Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187411231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-11
- Tag1874-11-23
- Monat1874-11
- Jahr1874
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1874
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Erlcheiltt tagkiA früh 6^/, Uhr. Ul-actü»» uo- Llpcdüiru JohannlSgaffr 33. Verantwortlicher Nedacteur Ar. Hüttner in Reudnitz. Sprechsivnte d. Redactioa Lirmiiia,» »vn tt—II Udr Nichmni.ig» »va 4 —t U«r Annahme der für die nächst- folgende Hummer bestimmten Inierate on Wochentagen bis 8Utir Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bis /,9Uhr. M»Ü für Z,lrr«tt»aa»,In»r: Otto «lemm. UmversitütSstr. 22. Louit Lösche. Hamstr. 21. pari. UchziM TaMM Anzeiger. OMN für Politik, Lvcalgcschichte, Handels- und Gcschästsderkchr. RvfiLgr 12,15-. nnrmr»t§»rel» vierteff. ,icl. Bringerlohn I'/, Jeee einrelnr Nummer 2V, Belegexemplar 1 Gebühren für Extrabeilage:, ohne Postbeförderimg II mit PostbeförLerung 14 Inserate 4aesp BourgoiSz. 1 Großer« Schriften taue unsrem PreiSverzrichniß. — Tabellarischer Latz nach bäberem Tarif. Nrclamea aulre -cm Kc-aclioaosirich die Lpaltzeite 3 Inserate sind stet« an d. Lepedtlion »u senden. — Rabatt wird uiä r rgeben. — Zahlung baar. durch opanweisung oder Postvorschuß. W 327. Montag den 23. November. 1874. Deutscher Reichstag. An der Reichst agSfitzung am Sonnabend, in »elcher Präsident von Forckenbeck seinen Platz wiederum eingenommen hatte, gelangte zunächst die Interpellation der Elsässer «egen angeblicher Gewaltthätigkeit der Behörden gegen jniickaekchrte Optanten zur Verhandlung. Der Hg. Winter er motidirte die Beschwerden in einer Reibe von -lagen gegen die deutsche Ber- nallung der Reichslande und verlangte im Namen seiner Wähler Auskunft über die gesetzliche Be» znindung solcher Maßregeln. Der Regierungs- Lommissar Geh. Rath Herzog wollte die Legi« timation deS Interpellanten für diese Beschwerden nicht anerkennen, da dieselben französische Staats angehörige beträfen. In der Sache selbst erklärte der BundeS-Commissar die ergriffenen Maßregeln für vollkommen gerechtfertigt und die Beschwerde für unbegründet. Der Abg. Windthorst pro- teslirte gegen die erhobenen Legitimationsbedenken, da der Reichstag auch darüber wachen müsse, daß eineni Ausländer in Deutschland kein Unrecht ge- schäbe. Hiermit war der Gegenstand erledig». Es folgte der Liebknechl'fche Antrag auf Haftentlassung Bebel's, Hasenclever'S und Most'S, dessen Begründung den Antragsteller zu einer län geren Rede über die Socialdcmokratre im Allge meinen veranlaßte. Er stellte dieselbe als einen Gegenstand willkürlicher Tenvcnzmaßregeln dar, deren Opfer auch die drei inhaflirlen Abgeord neten geworden seien. Ueber die Zustände in Deutschland verbreitete sich der Redner in einer Weise, die wiederholt die Unruhe deS Hauses her vorries und beispielsweise bei Beurtheilung der gegen die Socialdemokratcn ergangenen gericht lichen Erkenntnisse in der Aeußcrung gipfelte, daß das Wort „Es gicbt noch Richter in Berlin" zum -inderspott geworden sei. DerAbg. Träger wider sprach dem Anträge, der den RechtSstandpunct völlig bei Seite laste und dem Reichstage zumuthe, eine Bitte an den Reichskanzler zu richten. Der Abg. Windthorst dagegen schloß sich den Liebknecht'» schen Ausführungen über die gegenwärtige Straf rechtspflege in Preußen an, die es seiner Ansicht nach dahin bringen wird, daß künftig Niemand mehr salonfähig sei, der nichi im Gesängniß ge» festen habe. Fürst BiSmarck erblickte in den Aeußerungen deS Redners einen Vorwurf gegen die Regierung und machte darauf aufmerksam, daß, um einen solchen zu führen, wenigstens an einem einzigen Beispiel nachgewiesen werden müsse, daß vie' Einsperrung gegen das Gesetz verstoße. Nachdem der Abg. LaSker dagegen Verwahrung eingelegt, daß, wenn einmal ein Richterspruch erfolgt sei, der Lauf der Justiz ausgehalten werde, wandte sich der Abg. Reichenspcrger gegen den Reichs kanzler mit der Bemerkung, daß nicht nur daS Gesetz, sondern auch daS Gewissen der Menschen entscheiden wüste und daß, wo beide im Wider spruch ständen, daS erstere aufgehoben werden müsse. Fürst Bismarck fand diese Ausführungen nicht stichhaltig und wies insbesondere die Zu- umthnng zurück, die Gewissen der Ultramontanen höher zu stellen als die Gewissen der Social demokraten, was den Abg. Reichenspcrger veranlaßte, sich gegen eine Solidarität seiner Partei mit den Socialdemokraten zu verwahren. Nach einer längeren Rede deS Abg. Hassel mann wurde der Antrag sodann mit allen gegen die socialdemokratischen Stimmen abgelehnt. Nach Erledigung einer Reihe kleinerer Anträge setzte daS Haus sodann die Berathung über die Steuerfreiheit deS ReichseinkommenS fort. Der Reichskanzler erklärte geradezu, daß die Reichscasie zu keiner Zahlung von Commu- aalsteuern ermächtigt werde, wenn er nicht vom Reichstage daz» autorisirt sei. Der Abg. Wendt wollte Dem entgegen daS Reich unter allen Um ständen zur Communalabgabe herangezogen wissen, an Princip. dem der Abg. Miguel auf daS Entschiedenste widersprach. Nach Beendigung der asten Lesung beschloß daS HauS die zweite Be- Ltbung im Plenum vorzunehmen. Am Dienstag wird die Generaldebatte über die ^ustizgesetze beginnen. Tagesgeschichtliche Aeberkcht. vaS Urtheil de« größeren Publicum» über die le-im Ereignisse aus dem Reichstage lautet dahm. daß sich die Abgeordneten, der Herr Prä- ddnil nicht ausgenommen, etwa» zu sehr erhitzt haben. Da die Mehrheit des Reichstage« über b>t Behandlung der Bankfragc einig ist, so hätte fle auch eine Form finden können, die jene dra matischen Austritte verhindert hätte, welche den Franzosen mehr als un« gefallen. Sehr zu be dauern wäre e» gewesen, wenn in Folge der Vorgänge ein so bewährter Leiter wie Mar von Forckenbeck den Präsidentensitz wirklich verlast» hätte. Als Ursache fernes Rücktrittes gab er an, daß er nicht mehr die nöthige Autorität besitze Da der Reichstag auf Antrag deS Führers der Opposition einstimmig ihm sem vertrauen auSgedrückt hat, so konnte er nicht ander», als, seinen Grund widerlegt sehend, die Präsidenten wahl aufs Neue anzunehmen. Cr bringt damit ein wirkliches Opfer: denn seine nächste Pflicht ruft ihn als Oberbürgermeister nach Bresla», und er hatte schon, um dieser Pflicht genügen zu können, den Vorsitz im Landtage medemelegt. ES bestätigt sich, daß der Abg. Prof. Georg Beseler ausder nationalliberalen Fraction auSaeschieden ist. Er war schon in der Fraction scharf mit LaSker anein- andergerathen. Sein öffentliches Auftreten verdroß die Anhänger de» LaSker'schen Antrages noch mebr und so war vom Vorstände der Antrag gestellt worden, eine Mißbilligung auszusprechen über die Art und Weise, wie Beseler den von der großen Mehrheit der Fraction gebilligten Antrag bekämpft habe. Dem kam Beseler nun zuvor, indem er nach einer ruhig und würdig gehaltenen Erklärung seinen Austritt auö der Fraction anzeigte. Da durch wurde die Verhandlung über jenen Antrag beseitigt, die noch zu unangenehmen Weiterungen hätte führen können. Der Abg. I)r. Prosch hat unterstützt von 121 Mitgliederndes Reichstag- ven Antrag ein gebracht: das Alter der Großjährigkeit im ganzen Umfange deS Deutschen Reichs mit dem vollendeten einundzwanzigsten Jahre beginnen zu lasten, weil innere sachliche Gründe für eine ver schiedene gesetzliche Normirung des Volljährigkeits alters in den verschiedenen deutschen Staaten nicht erkennbar seien und dadurch eine Bedrückung deS Verkehrs bewirkt werde. Schon im Reichstage des Norddeutschen Bundes sei diese Frage be- rathen, aber nicht abgeschlossen worden, weil den Bundesrath die Voraussetzung leitete, daß daS Ziel durch die Landesgesetzgebung der betreffenden Staaten erreichbar sein werde. Diese Erwartung deS BunbesrathS ist denn auch soweit erfüllt, als inzwischen in dcn meisten deutschen Staaten, in denen bi- dahin noch abweichende Gesetzesvor schriften bestanden, das 2l. Lebensjahr als das ohne jegliche Beschränkung die Großjährigkeit ge- benve Alter gesetzlich angenommen wurde; zurück geblieben sind in dieser Beziehung nur — beide Mecklenburg und Lippe. Die Eigmthümlich- keit der mecklenburgischen VersassungSzustände und die schädigende Rückwirkung derselben aus die na tionalen Interessen spiegeln sich auch in dieser Vorkommenheit wider. Daneben leuchtet aber auch ein. daß, je mehr die Grundsätze des gemein samen HeimathSrechtS und der Freizügigkeit im Deutschen Reiche ihre Wirkungen äußern, desto häufiger die Fortdauer der annoch bestehenden Ungleichheit zu einer Quelle von Verwicklungen, Rechtsunsicherheiten und anderen Uebelständen werden muß. Bei Gelegenheit der jüngsten Anwesenheit deS Fürsten Gortschakoff in Berlin ist unter Anderem auch bestätigt worden, was über die Besetzung deS russischen BotschasterpostenS am Berliner Hofe seit Längerem bereits angedeutet war. Die Gerüchte von dem Rücktritt de« Herrn von Oubril sind unbegründet und das ver bleiben desselben auf seinem Posten um so gewisser, als Fürst BiSmarck dem russischen Reichskanzler gegenüber sein besonderes Interesse an der Er haltung deS genannten Diplomaten in seiner jetzigen Stellung an den Tag gelegt haben soll. Die Angabe übrigens, welche alS eventuellen Nach folger de» Herrn von Oubril den Sohn de» Fürsten Gortschakoff bezeichnte, ist unbegründet. Eine Versetzung de- augenblicklich in Bern be glaubigten jungen Diplomaten aus den Posten in Berlin ist an, allerwenigsten von Seiten de» deutschen Reichskanzlers jemals ^befürwortet worden. Au» Wien wird gemeldet, daß der Erzherzog -arl Ferdinand am Freitag Nachmittag 3'/, Uhr zu Selowitz in Mähren mit Tode abgegangen ist. Erzherzog-arl Ferdinand, gcb. 29. Jul, 1818, war ein Sohn des als Heerführer hochberühmten Erzherzog» Karl (gest. 30. April 1847), welcher seinerseits ein Sohn deS Kaiser« Leopold II. und ein jüngerer Bruder des letzten römischen Kaisers Kranz ll. war. Er war General der Cavallerie und Inhaber deS österreichischen Infanterie-Regi ments Nr. 51; vermählt am 18. April 1854 mit der Erzherzogin Elisabeth, einer Tochter des ver storbenen Erzherzogs Joseph, PalatinS von Ungarn, und Wittwe deS Erzherzogs Ferdinand von Este, Herzog- von Modena. Der Verstorbene hinter läßt aus dieser Ehe vier -inder: den Erzherzog Friedrich, gcb. 4 Jum 1856, die Erzherzogin Marie und die Erzhcrzöge -arl und Eugen. Bon den Geschwistern deS verstorbenen leben noch die Erzherzöge Albrecht und Wilhelm und die Erz herzogin Marie -aroline, die Gemahlin de« Erz herzog« Rainer. Pastor Lehmauu's Lüder ans dem Leben Jesu. z Lkizyig, 21. November. Gestern begann der Direktor der innern Mission, Pastor Lehmann, seine Borträge über „Bilder au- dem Leben Jesu", und zwar vor einer höchst zahlreichen Ver sammlung, dre der ersten Betrachtung: Christus deS Hauses Freund mit gespannter Aufmerk samkeit folgte. Von dem Worte des Herrn: EinS ist nolh! als dem rechten BußtagS-Thema ausgehend, wandte er sich sogleich dem Bilde Christi ru, welches der Mittelpunkt deS Christen- thumS sei. Wolle Jemand wissen, was für ein Christen thum er habe, dürfe er sich nur fragen, wie er zu Christo stehe. Der Redner führte die Anwesenden im Geiste nach Bethanien, nach der Palmenstadt, wo Jesus in ein HauS eintritt, wo er erwartet wird und willkommen ist. Die Boten, dw kommen, können noch heute vorauS- aehen — Schmerz, Krankheit, Armuth. Sterben — sie waren auch in jener Familie ausgetreten, wo die Eltern gestorben und die Geschwister auf gegenseitige Liebe und Pflege angewiesen waren. So wie seine Ankunft m Bethanien Freude erregte und über das Haus himmlische Weihe auSgoß, so ist auch jetzt daS Haus gesegnet, wo man ihm frühe sucht, deS Mittags zu Gaste ladet und auch beim Abend wieder seiner gedenkt. Die Charakterzeichnungen, welche Pastor Lehmann hierauf von der Martha und Maria gab, waren so sinnig und lebensvoll, daß sie ihren Eindruck nickt verfehlten. Maria wurde als die sinnige Tockter des Hauses hingestcllt, die Alles über dem Hqrrn vergaß, und von welcher auch wir daS stille, heilsbegieriqe Sitzen zu deS Herrn Füßen lernen sollen. Äartha erschien dagegen als die geschäftige Dienerin, die in ihrer Sorge um Irdische« das Eine, wa« noth ist, versäumt, und die uns mahnt, bei den Anforderungen de« bunten LebenS doch auch die stille Sammelzcit nicht au- den Augen z» lassen. Derjenige, welcher meint er habe zum geistigen Gammeln nicht Zeit, müsse sich doch Zeit in Krankheit, Zeit zum Sterben nehmen. Auch der Zug in Martha's Bilde, daß sie von Maria daS Gleiche gethan haben will, was sie thut, erinnert unS daran, daß wir nicht den gleichen Dienst für den Herrn, nicht eine vollständige Uniformität für alle Christen heiten verlangen sollen. Das Gute an beiden Schwestern erkennend, müssen wir auf unS achten, daß die Marthageschäftigkeit nicht zur Werkheilia- 'eit, und der Mariasinn nicht zur bloßen Gefühls- chwärmerei wird; Mariasinn und Marthathätig- eit müssen einander ergänzen. Daß Maria killt bleibt beim Schelten ihrer Schwester und die Vertheidigung dem Herrn überläßt, und daß Martha ihrer Schwester offen ins Gesicht sagt, waS sie fühlt und denkt, das sind nicht minder Musterzüge für jede Familie. Nachdem noch der Redner angedeutet, Wiedas Wort: Eins ist Noth! wohlthuend auf unS wirke, wenn unS bei den viel» Anforderungen der Welt fast bange werden möchte, schloß tr mit der Mahnung, dä HauseS Freund zu suchen, der bei de« HemseS Schmerz bei deS HauseS Gefahr unS beistehe und des Hauses Segen unS erthcile. Wenn diese Bibelstundcn zwischen dem süßlich frömmelnden Wesen und zwischen der -älte de» Unglaubens die rechte Mitte halten (daß die» Dir. Pastor Lehmann versteht, hat er in seinen überaus anziehenden und alle Gemüther, auch die, der» Christenthmn nicht auf altluthcrische Dogmen erbaut ist, ergreifenden Borträg» über innere Mission bewies»), so können sie großen Segen stiften, denn unser Her» und Meister in sein» erhaben« Zügen schlicht und einfach der Welt vorzuzeichn», daS ist eine sehr nothwcndige That, die aber nicht immer in -irchen und Gotteshäusern ihre Ausführung so findet, wie eS sein sollte. Vf. Spitta's Vorträge im Gewand- Hause über I. S. Lach. 1. Leipzig, 22. Nov. ES sind 150 Jahre her, daß der verdienstvolle Leipziger Localhistoriker Christoph Ernst Sicul in seine-Leipziger Jahr- BucheS drittem Bande, fünfter Fortsetzung, an der Spitze des „M-nathlichen verzeichmsseS ver mischter Dachen" au« Leipzig unter Februar 1723 schrieb wie folgt: „Den 7. koor. vom. Lsto LLibi, legte Herr Johann Sebastian Bach, als damahliger (Kapell meister zu Eöthen, seine Probe ab, zu dem von Herrn AuhnauS secl. Tode vaeircnden Stadt- Oantorat." Unter den Ereignissen deS Maimonats 1723 registrirt der fleißige Annalist dann noch Folgende-: „Den 30., so ver II. Sonntag nach Irioi- t»U» war, trat der neue Laotor, Herr Johann Sebastian Bach, sein Amt bey den» Stadt- Kirchen mit der erst» blusie in der Kirche zu 8t. Nicolai an. — Welcher auch da« viroetariuia der Illusie in der Akademischen Lirche erhielt jedoch nur bey dem sogenannten alt» GOttes» dienste, d. i. bey denen Fest- und tzrartai-Oratio- mbus: da hiogeg» da» viroctorium bey de« neu» GOttesdienste, d. i. bey de»» Gon»- uud Fcst-Tags-Predigt») bereits an Herrn Gvruern vergeben war. Professor Philipp Spitta'S Vorträge im Gewandhause erscheinen al» eine Art akademisch» Säcularseier deS Eintritts unsere- groß» Bach in da» Leipziger Musikleb», eine Feier, die um so angezeigter anzusehen, um so dankbarer zu würdigen ist, al» leider von keiner anderen Sette her in dieser Richtung Etwa» geschehen war und dann insofern kein Leipziger Musikgehrter zu diesem schönen Gedächtnißact berufener sein dürfte, als der unserer Niocolaitana vor wenigen Monaten gewonnene, in der ersten Blüthe seiner Kraft stehende Gelehrte, der Verfasser der bezüglich Bach'S daS ganze biographische Material und die historische Analyse der Werke zusammensasienden großangeleaten, bis zur Hälfte fertig in einen, mächtigen Lexikonoctavbande vorliegenden Mono graphie unter dem Titel: „Johann Sebastian Bach". (Leipzig, Breitkopf L Härtel 1873.) ES war ein auserlesenes und dabei doch ein zahlreiches, Leipzig als Musikstadl einmal recht ins Licht setzendes Auditorium. daS gestern Abend den großen Saal und die Gallerten deS Gewand hauses Kops an Kopf gefüllt erscheinen ließ: eine Huldigung für Altmeister Bach, an der zu einem nicht geringen Theile daS Prosessorencollegium un serer Universität in erfreulicher Weise aus all» Facultäten sein Contingent gestellt hatte. Zugleich war dieser gewählte Krei« 'inmitten des weiteren Publikums ein schönes Zeugniß für den Redner selbst. Der gestrige Bortrag drängte in den Raum einer rasch verfliegend» Stunde zusammen die Erzählung von Bach'S Herkunft, Abstammung, Erziehung. Bildungsgang, Wandelung» und Wanderungen (in des Wortes eigentlrcher Be deutung), seiner Thätigkeit und vielseitigen Wirk samkeit an den viel» Orten seiner Anstellungen vor seiner Niederlassung in Leipzig, seiner Leip ziger Thätigkeit, seiner Kunstreisen von hier (nach Dresden und ander» Orten, wo sein Name als der des erst» Orgelspieler- der Welt in Glanz und Ansehen stand), seinem leider nicht sehr freundlichen und erquicklichen Verhältniß zu Rath und Vorgesetzt», zur Kirche, zu den Schülern, der» er eine überraschend große Zahl uneigen nützig und mit,bewundernswürdiger Geduld und Leutseligkeit heranbildete, zur Familie. Mit tiefer Erregung vernahm der Hörerkreis die Thatsache, daß Bach'S Stellung in Leipzig während der 27 Jahre von 1723 bis 1750, wo er starb, eine dornen-, mühe- und sorgenvolle, !im Grunde ihn nicht befriedigende gewesen sei. Ebenso ging eine Bewegung unwilligen Erstaunen- hörbar durch daS Haus, als vr. Spitta die weitere Thatsache mittheilte, daß die Stadt Leipzig, die nicht ein mal Bachs Grabstätte kennt —, gegen Bachs Hinterlassene ihre Pflicht nicht erfüllte, indem sie eine Tochter Bach« zehn Jahre nach de- Vater- Tode al- — ,,Almosensrau"(!) sterben ließ. Nach Vollendung der Leb-nsskizze trat Redner an die Aufgabe heran, Bach'S epochemachende Stellung in der Kunstgeschichte zn entwickeln, sein verhältniß zu dm Vorbildern in seiner eigenen Familie, sowie zur musikalischen Welt seiner Zeit und der früheren Mnsikperiodm nicht bloS de» deutsch» Volkes, sondern auch der italienischen und französisch» Nation, der»Eig»thümlichkeit» er auf sich wirk» ließ. Der Grundton de» musi kalisch« Wesen» bei Bach war die Orgelknns». Redner stellte Dies in da» hellste Licht. — (Reicher Applaus.) Äus Stadt und Land. * Leipzig, 22. Nov. Die neueste „Dresdner Zeitung" veröffentlicht ein ihr auS Leipzig zu gegangenes Telegramm, in welchem gemeldet wird, daß der Verleger des hiesig» neuen Amtsblatts abermals bei der Staatsregierung Beschwerde über den Rath unserer Stadt ge lehrt habe, weil derselbe ihm nicht alle Bekannt machungen zukommen laste, sondern daS Tageblatt in dieser Hinsicht bevorzuge. Ob die vorstehende Nachricht thatsächlich begründet ist, vermögen wir heute noch nicht zu sag» ; wir theil» deshalb das obige Telegramm nur unter Vorbehalt mit, in der Hoffnung, schon in nächster Zeit Zuver lässiges über diesen neuesten interessanten Zwischen fall in der berühmt» Amtsblattfrage berichten zu können. * Leimig, 22. November. Die Budget- com Mission des Reichstag« hat sich mit dem Gpecial-Etatdesl2. (sächsischen)Armee- corpS sehr eingehend besaßt und u. A. beschloss»,
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