Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187409100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-09
- Tag1874-09-10
- Monat1874-09
- Jahr1874
-
-
-
4764
-
4765
-
4766
-
4767
-
4768
-
4769
-
4770
-
4771
-
4772
-
4773
-
4774
-
4775
-
4776
-
4777
-
4778
-
4779
-
4780
-
4781
-
4782
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1874
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Erscheint tiiglich früh 6»/, Uhr. Lttacli«» »tt Lrprtttl»» JvhanniSgafle 33. Serantw. Redakteur Fr HötOer Sprechstunde d. Redacticn Dormttlagt von N—N Uhr Nochmiiia,« von 4—L Uhr. Annahme der für die nächst folgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen dis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bis '/,v Uhr Filiale für Zasrratraaaaahme: Otto Klemm, UniversttStSstr. 22, LoutS Lösche. Hainstr. 21, Part. Wpztztr JagMM Anzeiger. VlM für Kvlitik, Localzeschichlc, Handels- und GeschWvcttedr. N.8S« ^i>»»aemrni«prtto rierteliührlich 1 Thlr. 1b Ngr^ incl. Bringerlohn l Thlr. 20 Ngr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr. Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Posibrförderung l l Thlr. mit Postbesvrdrrung 14 Thlr. Inserate <gespaltrneBourgo>sz(ilt 1'/,Ngr. Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. Reclamea anler d. Ketaettanastctch dir Spaltzrile 3 Ngr. Inserate sind stets an d. Lrpedill«» zu senden. ^8 253. Donnerstag den 10. September. 1874. Bitte für Meiningen. Das entsetzliche Brandunglück, welches Meiningen betroffen hat, fordert zu schleunigster »erkthä'ttger Hülfe aus. Wir haben daher unsere Ttiftuugsbuchhalterei (Rathhaus, I.) angewiesen, Beiträge an Gel- und Sachen zur Linderung der großen Noth anzunehmen, und hoffen, daß unsere Bitte um reichliche Gaben keine vergebene sein wird. Leipzig, am 9. September 1874. Der Rath -er Stadt Leipzig. ^ vr. Koch. G. Mechler. Bekanntmachung. Es ist in diesem Jahre schon wiederholt vorgekommen, daß durch das Anbrennen von Stroh, welches in die Kellerlichtvffnungen gestopft gewesen ist, Schadenfeuer verursacht worden sind. Mit Rücksicht hierau verbieten wir andurch bei fünf Thaler Strafe resp. entsprechender Haft, Stroh und ähnliche feuersangende Gegenstände in die Kellerlicktöffnungcn zu stopfen. Leipzig, den 27. August 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. " " ' Mess vr. Kock. iessersckmidt. Bekanntmachung. Der!Zuschlag der am 25. vorigen MonatS auf den Abbruch versteigerten Baulichkeiten des Alten Budenschuppens Kleine Burggasse Nr. 9 ist an den Höchstbieter erfolgt und werden die übrigen Bieter in Gemäßheit der Bersteigerungsbedingungen hiermit ihrer Gebote entlasten. Leipzig, den 7. September 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Cerutti. Gewerbekammer zu Leipzig. Sitzung am 7. September. Tie Gewerbekammer zu Leipzig hielt heute Abend 1» Uhr im Saale der ersten Bürgerschule unter dem Vorsitze des Herrn Stadtrath Hackel eine öffentliche Sitzung ab, an welche sich später eine nicht öffentliche Sitzung anschloß. Von den zahlreichen Registrandeneingängen sind besonders hervorzuhcben a. eine Zuschrift der Handels - und Gewerbe kammer zu Dresden „das Differentialfracht system der Eisenbahnen betreffend" nebst Commissionsbericht. Die Begutachtung dieser Angelegenheit wird einer aus drei Mit gliedern bestehenden Commission — nach späterer Resolution deS Vorsitzenden den Herren Reichert, Dolge und Hauser — zur Begut achtung überwiesen; d. eine Zuschrift des Vorstehers des MuseumS für Völkerkunde in Leipzig, die Errichtung cincö Gewerbe-Museums in Japan betreffend. Man beschließt zuvörderst noch einige nähere Erkundigungen cinzuziehen und nach deren Eingang die Angelegenheit selbst in ent sprechender Weise zur Kenntniß der Gewerb- treibenden des Bezirks zu bringen; e. wegen der seiner Zeit erfolgten Einladung zun, Besuch der von dem hiesigen Gärtncr- verein veranstalteten Ausstellung von Blu men :c. wird dem Comite der Dank der Kammer ausgesprochen. Zur Tagesordnung übergehend verschrecket die Kammer zur Ersatzwahl an Stelle des verstor benen Herrn Gerhold. Sämmtliche Stimmen fallen auf Herrn E. Böttcher, Kunst- und Han- dclSgärtner in Leipzig, und wird das Bureau an gewiesen. genanntem Herrn die auf ihn gefallene Wahl bekannt zu machen. Ueber die seiner Zeit von dem „Centralverein für das Wohl der arbeitenden Elasten" in Ber lin anher gelangte Aufforderung zum Beitritt zu gedachtem Vereine, refedirt Namens des be treffenden Ausschusses Herr Baumeister Klemm. DaS Gutachten des Referenten, welches dahin geht, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Be stimmungen über Zweck und Thätigkeit der Ge- werbckanimer von einem Anschluß an den ge dachten Verein abzuschen, findet nach kurzer Debatte über die Wirksamkeit und Erfolge der Thätigkeit deS Vereins, einstimmige Annahme. Wie bekannt waren seiner Zeit eine Anzahl GewerbSaebülsen auf Kosten der Stadt Leipzig zum Besuche der Wiener Ausstellung geschickt worden. Die Gewerbckammer, die bei Auswahl der geeignetsten Persönlichkeiten und sonst bei die ser Angelegenheit vielfach thätig gewesen war, hat bisher vergeblich auf einige nähere Mit- theilungen von jenen Auserwählten über die von ihnen gemachten Beobachtungen und Erfahrungen gewartet. Da man unterdessen erfahren hatte, daß die betreffenden Gewerbs- gehülfen schriftliche Berichte an den Rath der Stadt Leipzig eingereicht hätten, und eine Ausnutzung dieser Berichte im Interesse der Ge- werbtreibenden höchst wünschcnswerth erschien, so brachte der „Ausschuß für Gewerbsverhältnisse" durch seinen Referenten Herrn Klemm diese An gelegenheit in der Kammer mit zur Sprach« und wurde in Folge dessen der einstimmige Beschluß gefaßt: den Stadtrath um Mittheilurm der ein- gegangenen Berichte zu ersuchen und- Weiteres in dieser Angelegenheit vorzubehalten. Letzter Gegenstand der öffentlichen Sitzung sind die Schreiben des Gewerbe-Vereins zu Dresden und der dortigen Handel-- und Gewerbekammer, die im Jahre 1875 in der Zeit vom 15. Juni bis 15. Sevternbcr in Dresden stattfindende Aus stellung für gewerbliche und industrielle Erzeugnisse auS dem Königreich Sachsen betreffend. Die Kammer beschließt nach eingehen der Besprechung der Angelegenheit, daS Unter nehmen kräftigst zu unterstützen und die erforder lichen Bekanntmachungen zu erlassen. An die öffentliche Sitzung schloß sich eine nicht öffentliche an, in welcher über innere Angelegen heiten der Kammer verhandelt wurde. Auf Grund des Protokolls mitgetheilt von dem Sccretair Adv. Ludwig. Deutsche Genossenschaft dramatischer Äutoren und Eomponijten. Die diesjährige ordentliche Generalversammlung der Deutschen Genostenschaft dramatischer Autoren und Componisten, welche zur Zeit 212 Mit glieder zählt, fand am T und 3. d. M. im Saale des Hotel de Pruste vier unter Vorsitz des Herrn Geh. Hofrath vr. Gottschall statt. An derselben nahmen 30 Mitglieder persönlich Thcil, unter ihnen die Herren G. zu Putlitz, G. v. Moser, vr. Paul Lindau. Ernst Wichert, Capcllmeister Rcinecke, Carl Kösting u. A., während 124 Mit glieder durch Bevollmächtigte vertreten waren, namentlich auch Gutzkow, Laube, v. Bauernseld, Moscnthal, Paul .Heyse, Mar Bruch, Ferdinand Hi Her re. AuS dem gedruckten Geschäftsbericht des Bureaus erhellt, daß der Gesammtbctraader durch die Ge- nossenschaslsagentur für die Mitglieder verein nahinten Gelder ein wesentlich bedeutenderer ist, als der vorjährige, daß mithin der Verkehr ein belebterer, die auszuweisendcn Resultate gün stigere sind. Der Vorsitzende gedachte bei Eröffnung der Sitzung der großen nationalen Bedeutung des Tages. Habe der blutige Tag von Sedan die deutsche Einheit begründet, so vermöchten doch nur die Werke des Friedens ihr einen reicheren In halt zu geben, sie innerlich auszubauen und sort- zuentwickeln. Soviel man auch Uber den Verfall der deutschen Bühne klagen möge, sie gehöre doch zu den großen Culturstätten unsers Volkes, auf denen nach wie vor seine geistigen Schlachten ge schlagen würden, und die dramatischen Autoren und Componisten seien die Feldherren, deren Geist diese Stätte für die Gegenwart belebe. Obgleich Gunst 'unv Ungunst de« Schicksals abwechselnd der Genossenschaft zu Theil geworden, so stehe doch die Tbatsache fest, daß sie sich innerlich qe- krästigt habe und daß auch ihr äußeres Wachs- thum eine Bürgschaft fei für daS wachsende Ver trauen, da« sie den deutschen Autoren und Compo nisten selbst einstöße. Der neue Direktor , Herr Hermann Riotte, gebe durch mehrjährige kauf männische PrariS, literarische Bildung und Kennt niß der Theaterverhältniste, sowie durch Eifer und Energie den Mitgliedern Bürgschaft dafür, daß er seine Stellung würdig aussüllen und die Interesten der Genossenschaft nach allen Seiten hin wahrnehmen werde. Zn den erfreulichen Ereignissen des verflossenen Geschäftsjahres gehörten zwei Verträge, wovon der eine mit der Generalmtendantur der königl. Schauspiele zu Berlin, der andere mit dem en geren Ausschuß de« ActientheaterS zu Frankfurt a. M. abgeschlossen wurde. Durch den zuerst erwähnten Vertrag erledigte sich die Streitfrage: ob die königl. preußischen Intendanzen der Hvs- theater zu Hannover, Kassel und Wiesbaden vom 1. Januar 1871 ab befugt waren, Aufführungs rechte, welche von den früheren Intendanzen der im Jahre 1866 depoffedirten Fürsten der betref fenden Länder erworben worden, ohne besondere Vereinbarung mit den Urhebern der betreffenden Werke auSznüben. Mit Genehmigung de- königl. preußischen HauSministeriumS verglich sich die ge nannte Generalintendantur mit den, Vorstände der Genossenschaft dahin, daß der Genossenschaft für alle Aufführungen älterer, den Abend aus- füllcnder Werke vom 1. Oktober 1873 ab eine nach der vollen Bruttoeinnahme inclusive Abon nement zu berechnende Tantieme von 5 Proc., für die Aufführungen vom 1. Januar 1871 bis 30. September 1873 die Hälfte und für Werke, die nicht den ganzen Abend ausfüllen, die verhältnißmäßigen Procente gewährt würden. Ebenso entschloß sich das Frankfurter Actientbeater, für die älteren, von seinen Vorgängern bereits erworbenen Werke 2>/, Proc. der gesammten Bruttoeinnahme und außerdem für einzelne bereits bei seinem Bestehen aufgesührte Werke namhafter Autoren und Componisten freiwillig noch einen nachträglichen Ehrensold zu zahlen. Auch die vom Vorstande der Genossenschaft an die deutschen Concertinstitute und Gesangvereine erlassene Aufforderung zur Zahlung freiwilliger Honorare für rein musikalische Werke lebender Componisten hatte erfreulichen Erfolg, indem bis jetzt 33 Bewilligungen einliefen. Ferner gedachte der Vorsitzende mit Dank der bisherigen einzigen Bcncsizvorstcllung für die Genossenschaft, welche Se. Durchlaucht der Fürst Reust j. L. auf An regung seines Intendanten Freih. von Cramm veranstaltete. Eine vom Vorstände an den Ge sandten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Herrn George Bancrost in Berlin, gerichtete Denkschrift, betreffend den Schutz der Werke deutscher Autoren und Componisten, insbesondere der Genossenschaftsmitglieder, in Nordamerika wurde der dortigen Negierung zur Erwägung übermittelt. Da auch das deutsche Reichskanzler amt aus eine bereits früher an dasselbe gerichtete Petition des Vorstandes erklärte, es werde diesen Punct nicht aus den Augen verlieren, so sei, fügte der Vorsitzende hinzu, wenigstens für beide Regierungen eine Anregung gegeben, welche im Laufe der Zeit zur definitiven Regulirung dieser für die deutschen Schriftsteller und Componisten überaus wichtigen Frage sichren dürfte. Die Generalversammlung nahm den Bericht mit besonderer Befriedigung entgegen. Mit der Prüfung der IahreSrechnung wurden zwei Ge nossenschaftsmitglieder, die Herren Commcrzien rath Occhclhänser in Dessau und Hosrath vr. Marbach hier, betraut. Hierauf verschritt man zu einer eingehenden Berathung eine- aus Grund der bisherigen prak tischen Erfahrungen auSgearbciteten „Neuen Statuts". Durch dasselbe soll zuvörderst jeder Zweifel darüber beseitigt werden, daß die Genossen schaft als juristische Person wirkliche Cessionarin der Ansprüche der Mitglieder aus unbefugten Aufführungen ihrer Werke und lediglich rücksichtlich der Forderungen auS befugten Aufführungen Bevollmächtigte der Mitglieder. Die hierauf be züglichen Paragraphen wurden im Wesentlichen genehmigt, wogegen man beschloß, von Einführung der streng obligatorischen Genvssenschastsagentur vorläufig noch abzusehen und den Selbstvertrieb der Werke nicht schlechthin auszuschließen. Uebrigens erklärte man sich gegen eine Vertretung der Mit glieder bei der Genossenschaft durch gewerbsmäßige Agenten, sowie dagegen, daß ein Mitglied Voll machten von Autoren und Bühnenvorständen als solchen zugleich übernehme. Schließlich wurde der vorgelcgtc Entwurf des ,/Neuen Statuts" mit den beschlossenen Modifikationen und Zusätzen angenommen und außerdem noch verschiedene aus den Verkehr mit den Bühnenvorständen bezügliche Beschlüsse gefaßt. Bei der Neuwahl des Vorstandes sielen die meisten Stimmen aus die Herren Geh. Hosrath vr. Gottschall, Capcllmeister Rcinecke, Freiherr v. Flotow, Franz von Holstein, Stadtgerichtsrath Wichert und vr. H. Marbach. Zugleich wurde für besonders wichtige Genoffenschastsangelegen- heiten ein weiterer Ausschuß mit bloS bercithender Stimme constituirt. Zu Mitgliedern dieses „VorstandsratheS" wählte man die Herren Vr. Paul Lindau, vr. S. H. v. Moscnthal und G- v. Moser. — Nach Beendigung dieser zweitägigen Verhandlungen votirte die General versammlung aus Antrag des Herrn vr. Paul Lindau dem Vorsitzenden Geh. Hofrath Gvttscball für dessen umsichtige und unparteiische Leitung der Debatten und dem mit der Protokollfükrung be trauten Syndikus vr. Gerhard ihren besonderen Dank. Verschiedenes. — Ein Theil der Umgeacnd von Berlin ist «m 3. Sept. von einem Hagelfchlag heim- gesucht worden, wie ihn dort die ältesten Leute noch nicht erlebt haben. Da« Unwetter, welches kaum 20 Minuten andaucrte, begann in der Nähe von Trebbin und zog sich von Sperenberg über Luckenwalde, seitwärts bi« Iüterbogk und die Gegend zwischen Belzig und Treuenbrietzen. Au genzeugen berichten, daß die Hagelkörner in der Große von Taubeneiern mit solcher Vehemenz niederfielen, daß Alle- ringSumher verwüstet wor den ist. Das aus den Feldern stehende Futter für das Vieh ist tief in den Boden hincinaeschla- gcn, die Chausseen sind durch umgcstürzte Bäume unwegsam gemacht, den einzelnen Gehöften sämmt liche Fensterscheiben zertrümmert rc. rc. Mehrere HauSthiere sind erschlagen worden und aus den Feldern, wo noch mehrere Stunden nachher eine mehrere Zoll hohe Eisdecke lagerte, sammelten die Anwohner die Leichen von erschlagenen Rebhühnern, die immer in Gruppen von 18—20 Stück zu- sammenlagen. Der angcrickckete Schaden ist ein bedeutender. — Ueber dasselbe Unwetter berichtet man der „Magdeb. Ztg/' auS Wittenberg: Der schwer heimgesuchte Landstrich ist leider weit größer, als anfänglich vermuthet wurde. Er hat in seiner Längsrichtung (von West nach Ost) eine Ausdehnung von mindestens fünf Meilen. In der Gegend von Niemcgk sandte das eigenthümlich gelblich-graue Wettcrgewölk unter ununterbroche nem Blitzen und Donnern zuerst starken Hagel hernieder. Westlich von dieser Stadt siel nur ein wolkenbruchartigcr Regen, der sich hin und wieder in solchen «strömen sammelte, daß z. B. in dem eine Meile von Niemcgk gelegenen Dorfe Naben eine Kuh ertrank. Am nördlichen Ab hange und am Fuße des hohen Fläming raste das furchtbare Wetter weiter. In der Nähe deS Dorfes Linthe wurden zwei dem Hüfner Lobbes gehörige Pferde vom Blitze auf freiem Felde er schlagen. Der bei denselben befindliche Knecht war betäubt und mußte, als er wieder zur Be sinnung kam und um Hülse ries, unter den Pfer den vorgezoqen werden. Besonders schwer wurde das durch seine Tuchindustrie bekannte Lucken walde durch Sturm und Hagelfchlag heimgesucht. Den Mittheilungen eines dortigen Tuchfabrikan- ten zufolge, der am Freitag hierher kam, um einen Glaser zu engagiren, sieht es dort grausen- hast aus. In der Tuchfabrik von Danncnbaum, Parisicr und Comp, sind allein ca. 3000 Stück Fensterscheiben zertrümmert. Andere Tuchfabriken sind verhältnißmäßig eben so hart betroffen wor den. Durch die Fenster drangen die von« heftig sten Sturme geschleuderten Hagclstücke in die Arbeitsräume, beschädigten Maschinen und zerrissen mehrfach die auf den Webstühlen in Arbeit be findlichen Garne und Tuche. Aus den Wein bergen bei der Stadt wurde die dem Müller- mcistcr A. Schmidt zugehörige Windmühle völlig zerschmettert, und während die schweren Flügel davonflogeu, zerbrachen die Mühlsteine. Der rasende Sturm entwurzelte oder zerknickte mehr als 100 starke Bäume, namentlich Pappeln. Kleine Vögel, unter ihnen Tauben, wurden in großer Menge vom Hagel erschlagen; eine einzige Frau las z. B. mehr als 100 todte Sperlinge auf. Das Gerücht, daß mehrere Kinder von den Schloßen erschlagen seien, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Der Ackerbürger Neuendorf hatte das Unglück, durch das Scheuen seiner Pferde überfahren zu werden. — Ein Blick ab und zu in die Testamentsliste, welche die „Jllustrated London News" regelmäßig jede Woche bringt, belehrt immer von Neuem, wie viele und wie sehr reiche Männer in England existiren. Die letzte Nummer des ge nannten Blattes enthält wieder einige eklatante, wenn auch keineswegs außerordentliche Testaments- notizcn. Sir Edmund Beckett hinterläßt seinen Erben ein bewegliche- Vermögen von 300,000 Pfd. Sterl., Sir Larry Stephen Meysey-Thompson ein solches von 180,000 Pfd. St. und William Brvant, der Streichhölzerfabrikant, 160,000 Pfd. Sterl. Nach solchen Summen verdient kaum er wähnt zu werden, daß die Frau eines Geistlichen, Namens Tistlcson, 60,000 Pfd. St., und Robert Godfrey 50,000 Pfd. St. hinterlassen haben. Und doch sind 50,000 und 60,000 Pfd. St., ms Deutsche übersetzt, Summen von nahezu 350,000 und über 400,000 Thalern. Wenn aber erst die „London Jllustrated News" in ihren Notizen Summen über 500,000 Psb. Sterl., ja über eine Million Pfd. St. nennt, dann erfährt man etwas von englischen Privatvermögen. Und die Leute, die über 500.000 Pfv. St., d. h. über 3,000,000 Thlrn. hintcrlassen, sind so wenige nicht. Der „Spectator" brachte vor einigen Monaten eine ganz ansehn liche Liste solcher in einem Jahre verstorbenen Testatoren. — Am 2. September früh um 6 Uhr hat sich eine schreckliche Katastrophe in einer Kohlen grube bei ElougeS in der Gegend von MonS (Belaien) ereignet. Die Arbeiter waren eben hinabgelassen, als eine Explosion schlagender Wetter mit einem furchtbaren Krachen erfolgte. Man hat schon 12 Opfer, unter denen mehrere Frauen sind, herauSgeschafft; da aber 170 Arbeiter in der Grube waren, so befürchtet man, daß die Zahl der Todten und Verwundeten bedeutender sein wird. Die Trostlosigkeit ist in der Gegend groß, und um die Grube ereignen sich herzzer reißende Scenen.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode