Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-12-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188512254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18851225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18851225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-12
- Tag1885-12-25
- Monat1885-12
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1885
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Grsch«t«t täglteh ftckh -»/, Uhr. »r»8lti« «ch LsWesitr- Ja-annes-asse 8. »Pmtzß>^n> »er Le-«tistl: VarmüttchS U>-1» lltz». »achmittn^ 5—0 Uhr. »m, ^ per für Pt« ntchstf*!««», _ 9eftt«»t«» -»fers»» »» ata,e» dt« 8 Upr Nachmttti s»««.«» SeV«,»Mtz »«»'<^1 I> ße> /llisle» für Ltt« Kt«»«. Uuidersitttsftraße 1. L»»i« Lisch«. Kmh«r»aistr. Rh p. «8ts »ßr^ MipZgcr. TagMaN Anzeiger. vrga« für Politik, Localgejchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,20V. ?.i>onnr»ei,1sprris vienels. 4'/, Mk. mcl. Bringcnohn L Mk, durch die Post oezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi Belegrremplar 10 Pi. Gebühren für Lztrobeilageu tin Tageblatt-Format gesalzt) «Nur LosideiSrberung 39 Mk. »l» Loftbesurderuag 48 MI. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Lchrisleu laut uns. Preisverzrichaib. Tabeüanicher u. Ziffenuay nach höher« Daris. tleclamen mNer dem NedarrioaSsirich die4gespall. Zeile äO As.. vor den Familien Nachrichten die ügeipalien» geil« 40 PI. Znierat« stad »eil an die Erj>ei>it:i»n zu ienden. — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung prvouuwnran.to »der bnra, Post- aachuahore. ^ ZSS. Freitag den 28. Decembcr 1885. 78. Jahrgang- « »bi «7b Lö »« Iw wo »ulr. «»e- L' 1« gefilligev VeachlMg. Unsere Expedition ist morgen lLormaben-, d.L«. Deeembev,! La«k. Boa «inrr Unzahl hiesiger Einwohner ist durch Vermittelung > V«< Herrn Rentier Earl Linnemann der zu Weihnachten jeden IabreS unter die Sckuymannschast zur Bertheiluug kommende« Gch«tz«ch»»-echffe der Betrag von LSVN Meerik > —» , , . . . , > — .. I überwiesen »o,p«. Indem da« unterzeichnet« Directorium I ^01^1LL»ttELgÄ IINß? MßA ZUMPideS Polizei-Amtt über den Empfang dieser Summe quittirt. i " I spricht »« zugleich im Namen der ihm unterstellten Beamten 1 den geehrten Schenkgebern fiir dies« wohlwollende und reichliche Zuwendung den pflichtschuldigsten und wärmsten Dank auS. Leipzig, den 2«. December 1885. Da- Dtreetorta« de- Polizei Amt-. BretsLneider. VrtallntMiilhllll^ ReujahrsBriefverkehr. Zur Förderung und Erleichterung de« NeujahrS-Brirs« verkehr« ist es gestattet, Briefe. Postkarten und Drucksachen, der«» Bestellung t» Leipzig und i» de» Doeorte» »»» O 'ttttg durch die Post am t. Januar k. I. früh ge. ^ „ „„ l1«t wird, dereit» »»« 2t«. Deee«der ad z»r «daong «st dezttglich der Haftung der Stadtgemeind« für di« I Skialtefernng zn bringe«. dm Kilialstellea übergehe««» Spareaffenßücher im Linder»I Der Ads»nd«r hat derartige Briese re.. Welehe einzeln ^—«it den Herren Stadtverordueto» ei» tveiterer Rach. I dnrch Postwertbzetche» frankirt sein «üffea, in I einen Br>«s>»nschlag zu legen und diesen mrt der Ausschrtst dadurch die zuletzt geforderte« 4 Millionen mehr al« doppelt »sehr im rechten Augenblicke, «ne zweite Auflage von Rein- au«. Nachdem so Alle» für die Hauptactivn de» dritte» I hold Baumstark'» „?Iu, ultra! Schicksale eine» ' " " "'' Ideutschen Katholiken." Der Slandpunck des Verfasser» ist auSgevrückt in den Worten der Vorrede zu der neue» Aus lage: „Laß religiöser Frieden für unser deutsche» Vaterland sgkSffuet. LrpvlUtlon Äs» I^lprlxer 1'LredlLttes. Amtlicher Theil. Vrli »»»ln»««»», die «rrtchtnng eine- H »nchüng» pne O»«r-! echstnorbnnng der Gtadt^L«t»^g von» 2». J>u»t Zu der unter de« 24. Juni 1877 redidirten Spareaflen» ! oder der Kündiguaa früherer Einlage» I Ts wird ersucht, von dieser Einrichtung, welch« der aut» Zveisel zu stellen, wird hiermit s störend«» Masseneinlieserung von Stadlbriesen am Sylvester- abend z» steuern bezweckt und der ordnungsmäßigen Abwicke, lung de« gesteigerten Briefv»kehr« beim Jahreswechsel über- Haupt zu gut kommt, einen möglichst umfangreiche» Gebrauch zu machen. Leipzig, den IS. December 1885. Der Kaiserliche Ober-Postdirector. Walter. Gesucht wird abermal« der Gärtner Prüft Nobeet Grüfe, am 14. Januar 1836 m Borna geboren, welcher zur Für sorge für seine hier der öffentlichen Unterstützung anheim gefallene Familie anzuhallen ist. Leipzig, den 2l. December 188L. Der Nach der Stadt Leipzig. <Ar«e»a«t.) trag errichtet worden. nachdem dieser Nachtrag «ach di« Bestätigung d«< König!. Wuisterii de« Inner« gefunden hat. bring« wir denselben »echstehend seinem Wortlaute nach znr öffentlichen Kenutmß. Leipzig, den 19. Deeember 1895. Der Nach de» Stadt Leipzig. vr. Georgs. Hennig gwaiter Nachtrag zur Sparrastenortzunn« -er Ltadt Koi-ztO 9U» »L. Lnut 1877. U» dir Zuverlässigkeit der Fllialstrllr» d» Sparross« der Stadt triptz. bei »«»en ,«h ß. 9 »bs. 2 der S»«rcayr,ord,»ng »o« jbIr»i 1877 rlo»adl»,gen »,y Küidieuagra st» die Spare« ss« euowme, tmrde» «ch di« gemacht», Uinlagr» schon »ach Sdarcasteuoiduuug a» d»a der Sbadtauüiiud« Leipzig auzusthra sind, auch hinsichtlich der bei denselben znm a «ivtrag» >e«e ' " - . r» «darb-cher Meide« bestimmt: Für alle Verlust« oder Schädigungen an solchen Sparbücher», welch« au« Aulaß der vewirkmig Vau Unzahlunge» ober -ündiguaaeu de» Filialstelle» der Sparraff« der Stadt Leipzig übergebe» werde», überuimmt die Stadtgemeiudr die Hafiung bi» »um Ablauf de« 2l> Doge» »ach der rrsol-te» Uebergabr dergeftaU, daß erst, weu» da« Buch nicht unter Production der Jutrrimsquittnug biuueu >1 Dagen bei de« Allialinhaber zurückverlauat wird, diel« Haftung der Stadt- gemeind« sich erledigt. Fällt der 91. Dag »ach der erfolgte» Uedergabe auf eine» Sonntag oder allgemeinen Feiertag, so I erstreckt sich die Haftung der Stadtgemeüio« bi« zu« nächste» Werktag. Der Filialinhaber oder sonstig« mit de« Buche befaßte Eparcassenbedienftete bleibe» auch über dies» Frist hioau» für Verloste und Schädigung«, a» solchen Büchern haftbar, soweit sie überhaupt de» Rechte» nach sür vergleiche» Schaden zu haften haben. Auch behält die Stadtgemeinde ihrerseits tu alle» Fälle», wo sie dergleichen Schadensersatz leistet, btr ihr au Filialinhaber oder Beamte ,„stehende Regreßuahme. Hierüber ist gegenwärtiger zweiter Vtachtrag pr Lparcaffenorduung vom S4. Juni 187? durch Rath und Stadt- wnrdnete der Stadt Leipzig errichtet worden aud wird dem Biigliche» Ministerium de» Zuurra za Dresden zur Bestätigung kmgkrk,cht werde». Leipzig, den 4. vetob« 1885. Lcr Rath »er Stadt LetpgiU. Die Stadtverordneten. vr. Seorgt. vr. Schill, b. S. Oberbürgermeister. H. 8. Vorsteher. Da» Ministerium de« Iouern hat de» zweiteu Nachtrag )u der Sparcassen-Ordaullg der Stadt Leipzig vom 24. Iunr >877 bestätigt uud hierüber diese Krtmtde ,-taesrrtigt. Dresden, den 12 November 1885. Mtwtftertu« de- 8. von Nostitz'Daltwitz. Terödo^. Holranctisu. Montag, de» LS. Januar 1888. sollen von Bor, mittag» S Uhr an aus dem Mittelwaldschlage in Lbth. 28» des Bnrgauer Forstrevier«, i« sogenannten Leutzscher Holze KO Eichen» 15 Buchen- 25 Rüstern» 8 Ahorn» 48 LiLen« NntzLlStze, 5 Masholder- 9 Linden- 1 Kirschdaum- und 50 Ellern» sowie 29 Stück Schtrrhittzer unter den im Termin« aushängenben yedinaungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden öffentlich an Ort und Stelle verkauft werden. Znsawrneenknnft: auf dem Schlage im Leutzscher Holze dicht an der Etsendahn und der großen Eiche. Leipzig, am 23. December 1885. Des Nath- Aorstdepntattoa. zu versehen „Hierin srankirte Nenjahr-briefe für de» Ort. An da- Katferltche Postamt Nr. L 1» Solch« Umschläge (Packete) mit Neujahrsbriefen ^ kennen entweder an de» Postschaltern abgegeben, oder, soweit «S der Umsang gestattet, m die Briefkasten gelegt werde«. Die sämmtlichen den Umschlägen re. entnommene« Briese u. s. ». erhalten seiten« des Postamts 1 in Leipzig den Stempel vom 3l. December 8—7 Uhr Nachmittags. Ausdrücklich wird brmerkt. daß di« Einrichtung sich ledig, lich auf die ta Leipzig »erdleldende», bez. «ach den Vororte» »o« Leip erstreckt. Tages aus« Best« vordereitet war, erschien Brisson an diesem aus der Reknerdühne und erinnerte die Kammer mit dem ihm eigenen Patko» an die Pflichten, welche ihr di« Edre auserlegl. ' Ion Räumung reden hieße die Unterbandlunacn über den Handelsvertrag mit China vereiteln und den Credit Frank- reich» im Aublante schwächen. Solche Worte haben ihre Wirkung auf die Franzosen noch niemals verfehlt, und sie werden auch diesmal ihren Zweck erreichen. Nach der bei fällig ausgcnommenen Rede Ärisson's war da» Schicksal der 'oukmvorlage ciiischirden, sie wird unzweifelhaft die Mebr- beit erkalten, wahrscheinlich eine größer« Mehrheit. a>» die Regierung selbst beim Beginn der Debatte zu hoffen wagte. Durch da« Eintreten sür die Fortsetzung der Tonkinexpetilion bat Brisson seine Aussichten für dereinstige Eroberung de» Präsidentenstuhls wesentlich Verbeffert, durch die Aufgabe dieser Position würde er Frankreich zwar viel Blut und Geld erspart, aber sich keinen Dank erworben haben. Au» der Debatte über den Tonkincredit ist einmal wieder Ilar zu ersehen, wie wankelmüthiz die Franzosen sind. Al» die Commission gewählt war und scstsland, daß die große 'Nehrzabl der 33 Abgeordneten sür die Räamung ein genommen war; da war auch die öffentliche Meinung für diese gewonnen, al- man aber sah. daß Brisson mit großer Entschiedenheit an der vollen Forderung sür Tonkin sesihiett. da fand ein allmäliger Umschwung der öffentlichen Meinung Gunsten de» Verbleiben» in Tonkiu statt, und am einzig besttnuni«» Briefe »e. t7. December war die Veränderung in der Stimmung schon o weil gediehen, daß der Berichterstatter der Minderheit. Perier, nicht mir angebört, sondern von seinen Anhängern auch mit Beifall überfchültet wurde. Wären die französischen Abgeordneten ruhiger und un- befangcuer Ueberlegung der Sache zugänglich, so müßten sie erkennen, daß die Fortsetzung der Unternehmung in Tonkin nur Geld und Blut kosten und die Cholera nach Frank reich dringen, aber niemai» etwa» eindringen kann. Die Unternehmung dauert jetzt schon zwei und ein halbe» Jahr, sie hat 30.000 Soldaten Leben und Gesundheit k.L di °k» LL >i-'. w-n» » »-« wird; t^nn Klima und Volkscharaktrr pflegen sich nicht zu ändern, und diese beiden Ka-toren sind e». au» welchen die bisherige» Mißerfolge der Franzosen in Tonkin und Anam nur möglich ist. wenn die uliramontane Richtung gebrochen, der religiöse Parlamentarismus vernichtet und die Vertreluug der katholischen Kirche einem echt und ausschließlich religiösen Episkopat zurückgegebcn wird." Diese zweifellose Wahrheit ist nicht neu, aber sie hat ein ganz besondere» Gewicht im Munde eure» ManncS. der sie wie kein Anderer am eigenen Leibe hat erfahren muffen. Baumstark ist ii» Jahre.l8v9 als gereister Mann vom Protestantismus Ubergelrelcn zur kalhc tischen Kirche, er hat mit der ganzen G>»>l> eine» wahrhaft frommen Herzen» in de» vordersten Reihen der badischen Uitramontanen gekämpft, bi» ihm allmätig die Jahre über die tiefe Kluft zwischen religiösem und politischemKalholikiSmuS die Auge» geöffnet und ihn schließlich zum unversöhnliche» Gegner de« letzteren gemacht haben. Die anschauliche Schilderung diese» CnlwickelungSgangeS ist der Inhalt seine» Buche« Es bandelt sich nicht um die seelischen Leiden eine- beliebigen Convertiten. dem die Platte Wirklichkeit nur Enttäuschungen seiner schwärmerischen Hoffnungen bereitet, und der als End ergebnis; seine» Ringen» nicht« at« einen einzigen ungeheuren Jrrthum zn verzeichnen bat. Das Ideal, welche« sich Baum stark bei seinem Ueberlrilt von der katholischen Kircke ent- worsen, hat er unerschütterlich sestgehalten bi» aus den heutigen Tag; aber in den Menschen hat er sich verrechnet, wie diese sich in ihm verrechnet haben. Er sollte, nach der Mei nung seiner uttramentanen Freunde, ein rücksichtslos draufgehender Streiter sein im Kamps« wider den Staat, und er ist der eifrigste Apostel der Ver söhnung zwischen Staat und Kirche ge worden. Um die Verständigung zwischen der badischen Re gierung und der Freiburger Curie bat Baumstark hervor ragende Dienste gehabt. Da» hat ihm die Todfeindschaft des Ullramontani»muS eingetragen. So „wahrhaft menschlich" war der Haß gegen ihn, daß er wünschte und hoffte, ihn im eigentlichen Sinne de» Wortes zu Grunde zu richten". Diesen Menschen", klagt er. „wäre mein Abfall lieb gewesen. Ludwig-Wolf. Hoher. selmnitnechmir. Der Preis für de» in de, zweite« Gasanstalt der Stadt Leipzig erzeugte» Kok« beträgt lo«o Gasanstalt II sür de» Hektoliter Steinkohlrn-Kvk- 70 <s. für den Hektoliter Braunkohlen-Kok» 5V -s. Preis, bei Abnahme von «ehr, als 200 Hektolitern »ach Ver einbarung. Di« Marken znr Koks-Entnahme sind «eae» vaarzahlung linobl im Burea» in der zweite» Gasanstalt, als auch an »er Easse d« Gasanstalten, Nitterstraße K. !., z» erhalten. Leipzig, de» DL. Drvrmber 1885. De- Nnshs Dapntmtkn« zn 8»« W«-nnR«lten. sür 9i« Herren Varmünder. Die bei de« unterzeichnet«» Königliche» Amtsgericht in Pflicht fleheuden Herren Vormünder «erden hiermit veranlaßt, die wegen ihrer Pflegebesohleiu» zu erstattete« Erziehun^s-Berichte längstens dis anher einznniche». Formulare an diese, Berichte« sind in de« Amtsgrrichtsgebände Zimmer Rr. 79, 85. 94 und 107 zu erhalten. Bei der Ausfüllung der gedachte» Erziehung-bericht, ist aber »eben vollständiger Beantwortung der «orgadrnckten Frage, noch weiter und zwar: ». bet ehelich geborene» Pflegebefohlene» der volle Name, Stand, letzt« Dohaort uud Todesjahr de« verstorbene» Vater« anzugebe», b. bei unrhNuh Geborenen stich di« Sorte beiz»fügen: ,unehelich aeboren". Am« wolle» di« He^e, «ormünder etwa eüetrrtende Dohaungs- verändern»««» hier znr Anzeige bringen. Leipzig, de» 18. Derrmber 1«5. R-nigliches Amtsgericht, Abtheilnna V. Man ns selb. Nichtamtlicher Theil. vie Lonkiudedattr -er sranMscheu Lämmer. Brisson hatte die Karten gut gemischt sür das große vier tägig« Toakinspiel in der Kammer. Der Unterstützung der Vertreter der Kirche war er sicher, und den Frieden mit I Madagaskar, welcher Frankreich das Protrctorat über die ganz« Änsel überträgt, hatte er in der Tasche. Eigentlid > konnte man schon aus de« Beschluß der Kammer, die Ver lesung des Berichtes über den Standpunkt der Minorität der Tonkmcommissioa vorznnebmen. erkennen, wohin die Entschei dung neigt. Die Franzosen sind bekanntlich gute Regisseure, all« öffentliche« Acte wissen sie theatralisch zu verwerlhen und effektvoll zu insceniren. Schon dadurch, daß Bischof Freppel am ersten Tag« der Debatte Vas Wort erhielt, um in der Kammer für dir Festhaltuag von Tonkin Stimmung zu machen, »nar «in guter Anfang sür den von der Regierung angestrebten Zweck gemacht, und rvenn auch der Bonapartist Delasoffe sich «srig bemühte, den Eindruck der Rede Freppel'« wieder zn ve«. wischen, so konnte ihm da« umsoweniger gelingen, al« sein Nach folger Paul Bert, der bekannte Atbeist und Cultusminister unter Gambetta, der Meinung des streitbaren D schoss Freppel bei trat. Der rweite Tag der Debatte gab dem Berichterstatter der Mehrheit. Pelletao, Gelegenheit, de« Commentar zu seine« Beruht zu gebe«, aber a«ch ese Arbeit war verblich, wei Freveinet den großen Trumps o-s Frieden» mit Madagaskar I au-spieltk, welcher da» Prestige Frankreich« in Afrika wieder- berstrllt und außerdem noch den großen Lortheil hat, das End« der Geldopser Frankreichs sür Madagaskar zu bnngen. Die Hovas zahlen im Gegentbeil 10 Millionen und gleichen sich ergaben. DaS Auftreten de» General- Briäre in der Commission War nicht geeignet, für ihn einzunehmen. Auf der einen Seite zeigte er eine Vertrauensseligkeit, welche in den Thatsachen keine Unterstützung findet, aus der andern war er bemüht, die Verantwortung sür da» Geschehene aus die Person de- Oberstliculenant» Herbinger abzulcitcn. Ist dieser Ossicier wirklich in dem Maße dem Truuke ergeben und unzuverlässig, wie ihn General Briäre schildert, bann durste er ihm eine so wichtige Ausgabe wie die Besetzung von Langson nickt anverlranen, also ist er für Da», wa» Ol>erst< tieutenanl Herbinger verbrochen bat. aus alle Fälle verant wortlich. General Briöre hat aber seine Kritik auch auf die Maßregeln seine» Nachfolger» im Oberbefehl über Tonkin und Anam, General Courcy. ausgedehnt und dessen Sorglosigkeit in Huü veruriheilk. Da» Urtheil mag richtig fein, aber e» kam dem General Brisre nicht zu. e» vor der Kammer auS« zusprechen. E» ist da» wieder dieselbe Erscheinung, welche wir im Proceß Bazaine beobachtet haben. Wenn ein General besiegt wird oder Unglück hat, dann finde» sich sogleich Kameraden, welche bereit sind, den Stein aus ihn zu Wersen, ibn al» Verriithcr oder alS unfähigen, unzuverlässigen Menschen zu brandmarken. Dieser Geist der Eifersucht und Mißgunst ist da» Haupthinberniß für die Erreichung großer Erfolge durch die französische Armee. Nur eine Armee, deren Osficiercorps vom Geiste der kameradschaftlichen Solidarität durchdrungen ist, in welcher Einer sür Alle und Alle sür Emen einstchen, bat da» Zeug dazu, die Welt zu erobern. Wo dieser Geist fehlt, da ist er niemals künstlich hervorzurusen. Jeder muß an dem Platze, wo ihn da» Lbercommanvo hinstellt, stehen und fallen und in seinem Streben von allen Uebrigen unterstützt werden. Persönliche Interessen gicbt es in der Armee nicht und wo sie vorhanden sind und gebegt werden, kann niemals etwas Große« und Tüchtiges erreicht werden. WeSbalb sind die Franzosen nach Tonkin gegangen ? Um den Einfluß der Engländer zu schädigen und Frankreich di« materiellen Borthcile einer directen HandelSvrrbindung mit Cbina zu sichern. DaS hätte einen Sinn, wenn dieser Zweck ohne übergroße Opfer erreicht werden konnte; e» ist aber da» Gegenthcil der Fall, die Opfer an Blut und Geld stehen in gar keinem Verhältnis mit Dem. waS dadurch er reicht worden ist, und deshalb hat der Berichterstatter der Mehrheit vollkommen Recht, wenn er die Urheber der Unter- nehmunz für die nutzlos hingeopserten Menschenleben und für das zwecklos vergeudete Geld verantwortlich erklärt. Da» kommt aber für Franzosen gar nicht in Betracht, die von Weltherrschaft, Ebre und Ruhm träumen und nebenbei die Hoffnung haben, daß sich schließlich aus Tonkin und Anam doch noch etwas wird herauSschlagen lassen, zumal beide Länder die Brücke zu guten Handelsverbindungen mit China bilden sollen. ES ist gewiß ein« harte Zumuthung an die Selbstverleugnung der' Franzosen, daß sie in öffentlicher Kammrrsitzung d,e Zwecklosigkeit und Verderblichkeit einer schon Jahre lang betriebenen Unternehmung rinräumen und das Ausgeden derselben beschließen sollen. Aber bekanntlich ist die Erkenntniß eine« begangenen Fehlers die erste Be dingung sür die Wendung zum Besseren und sür die Vermeidung der Folgen de« Fehler«. Eine Zeit lang war tue Kammer aus dem testen Wege, zu dieser Erkenntlich zu gelangen, aber seit de« l7. Decenider ist der Wind umgeschlagen, und beute bläst er mit voller Kraft in die Segel der nach Tonkin fahrenden Schiffe, welche dem Unternehmen neue Truppe» und neue Mittel zur Fortsetzung der Expedition zusübren sollen. Brisson wird voraussichtlich den Sieg in dieser Sache vavontraqe», aber dieser Sieg bedeutet keinen Sieg sür Frank reich, sondern nur einen wichtigen Schritt vorwärts aus dem Weze, welcher schließlich zum Verderben führen muß. * Leipzig, 25. December 1885. * Ja dieser Zeit, da der Ultramoutaaismu« m Deutschland mehr und mehr wieder in eine offene KampseS- stellung gegenüber der Reichsgewalt einrückt, erscheint soeben. religiösen Friedens in ganz Deutschland daS Centrum er kennt und bekämpft. Schonungsloser ist dieser Partei niemals die Marke abgerissen worden, al- in dem Baumstark'schen Buche. Dem ReickSkauzlec aiebt er den Rath, de», Centrum durch einen „gerechten und billige» Frieden" mit der Kirche seinen religiös» Vorwand zu nehmen. Dieser Rath ist freilich leichter zu geben alS zu befolgen. Baumstark wirst dem Fürsten BiSmarck als Grundirrthum seiner Kirchrnpotiti! vor: „Eine innerhalb des menschliche» Materials der Kirche sich breit machende — nennen wir eö GeisteSrichtung, Partei oder Coterie — wurde verwechselt mit dem Wesen der Kirche selbst." Da- Schlimme ist nur, daß in der heutigen Welt daS „Wesen der Kirche" weit zurückgctreten ist hinter dem Treiben jener herrschenden „Coterie", und da der Staatsmann zunächst mit der unmittelbaren Wirklichkeit zu rechnen hat, wird er sich nach dieser Thatsache richten müffcn. So lange nicht der religiöse KatholiciSmuS die Oberhand hat, wird voller Friede nicht möglich sein. Ob die Gegenwart dazu angethan ist. einen baldige» Sieg desselben hoffen zu lassen? Jedenfalls verdient eS alle Anerkennung, daß unser Verfasser, trotz seiner „Vereinsamung", den Kamps für den Frieden al» frommer Katholik uugebröcheucn Muthe» sortsetzt. * Au- München, 23. December, wird un» geschrieben: Die Kammer der NeichSräthe hat in diesem Jahre die letzte Sitzung abgehalten. Der dem hoben Hause zu gegangene Antrag de»Adg. ttvpp, betreffend die AuSliesrrungS- vcrhältnisse mit Rußland, wurde dem vereinigten ersten und dritten Ausschuß sür Rechtspflege und innere Verwaltung zur Vorbereitung überwiesen. Den, letzteren Ausschuß gehört auch Prinz Ludwig an. — Die Abgeordneten sind in die DcihnachlSserieu gegangen. Nichtsdestoweniger wird in dem an der Prannerstraße belegenen Hause auch während der Ferien tüchtig gearbeitet werden Die Akustik in dem Saale ist nämlich eine über alle Begriffe ungenügende und schlechte. Ob man sie erheblich zu bessern vermag, wird die Zu kunft lehren. Dem im Landtagsgebäude gelegenen Minister- berathungSzimmer sollte auch während der Ferien mehr Licht zugesührt werden. Da daS ohne umfassende Arbeiten aber nicht möglich ist, so dürste das Dunkel in besagtem Zimmer vorläufig verbleiben. — Die Novelle der Gebühren ordnung, welche erster« von der Abgeordnetenkammer erbeten worden war, ist im Finanzministerium bereit« auSgearbeitet und wird dem Landtag sofort nach Weihnachten zugeben. — D>e i» mehreren Zeitungen befindlichen Nachrichten Uber eine M i n i st e r k r i s iS entb-bren jeder Begründung. Den Ultra montanen würde ein auS Leuten ihrer Partei zusammengesetzte« Ministerium allerdings sehr willkommen sein, und die klerikale Presse Hierselbst schrieb unter dein Hinweis aus jene Gerückte schon aestern: „Bayern bedarf eines kräftigen, selbst- bewußien Ministerium», da- die Rechte Bauern« an seine Verfassung gegen alle Angriffe, woher sie auch kommen mögen, zu wabren im Stande ist. Da» kann natürlich nur ein katholische» Ministerium." Nun. vorläufig ist an eine Arisi« nicht zu denken und an de» Cbrislbäunien der Schwarzen werden noch keine Ministerporteseuilles hängen, zum dies jährigen WcihnacktSsesie wenigsten» noch nicht. — Der König bat gestern den Linderhos wieder verlassen und sich nach Hohenschwangau begeben, wohin auch die Königin.Mutter abgereisl ist." * Die „Neue Freie Presse" bespricht in einem eingehende« Artikel die Ausweisungen au» Preußen uud gelangt am Schluffe desselben zu folgendem Unheil: „Gerade der Antrag, welchen die palnijcke Fraktion de« deutschen Reichstage- sormutirt, hätte die Freisinniaen zur Vorsicht mahnen sallen. Aut die Humanität, aus die siesälirdung maieriekler Inter essen von ReichSangehüriiien legen die polniicken Antragsteller keinen Nachdruck: dei lhaen sieht da» nationale Älativ >m Vordergründe. Und sie berufen sich dabei, wie e« auch ihre Landaleute in der tsierreichischen Delegation gethan haben, aus die Wiener Verträge. Bi« finden e» also nicht einmal erjorderllch. den Borwnrs eiurr ftaatSseindlichenAgitation zu entkrailen, in dem »och eigeailich und a»s- > schließlich der NechisenißungSgruad siir die preußischen Ausweis»»»«! eattzattrn ift. Die Sieoer Verträge! Ja. daden dein d», Pole, d». ^ seiden «bgekchlosscn, das- sie out ihrer Veobachtvng besiehe», als betäiiden sie sich unter ihren Sigualaren? Und tonn Fürst BiSmarck sich daraus eiulafleu. mit iyaea die Beschlüsse de» v>ea-r Srngresi l zu kiS- cuttreii, um ihnen zu zeigen, daß der Wiener llougrcsi nicht ihr Sachwattrr war, sondern nur die Entscheidung, welche über fl» di« »
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