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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-04
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1884
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S«7S LlSirt, (Uramdschaft»«, HnndelS- «ck SchtffsahrtSv ertrag vom 81. vttooer ISS?). Die Rtederlaad, (MetstbegünstignagOertrag do» 81. De- cember 1881). Siam (Freundschaft»., Handel»« «nd Schifffahrt-Vertrag vom 7. Februar 1862). Salvador (Freundschaft«-, Handel«. md SchifffahrtSverttag vom 13. Juni 1870). Der Handel», uud SchiffsahrkSvertrag »milche» Deutschland »od Port» aal vom 2. Mär» 1872 Pipnltrt gleichfalls die gegenseitige Behandlung ans dem Fuße der meistbegünstigten Nation, mit der Ausnahme, daß Portugal da» Recht Vorbehalten bleibt, Brasilien besondere Bortheile eiazurünmea, welch« von Deutschland in Folge der MeistbegünstigungSclausel nicht solle» in Anspruch genommen werde» können. Der Vertrag erstreckt sich auch aus die portugiesischen Lolonteu. Die vorerwähnten Verträge find sümmtlich in dem Stadium der stillschweigenden Verlängerung und können auf 1 Jahr gekündigt werden. „ Unkündbar ist dagegen der in Art. 11 de« Frankfurter Frieden», vertrag» vom 10. Mai 1871 stipulirte Meistbegünstigung-Vertrag mit Frankreich. Derselbe erstreckt sich jedoch nur aus solche Bc. »ünstiguugen, welche der eine oder der andere der vertragschließenden Theile an England. Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Oester- reich-Ungarn öder Rußland bewilligt hat oder noch bewilligen sollte. Die andere» Staaten als den vorgenannten eingeräumten oder eia- zurönmenden Begünstigungen falle» nicht darunter. Da» deutsche Reich hat ferner noch sogenannte Freundschaft»., Handel», und Schifffahrt-Verträge, welche sämmllich die Meist- begünstignngsclausel enthalten, mit folgenden Staaten abgeschlossen: 1) Mit Persien vom 11. Juni 1873. L) Mit Co stark ca vom 18. Mai 187S. 3) Mit Samoa vom 24. Januar 1879. 4) Mir den Havai'scheu Inseln vom 25. Mär, (IS. Sep« tembcr) 187S. 5) Mit Mexico vom 5. December 1882. Vas Recht -er Gläubiger auf die Lebens-verficherunys-Police mit Üegünstigungs-Llaujel im Loncursfalle. lieber die Frage» ob die LoncurS- eine Versicherung, welche der Lridar zu * Berlin, im Oktober, gläubiger berechtigt sind, , Gunsten seiner Erbeu oder seiner Frau oder seiner Kinder aus sein Leben abgeschlossen hat, al» zur Maste gehörig ia Anspruch zu nehmen, herrschen im Publicum und unter den Agenten noch ziemlich unklare Anschauungen. Mr wollen versuchen, diese Frage zum allgemeinen Verständniß zu bringen. Im Gebiete des preußischen Landrecht» und de» gemeinen Rechte» hat die Praxi» die Frage, ob überhaupt Jemand zu Gunsten eine» Dritten ohne dessen Mitwirkung Rechte erwerben könne, so daß dieser für seine Person au» denselben Klage gegen Len Verpflich teten zu erhebe» vermag, fast durchweg be/aht, aber selbstverständ- lich immer mit dem Vorbehalt, daß derienige, der solche Rechte für Dritte erwirbt, so lauge die Bcfiiguiß anderweit» Verfügung über dieselben behält, al» er sich derselben nicht durch einen wirksamen RechtSact ausdrücklich begeben hat und in der Lage ist, diese Befug- niß auszuübea. Hat daher Jemand sein Lebe» zu Gunsten seiner Frau oder Kinder versichert und, bevor er in LoncurS verfällt, die Rechte au» der Versicherung aus Frau und Kinder durch einen giltigen Act bedingungslos übertragen, io unterliegt e» keinem Zweifel, daß, wenn nicht etwa betrügerische HaadlungSweise zum Nachtheile der Gläubiger uachgkwicsen wird, letztere auf die Versicherung keinen Anspruch haben. Tenn in diesem Falle hat sich der Versicherte feiner Besugniß, anderweit über die Versicherung zu diSponiren, begeben; sie bildet deshalb keinen Theil seine» gegenwärtigen Ber- mögen» mehr, und nur diese» kann Gegenstand des LoncurseS sein. Hat der Versicherte sich dieser Besugniß nicht begeben, ist er ober vor Busbruch de» LoncurseS verstorben, wird also sein Nachlaß Gegenstand de» letzteren, so entsteht die Frage, ob die Versicherungssorderung zu feinem Nachlasse gehört. Diese Frage wird vernein», und zwar um deswillen, weil mit dem Tode de» Versicherten die physische Unmöglichkeit eintrat, jene Beiugmß, anderweit über die zu Gunsten Dritter erworbenen Rechte zu dis- ponire», anSzuüben, diese Dritten mithin im Moment de» Eintritte» dieser Unmöglichkeit sofort bedingungslos ia die ihnen erworbenen Rechte eintreten und solche nun lediglich an» eigenem Recht geltend zu machen befugt sind. Sonach fällt auch ia diesem Falle jeder Anspruch der Gläubiger ans die Versicherung fort. Hat dagegen der Versicherte sich der Besugniß, anderweit über seine Versicherung zu diSponiren, nicht begeben und verfällt er bei Lebzeiten in LoncurS, so ist jene Besugniß unzweifelhaft ei» Beftondtheil seine- gegenwärtigen Vermögen», und da dasselbe der Gläubigerschaft ankieimfällt, so ist diese selbstverständlich auch berechtigt, icne Besugniß zu ihren Gunsten auSzuiibeu, -also über die für Frau und Kinder oder für die Erbe» bedungenen Rechte zum Besten der Loncursmasse zu verfügen. Ist die Versicherung zu Gunsten der „RechtSnachsolger" ge- »ominen, so ist in beiden Fällen, möge der LoncurS bei Lebzeiten de» Versicherte» oder über dessen Nachlaß verhängt werden, lediglich die Gläubigerschaft au» der Versicherung berechtigt. Ist die Versicherung zu Gunsten deS „Inhaber» der Police" ge- »ommen, und befindet sich diese letztere zur Zeit de» LoncurS ansbruche» im Besitze deS Versicherten oder in seinem Nachlaß, so gehört sie unzweifelhaft ebenfalls zur Maste; befindet sie sich in anderer Haud, so fällt sie nur dann nicht zur Maste, wenn der Inhaber seinen Besitz al» einen rechtlich uuansechtbarcn nachzuweisea vermag. Die bloße Inhaberklausel schützt gegen die Besitzansechtung »icht, weil dieselbe der Police nicht den Charakter eines Inhaber- Papiere» verleiht, sondern nur der Versicherungs-Gesellschaft die vertragsmäßige Besugniß ertheilt, daß dieselbe den Poliecn-Inhaber als zum Enivsang derechligt anseheu darf, wenn ihr kein Zweifel a» dessen redlichen Besitz beigeht. Wir werden in einem späteren Artikel darlegen, welche Disposi tionen sich beim Abschluß und im Lause eine» Versicherungs-Ver trag e» zur Sicherung der Familie am Meisten empfehlen. (Victoria.) Des Lan-mannes Roth. Der ia Wien erscheinende „Ludwig Schönberger'» Börsen- und Handelsbericht" enthält folgenden trefflichen Artikel: E» giebt gegen, wärtig viel Noth in der Welt, in reichen Ländern — wie Frankreich und England — nicht weniger, al« bei uns. Mao sammelt öffentlich in London für die Verhungernden in Sunderland, tüchtige brave Arbeiter, welche keine Beschäftigung finden können; man bereitet sich schon darauf vor, von großem Elend in den Schiffsbau- Distrikten, also am Tyne, am Tee re., im kommenden Winter zu hören, und wie es den Lyoner und Pariser Arbeitern ergeht, da» weiß man ja an» den fortgesetzten Berichten drr Tagesblätter. Leider haben wir nicht nöthig, iu drr Fremde zu suchen, um aus Elend und Noth ia den Fabrik-Listricten zu stoßen; denn auch bet un» und zwar in Wien selbst, insbesondere in den Vororten um Wien werdeu Arbeiter zu Hunderten entlassen, wrrdrn Maschinen- sabriken und sonstige Gewerke auf halben oder noch geringeren Betrieb gestellt, und wer nur die kleine Reise — etwa vom Schottenring — in diele Wiener Fabrik. Districte nicht scheut, kann dort ohne viel Mühe und Umfrage erfahren, welch' große und wie gerechtfertigte Befürchtungen man daselbst für den Winter liegt, fall» sich nicht inzwischen die Verhältnisse gebessert haben. Die Noth der Industrie hat in jedem einzelnen Lande und in jeder Provinz de» betreffenden Landes eincu besonderen Grund, eine specielle, ganz aus der Oberfläche liegende Ursache. In den angegebenen Distrikten Englands leiden die Arbeiter, weil der Schiffsbau stagnirt» in Lyon, weil Seidenwaare» und Seiden» sammete, welche dort da» Hanpterzeugniß auSmachea, in Folge der eiagesührtea Schutzzölle aus das Rohmaterial mit dem Auslande nicht concurriren können, in Böhmen in Folge der Zuckerkrisi» »od in der Nähe Wien», insbesondere in den Maschinen» and Waggon- sabriken re., weil der Eisenbahnba» und hauptsächlich die Eröffnung neuer Linien schon seit mehreren Jahren in stetigem Rückgänge de- griffen ist. Würde man alle Berichte au» irgend einer Weltgegend über die ia einzelnen Districte» hervortretend« industrielle Krisis znsammeastellen, dann wäre e» möglich, fast überall auch die Ursache gleich hinzuzusügen und da» Schema würde zeigen, daß außer den allgemeinen Ursachen de» schlechte» Geschäftsgänge« meist auch noch locale, blo» für den Distrtct oder da- Land geltende hinznkommeu. und ferner würde man sehen, daß diese Districte drr industriellen Noth denn doch nur ganz vereinzelte sind, während die überwiegende Mehrzahl der indnstriellen Bezirkt tu dem einen Lande wie ia dem anderen gegen da« Ungemach drr Fett noch immer tapfer onzukämpsen versteht. Wie ganz ander« verhält e» sich mit der Noth de» LandmanneS, also mit drr land« wirthschastlichen Krisi»! So weit überbaupl der Pflug den Acker durchfurcht, so weit der Bauer hinter diesem Pfluge einhergeht, in Egypteu sawohl wie ia Indien, in Amerika laicht minder als tu England oder Ungarn, in Australien um gor nicht» wrniger al» in Dentschland oder Rumänien, mit etnem Worte: überall aus der ganzen weiten Erde wird geklagt, vom vaaer nicht allein, sondern zauch »o« mittlnen »nd großen Grnndbefitzer, vom Häudler, Ber, frachter «ad alle» soastlgea Mittelspersonen, deren sich der bedeu- tendste Handel, den die Welt kennt — nämlich derjenige in Cerea lien — bedienen mnß. Die Ernte war säst überall eine gute, eine mehr al» gut« ia de» wichtigsten ErzeugnugSländern für Brodsrüchte, insbesondere für Weizen. Es ist also nicht die Noth de» Mangel-, über welch« geklagt wird, soaderu die Noth de» Ueberflusse». Die aus Weizen, um nur vo» diesem zu sprechen, bebaute Fläche hat solch großes Ertrag geliefert, daß zusammen mit den bereit- ausge stapelten Borräthea der Lonsum zu schwach ist, um den Segen sortzueffea, und wa« am allermeisten in Betracht kommt, die Ber- srachtunge» von den entftrntefteu überseeischen Ländern nach den eigentlichen LonsnmIionSländeru, also denjenigen im westlichen Europa, erfolgen mit eiuer solch unerhörten Raschheit und sie werden sür solch geringen Betrag bewerkstelligt, daß an jedem einzelnen LonsumtionSplatze der ganze Uedcrjchuß der Welt zum Gebrauche bereit zu stehen scheint, >o daß man nur nöthig hat, die Hand nach demselben auSzuslreckeo, um ihn sür sich verwenden zu können. In früheren Jahren gab eS eia Nacheinander ia den Ernten, also auch ia den Verschiffungen and insbesondere in den Ausschiffungen nach erfolgter Ankunst de» sremden Products. Ungarn beispielsweise hatte daraus dea größte» Nutzen gezogen, daß e» mit seiner Ernte früher aus dea Coiijumtiourplätzen war, als Rußland oder die untere» Donauprovinze», selbstverständlich früher, als da- rnlsernte Amerika oder Indien oder Australien. Man berechnete, daß aus der ganzen Erde beinahe ia jedem Monate irgendwo Erute ist, oder zum Mindesten, daß in /«dem Monate von irgend einer anderen Weltgegeiid importirt werden kann, gewiß nicht von allen Weltgegendcn aus einmal. Es gab eine richtige Bertheiluug der Quantität nach sowohl wie dem Preise nach; denn was von ferne hergebracht werden mußte, stellte sich auch um so viel theurer, al- e« in größeren Quantitäten zur Verfügung stand, wonach die Länder mit geringerem quantitativen Export leidlich concurrirc» konnten, wenn sie nur nahe genug waren. Alle diese Unterschiede haben mit einem Male so gut wie vollständig auf- gehört. Zu derselbe» Zeit, in welcher Ungarn mit seiner Ernte fertig war, ja noch früher, als ungarischer Weizen an Ort und Stelle de- Verbrauches anlanqen konnte, war bereits in diesem Iadre neuer indischer Weizen angclangt, in solche» Mengen und zu solch' niedrigen Preisen, beispielsweise sür englische Haftnplätze, daß von e:ncr Concurrenz mit demselben kaum mehr die Rede sein konnte. Zur selben Zeit, i» welcher der russische Weizen exportfähig war, und noch viel früher, kamen bereit» die Schiffe au» Amerika, aus Australien re., und die merkwürdigen WillernngSverhältniff« dieses Jahres bewirkten überdies, daß der Theil de» BedarscS, weichen England, Frankreich rc. ans dem eigenen Beden erzeugen können, diesmal um niindcstcn« vier Wochen früher exportfähig war, als >» sonstigen Jahren. Ta« wäre aber blo« ein zulälliger Umstand, der nicht nur wahrscheinlich, sondern beinahe gewiß in anberc» Jahren Wegfällen dürste. Die bleibende Erscheinung dagegen ist da« rasche Eintreffen überseeischer Producte, theil« in Folge de« Anbaues ron Brvdfrüchten ia wärmeren Gegenden, al« vorher, woran« eine frühere Fertigstellung der Ernte hervorgeht, theil« und daupisächlich durch fortgesetzte Reduktion der UebersahrlSzettcn, m Folge größerer Schiffe mit stärkeren Maschinen, in Folge schnellerer Eisenbahnzüge und sonstiger praktischer Vorkehrungen für die Zeitvermindcrung; denn bei der übergroßen Toncurrenz auf dem Weltmarkt: liegt mindeste»- scheinbar ein großer Gewinn darin, der Erste aus dem Platze zu sein. Mit dieser gegenwärtig neu austretendcn Er- scheinung wirken aber die irühcren Erscheinungen von nicht geringerer Wichtigkeit für die Concurrenz nicht minder zusammen, nämlich die nach immer sorlbauernde Verminderung der Eisen bahn- und insbesondere der SchiffSsrachisätze, sowie die noch immer stetige Vermehrung der Anbauflächen in überseeischen Ländern. Diese Faktoren der Preisverminderung der landwirthschastlichcn Er- zeugnisse sind keine zuiälligen mehr, auch keine solchen, deren Nus. hören in übersehbarer Zeit vorhergesaqt werden könnte. Erst jetzt wieder giebt es einen wüthenden Tariskrieg zwischen den amerikani schen Eisenbahnen, zumeist sür Zwecke der BSrsenspeculation unter- nommen, aber darum nicht minder wirkungsvoll sür den Export sowohl von Weizen wie von Fleisch und Baumwolle, Petroleum und anderen Maffcnproductrn; denn wenn von dem ErzcugungSocte bis zum Verschiffungshafen, fast über einen ganzen Conlinent hinweg, zu einem geringeren Frachtsätze befördert werden kann, al« beispie!«- weise von Bndaveft nach Wien', so muß die» einen hervorragenden Einfluß aus die Concurrenzsähigkrit derselben amerikanische» Producle habe», welche ohnehin schon ia der ungemein billigen Seefracht ein Privilegium genießen, durch 'welches die europäische Landwirtdichast be reits sett mehreren Jahren concurreiizunsähig gemachtwird. Was ober in Amerika geschieht, erfolgt auch iu Asien, danvtsächlich in Judien, daSals Weizenexportlond vo» immer größerer Wichtigkeit wird, uud e» geschieht nicht minder in Australien rc.. ja selbst im näheren Rußland; denn die stetig zunehmenden Eisenbahnen und die entstehende Concurrenz zwischen den einzelnen Linien müssen »othwendig die Herabsetzung der BesörderungS-Iarift zur Folge haben. So sieht sich denn der Landmanu in Europa von Feinden umgeben, deren Nomen er nickt einmal kennt, von fremde» Horden übersalle», deren Kompsweise eine ihm ungewohnte ist, und diesem fremden Feinde ist er schutzlos preiSgcgeben, wie sehr man sich auch bemüht, ihn glauben zu lassen, daß man den Willen und doß mau die Macht Hobe, ihn zu be schirmen. Glücklich noch Derjenige, welcher den Zusammen bang dcrWell- ercignisse nicht zu erfassen vermag und in dem seligen Glauben dahin- lebt, daß eS „sehr bald" besser werden müsse, daß bloS vorübergehende Ursachen seine» Ruin herbeizusühren trachten und daß er dieser Ursachen durch Kraft und Energie Herr werden könne. Volle Verzweiflung da gegen bemächtigt sich Derjenigen, welche den Zusammenhang genau er kennen oder auch nur mit jenem Instinkte ahnen, der selbst da» unver- nünitig« Thier eine Gefahr im vollen Umsange erkenne» läßt, so bald sie sich ihm nähert. Man kann den gegenwärtigen GemnthS- znftand der europäischen Landwirthe ungefähr mit demjenigen ver- gleichen, der sich nach Erfindung de- Schießpulvers und nach Bc- kanntwerden der gewaltigen Wirkungen desiclven all' der gehar nischten und gepanzerte» Ritter und umiomehr der Bauernschaft be mächtigte, welche diese Ritter bis dahin beschützt batten und die nun, Ritter wie Bauer und Bürger, sich verloren glauben mußten, so lange sie nicht mit den gleichen Waffen als Schutzmittel ouSgestattet sind. Der Bauer uud der Bürger, welch' letzterer zum großen Theile vom rrstcren abhänat und dessen Wohlergehen an dasjenige d«S Bauern geknüpft ist, sie fühlen sich wie in einer belagerten Stadt, deren Mauern bereits durchlöchert sind. Heute hat die durch dringende Kugel Diesen aiedergestreckk. morgen wird sie Jenen treffen, und schließlich werden Alle niedergehauen oder zu Gesaiigenen ge- macht werden; will sagen, jetzt leidet diese Industrie, nächstens wird eine andere leiden, und nicht früher kann sich da» allgemeine Wohl befinden wieder einstelleu, al» bi- die Noth de» LandmanneS ver ringert ist; denn davon, daß sie aufhörea sollte, kann keine Rede mehr sein. Da» ist unberechtigter Pessimismus, wird man einwenden Darum sei hier gleich die optimistisch« Anschauung gegenübergestcllt, so daß sich leicht die mittlere Erkcnntniß, welche der Wahrheit unbedingt am nächsten liegt, ergeben dürste. Die billige» Preise kommen von der Ueberproductioa, sic sind ferner mitbedingt vom Tiefstände der Frachtsätze und schließlich von der GeschästSlosigkeit aus industriellem Gebiete, welche niedrige Löhne und damit geringere Consnmtion zur Folge haben muß. Höre» diese drei Factvrea auf, gleichzeitig zu wirken, dann müssen auch die billigen Preise aushöre». So taffen sich die Optimisten ver nehmen, und iu mehr als einer Hinsicht ist etwa- Wahre- an ihrer Argumentation. Billige Preise «ine» Products, solch billige Preise, daß die Erzeugung sich nicht mehr verlohnt, sichren immer zur Einschränkung deS Betriebe». In der Thal nimmt di« mit Weizen bebaute Area in Europa stetig ab, wie nachgewiese» werden kann, schon seit uugesähr zwanzig Iabren. In England beträgt die Abnahme mehr al» ein Viertel, nämlich von 3.982,000 Acre- Weizenbode» im Jahre 1869, bi» aus 2,751,000 Acre» im Jahre 1884 und in Folge der Abnahme de» Boden» auch diejenige des Ertrage» von 12'/, Millionen Quarter» im Jahre 1869 „nd 14 Millionen im darauffolgenden Jahre bi» auf 8 Millionen Quarter« im Jahre 1883 und 9'/, Millionen in diesem Jahre. Während dagegen der JmportS-Dnrchichnitt von 1866 bi» 1877 blo» 9'/, Millionen Quarter» per Jahr au-grmacht bat, stieg dieser Durchschnitt von 1874 bi» 1884 bi» aus 15.6 Millionen Quarter», und im laußeade» Jahre werde» 16'/, Millionen Quarter» Weizen eingeftibrt werde» müssen, noch immer weniger allerdings al» im Jahre 1D2, wo di« Einfuhr 2llM>llwnen QnarterS erreichte. Man verwandelt Ackerboden in Graüetid, nicht blo» in England, sondern anch in Frankreich, ja sogar iü llagarn, und man thnt recht daran. Wa« ntht ober die Vermindernng der Vodenflächen für den Weizen onban ia Europa, wenn in jedem Jahr« zehnmal, wen» nicht hundertmal so viel tn Laaada. Anstralien, Indien »nd den Ver- einigte» Staaten sür dt» Vepstanzung mit Weizen neu gewonnen wird? Man hat ia England genau berechnet, daß die Wejzen- Production unter 42 Shilling per Quarte, nicht mehr lohnend sei, uud gegenwärtig kostet der Weizen blo» 32 Sbilling per Quarter. Man berechnete ferner, daß in den vereinigte» Staaten bei einer Erzeugung von 15 vnihel» per «ere die Erzen gung«Iostea 7 Dollar» per Acre «»»machen, während gegenwärtig bei einem Preis« vo» 6b Cent» per Bnshel in Chicago dem Er- »enger blo« 5.4 Doll, per «tre übrig bleibe«, und da« durchschnittlich« Erträgniß ist nicht einmal 15 BnshelS, sondern blo» 13'/, per Acre Der amerikanische Farmer verliert also, wie der europäische, bet den gegenwärtigen Preisen» so daß «r sich bereit» »ns eine ander« Production, al» diejenige de» Weizen», wirft und di« bebaute Fläche, wenn sich die Verhältnisse nicht stark ändern, eher geringer al» jetzt, keine-weg» größer werden dürfte. Was nützi aber auch AllcS ba-, wenn der Besitzer der großen Bell-Farm, 3lS englische Meilen von Winnipeg iu Lanada, der Besitzer von nicht weniger als 56.000 Acre», erst vor wenigen Tagen öffentlich in England erklären lassen konnlc, daß er im Stande sei, besten Wetzen zu 20 Shilling per Quarter nach Liverpool zu stellen, somit 12 Shilling unter dem heutigen Preise; denn 7000 Acre«, welche er Heuer mit Weizen bebaut hatte, haben 25 Blishcl» per Acre gegeben, nicht viel weniger, als ma» in England bei der höchsten Cnltur erzielt. WaS nützt ferner die Verminderung der BodenflSche sürWeize» in England,Frank reich, Ungarn und selbst in Amerika, wenn billige Arbeit und billige Fracht eS ermöglichen, daß indischer Weizen, selbst zu den heutigen Preisen, in Massen nach England gebracht werden kann, ohne den Untkinehnicr zu ruiniren, welcher io der Regel von den zahlreichen Wucherern. ZemiadarS kauft, die den armen Hindu wie im Schraubenstvet eingizwängt halten. Nicht weniger als 26 Millionen Acres sind in diesem Jahre in Indien mit Weizen bebaut, welche 30'/, Millionen Quarter» oder 68 Millionen Meicrcentner geliefert haben, von denen etwa ein Fünftel sür den Exvort übrig bleibt und ei» weiteres Fünftel in Indien selbst zu Mehl vermahlen wird »nd als solches ebensalls noch Europa geht. Ganz allein die Pivviiizcn Piinjnb, Bombay, ferner die nordwestlichen und mittleren Districte können so viel Weizen für den Export erzeugen, al» England überhaupt einsühren muß, und Indien, sowie Canada können ziliammengkiwmmen den ganzen Bedarf Europa! decken, die schlecktest« Ernte bei un« vorausgeietzt, so daß die Bereinigten Staaten eigentlich dereil« vor» cke aonaour« sind. Davon also, daß die niedrigen Preise die Production vermindern werden, ist wenig Trost zu erwarten. Etwas besser steht eS mit der Aussicht darauf, daß die wahnsinnige Concurrenz der Fracht- tarisc endlich einmal anshüren oder wenigsten« vermindert werde» dürfte. Die amerikanischen Eisenbahnen esse» einander aus, und welche Partei immer früher fertig wird, alio übrig bleibt» sie wird ans dem Siege Ni,Yen ziehen wollen und die Berlusttarise aufhörcn lassen. Der Schiffsbau hat dort, wo ihm die größte Bedeutung znlommt, nämlich in England, säst bis aus die Hälfte abgenomnicn. Wahrend »och im vergangenen Jahre aus allen Wersten Eijcnschiffe vo» iingejädr 70,000 Ton« per Monat scrtiggestelll wurden, beträgt in dieie,» Jahre drc monatliche Erzeugung nur mehr 37,000 Tons, und auch das schon vorhandene Material wird überaus stark ver- klcincri durch Außcrgebrauchstellung der meisten Holzschisse, der Eiseiischisse älterer Constrnction rc., also der Fahrzeuge, deren Bemannung uud Ausrüstung sich nicht mehr verlohnt. Die verringcrie Arbeit aus de» Werften verringert auch die Zahl der Arbeiter, von welchen ei» großer Theil irgend eine andere Beschäftigung sucht, so daß bei selbst wieder zunehmen dem Beearsc die Schiff-industrie sür Jahre hinaus minder cistungSsähig wird. Daraus muß unbedingt eine Versteifung der Secirachleii folgen und wenn diese mit dem Aushörcn des Taris- lrugetz der Eisenbahnen zusammeniällt, kann mau sicher daraus cchne», daß mindestens ein Nage! zum Sarge des europäischen LandmanneS fehlen wird. WaS nützt jedoch die Erhöhung der Frack e.i, sagen wir um zehn Procent — denn bei der Anzahl und Tragfähigkeit der neuen Schiffe kann eS sich kaum um mehr handeln — wein, gegenwärtig die Frachten solch billige sind, daß sie die LrtS- disfercuz zwischen ganzen Welttheile» beinahe ausheben? Mehr noch ist von der Wiederbelebung der Industrie und de« allgemeinen Geschäftsganges zu erwarten, weil mil derselben auch die Consumtions- ahigkeit zunehincn muß. So viel jedoch kann der Unterschied nicht beirngen, alS sich die landwirtlischajtliche Arbeit, welche gegenwärtig mit dem landwirthschasllichen Ertrage selbst aus der niedrigsten Stuft telst. dadurch wieder verheuert, daß bie Tausende und Tausende von Fabrikarbeitern, welche gegenwärtig au» den Städten ins Land zurückgchen, woher sie seinerzeit gekommen sind, wieder zu ihren Maschine», Webstühlen u. s. w. gernscn werden und überdies kann c« ja der IndMlrie nicht gut gehen, so lange die Lanbwirthschast leidet, was einen circiilu, vitiosns ergiebt. Die Optimisten mögen daher in einzelnen Fällen noch so sehr Recht haben, das ganze Bild können sie niemals verwischen »nd diese» läßt den Niedergang der europäischen Landwirlhschast in ihrer jetzigen Form erkennen. Die in ihrem Fache tüchtigste» und erfahrensten Farmer der A:It, di: englischen, werden sich im Lause deS nächsten Monat- in London versammeln, um Mittel zur Abhilfe ihrer Noch, welche gleichzeitig die Noch aller ihrer Brüder ans dem Continente ist, zu bcrathen. Ob eS dem Farmer Alliance, welcher die Versammlung ciiibernft, gelingen wird, solche Mittel zu finden, da» läßt sich natürlich nicht Vorhersagen. Au» einzelne» Stimmen in den öffent lichen Blättern, bei Versammlungen u. s. w. kann man jedoch bereit- wissen, in welchen Gleisen sich di« Vorschläge zur Abhilfe be wegen werden. Der Weizenanbau aus europäischem Boden hat ausgehört, lohnend zu sein: da» ist die ilnbcstriktene Ansicht aller englischen Landwirthe. Die Weizcrein- uhr und diejenige anderer Brodsrüchte durch einen Zoll Verbindern wäre einerseits nicht möglich und andererseits von keinem hin reichenden Nutzen sür de» Landwirth; denn so groß könnte der Zoll aut Rücksicht aus die Bedürfnisse der consumirenden Bevölkerung unmöglich sei», als daß nicht Länder mit halber Sclavenarbeit, wie beispielsweise Indien, Egypten u. s. w., selbst diese» Zoll durch die Billigkeit ihres Products überbieten können. Ganz ander- steht es mit der Flcisckcinfnhr, ferner mit derjenigen der sogenannten landwirlhschaftlichcn Nebenproducte, welche in England, im Gegen- atzc -» Frankreich, bisher stark vernachlässigt wurden. Für die Bcrhindcrung der Fleischeinfuhr sorgen von Zeit -» Zeit die da oder dort ausbecchenden Viehseuchen, die zwar nur als Borwand dienen, aber bisher noch immer diese ihr« Schuldigkeit gethan haben und sür eine lange Zeit weiter thun dürften. Wirft man sich somit auf die Fleischerzeugnng, klund da- gilt ja allgemein für jedes Land» dann hat man geringere Con currenz zu befürchten, zum Mindesten innerhalb des eigenen Landes. Wichtig ist aber auch sür England dir landwirthschastliche Nebenproduclio», wie daraus hervorgeht, daß im letzten Jahre die cingcsührte Beodfrucht 67.6 Millionen Lstrl. werth war, da« ein gesülnte Fleisch jedoch, zusammen mit der Einfuhr an Fischen, Geflügel, Käse, Butter, nicht weniger al» 52.5 Millionen Lstrl., also beinahe ebensoviel. Diese 52 Millionen Lstrl. oder ein großer Theil derselben können dem englischen Landwirthe verbleiben, zum Ersätze dafür, das; er die Koriierzeugnng, wo nicht besonder« günstige Um stände vorhanden sind, ousgiebt. Roch mehrere, ebensalls aus Statistik und wirkliche Verhältnisse gegründete Vorschläge werden schon jetzt zur Abhilft der Noth deS englischen Farmer- öffentlich gemacht, und die bevorstehende Lonftrenz wird solcher Vorschläge wahrscheinlich noch eine größere Zahl bringen. Nicht Alle« jedoch, war dem englische» Farmer eine Erleichterung verschafft, hat auch Nutzen etwa snr den österreichischen, den ungarischen, deutschen oder sonstigen conlineiitale» Landwirth. Der eine Satz jedoch: die Weizen Production lohnt in Europa nicht mehr, dieser Satz, weil er für A l l e gilt, muß auch für Alle zu denselben Folgen sichren. Auch unsere Landwirthschaft muß sich vollständig uniformen, sie muß aus ganz neue Grundlagen gestellt werden aus weiche, das hängt innig mit der localen Bodenbeschaffen heit, mit der Gesetzgebung und den sonstigen, entweder bezirklichen oder den ganze» Staat betreffenden Verhältnissen zusammen. Tie Revolution, deren Nothwcndigkeit hier angedeutet wird, must sich natürlich auch auf andere abhängige Zweige der nationalen Thätig keit erstrecken, und sie wird die größte sein, die seit Jahrhunderten erlebt wurde. Was würden beispielsweise die Budapester Dampf mühlen beginnen, um von einer vergleichsweise geringen Sache zu sprechen, wenn Ungarn aushören wollte oder anshüren müßte, Weizen anzubancn? Solche Detailsragen sind natürlich erst dann zu ent scheiden, sobald der Zustand eingetrete» ist, den sie zur Voraussetzung haben und glücklicher Weise ist dieser Zustand noch nicht eingetreten. Es mahlen noch die Budapester Mühle» ungarischen Weizen, freilich bereits vermengt mit walachischcm, und sie werden da« noch ziemlich lange th»n können; tenn wen» irgend etwas in der Welt konservativ ist, dann ist e« die Landwirthschaft. Aber da- Lin« läßt sich bereit- mit aller Bestimmtheit auSjprechen: die Noth de- Landwirthe- in Europa wird nicht früher ganz verschwinden, al» bi» drr Landwirth selbst sich hilft. Keine Macht aus Erden ist mächtig genug, ihn vor dem Untergang« zu retten, seine eigene Macht ausgenommen. Die Landwirthschaft muß um und um geformt werdeu, wie durch den Pflug die Ackerkrume um und um gedreht wird, und ia die so ent stehende Furche muß neuer Same gelegt werden. Der mis chtes. Leipzig» 3. November. ? An» der Fremde. Wie sich von selbst versteht, fand in Pari- am Tage der PräiNietierklärung die übliche Erböhuna der Courie statt. Die TranSücttonrn an der Börse waren in der Woche von keiner Lebbastigkeit. Alle Augenblicke taucht die Nachricht von einer Vermittelung Englands in der» chinesischen Lonflict aus und ersüllt ibren Zweck, die Baissier» za ängstigen. Von den melancho lische» Betrachtungen de» Auslandes über Frankreichs Handel, In dustrie und Finanzen nimmt dir Börse keine Notiz. Frankreich ist ein zu reiche» Land, al» daß e« »icht auch schlechte Zeiten vorüber, gehend ertragen könnte, meint man. — Die Bank von Frankreich Hot zwar Gold verkauft, aber Nach Amerika ging keine». Goldbarren und fremde Goldmünzen werden mit 8*/^ Agio über dea Mün tarif aotirt. Gold wird sür Egq-te, gebrancht werden» da dl« Coupon« der «aificlrte» Schuld «eist »ach Alexandrien zur Be zahlung gehen. In Egypten hat «ine enorme Steigerung pattge funden, wozu di« Maschinerie von London au» in Bewegung gesetzt wurde. Anlaß gaben die finanziellen Pläne drr englischen Regierung bezüglich Egyptens. Jedenfalls wird wie in Gaboon an der Westküste Afrika» auch ia Tonkin und anderen französischen Eolonien «in Differential- zolltarif von 60 Proc. zu Gunsten französischer Provenienzen ein- geführt werden. Eine Uebersicht der TranSaction in Renten in Folge von Auf trägen aus den Departements an die Schatzagenten ergab sür da» dritte Quartal Käuse an Capital 94,871,830 Frcs. und Verläuft 29,419,312 FrcS. Gegen vorige» Jahr ergaben die Läuft ein Plus von 2,985,962 Frc»., während die Verkäufe um 1,9l4,390 FrcS. adnaiimen. Da» Handelsministerium ist natürlich von Deputationen sür und gegen die Forderung der Lyoner Weber wegen freier Einfuhr von Wollengaru zum Gebrauch sür ihre Inluistrie überlauftn. Herr Rouvier verschanzt sich hinter der BersichSrung. daß er die Frage studiren wolle und daß alle Industrien Berücksichtigung verdienten. Berichte über die Runkelrüben-Ernte i» Frankreich lauten ungünstig. Dieselbe steht dünn und eS fehlt Zuckerstoff. Die Zuckerproduktion wird auf bloS 325.00» Tonnen geschätzt, WaS 50,000 Tonnen unter einem guten Mitteljahr ist. Der französische Senat hat gegenwärtig einen Gesetzentwurf zur TiScussion, der zur Revision der Gesellschafts-Acte von 1867 bestimmt ist. DoS neue Gesetz besteht a»S 101 Artikel» statt der früheren 67. Einer der HauptgesichtSpuncte dabei ist, den ObligationSinhabern mehr Macht zu verschaffen, ihre Interessen durch direkte Vertretung »nd eine Gesammt-Action zi» verlheidigen. Der Gesetzentwurf ent hält auch Vorschriften bezüglich ausländischer in Frankreich etabürter Gesellschaften, welche in dem alte» Gesetze ganz unberücksichtigt ge blieben waren. So sind z. B. ausländische LersicherungS-Geftll- schaste» frei von gewissen Beschränkungen, welche einheimischen Gesellschaften zum Schutz ihrer Versicherten aufgelegt sind, wo durch das neue Gesetz eine Abänderung ersahren wird. Laut Gesetz von 1867 sind Geschäfte in Aktien vor Einzahlung von V. der Capitols ungiftig. Neulich verklagten Makler einen Käufer von Aktien der Telephon-Gesellschaft, welcher sich weigerte, abzunehmen, was beim Verkauf der Aktien einen Verlust von 8175 Francs veranlaßt«. Die Gesellschaft war erst 4 Tage nach dem Kauftage definitiv constituirt worden. TaS Handelstribunal vernrtheilte zwar den Käufer, aber der Appellhos hob das Nrthcil aus. Der fortgesetzte Goldexport, schreibt der englische „Economist", hat die englisch« Bank gezwungen, die Rate aus 4 Procent zu er- Höhen. Diese Bewegung war vollständig erwartet worden, und eS bleibt nur die Frage übrig, ob sich die jetzige Erhöhung wirksamer erweisen wird als die vorige, um dem Geldabfluß zu steuern. Wir kalten eS snr zweifelhaft. Die Steigerung der Rate kann keinen Einfluß haben aus den Goldabfluß nach Egypten, welcher unter allen Umständen stattbaben muß. Auch auf den amerikanischen WechselcourS hat sie sich wirkungslos erwiesen, indem derselbe sogar sich noch un- qünsliger gegen unS gestellt hat und beim Goldpuncte angelongt ist. ES ist also sehr wahrscheinlich, baß Gold sür die Bereinigten Staaten von uns entnommen werden wird. ES kann in der Thai behauptet werden, baß jetzt die Wahrscheinlichkeit größerer Verschiffungen nach dort vorliegt, weil der Fall des WechftlcourseS gegenüber dem hier gestiegenen Geldwerthe als Anzeichen gelten darf, daß der amerikanische Goldbcgchr drängender ist, al« allgemein angenommen wurde. Außerdem ist ein neuer Goldbegehr in- Auge zu lassen. Scho» vor einiger Zeit schloß die griechische Regierung eine Anleihe von 6,800,000 Lstrl. ab, wovon 4,400,000 Lstrl. zur Tilgung de« un- einlll.-baren. durch die Natioualbank und die joniichen Banken emittirten Papiergeldes dienen sollen. Im Jahre 1877 war den Noten dieser Banken der ZwangScourS ertheilt worden, um die Institute für die Anleihen, die sie der Regierung gemacht, zu decken; eS wurde dabei ausgemocht, daß, sobald die Regierung ihre Schuld abbezahlt, die Banken ihre Baarzahlungen wieder ausnehmen ollte». Dies unrinlöSbare Papiergeld war bis zum Uebermaß emittirt worden und entwerthete daher. In diesem Monat soll die Schuld der Regierung abgetragen werden, und cs muß ein Abfluß von Gold nach Griechenland erwartet werden, welches an Stelle des eingezogenen Papiergelde- treten soll, da Griechenland, nachdem eS die Lateinische Union gekündigt hat, sich nicht leicht entschließen wird, seinen Silberiimlauf mehr, al- absolut nöthig, zu vermehren. In erster Reihe fällt der Goldbegehr allerdings auf Paris, indirect wird aber auch die Bank von England davon in gewissem Grade getroffen, nnd da der Goldvorrath derselben geringer ist als wünschenS- werth, so ist se» Pflicht der Direktoren, ihn sehr sorgfältig gegen weitere Entziehungen zu bewahren. Sie dürfen keine» Augenblick zögern, weitere Vorbeugung-Maßregeln za treffen, sobald der Gold- absluß sortdauert, denn je rajcher sie handela, desto wirksamer wird eS sein. In New-Dork geht eS aus dem Eisenbahnmarkte schlimm zu. In 2'/, Monate» haben von Banderbilt's Bahnen verloren: New-Dock Central 23'/, Proc., Lake Shore 20'/, Proc.. Nord-West 17V. Proc., stehen aber immer noch rcsp. ca. 37, 65, 85. Banderbilt selbst ist. nach seiner Aussage, Baissier geworden. Einem Interviewer gestand er, daß er enorme Verluste erlitten, daß eS aber allen vrrmügcndc» Leuten so ergangen, und drückte die Meinung au», es sei noch nicht ftit zu kaufen, da das Ende der Abwärtsbewegung noch nicht ge- kommen. *— Reichsbank. Die un» hente telegraphisch zugegangene Wochenübersicht der Reichsbank vom 31. October constatirt. wie zu erwarten war, eine Abnahme de-MetallbeistandeS und eine Zunahme der Wechsel- und Lombardbestände, indcß sind die Ansprüche, welch« an die Cossen der Bank gestellt wurden, geringer gewesen, als ma» im Hinblick darauf, daß in dem Ausweise die Anforderungen bcS Ultimo» enthalten sind, allgemein erwartet hatte. Während der Metallbestaad um 1^16,000 .öl und der Bestand an RcichScassen- cheinen um 1,206,000 zurückgegangen sind, erhöhte sich der Aestand an Noten anderer Banken uni 1,782,000 Das Porte- eullle weist eine Anschwellung um 29,054,000 »nd die Lom bardbestände eine solche um 7,095,000.41 aus. In Folge dielcr Ver schiebungen wurde ein Mehr der circulirendcn Banknoten um 25,135,000 (im Vorjahre am gleichen Tage 28,164 000 ^!/ herbeigesührt. Die Effecten haben sich um 299,000 verniehrt, während die sonstigen Aktiven sich um 617,000 X ermäßigten. Tie sonstigen täglichen Verbindlichkeiten und StaalSguthaben erhöhten ich um 10,020,000 (am 2. November 1883 gingen dieselben um 1,942,000 zurück) und die sonst gen Passiven verminderten sich um 40,000 Bei den Abrechnungsstellen wurden im October ab gerechnet 1,085,416.800 ,4l Die steuerfreie Notcnrescrve, welche am 23. October e. sich mit 86.40 Millionen Mark bezifferte!, ging aus 60.31 Millionen Mark zurück gegen 64.65 Millionen Mark am gleichen Tage de» Vorjahres. — Infolge de- flüssigen GeldslandcS Hot die Reichsbank den Satz, zu welchem sie DiSconten am offenen Markte anfkaust, von 3'/, auf 3'/, Proc. herabgesetzt. *— Leipziger Cassenverein. Giro-Verkehr vom 1. bi« 31. October. Gesammt Uiiilatz 51,514,685.30 ^l, davon durch TranSserirung geordner 31,094 <XX) >1 -- 60.4 Proc., Giro-Guthaben am 31. October o. 1,378,661.40 *— Zur Unfallstatistik. Im Monat October 1884 wurden beider „Allgemeinen Unfall.BersicherungS-Bank in Leipzig" 24 Todesfälle, 2 lebensgefährliche Verletzungen, 10 Unfälle, die ihrer Nalnr nach eine gänzliche oder theilweije In validität erwarten lassen, und 1433 Unfälle von vorauSsichttich nur vorübergehender EiwerbSuiisähigkeit der Verletzte», zusaminen 1469 Unfälle angewcldet.— Von de» 24 Todesfällen ereigneten sich 4 in Zuckerfabriken, je 3 i» Maschinenfabriken und einem Puddcl- werk, je 2 ia Stcinkohlenwcrkc» und Baugeichäften, die übrigen zu je einem in 1 Stahlwerk. 1 Drahtzieherei. 1 Eisengießerei, l Eisen- steingrube, 1 Dampiinüüle, 1 Bierbrauerei, 1 Landwirlhjchast. Spinnerei, 1 Schiffswerft und 1 Eiieiibah.iba». — Die 2 lebens gefährlichen Verletzungen cittsalle» aus 1 Tteiukohlenwerk und 1 Mnschiiiensabrik, während die 10 InvaliditätSfälle iu 2 Maschinenfabriken, 2 beim Brückenbau, 2 in kainiiigarnspiiinerefta, 2 in Tuchfabriken, ferner i» 1 Zuckerfabrik nnd bei einem Waffer- werkSbau vorgekonimen sind. *— BetriebSergebniiie der Leipziger Pserde-Eisen- baha in der Woche vom 27. Lclobcr b,S 2. November: 142,93? Personen 19.028.85.4! Plus: 22.699 Personen 3180.60^« Pin« seit 1. Juli 851,397 Personen 113,270.15 .4i Ul Plant», 2. November. Aus dem Gebiete der Stick- maschiiien-Industrie werden inimer neue Erfindungen gemacht. Hier ist gegenwärtig eine neue Schisschenmaschin« aus 4/4 Rapport au« der sächsischen Stickmaichinensabrik ia Koppel >m Gange, bie sehr große» Anhang findet. Die bi-kerigen Schiffchenma'chincn waren aus 6/4 Rapport. Au» der Schweiz kommt die Nachricht, daß in einer dorrigen Maschinenfabrik «ine neue Stickmoschine gebaut worden sei, welche den Fädler ent- behrlich mach«. Die Sticksäden sollen sich, ähnlich wi« bei der Schiff chenmaschine, von Rollen abwickeln. Die Sache ist nicht nnglandüch, nachdem glaubwürdigen Versicherungen zufolge durch eine Schweizer Stickmoschinensabrik schon seit einem Jahre eine Dampsstickmaschtae gebaut tst, die alle Stoff« bestickt. *— An« Thüringen wird na» geschrieben: Der Rüben- trauSport gestaltet sich aus der Nordhausen. Ersnrter Eisenbahn in diesem Jahre — übrigen» zvm Vortheil bei Bahn- Verkehr« — nicht so überstürzt wie die» t» frühere» Jahren der Fall
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