Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187402179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-02
- Tag1874-02-17
- Monat1874-02
- Jahr1874
-
-
-
860
-
861
-
862
-
863
-
864
-
865
-
866
-
867
-
868
-
869
-
870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1874
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
sagt > r« »Neu irä- Erschein t»,Uch früh e»/, Uhr. »»««- «G Tmetttt., Johanni-gaff« Z,. Ummtw. Vttdacteur Fr. LRttirr. «vrrchstund« d. «rda^ioa »«»tti-j« ll-u u», a»4»m»«« 4-» «hr. der für die «ächsd- de «ummer bestimmten ate an Wochentagen dt« Nachmittag«. au Sonn- nnd -efttageu stÄhbis V.» ühe. »«»at« sRr IchMtte«»mch»«r Ott» »!emm. UatverfitLtAstr. 22, »«»« Lisch«. Hatustr. 21. pott^ und Tagriilalt Anzeiger. Amtsblatt dtS Kömgl. BrzirksgerichtS und dkS Raths dn Stadt Sechzig. «KM»,« U.»L«. vtrnchLhrÜch 1 Thlr. 1» «ar^ wct. «ringcrtoha tLhtt. »ONp. Jede etütäae «ummer 2»/, «^ «üegexemplar 1 Ngr. Gebühr« für Extrabeilagen ohne PostbesSrderung tl Mr. mit Postbestrderung 14 Lhtr. Znstratr 4gefpaUrurBourgoi»irtlr t '/.Ngr. Größer« Schrift« laut uusoma Preisverzeichnis. Aerta»« antrr d. Lebartiamürtch dt« Spallzetl« 2 Ngr. W 48. Dienstag den 17. Februar. 1874. r« n unser l Alter frau. eiherr v. daselbst. !l Sohn. . Müller tschke in b. Mar- «tt grd. )nel ged. i »llen- Woll- >-Wollcu Vas «e- nannten.ß Um Bc -sse ist! früheren > Laxem- )lr. und! holten r solche! er. für handelt,! Bessere sind ti«! «räumt, irr fand! Waaic f ahlleder l gedeckt ,d 18'/, j »k. In! otitälen agr) an du Lil, n alter st per - tt»aS r. Die se fort- Säcken m sein, rvffnele meldete den, in Export >«r sind lcht de- Avance V Säcke -48 fl, «lauer mittel -84 fl.. Stadt : prim» st- War- loltnrß e« Wb. Mark« TvnS. t Febr. ltisch« awpfn »d von " und ivdie». i. ans Bekanntmachung. S« ist bet un» eine mit 500 Thlr. Iahresgehalt dotirte Negtftrat»rO«lle zu besetzen. Bewerber um diese Stelle werden aufgefordert, sich bt» zn« AS. gsebrnar d. I. unter Beifügung von Nachweisen ihrer Befähigung schriftlich anzunelden. Leipzig, den 2. Februar 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Loch. G Mechler. Bekanntmachung. Im »eae» Ioha»«ttho-pttale ist vom LS. März d. 3. an die Stelle de« Maschine»« «etstertz anderweu za besetzen und fordern wir geeignete »nverhetrathete Bewerber um die selbe. «eiche außer freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung mit einem jährlichen Gehalte von z A. 400 Thlr. und vom t. Juli d. I an 450 Thlr. verbunden ist, hierdurch aus. ihre Gesuche unter Beifügung etwaiger Zeugnisse oder Empfehlungen biS zn» SS. dies. Mo», bei uns etvzureichen. Leipzig, den 13. Februar 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ ^ Lei vr. -och. lernt ti. Städtische gewerbliche Fortbildungsschule. Anmeldungen von Lage-schnter» für da» am 13. April beginnende Sommerhalbjahr nimmt der Unterzeichnete täglich — mit Ausnahme de« Sonnabend und Sonntag — an. und zwar Barnetttag» zwischen tt und 12 Uhr im Parterre de« östlichen Flügel« der III. Bürgerschule, sowie Nb«nd» zwischen 7 und 8 Uhr Lesstngstraße Nr. 14, Hinterhau- t. Stock. Beizubriuge» ist da« letzte Schulzeugniß. ^kul. Dir c or Die Neichstagswahl im Leipziger Landkreis. * Leipzig, 15. Februar. Die am gestrigen Bormil tag nach dem „Eldorado" eiuberufene Versammlung von Wühlern de« 13. Reich-tagS- wahlkreise« war sehr stark besucht; e« hatte auch eine nicht geringe Anzahl Socialdemokraten Ein laß gesunden, welche sich aus Grund der an die Wähler ganz allgemein ergangenen Einladung al« znm Eintritt berechtigt erklärten und, wie wir nicht zu bemerken Unterlasten wollen, sich ziemlich »erhielten. Au« Vorsitz« uven »er Versammlung wurde Herr Semeiuvevorstand Vahltg au« L.ndeuau, zu« stellvertretenden Vorsitz enden Herr Hecht an» Plagnttz gewählt. »« erhielt zuvörderst Herr vr. Selluick au« Brandi« da» Wort, um eine Tage» zuvor von de« liberalen Central» Wahl-Comtte de« Leipziger Landkreise« beschlos sene Erklärung zur Senntnitz der Versammlung zu bringen. Ja dieser Erklärung war mit höi» lichea, aber entschiedene» Worten gesagt,, daß, nachdem Professor vr. Birnbaum im Jutereffe der Einigung aller reichstreueu Wähler von jeder fernere« Laudidatur zurückgetreten, man ein gleiche« Opfer von vr. Heine erwarten müsst, und daß, nachdem Die« geschehen, da- Cer.tral-Wahl- Eomtti gern die Hand zur Verständigung über einen neuen, gemeinschaftlichen Eaudidaten biete« werde. Al« Beweis de« Entgegenkommen« möge dienen, daß man sich «tt der von Mitgliedern der Hrine'schen Partei selbst angeregten Lan»i» daiur des Handelskammersecretair« vr. Teufel einverstanden erkläre. Diese Erklärung sowohl al« ihre ruhige und sachgemäß« Begründung «achten einen lebhaften, günstigen Eindruck auf die Versammlung. Herr Herzog au« Reudnitz beklagte aus da« Lebhafteste die unter den Reichstreueu entstandenen Spaltungen und mahnte dringend zur Einigkeit gegenüber der Geschloffen heit tu» socialdem okra tischen Lager. Gelange »an nicht zu dieser Einig keit, so werde sicherlich wieder nur ein Mißerfolg erzielt und diesem Fiakco möchte er den von ihm selbst hochverehrte» Herrn vr. Heine nicht aus« Neue auSgesetzt sehe». Der Redner wünschte von dem Hetne-EomMß» Wiste«, was dasselbe seinerseits zur Verständigung gethan. H«r vr. Götz aus Lindeuau suchte in länge rer Rede darzulege», daß seilen« der von ihm vertretenen Partei Alle» geschehen sei, um Einig- kett herbeijllsührev. (?) Allein nachdem aus der anderen Sette »tt »er Eaudidatur Goldschmidt vorgegangeu worden, habe auch Position genom- »e» «erde» müssen, «dessei der Ausruf sllr Leine erschienen. Die von vr. Heine selbst vorgksthta- aene Eaudidatur de« Hrn. vr.Gensel, d» fleu Tüchtig- «tt. Patriotismus und gemüßigte Gefiuvuug ia socialen uud wtrthschaftlicheu Fragen er, Redner, gern anerkenne, sch durch die ft» den letzten Tagen erfolgte Ablehnung de« Ernannten erledigt. E« blieb« als ettqtger Eaudtdat, der Aussicht aus Ursolg habe, nur uoch vr- Heine übrig Der Redner schloß seine vielfach von Beifalls- und Mißsall«bezeiguugeu »uterbrochene Rede mit einer Schlldernng der vorzüglichen Eigenschaften de« do» ihm empfohlenen Eaudidaten. Herr vr. Selluik hezchchnete di« Behauptung de! Vorredners tu Betreff der Eaudidatur Gold schmidt als gänzlich unwahr, nud Herr -rüg er «W Gohlis bemerkte, die Angabe Über eine Ab- irhnnvg des vr Wmsel sch völlig unverbürgt. . Herr Stglger ansNendnttz (Soctaldemokrat) sprach «er dt, Vestmb«^, sewer Partei, wel- cher man ganz fälschlich den Borwurf der Retchs- feiadschast mache, «nd verkündete mit hochtönenden Worten, daß der Caudidat der Arbeiterpartei allein der -aufmanu, nicht „Mehlhändler", wie in den Blättern geschrieben worden (Gelächter), Wilhelm Brake aus Vraunschweig sei! Herr vr. Heine machte hierauf die Ver sammlung m»t derjenigen Stellung bekannt, die er »n der vorliegenden Frage einnehme. Er geize nicht nach dem Ehrenamt im Reichstag, und seine persönlichen Verhältnisse seien für die Nebernahme eine« solchen ein großes Htnderniß Aber bet der heuti«» Zettlaae habe er doch nicht sich de» Ruse derjenigen Partei entziehen zu könne» geglaubt, welche uotortsch im Leipziger Landkreis als ein« sehr sturke Partei existire —, es sei dies die Partei, die treu zu« Reich halte, aber eben so entfernt von den Nationalliberalen wie von den SoeialdemRraten stehe. Er, Redner, würde im gegebenen Kalle sich der Fraktion von Schulze-Deiitzsch, Löwe-Calbe, Hoverbeck re. ao- schlftß-n. (Ausrufe des Erstaunens.) Der Redner verbreitete sich hieraus über die Be griffe „LentraUsatiou" uud „Decentralisatton" und insbesondere a«ch über Dasjenige, was in socialer Beziehung zu gescheheuhabe. Schließlich versicherte Herr v^. Heine, daß, wenn ei« Würdigerer gesunden werden könnte, der Allen genehm sei, er gern zurücktrete uud mit aller» Mitteln für dessen Eaudidatur wirken wolle; er wolle mit der Erklärung nicht »urückhalten, daß er dazu Herrn vr. Teufel vor Allen als geeignet erachte. (Beifall.) Herr Pros. Birnbaum sprach seine An erkennung für die Worte de- Vorredners aus, welche bestimmte Hoffnung aus eine Verständigung erwecken ließen. Freilich, die nattoua Liberale Partei könne von ihrer Forderung, daß Herr vr. Heine dem von chm, dem Redner, gegebenen Beispiel der Entsagung folge und auch zurücktrete, nicht abstehe«. Die Behauptung, nur alleftt die Eaudidatur Heine biete Ausficht auf Erfolg, ermangele der Begründung. Wenn beide Lomttts mit der Aufforderung, Herrn vr. Grusel zu wählen, einig vor die reich-treuen Wähler träte«, dann seien die Chancen für diese Eaudidatur in eben so hohem Grade vorhanden. (Lebhafter Beifall.) Herr Sparta au« Reudnitz stellte den An trag, daß au« beiden Lomttts zu gleichen Thetleu eine Commission von 12 Mitgliedern gebildet werde, welche den Auftrag erhält, sich über eine» gemeinsamen Eaudidaten zu verständigen. Dieser Antrag wurde zahlreich unterstützt und, nachdem uoch eine Anzahl Redner gesprochen, mit großer Mehrheit angenommen. Lewer haÄe vr Götz noch einen Zusatz- aut rag des Inhalt« eivgebracht, daß, falls keine Verständigung erzielt werde, Herr vr. Heine als einziger Landchat der liberalen Partei ausgestellt werde. Durch den Schluß der Debatte wurde« dir Gegner dieses Antrags verhindert, dagegen zu sprechen, uud da der Vorsitzende der Ber- sammlnug auch den Zusatzantraa als angenommen erklärte, so protefltrte Herr Sparig gegen die dadurch herbeigesührte total« Veränderung der Sachlage mit der Vemerkuug, daß nun auch der ursprüngliche Antrag hinfällig geworden sei, wel- cher als Bedingung hinstellt, daß die Eaudidatur Heim ausgeschloffkn sei. (Lärm.) Der Schluß de, Versammlung war sehr stürmisch. Herr Zetbig aus Plagwitz sollte eine BelÄt- guug -ege» die Socialdemvkrateu ansgestoßeu Hab« und sah sich alsbald von denselben um ringt. JumMeu dtesrß Tumultes entfernt« wir uns, uud wir wisse» daher nicht, wie derselbe geendet. Nach der Versammlung ist es indessen noch zu folgender Vereinbarung gekommen, von der wir auf da- Dringendste wünschen müssen, daß fie Erfolg habe. Die gemeinschaftliche Lom- Mission wurde gebildet und es find in dieselbe gewählt: ») fetten« der national-liberalen Partei die Herren Schreiber au« Ltndenau, Reiß» manu aus Plagwitz, Sparig uud Vorvitz au« Reudnitz, -rüg er aus Gohlis uud Bach- mauu au« Rötha, d) seitens der Fortschritts partei die Herren Z«ibigau« Plagwitz, Steeger au« Neuschöncfeld, -öhler ans Reudnitz, vr. Götz aus Lmdenau, Günther au- Mark ranstädt uud Rothe au» Plaguttz. Als Ob mann dieser Commisston warde von beiden Seiten Herr Eisengießeretbesitzer und Stadtverordneten- Bicevorsteher Götz aus Leipzig gewählt. Mitt woch Nachmittag wirv die Commission zusammen- treten, um ihre Ausgabe za lösen. Einen Wunsch wollen wir uoch auSsprechcn. Möchte Herr vr. Gen sei, der eutschteven zuerst in Frage steht, nicht das Gelingen des Linignrgswerkes durch ablehnende Haltung erschweren! Altes Theater. In einer Galavorstellung wie die, welche am Sonn abend zu Ehren Seiner caruevaltstischen Hoheit im Alten Theater veranstaltet wurde, bietet das Publicum da» gleiche Interesse wie die Auf führung. Es war zwar kem Parterre von -öaigen vorhanden, wie seinerzeit zu Erfurt; aber als der Prinz begleitet von seinem glänzen den Gefolge. in die Hofloge trat, da schlug jedes Herz der Narren und Närrinnen höher und die festliche Stimmung loyalster Htngegebenheit wurde uoch erhöht, als Prinz Carueval VII. das Publi cum auredete; er scheint von der, bisherigen Prinzen derjenige zu sein, welcher den sittlichen Ernst des Lärm Vals am «eiste» ins Auge saßt, er ,st ein Philosoph ans de« Thron, ein ge- krvnter Derwisch, und da man nicht gewohnt war, von solcher Stelle derartige T»cffinu»gkklten zu hören, f» kau» «an sich den Enthusiasmus denken, welcher dieser Ansprache auf de» F,ße folgte, und auch die leichtfertigste» Narren nahmen eine Zeit lang eine Miene an, als ob der Larneval nur ans der Welt wäre, die Menschen za bester« uud zn bekehren Leider entspricht, wie das so oft der Fall ist, der Hof durchaus nicht dem Charakter des Prinzen, sondern er scheint das Segenbtlo zu demselben zu fein. Namentlich zeichneten sich zwei Hofdamen rm ersten Rang durch eine so herausfordernde -oketterie und eine so laute Gesprächigkeit aus. daß fie fortwährend die Aufmerksamkeit des ge füllten Hauses aus sich zogen. Sie riefen zuletzt die Polizei zu Hülse, n« sich gegen die vorge gebene Zudringlichkeit der Männerwelt zu schützen, benutzten aber die Bereitwilligkeit de« karneva listischen Polizeidtrector« nur varu, um Diesem selbst nm den Hals zu fallen. Ihr ganzes Be nehmen erinnerte au die schlimmsten Zeiten der französischen Regentschaft; daß solche zügellose Sitten bei Hos einreißen konnten, das verschuldet wohl der Mangel an jeder Prinzessin, und nur mit Wrhmuth kann mau der Zetten gedenke«, wo die amnnlhtge Herrscherin neben dem Ge bieter des Narrenreiche- tu der Hosloge thronte. Auch als einen kuustsiuvigeu Fürsten bewftS sich der Prinz Larveval.f Wir Alle waren Zeugen, wie er den Eapellmeister Mühldorfer in die Hof- löge kommen ließ und nach einer höchst schmeichel haften Anrede, unter Anerkennung seiner musika lischen Verdienste, ihm seinen Orden verlieh. Der gleichen Ausreichnnng hatte flch der Dirigent der karnevalistischen Capelle, Herr Büchner, zu er freuen, der an feinem Dirtgeuteupnlt vom Prosceuium «ms durch einen Abgesandte» Seiner Hoheit den Orden empfing zugleich mit einem entsprechenden umsangreichea Diplom: daß unter eine« solchen Regiment die -ünfle einen raschen Aufschwung nehmen werdeu, ist zweifellos und fie müssen ihre vlüthe um f» mehr beschleunige», je kürzer die Zeit gemeffen ist, in welcher der Sonnenschein dieser fürstlichen Gunst sie reife» kann. Das Publicum selbst ergötzte sich in de» Zwischenpausen an einem Bombardement «tt -nallvovbous, welches besonders die große Trom mel heimfuchte uud ihr einige nicht in der Partitur stehende Tön« entlockte. Nächst der großen Trom mel waren es vormgswetse die -Spfe eftrtaer im Parquett fitzenden -rttiker, welche von hochgestellten ,,-üvstlertnuen" aus de» Vrosceuiumslogen an- ernrüslich mit Süßigkeiten vombardtrt wurden — eine edle Rache für die Bitterkeiten, «tt denen sie von der -rittk biswellen tracttrt worden wäre». Auch einer i« Parquett fitzende» Tra gödin, die sich in der besten Carnevalslaune » bi fi^eu schien, fioar» häufig dergleichen »tt süßen vouboumoU«« »nsaerüstet« Brieftaube» zn, di« «tt ihre« Schnabel bisweilen etwas hart an pickten. Der osficielle caruevaltstische Hospoet Reuse entrollte ans der Bühne inzwischen „Leipziger Lebensbilder", in denen auch der Ernst uud die Nachtseiten des Lebens nicht fehlte«. Als echter Hofpoet hatte er sich in die Stimmung seines fürstlichen Gebieters so zu versetzen ge wußt, daß er dem phllosophischen Trust deffelben jedenfalls gerecht wurde, obschoa dies nicht de» Geschmack aller Narren «nd Närrinnen entspricht. Welch »in Ungeheuer tu Menschengestalt, an die großen Böfewtchter Shakespeares erinnernd, ist der scheinheilige vanquier, ausgestattet aus dem „Reptllieufouds" einer tu die Deftn dämoni scher Charaktere htuabsteiaendeu Phantast«, «nd es find die wirksamsten Actschlüffe, wenn dieser vanquier wiederholt hinausgeworfen wird, eine Thatsache, die sich »U den Empfindungen des Public»»« in volle« Einklang befindet. Herr Hacker gab diesen Heuchler mtt einer wahrhaft Tartüs- fischen Charakerzeichunng. Auch noch zwei andere intrigante Subjekte spiele« eine Rolle; doch ihre Jntriguen, welche de» Laruevatszug seines Prinzen berauben wollen, scheitern jämmer lich. Dafür gtebt es »ber auch edle Charaktere tu dem Stück, und de, wackere Pfahlbantenprofeffor sowie der Buchhalter, welcher, um seine von de« Binquier verfolgte Tochter zu schützen, seine Stel lung aufgiebt, sind so ehrenwerthe Männer, daß sie volle Anerkennung verdienen und nur das Larvcvaltpublieum ein Recht hat, fie bisweilen etwas langwellig z» find«. Desto amüsanter war die echte Leipziger Haus frau, die von Fräulein Birnbaum «tt wahr haft carnevalisttscher Laune gespielt wnrde, »nd wie das erste Bild, welches »ns in die Häns- lichkeit des ehrgeizigen Rentier» uud ehemaligen Schneiders führt, so aewanu auch der „Damen- narreuabeud" de» lebhaften Beifall des Publt- cnms. Das Ansetnauderplatze» der weiblichen Narre» und der tu Werderkleider gesteckten männlichen gab einen sehr lebhaften Aktschluß, und die Art, wie sich das Ensemble hinter dem nur wenig in die Höhe gehenden Vorhang gegen das Publicum verneigte, «achte nicht »nr komisch« Wirkung, sonder» bewies auch, daß es hier kein Birtnoseuthin» giebt, welches ander» die Lorbeer» vorwegzuuehme« sucht, sondern daß sich alle Mttwtrkenden brüderlich nud schnesterlich in dieselben theilev Herr Tietz sowohl als carnevalisttscher Rathsherr wie in dem vollen Behagen seiner schwindeligen Remtniscenzeu, Frl. Zipfer als «untere Liebhaberin. Frl. Gottschalck als der- folgte tragische Unschuld unterstützten mit schau spielerischer Routine die Mttwtrkenden der Carue- valgcsellschaft Frl. Räder, die schon seit lange nicht mehr als Coupletsängerin auf nuferer nicht- närrischen Bühne aufgetreten ist, debutirtt ihre Eoupletpoiuten ganz graziös und „fchnader- hüpselte" ihre localen Ansptüungeu flott herunter. An Beifall fehlte es de» -üastlern und -Ünst- leriunen nicht — ans einer Getteuloge streckte fich stets eine lauge riesige Scheere aus die Bühne uud Präsents,te pfllchtgemäß jeder auf- tretenden -üustleriu ein schönes Bouquet. Die caruevaltstische -rttik kann nichts Besseres thn» als diesem Beispiel folgen uud überhaupt dem Hoflheater Seiner Hoheit des Prinzen volle An erkennung zollen Mag man »nu die Schau bühne als moraltschr Anstalt betrachten oder als ein Bergnügungstnstttnt, um ein amüfirbares Public»« m roseufarbare Laune zu versetzen, nach beiden Seiten hin wirkte der Hosdtchter Neus«, uud da er überdies ein volles Haus und den Erfolg für sich hat, so verstummt die -rittk gern, wie mrs ja hentigeutags auch sonst voa thr vollangt wird, wen» man ihr große Einnahme» »nd «e Zahl der Hervorrufe statifftsch vor» sfchmE Was von der prtnzltchen Etviüiste bestritten« HofLbealcr ist überdies)» rückstchts- voll gegen die Knust, daß es alljährlich nur eine Ansführmrg giebt. So braucht es, im Besitz eines karnevalistisch organtstrten Hofpoeten, die deutsche «enoffenschast »ramatischer Autoren uud Eomponisten nicht zn bemühen, darf fie sogar ungestraft ignorire» und hat überdies ein ganzes Jahr laug Zeit p» de» Proben und Vorberei tungen. Anch durch Sasispirle einzelner Vir tuosen wird das Ensemble nicht gestört, da ein ganzes Ensemble von Gästen «ttwtrkt. Die -rttik kan» nnr schweigen und bewundern. Rndols Vottschall. Lar«evalL-Lorss. *Lettytg, I«. Febrnar. Hatten schon di« ersten BormMaasftnuden des gestrigen Sonn tags ein ziemlich zahlreiches Pnvlicum von hier und answärls ans de» Eorsotzlatz anaelockt, so entfaltet« sich znr Mittagszeit etnLebe» nnd g MmM DLIÜ dLL ikilldLLLIE vü sELÜLL Bchtehnng nachstand. Um die dritte Nachmtt- tagsstnnde aber war es gerade», mnnögüch, den
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode