General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 18.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189812185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18981218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18981218
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGeneral-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
- Jahr1898
- Monat1898-12
- Tag1898-12-18
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Rr.29». -1«»«. — Diese verbreitetste unparteiische Lestung erscheint Wochentags Abends (mit Datum des nächsten Lage») und kostet mit de» fü»s Wöchentlichen Beiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Unter- halkr!'»^.5blatt. Hei den Postanstaiien und bei den Ausgabestellen rnonatlich 40 Pfennige. 18SS. Postliste: Nr. 2877. Ltlegramm- Adresse: Bcnerakiizeiiier, gerniplechslelle g!r..»so. Gencral- süe Chemnitz irnt Ilmgegend. (Sächsischer Landes-Alireiger). — Gegründet 1878 al-„Anzeiger" «. Verlag nnd RotationSmaschinen-Drnlk von Alexander Wiede in Chemnitz, Lheaterstratze Nr. 8. Sonntag, den 18. Dezember. Anzeigenpreis: «gespalten« EorpuSzeile (ca. 9 Silben fassend) oder deren Raum IKPfg. (Preis verzeichnisse ir Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa 11 Silben fassend) SO Pfg. — A»zetge» lSimennnrbisBormittag tO Uh, augenommeir werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger- Inserat« finden sllr billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Dame,»empfang bei der Kaiserin von China. ^ Als Prinz Heinrich im vergangene» Mai der Kaiserin-Wittwe von China im Sommerpalast bei Peking einen Besuch machte, benutzte er die Gelegenheit zu der Mitthcilung, daß die europäische» Damen Pekings sich glücklich schätzen würden, einmal von der Kaiserin empfangen zu werden. Daraus erwiderte die Kaiserin nach einige»! Zögern, sie würde diesen Wunsch beim nächsten großen Staatsempfange erfüllen. Da bis zu diesem, wie sich bei späterer Nachfrage herausstellte, damals »och mehr als ein halbes Jahr ver streichen mußte, glaubte man, der Damenempfang sei mit dieser Antwort der Kaiserin ein für alle Mal abgethan. Jetzt aber hat sich die inzwischen wieder zur höchsten Macht emporgestiegene Kaiserin ihrer damaligen Zusicherung doch erinnert und hat die Gemahlinnen der europäischen Gesandten in Peking feierlich empfangen. Diese Thaisache, die eine vollständige Neuerung darstellt, ist deshalb schon an sich interessant. Sie wird es um so mehr, als cs sich hierbei nicht um eine gewöhnliche Audienz, einen kurzen förmlichen Besuch, sondern eine» glänzenden Empfang handelte, bei dem die Regent!» offenbar bemüht gewesen ist, sich ganz besonders herzlich und liebens würdig zu zeigen. Wie nu- Peking gemeldet wird, wurden die Damen in Sänften durch die von der Polizei freigehaltcneu Straßen getragen, am Palasteingang von einer Anzahl glänzcnd gekleideter Mandarinen empfangen und von da in Palastsänsten nach der elektrischen Bahn getragen, welche sie sodann nach der großen Halle brachte. Hier erwartete sie eine Anzahl Hofdamen, Welche sie zum Audienzzimmer zu führen hatten. Darin saß die Kaiserin-Wittwe ans einem Thron sessel hinter einem kleinen Tisch, welcher, wie beim Besuch des Prinzen Heinrich, mit Chrysanthemen und Früchten geschmückt war. Der Kaiser saß zu ihrer Linken. Die Damen nahmen vor dem Thronsessel Platz. Lady Macdonald, die Gemahlin des englischen Gesandten, der zugleich Doyen des diplomatischen Corps ist, und ihr Dolmetscher traten alsdann vor und verlasen in englischer Sprache eine Adresse, welche Glückwünsche und die Hoffnung ans- sprach, daß die Damen Chinas dem Beispiel der Kaiserin-Negcntin folgen würden. Diese dankte hnldvollst. Lady. Macdmvald stieg weisin "im Verglich"zum'VvH'ahr^34"einUbuahmc dann, gefolgt von de» übrigen Daweck, die Stufen zum 19 (4, 3 «EMsche> eine Annahme des Andrangs' Thron hinauf und verneigte sich vor dem Kaiser und der R gentin. Letztere steckte jeder Dame einen goldenen Ring, mit Perlen besetzt, au den Finger. Perle» gelten in China als der vornehniste Schmuck und werden höher geschätzt und belverthet als alle Edelsteine. Daher waren z. V. auch die Orden, die nach dem Empfang des Prinzen Heinrich durch die Kaiserin-Wittwe an die Kaiserin Friedrich, die Kaiserin Auguste V ctoria und die Prinzessin Heinrich gesandt Warden, mit herrlichen sehr großen Perlen besetzt. Hiernach begaben die Damen sich in die anstoßende .^alle, wo ei» luxuriöses Frühstück servirt wurde, bei welchem Prinzessin Tsching den Vorsitz sühne. Die Dvliiieischcr frühstückten au einem kleineren Lisch. Die Damen wurden dann ins Nebenzimmer geführt zu einer kurzen Nast. Bei der Rückt hr im Baukettsaal fanden ihn die Damen mit Prinzessinnen und Palastbeamten gefüllt. Bald danach trat die Kaiserin-Wittwe mit der jungen Gemahlin des Kaisers ei». Die Kaiserin-Wittwe hat ein entschlossenes Gesicht, aber gemildert durch ein bezauberndes Lächeln. Entgegen der chinesische» Sitte, der die N gentin als geborene Mandschurin überhaupt nicht huldigt, ist ihr Gesicht nicht bemalt. Die Gemahlin des Kaisers ist sehr hübsch, hat aber einen traurige», gedrückten Ausdruck im Gesicht. Die Kaiserin-Wittwe nnterhielt sich liebenswürdig mit den ausländischen Damen und drückte die Hoffnung ans, daß ihnen ihr Besuch gefallen möge. Als der Thec scrbirt wurde, traut sie aus derselbe» Tasse mit jeder Gcsandli». Gleich darnach umarmte sie alle in einem weibliche» Gefühlsimpuls. Die Gesellschaft bcgab sich sodann zum Theater, durch zahlreiche prachtvolle Gänge. Das Palasttheater ist «ine riesige Halle. Die Bühne liegt im Cenlrum, umgeben vo» nommru ist, soll im März 1899 fertiggestellt sein, wie verlautet, I wird, theilnimmt, wird wegen Aufruhr» mit Gesängniß nicht unter um nach dem Mittelineer zu gehen und dort dein Kaiser zu der be- 6 Monaten bestraft." Der zweite Theil des Absätze» sieht eine noch absichtigten Jtalienreise zur Verfügung zu stehen. I schärfere Strafe für die Rädelsführer und diejenigen Aufrührer, die — Die Vereinigung der Stossfabrikanten in Creseld beschloß bei dem Ausruhr den Beamten Widerstand leisten oder sie angreisen, einstimmig,' die neuen Forderungen der Arbeiter zurückzuweisen und vor. Nun muß man de» Krawall in Hrilbronn unzweifelhaft als überhaupt mir dann wieder in Verhandlungen einzntreten, wenn die Aufruhr ansehen, denn der Widerstand gegen die Beamte» war s» Arbeiter, die zum größten Theil kontraktbrüchig sind, die Arbeit nachhaltig, daß die Polizisten und Gendarmen nicht ausreichten und wieder aufnehmen. Die Weber halten an den von ihnen gestellten militärische Hilfe »achgesucht werden mußte. Auch das Militär Bedingungen fest. In der gestrigen Stadtverordnetensitzung theilte konnte erst nach Anwendung von Gewalt Ruhe schaffen. Es wurde Beigeordneter Bertram mit, es seien von Arbeitswilligen Gesuche mit Ausrufe» wie „Preußenbande", »schlagt die Hunde todt"» um Polizeischutz gestellt worden. Daraufhin seien die Beamten an- empfange». Es wurde ferner mit Steinen nach dem Militär ge- gewiesen worden, unter alle» Umständen Arbeitswillige zu schütze» I worsen und mit Messern »ach den Soldaten gestochen. Damit war und vor thätlichen Beleidigungen zu bewahren. Isowohl der Thatbestand des 8 113 erschöpft, wie derjenige des 8 H6, — Aus Heilbronn wird vom 16. d. M. geschrieben: Bei der! da e» sich nicht um einen einzelnen, sich der geordneten Behörde heutigen Weilerverhandlnng des Prozesses wegen der Straßennnruhen I widersetzenden Misscthäler handelte, sondern um eine gemeinsame Zu« vom 24. Juni wurden die Angeklagten Bossert und Nothenbacher sammenrvttung. Einzelne der Angeklagten haben auch zugegeben, sreigcsproche». Die Angeklagten Schmclzle und Hüber erhielten wegen daß sie selbst mit Steinen geworfen haben. Auflaufs 2 Monate 15 Tage Gesängniß, die dnrch die Untersuchungsft Bei diesen Angeklagten war esjalso gänzlich unzweifelhast, daß sie als verbüßt erachtet wurden. sowohl nach 8 Hb wie »ach 8 11b Absatz 1 und 2 zu bestrafen — Der Arbeitsmarkt im November zeigt trotz der gewesen wäre». Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, daß die Gc- güiistigen Konjunktur in vielen Industriezweigen ein Anschwellen des schworen«» mildernde Umstände bei diesen Angeklagten hätten an- Andrangcs der Arbeitsuchenden, wenn auch nicht in dem Maße, wie nehmen können, und dann hätte gemäß 8 Hb Absatz 2 aus Gesäng- iu> gleichen Monate des Vorjahres. Es ist die» eine alljährliche ^ nißstrafe nicht unter 6 Monaten erkannt werden dürfen. Bei alle» mersaison verursaä belasten das Angebot auf ..... ... November. Diese Lage des Gesammtmarkte» sticht wesentlich von anzusehen, daß sie an dem Aufruhrs theilgenommen hatten, und dem Arbeitermaiigel ab, der noch für verschiedene Gewerbe, wie Berg-1 dann waren sie aus Z 115 zu bestrafen. Ein Dritte» gab eS bau, Eisenindustrie re., zu kvnstatire» ist. Die Verschiedenheit der juristisch nicht, bei dem klare» Vorliegen des Thatbestandes des Auf- Lage tritt besonders deutlich in den Berichten über die einzelnen I rühr» war die Vernrtheilung wegen groben Unfugs felbst ein grober Gewerbe (Bergbau, Baugewerbe, Textilindustrie rc.) hervor, wie sie! Unfug. Aus der Motivirung der Strafabmeffnng durch den Bör dle Berliner Monatsschrift „Der Arbeitsmarkt" jetzt eingeführt hat. sitzenden geht klar hervor, daß der Gerichtshof von dem Fehlspruche — Nach den Ergebnissen der Arbeitsnachweisverwaltungen, wie fiel der Geschworenen überzeugt war, da aber bekanntlich in Schwur- jetzt ebenfalls in der genannten Zeitschrift veröffentlicht werden, be-1 gerichtsfachen der Gerichtshof nur Urtheile ablehnen kann, bei denen warben sich um 100 offene Stellen 135,7 Arbeitsuchende geg - - - ' ^ ° -- . im gleichen Monat des Vorjahres. Von 56 vergleichbaren Logen, die mit Spiegelglas umschlossen sind. Anfangs war die Bühne mit einer Menge höherer Mandarine» angcfüllt, welche beim Erscheinen des Kaisers und der Kaiserin-Wittwe diese dreimal begrüßten. Das geraume Zeit dauernde Schauspiel wurde tzaus. schließlich von Palastennuche!, aufgeführt, wie cs überhaupt in China keine Schauspielerinne» giebt, sondern auch die Franciuollen von Männern gespielt werde». Darauf folgten akrobatische Vorstellungen, wonach die Gesellschaft in den Epeijcsaal ziuückkehrte, wo ein wunderbares Menu von chinesische» Süßigkeiten, Thee und Wein servirt wurde. Später erschien die Kaiserin-Witlive abermals, verab schiedete sich von den Dainen nnd sprach die Hoffnung ans, sie wiederzuseheii. Alle Damen erhielten Geschenke. Dann wurden sie mit demselben Ccrcinvniell znrückcskortirt. Tie Kaijerin-Regentin gab sich durchweg äußerst herzlich. Politische Rundschau. Chemnitz, 17. Dezember 1893. Deutsches Reich. — Gegenüber der Mittheilnng der »Boss. Ztg.*, es verlaute „1 Abgeordiictcnkrcise», daß der Oberpräsieent v. Köller wegen der von ihm in Schleswig-Holstein verfügten Ausweisungen keines wegs des Rückhalts an entscheidender Stelle sicher sei nnd deshalb an seinen Rücktritt denke, schreibt die „Nvrdd. Allgemeine Zeitung", es sei in Negierungslreise» nicht das Geringste von einem Gegen sätze zwischen Herrn v. Köller und dem Staalsniliiisterium bekannt. Die preußische Negierung werde im Landtage für Köller's Ans- weisuiigspvlilik in Nord-Schleswig ii»«mwniidcn eintreten, wie zweifellos der Oberpräsidciit bei dem thalkräftigen deutschen Vorgehen stets sowohl die Negierung, als auch den beiss Weitem größten Theil des deutschen Volkes hinter sich habe. — Die Kaiscryacht „Hohciizollern", deren Ausbau und Aus schmückung im Baubassm der Kaiserwerft in Kiel in Angriff ge- (-4- 3 aMTndische) eine 'Annahme des Andrangs ans. 1 Geschworenen zu rMren -Der „Vorwärts" giebt ein« richüge, avve-^-^ Abnahme: Breslau, Frankfurt a. O-, Kiel, Halle a. S„ 'Hannover, I für die Geschworenen nicht schmeichelhafte Erklärung, weil» er sagt; Osnabrück, Dornmmi>, Efseu a. R., Elberfeld, Düsseldorf, M.-Gladbach, l Der Urtheilsspruch der Geschworenen enthält eine deutliche Ver« Aachen, Kreuznach, Wiesbaden, Frankfurt a. M., Mainz, Darmstadt, Kaisers- .,^.:-,,,., czeaelmaier's" lweaen dessen SNabl üekaiintlieli die llnri,be tauter», Heidelberg, Schopfkeim, Karlsruhe, Ofienburg, Mannheim, Konstanz, (wegen Vesten Wahl verannllich vie unriiyev Ludwigsburg, Eßlingen, Reutlingen, Göppingen, Schw. Hall, Heilbron». stattfanden). Die Heilbromier Geschworenen haben sich nicht vom Rechtsstandpunkte, sondern vo» politischen Rücksichten leiten lassen. Ein erheblicher Theil der Eingesessenen des Landgerichtsbczirk» Ulm, Würzburg, Augsburg. Zn 11 ah ine: Pose», Berlin, Rixdorf, Quedlinburg, Erfurt, Bielefeld, Münster, Köln, Trier, Gießen, Worms, Straßburg, Lahr, Freibnrg i. B-, Pforzheim, Stuttgart, Fürth, Nürnberg, München. (Brünn, Graz, Bern). Ausland. Oesterreich-Ungar». Während von jungtschechischer Seite küiistatirt wird, daß die Nachrichten von den geplanten Annäher ungsversuchen zwischen Deuts chen und Tschechen jeder Be gründung entbehren, plaidirt nunmehr der „Hlas Naroda" im Leit artikel mit Nachdruck für eine Verständigung zwischen beide» Völker stämmen im Lande. Anknüpfend an die jüngsten Worte vr. Niegsic's, der eine endliche Verständigung warm empfahl, führt das Blatt cius, daß die Verhältnisse in Böhmen in der gegenwärtigen Gestalt weiterhin unhaltbar geworden seien und spricht die Ansicht ans, es sei angezeigt, daß der Anfang zu einer Verständigung gemacht werde. Als Losung solle gelten: Keine Landeszerreißung, loyale Znerkemtimg gleicher Rechte, aber auch gleich loyaler Schutz beider Nationalitäten in der Richtung der Selbstbestimmung in kulturelle» und nationalen Angelegenheiten. Italien. Das Ansuchen Do» Carlos' ui» eine Audienz beim Papst ist abschläglich beschiede» worden. Frankreich. Aus Paris wird unterm 16. d. M. gemeldet: Die hierher gemeldeteil Aeußerungen Kaiser Wilhelms gegenüber dem Präsidium des Reichstags über die drohende Ge staltung der englisch-französischen Beziehungen haben eine starke Beunruhigung hervorgerufen, der eine halbamtliche Mittheilnng entgegenlriltt, wonach jene Aeußerungen wohl nur den Zweck halten, den Reichstag für die Bewilligung der Heercsverstärkung geneigter zu stimmen. — Wegen des gegen Christian Esterhazy verübten Betrugs erließ der Untcrsnchungsrichter BcrtuluS gegen Major Esterhazy einen regelrechten Haftbefehl. Die Grenzbehörde wurde entsprechend verständigt. China. Prinzessin Heinrich ist in Hongkong eingelroffen; sie wird das Weihnachtsfest mit dem Prinzen Heinrich daselbst ver- bringen. Ein Haus für das prinzliche Paar ist bereit- gemiethet. Im Februar wird die Weiterreise nach Kiautschau erfolgen. Schwurgerichte und politische Verbrechen. Es ist eine alle Forderung des Radikalismus, daß politische Verbrechen aller Art den Schwurgerichten zugewiesen werden sollten, weil diese vornrtheilsfrcicr darüber entscheiden würde», als im Dienste des Staates befindliche Richter. Die »icrkwürdige Entscheidung des Heilbrunner Schwurgerichts in der Angelegenheit des bekannten Wcchl- krawalls hat gezeigt, wie berechtigt der Staat ist, wem, er sich dieser Forderung widcrsetzt, und wie unrichtig -die Voraussetzung ist, daß Geschworene gerade bei politischen Vergehungen eine Gewähr für unbefangenes Urtheil bieten. Die Geschworenen haben verneint, daß Aufruhr vorliege, und haben groben Unfug angenommen. Nu» war nach dem Ergebnisse der Beweisaufnahme nicht daran zu zweifeln, daß Aufruhr vvrlag. Der 8 Hb des Strafgesetzbuches besagt: „Wer an einer öffentlichen Zusammenrottung, bei welcher eine der in de» 88 Hb und 114 bezcichnetc» Handlungen (der hier in Frage kviiiiiiende 8 113 behandelt den gewaltsame» Widerstand gegen!» rechtmäßiger Ausübung ihres Amtes befindliche Beamte bczw. den thätlichen Angriff aus Beamte) mit vereinten Kräften begangen Eingesessenen Heilbronn gehört der dcmokrattschen Partei an, die den Wahlkreis ja auch in mehreren Legislaturperioden hintereinander besessen hat. Zweifellos haben sich unter den Geschworenen viele Anhänger der süddeutschen Vollspartei befunden. Es soll nicht gesagt werde», daß die Geschworenen, absichtlich das Recht gebeugt hätten, aber sie be fanden sich eben von vornherein in der Stimmung, die Angelegenheit so mild als nur möglich zn betrachten. Und das ist eben die Gefahr, die «n der Entscheidung von Strafihaten politische» Anstrichs durch Schwurgerichte liegt. Umschau im Lande. — Freiberg. Der Korbmacher Clauß in Pobershau, gegen den am Freitag Vormittag vor dem hiesigen Landgericht Verhandlung wegen Jncests anständ, hat am Donnerstag Abend seine Stieftochter, um die es sich in dem Prozeß handelte- zu ermorden versucht. Mit einem Messer brachte er ihr schwere Verletzungen bei. — Grotzeuhaitt. Ein frecher Diebstahl wurde dieser Tage auf den, hiesigen Postamte ansgesühit. Ei» Knabe war gerade mit dem Aufzählen von Geld beschäftigt, als ein junger Mensch eilig an ihn herantrat und sagte: „Kemm' 'mal schnell 'raus, Deine Mutter ist draußen." Der Knabe warf das Geld rasch wieder in seinen Beutel und ging mit in den Vorraum. Im Nu hatte ihm der Un bekannte den Beutel entrissen und war verschwunden, che sich der Bestohlene von seinem Schrecken erholen und nach Hilfe schreien konnte. - Der Thäter wurde von der Polizei in einem Schnhmacher- lehrling ermittelt und verhafte!, auch das Geld wurde bei ihm noch vorgefunden. — Mariettverg. Herr I)v. mscl. Oppelt fiedelt am 1. Januar nächsten Jahres als Bezirksarzt hierher über. — Aiinaberg. Am Freitag stand vor dem hiesigen Schöffen gericht Termin an in der Privatklagesache des Herrn Stadtrath Alsred Graese gegen die Herren Baumeister Enders und Redakteur Ol. Frisch. In demselben ist folgender Vergleich geschlossen worden. Im Interesse des bürgerliche» Friedens der hiesige» Stadt einigen sich beide Parteien dahin: Die Angeklagten erklären, daß sie di« Charakterfestigkeit und Wahrheitsliebe des privatklägcrS zu bezweifeln keinen Grund mehr haben. Privalkläger nimmt die» an und zieht »unnichr die Privatklage zurück. — Wolkensteitt. Die Baumwollspinnerei Ahner's Söhn«, welche im April vorigen Jahres durch feuergefährliches Gebühren seitens eines daselbst beschäftigten jugendlichen Arbeiters total zerstört wurde, und damit weit über eine halbe Million Schaden erlitt, ist nun »ach beinahe I V.'jähriger Bauzeit wieder so weit aufgcbaut worden, daß der Betrieb ausgenommen werden konnte. — Meerane. Recht lheuer zu stehen gekommen sind einem hiesigen Fleischcrmeister seine von Bcaunschweig bezogenen Wurst« waaren. Er ließ diese, um hier die Steuer zu nmgehen, vo» einem Bekannten in Gösnitz bestellen und holte sie dann von demselben ab, »m sie nun hier in Meerane zu verkaufe». Diese Schmuggelei hat ihm die hohe Geldstrafe vo» 500 Mt. eingcbracht. — Reichenvach i. V. Der älteste Einwohner hiesiger Stad^ der frühere Tnchma termeisler und spätere Fabrikbesitzer Herr Rentier - Karl Friedrich Gr »schwitz, ist am Donnerstag Nachmittag dt einem Alter von über 92 Jahren sanft verschieden. Derselbe war ei»
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