Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188502271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-27
- Monat1885-02
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1885
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Uedntion und Lrpe-ition IohanncSgassc 83. Sprechkundr» drr Urdactisn. vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. GA tt» «U>«ri-I>tter v!,nulcrg>t« »ch» >ch »l« Nedscti»» nicht »ertinrlich. der fiir »t« »Schftf»l«e»d« «»««er »estt««ten Inseraie a« Vachentagen dis 3 vhr Nach«ttt«»s. a» G«»n- und Kefttasen frßh -i»Uhr. Zu den Filialen für 3ns.-Annah»e: Ott» KlemtU, UniversitälSstraße 21, L««i« Lösche, Katharinenftraße 18, p. nnr dt» '/,3 Uhr. eipzigerIagMait A«zeiger. Organ fir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L87SG .Xvonnementspreis vierteil- 4'/z Mit. incl. Briiigerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Lostbcsörderung 39 Mk. mit Postbesürderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Sckristei! laut uns. Prei-verzeichnist. Tabellarischer u. Zissrriisatz nach höherm Tarif. Uerlamrn unter dem Redaclionsstrich die4gesvalt. Zeile 50 Pf., vor den Fam ilien Nachrichten die Ogcjpaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die vrpcdltton zr senden. — Rabatt wird nickt gegeben. Zahlung prneuuweraoäo oder durch Post- aachnchnic. 58. Freitag dm 27. Februar 1885. 79. Jahrgang Amtlicher Thetl. NeliLmttMchMt-. Die Stücke 8, 7, 8 de« diesjährigen Reichsarsetzblatte« smd bei uns eingegangen und werden bis ju« »I. MLrz diese- 3aHreS auf dem Rathhautsaale zur Einsichtnahme öffentlich au-bängen. Dieselben enthalten: Nr. 1585. Gesetz, betreffend die vorläufige Einführung von Aenderungen de» Zolltarif», vom 20. Februar 1885. Nr. 1588. Bekanntmachung, betreffend die vorläufige Ein» führung von EingangSzvllcn aus Weizen, Roggen, Buchweizen und Gerste. Vom 20. Februar 1885. Nr. 1-87 Gesetz, betreffend dir Feststellung eine« Nachtrag« zum ReichSoauShaltö - Etat für da« EtatSjayr 1884/85. Vom 18 Februar 1885. Nr. 1588. Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen dr» Garten baues. Vom 8. Februar 1885. Nr. 158S Bekanntmachung, betreffend die vorläufige Ein- führung von Eingangszöllen aus Malz, Schaumweine und Mühiensadrikate aus Ge treide re. Vom 2l. Februar 1885. Leipzig, den 24. Februar 1885 Der Math -er Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Krumviegek. Belmimtvaihllus. Der von un« am 19. dieses Monat« zur Verpachtung Nr. 103 ist dem entlasse« wir fteigernngSbedingungen die übrigen vieler hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 25. Februar 1885. Der -tat- -er Stadt Leipzig. Krumm« X-A- vvn UND IN. VIOsOV zu- rchFSl versteigerte Bauplan Berliner Strohe Nr. HAchstoieter zugeschlagen worden und eni deher in Gemäßbeil der BerileigerungSbedingunger Dr. Georgi. biegel. rkkannlmachmz. Di« der Trottoirarbeiten in der Dresdner Herstellung Straße soll in 2 Loosen in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Verwaltung, Rathhau», II. Etage, Zi»«er Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoirarbeite» in der Dresdner Strashe" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 28. Februar 1885 Nachmittag» 5 Uhr einznreichen. Leipzig, am 3. Februar 1835. DeS Rath- der Stadt Leipzig Strastenban-Depvtatto». Vrllaanimiilhimi. Die Herstellung eines Cemcnlbclonsußwcge» iu der Dresdner Straße läng« de« Nabensteinplatze» soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau«, II. Etage, Zimmer Nr. 14. auS und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „SearentbetontaHweg in der Dre-d»er Straße" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 28. Februar 1885 Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 3. Februar 1885. DeS Rat-- der Stadt Leipzig Straßenban-Depatatto». Belimatmachun». Di« Ausführung der durch die Regulirung der Dresdner Straße bedingten Erd- und Pflasterarbeiten soll au einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liefen i» unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau», D. Etage, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Grd. »ad Pflafterarbrttea sür die Negaltrnng der Dresdner Straße" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 28. Februar 1885 Nachmittag« 5 Uhr cinzureichen. Leipzig, am 3. Februar 1885. DeS Rath- der Stadt Lrtpzig Straßeaba».Drp«tatto»« Bekanntmachung. Die Anlieferung und Verlegung der oranitnen Bord schwellen und Baumeinfaffungen sür die Fußwege in der Aettzer Straß« soll an einen Unternehmer »u Aceord ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür dies« Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, II. Etage, Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst eingesehen resp. ent nommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schwellealegung in der Zeitzer Straße" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 14. März 1885, Nachmittag« 5 Uhr. cinzureichen. Leipzig, am 24. Februar 1885. De- Raths drr Stadt Leipzig Straßenbau - Deputation. Vrkinmtmchuili. Die Neupflasterung der Gerberslraßc soll an einen Unter nehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau«, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst «ingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pfiasternag der Gerber-Straße" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 14. März 1885, Nachmittag« 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 24. Februar 1885. Des RathS der Stadt Leipzig Vrkaimtillachllug« Die Ausführung der Ncupflaslernng der Ringstraße zwischen dem alten AmtShof und der Centralbrücke soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Verwaltung, Rathhau«, 2 Etage, Zimmer Nr. l». auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit drr A> fchrist: „Pflasterung drr Ringstraße" Versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 2t. März >885, Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 24. Februar >885. Des RathS der Stadt Leipzig Straßkiibau-Depatatto«. Bekanntmachung.^ Die Neupflasteruiig der Zeitzer Straße soll an einen Unter nehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingefchen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Zeitzer Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 14. März 1885, Nackmiltags 5 Uhr einzureichcu Leipzig, ani 24. Februar >885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßcnbau-Deputatioa. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahre- zu haltenden Revision der ll»iversitäts.B>bliothek werden die Herrn» Studirendeu, welche Bücher aus derselben entliehen haben, auf» gefordert, diese am 38. Februar, 2. und 4. MSri gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzmiefer». Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen habeu, daß die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben 4—ll anfangen, am 28. Februar, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 1—L beginnen, am L. März, und die Uebrigeu am 4. März (früh zwischen 10—1 Uhr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden anfgesordcrt, die an sie verliehenen Bücher am ß., 1». «nd 11. «Lrz (während der gewöhnlichen OefinmigSstunden) zurück zu geben. Während der Revtstonszett (28. Februar bis 14. März iurl.) können Bücher nicht ausgcliehen werden. Ebenso muß während derselben das Lesezimmer geschloffen bleibe». Leipzig, den 24. Februar 1885. Die Direktion der vntverfitSl»-vtdlt»thek. Dr. Krehl. werfung de» Mahdi auSdrückt, lehnt er ab. weil die Regierung unter den gegenwärtigen Verhältnissen keine andere Verpflich tung einqehen könne, al« die. Alles zu thun, waS zweckmäßig und weis« sei und wa« die Verhältnisse erforderten. LklMNImchiiiiz. Die im Haushalt sich ergebenden Lüchenabfälle an Ebültcht, Nartoffelschalen re.. Knocke«, vrodrefte. sowie Fnllunge« lurückgclrgter Ltro-fäcke solle« sür die Zen vom 1. April 1885 bi» Ende März 1886 unter den zur Einsicht und Unterschrift aoSliegen- den Bedingungen sür da» Meistgebot abgegeben werdrn. Verschlossene Offerten mit dem Vermerk „Küchenabsälle" find bi» 7. März d. Z., vormittag» 10 Udr, portofrei aoher einzusenden Leipzig- 26. Februar 1885 Kö«tgl. Garnts««-Larckrettz. Nichtamtlicher TheU. Vie Verwirrung in England. Denn diese Zeilen vor die Lugen unserer Leser treten, sind die Würfel, di« Über da« Schicksal de» Ministerium» Gladstone entscheidet,, bereit» gefallen. Salisbury hatte sich »um Antritt der Erdschaft Gladstone'« schon vor der Ab- slimmuug bereit erklärt, da« neue Ministerium war für den Fall der Niederlage Gladstonc'S am 24. Februar fertig. Der Manu, welcher die Engländer nach Kairo geführt hat, weigert sich, irgend welche bestimmte Zusagen ivrgen der Zukunft zu übernehmen, er will die Politik der Dinge sorlsühren. Sein dauernd unter die englische Di« Glaser- und Tischlerarbeiten an den» Ren- da» der H. Bürgerschule solle» vergeben werben. Die Anschlagssormulare und Bedingungen sind bei Herrn Hof« banmeister Brückwald. Nürnberger Straße 44. zu erhalten und die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „II. Bürgerschule" versehen bis Donnerstag de» IS. März Nachmittag 5 Uhr aus dem Ralhhause, U. Etage, Zimmer Nr. 5. cinzureichen. Leipzig, am 24. Februar 1885. Die Bandepntatto» de- Raths. Oeüentlieko Hanctelslskranstalt. Di« Xnmeläonk von llaockluagulokrlftig«», Metcb« üanunauä« Ockern in äie trüb- o-ler X»okmirt,?«nne äer I-odrUogo- »dt-ellnux «intreum »ollen, erbittet aied <i,r voteroetoiwet« io ä« 2-ät r»w d. dl, mit 12. bllirr» Vormittag, 11—12'/, Vdr, 'n'omSgtjel, unter perm-nliober Vorstellung cker Anrnmsülenäen äared ibr« Herren Lrmcpale. geä^kten 2eit „erckea .ned Xnmelänngm t»r Herrschaft rü bringen, aber 'er will nicht, daß diese«" Ziel a« ««C-drtgen s«edMl,,e»^d»ctU«t,v» form» entg-gev- f«aw°^>. -.o welchem „oi> U>.näl°n-.,el.rl,ng« detbeilkgen °ff^ ""gestanden werde. Dn, Lntrag,Northcote« v-rw.rst ItLooen, <jis iw L^jtr« äe» Teu^iiii8e» (ur üi« vEnsclwüli, ks A-Uugnog rum Lioj-idrik-kreiunliigeväientt« mvä. Ooterri dt 10 Ztuoäev vöckeotlick, 8oduige>ä NO Ad. I^iprie. im kebruar 1885. ( nrl äValtruw, virector. er, weil er das Eabinet verpflichtet, in Egypten eine englische ! Regierung auszurichlen. Da« würde sorlivährende Kämpfe! zur Folge habe». Den Antrag Mortey, welcher da« Be dauern über die Verwendung englischer Truppen zur Nieder-! die wollen Klarbeit in die Situation bringen und den Sudan unter englische Verwaltung stellen, während die Partei, welche hinter Morlch steht, den Mahdi sich selbst überlasten will. Da« sind dieselben Leute, welche vor einem Jahr ein Hhegeschrei anstimmleu, als Osman Digma ein englische« Carrs gesprengt und viele englische Soldaten gelobtet hatte. Da« unnütz vergossene englische Blut spielt twar auch in dem Northcotc'schen Antrag eine bedeutende Nolle, aber der Hauptgedanke des Antrages ist doch die Schaffung klarer Verhältnisse. Beiden Anträge» gegenüber schlägt Gladstone einen Mittelweg ein. Er weist aus die ThalsaLe hin. daß England Gorbon Entsatz bringen wollte und daß die Sicherheit Egyptens gegen die Angriffe de« Mahdi Fortschritte gemacht habe, endlich daraus, daß der StaatSbankervtl m Egypten durch einltebereinkoinmcn milde» Mächten abgewandl sei, welche- dem Abschluß nahe fei. Man muß gestehen, daß diese Er- klärungen Hand und Fuß haben unv daS, was ein conser- vativeS Ministerium tbuu könnte, vorzeichnen. Man kann angesichts der beiden Anträge Norlhccle und Morley und der Erwiderung Gladstone'» sage», daß die Antragsteller nicht wissen, was sie wollen, daß die« aber Gladstone sehr wohl weiß. Northcote tadelt nicht, was Gladstone getban hat. sondern giebt nur dem allgemeinen Mißvergnügen darüber Ausbruch daß e« erfolglos gewesen ist. Morley will den schimpf lichen Rückzug Wolseley'S und das entspricht noch weniger den gegenwärtige» Verhältnissen. 3m Vergleich mit diesen beiden Antragstellern erscheint Gladstone al» der Typus der That- krast und der verständigen Handlungsweise, der nur taS an empfiehlt, was die Klugheit und die Umstände erheischen. Die Engländer empfinden die Nothwendigkeit, eine Aende- ruog deS bestehenden Zustandes herbeizusübre», aber sie wissen kein entsprechende« Mittel für Erreichung diese« Ziele- anzu- grbcn. Die Frage ist doch einfach die: Wird ein Ministerium Salisbury die Ordnung in Egypten und im Sudan schneller und sicherer Herstellen, als da« Ministerium Gladstone? Diese Frage vermagSaliSburv nicht mit Bestimmtheit zu beantworten. Er sagt eiilsach: Die Führer der conservgtiven Partei sind trotz der schmierigen und mißlichen gegenwärtigen Lage doch bereit, die Regicrungsgewall zu übernehmen Damit ist so gut wie nicht« gesagt, im Gegentheil werden die praktischen Engländer daraus ersehen, daß Salisbury ebensowenig den Erfolg seiner Politik zu verbürgen vermag, wie Gladstone. WaS augenblicklich die öffentliche Meinung in England zu Ungunsten Gladstonc'S sehr beeinflußt, ist daS Be bauern darüber, daß der Tod Gordon's nickt abgewendct worden ist. Vernünftigerweise müssen sich Diejenigen, welche Glastone den Tod des Helden von Kkartum Schuld geben, die Frage vortcgen, was er denn eigentlich hätte thun solle»? Die Meinungen waren getheilt. Die Einen wünschten, daß Gorbon thatkrästige Hilfe gebracht werde, die Anderen, deren Sache Morley beute noch vertritt, wollten ihn seinen: Schicksal überlassen. Gladstone bat ihm Hilfe gebracht, aber zu spät. Jetzt wollen ihn dieselben Leute sür den Tod Gordon'S verantwortlich machen, die den Minister zu einer Zeit am Ruder erhielten, als er von der gesammten Öffentlichen Meinung Europas verurtheilt wurde. DaS ist der höchst seltsame und sür die englischen Verhältnisse bezeichnende Vorgang. Gladstone hat im Grunde genommen nur daS gclhan, wa» die Mehrheit des englischen Volkes wollte, und deshalb ist eS vom Stand- puncte diese- Volke« auS ungerecht. Len Stein auf ibn zu werfen. England hat die Regierung, welche e« verdient und da« Parlament ist gar nicht in der Lage, sich über diese Regierung zu beklagen. Wenn heute Salisbury die Erbschaft Gladstone'« an- tritt, werden sich die Verhältnisse auch nicht um Haares breite verbessern. Dem Führer der Conservativen stehen nur die gleichen Mittel zu Gebote, über welche der Führer der Liberalen verfügt, aber er entbehrt der Schlauheit und Verschlagenheit Gladstonc'S. ES ist sehr bezeichnend sür die Tadler Gladstonc'S, daß sie ihm nicht seine Handlungen, sondern seine Reden zum Vorwurf machen. Sein schlimmstes vergeben war nach liberaler Auffassung, daß er bei Eröff nung deS Parlaments Gorbon nicht eine schwungvolle Leichen rede gehalten hat. Daß er den Tod Gordon's verschulde, wagen die liberalen Blätter nicht zu behaupten, weit sie ihre ganz« Partei nicht von der Mitschuld sreizusprechen ver mögen. WaS wollen also die Engländer? Gladstone bat nur da» gethan und daS unterlassen, womit das Parlament sich einverstanden erklärt hat. Hätte Wilson Gordon noch lebend und im Besitz der Gewalt angetrosfen, die er seit dem 18. Februar 1884 auSgeübt hat. dann würde Gladstone heute ebenso al» da» Urbild der Weisheit und Thatkrast gepriesen werden, als man ihn heute als den Urheber des Untergangs von Gordon anklagt. Die Politik der Zweideutigkeit ist diejenige, welche dem heutigen England am meisten »usagt. Bedeutende Kraft- entsaUung, feste Bertraq-verkältniffe, die zu bestimmten Leistungen verpflichten, sind nicht nach dem Geschmack der Engländer. Die Politik der kleinen Mittel, der Slandpunct de» Kaufmannes, welcher günstige Umstände zweckentsprechend »u benutzen versteht, das ist echt englische Politik. Diese Politik hat Gladstone stet» vertreten; er hat da« nicht allein in der egyptischen Angelegenheit gethan, er bat denselben Grundsatz auf dem Gesammtgebietc de« Colonialwesens zur Geltung gebracht. Daher da» zweideutige schwankende ver- hältniß allen Mächten gegenüber. Mit Frankreich möchte Gladstone gute Nachbarschaft halten, und doch sucht er die französischen Interessen in Cbina, in Ost- und Wcst- afrika zu durchkreuzen. Mit Deutschland will sich Eng land mcht verfeinden und doch verfolgt e« eine Colonial- politit, welche Deutschland- Interessen, wo sie mit englischer Habsucht in Widerstreit geratben, aus da- Empfindlichste zu schädigen sucht. Mit Italien schließt Gladstone Verträge, welche dieser Macht die Verfügung über türkische« Eigenthum einräomen, und öffentlich werden diese Abmachungen ab geleugnet. Endlich ist die indisch« Politik England« daraus gerichtet, Afghanistan al« Abwehr gegen russische Eroberung«» gelüste zu benutzen und darüber vergißt England, daß r« ja selbst der Freundschaft de« Emir- von Afghanistan nicht sicher ist. Jetzt bietet sich Salisbury al» Nachfolger Gladstone'- an, aber vorsichtigerweise ebne irgend ein Versprechen zu geben, daß die Lage sich unter seiner Leitung verbessern werde. Deutschland steht dieser MincsterkrisiS kühl bis a»S Herz hinan gegenüber, wir wissen, baß wir von Salisbury so wenig zu erwarten haben, wie von Gladstone. England ist eS, daS krankt, seine Minister sind nur die nsillentoscu Werkzeuge. * Leipzig, 27. Februar 1885. * Die deutsche Marine zählt gegenwärtig 440 active Ossiciere einschließlich der L la suite gestellten, wodurch der Bedarf nur unzureichend gedeckt wird. WaS die Möglichkeit betrifft, dem niebrerwäbnlen Personcnmangel in der Flotte im Allgemeinen abzubelsen, so wird sie in Bezug auf die Ossiciere nur allmälig cintretcn. Für die nächsten Jahre wird die Zahl bcr eingestellten Eavetten nur eben hinreichen, de» Abgang zu decken und den noch nickt vollen Erat allmälig auszusüllen. Der Chef der Acmiralikät ist daher bemüht, die Kosten, welche die Cadetlenlausbahn erfordert, erheblich zu vermindern; sie betrugen bisbcr 6000 bis 8000 eine Aus gabe. die nur eine geringe Anzahl von Faniilicii zu leisten im Stande ist. Trotz dieser kostspieligen Earriere bat sich der Andrang zu derselben in den letzieu Jahren erheblich gesteigert. Zu der diesjährigen EintrittSprüsung, welche am 7. Äpril abgchalken wird, haben sich bereits zahlreiche Aspiranten aus allen Theilen Deutschland« gemeldet. Im vorigen Jahre batten sich zur Prüfung 74, im Jahre 1883 62, im Jahre 1882 77 und im Jahre 1881 63 Aspiranten, gemeldet, von denen bezw. 48, 43, 45 und 39 eingestellt wurden. * Der »Reichs-Anzeiger- enthält folgende Mittheilung: »Nack den bei der Admiralität eingegangenen, bi» zum 19. Januar reichenden Meldungen des ChesS de« westafri kanische >r Geschwaders war der Gesundheitszustand der SchissSbcsatzungen ein befriedigender, der Zustand der in den Gefechten bei Kamerun im December v. I. Verwundeten durchweg ein guter". * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" berichtet au» dem Ressort der preußischen Unterrichts verwaltung: Im Anschlüsse an da» Interesse, welche« die Verbreitung der Kurzsichtigkeit unter drr unsere höheren Schalen besuchenden Jngend in weiteren Kreisen seit mehreren Jahren gesunden hat, ist «eucrdiiigs von medicinischer Teile auch aus da« Vorkommen der Schwerhörigkeit hingewlesen und daraus aufmerksam gemacht, daß nicht selten Katarrhe. insbesondere Nasen- und Rachenkatarrhe, den Anlaß zu diesem Uebel geben. Während indessen an der weiteren Ausdehnung der Kurzsichtigkeit den Ansprüchen und Lianchtnngen der Schule selbst »in wesentlicher Theil der Schuld beigemesse» wird, so daß die Unterrichtsverwaltung sich sür verpflichtet erachtet, dte Thatsachen im weitesten Umfange sestzvstellen, die Ursachen des Ucbels, soweit dieselben in Einrichtungen der Schule zu suchen sind, zu ermitteln und aus ihre Beseitigung hinzuwirken, ist in Betreff der Schwerhörigkeit ein gleicher Vorwurf gegen die Schule nicht er- hoben. Denn wenn auch die Wege zur Schule oder unzweckmäßige Lüftungen während der Schulstunden Katarrhe veranlasse» und steigen und dadurch im weiteren Verlause möglicher Weise Schwer- Hörigkeit berbeisühren, so sind dergleichen Vorkommnisse doch nicht als iprcifii'che Einflüsse der Schule und ihrer Einrichtung anzusehen. Jede»salls aber ist es von Werth, scstzustellen, in welcher Häufigkeit daS Uebel der Schwerhörigkeit sich bei den Schülern unserer höheren Lehranstalten überhaupt vorfindet. Zu diesem Zwecke bedarf es jedoch weder einer genauen Feststellung des Begriffes der Schwer hörigkeit noch besonderer Ermittelungen in den einzelnen Schulen. Es ist vielmehr anznnchmen, daß den Lehrern jeder Llafse, ins besondere den Ordinarien, bekannt ist, ob, bezw. welche Schüler an diesem Uebel leiden. Eltern oder deren Stellvertreter pflegen, wenn sie einen schwerhörigen Knaben der Schule übergeben, schon im Interesse desselben diesen Umstand nicht zu verschweigen, und selbst wenn die« unterblieben sein sollte, kann derselbe beim Unterricht auch in größeren Classen und bei den sonstiger« Anlässen des Verkehrs nicht leicht verborgen bleiben. Es liegt daher zunächst kein Vrnnb zu beson- deren Veranstaltungen behusS Ermittelung etwa übersehener Fälle der Schwerhörigkeit vor. Der LultuSminister hat deshalb ein Formular aniertige» lasseu, nach welchem anzugeben ist, wie viele Schüler in jeder Classe schwerhörig sind »nd wie viele es bereits bei ihrem Eintritt in die Schule waren. Die königliche» Provinzial- Schulcollegien sollen dem Direktor, bezw. Rector jeder höheren Schule ihres Amtsbezirkes ein solches zugehen lassen, mit der Aus forderung, nach Benehmen mit den betreffenden Lehrern, eventuell nach Anfrage in der Lehrerconserenz, aber unter ausdrücklicher Nb- standnahme von besonderen Maßrcgcln der Ermittelung das For- niular auSsüllen und längstens binnen 8 Tagen den Provinzial- Schulcollegien wieder zuzustcllen. Seitens der letztgenannten Be hörden sieht der Minister alsdann der Einreichung der ausgesüllten Formulare entgegen. * Ter „Post" wird auS bester Quelle mitgetbeilt, daß Prinz Handjery, wie die „National-Zeitunc," bereits meldete, zum Regierungspräsidenten in Liegnitz ernannt ist. * Bei der Reichstagsnachwahl in Oldenburg stehen sich der nationalliberatc Herr Fprtmann und der deutschsrcisinnige Herr Propping gegenüber. Wenn von einzelnen, aus der Grenze der beiden Parteien stehenden oder notorisch kcutschsreisinnigen Hcrreü der Versuch gemacht worden ist, die letztere Candidatur auch den Nationalliberalen zu empfehle», so ist dieser Versuch nirgends ernst genommen worden und hat nickt den mindesten Erfolg gehabt. Nach der „Oldenburger Zeitung" war da« ..VersöhnungSmeeting", welches die Eandidatur deS Herrn Propping al« eine ge- samiiitliberalc proclauüren sollte, außer de» vier Einladenden nur von zwei Herren besucht, von denen Einer ein notorischer Freisinniger ist. Der LandgcrichtSrath Roggcinann, von dem jener Versuch in erster Linie auSging, ist zur Zeit, als er nock RcichStagSabgeordneter war. auä der nalwnalliberalen Partei ausgetreten. Der Vorgang war also vollständig bedeutungslos, und wir würden über denselben kein Wort verlieren, wenn er nicht von konservativen Blättern zu einigen ganz unge hörigen und abgeschmackten Anzapfungen der nationalliberalen Partei benutzt würde. Da heißt eS in der „Nord». Allg. Ztg.": „Man hat eS dabei offenbar mit einem Anhängsel jener nationalliberalen Specialität zu thun, die in Hannover und Umgegend nicht leben und nicht sterben kann und im „Hannoverschen Courier" ihrdieRichter'scheDemokratie heimlich begünstigende« Wesen treibt", und die „Krruz- zeitung" beeilt sich, die Spitze diefeS Ausfall? persönlich gegen Herrn vo» Bennigsen zu richten. WaS soll man zu solchen Ungereimtheiten sagen? Ter „Kreuzzeitung" nehmen wir dergleichen weiter nicht übel; sie ist für jeden Vorwand dankbar, der ibr einen Schein von Berechtigung gewährt, ibr den Winktborst'icken UltramontaniSmuS nicht nur heim- tick, sondern ganz öffentlich begünstigendes Wcscn auch ferner zu treiben und unter die VersländigungSversuche zwischen Nationalliberalen und Conlcrvalivc» eine» Knüppel zu werfe»
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