Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187409245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-09
- Tag1874-09-24
- Monat1874-09
- Jahr1874
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1874
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GPschedtt tLgttch früh 6»/» Uhr. «r»«Nt»» «d TipeXli«, Johamrtsgaffe 32. Orrantw. Redactrur /r. Giittrn Sprechstlmd« d. Nwactioa «on»««»»« »«» n—u Uh, «ich-iUSH« »oa 4—» Uhr. der für dte nächst- Nummer bestimmten te an Wochentagen di- Ksthr Nachmittags, an Sonn- »d Festtagen früh dt«'/,» Uhr. Fttüü« str ZastratruL»»»hwk: vtt» Ute»». UawersitLtSstr. 22, ?«Ä< Löilbe. Hamstr 2t. part. npüaer.Mgcblalt Anzeiger. Olgas für Politik, Localgkschichtk, Handels- und GeschästSverkehr. «etz«»flage 12,054. Aho»ut»l»t»»rri< ocrteliährlich 1 Thtr. IS NgL, mrl. Bringerled» 1 lhlr. rogtzr. Jede einzelue Nummer 2'/, Ngr. Belegexemplar 1 Ngr. Lebühr^» für Extrabeilage» ohne Postbrsörderung tt Lhlr. mit Abbeförderung 14 Lhlr. Inserate «gespalteneBourgoi-zeile 1'/,Rgr. Erößere Schriftm laut unserem Prrisverzeichaiß. »erlamn, «iter d Leticttoarßrich di« Spaltzeil« » Ngr. Juferatr find stets au d. Erpetttt»« -u senden. DomrerStaA den 24. September. 1874. Bekanntmachung. Der Fond für das Leibniz-Denknial ist von 10,857 Thlr. 14 Ngr. 9 Pf. au, Schluffe des Jahres 1872 auf 11,330 Thlr. 21 Ngr. l Pf. am Schluffe veS Jahres 1873 angewachfen. Leipzig, am 21. September 1874. Der Rath der^ktadt Leipzig. vr. Koch. keckster. vr. Kock. echter. Bekanntmachung. Kür den östlichen Pavillon des neuen Theaters soll ein gußeiserner, grubenartiger Privct- dehalter beschafft und diese Lieferung in Accord vergeben werden. Zeichnungen und Bedingungen hierüber sind nn RathS-Bauamte einzufehen und die Preis- forderungen daselbst bis Montag den 28. d. MtS. AbendS S Uhr, mit der Aufschrift „Theater" versehen, versiegelt einzureichen. Leipzig, den 21. September 1874. DeS Rath» Bau »Deputation. Auf -er Sran-Mte zu Meiningen. Um mich über die gegenwärtige Lage der von dem Brandunglück henngesuchten Meininger Lands leute näher zu informiren, besuchte ich,' 14 Tage nach der stattgefundenen Katastrophe, die jetzt viel genannte Haupt- und Residenzstadt an der Werra, die ihrer Gefammtform wegen auch von Alters her den Beinamen „Harscnstadt" erhalten hat (s. den Plan in der „Jllustrirten Zeitung"). Als ich AbendS gegen 6 Uhr aus dem Bahnhose in Meiningen anlangte, fand ich die ganze At mosphäre noch stark mit brenzlichen Dünsten ge schwängert und je näher man den« Herde der Katastrophe kam, desto auffallender war der Brand geruch. Im „Sächsischen Hof", wo ich schon einige Tage vorher Quartier bestellt hatte, stieg ich ab und überzeugte mich, daß meine Wohnungs bestellung ganz am Platze war, indem Fremde, welche zu gleicher Zeit mit mir ankamen, ein Logis hier nicht erhalten konnten. Etliche 40 Ge neral- und Unteragenten deutscher Feuerversiche- runqsanstaltcn hatten fast sämmtliche Zimmer des Gasthofs in Beschlag genommen imd jede Anstalt war an der betreffenden Thür durch ihre Firma verzeichnet. Ich beeilte mich, noch ehe die Dun kelheit ei,»trat, einen Rundgang durch die mir so wohlbekannte Stadt, wo ich einst schon als Knabe iveilte, zu unternehinen. Die leuchtende Sichel des Mondes stand gerade über der alten, vom Brande geschwärzten Stadtkirche, an deren Thurm haube während des furchtbaren Feuermeeres schon die Flammen gezüngelt hatten, aber glücklich ge leicht wurden. Darunter Grabesruhe. In die untere Mar kt st raße eintretend, ge langte ich rechts bei den, sünstea Haus zur Brand stätte und peinige Schritte «eit« auch zu den, linken, westlichen Theil derselben. Das grauen erregende ChaoS, das sich Usch beiden Seiten im Herzen der Stadt meinen Blicken darbst, machte eine« erschütternden EindruA Vierzehn Tage waren seil der Uaglücksnacht vachlaße», uad 4,och immer stieg aus den Trümmer», die fortwährend von den Spritzen bearbeitet w«rd««. -tauch und Qualm auf, da und dort schlugen häufig die Flammen aufs Neue hervor, ja m den Ruinen des Rathhauses flackerte urplötzlich wieder eine Keuersänle empor und nur der Anstrenchmg der dort postirten Feuerwehr gelang es, das gierige Element zu dämpfen. Die Glnth der Brandstätte war noch so bedeutend, daß die Temperatur auch noch nach Sonnenuntergang und in der Nackt auffallend erhöht war und man nur im Schweiße deS Angesichts das moderne Pompeji durchwandern konnte. In der untern Marktstraßc, gleichwie die Grimmaische Straße m Leipzig, die Arterie zun, Herzen, zum Marktplatz der Stadt, konnte ich die einst mir bekanntesten Häuser nur noch an den massiven Eingängen und schweren Gewölben erkennen. Links machte die Zerstörung ihren An fang bei dem Hause deS Buchhändler van Eye und in dieser Richtung sielen dem.verheerenden Element auch der Gasthof zum Erbprinzen, die Buchhandlung von Brückner und Renner sowie die frühere Hofapotheke zum Opfer, rechts unter Anderem das architektonisch schönste Gebäude dieser Straße. daS Hau« de« Kauf mann Merkel, welches vor der Reformation einen Theil der dahinter liegenden gleichfalls eingeäscherten Klostcraebäude, deren emporra- gender massiver Giebel diff Jahreszahl 1544 trägt, bildete. In einer Seitengaffe neben der Landschaft, unfern der Schlundgaffe, in welcher das Feuer zum AuSbruch kam, stand in einem Aschen- und Trümmerhaufen eine Buchdrucker presse nebst Schwungrad, die Hebel, soweit die selben sichtbar waren, gebogen und zersplittert. Das war die Officin des Buchdruckers Mar bach, welcher das „Meininger Tageblatt" heraus- giebt. vom Marktplatze gen Oste», soweit das Auge blicken kann, bis zu der hundertjährigen Bekanntmachung. Die neudegründcle 5. (Hülfs-) Lehrerstelle an der Schule zu Eutritzsch mit einem Iahresgehalte von 260 Thlr. und einer Wohnungsentschädigung von jährlich 40 Thlr. ist sofort zu besetzen. Beweroer wollen sich bis zum 15. Oktober dieses Jahres unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse schriftlich bei unS anmelden. Leipzig, am 21. September 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. - ' G.Mecbl Kastanienallee des Bleichgraben, ist Alles ein Ent setzen erregender Schutt- und Trümmerhaufen, nur ein einziges schmales zweistöckiges Häuschen, einer Laterne vergleichbar, ist hier, dicht am Bleich graben, gerettet worden. Neben diesem Häuschen endete der Brand, indem eine Scheune, in welcher 180 Schock ungedroschenes Getreide lag, trotz allen Anstrengungen der Feuerwehren, in Flam men aufging. Wie gesagt, es war dies daS Ende des Dramas, aber auch ein furchtbar-schöneS, denn die Feuerfäule schlug in tausendfachen Büscheln und Garben, wie keine andere zuvor, mächtig in die Lüfte empor. Bon dem zweiten Stock des geretteten, isolirt dastehenden Häuschens hat man die beste Totalübersicht über die Brandstätte. Die Straßen, Gaffen und Gätzchen sind von Schutt durch die Pioniere vollstänivigaeräumt, so daß die Feuerstellcn einzeln besichtigt werden können; manche derselben sind jedoch abgesperrt, um UnglückSsälle zu vermeiden, da auch die stärksten Gewölbe durch die eminente Glnth geborsten sind. DaS Hinwegräumcn des Schuttes hat begonnen, aber lange wird es dauern, bis diese Riesenarbeit vollendet sein wird. Soweit bis jetzt ermittelt werden konnte, haben sich hier, mit etwa einer einzigen Ausnahme, die sonst so viel gepriesenen feuerfesten Cassenschränte leider nicht be währt. In den öden Straßen laufen noch einige Brunnen, deren hölzerne Röhrenstöcke bedeutend verkohlt find; im Hofe des großen Bnttlar'schen Hause«, welches ebenfalls, dicht an der Kirche ge legen, zu Grunde ging, findet sich auch ein solch halb verkohlter, aber noch laufender Brunnenstock, während der Wasserbehälter, der fortwährend ge füllt war und übcrlief, durch die Macht des Feuers vollständig zerstört wurde. Beim Wearäumen des Schuttes vor dem Keller des Bnttlar'schen HauseS kam ein wenige Wockcen altes Hühnchen flatternd zum Vorschein, das einzige Lebenszeichen der ehe maligen Hühnerheerde! Das Thierchen hatte sich während der Katastrophe in den Keller geflüchtet und dort »ehn Tage auSgeharrt, jedenfalls nicht ganz ohne Nahrung. Das Erste, waS der Besitzer deS Buttlar'schen HauseS, Reg.-Rath v. Buttlar, auf dem Schutte feines HauseS fand, war die Firma feine- neuen Bechstein'schcn Flügels. 8ie tnuMt »llorl» muncki! Die Heftigkeit des Feuers übersteigt alle Be griffe und das häufige „Umschlagen des Windes" mag auch durch den luftleeren Raun«, den die Glühhitze erzeugte, bedingt worden fein. Während der Höhe des BrandcS trat eine Windhose ein, von deren Mächtigkeit man nur dann eine Vor stellung erhält, wem, man bedeuft. Paß halbver kohlte, zum Theil noch leserliche Mütter aus den Acten des Rat l,HauseS durch den Orkan bis nach Neustadt am Rennsteig (5 Meilen Luftlinie-Ent fernung) getragen und dort aufgefunden wurden. Eine Thcitsache, die amtlich constatirt ist. Da durch erklärt sich die Ohnmacht, in welche dem furchtbaren Element gegenüber die verschiedenen Feuerwehren versetzt wurden. Zudem war es nicht möglich in die engen Gaffen cinzudrinacn. Bei der furicnarligen Schnelligkeit, mit welcher das Feuer um sich griff, war an eine Rettung von Hab und Gut gar nicht zu denken. Fast sämmtlicke Familien, die von dem Unglück betroffen wurden, haben weiter mchtS gerettet als die Klei dung, die sic eben aus dem Körper trugen. Am härtesten ist der Beamten-, Gelehrten- (Lehrer der höhern Schulen und der städtischen Schulen) und der sogenannte kleine Mittelstand (Gcwerb- treibcnde) betroffen. Es darf nicht verschwiegen werden, daß viele, sehr viele anständige, ja selbst vornehme Familien zu „verschämten Armen" ge worden sind. Gute und saubere Wäsche und Kleidung fehlt fast gänzlich. (Ich danke es einem angesehensten Leipziger Hause sehr, daß dasselbe, obgleich es dem Hiilss-Comitö bereit- mit einer namhaften Geldsumme beigesprungen war, auf recommandirlen Brief von Meiningen aus sofort den Stoff zu zwölf wollenen, anständigen Frauen- kleidern nach Meiningen ungesäumt direct ab- ehen ließ.) Das Brandunglück hat oft das ingen eines ganzen Menschenleben« unbarm herzig zu nichte gemacht. In solcher Lage befmdet sich z. B. der Medicinalrath vr. Dübner, der als erster Badearzt in Lieben- ftein vielen Leivziger Familien bekannt ist. Er hat sich durch unermüdliche Thätigkeit nach und nach ein stattliches Heim geschaffen, weithin bekannte wissenschaftliche Privatsammlungen und ei»e seltene» medicinische, ja berühmte Bibliothek angelegt. Auf dem Rückweg von Liebenstein be griffen, erfährt er eine Stunde Wegs vor Mei ningen den Ausbruch des Feuers, und als er in Meiningen ankam, fand er sein Haus mit Allen«, was darin enthalten war, in Schutt und Trüm mern. Alles, Alles dahin! Und die geringe Ver sicherungssumme entschädigt ihm kaum zur Hälfte das HauS. Der angesehene, schon bejahrte Arzt wohnt mit Frau in einem Stübchen seines greisen Schwiegervaters und seine zahlreiche Famlie ist bei Freunden und lieben Bekannten untergcbracht. Das ist das Loos nach dreißigjähriger Milbe und Arbeit. Solche Fälle sind ihrer nicht wenig. Aber auch Familien, deren Wohnungen voin Zeuer verschont blieben, haben empfindliche Vcr- uste gehabt, indem sie, vom Feuer bedroht, Werth- ächen, Kleidung u. dgl. bei befreundeten Familien, ern dem augenblicklichen Schauplätze deS FeuerS, in Sicherheit brachten, doch nur, um bitter ge täuscht zu werden. Das Feuer schlug nach anderer Richtung und vernichtete die vermeintlich geborge nen Sachen. Die meisten der obdachlosen Arbeiter haben Asyl in den schönen Berg Häuschen, die zu Hun derten in der nächsten Umgebung Meiningens zu finden sind und dir wohnlich eingerichtet wurden, sowie in dem ehemaligen Gebäude der Forst- atademie zu Dreißigacker und in der alten Cascrne gesunden. Etliche dreißig Bcamteusamilien hat Herzog Georg- in sein Residenzschloß gastlich ausgenommen, während auch Herzog Bernhard mehrere Familien in sein Sommerpalais unter gebracht hat. Es sind nun auch die Letzten, die «m Freien nothdürftig camplrten. in Wohnungen ausgenommen worden. Mit dein Bau von Baracken wurde begonnen. Krupp in Offen sandte franco 2000 Centner Steinkohle für die Hülssbedürstigen als erste Gabe. Schule und Kirche sind wieder ihrer früheren Bestimmmung zurückgegeben und ist der Unterricht in der Schule in bestem Gange. Das Bureau des Magistrats befindet sich bis auf Weiteres in einer Parterre-Stube eines Privathauses hinter der Kirche. Oberbürger meister Krell hat ebenfalls durch den Brand Alles verloren, und fünf Tage und Nächte kam ihm ein und dieselbe Kleidung nicht vom Leibe. Der Magistrat zu Berlin stellte dem Meininger Rath 10,000 Thlr., zn communalcn Zwecken verwendbar, zur Verfügung. DaS HvlfS-Comits hat sein Bureau in dem Residenzscblosse (Rück seite) ausgeschlagen, wo Geh. Reg.-Rath Sec- baldt in Verbindung mit Baron v. Lyncker, Adjutant des reg. Herzogs, das Ganze leitet. In der Herzog!. Reithalle arbeitet das Damen- Comit6, an der Spitze Frau Minister Giesecke, unermüdlich, um die Speiserationen zu ver- theilen, die Sendungen an Proviant und Klei dungsstücken zu sichten und zu ordnen. Xä voc«w Kleidungsstücke: was da eingesandt wurde, ist zum großen Theil kaum brauchbar und — doch ich will den Schleier der Vergessenheit über diese „schmutzige Wäsche" decken. Dank aber Denen, die Besseres und Reinliches gesendet! WaS die Versicherungen betrifft, so sind dieselben, dem Schaden gegenüber beurtheilt, meist äußerst gering gehalten, so daß sie bei kleineren Häusern in der Regel von den auf denselben stehenden Hypotheken verschlungen werden. Es bleibt deshalb den sogenannten Handwerkern, den« kleinen Mittelstand, von der Versicherungssumme in der Regel nichts übrig. Diesen Calamitosen unter stützend unter die Arme zu greisen, ist eine dringende Pflicht. Ebenso nöthig ist es. der verschämten Armen zu gedenke«. Von den Versicherungs- Anstalten haben sich eine Anzahl eben nicht „coulant" erwiesen, indem sie nörgelten und mark teten. um sich an diesen Unglücklichen noch zu be- reickzern. Darüber wird man später ein Mehrere« erfahren. An Geldspenden waren bis zum 19. d. M., also gerade innerhalb 14 Tagen, bei dem Haupt Counts m Meiningen circa 20 >.000 Gulden rhn. einaegangen. Wie ich an maßgeben der Stelle vernahm, stehen im Vcrhältniß ihrer Einwohnerzahl bezüglich der eingesandten Hülfs- gelder oben an die Städte Leipzig, Berlin und Coburg. Doch lege man die Hände nicht in den Schooß, denn dem Elend, da- über Mei ningen hereingebrochen ist, muß niit viel bedeu tenderen Mitteln begegnet werden. soll es eine wirksame Linderung erfahren. Die Feder ist nicht im Stande, den Kummer und die Sorgen zu schildern, die in Folge dieses furchtbaren Unglücks an mehr als tausend Herren nagen. Darum die Herzen und die Hände aus am Opferstock für da« arme Meiningen. vr. Ick Aus Stadt uu- Lau-. * Leipzig. 23. September, lieber den bevor stehenden Deutschen Protestantentag in Wiesbaden empfangen wir folgende Mitthei lungen: Bon dem naffauischen Protcstantenvercin ist der Antrag eingebracht worden, „daß der Aus schuß des Deutschen Protestantenvereins unter Zuziehung der Localvereinsvorstände und unter Berücksichtigung der örtlichen Bedürfnisse durch Organisation von Wandervorträgen und Ver breitung von Flugblättern für die Belebung be stehender und die Gründung neuer Ortsvereinc eine höhere und umfassendere Thätigkeit entwickeln möge." Die Mittel für diese erhöhte innere Vereinsarbeit wollen die Antragsteller durch Ver zicht auf fernere Capitalisirung von VereinSein- nahmen aufgebracht wissen. Ueberhaupt werden die Delegirtenverhandlungen die Kräftigung der Thätigkeit der Ortsvereine ernstlich ins Auge fassen müssen, da diesen noch für lange eine große und wichtige Aufgabe bleibt — die Arbeit für religiöse Volksbildung — auch dann, wenn einmal später durch freisinnigen Ausbau der Kirchen- versassung die kirchenpolitische Thätigkeit des Vereins mehr in den Hintergrund getreten sein wird. Um so erfreulicher ist es, daß man aller orts sich rüstet, den achten Protestanlentag durch Delegirte zahlreich zu beschicken. Wenn trotz dem einzelne hervorragende Mitglieder des Vereins durch örtliche Verhältnisses wie r. B. durch den gleichzeitigen Zusammentritt des Land tages in Darmstadt und der Landcsjynode in Weimar, oder durch massenhafte Copulationsan- mcldungen in Berlin rc. diesmal zu kommen ver hindert werden sollten, so werden die Ortsvereine auf Ersatz zeitig Bedacht nehmen und solche Dele girte wählen, die in der Lage sind, ein übernom menes Mandat auch auSführcn zu können. In Wiesbaden sind die Vorbereitungen für den Empfang der VcrcinSglieder nnd Gäste nahezu beendet und alle Einzelheiten sind durch das Localcomits zweckentsprechend geordnet. Das Programm bietet neben dem Ernsten und Beleh renden auch zur Erholung daS Genügende, ohne nach dieser Seite hin das Maß zn überschreiten. Zu demselben ist nachzutragen, daß DiakonuS Döring aus BreSlau am 30. September und statt seiner am 29. Decan Zittel auS Karlsruhe predigen wird. — Für authentische Berichter stattung über die Predigten und Verhandlungen selbst ist Vorsorge getroffen, indem die bisher schon hersusgegebene Correspondenz auch während der Versammlungstage und unmittelbar nachher fortgesetzt und den bisherigen Empfängern zuge sendet werden wird. Bestellungen darauf können noch an Herrn vr. Schirm, Wiesbaden, gerich tet werden. * Leipzig, 23. September. In der Versamm lung deutscher Naturforscher und Aerzte »u Breslau hielt am zweiten Sitznngstag Herr Professor vr. Reclam aus Leipzig einen hoch interessanten Bortrag über die Ausführung der Leichenverbrennung. Durch das Entgegenkommen der Breslauer städtischen Behörde war es am Tage vorher Herrn Rcclain möglich geworden, in Breslau eine Verbrennung auSzusühren, wozu ein ganz neu constrnirter Apparat benutzt und ein günstiges Resultat erzielt wurde. Den, Reclam'- schcn Vortrag wurde am Schluffe allgemeiner nnd lebhafter Beifall zu Theil. * Leipzig, 23. September. Aus dem 14. säch sischen ReichStagSwahlkreis empfangen wir heute eine Mittheilung, nach welcher man lebhaft wünscht, es möge die Staatsrcgieruna mit der amtlichen Anberaumung der Neuwahl nicht länger mehr zögern. Nach den überein stimmenden Meldungen Berliner Blätter stehe der Zusammentritt des Reichstages für Mitte oder Ende Oktober zu erwarte« und cS bleibe somit nicht viel Zeit übrig, um dem Wahlkreis einen neuen Vertreter in der bevorstehenden wichtigen Reichstagssession zu verschaffen. So lauge die Wahl nicht ausgeschrieben, werde auch nicht die überaus nöthige Rührigkeit in die Wahlagitation der reichstreuen Parteien kommen. AuS der Mittheilung geht auf'S Neue hervor, daß unter den Liberalen des Wahlkreises die bestimmte Hoff nung besteht, es werde in Betreff deS aufzu- stellenden Kandidaten zu einer Einigung kommen und daß man ernstlich Willens ist, d,e dagegen gerichteten Bestrebungen eine- bekannten, im Wahlkreise wohnenden „ sortschrittlickien " Abge ordneten zurückzuweisen. Die weit überwiegende Stimmung in der liberalen Wählerschaft gehe dahin, daß man ganz entschieden einen particula- ristischcn Fortschritt-mann nicht wählen werde. * Leipzig, 23. September. Nach dem Entwurf des GerichtsverfasfungsgefctzeS für das
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