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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188511024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-11
- Tag1885-11-02
- Monat1885-11
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1885
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Erste Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Ar 306. Montag den 2. November 1885. 76. Jahrgang; Lolonialpolillsches. * lieber da» Pionnirrthum innenenColonien schreibt »a» Organ der „Gesellschaft sitr deutsche Eolonisalion" uns »er „Deutsch'ostafrikanischea Gesellschaft", di« „Eolonial- politisch« Eorrrspvndenz": Der Deutsch-vstasrikanischen Gesellschaft ist sebr häufig die Absicht untergeschoben, al« beabsichtige sie, ihre Kobiete in Eentral-Ostasrika blinblina« mit deutschen Ackerbauern anzusüllen. Entstanden ist dieser Dorwurs der» mulhl.ch au« der Thatsach«, dag die Gesellschaft für deutsch« Colonisation al» einen ihrer GesellschastSzwecke di« ..Hinlenkung der deutschen Auswanderung in geeignete deutsche Eolonien" ausgestellt hat, und au« der Unkenntnih über da» verhällniß beider Gesellschaften. Di« Deutsch» ostasritaniscke Gesellschaft hat über die Frage, ob und wo in ihren Gebieten geeignete Verhältnisse für eine deutsche Auswanderung im großen Styl vortiegen, noch keine Ent» scheidung treffen können. Nach dieser Richtung sind die Voruntersuchungen noch längst nicht abgeschlossen; und vor Allem ist die Gesellschaft durchaus noch nicht fest genug be gründet in ihren Gebieten, al» daß sie auch nur wünschen könnte, ihr« verantwortuna durch die Heranziehung von Au«wanderern noch zu vergrößern, welche — wa< gemeiniglich übersehen wird — von irgend welchem Nutzen für di« Gesellschaft aus ein« ganze Reihe von Jahren, auch wenn sie noch so «rfolgrrich sind in ihren Unternehmungen, doch nicht sein werden. Immerhin ist e» gut. Über gewisse allgemeine Grund» Wahrheiten bei der Tolonisirung neuer Gebiete von vornherein Klarheit zu schassen, Wahrheiten, welche in England und Holland seit Jahrhunderten Jedermann kennt, über welche in Deutschland indeß maucherloi verworren« Begriffe im Umlaus zu sein scheinen. Zunächst scheint «an bei un« sehr häufig zu vergessen — wie die« am besten beurthrilen kann, wer tagtäglich Ge legenheit hat, die Anschauungen von Auswanderung-lustigen kennen zu lernen — daß da» Leben eine» Pionnier» in der Wildniß «in opferschwere« in jeder Richtung ist. Di« Gefahren de» Leben«, denen derselbe drüben mehr au«g»setzt ist al« hier, rechnen wir noch nicht einmal in erster Linie n» diesen Opfern. Kein Mann, wenn ander« er diese» Namen verdient, wird sich durch sie schrecken lasten. Schlimmer schon sind die Gefahren der Gesundheit, vor Alle« aber ist es da» Entbehren aller jener kleinen Gewohn heiten der Sultnr, da« Ausgebeu so mancher geistigen und sinnlichen Lebensgenüste, welche« gerade der erste Au-wanderer in ein neue- Gebiet so schwer zu empfinden hat. Was die« bedeutet, da« läßt «ich hier in Europa auch nicht einmal ahnen. Thalsach« ist, daß ein schwächlicher Eharakter ganz regelmäßia diesen Eindrücken erliegen wird. Zum Pionnier- thum in der Wildniß. mehr als zu irgend etwa» Anderem, aehört in erster Linie der volle moralische Muth und die sittliche Willenskraft de» Manne». Schwächlinge de» Eharakter« werden meist rrttung«lo« zu Grunde gehen aus diesem vorpostenbienst, wenn st« nicht überhaupt die Flucht ergreifen. Daneben erfordert der Pionnierdienst in einer neuen Eoloni« die ungebrochen« Kraft eine« jugenvsrischen Körper«. Eben sowohl eine gewisse zähe Muskelkraft, wir vor Allem die Elasticität und Widerstandskraft gegenüber den ganz onge, wohnten und oft so gefährlichen Einwirkungen eine« fremden Klima«. Die Geschichte aller Eolonien lehrt, welch' ein Pro centsatz von Au«wanderern gerade dem Mangel dieser Vor bedingungen erliegt. Ohne zu übertreiben, glauben wir an nehmen zu dürfen, daß von allen denen, welche in uncidilisirte Gebiete au«wandern, etwa 23 Procent von vornherein dem Unter gang geweiht sind. Eine männliche und respektable Nation wird sich freilich niemal» durch diese Erwägung abhalten lasten, der artige nationale Ausgaben durchzusühren. Wäre die« der Fall, so gäbe e« heute weder ein englische« Nordamerika, ein Britisch-Iudien, ein holländische- Eolonialreich, noch auch ein emporstelgende« Australien und Südafrika. Wohl aber soll sich der Einzelne, bevor er hmausgeht, Über den wahren Lhatbestand im Klaren sein, und sich die Frage vorlegen, ob er auch gewillt ist, ein derartige» Risiko zu übernehmen. Wie überall, so liegt auch hier die eigentliche Gefahr in der Illusion. In dritter Linie kommt e« für die Auswanderung speciell in unsere Gebiete aus «in bestimmte« Betriebskapital an. AuSwandrrer ohne rin solche« können in Troprncolonirn nir gend» viel ansangrn, am wenigsten da, wo alle Vorbedingungen fehlen, um die eigene Arbeitskraft selbst zu entsprechendem Preise an den Mann zu dringen. In Ostasrika liegen dir Verhältnisse so, daß eigentlich nur dir Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft in der Lage ist. Arbril»kräste zu engagiren. Wir aber suchen un» unsere Beamten hier in Deutschland und zwar mit wachsender Vorsicht. Für die ersten Jahre bat demnach der Einzelne kaum irgend welch« E Hauern, wenn er nicht aus eigenen Füßen sieben kann, sich durch seiner Hände Arbeit eine eigentliche Existenz bei un» zu schaffen. E« schien angebracht, dies« Gesicht-puucte, welche dir Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft seit ihrer Be- gründung durchweg geleitet haben, noch einmal in aller Schärfe bervorzubeben. Sie gelten für die ganze erste Epoche der ansetzenden Eolonisation in unseren Gebieten. Wer trotzdem sich entschließt, in dieselbe» auszuwandern, der thut «» aus seine eigene Verantwortung; zurückhallen können wir eben Keinen. Daß diese Verhältnisse mit der Zeit sich ändern werden, da« liegt aus der Hand. Die in der heutigen Nummer ab» gedruckten Berichte au» Ostasrika, welche von den Schreibern nicht für die Oeffentlichkeit, sondern au«schließlich für die Kenntnißnobme der Gesellschaslsleitung bestimmt waren, also ans keinen Fall al« gefärbt betrachtet werben können, theilen mit. daß die GelellschaflSstation in Usagara i« erfreulichen Ausblüden begriffen ist. Da die« der Fall ist. so iiegt gar keine Veranlassung vor. anzunehmen. daß mit der Zeit nicht auch Einzelne sich ähnliche landwirlbschaftliche Ansiedelungen dort begründen können. Rentabel werden solch« freilich erst sein, wenn irgendwelche billige Transportwege in der Eolonie geschaffen sein werden. Man sieht, in jeder Richtung ist e« ernste Arbeit, welche einer kolonisatorischen Nation wartet. , Ein Volk, welche« sich durch diese Aussicht abhalten lasten würde, der artige Unternehmungen zu betreiben, da» würde dadurch den Wettbewerb mit der Fremde hierdurch ausgeben und wäre naturgemäß mit der Zeit zur Verkümmerung verurtheilt Denn mag die coloniale Arbeit eine schwierige und ernste sein, so ist sie zu allen Zeiten noch immer sehr ren tabel gewesen, und alle die großen Völker der Geschichte, von den Puvnikern. Griechen und Römern an. bi« zu den Holländern und Engländern unserer Tage hin. haben ge rade in kolonialen Unternehmungen ihre nationale Krast gestählt und materielle Kraft au« ihnen geschöpft. Deutsch land ist durch den elenden Gang seiner Entwickelung di-lan ^ abgehalten gewesen, in solcher civilisatorischen Arbeit sich selb l zu bethätigen. Sollte e» sich durch die entgegrnstehenden Schwierigkeiten zurückschrecken lasten, so würde e« damit a» eine eigentliche weltgeschichtliche Rolle für die zukünftigen Jahrhunderte mehr und mehr verzichten. Denn e« ist ja unverkennbar, daß. bei dem langsamen aber stetige« wirtd- schaftliche» Rückschritt von Europa gegenüber anderen Theilen der Erde, diejenigen Völker vor den ander« zurücktreten wüsten, welche ihren wirlhschaftlichen Schwerpunkt au«schließ lich in Europa suchen. England und Holland haben be wiesen, »a« eine Nation aus colonialen Unternehmungen ge winne» kann. Deutschland, wie e« seinen Nachbarn in der politische» Entwickelung gefolgt ist, wird ihnen auch aus solchen überseeischen Bahnen zu folgen im Stande sein. * Einem Berichte de« Lieutenant« Schlüter vom 18. September an da« Direktorium der Dentsch-Ostasri- kanischen Gesellschaft au» Usagara entnehmen wir folgende Stellen: Seit einem Monat befinde ich mich in Usagara und zwar aus der versuch-stalion de« Herrn Schmidt-Siema- thal. Genannter Herr hat in der kurzen Zeit seine« Hier ein« sowohl in seinem Fach, wie in der Herrichtung von Baulichkeiten Bedeutende« geleistet. Da» Wohnhaus ist nach hiesigen Begriffen ganz romsortadel eingerichtet, ebenso ent sprechen die Stallungen für die Ziege» und die Hütten der Arbeiter allen Anforderungen. Die Versuche, europäische» Gemüse in der Scham da zu ziehen, sind durchweg geglückt. Folgende Reiseergebniste führe ich al« Bewri» dafür aus. daß rin energischer Mann selbst einer 10. ja lüvsachcn Ueber- macht Respec« einflvßen kann. Aus dem Wege nach Usagara wurde mir von meinen Leuten mitgetbeilk. daß sich in Mu- kondowa — deutsches Gebiet — 20 ASkari de« Sultan« Said Bargasch aufhalten sollten. In genanntem Orte angelangt, begao ich mich sofort zu dem Dorfältesten, welcher mir aus ijesragen die bezügliche Mitlheilung beitätigte. Ich ließ mir nun den Anführer der Bande koinnien, fragte ibn nach seinem Namen — Raschid — und dem Zweck seine« Hiersein«. Ich erhielt zur Antwort, daß sie aus Befehl de« Sultan« von Zanzibar dort stationirt wären. Meine Aufforderung, binnen zwei Stunde» den Ort zu verlassen, widrigenfalls ich sie mit Waffengewalt vertrelben würde, batte eine so entscheidende Wirkung, daß schon nach wenigen Minuten kein Mann der Gesellschaft mehr anwesend war Um mich zu überzeugen, ob meine Drohung rinen nachhaltigen Eindruck binterlaffen habe, begab ich mich von hier au« nach einigen Tagen noch mal« nach Mukondowa und erfuhr dort, daß jene stolze Solvate-ka nicht wieder zurückgekehrt wäre. An demselben Tage kam einer meiner Leute zu mir und bat mich um Unterstützung gegen einen Araber, welcher ein Mädchen, die Schwester de« Bittenden, geraubt habe und sie mit sich nach Tabora führen wolle. Da mich diese Unver- chämtheit de« Mohamedaner« empörte, machte ich mich mit meinem Dollinetscher aus den Weg nach dem Lager de« Araber«, wo icki ihn inmitten seiner mehr al« 200 Mann zählenden Träger vor seinem Zelte sitzend antras. Kategorisch verlangte ich die Herausgabe de« Mädchen« und bedeutete ibm sehr euergisch, daß ich meiner Forderung im Falle der Nichtbewilligung Nachdruck geben würde. Mit der größten Bereitwilligkeit wurde mir di« schwarze Donna au-geliefert, welche von ihrem Bruder sodann in eine« der umliegenden Dörfer in Sicherheit gebracht wurde. * Der Garteninspector Schmidt schreibt der genannte» Teselstchast folgende«: Ich benutze diese Gelegenheit, dem Direktorium über da» Hortschreiten der Arbeiten hier aus der Station Kenntniß u geben. Bon Cutturpflanzen wirb bi« Kondoa nur Mai«. Mhogo, Bataten und in der Näh« der Flüsse Zuckerrohr zcbaut. Bon da an und hauptsächlich in dem Kondoa- District wirb viel Rei«, Tabak, Kürbis und Bobnen gebaut, auch die bekannte ArackiS (Erdnuß), vorzüglich ist diese wegen ihre« an« derselben gewonnenen OetS» da« dem Olivenöl an Güte nicht« nacbgiebt. Von Früchten findet man daselbst Carica, Papaya (Melonenbäume) und Bananen in großer Menge, von banbelSwichligcn Pflanzen einzeln Kaffee, Tekholz und öfter Ebenbolz; hier in der Nähe werben Matama-Hirse, Mhogo» Balaten und eine Art Kürbis viel gezogen. Da« Land in der Umgegend von Muyni und Siema ist zum große» Theil gut, ebenso ist genügend Master vorhanden, und da« Klima und die Temperatur-Verbältniffe lasten zum Anbau aller Art Gemüse nicht« zu wünschen übrig, lieber entferntere Gegenden kanu ich vorläufig kein Urtheil abzeben, da ich bi« jetzt zur weiteren Umschau keine Zeit habe inden können. Für Anbau halte ich die Te.rend hier Ur sehr geeignet, und glaube ich, nach meinen versuchen mit Gemüsen und anderen Sachen zu urtheilen, daß die meisten Handel-pflanzen hier auch sorlkommen würden, doch muß ich die weiteren versuche darüber erst abwarlen. Zur Aussaat und den ersten Arbeiten ist die Zeit gleich nach der großen Regenzeit die beste. Bi« zur nächster, Regenzeit »st dann jedenfalls der größte Theil reis und unter Dach und Fach. Ich würde diese Zeit al« die beste zur Ankunst von Colonistcn Vorschlägen. Da« Wohnhau« mußle zum Theil Von un« fertig gebaut werden; e« besteht au» 3 Zimmern, wovon da» westliche al« Borratb«raum. da« mittlere al« Schlafzimmer für die Herren Schlüter und Rohde und da« östlich« für mich dient. Ebenfalls mußte ich dir Stallungen für die Ziegen und Hübner erst bauen. Da« lange Hau« ist noch nicht sertig, doch denke ich bald die nöthige Zeit zum Bau zu finden, ebenso will ich dann auch einen Zaun um da« ganze Grundstück zieben und den Platz vor dem Hau« als einen kleinen Borgarten einrichten. Der Hau»bau dielt mich leider über selb« Wochen von meinen gärtnerischen Versuchen ab. Seit sech« Wocben arbeiten wir jetzt an Ver Anlage der DersuchSgärten. In dem von mir bi» jetzt bebauten Stück ist der Boden gut humu-reich. Da» au»gesäete Gemüse geht gut aus und hoffe ick bald Weitere» über gute- Fortgedeihen zu berichten. Der vor kurzer Zeit gesäete Tabak geht auch schon gut aus. Weitere Flächen nehme ich in Arbeit, sobald ich einen Zaun angelegt habe, da mir jetzt häufig Antilopen in die Gärten kommen. Die Rabatten will ick später mit Papaya. Guvaven, Orangen. Anana« und anderen Fruckitdäuinen bepflanzen. Tie am Master gelegenen Theile. welche tiefer liegen, sollen später mit Bananen bepflanzt werben, da diese durch die in der Regenzeit eintretenbe Ueberschwemmung nicht leiden. Die ersten kleineren versuche aus dem von Herrn Grasea Pfeil gerodeten Abhang find nickt sehr geglückt, da der Boden an diesem westlichen Abhang sehr kieSreicben Tbon enthält und für Gemüse daher nickt zu brauchen ist. Im westlichen Theil. auch vom Herrn Grafen Pfeil vorbereitet, habe ick Kartoffeln und Zwiebeln gelegt, und gedeihen die selben bi» zur Zeit reckt gut. Um eine weitere Uebersendung von Sämereien aller Art bitte ich nochmal». Weitere ver suche gedenke ich mit Kaffe«. Zimmet, Muskatnuß, Indigo. Baumwolle, Thre und Eacao anzusiellen und bitte ich um Uebersendung der dazu nvlhigen Sachen. vollkommen auSreichen. Die» bat un« an Eardou's .Letzten Brief" erinnert. Ja beiden Stücken handelt e« sich um ein Bübnrnrequisit, au welche- sich alle komischen Ver wicklungen knüpfen, dort um rinen Brief, hier um ein Me- daillon: da» Medaillon hat rin alter Kunstmäcen. Oekonomie- rath Möller, in einen, Gedirgsdav durch rinen Lohndetienlen einer Tänzerin geschickt, von dieser aber zurückerhalten. Da«, etbe Medaillon hat Frau Martha Raunisch im Lade» ge« eben und wünscht e« von ihrem Galten al« Geschenk zu erhalten. Der Oekonomierath erfährt davon, will e« aber nicht diiect dem Gatten seiner Nickte Martha geben, sonder» läßt «« ibm durch den Verehrer seiner andern Nichte Wally, den Beamten Dettmann, »»kommen. Da» sind die Voraus- etzungen der Handlung. Die beiden jungen Männer und der eminente Künstlerin zu einem scbe erfolgreichen. Alle die hervorstechenden Vorzüge ihrer künstlerische,> Beanlagung konnten gestern zu voller Geltung kommen. Bald bewunderte man die seltene Krast und Aukdauer ihre« phänomenale» Organ», bald fühlte man sich durch di» Gewalt idre, drama tischen Ausdruck« hingerissen. In allen ihren Geiülüscar- legungen prägte sich etwa» Großzügige- unk lies Le den'chaft- licke« au«, und der Schmerz Medeeu« um da» verlorene Liebes glück, ihr glühende« Rachegesühl und ihre »ur aus k. rze Zeit die Herrschaft gewinnende Mutterliebe: alle diese Erregungen durchzilterten mächtig den Gesang der Künstlerin. Vc> den in jeder Beziehung außerordentlichen Anforderungen, weiche die Rolle der Mevea stellt, konnte e« gestern dei Krau Moran-Olden den tiefen Eindruck ihrer großariigen alte Oekonomierath kommen nun nach einander in verdacht, I Leistungen nickt schwächen, wenn ein paar Stellen ii, lownii-ber der Tänzerin den Los zu machen; dir Frau Oekonomieräthin I Beziebnng nicht ganz vollkommen glückten. Der Knnmerin aber besitzt den Zauberspruch, der den Schlüssel zu allen I spendete da« Publicum leb bastenen Veijall und ehrte sie durch Geheimnissen giert: er besteht in den vielsagenden zahlreiche Hervor»us«. Obwohl nicht unbedeutend, so sind doch Worten: «Ich weiß etwas", und sie unterrichtet ihre I die Übrigen Rollen der „Mevea" ungleich wen.aer ftiftlus Bebten in der Anwendung diese» Zaubermittel«. I al« die Haupipartir. Die Rolle der Dirce sang Krl. Wo o ge kinr Zeitungsnotiz über die Einsendung de« Medaillon« I mit musikalischem verttändniß und dem Bein,-bei, „ach teigert noch dir Verwirrung: der Oekonomierath kommt aus I charakteristischem Au-druck. Die gute klangliche Wiiknug >en glücklichen Gedanken, die« für eine von der Tänzerin I ihre« Organ» wurde leider hier und da durch cin stärker-'« elbst eingeschickle Reklame zu erklären; doch die gleich daraus! Hervortreten der Vibration etwa« gestört. Hrrr Kodier, erscheinende Balleteus« vereitelt diesen Gchachzug, und der I der Repräsentant de« König« Kreon, sang mit Krstigk u und gequälte Kunstmäcen wird nur dadurch au« allen verlegen-! Energie und deioahrte auch äußerlich Würde in der Haltung. Helten gerettet, daß der Liebhaber der Tänzerin, der Lieute» I Ebenso brachte Herr Lederer, welcher stimmlich w eder nant von Zorneck, zuletzt bekennt, er selbst habe seiner Braut I bester ViSponirt ist, seine Partie de« Jason zu guter G.äiung da« Medaillon geschickt. I und ließ nur am Schluß kleine Unebenheiten in seinen Die« dramatische Kaleidoskop ist mit so geschickter Hand I Leistungen merken. Eine treffliche Vertreterin der Neri» hin und her geschüttelt, daß e« eine Menge komischen Figu- war Frau Metzler-Löwy. deren Gesang sich n ch° »ur rationen ergiedt. Da« Ganze gebt allerring« nicht über den I durch technische Sicherheit, sondern ebenso durch klanglichen dramatischen Scherz binau«; der Dialog enldätt einzelne allzu Reiz und GesiiblSgehalt auszeichnete. Recht aistpre-vend drastische Wendungen, die sich leicht beseitigen lassen: wir I sang auch Frl. Ar tner. Schließlich seien neck Frl. Anke« erinnern nur an die „Staubfäden der Frösche", welche ver I al« zweite Begleiterin und Herr Prost erwähnt. Ter Naturforscher nach der Ansicht seiner Galt,» siudiren soll. ! Chor entledigt« sich seiner Ausgabe mit Sicherheit und Ueberhaupt herrscht der Witz der Situationen vor: der I befriedigte gleichfalls hinsichtlich einer guten Intonation. Dialog ist weniger geistreich al» in andern Kneisel'schen I Daß unser Cbor in griechischen Gewändern bei den nickt» Stücken. I weniger al« griechischen Profilen rc. immer eine leise Heiter» Der Schwank fand ein« Darstellung, welche seiner mun-1 keil erregt, jonnte man gestern wieder wahrnebmen. Die teren Beweglichkeit vollkommen gereckt wurde. In erster I moderne Spolklust scheut eben nicht einmal mehr vor den Knie ist Herr Büller zu nennen, welcher den Oekonomierath I ehrwürdigen Faltengcwänver» und Tiicotagen der Griechen Möller por tot ätxriwiu» rvrnio mit ergötzlicher Komik zurück. Für «ine künstlerisch würdige Au»sül,r»iig de» durchführt« und namentlich stet» neue mimische und sonstige I orchestralen Theil» war unsere Capelle auf« Beste bemüht, Nuancen fand, um Vre immer neuen Verlegenheiten de« I und unter der sicheren und belebenden Direktion de« Herrn wackern Manne« zum Au-druck zu bringen. Da« sieghafte I Capellmeister Nikisck spielte e« mit Sorgfalt und Hingabe. Auftreten Möller'« in der Schlußscene, al« alle Welt er-1 Jedenfalls muß man r« unserer Direclion Dank willen, daß wartete, einen zerknirschten Sünder zu sehen, während er in I sie, nicht abgrichreckt durch die pecuniär schlechten Erfolg» dem Husarenlieutenant einen ibn rettenven Bundesgenosse» I ver bisher neueinstudirt ausgeftlbrten älteren Opern, nun auch zesunden hatte, wurde von Herrn Büller unk höchst wirk-I Cherubim'» „Medea" zur Darstellung gebracht hat. bei welchem amrr ri» sowie» dargestellt. Die Frau Oekonomieräthin ver I Unternehmen gewiß nur künstlerische» Interesse maßgebend sein Frau Baumeister entwickelte viel böswillige Klugheit ihrem I konnte. Oskar Schwalm. Gatten gegenüber und legte ihre Daumschrauden mit schaden-1 roher Ueberleaenheit an. Herr Haensrler al« junger! Zweite NaMMerMvsll iw (Yktvlttldhailse. Die,Ln ^ Außenseite; Her? Stahl al. Albert Dettmann war -in! ^ junger Beamter von einer gewissen Gimpticitäl in Auftreten! 'lin g!,«ri r.n°°W.,e..d-rH..sa^ sorsch und resolut; der Lebemann de« Herrn ^ zugleich eine würdige Cr.nnerung-seier lür den am Müller hatte komffchr Muren doch erschienen »»« >n der ^ ^,e« Iabre« verewigten Friedrich Siel. d, °,< I dankbar sein; denn wir alle Eomposilionen Kiel'« bietet und Wally, wurden von Frl. Flösse, und Frl. Schneider! ^n?°d>7r»"aediewnen°"^. vargeslellt. Da- Znsammenspiel der beiden jungen Damen,! , »n« «->0 ni- geistvolle Art. wie er dieselben verwendet lind tti der er de« erst^nÄ d-n durch und durch geb.ldNen Musiker verräth. Durch offenbar Fortschritte aemackt; sie solltevon der Direclion O^^ou« Ww der „sie So». sih.schbne» """ S^tt-n j^urd«. die ihn cha'akler.strten. -inen äupers, stimmung-vollen Eindruck hinterließ. so sesjelke da« Arioso durch ansprechende Melodik, da« Intermezzo und Finale durch frischen Humor. Daß die Wiedergabe de« Quintette« «ine vorzügliche sei» würde, dafür bürgten die Namen der oben erwähnten mit wirkenden Künstler; Herr Capellmeister I)r. Neinecke führte die Clavierpartie mit gewohnter Meisterschaft durch, di« Ver- henschastlichen Rollen beschäftigt werken. Rudolf von Gottschall. Musik. Neues Theater. weniger zu den enthusiastisch und warm belebenden al« y., Novitäl fand e.n. sehr sr.unbl.che Ausnahme, vwtmehr zu den hoch.ntereffanten Eherub.n.'« Hauplwe.k Boriresslich wie dir «..»sührung de« Quintette« war auch .Medea -wst ^pern l beiden Slreichquarlelle von Haydn (Läur. op 7S, Chrrulin.'« hat sich eigentlich nur der Wafferlräaer" b.o ^r. ? und Bee.hoven (Uckur. op l8. Nr. sie legt! aus n> e Tage lebendig erhalten, der „Mevea »e« Meister« I ^^^e« ^^gnch von der sorg^ltiqen Borbereilung ab, begegn man selten, lind doch bildet sie den Gipse,punc, j ^ den Quartetten zu Theil geworden war. Rament- seine« Schaan« aus dramatischem Gebiet und leuchltt , ^ ^ langsamen Sätzen Viele« vorzüglich; '""tn -'0 d,e «n Beethoven über «Ue anderen ,, ^ ^ ^ Einleitung de« 4. Satze« im Beelhov!» scheu schätzte , besonder« hell hervor. I Quartett. Kner Satz, iu dem der Componist z-.nn ersten Mal« nickt Wunder nchinen. wenn selbst eine solche! jener Uederschristen gebrauchte (hier „la Llslinooiiia"), die Schöpfung nach und nach an lebendiger W.rkuna von der „ ^ den späleren Quartetten so häufig -».gewendet bat. Bühne herab verlor und beute ,hr äugerer Erfolg n,Lt m ^ beiden Streichquartett- sanden den lebhafteste.. Bei- S"'« --- P. . kann, macht sich keine« Vergehen« schuldig, wenn e« bekennt. von der Oper .Medea" nicht wirklich erwärmt worden zu sein, sobald e« nur sonst nicht (und dir« bezieht sich überhaupt aus alle dramatischen Werke, besonder- der Neuzeit) ein ad- fällende« Urtheil über den musikalischen Werth der Oper fällt. Liegt e« doch in dem ganzen Naturell de» aroßen in Pari- zu so eminenter Bedeutung gelangten Italiener« Cberublni, daß er durch seine Musik mehr zur Bewunderung, Z k-ipzig. Minuten tr Sachsen. al» zur liebevollen, enthusiastilchen H.ngabe reizt. „Eine! Dessau. l. November. Gestern Nachmittag 5 llstr 23 Minuten traf mittelst der Dresdner Bahn Se. Hoheit Prinz Albert von Sachscn-Altenbnrg mit Ge- wahlin und Dienerschaft von Dresden hier ein u»d fuhr um 6 Uhr aus der Berlin»Anhalten Bahn welker nach Würde, eine Höbe entfernet die Vertraulichkeit". Die Anlage der Oper, ihr dramatischer AuSdruck, die Charakteristik der einzelnen Personen: Alle» da« verräth einen großen Zug und athmet klassische Würde und Erhabenheit. Die Melodik ent behrt allerving« oft de- sinnlichen unv gefällige» Wohllaute«, erweist sich aber al« dramatisch prägnant und wirksam, wie ebenso die nicht zu leugnende Monotonie iu der rhyth mischen Bewegung dem breiten, ruhigen dramatischen Fluß Ve« — Neue« Theater. Die überaus anstrengende Partie der „Medea" macht e« unmöglich, viele Oper, wie pro,cct>rl, bereit« am Dienstag zu wiederholen. Da« Repertoire ist daber dahin geändert, daß beule (Montag) der »nt grogem Be,soll ausgesührte Schwank Kneifet'«: „Sie weiß eiw >«" im Neuen Theater gegeben wird. Im Alten Hause ist für beukc (Montag) dl« Aufführung von „Dorf und Stadt" angesetzt. — Wie au« den bereit« veröffentlichten Anzeigen zu er» Alles Theater. Leipzig, 1. November. Rudolf Kneisel ist ein Autor, der in Bezug aus witzige Erfindung seiner Lustspiele unv aus bühnengerechte Au-jührung derselben kei»e«weg« hinterv. Moser und Rosen zurvcksteht und sich von diesen oft vortbeilbast darin unterscheidet, baß er einen einbeillicken Grundgedanken sesthält und nicht in allerlei Episode» herumirrlichlerirl. Auch sein neuester Schwank: „Sie weiß etwa«!", der gestern einen HeNerkeik-ersolg davontrug und dem anwesenden Dichter, wie den Hauptdarstellern mehrfachen Hervorruf verschaffte, ist eine ganz glückliche Improvisation, und e« ist anzuerkennen, daß der Autor da« ,m Grunde nicht sehr auSgiedige Tbema mit Variationen au«statlet, welch« für einen Theaterabend Ganzen entspricht. Eberubmi liegen eben, wie einer seiner! sehen war, ist e» dem Curaiorium de- Lneeum« für Biographen sagt, liebenswürdige Beweglichkeit und Gesckmei-1 Damen wiederum gelungen, Herrn Pros. k)r Ekern au» digkeit ferner; ver Grundzug seine» Wesen« bleibt immer ein I Dresden für einen Eursu» von ü Vorkräaen z» gewinnen, großer Ernst, der sich mit einer oft b>« zur Starrheit ge-! E« ist da« Thema: .Goethe-Sturm- und Drangperiode" ge steigerten Ruhe paart. Da- sind aber Eigenschaften, welche I wählt worden, ein Thema, dessen Behandlung von einem so in unserer vielbewegten, schnelllebigen Zeit nickt recht ge-1 bedeutenden Literarhistoriker und einem so redebegablcn Mann, wllrdigt werden. Unser Publicum neigt erklärlicher Weise I wie Pros. Stern e« ist. al« eine Gabe erscheint, welche die immer den Dingen mehr zu. die den Odem der Gegenwart I Bezeichnung .Goldene Früchte in silberner Schale" verdient, verspüren lasten, und ist jetzt auch zu sehr von einem kräftigen I Herr Pros. Stern hat durch seine >m vorige» Iabre grballenen Nationalsian belebt, al« daß e» an den Bühaenvorgängen. I Vorträge über Torquato Tasso den Ruf. der ihm vorangegangen, di« der Geschickt« der klassischen Völker entnommen sind.! aus« Glänzendste bewährt. Dem Boden der Cultiirgrschichlk ent rechte« Gefallen fände. So läßt sich der Umstand, daß Eheru-I nimmt er die Erscheinungen au» dem Gebiete der T>chikunst. bini's „Medea" eine eigentliche Zugkraft nicht au»üdt und I E» waren bockinteressante Bilder au« de», italienischen Hof selten ausgesührt wird, wohl erklären. Zudem aiebt e« in I und Volksleben, au« denen die Gestalt jene« Dichter« ver» der Oper nur eine Person, welche unser Interesse lebhafter I ständtick wurde. Ungleich näher und tiefer berührt nn« aber erregt, und an die Darstellerin derselben werden gesanglich I die Erscheinung desjenigen Dickster«, der unserm eigene» Boden und dramatisch die bvchsten Anforderungen gestellt, so daß! entsprossen; und wieviet oler wie Biele« wir auch von ibm schon au« diesem Grunde nur wenige Bühnen >a der Lage I »nv seiner Enlwickelung wissen, da« Bekannte wird jedenfalls sind, Medea auszusührea. In Frau Moran-Olden besitzt I in eigenartiger Beleuchtung, da« Neue in wissenschaftlicher unsere Bühne «ne der wenige» und nnter diesen wenigen I Begründung entgegenlrelrn. Der vollen Sympatdie unserer wohl die bedeutendst« Repräsentantin ver Medea. I grbilveten Frauenwelt dürsten diese Vorträge sicher sein; kenn S» gestaltete sich der gestrige Abend besonder» sür dieselben» Werdeproceß unsere« größten Dickster» einige Stunden
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