter und ie verw. GSft escheder, ebrachte tröst^ at uns i» unser,, u Schmerze tvch rechen wir hier, fiten Dank reichen Bltin^ für die ehrenvch zu ihrer lchiq rucr den Hen das srciivill^ ie Herrn Obifi l-auefürdietW am Grabes^ s Allen uns,,,! >ank. Möge D,,I uns wallet, ähhl sschlägevoiiM^ uernde Tochter Naumann, st Enkel Naumann. SLchViVcher ligcn Nnmitier Vö-Anzeigers s. iblalt „Säch>>!2 »g" cuthätt: " Li» leiuiinaiisti!^ dgcricklS- SVe»,Leipzig,? und Gera. - ». — Vermift die an jeden« Wochentag Abend (mit dem Dalum des folgenden Tages) zur Ber- lendung gelangende unparteiische Zeitung ' „Tächstsüier LaudeS-Arizciger" mit täglich einen, Extra-Vciblntt: 1. Meine Botschaft s. Sächsischer Erzähler S. Sächsische Gerichtözeitnng 4. Sächsisches Allerlei Jllustr. Nuterhaltungöblatt g, SountagSblatt 7. Lustiges Bilderbuch ästet bei den Ausgabestellen mvuatlich " Psg-, bei den Post-Anstalten 75 Pfg. Unparteiische tägliche Zeitung für Sachse» und Thüringen. Tie Hanptblilttkk des „Säch>. Landes-AnzeigerS" erscheinen (ob ne dessen Extra-Belbkätter) auch in einer billigeren Son-er-AiiSgabe als: „C hemnLtzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 30 Pf.frei insHaus; ansterhalb Chemnitz vierteljährlich 180 Pf. mit Zutragen. PostztgSpreisliste: Nr. l277 (9. Nachtrag). luzeigcnprctö: Na«»» einer schmalen CorpnSzeile 15 Psg ten Eiinüllimgsbetrag sin Viiesiunrleu) beifüge» sie 8 Silbe» pie Anzeige» siiidc» ohne Preisansschlag gleichzeitig Verbreitung Amtliche Anzeigen. Am 31. Juli diese- Jahres ist im hiesige» Zeisigwalde eine nicht mehr Intliche und näher z» beschreibende männliche Person erhängt ausgefnnde» Irden, was behuss Ermittelnng und Feststellung der Persönlichkeit des Ber iten mit dem Bemerken audnrch bekannt gemacht wird, daß die »nter Icherirähüten Gegenstände hier znr Ansicht aufbrwahrt liege». Chemnitz, de» 20. August 1889. Das Polizeiamt. Poll rack. Eb. rr. Bekleidung r schwarzbranner Tiagonalrock, schwarz uud weiß nielirte tste, schwarze Sommcrhose», Stiefeletten. ! o. Aufvewahrte Gegenständer graubrauner Hut ans derHntmanu pur, Marktgäßche» 1, Cheiuuitz, schwarz >»>d weiß karrirlcr Shlips mit Aber Nudel in Hnseijcnsvrm, 2 Schlüssel, einige Stoffproben. n 3 Uhr euditit as schwere Lcidj cnsorgcnde» Mch zermutler,Slhh,iH ) Tante, Fioo M. W Thiele, Lebensjahre, lung der iheiti^ findet »A Nachmittag 3 e des Friebhil irilnahme bitien I Hintertaffem» r f, Wiesa ii.tzaH 1889. -Slnzcige. ^3 Uhr veM ^cr schwerem LW ltte einzige Tochl^ Lchw'äg-riti, ingfrau^ üll ganz vollend,!! e. rüg erfolgt Frrikj Nachmittags 31 mg aus. ics hierdurch l»il lcrnden Elter» ttgust Zimm> Trau, n 20. August H -Anzeige. ttag 12 Uhr r,c>» Kraukseiti Iran Christiane Müller, ^ I 1 in Altchcimti^ Icbensjahre. nng der th« 'rfvlgt DomiüM Uhr von dnl lcileid bitte» >cn Hintcrlassctit arkersdors,Et«^ d. 20. August ui m 21. August M r IklttderzelD i L L UU. Das Kviiknrsvcrfahrc» über das Bcrinögen des Buch-, Uhren- und Spiegel Iidlers Carl Albiu Langer in Chemnitz w,rd, nachdem der in den, IrgleichStcrmine vom 18. Juli 1889 angenommene Zwangsvergleich durch htSkrästigen Bcschlnß von demselben Tage bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Chemnitz, am 20. August 18 9. Königliches Amtsgericht, Abth. N. Nohr, O.-A.-N. Bcglanbigl: Schulze, Ger.-Schr. In, Handelsregister für den Stadtbezirk des »nterzeichnete» Amtsgerichts Irde heute auf Folinm 3305 die ain 1. März 1888 errichtete Firma »br. Schweiger in Chemnitz (Uferstraße Nr. 2d) eingetragen und zu- nch verlantbart, daß die Metallgießer Herr Hermann Paul Schweiger Herr Theodor Jnlius Schweiger daselbst Inhaber der Firma sind Chemnitz, am 17. August 1889 ' glich " Königliches Amtsgericht, Abth. ». Nohr. Tr. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts Irde heute ans Folinm 3304 die Firma Paul Fischer in Chcmni. irdinandstraße Nr. 21) und als deren Inhaber der Kausmann Herr Erus ^ 1»nl Fischer daselbst, Besitzer eines Wein-, Delicatcssen- und Colonial aren-Handelsgeschäfis, eingc>ragen. Chemnitz, am 20. August >889. Königliches Amtsgericht, Abth. ». Nohr. Tr In dem Konkursversahre» über das Vermögen des Kaufmanns Brnno Icar Lindner, Inhabers der Firma Oscar Lindner in Chemnitz, ist ^Folge eines von dem Gcmeinschuldner gemachten Vorschlags zu ei,» in angsvergleiche Vergleichst«,»in auf ! de« 1». September 1889, Vormittags 10 Uhr > dem Königliche» Amtsgerichte hierseldst, Abth. 8., anberaumt. Chemi.itz, den 20 August 1889. Schulze, Gerichtsschreiber des Königs. Amtsgerichts- In dem Koiikursverfahrc» über das Vermögen des Strninpswirkers Nst Lonis Görner in Burkyardtsdorf ist zur Abnahme der Schluß- jmmg des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß- ftcichniß der bei der Bertheilung z» berücksichtigenden Forderungen und Bcichinßsaffiliig der Gläubiger über die nicht verwcrthbaren Vermögens Je drr Schluß,ermi» aus deu 17. September 1889, Vormittags 10 Uhr dcm Königliche» Amt gerichte Hierselbst, Abth. 8., bestimmt. Chemnitz, de» 20. August 1889. Schulze, Gerichtsschrciber des Königs. Amtsgerichts. i Jm Handelsregister für den Stadtbezirk des »»terzeichnetc» Amtsgerichts sde hente aus Folinm 1239 verlantbart, daß laut Beschlusses der General puimlnng vom 25. Juli 1889 die HZ 1 und 62 des Statuts des Spar- Creditvereins zu Chemnitz, eingetragene Genossenschaft, abgcändert den sind. »Chemnitz, am 20. August 1889. Königliches Amtsgericht, Abth. N. ^ Nohr. Tr. ^Jm Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts e hente auf Folinm 437 die Firma Oscar Sonntag in Siegmar und -Theate^ ag: Noviiäi! «es Verlang«^ iir Vim Act. v. SchöiO 7'/, Uhr. -Ol lcn dos Direct«: s rsiz oftilftN», ks II. m) kÄchttk. nick in 4 ?M> — vir. Kskl. Der — die — das. Humoreske von Wilhelm Antouy. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Sie hatte ihn gebeten, von seiner Jugendzeit zu erzählen und jer nach L. gekommen. Und er gab Bescheid. > Freilich, viel Fröhliches war da nicht zu berichten! Die Mutter er früh verloren und auch der Vater starb, als er eben in die ftnda aufrücken sollte. Da kein Vermögen sich vorfand, blieb ihm äiiiversitüt leider verschlossen. Der Vorn,und, ein wenig begüterter dwcrker, nahm den Waisenknaben bei sich auf und wollte ihn gen» sein Geschäft — das eines Uhrmachers — zu erlernen. Das tstrebte dem Kinde. Die Hausfrau war hart und unfreundlich, «sch und unverständig. Wem sollte der Vereinsamte sein Herz er ^ßcn? Seine innigsten Freunde wurden die Bücher. So wuchs er ' ^ ,ser Jugend auf. Die zanksüchtige Pflcgcmutier schüchterte bolleiids ein; der Vormund seufzte unter dcm Hauskreuz wie der de. So kamen und gingen die Jahre, ohne rechten Sommer» ohne In Sonnenschein. Endlich raffte eine Epidemie den Vormund und Fran dahin und Primus mußte sich jetzt allein weiter helfen, bänderte in die weite Welt und fand da und dort als Uhrmacher örot. Doch niemals lange; es war, als verfolge ihn das Ung lück )rt zu Ort. So war er auch nach X. gekommen und als er i» seinem ihm ohnehin nicht allzu lieben Handwerk keine lung fand, trat er als Hilfsschreiber in das Bureau des Land-- Its cin. Die reiche Tante hatte niemals etwas für den Neffen thun Jetzt endlich, da sie älter und kränklicher wurde, schien sie hätiger und so kam es, daß er von nun an eine kleine jähr- lntcrstützung erhielt, welche ihm gestattete, in seinen Freistunden ktudien wieder aufzunehmen, die ihm von Jugend auf so am lagen. Zauline hatte mit sichtlicher Theilnahme seiner Erzählung zu- u»d wollte eben derselben auch in Worten Ausdruck geben, als zwei Helle Mädchenstimmen hinter ihnen laut wurden, tzrimus zuckte zusammen; als er sich, unangenehm berührt durch Iplötzliche Störung, umsah, erblickte er Ernestine Kummer und Büdding. hr Zuruf galt Paulinen, der frühere» PcnsionatSfreundin, welche u Schickianz' Freude wenig erbaut schien über diese» uncr- Wiedersehen. vls deren Inhaber der Kaufmann Herr Oöcar Moritz Sonntag daselbst, Besitzer eine- Tricotstofs-FabrikatioiisgeschüslS, eingetragen. Chemnitz, au« 20. August 1889. Königliches Amtsgericht, Abth. «. N 0 h r. Tr. Trahtttachrichten mrseres Anzeigers. Boi» 22. August. Straszburg. Der Kaiser begab sich heute früh 8 Uhr in Hnsarennnifor», nach dem Polygon. Die Kaiserin besuchte außer mehreren Wohlthätigkcitsanstallen den Münster und die Thomaskirche. Gestern staitcte sie bei der Rückkehr von einem Besuch des Necon- valcsccntcn-Hvspltals „Loviia" der Fürstin Hohenlohe ciuen längere» Besuch ab. Das Wetter ist trübe und windig, aber regenlos. Wie». Die „WienerZtg." veröffentlicht die Ernennung des Prinzen Friedrich August von Sachsen zum Rliier des goldenen Vließes. London. Die „Times" sagt, der enthusiastische Empfang des Kaisers in Straßbnrg beweise, daß sich iin Elsaß die Stimmung zu Gunsten des dcNische» Kaisers gewendet habe. Die Ordnung der Dinge durch Denislchand habe weseniliche Fortschritte gemacht und große Entrüstung dürste gegen Denjenigen bekundet werden, der ver- stichle, die neuerdings bestehenden Verhältnisse anfzulösen. Petersburg. (Privatnachricht.) In Hofkrcisen verlautet, der Zar werde am 5. und 6. September dem deutschen Kaiser seinen Gegenbesuch in Potsdam abstatten. Wien. (Privatnachricht.) In der Herzegowina tauche» Jnsurgcnten-Banden auf; cs fanden mehrfache Zusammenstöße mit Grenzpairouillen statl. Belgrad. (Privatnachrich t.) Dem Exkönig Milan sind 360,000 Franks Apanage bewilligt worden. Rom. (Privat Nachricht.) Die „Tribuna" meldet, Frank reich habe dem Papst Avignon als Residenz angeboten. Der Papst sei entschlossen, im Februar nach Abignon abzureise». Der Kaiserbesuch in Stratzbnrg. Der am Dienstag Abend in Straßbnrg statigehabte Zapfenstreich und,dcr damit verbundene Fackelzug sind auf das Glänzendste ver laufe». Bis in die Nacht hinein wogte eine zahllose Menschenmenge vor dem Kaiscrpalast und in den benachbarten Straßen auf und ab und brachte stürmische Ovationen dar. Der Enlhusiasmus ist sehr groß, der Fremdcnandrang kan», zu bewältigen. Das Weiter war am Mittwoch kühl, aber trocken. Die Parade verlief ohne jede Stör ung, Hunderttauscnde umstanden den Paradeplatz auf dem Polygon. Die Fahrt des Kaiserpaares über den Kleberplatz glich ei'ncm Triumph zuge. Ein jubelndes Menschcnspalier begleitete mit brausende» Hoch rufen den Kaiser, der vom Großherzoge von Baden vom Palast ab geholt wurde. Im offenen Wagen, unter Borantriit zweier Leib gendarmen im Paradeanzuge, zweier Vvrreiter, eines Ordonnanz offiziers und des Polizeidirektors, fuhr der Kaiser in der Gardcs du Corps-Uniform dem Polygon zu. Die ritterliche Uniform, der blinkende Küraß und der leuchtende Stahlhelm mit dcm fliegenden Adler kleidet den Kaiser ganz besonders gut, sein Erscheinen rief frenetischen Jubel hervor, der sich noch steigerte, als die Kaiserin 10 Minuten später im offenen Wagen erschien. Der Statthalter Fürst Hohenlohe wartete auf dem Polygon. Nach herzlicher Begrüßung bestieg der Kaiser einen prachtvollen Fuchs und ritt mit glänzenden, Gefolge die Regimenter ab, überall seinen Gruß entbietend. Die Kaiserin folgte i» ihrer Equipage. Die Parade kommcnidirtc der General leutnant Kühne, Kommandeur der 31. Division. Die Haltung der Truppe» beim Vorbeimarsch war vorzüglich. Die Kriegervereine waren vor der Zuschauertribüne ausgestellt, der Kaiser ritt nach Freitag, 23. August 1889. Der Sächs. LandeS-Anzeiger ist eingetragen in der Post-Zeitungs'Prcisliste: Nr. 5138. FürAbonnentenencheintjeeimiialimJah«; e-o>li»ier-Eise»in>dntMpl»»l>kft für Sachse». Wit,lcEiettlm1>uf»l,lplaii>>tfl für Sachsen. Sllnsrr- Kalender dcj Sächsischen Landbote». 3äustrirkes3adrcSInich des Landes-Aiizeiger-. BellagS-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. Telegr.-Adr.: Landes-Anzciger, Chemnitz, Bei Bestellungen von Auswärts wolle mau r großen Auslage längere Zeit erfordern. — igers" oäne dessen tägliche Extra-Beiblätter. Schluß der Parade die Reihen ab und kehrte dann mit seinem Ge folge an der Spitze der Fahncnkompaauie ins Schloß zurück. Epl ähnlicher brausender Enthusiasmus ist in Straßbnrg bisher in der That mich nicht konslatirt, nnr etwa ein Dutzend Vereine haben demonstrativ jede Theilnahme an den Feierlichkeiten abgelchnt. Ihr« Haltung findet aber die entsprechende Würdigung. Wer den brausew den Jnbelstnrin gehört, als das Kaiserpaar am Dienstag Abend, während die Stadt und der Münsterdom glänzend beleuchtet waren, im volle» Lichterglanz ans dem Schloßbalko» erschien, der muß zn- gcben, daß in Straßbnrg schon eine sehr starke deutsche Gesinnung herrscht. Bei der Parade am Mittwoch führte der Grvßherzvg von Baden sein siebentes rheinisches Ulanen-Ncgiinent bei dcm Kaiser vorüber. Größere Erncitiiunge» haben nicht stattgesnnden, dagegen sind viele Orden verliehe». Nach der Rückkehr in das Schloß fand am Mittwoch Mittag zunächst Frühstück statt. Nach demselben erledigte der Kaiser eine Anzat l Regiernngssachen, ertheille Audienzen und unternahm dann eine Hinfahrt, allenthalben mit lantcm Jubel begrüßt. Abends um 6 Uhr begab sich das Kaiscrpaar in das glänzend er leuchtete und geschmückte Palais des Statthalters, am Fuße drr Halle vom Fürsten Hohenlohe und seiner Gemahlin begrüßt. Im große» Speisesaal war die Tafel ausgestellt, an welcher die Spitzen der Reichsbehörden und das Gefolge des Kaisers theilnahme». Ans de» Willkommen des Fürsten Hohenlohe nahm der Kaiser Au ll»), seinen Dank und die herzlichsten Wünsche für das Gedeihen der alten deutschen Lande anszusprcchen. Die ganze Stadt war prächtig erleuchtet, mit außerordentlichem Glanz decorirt war das Stadthaus, aus weichem die Stadt Straßbnrg ihre» hohen Gästen ein großartiges Abendscst gab. Alle Notabilitälcn ans der Stadt und den Reichstauden halten Einladungen zu demselben erhalten. Heute Donnecslag wird zuerst Gefechtsübung mit gemischten Waffen statt finden, am Abend ist große Galaiafel in, Schlosse. Die jungen Damen besaßen fieilich Takt und Selbstbeherrschung genug, um völlig unbekannt zu thu», als ihnen Herr Schicktnuz von der früheren Freundin vvrgestellt wurde, allein Primus merkte trotz der erheuchelten Gleichgültigkeit sehr wohl, wie es nnr eines kleine» Funkens bedürfe, um diese beiden Pulverfäßchen zum Explodircn zu bringen und halbtodt vor Angst ging er nun dahin. Die alten Herren sahen sich kurz um, grüßten zurück und gingen weiter. Die jungen Damen hatte» somit für ihre Unterhaltung völlig freien Spielraum. Jede Minute konnte die befürchtete Explosion los brechen! Mehr als einmal schien es auch, als ob Fräulein Büdding, die schneidige Dame aus Lübeck, dazu bereits das Signal geben »volle, indem sie aus den allgemeinen Unterhandlungen über die seitherigen Wandlungen in dem Leben der so lange schon von einander getrennten Pensivnatsfreundinnen direkt ans die augenblickliche Kvnstellativn des selben überzugehcn den Anlauf nahm, allein Fräulein Kummer lenkte zum Glück immer wieder ab und gab der Freundin durch Seitenblicke zu verstehen, daß ihr schwaches Nervensystem eine solche Scene nicht ertragen könne und der thränenfeuchte Aufblick ihrer initleidcrflehendcn Augen schien auf Fräulein Büdding die erwünschte Wirkung anszn- übcn. So blieb es denn bei dcm gewöhnlichen: „Wo lebst Du, wie geht's Dir, wie lange bleibst Du hier" ». s. w. und Herr Primus erfuhr bei Beantwortung dev letzten Frage zu seiner Beruhigung, daß die beiden jungen Damen noch am selbigen Abend Kissingen verlassen würden. Erleichtert wollte er eben anfathmcn, als eine neue Unglückswoge heranrollte, die ihn zu begraben drohte! Ihrem Aenßeren nach sah diese Woge, die als eine kleine etwas korpulente und überaus zierlich und modern gekleidete Dame erschien, keineswegs so unheilvoll aus, aber in den Augen des Herrn Schicktanz halte dieses mit so eigen tümlich energischem Schritt und so cigenthnmlich flammenden Blicken einherschreitende Mädchen die größtmögliche Aehnlichkeit mit den schreckenverbreitenden Göttinnen ans Pluto's Unterwelt. „Elsa Bach", stammelte er völlig rathlos. „Die fehlte noch! Das ist jetzt Nummcro Vier!" Fräulein Bach, die sich in den blau-weißen Farben ihres Vater landes »nter den Wiesenblumen, ans welchen sie in echt kindlicher Harmlosigkeit für ihren Slrohhut ein Kränzchen znsammcnpflückte, eigentlich ganz allerliebst ausnahm und mir durch die für ihre Jugend etwas bedenkliche Körperfülle diesen Eindruck etwas abschwächte, er- chien dem armen Priinus in diesem Augenblick als ein nnvcrmnthe te r Blitzstrahl aus heiterem Himmel. Waren die Dainen Büdding und Kummer nicht schon des Kummer» genug für ihn? Nun auch noch der Münchener Backfisch, der so ganz geeignet schien, der hanseatischen Politische Rimdschai». Chemnitz, 22. August. Deutsches Reich, lieber den Besuch des Kaisers von Ruß land ist in den letzten Tagen sehr viel Unrichtiges gemeldet worden, weil die osfiziellcn Dispositionen sorgfältig geheim gehalten werde». Der Zar kommt, wie von Anfang an gesagt, in der Zeit zwischen der Heimkehr des Kaiserpaares von seiner jetzigen Reise und dem Beginn der Manöver. Insgeheim sind schon alle Vorkehrungen getroffen. — Wie es heißt, wird die Verlobung der Prinzessin Margarethe von Preußen, der jüngsten Schwester des Kaisers, mit dem Erbprinzen von Nassau noch vvr der Reise des Kaiscrpaares nach Griechenland proklamirt werden. Der feierliche Act wird wahrscheinlich im Hom- bnrger Schlosse, dcm Wohnsitze der Kaiserin Friedrich, erfolge». — Das Ergebnis! der Streik-Untersuchung in Nhm>la»d-West- fale» ist nach Dortmunder Blättern noch nicht festgestellt, da nicht weniger als 160 umfangreiche Protokolle zu bearbeiten sind. Die amtliche Pnblckation wird erst in mehreren Wochen erfolgen. Gegen wärtig kann noch jeder einzelne Bergmann Beschwerden Vorbringen. Nichtig ist es, daß der Streik eine Lohn-, abcr keine svcialistische Bewegung gewesen ist. — Die Commis der Berliner Colonial-Maaren-Geschäfte ge denken jetzt ebensalls i» die Lohnbewegung einznlreten. Sie ver lange» eine Arbeitszeit von 7 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends und .volle» am Sonntage nur bis 2 Uhr Nachmittags thätig sei». Sechs hundert Prinzipale haben sich bereits mit diesen Bedingungen einver standen erklärt. — Für das Gebiet der Ncn-Gi»'nea-Compag»ic, welches laut Vereinbarung bekanntlich in die Reichs-Verwaltung übergeht, und Heldenjnngfrau zu einem energischen Angriff ans Herrn Primus zu sekundirc». Das Leben dichtet kühner als die Phantasie der Romanschrift steller; und doch, war cs denn so etwas Absvndcrliches, daß Elsens Vater, ein alter Major a. D., seinen dem Gott Gambrinns längst schuldigen Magevkatarrh hier in Kissingen los zu werde» trachtete? Fräulein Elsa hatte Primus offenbar sofort erkannt und schien wenig geneigt, sich durch die immerhin doch etwas befremdliche Be gleitung von drei andere» junge» Damen abhaltcn lassen zu wollen, die ihr schnldige Antwort ans den letzte» Brief sich hier von ihrem Anbeter mündlich zu erbitten. Schon hatte sic mit hurtigem Schritt die Wiese durchschritten und sich der Akazicnallce bis aus Sprcchwcile genähert, als Plötzlich ans deren nächster Wegcsbiegnng ein ältlicher militärisch nnSschcndcr Herr in grauem Civtlcock heroortrat, dcm ein Einjährig-Freiwilliger in schmucker Uniform zur Seite ging. „Da ist sie", rief der alte Herr. „Cousin Emil",stotterte die Kleine und ließ— vor Ucberraschung? — Freude? — oder Schreck? — die Blumen ans die Erde fallen. Der junge Krieger faßte »ach der Stelle, wo einst des Mannes schönste Zierde ihm erstehen sollte und näselte: „Alle Wetter, Consine, ich hätte Sie nicht wieder erkannt!" Er bot ihr seinen Arm, Elsa nahm denselben mit einem stillen Blick unendlicher Verachtung ans Primus und dessen drei Damen an und machte knrzab Kehrt. „Götter, ich danke Euch", flüsterte Primus, „und wenn Ihr in Gnaden auch noch diese Beiden niischädlich macht, dann will ich Euch zeitlebens verpflichtet sein." Und die Götter erhörten ihn; eigentlich waren sie cs dcm armen Primus schuldig! Halten sie sich ihm gegenüber doch noch niemals in Gebe-Lanne gezeigt. „Doch!" wird die Leserin einwenden: „die Erbschaft!" —Freilich, aber die Götter thun nichts halb! Just wie das Unglück kein Haus und leine Hütte verläßt, in welchen es sich einmal erst einnistet, bevor es nicht mit Stumpf und Stiel dort Alles vernichtet oder verzehrt hat, was etwa »och aus rühcren besseren Tagen übrig war, just so ist auch das Glück, wenn es endlich kommt, recht hartnäckig und andauernd in seinem Wohlwollen gegen den neuen Günstling. Das sollte nun auch Herr Primus Schicktanz erfahren. Als man zur großen Promenaee einbog, verabschiedete» sich PcinlineuS Freundinnen, lebhaft bedauernd, daß der Zufall sie eigentlich mir deshalb wieder zusammengeführt zu haben scheine, um sie sofort von einander zu trennen, aber ohne durch irgend eine Anspielung
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