Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-24
- Sprache
- German
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509249
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-24
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1885
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5251 druck zu erzielen. Bereit» jetzt schon beherrscht sie den musikalische» Stofs ihrer Rolle mit löblicher Sicherheit und die Art und Weise ihrer Darstellung verräth ein vcrttäntniß- volles Erfassen ihrer Ausgabe. In der Gerichl-scene de» ersten AclcS von bezeichnendem Ausdruck in der Gebärden sprache. wußte Frl. Wooge auch in den folgenden Scenen die GesüblSbewegungen der auS edler, mädchenhafter Ver schämtheit zu lauteste,. LicbcSbegeisterung geführten Elsa zu entsprechender Darlegung zu bringen. War ihre Stimme hierbei namentlich an den weichen Stellen von schöner Klang wirkung. so fehlten ihr allerdings (besonders in der Mittellage) in, Assect nachdrücklichere Accente. Letzteres trat namentlich im dritten Acte merkbar hervor, woselbst durch den Mangel an nvlhiger Stimmkraft die GesühlSsteigerung Elsa'S aus wonnig-süßer LiebeSentzückung zu immer wachsender leiden- schastlichcr Erregung noch nicht in der erwünschten Weise zur Geltung kam. Entbehrte die Rolle stellenweis noch einer feineren Ausarbeitung, so bewies Frt. Wooge immerhin, daß man von ihr als Elsa mit der Zeit durchaus Tüchtige- er warten darf. Die Übrigen Partien zeigten gestern die be kannte bisherige Vertretung: Frau Sthamer-Andrießen- Ortrud, Herr Scbelper - Telramund. Herr Lederer- Lohcngrin, Herr Gr en g g» König Heinrich und Herr Perron-Heerrufer, und eS bleibt nur noch zu erwähnen, daß besonders die wildleidenschastliche, rachsüchtige Ortrud durch Frau Sthamer-Andrießen eine stimmlich, wie ebenso dramatisch packende Darstellung erfuhr. Die vortrefflichen Leistungen der cbengenannten Herren sind schon oft gewürdigt worben. Unter Herrn Eapell meister Ni lisch' belebender und exacter Leitung wurde die Vorstellung zu gutem Ge lingen geführt. Oskar Schwalm. * Leipzig. 23. September. Neue» Tbeater. — Um daS Repertoire dieser Woche festzuhalten, wird Herr Kammer sänger Moran aus Dessau am Freilag den Don IosS in der Oper „Carmen" singen. Die Proben zu Chcrubini'S „Medea" und Marschner's „Vampyr" haben begonnen und es gehen beide Opern Mitte Oclober in Scene. 'Falkeastein i. B Am Sonntag den 13. September wurde unsere musikliebende Bewohnerschaft durch einen musikalischen Genuß seltenster Art im diesigen Hotel zum Falken ersreut. Aus besondere Einladung zeichneten die Herren Max Schwedler uud Friede. Sumpert von der Gewandhauscopelle, Theodor Salzinann, Eoncerl- iänger, und Gustav Schmidt, MusikinstitutSdirector (jämmllich aus Leipzig), unsere Stadt durch die Veranstaltung eines in jeder Be- ziehung vorzüglich gelungenen LoncerteS aus. Obgleich für denselben Tag in unserer Nachbarstadt Auerbach die Aufführung de» „Samson" angekündigt war und die Kirmessefte in der Umgegend Biele hinaus- gelockt hatte», so hatte sich doch wider Erwarten eine so überaus zahlreiche Zuhörerschaft eingesuuden, daß sich ein großer Theil der Müde des Stehens unterziehen mußte. Trotzdem herrschte «ine Stille und Aufmerksamkeit, die bei der allmälig sich entwickelnden lästige» Wärme dem Publicum die größte Ehre machte. Man be- merkte hier Persönlichkeiten, die sich sonst selten oder nie in öLent- lichen Localen zeigen, ein Beweis, wie sehr man hierorts gute Musik zu schätzen weiß. Dieser erste Versuch fern von un« wohnender Künstler har demnach zur Genüge bewiesen, daß in den letzten Jahren des überraschenden Aufschwunges und Aufblühen- unserer so romantisch gelegenen Stadt auch der Weg sür Künstler nach hier sich geebnet hat. — Wenngleich alle Nummern des vorzüglich ge- wählten Programm» bei allen Anwesenden den wirksamsten Eindruck nicht verfehlten, so dürsten doch das Trio von Jod. BrahmS sür Pianosorte, Flöte und Waldhorn, sowie das Ave Maria von Bach- Gounod sür Tenor, Flöte, Waldhorn und Pianosorte den größten Beifall der Sachverständigen geerntet haben. Während da» virtuose Flötenspiel Herrn Schwedler'S nach Bortrag von v« Ladillarä von Terschak und der Carneval-Variaiionen von Ciardi einen nicht enden wollenden Beifallssturm herbeisührte. wirkte der herrliche Waldhoru-Gesang de» Herrn Gumpert in dem Liede an den Abendstern aus „Tannhäuser" von Richard Wagner und einer Romanze von Goltermanu wahrhaft ergreifend aut die Gemüther. Reichen und wohlverdienten Beifall erntete Herr Salz mann durch da» Abschicdslied Jung Werner's a»S dem „Trompeter von Säkkingen" von Neßler. Die von Herrn Schmidt übernommene Klavierbegleitung war so echt musikalisch schön, daß man mir be- dauerte, den Pianisten nicht auch in einem Solovortrag kennen gelernt zu haben. * Gera. Unsere Stadt ist um zwei monumentale Kunstwerke reicher, nämlich um eine neue Kirche und um eine neue Orgel. Letziere wurde am 12. und 13. September von den Herren Hofcapell- meister Will,. Tschirch, Stadtorganist P rüser nnd.den Weimarer Hoiorgaiiisten A. W. Gottschalg revidirt und abgenommen. Den Bauiond z» der neue» Orgel verwilligle edelmüthig Herr Commer- zienratd Färber alldier. Den Bau des Instruments übernahm die renonimirle Firma Urban Kreutzdach in Borna. Das neue herr- liäie Instrument hat 50 klingende Stimmen, welche aus drei Klavieren sManualen) und ein Pedal vertheilt sind. Außerdem sind noch eine große Menge Hilsszüge vorhanden, die eine große Anzahl schöner Kiangeffecte ermöglichen. Die Wirkung des neuen Werkes ist brillant und pompös, die Spielart ist leicht und äußerst präcis; die Into nation der einzelnen Stimmen ist höchst charakteristisch. Von herr- l cher Wirkung ist das 3. Manual (Schlvellwerk) mit feinen überaus zarten Stimmen. Material, Anlage und AuSsührung entsprechen ten strengste» Anforderungen, so daß die Prüsunqscommisfion das neue Instrument sür ein Meisterwerk ersten Ranges erklärte. Durch die erstmalige im größte» Maßstabe aagcwendete pneumatische Röhre »co» st ruction, wodurch die Holztheile der Mechanik, als: Abslracttii, Welle» rc., in Wegfall konimen, hat sich der Erbauer als ein Künstler erste» Ranges erwiesen, der verdient, an der Spitze seiner College» mit Fug und Recht zu marschiren. Gera hat eine der schönste» niodernen Concectorgeln Deutschlands. In Thüringen giebt es keine, welche au dieses reiche Kunstwerk einigermaßeu hinan» recht. * Der neuentdeckte Tenor de« königl. Opernhauses zu Berlin wirb nächste Woche sich als „Lohengrin" vorstcllen. Herr Karl Müdlenfeld, diese» ist der Name des Sängers, war vor zwei Jahren Prcmierlieutcnant i» Hannover. Aus Anrathen seiner Freunde, welche in dem jungen Lfficier einen Albert Niemann zu erwecken glaubten, nadm Herr Mühlenseld seinen Abschied, um seine Siiniinniiitel, denen sich eine ungewöhnliche »iiisikalische Begabung hiiizugclellt, auSbilden zu lassen. Er nahm bei B.etzacher Unterricht und sang nach achtzehnmonatlichem eifrigen Studium vor dem Hiiiiioveri'cheii Gencralintendaiilen, Herrn v. Bronsart, Probe. T estm gefiel die Stimme des Herrn Mühlenfeld derartig, daß er Herrn v. Hülsen auf den „neu entdeckten" Tenor aufmerksam machte. Herr Mühlenseld wurde sofort nach Berlin berufen; er kn», saug vor den Leitern der königlichen Opern-Bühn« und — hofft nun auch zu siegen (so berichtet daS Dresdner Tageblatt). Literatur. „Parsifal". Leipziger Musik- und Thcaterzeilung. Nr. 18 bringt u. A.t Die Ironie in Rich. Wagner's Schritten n. — Musikalische Reflexionen. — Nachahmer und Künstler. AuS der Tbcaterwelt. Berliner Kunstchronik, Literatur (Roßmilha). Novitäten- und Loncertschau. — Berickne aus allen HaupiftäSteN. — Der Be ginn deS Quartal- bringt interessante Abhandlungen über „die Musik der Chinesen". — Composiiionen zu Goelhe's „Faust". — E ne neu entdeckte Schatzkammer der Kunst (Galerie vo» Sternburg). D e Gejang-melodie L-aguer's. -- Dieses reichhaltige Blatt kostet nur ISO pro Quartal. Berichtigung. In dem in der gestrigen Nummer d. Bl. erschie- r-nen verzeichniß der Mitglieder drs Verein« der Musik-Lebrer und -Lehrerinnen Leipzigs ist zu lesen: Sander (anstatt Lander). Wendling (anstatt Weidling), Hirjchseld (anstatt HirichselS) und M. Hauilch (anstatt Zamsch). Carola-Theater. Leipzig. 23. September. „Die wilde Katze", die neue Berliner Zugposse von Mannftiidt und Weller, (fing gestern über die Bühne der Süvvcrstadt. Diese neue Bereicherung der P.'ssenmenagerie gefiel dem Publicum sebr, und die „wilde Katze" wird wobl noch öfter» ihre Sprünge und Sätze über die Biibne machen. In staatsbürgerlicher H nä.bl »st sie nichts nielir und nichts weniger als eine Ge- s, li'chaflerin, und sie würde wobl schwerlich mit der wilden Katze aus der Btt tenkarte Stellung suchen oder finden; iiideß, sie bat einige exotische Manieren in Mexiko ange nommen. und was aus der Fremde kommt. daS findet ja immer in Deutschland seinen Platz. Im Grund« ist sie eine ehrliche Deutsche, wie sie gleich in ibrci» ersten Heimalhlieve singt, und wird zuletzt eine reiche Erbin, zwei solide Eigen schaften. so daß sie die „wilde Katze" nur zwischendurch spielt. Frl. Lanz hat sich in der Titelrolle als eine Soubrelle eingesührt, welche den nölhigen Chic und Tic bat, um derartigen Possen einen Erfolg zu sichern. Sie gehört nickt zu den zierliche» lacertenbasten Soubretten und hat im Grunde sür eine „wilde Katze", der man eine sprungsertige Leichtigkeit Zutrauen »niß, »,cht die geeignete Individualität; dock daS ersetzt sie reichlich durch daS Temperament, womit sie ibre Nellen durchiübrt, ja sie weiß Allem, was sie spricht und singt, den rechte» Ausdruck zu geben. AlS eckte Mexikanerin zeigte sie sich in dem ersten Lied, dem Hängematten- und Ciaarellenlied: das dolce tar uieule der tropischen Länder führte sie uns in Spiel und Gesang recht charakteristisch vor. Auch in ihren LiebeSscene» war sie oft glücklich im Gesühls- ausvruck und als kleine Intrigantin ganz am Platze; jeden falls hatte sie sür die Nolle das reckte Tempo. Der Ausbau dieser Berliner Posten ist in der Regel sehr schwächlich, daS dramatische Gerüste nur »othdürstig zusammen geschlagen. Tie „wilde Katze" ist eine verloren gegangene Tochter, die sich zur rechten Zeit wieder einstellt. um ihre Erbschaft einzucassiren. Ware sie nicht wieder gesunden worben, so hätten nach dem Testamente deS Erblasser« seine zwei Brüder sich in die Erbschaft getbcilt; sie Helsen inbeß suchen und glauben Anfangs i» der Köchin Grete die Erbin gesunden zu haben. Die „wilde Katze" liebt den Deutsch- Mexikaner Ramiro Müller, der die Tochter brS Cominerzien- rathcs Papke heirathen soll, sich aber wieder seiner Mexikanerin, der „wilden Katze" zuwendct. DaS steht Alles auf sehr schwachen Füßen; von Motivirung ist kaum die Rede; dock diese Holz schnittmanier ist man gewöhnt bei derartigen Stücken und kümmert sich kaum um den inner» Zusammenhang, wenn nur das, was aus der Bühne vor sich geht, spaßhast genug ist, um aus die LacbmuSkeln zu wirken. Im BolkSanwalt Cäsar Papke, einem sehr gutmüthigen und redlichen Manne, der in Bezug aus seine Töchter ein strenger Pädagog ist, während er sich selbst einige SeitenpaS gönnt, hatte Herr Max Carell eine willkommene Aufgabe sür seinen stelS drastisch zugreiscnde» Humor gesunden. Er halte als Regisseur und Dichter in Gemeinschaft mit Capell- meister Sänger das Stück »och mit einigen sinnigen und musikalischen Arrangement« bereichert, wie inil dem gut auS- gestatteten Bolero am Schluß deS dritten AckeS und mit einer Bearbeitung deS bekannte» Liedes auS dem „Trompeter von Säkkingen" sür Couplelgebrauch, wozu sich dasselbe trotz deS geschickten Arrangements doch nicht recht eignen will. De» Ramiro spielte Herr Grund mann mit dem nöthigen mexikanischen Feuer und im Tempo des Brasilianer« auS dem „Pariser Lebe»" — im Grunde ist das eine Liebhaberrolle, trotz der exotischen Färbung, und daS ist gerade nicht daS Gebiet, aus dem Herr Grundmann sich besonders heimisch süblt. Sein Coupletvortrag fand indeß lebhaften Bei fall. Zu den Anleihen bei der Operette gehört auch Iimbo, von dem die Berliner Reclame viel Wesens macht, der unS aber auS drin „Seecadet" sehr wohl bekannt ist. Herr Angerman» spirlle diesen Schwarzen mit der erforderlichen Elasticität. Der Schieselbein de« Herrn Zocke war eine gute Charge. Sebr gut war die Grete der Alma Morgcnroth, welche für solche kerbe Küchendragoner recht satte Farben aus ihrer Palette hat. Von den Lieb habern und Liebbaberinnen des SlllckeS läßt sich nicht viel sagen. Einige LiebeSscencn mißglückten; es war das aber nicht die Schuld deS Frl. Gabrieli. welche die Tochter deS CommerzienrathS reckt annehmbar spielte. Das Trifolium der Töchter des BolkSanwaltcS: Lilly Roger. Tini Pusch und Therese Port, zeigte eine Neugier, welche an Natur- Wahrheit nicht« zu wünschen übrig ließ. Rubels von Gottschall. Neue Kunst- und kunstgcwerbcsachen. Aus dem Gebiete der zierlichen, graciölen Nipp tisch- und Salonsculpturcn in Bronce, Terracottn u. s. w.. sowie in de» reizenden Pliantasie-Majoliken sür Znnnierschmuck ist i» der letzien Zeit Frankreich durch Jlalien vollständig von unserem Markte verdrängt worden. Man kann dies jo recht mit Muße studiren bei Beirachinng der jetzt mit wundervollen neuen Sendungen ausqestaiteten Ausstellungsräume des ComiinisionSgeschäsles i» ita lienische» Artikeln von Richter und Sparig (Thomas- gähchen 9, l.), sowie in den Schaufenstern und Räumen des Ge- schästes von Mantel und Riedel (Ecke der Vetersstraße und des Marktes), welches den Einzclverkaus der erwähnten Richter und Spa ri g'schen Artikel übernommen hat. Der Beweis sür die Richtigkeit der obigen Behauptung läßt sich übrigens auch leicht durch den Hinweis daraus führen, daß eine große Anzahl der erwähnten Artikel bereits in Frankreich, dem bisherigen Lande der Neuheiten, theils zum Wiederverkauf als sranzösische Producle angeichaffl, theilS geradezu nachgeahmt worden ist. Es sei gestattet, ans einige dieser herrliche» Sachen hier besonders ausmeiklam zu machen. Schon seit einiger Zeit lenkt eine köstliche Alabasterstatuette im Schaufenster des Mantel und Riedel'schen GeschäsleS die Aus- merksanikeit der Vorübergehenden aus sich. Eine junge liebliche Frauengestalt ist augenscheinlich bei einem Wettschwimmen mit Freundinnen zuerst an das Ziel gelangt, hat sich aus eine wogen- bespritzte Userklippe geletzt und rusi nun etwa, in scherzhaft neckender Geberde beide zierlichen Arme, sowie die Zeige- und Kleinfinger der Hände vorstreckend, den Nachschivimmenden ein „Aetsch, alsch!" (italienisch ,,oic», cicnl" sprich „tschika") zu. Der Künstler hat auch diesen Ausruf als Bezeichnung unlen am Rande der Plinthe der Figur eingegraben, doch würde ja auch ohnedies die Situation durch das Bildwerk selbst klar und unzweideutig charakterisirt sein. Dieie hier ausgestellteeie»" ist nur eine verkleinerte, aber trefflich gelungene Alabastercopie der aus der vorjährigen Turincr Ausstellung prämiirlen lebensgroßen wundervollen Marmorfigur des Mailänder Bildhauers Odoardo Tabacchi. Derselbe Hai sich lchon längst durch seine 1865 errichtete eherne Cavour-Slatue in Mailand, die Statue Dant'S und Lanzone's in der Galleria Vitiorio Emanuele, das Denkmal des Ingenieurs Paleocapa bei der Ein- weihung des Mont Cenis-Tunnels einen bedentende» Namen gemacht. Weiterhin bekannt wurde er durch eine Reihe vo» weiblichen Ideal- statuen und siltenbildlichen Comvositionen, die mit Anmiith und großem Raffinement der Technik ausgesührt sind. Außer dieser ,,6ic», cicu" gehört dahin das Gegenstück zu derselben, die schon seit einigen Jahren auch in verkleinerlen Reproduktionen hier bekannt gewordene graciöse „Taucherin" oder „Tuffoiina", eine jugendliche Frauengeftalt, die, mit Tchwimmtricot angclban, im Begriff steht, sich ins Walser zu stürzen. Beide Figuren sind mit gleicher Nn- muth und Lebendigkeit componirt, während die „Oien, cic»" über dies noch Gelegenheit giebt, die wundervolle Keuschheit in der Behand lung des völlig Nackten zu bewundern. ES läßt sich nicht in Abrede stellen, daß die italienische Plastik sich in der letzten Zeit völlig von der Herrichast der französischen Kunst befreite, und wenn sie auch noch nicht einen wirklichen An schluß an die herrliche slorentinische Renaiffoncetculptur gewonnen ha«, so bat sie doch ein mit bedeutendem technischen Geschick und köst lich frischem Naiurgesühl gepaartes, echt volislhümlichcs Gepräge an genommen. Darum zeigt sie auch unbedingt ihre größte Stärke in der Darstellung der Tyven des eigenen Volkes, wie eine große Reihe von ebenfalls in dem Richter und Sparig'sche» Geschäft, sowie im Schaufenster von Mantel und Riedel ausgestclllcn, allerliebsten Terracotten und Majoliken beweist, größtentheil» neapolilanische Arbeit. Man bemerkt dort über hundert reizende kleine Terracotta- büftchen, Cbaraktcrköpschen darstellend, all-- im Ausdruck vollständig verschieden, nicht ein einziges wiederholt. Meist sind es Köpfe von Kindern, Knaben sowohl wie Mädchen, zum Theil hcrangejchossenen Bengeln und großen Trinen, auch e.mge von Erwachienen, aus der lebendigsten Wirklichkeit herausqegrffen mit ihrem bewegten, aus den Belchauer unwiderstehlich erbitternd wirkenden Mienen-' 'viele. Der HalStuchknoten, die struvvig aus die Stirn hängende Locke, der schief ans dem Ohre sitzen!« Hu« seixen ebenso und schauen cö »io perplex in tue Welt wie der -'»uze Kerl. An diese Eharnkterküvlchen reibt sich eine Anzahl von „Volks- tyven" darstellenden ganzen Figuren in Terracoita, Mnecnroni verschlingende Lazzaroni. Piaffen. Wasserträger, Llrahenvcrläuser aller Art. Straßenmufikanten, Banditen u. s. w . alle in vollkom menster und unübertrefflichster Unmittelbarkeit nnedergegeben. Länimtliche Figürchen, die ganzen sowohl wie die Büsten, stad mit dem äußersten Naturalismus behandelt und mit genialer Flüchtigkeit hiligeworsen. Sie »lachen den Eindruck, als wen» sie eben unter den Augen deS Beschauers mit einigen gewandten Stricken deS ModellirholzeS und einige» Drücken deS bildenden Fingers ent standen waren. Aber trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist die Wirkung eine ganz überraschende. Und bei aller Flüchtigkeit der äußeren Mache sind die Verhältnisse und Bewegungen der Linien dieser Eculplürche» richtiger, als sie oft bei großen Standbildern in Erz oder Marmor angeiroffen werden. Diesen Terracoita-Gestalten stellt sich hinsichtlich der Wir- kung eine Auswahl von „ M a j o l i k a s i g u r e n ", ebenfalls italienischen Ursprung-, im buchstäblichen Sinne des Wortes keck an die Seite. Es sind dies meist promenirende Damen von Welt, wenn auch zuweilen nur von Halb- oder Biertelswelt, Bäcker- und Küchenjungen und ähnliche selbstbewußte Ltraßea- erscheinungcn. Wie still sie auch aus ihren Play gebannt sind, be wegen sie sich doch alle mit unnachahmlicher „Tournüre" und ange- borener Grandezza. In jeder Linie, >eder Wenduag des Kopses, des Fußes, der Hand, in >eder Falte hat der Bildner diesen seinen Gesckiövsen daS naivste Leben und den anmuihigsten Humor eingehaucht Nicht minder reizend als diejeiben sind auch allerhand andere, ebenfalls neu ausgestellte italienische, figurengesch»,tickte Majolika- nipviachen, viereckige, dreieckige, ovale Kästchen »u Karlen, Lckimuck. "andichuhen, riesige Schneckenhäuser mit als Deckel abhebbarem Sluck. ischkarienhaltcr, Stander sür Makaristräuße, allerlei derartige aus Tisch, KamiiisimS, Schrank u. s. w. zu stellende sogenannte 8opr» mobile. An vielen derselben treiben köstliche Figürchen dieser ita lienischen kambocci ihr sorglose-, unnützes Wese», andere wieder sind durch genial hiiigeworsene. slol« skizzirte Malereien geschmückt. Von diesen gemalten Sache» seien besonder- envähnt runde und ovale Schalen mit prächtig ausgesnhrlen Cinquecento- und Rococofiguren. Ganz besonders imponiren noch in der Richter und Sparig'schen Ausstellung die prächtigen neapolitanische», zum Theil riesigen Majolikavasen mit ihren rasaelesken Malereien, so wie überhaupt der ganzen Aussiihrunq streng ii» Sthl des Cinquecento gehalten; da»» die große Reihe herrlicher Majoliken von Faeuza, die mit ihren Pullen rc. dem Cinquecento als daS reizendste Rococo av die Seite treten. Auch die Maioliken von Nove behalten ihre Anziehungskraft. Ihren alte» Ruhm bewahien die schönen Glasgefäße — Becher. Kelchgesäße, flache Schalen aus hohem Fuß, Kannen und Kännchen, Basen rc. — ,n neuen, wie auch in ihren elastischen alten Formen aus den Fabriken von vr. A. Salviati aus Murano bei Venedig. Ein großer Anziehuiigspunct der Richter und Sparig'sche» ;Aus- stellung sind die echt römischen Bronzen, meist zierliche zum Zimmerschmuck bestimmle Verkleinerungen antiker Bronzen aus den Museen zu Neapel und Rom, wie Staluen, Dreifüße, Candelaber, Lampen, Vasen, Schalen rc., kleine Kopien der römischen Forum ruinen , Triumphbögen, daun aber auch guter Renaissance- und moderner Sculpluren. Auch alle diese Sache» und Sächelchen sind von ungemeiner decorativer Wirkung. Adolf Weiske. ' königliches Landgericht. 11. Slraskiruimcr. Abermals hatten sich eine größere Anzahl militairpflichtiger Leute, welche sich dieser Verpflichtung durch Austritt i»e Ausland rc. c»i- zogen, wegen Verletzung deS eiiischlagcnden, erst jüngst hier wörtlich wiedergegebenen 8- 140 des N -Str.-Gcs.-B. zu verantworten. Der vorschriftsmäßig erlassenen Ladung ungeachtet war keiner der Ange klagten zur Verhandlung erschienen. Hinsichtlich einiger derselben wurde Vertagung, bezw. Einstellung des Verfahren» beschlossen, gegen die klebrigen aber aus eine Geldstrafe nach Höhe von je 200 Mark event. aus 40 Tage Gesängmß anerkannt, und zwar gegen Ernst Otto Billhardt aus Thren, Emil Oskar Mühle aus Fischhain, Anton Friedrich Berthold Pr Sich hold auS Lickie». hain, Ernst Eduard Herrmaiin Rühle aus Pösneck, Hermann Oekar Paul ans Osterfeld, Hermann Anton Wilhelm Okcrt, Friedrich Ernst Zehl, Fiirchlegolt Julius Stange, Louis Paul Hahn, Paul August Dietziiiaiiii, Julius Christian Rauscher, Emil Rudolf Schünewald, Max Werner, Paul Richard Linke, Albert Richard Sünderhaus, vo» hier. Gustav Rcinhold Thallwitz aus Neusellerhauien, Emil Richard Inner aus Rautengrün, Gustav Adolf Moritz aus Colditz, Friedrich Gustav Bartsch auS Denitz und Friedrich Ernst Kaub aus Frohburg. Der Gerichtshof bestand ans den Herren LandgerichtSräthen Loh- mann (Prüsld ), Obenaus, Adam, Siegel und Höffner; die Anklage führte Herr StaalsanwalischastSasseffor Berndt. IV. Strafkammer. Ueber die Anklage der Nülhigung hatten sich der Tischler Christian Friedrich Carl Wiebach aus Eutritzsch und der Restaurateur Rich. Sieber von hier zu verantworte». Der Besitzer des Gasthoss zum „Goldncn Stern" in Lösmg, G„ Halle letztere» an den Restaurateur Sch. verpachtet und zwar war dies in, Februar d. I. geschehen. Vor einiger Zeit hatte G., aus Zuredcn dritter Personen, Veranlassung genommen, einen anderen Pächter, den Ober- kclluer K., einzusctze»; cs war dies jedoch unter ganz eigen- tdumlichen Umständen geschehe». G. halte nämlich dem An geklagten Wiebach Vollmacht criheilt, den alten Pächter au« dem Gasthvic herausjiisetzen. Wiebach begab sich dann »»l einigen Leuten nach Lüsnig und iübrte den Auilrag aus; da jedoch der Pächter Sch. einem derartige» Ansinnen sich nicht sogleich fugen wollte, so wurde Gewalt angeweildei; weniger rasch ging dies gegenüber der Frau Sw., da diese sich »ichi logleich ans ihrem Küchenqebicte deranS- ireiben ließ. Der neue Pächter sollte sich inbesscn nicht lange in seinem Wirkungskreise befinden, denn die vo» dem herauSgetriebenc» Pächter bei der Behörde eingeschlageneli Schrille Hallen den Erfolg, baß er wieder in die Pachtung eiugcjetzl wurde. Schlimmer fiel aber die Sache sür Wiebach aus, welcher wegen Nülhigung sür schuldig erachtet und zu 6 Wochen Gesäiigniß verurtheilt wurde, während das Gericht hinfichllich deS obengenannte» Mitangeklagten aus Frei sprechung erkannte. Ter Gerichlshos bestand auS den Herren Landgerichtsdirector Bartsch (Präsid ), LandgerichtSräthen Adam, Sieber, vr. Tanz und Assessor Schuberth-Engelschall; die Anklage führte Herr Staats anwalt Meißner. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Nach 8- 243 Nr. 3 Str.-G.-B. wird ein Diebstahl als ein schwerer, mit Zuchthaus zu bestrafender erachtet, wen» der Dieb bei Begehung der Tbat Was je» bei sich führt. Gegen de» Arbeiter B. aus L. war aus dieser Strafbestimmung Anklage er hoben, das Landgericht hat sestgestelll, daß der Angeklagte V. am 24. Oktober 1884 zu R dein Kaufmann S. eine» diesem gehörigen Kaiserniiinlel in der Absicht rkchlSiindriger Zueignung weggeiwmiiieii, »nd bei Begehung dieser Thal eine Waste, »ainlich ein geladenes, als Schiißwasjc indcß iin uamaligen Zustande nick» benutzbares Doppcl- pistol in der Tliiche gehabt hat. Das Landgericht hat nun wegen einfachen Diebstahls aus 8- »42 Tlr.-Ges.-B. aus Strafe er kannt; 8- 243 Nr. 3 des Slrasgesetzbiichb aber sür nicht cinw ndbar erachtet. Das Landgericht hält diese Varschrisl uni deswillen sür ausgeschlossen, weil anzunekinien gewesen sei: daß der Angeklagte bei Begehung der Thal nicht das Bewußtsein gehabt hake, er stehle, indem er eine Wasse bei sich führte. 'Nach seinem glaubwürdigen Geständniß habe der Angeklagte das Pistol kurz vorher zwilchen Stargaro und Regcnwaldc in einer Ll'stallcc gesunden, es zu sich gesteckt, wissend, daß es ohne Kupserhulchcii keinensalls abgeschossen werde» könnte, er habe bei der ihm durch die Gelegenheit gebotenen Enimenduiiq des vor dem Luden hängen den KaisermanlelS »nd auch später bet der Verinigiing an die Be nutzung des Pistols, enva als Sci'lagwasse, „ichi gedacht, indem er bei der Verfolgung de» Mantel lallen und sich scstiiehme» ließ Alles die» hat es — wie die »rlheilsgrüiide sagen — dem Gerichtshof außer Zweifel gestellt, daß der Angeklagte im Augenblick des Diebstahls an dos zufällig nicht lange vorher gefundene und in Folge dieses Fundes noch in seiner Tasche steckende Pistol gar nicht gedacht hat Die von der Siaalsanwaltichast wegen Nichtanwendung des 8- 243 Nr. b Str.-G.-B eingelegte R-vision hat das R. G., II. Straf senat, am 24. Februar d. I. verworfen und dabei ausgesührt: Daß dem Pistol, mochte cS auch i» Ermangelung eines Zündlnilchcns nicht abgeschossen werden können, die Ec cnschasl -iner Wasse im Sinne des 8- 243 Nr. 3 2ir.-G.-P. nicht abgeiprochen werden konnte, ist vom Landgerichi angenommen nud darm ihm beizuireten. Das Pistol ist ein nach sinier Lonstruciio» ko» vornherein zu einem Angriffs- oder Beriheidigungsiniltei bestimm tes Werkzeug, also eine Wasse im technischen Sinne, und behält diese Eigenschaft, mag es im coiicreten Fall seiner Bestimmung gemäß gebraucht werden können oder nicht. Die objcclivcn Voraussetzungen zur Anwcnduug 'des 8. 243 Nr. 3 des Strasgcsetzbiichs waren also »ach den landgerübl- lichcn Uilh.iisgründen gegeben. M» 1, cljl aber ist vom Landgcri.lü zur Anwendung jener Porschritt auch das Bewußtsein d e Thäters davon gelordert, daß er Waffen bei sich sülire: es ist weiter mit Recht Gewicht daraus gelegt, daß dies ittewußt- lein dem Tbä'er „bei Begebung der Tbat" beiwohne: d'an Nr. b a a. O. wird »ach seinem Wortlaut nur anwendbar, wenn der Dieb — oder einer der khrilnehmer am Diebstahle — bei Begebung der Thal Massen bei sich führt. Es genügt also nicht, wenn dies Bewußtsein vor der Begehung der T. t bestanden hat, demnächst aber verloren gegangen ist. Rcch.Uch besteht lei» Hinderniß, dieserdalb eia Vergessen sür fest- gestellt zu erachten, wenn auch die B ej itzerg reis» ng an der Waffe der Zeit nach kurz vor die Zeit der Begehung der Thal fällt. Vom Landgericht aber ist em solches Vergessen hier angenommen und aus die besondere Erwägung gcslützi, daß die Wegnahme des Kaisermantels sich als ein aus plötzliche m Entschluß beruhender ÄelegcnbeitSdiebstahl dargcstelli lat. Damit rechtfertigt sich die Nichtanwendung von Nr. 3 des 8. 243 Str.-G.-B.; denn nicht nur sür die Begriffsmerkinalr der Thai >n ihrer einfache» Gestaltung, sondern auch für Thatumstände. welche die Strasbarkeit erhöhen, gilt die Beiliiiiiiiiiiig de- 8- 39 Slr.-G.-B, wonach solche Umstände Demjenigen nicht zuzurechnen sind, welcher sie bei Begehung seiner straf; rca Handlung nicht kannte. Weder die Fassung von Nr. 3 a. a. noch die Eiiistehungsgeschichte derselben führt zu einer von d>n all- gemeinen Regeln abweichenden Behandlung deS Dieb'-abls m l Waffen: und innere Gründe sprechen dagegen. Tie Mög!i..".>; ist nicht ausgeichlossen, daß Jemand, der, ohne an den Besitz einer Waffe zu denke», einen Diebstahl begangen Hai, diese» T ed- slahl auszusühren unterlassen haben wurde, wenn er an dev Besitz der Wasse gedacht hätte. Nachtrag. * Leipzig, 23. September. DaS gegen den Schrift steller und NeichStagSabgeordneten Herr» Wilbeli» L icbk i> c > l wegen Beleidigung ergangene Erkenntnis; der Berns»» kammcr de« hiesigen königl. Landgerichts ist nuniiiebr rccbi-- kräftig geworden. Wie wir erfahren, gedenki Herr Li c knecht die ihm auserlcgte vierwöchige Ge>ängil'f;i:r..se am 29. d. M. in der Gesangenen-Anstalt Hierselbst aiiznlietev — Zu dem Referat über daS Stiftungsfest de« christ lichen Vereins junger Kausleute in der gcttri:e» Nummer sei zur Ergänzung, bez. Berichtigung hinzngeiust, daß der Festredner, Herr Archibiakonu« Vr. Suppe, sich über den Zweck des menschlichen Lebens vom christ lichen Staiidplincte auS verbreitete. Unter Hinweis aus die philosophischen Anschauungen des beid- Nischen Allertlmms führte er aus: Der Zweck des Lebens gebt Nicht aus im Arbenen und Geldverdiencn; damit würde der Mensch zu einem Lastihier erniedrigt und das Leben seines Adels beraubt. DaS Ziel kann auch nicht sein, Ehre bei Menschen zu erwerd n; menschliches Unheil geht oft irre und Menschenehre «st vergänglich. 'Noch weniger bars der LebenSzwcck im Genuß und Wohlbehagen gesucht werden: dadurch würde der Mensch eninerr» und die Selbst- sucht großgezogen werden. Auch die Bildung des Geistes kann nicht daS höchste und letzle Ziel des Lebens sein: wie Weiiigen wäre es dann vergönnt, den Lebenszweck zu erfüllen: auch macht Bildung des Geistes nicht sittlich frei, noch giebt sie der Seele den Frieden. Selbst das Strebe» »ach Tugend, wenn dabei die Sünde Uii 'crück- sichligi bleibt und eine Erneuerung des Herzens sur nicht uolhiveiidig gehalten wird, sührl nicht zum Ziele. Das Ziel und damit der Zweck des Lebens ist in dem Wort Jes» gegeben: „Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit." Das ist die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die der Herr mit iemem Erlösung«» lode erworben hat und die dem Glauben zugerechuct wird. Der gerechtfertigte Christ ist zu Gott i» das rechte Berkaltniß gesetzt, er ist ein Kind Gottes, er hat Friede mit Gott. Im Geiste seines GemülhcS erneuert und nut der Kraft des heiliges Geistes ausgerüstet, bat er nun in den mannigfachen Verhältnissen deS Lebens, in der Erfüllung seiner Berusspflichlen, im Verkehr mit den Menschen) in Beweisung allgemeiner Menschenliebe und christlicher Bruderliebc, in geduldigem Ertragen der Leiden und Trübsale des Lebens, in Selbst verleugnung und Entsagung, wo Pflicht und Gewisse» ihm dieselbe gebieten, zu wachsen an Dem, der das Haupt ist. und nach sittlicher Vollkommenheit i» treuer Benutzung der ihm von Goii gebotenen Gnadeiimittkl zu ringen. Darin besteht der Zwrck d»S Leben» und darin liegt der Wer», deS Lebens. — Die Direktion de« Carola-TheaterS thsilt uns mit, daß sie fick durch den Erfolg, welchen die erste Ausfüh rung der „Wilden Katze" am DienSlag errang, veranlaßt siebt, die iuslige Posse auch beute Donnerstag zur Aussüb- rnng zu bringen anstatt des „Feldprcviger", der nun erst in nächster Woche wieder aus dem Repertoire erscheinen wird --- DaS Mrltini-Theater, welchem allabendlich daö Publicum zahlreich zuströmt, bot am Dienstag Abend einen eigenartigen Anblick dar. indem aus den ersten Reibe» die Be>>a-Coola-Indianer (auS dem Zoologischen Garten) in ihrem phantastischen Staate als Zuschauer ^latz genommen balle» und erklärlicher Weise Gegenstand allgemeiner An' merksamkeit waren; die Fremdlinge folgten der Vorstellung mit gespanntem Interesse und ganz verblüfft bückten sie ein ander an. als Herr Mcllini daS reizende Zanberttück des „TbalersangS" auSsübrtc. UebrigenS lenken wir die Aus »icrksamkeit deS Publikums aus eine von Herrn Mellim inilgcbrachte Neubeit, die Holzharse, deren Spiel eine fesselnde Wirkung aus die Zuhörerschaft hervorbringk. — Leipzig, 23 September. Wie zu erwarten stand, drängt sich auch diesmal wieder daS Publicum zu den wäh rend der Messe allabendlich in den oberen Sälen deS Hotel de Pologne slattsindeiidcii hnmoristi schen SoirSen der Leipziger Onartclt- und Concertsänger. der Herren Eyle. Platt, Hoffinann. Locke. Frische. Maaß und Hanke, weiche daS Zeug dazu haben, ihre zahlreiche Zuhörerschaft a» jedem Abende mebrerc Slnnden hindurch auf das Angenehmste zu uiiterhaile». Die »eueren Mitglieder der niiilinchr über 21 Jahre bestehenden Gesellschast, die Herren Platt, Hoff mann und Locke, verfügen über angenehme und ausgiebige Stimmmittel und haben sich schnell in die Gunst des Publicum« gesetzt, und ganz dasselbe gilt vo» Herrn Frische, der sich nnt Herrn Hanke zumeist in die lminoristischen Sachen lhcilt und tnrck eine gesunde, ungekünstelte Kvinil briltirt. Die übrigen Herren sind ja in ihrer Thäügkeil längst bekannt; eö ist hier eben jeder Mann an feine»! Platze und in dem Programm bei vorwiegend huniorislischen Nummern doch auch aus die ernsteren Cvinposttivncn Rücksicht genommen. Ais neue Schlußnummer haben die Herren diesmal eine äußerst wirkungsvolle Humoreske, betitelt „Aus nach Afrika", mitgcbracht, welche von packender Wirkung ist und das Publicum i» beständigem Lachen erhält. Der Stoff ist nicht übel behandelt: c>» Consortium zufällig Zusammen- lrcffenber, aus ciitiasfenen Musikern und andere» Personen der ReichShauptstadt bestehend, ist zu dem Entschlüsse gelangt, in Afrika sein Heil zu versuchen, und Diejenigen unter der Sippschaft, welche nicht innsikalisch gebttvet sind, werden so rasch, als dies bei der Eile angeht. in der Behandlung des Schlagzeuges;c. unlerwiese», und dann gehts mit Sang und Klang »ach Afrika. Diese neueste Nummer dsirstr gewiß längere Zeit hindurch Repertoirestück bleibe»; fedensatts kann der Besuch dieser Soirben aujs Neue empfohlen werden. — Der Günther'sche Floh-Circus, besten Inhaber mit den Vressirte» „Schwarzkünstlern" verschiedene Länder durchzogen und überall Intereste erregt hat, ist nun auch zur Messe anwesend und zwar in den Colonnadcn des ..StaVtgartenS", woselbst täglich eine Anzahl Vor stellungen staNsiiiVen, über welche auS dem Anzeigenthcil dieses Blattes bas Nähere bekannt geworden ist. H Leipzig. 23. September. Gestern Nachmittag 3 Nbr 31 Minuten tras mit der Thüringer Bahn ein Eommanvo vom >2. Fußartillerie - Regiment, bestehend auS 37 llnterossicieren und Mannschaften, von Metz hier ein. um mit der Dresdner Bab» 7 Nbr 30 Min. weiter zu fahren u»v daS Ccmmando ans der Festung Köiiigsteiil abzutösen. — Ein von cec königl. StaatSanwaltschast zu Zwickau wegen Betrugs steckbrieflich verfolgter Copist ward gestern von der Polizei b>er verhaftet. — In vergangener Nackt betras ein Sch'.».»nai», au, dem Floßplaye zwei Knaben, welche ihre Eilern >n Zeitz um Geld bestohlen batten und dann entlausen waren Der einr vo» ibne» entzog sich seiner Fest nahme durch die Flucht, der andere ward jedoch nach dem Naschmarkt gebracht und dort eingesteckt. — Ein in der UlrichSaasie irobiibaftcr Buchbinder machte gestern Abend in seiner Webnung bestigen Seandal nnd msßöankclte seine
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